”Bleeding October” 12
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Sandego's Truppe fand allsbald den Einstieg in die Katakomben. Schnell und still erfolgte der Zugriff, aber schon auf den ersten paar Metern erkannten die Vampire, daß die Werwesen hier ihre Zelte abgebrochen hatten. Dennoch drangen sie weiter vor. Je tiefer sie kamen, desto stickiger wurde die Luft und vermischte sich mit bestialischem Gestank. Die Steinwände der Gänge glitzerten feucht in dem wenigen Licht, welches hier unten herrschte. Dort, wo Gänge zu den Tunneln von U-Bahnen führten, kam etwas Licht her. Aber das reichte den Vampiren völlig, um etwas zu sehen. Hier und da stießen sie auf Knochenreste. Menschliche Knochen.
Nach schier unendlicher Zeit betrat Sandego endlich eine kleine Halle, aber noch bevor er irgendwelche Befehle geben konnte, wurde er angegriffen. Doch seine Truppe war sehr gut eingespielt., die ersten 2 Werkatzen waren schnell überwältigt. Der Rest war Nebensache, das Blutbad dauerte nicht lange. Mit entschiedener Härte griffen die Vampire die Werkatzen an, aber nur wenige traten Sandego und seinem Trupp entgegen. Das machte den Vampir stutzig und bevor er den letzten tötete, griff er ihn an der Kehle "Wo ist der Rest von euch. Ihr könnt nicht alle gewesen sein!" Bissig sah die Werkatze den Vampir an, dessen Flügel und Haut übersät mit Blut war. "Ihr werdet hier Niemanden mehr töten!" Er lachte hart auf, gab sich selbst einen Ruck, so daß ihm Sandego mit einem Reflexgriff die Kehle aufriß. Mißmutig trat der Vampir gegen den ausblutenden Kadaver und fluchte leise. Er schickte seine Leute aus, doch die kamen mit der Bestätigung zurück, daß wirklich Niemand mehr hier war. Das bedeutete nichts Gutes. Erstmals hatten sie die Möglichkeit, einen Unterschlupf komplett auszuräuchern und dann waren diese Biester hier so mißtrauisch, daß sie schon längst das Weite gesucht hatten.
Sandego mußte mit seinen Leuten also unverrichteter Dinge abrücken. Letztendlich versiegelten sie noch etliche Gänge und Stollen, damit die Werwesen auch wirklich hier keinen Fuß unentdeckter Weise fassen konnten.
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Währenddessen konnte Alejscha seinen knurrenden Magen nicht mehr unterdrücken und senkte verlegen seinen Blick, als Coligny nur den Kopf schüttelte, schmunzelte und den Zimmerservice anrief. Dieser kam auch nicht viel später und nachdem er gegangen war, stürzte der junge Werpanther sich schon fast auf die nur knapp angebratenen, noch blutigen Steaks, die ihm der junge Forscher bestellt hatte. Col hingegen begnügte sich mit einer einfachen Lasagne, doch er freute sich ebenso wie sein Gegenüber auf den Salat, den er ihnen Beiden bestellt hatte. Daß der junge Forscher sich sorgte, merkte Alejscha sehr wohl, doch er sagte nichts dazu ... denn er konnte sich schon denken, daß die Zwillinge sich auslebten und ausgiebig stärkten, und außerdem wußte er ja inzwischen, daß die Beiden wunderbar mit dem Tageslicht auskamen. Alleine schon der Gedanke an seinen Liebsten ließ den jungen Werpanther innehalten und leise schnurren ... und das wiederum sorgte dafür, daß Col schmunzelte und den Kopf schüttelte, denn er konnte sich schon denken, an was Alejscha gerade dachte. Und als ob hätte dieser es herbeigewünscht hätte, kamen die Zwillinge in diesem Moment wieder zurück in das Hotelzimmer ... Col blieb sitzen, denn er wußte genau, daß Shak distanzierter war, doch Alejscha kannte diese Zurückhaltung nicht, sondern sprang Krutari förmlich in die Arme, während er ihn küßte und dabei schnurrte.
Krutari war noch halb ins Gespräch mit seinem Zwillingsbruder vertieft und bekam nur einen heraneilenden Schatten aus den Augenwinkeln mit. Aber seine Abwehrreaktion kam um Sekunden zu spät, er verlor das Gleichgewicht und wurde von Alejscha zu Boden gerissen. Sha'kafir war noch rechtzeitig zur Seite ausgewichen, damit er nicht ebenfalls überwältigt wurde. Kopfschüttelnd ließ er die Beiden hinter sich zurück und ging auf Col zu. Er legte den Kopf leicht schräg und musterte den Forscher aus seinen kalten Augen. So, wie er den Menschen in der letzten Zeit kennengelernt hatte, hatte dieser sich seinen Studien gewidmet und war weit davon entfernt gewesen, sich zu entspannen. "Haben wir eine Spur ?" fragte er kurz angebunden. Hinter ihm erklang ein Gefluche und ein kleiner Tisch ging zu Bruch, als Krutari versuchte, sich irgendwie gegen Alejschas Liebesbekunden zur Wehr zu setzen. "Wir kaufen ein Stromhalsband. Jetzt gleich !" fauchte der Vampir. Um überhaupt verständliche Worte zu formulieren, hatte Krutari in Alejschas Haare greifen und dessen Kopf mit Gewalt zurückziehen müssen. Doch der wand sich mit einer Kraft, die ihn nicht lange in diesem Zwang hielt. Krutari ergab sich nach dem kurzen Gerangel einfach. Obwohl bis zum Äußersten gestättigt und befriedigt, war das hier, was dieser Werpanther veranstaltete, doch etwas, was Krutari sich gefallen ließ.
Und genau das war es, das Alejscha gebraucht hatte, so daß er ruhig wurde und nurmehr zärtlich schnurrend auf Krutari lag. Er konnte sich nicht helfen – hier schlugen seine Instinkte durch und das mit ziemlicher Gewalt, so daß er zwar überreagiert hatte, es aber keinen Moment lang bereute. Col lachte nur leise, als er die Beiden beobachtete und wünschte sich insgeheim, daß auch Shak ein wenig auftauen könnte – doch dann seufzte er nur innerlich und schalt sich einen Narren, wandte sich ihm zu und lächelte, als er nickte. "Ja, haben wir ... Alejscha und ich kamen ziemlich gut voran, es ist jetzt viel einfacher, da wir uns gut ergänzen. Aber ganz fertig sind wir noch nicht, denn wir haben Hunger bekommen." Bei diesem Eingeständnis zuckte der junge Forscher mit den Schultern und lächelte verlegen ... denn er selbst hätte es gar nicht gemerkt, wenn der junge Werpanther nicht gewesen wäre.
Sha'kafir hob eine Augenbraue und sah Col skeptisch an. Dessen Gedanken konnte er in dem Lachen ja beinahe lesen. Unmerklich bleckte er die Zähne, unterband aber ein ärgerliches Fauchen. Der Vampir drehte sich zu seinem Zwillingsbruder herum und warf ihm einen mahnenden Blick zu. Auch wenn er sich irgendwo eingestanden hatte, dass da Liebe im Spiel war, so konnte er dennoch nicht von seinem bisherigem Verhalten abweichen. So ähnlich die Zwillinge auch äußerlich sein mochten, so unterschiedlich sah es in ihrem Inneren aus. Und das war auch gut so, entschied Sha'kafir. Wortlos wandte sich Sha'kafir von dem ganzen Geschehen ab und strebte dem Bett im Nebenzimmer entgegen.
Krutari hatte noch den merkwürdigen Blick seines Bruders mitbekommen und auch davor die wenigen Worte, dass es wieder eine Spur gab. Die Warterei hatte also ein Ende. Zusammen mit Alejscha kam er irgendwie wieder auf die Füße, fuhr sich kämmend durch die Haare und zog sein Hemd zurecht, an dem inzwischen Knöpfe fehlten. Strafend sah Krutari Alejscha an, wandte sich aber Col zu und nickte langsam. "Wir werden heute Abend aufbrechen. Gib mir das Ziel und den Rest organ..." Krutari zog das Wort in die Länge, wobei er hinter Sha'kafir hersah, "...isiere wohl ich." Er deutete hinter seinem Bruder her und fixierte dann Col. "Das kann Jahrhunderte dauern." orakelte der Vampier. Was er genau damit meinte, ließ er offen. Zum Einen könnte es bedeuten, dass Sha'kafir solange brauchte, um sich richtig auf die Situation einzustellen oder die Beziehung an sich. So oder so lag es offensichtlich an Col.
Das ahnte dieser jedoch schon und seufzte innerlich. Denn wenn Col eines inzwischen klar geworden war, dann eine sehr simple Tatsache: Er lebte definitiv nicht so lange wie Shak und ahnte schon, daß dieser sich gerade auch deshalb nicht viel Mühe gab, irgendwelche tieferen Gefühle für ihn zu entwickeln. So antwortete er Krutari nur ein leises "Jep. Ich sage dir beim Frühstück Bescheid." und folgte dem grummeligen Vampir in das Nebenzimmer, froh darum, daß es eine Verbindungstüre gab und sie nicht dauernd über den Gang gehen mußten. Alejscha war zwar noch immer ein wenig geknickt wegen der Rüge seines Liebsten, doch er klebte trotzdem an ihm und schnurrte leise, knabberte sacht an dessem Nacken und genoß die Nähe, die er zumindest im Moment erhaschen konnte. Es lag nunmal in seiner Natur – und der junge Werpanther hatte einen ziemlich großen Nachholbedarf.
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Wie besprochen wurde am folgenden Abend die neue Spur aufgenommen. Diese führte nach Polen, in die Nähe von Krakow. Dort gab es ein kleines, abgelegenes Dorf und eine alte, vergessene Waldkirche. Ohne weitere Probleme konnte der nächste Stein gefunden werden und die Statue war um einen Machtfaktor reicher. Das Überraschende dabei war, dass auch gleich der Ort des nächsten Steines bestimmt werden konnte, doch Niemand machte sich darüber Gedanken. So wurde die nächste Reiseroute geplant, die sie nach Istanbul führte. Auch hier gab es wieder keine Probleme und der Stein wurde schnell gefunden, genauso wie der nächste Ort. Das kam Sha'kafir spätestens jetzt als beunruhigend vor. Es schien beinnahe so, als hätte Jemand für sie alle Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt. Am Anfang der ganzen Suche waren noch die Vampierjäger hin und wieder auf dem Plan erschienen oder andere Widrigkeiten hatten sich in ihren Weg gestellt. Doch jetzt war der Weg geebnet, so als wolle Jemand, dass sie wirklich Erfolg hatten. Die Zwillinge unterhielten sich nur einmal darüber, während einer nächtlichen Jagd. Sie beschlossen, sehr viel vorsichtiger zu sein und ihre Sinne noch mehr auf die Umgebung zu konzentrieren. Sie vermuteten, dass - wer auch immer ihnen den Weg bereitete - sie in Sicherheit wiegen wollte, um dann umso überraschender zuschlagen zu können und sich die Statue unter den Nagel zu reißen. Das galt es definitv zu verhindern.
Die nächsten Reisen zu den letzten Steinen verliefen ebenso völlig ruhig. Weder gab es Probleme, die Steine zu finden, noch irgendwo hinzukommen. Keine Kontrollen an Flughäfen, keine Probleme beim Übernachten in fremden Städten. Sha'kafir wurde mit jedem Tag nur noch angespannter und gereizter, was inzwischen auch auf Krutari überging.
Die Suche nach den letzten Steinen dauerte noch insgesamt 4 Monate, die sie über den halben Erdball jagte. Es wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn sich alles nur auf einem Kontinent abgespielt hätte.
Je mehr Tage vergingen, desto mehr Unruhe machte sich breit. Mit jedem gefundenen Stein wuchs die Anspannung, da inzwischen regelrecht spürbar war, dass mehrere Augen auf sie gerichtet waren, um nur den Tag abzuwarten, an dem die Statue komplett war.
Zu allem Überfluss führte die Reise zum vorletzten Stein nach Ägypten, das war für die Zwillinge kein wirklich annehmbarer Ort. Somit sank die Stimmung immer tiefer. Und allein Sha'kafirs Blick hätte wohl alle Wüsten einfrieren können.
Nun lag vor ihnen der 8. Stein auf dem niedrigen Couchtisch in einer exklusiven Suite im Sofitel Winter Palace in Luxor. Daneben stand die Statue mit 7 eingesetzten Steinen und noch zwei freien Löchern. Sie hatten ihn unter dem Tempel von Luxor gefunden. An einer Stelle, wo Touristen nicht hindurften, der Bereich war einsturzgefährdet, und das seit ein paar wenigen Tagen. Krutari hatte sich die Mühe gemacht und bei einigen Reiseführern nachgefragt. Es stellte sich heraus, dass die Stelle abgesperrt worden war, als feststand, wo der 8. Stein zu finden war.
Krutari starrte den Stein an, saß auf dem Polstermöbel und knurrte hin und wieder etwas vor sich hin. Sha'kafir ging hinter der Couch mit verschränkten Armen auf und ab und hatte etwas von einem eingesperrten Tiger im Zoo. Alejsha und Col kümmerten sich derweil um die Entzifferung des letzten Hinweises. Grob wussten sie bereits jetzt, dass es nach Tschechien gehen sollte. Das hob das Gemüt auch nicht sonderlich.
Alejscha seufzte nur leise und blickte sehnsüchtig auf Krutari, ehe sein Blick auf Shak fiel, der einmal wieder Löcher in den Hotelzimmerboden lief, und die Stimmung der Beiden war so eisig und reizbar, daß sie wandelnden Zeitbomben glichen. Auch Col bemerkte das – er müßte schon blind und taub sein, um es nicht zu bemerken. Mittlerweile verwünschte sich der junge Forscher, jemals mit diesem Projekt begonnen zu haben ... und auch wenn er anfangs seltsamerweise Gefühle für den kälteren der beiden Zwillinge entwickelt hatte, so war er mittlwerweile auch nicht mehr sicher, ob das nicht nur Wunschdenken gewesen war. Sicherlich mochte er Shak – doch sie hatten in den letzten Monaten so gut wie keine Minute alleine oder intimer verbracht und der Vampir trieb sich fast jede Nacht mit seinem Bruder in den Bars umher, riß Frauen und Männer auf und vergnügte sich mit ihnen, um sie dann zu töten. Nicht unbedingt das, was sich Col unter einer Beziehung vorgestellt hatte ... und definitiv nicht eine, die er so sein Leben lang haben wollte, schließlich war er nicht nur ein Handlanger oder Gegenstand. Auch Alejscha litt unter der wachsenden Kälte Krutaris und hielt sich zurück – doch er konnte es ein wenig damit kompensieren, daß er viel Zeit mit Col verbrachte und es genoß, wenn dieser ihn manchmal kraulte, wenn er sich in seine Panthergestalt brachte. Dann wurde der junge Werpanther jedoch wieder abgelenkt, als der Forscher neben ihm kurz nickte und sich müde über das Gesicht strich, den Laptop zu Alejscha drehte und ein leises "Was denkst du ?" zu ihm sprach. "Moment ..." Alejscha las sich den Artikel durch und nickte schließlich, lächelte erleichtert und wisperte ein kurzes "Prag – wir müssen nach Prag.", darauf hoffend, daß es die drückende Stimmung im Zimmer ein wenig linderte.
Sha'kafir blieb in dem Moment stehen, als Alejsha den nächsten Zielpunkt nannte. Prag also. Die Brüder sahen sich kurz an, nickten sich zu und Krutari erhob sich. Sie sprachen nicht mehr miteinander, denn alles, was es noch dazu zu sagen gab, wussten Beide längst. Ab dem Punkt, wo die Statue komplett sein würde, war mit massiven Angriffen zu rechnen. Krutari hatte sich noch über mehrere Umwege Informationen beschafft, wie es zur Zeit in Rom aussah. Dort galten die Zwillinge für tot. Außerdem hatte Krutari in Erfahrung gebracht, dass auch Sandegos Truppe bei einer späteren Säuberungsaktion gegen die Werpanther aufgerieben worden war. Das war weniger schön, denn das hieß, dass die Familie im Moment mit sehr wenig Schutz in Rom war. Was hatte Amar nur vor ? Krutari schüttelte den Kopf und gab Alejsha einen Wink, dass er ihm folgen sollte, verließ die Suite und wechselte in die eigene. Der Aufbruch nach Prag konnte noch eine Weile dauern. Er wusste, dass diese angespannte Situation zu Fehlern führen könnte, ein wenig abschalten würde allen gut tun. Besonders Sha'kafir.
Der hatte sich dem Fenster zugewandt und sah in die Nacht hinaus. Als nur noch er und Col im Zimmer waren, sagte er leise "Wir müssen reden." und wandte sich dann langsam um. "Ist dir klar, was in nächster Zeit auf uns zukommt ?" Leise klang die dunkle Stimme und war frei von dem üblichen, herablassenden Ton. Sha'kafir setzte sich auf die Couch Col gegenüber und knetete seine Hände durch. Er wirkte unruhig, gar verstört. Aber eine kalte Gewissheit nagte an ihm. "Das kann unsere letzte Reise sein." Sha'kafir brach wieder ab, er war nicht sonderlich gut in solchen Unterhaltungen. Da war keine Gewohnheit, über sein Inneres zu sprechen oder sich gar zu erklären. Aber hatte gemerkt, dass sich Col mehr und mehr verschloss und ihm schmeckte das gar nicht. Aber er sah eine Notwendigkeit darin, denn er wusste, dass er da ein Kampf auf ihn wartete, den er wahrscheinlich nicht überleben würde. Amar wollte die Statue, Amar zog Fäden, die Sha'kafir anfänglich nicht begriffen hatte und auch nicht wahrhaben wollte. Doch jetzt musste er davon ausgehen, dass Amar alles daran setzen würde, die Macht in die Hände zu bekommen. Und im Grunde waren die Zwillinge ja schon tot. Sie noch einmal ins Jenseits zu schicken, war also nur noch reine Formsache. Und genau aus diesem Grund hatten sich die Zwillinge distanziert. Selbst Krutaris helles Lachen war sehr viel seltener erklungen, genauso wenig hatten sie sich irgendwelchen Vergnügungen hingegeben. Selbst ihre Jagd war frei von den typischen Spielchen. Es war nur noch reine Nahrungsaufnahme geworden und ein Abreagieren von der angespannten Situation. Aber wie sollte er das Col verklickern ? Im Grunde gab er sich so, um Col zu vertreiben, aber den Schmerz, den der Forscher deshalb mit sich trug, bekam auch Sha'kafir zu spüren. Und das ließ ihn nicht wie sonst kalt.
Für einen Moment wußte der junge Forscher nicht, was er sagen sollte ... doch dann seufzte er und nickte, ehe er zu dem ungewohnt gefühlvollen Vampir ihm gegenüber aufblickte. "Natürlich ist mir das klar, Shak. Schon seit einer geraumen Weile, ich bin nicht so dumm wie du denkst. Ich als Mensch werde das so oder so nicht überleben, aber inzwischen ist mir klar, daß du und Krutari auch in Gefahr seit. Es geht alles viel zu glatt – irgendetwas ist oberfaul und das ist noch untertrieben, Hm ? Sie lassen uns in Ruhe, damit wir alle Steine finden und schlagen erst dann zu ... und wir haben noch nicht einmal alle Texte entziffern und zusammenbringen können. Manchmal denke ich, wir sind die dümmsten Marionetten, die es gibt – aber dann denke ich, daß ihr Beide das schon irgendwie auf die Reihe bringt, ihr seid doch zwei der stärksten Vampire. Vielleicht schafft ihr es ja, ihr seid ja auch nicht dumm, oder ?" Bei dem Letzteren lächelte Col ein wenig und schüttelte schließlich schmunzelnd den Kopf ... die Situation war im Moment so verdreht und untypisch, daß er nicht wußte, was er sagen sollte. Vor allem, weil sich Shak so völlig anders als sonst verhielt ...
Ausdruckslos sah Sha'kafir Col an. Obwohl es ihm nicht anzusehen war, rotierten seine Gedanken. Col hatte da etwas angesprochen, was ihm selbst erst seit einiger Zeit bewusst geworden war. Sonst war ihm egal, was mit seinem Umfeld passierte und mit denen, die sich in seine Nähe wagten. Aber Col schien seinem eigenen Ende völlig gelassen entgegenzusehen. Oder doch nicht ? Der Vampir zog die Augenbrauen herab, als Col die Stärke der Zwillinge erwähnte und es beinahe nach einem Strohhalm klang, nach welchem der Forscher greifen wollte. Sha'kafir hingegen hatte arge Zweifel, dass er diesmal mit seiner herkömmlichen Methode mit heiler Haut davon kam. Amar würde Legionen schicken...
Tief durchatmend, fuhr sich Sha'kafir durch die schwarzen Haare. Kurzzeitig schimmerten sie wie Benzin in einer Pfütze. "Ich will, dass du die Forschung an dieser Stelle abbrichst. Wir wissen, wo der letzte Stein ist und damit endet der Auftrag." Welcher im Normalfall den Tod des Forschers nach sich gezogen hätte. Doch was war inzwischen schon normal ? Lächerlich !
Mehr gab Sha'kafir als Antwort nicht zurück und ging somit auch nicht wirklich auf das ein, was Col vorgebracht hatte.
Der sah ihn einen Moment lang so entgeistert an wie eine Kuh, wenn es donnerte – doch dann schnaubte Col kurz und ein sachtes Lächeln huschte über seine Züge, als er den Kopf ein wenig schieflegte und Shak betrachtete. "Komm schon ... so dumm bist du doch nicht, daß du denkst, daß sie mich dann in Ruhe lassen ? Ich weiß schon jetzt viel zu viel, da macht der Rest auch nichts mehr aus. Am Anfang hast du doch nur zu gut durchblicken lassen, daß ich nur zum Forschen nütze bin – und ansonsten totes Fleisch, das besser beseitigt wird. Das mag sich vielleicht mittlerweile bei dir und Krutari geändert haben ... doch alle anderen Vampire denken so und ich habe keine Lust, mich mein Leben lang in einem Atombunker einzusperren, sorry, ist nicht mein Ding. Außerdem bin ich neugierig – wir haben schon so viel herausgefunden, daß ich den Rest auch noch wissen will. Nenne es Ehrgeiz, Dummheit oder Forscherdrang ... ich bin bis zuletzt dabei und damit basta. Ob es dir nun paßt oder nicht, Shak."
Sha'kafir seufzte innerlich auf. Col machte ihm das Ganze viel schwerer, als es notwendig war. Natürlich wusste er, dass man Col jagen würde. Aber das würde erfolglos bleiben, wenn er Col an einen sicheren Ort brachte, zu dem nur er Zugang hatte. Nicht einmal sein Bruder würde wissen, wie man dann noch Col finden könnte. Wenigstens so lange, bis das mit der Statue für welche Seite auch immer geklärt war. Aber der Forscher war seiner Leidenschaft erlegen und so, wie dieser grad sprach, war auch solch ein Vorschlag nicht von ihm akzetabel.
Bedauern schlich sich in Sha'kafirs Blick und er seufzte resignierend auf. Er könnte Col einfach zwingen, nur dummerweise hatte er in dem Punkt inzwischen ein kleines Problem. So oder so: er würde Col verlieren.
Dieses Seufzen ließ den jungen Forscher jedoch aufhorchen und er bemerkte ein wenig verwundert, daß unter der so vertrauten Kälte in Shaks Augen Gefühle zu sehen waren. Col hätte nie gedacht, daß er das einmal bei dem Vampir sehen würde ... es brachte ihn zum Zögern und schließlich lächelte er wieder sacht, neigte sich vor und legte die Fingerspitzen seiner Rechten an die Wange des Größeren. "Heißt das, ich bin dir doch nicht ganz gleichgültig ? Bitte verzeih, aber ich dachte immer, daß ich für dich nur eine lästige Fliege mit notwendigem Fachwissen bin. Aber gerade eben war mir fast, als ob ich dir etwas bedeuten würde ... daß es dir wichtig ist, daß ich überlebe. Ist das so ? Bitte, sag mir doch, was los ist ... ich kann weder Gedanken noch Gefühle lesen und ich möchte gerne wissen, woran ich bei dir bin. Es bedeutet mir sehr viel ..." Daß er beim Sprechen sehr nahe gekommen war, bemerkte Col jedoch nicht ... ebensowenig wie das hoffnungsvolle Aufschimmern, das er nun in seinen eigenen Augen trug.
Bei der beinahe nur flüchtigen Berühung schloss der Vampier halb die Augen. Wie lange war das nun schon her ? Auch diese Nähe. Der Geruch des Forscher lag schwer in Sha'kafirs Lungen.
Auf Col's Fragen hin zögerte Sha'kafir einen Moment lang. Er konnte es jetzt ein für allemal beenden, wenn er Col einfach vor den Kopf stieß und ihm klar machte, dass er wirklich nicht mehr als ein laufendes Stück Fleisch war. Dann war Col aus der Schusslinie und würde es gar nicht merken, dass er ungesehene Wächter hatte. Es wäre der beste Weg für alle. Col würde an seiner Seite niemals lange überleben und Sha'kafir musste sich nicht länger mit der Liebe rumschlagen.
Und dennoch nickte der Vampier langsam. "Du bedeutest mir mehr, als mir lieb sein kann." antwortete er leise.
Es war nicht viel – und eigentlich war die Wortwahl keinesfalls zärtlich, doch der junge Forscher wußte, daß dies das bisher größte Eingeständnis war, daß Shak ihm gegeben hatte. "Danke ... und ich liebe dich auch, Brummbär. Auch wenn ich mir immer noch nicht sicher bin, wieso eigentlich, aber egal. Und jetzt ? Du hattest doch bestimmt einen ausgeklügelten Plan, den ich dir vorhin mit meiner Antwort völlig auf den Kopf gestellt habe, Hm ? Sag mir doch, was du vorhast, vielleicht tue ich ja, was du möchtest ? Auch wenn mich die Neugier dann halb umbringen wird." Während er sprach, kam Col noch ein wenig näher und streichelte zärtlich durch die langen, dunklen Haare, genoß das weiche Gefühl und ließ die Fingerspitzen schließlich im Nacken des Größeren ruhen.
Sha'kafirs Hände gingen wie von allein auf Wanderschaft, strichen über Cols Rücken und hielten ihn auch so bei sich.
"Ich hätte dich an einen Ort geschickt, der sicher ist." Er öffnete leicht die Lippen, so dass seine spitzen Eckzähne aufblitzten. "Und ich hätte dein Blut ausgetauscht." raunte er an Cols Lippen, die er im nächsten Moment mit einem Kuss verschloss.
Col wäre dann zwar kein geborener Vampir, aber er wäre vor allem nicht so leicht zu finden. Einen Menschen konnte ein Vampir relativ schnell finden. Trotzdem hatte er letzteres immer noch insgeheim vor. Einen Kampf würde Col als Mensch so einfach nicht überleben.
Nur ein leises, sehnsüchtiges 'Oh Gott ...' stahl sich in die Gedanken des jungen Forschers, als er diesen Kuß auskostete wie ein Ertrinkender frisches, kühles Naß – es war schon so lange her, daß er dies fühlen konnte, daß er am ganzen Leib erschauerte und den Kuß so lange auskostete, wie er dauerte. Erst, als ihm langsam die Luft ausging, löste Col seine Lippen wieder und atmete keuchend an den Lippen Shaks ein, genoß dessen Geruch und schmiegte sich eng an den warmen Körper und die ihn umfangenden Arme. "Das ... ich bin zwar kein Experte, aber ... wenn du mein Blut austauschen willst, dann bedeutet das doch, daß ich ... sowas ähnliches wie du werde, oder ? Oder bin ich dann sowas wie ein Zombie ?" Es bedeutete Col viel, daß der Vampir überhaupt an ihn dachte – und vor allem, daß er daran dachte, ihn in Sicherheit zu bringen und auch für längere Zeit bei sich haben zu wollen, als die Lebensspanne eines Menschen. Doch er war auch ein wenig unsicher, da er einfach noch nicht genug über die Vampire und diese Möglichkeiten wußte, die man mit dem Vampirblut tun konnte.
Die weiche Haut an Sha'kafirs Lippen weckte niedere Instinkte. Feine Adern pulsierten unter dieser Berühung und jede dieser Bewegungen nahm der Vampir wahr. Sie bedeuteten süßes Blut. Blut, mit Verlangen gespickt. Auch etwas, das Sha'kafir viel zu lange hatte entbehren müssen. Seine Hand griff in Cols Haare und vergub sich dort. Erst, als sich Col aus dem Kuss wieder löste, gab Sha'kafir Antwort: "Du wärest ein Vampir. Kein Geborener. Aber es würde reichen." Wozu, war offensichtlich. Allerdings verschwieg Sha'kafir, welches Ansehen erschaffene Vampiere hatten. Auch Sha'kafir dachte über diesen Punkt nicht lange nach. Er galt in seiner Familie eh als tot und würde somit in der eigenen Hierarchie nicht noch tiefer fallen können. Außerdem mussten die es erst einmal wagen, sich gegen ihn zu stellen. Bis auf Amar gab es da keine wirklichen Gegner. Doch je länger Col ihm seine Nähe nicht entzog, desto weiter nach hinten rutschten diese Gedanken.
Mit einem kräftigen Fußtritt schob er den Tisch von der Couch weg, zog Col in einer fließenden Bewegung unter sich auf den Teppich und forderte mehr. Bei jedem weiteren Kuss, die Lippen und Hals bedeckten, wechselte Sha'kafirs Aussehen ins Vampirische, bis die scharfen Reißzähne Haut zu ritzen begannen. Als die ersten Blutstropfen hervorperlten, schoss dennoch ein flüchtiger Gedanke durch seinen Kopf. Solche Momente wie jetzt würde es dann nicht mehr geben. Cols Blut wäre nicht mehr das selbe, würde seine Süße verlieren. Das einzig Reizvolle an einem Menschen wäre verloren. Wie sich Col dabei charakterlich verändern würde, hatte Sha'kafir auch nicht bedacht.
Und genau dieses Zögern sorgte dafür, daß sich die Brauen des Menschen ein wenig besorgt zusammenzogen und er blickte Shak in dessen Augen, als er ihn leise fragte. "Du zögerst, Shak – irgendetwas beschäftigt dich, also ist dieses Austauschen doch nicht das Richtige, nicht wahr ? Bitte sage es mir, vielleicht können wir ja eine Lösung finden ?" Col fühlte instinktiv, daß Shak im Moment ansprechbar und auch zugänglich war ... und daß nicht mehr viel fehlen würde, bis dies versiegte und die wilde Natur des Vampirs wieder Überhand nehmen würde.
Sha'kafir fauchte leise und leckte sich das wenige Blut von den Lippen. Col ließ sich nicht in den Moment fallen, sondern nutzte es aus, dass Sha'kafir für seine Verhältnisse doch recht gesprächig war. Finster sah er Col an und hielt in der Bewegung inne. "Wie ich bereits sagte: Du wärest ein Vampir." antwortete er und setzte nach einer Pause fort, da er in Cols Augen kein Verständnis sah. "Eben kein Mensch mehr." Sha'kafir leckte über Cols Lippen "... und mir würde dieses Blut nicht mehr zur Verfügung stehen." Das waren eindeutige Besitzansprüche, die aber auch schon ganz zu Anfang bestanden hatten. Aber noch mit einem anderen Hintergrund.
"Wäre es dann schlimm, wenn ich das nicht will ? Es mag egoistisch sein, doch ich mag es, zu sehen, wie mein Blut dir schmeckt. Das ist etwas, das nur ich kann, denn es gibt keinen anderen Menschen, der so schmeckt wie ich. Nicht wahr ? Es wäre traurig, wenn ich das nicht mehr sehen und fühlen könnte, Shak." Es kostete Col viel Kraft, noch bei klarem Kopf zu bleiben ... denn alleine schon zu fühlen, wie der Größere ihn berührte und immer wieder einige Blutstropfen kostete, war so erregend, daß es schon deutlich Wirkung zeigte.
Sha'kafir reichte es inzwischen. Er roch doch, wie stark sich Col bereits in seinem eigenen Verlangen verstrickt hatte. Somit fiel die Antwort um einiges knapper aus. Nur ein Kopfschütteln. Col blieb ein Mensch.
Und der Vampir entblößte die Reißzähne, die sich mit kaum noch vorhandener Vorsicht in das Fleisch des Forschers schlugen. Mit forderndem Saugen an der empfindlichen Haut des Halses, sog Sha'kafir das süße Blut in sich auf. Seine Hände formten sich zu Krallen und schlitzten Stoff von Cols Körper. Jedes freigelegte Stück Haut wurde mit neuen, fordernden Beührungen bedacht. Sha'kafir wollte nicht länger reden, sondern wieder das fühlen, was nun schon viel zu lange gefehlt hatte. Auch wenn diese Zeitspanne im Normalfall im Leben eines Vampires lächerlich kurz war, so wirkte sich das Verhältnis zwischen Sha'kafir und Col doch darauf aus und zog es zu Äonen hin.
Leise aufkeuchend, erschauerte der junge Forscher bis ins Mark, als er die scharfen Fänge in sein Fleisch gleiten fühlte und ein sanftes, erleichtertes Lächeln erwachte auf seinen Zügen, als Shak ihn nun berührte. Es war schon so lange her, daß Col fast schon vergessen hatte, wie gut sich das anfühlte – und er reagierte sofort, umschlang den Vampir und wisperte ein leises "Bitte ...", während er verzweifelt versuchte, Shak von der lästigen Kleidung zu befreien. Er wollte ihn in sich fühlen, so nah, wie sich zwei Liebende nur kommen konnten – es war schon viel zu lange her und er sehnte sich danach, wollte Shak fühlen und ihm zeigen, wie sehr er ihn begehrte. Nichts kündete mehr von dem enttäuschten und wütenden Mann, der noch vor einigen Minuten hier gesessen hatte ... dies alles wurde gerade von der Nähe und der Leidenschaft des Vampirs weggewischt, die auch Col wieder neu entflammte.
Sha'kafir nahm eine standfestere Position ein, die es ihm ermöglichte, die Hände frei zu haben und dennoch Cols Zunge zu einem Kampf herauszufordern. Etwas unsanft drückte eines seiner Knie in Cols Seite. So konnte er sich von seinem Hemd befreien, welches kurz darauf durchs Zimmer in irgendeine Ecke flog. Dann packte er sich wieder Col, zog ihn vom Boden hoch und drängte ihn an die nächstbeste Wand. Der Weg dahin wirkte weniger wie ein Liebesspiel, eher wie ein kleiner Kampf. Wild und unzähmbar waren die Berührungen, die jeden Sinn erregten. Mit etwas zuviel Wucht prallte Col mit dem Rücken gegen die Wand und Sha'Kafir drückte sich sogleich an ihn, hob ihn ein Stück an, so dass dieser mit seinen Beinen Halt um seine Hüften finden konnte. Danach fiel auch die Hose. Endlich drängten sich nackte Körper aneinander. Schwarze Flügel flossen aus dem Rücken des Vampiers, der sich hingebungsvoll Cols Hals widmete und mit seiner Zunge der schwachen Blutspur bis zur Brust folgte. Sha'kafirs Klauen krallten sich, ohne zu verletzen, in Cols Po und drückte ihn noch ein Stück höher.
Als der junge Mann mit dem Rücken an der Wand aufprallte, keuchte er leise auf – doch es war sofort wieder vergessen und er schloß die Augen, als er die rauen Zärtlichkeiten des Vampirs fühlte. Sicherlich waren sie härter und rauer als das, was Col sich wünschte ... doch das war ihm egal, er wollte ihn nur fühlen und keuchte erneut leise, als er die Härte Shaks an sich fühlte. Die Beine Cols schlangen sich wie von selbst um den stärkeren Körper des Vampirs und er drängte sich an ihn, wimmerte leise, als er die Zunge fühlte und das schon fast gegensätzlich sanfte Lecken.
Die gesteigerten Sinne des Vampiers nahmen jede noch so kleine Erregung von Col wahr. Das Blut des Menschen rauschte überlaut in den Ohren des Vampirs, unter seinen Fingerkuppen erzitterte Cols Haut und seine Zunge nahm den süßen Geschmack auf. Beinahe unmerklich folgten die schwarzen Federn in den Flügelspitzen dem Herzschlag des Menschen.
Aber Sha'kafir wollte noch mehr. Seine Sinne sollten sich in diesem Spiel verlieren, so dass nichts mehr von der Außenwelt an ihn herankommen konnte. Kein Gedanke sollte mehr an das Morgen verschwendet werden. Im Strudel der Reizungen und übergreifenden Gefühle sollte nur noch das jetzt zählen, und das gab er Col unmissverständlich zu verstehen. Seine reizvollen Berührungen, wenn Lippen und Zunge sich neue Regionen erschlossen und sie lustvoll umschmeichelten, wollten kein Ende finden, so als sollte das Beben in Cols Körper nie verebben. Er kostete es aus, dass Col sich ihm so hingab. Ungezwungen. Er selbst sperrte sich nicht im Geringsten gegen die Berührungen und ließ die zügelnde Kontrolle fallen. Sha'kafir genoss einfach den Körper, der sich um ihn schlang und aufreizend an ihn drückte. In seinem inzwischen schneller gewordenen Atem mischte sich immer wieder ein tiefes Schnurren, wenn sich der unendlich süße Geschmack des Blutes regelrecht in seine Zunge einbrannte. Das sonst unheilvolle Glitzern in den Augen des Vampirs sprach nur noch von regelrecht süchtigem Verlangen.
Ein Verlangen, das sich auch ein wenig in den Augen Cols wiederspiegelte, denn er kostete es bis ins Letzte aus, daß der Vampir auf ihm und seiner Lust wie auf einer gutgestimmten Violine spielte. Es war ein herrliches Gefühl, ein Reiz, wie er ihn noch nie erlebt hatte – und Col spürte, daß Shak ihm das Gefühl geben wollte, daß dies niemals enden solle. Und das geschah auch ... egal, was passieren würde, der junge Forscher würde diese Nacht niemals vergessen, denn noch nie hatte ihn etwas so entflammt oder er sich diesen Flammen so willig hingegeben, um sich verbrennen zu lassen. Es schien, als hätten sie sich Beide jegliche Zügel genommen – doch etwas fehlte, und in einem viel zu kurzen Moment von Klarheit neigte sich Col näher, wisperte ein vor Erregung heiseres und dunkles "Bitte nicht hier an der Wand ... auf dem Bett, oder noch besser: Verbrenne mich, während du fliegst, ich will nichts als die Luft und dich an mir fühlen ..." an dessen Ohr und erschauerte tief, als ihn erneut der heiße Atem des Größeren an der Halsschlagader traf.
Sha'kafir löste seine Lippen von Cols Haut und hinterließ feine Blutstropfen an der Brustwarze, die kurz zuvor durch die scharfen Reißzähne angeritzt worden war. Ein wenig verständnislos sah er zu Col hinauf und brauchte eine ganze Weile, sich wieder auf ein Gespräch zu konzentrieren. Seine Sinne waren mit anderen Dingen beschäftigt. So war auch das erste Wort eher ein Grollen. Dann folgte ein Kontrollblick durch den Raum zum Sofa, zum Bett und dann zum Fenster. Da war ein ungewöhnlicher Gedanke. Es war schon vorgekommen, dass er seine Opfer mit sich in die Höhe riss und sie dabei aussaugte, weil auch so Angst in den Adern gesteigert werden konnte. Danach ließ er einfach los. Für einen Moment lang sah Sha'kafir überlegend Col an, entblößte in einem beinnahe gehässigem Lächeln die Eckzähne und riss den Menschen dann mit sich. Mit viel zu hohem Tempo stieß sich der Vampir mit seiner Last aus dem Zimmer durchs Fenster hinaus in die Nacht. Das Fenster war nicht beidseitig geöffnet und ging durch das Flugmanöver zu Bruch. Da die Flügel während des Sprunges angelegt waren, erfasste die Erdanziehung den Vampir und zog ihn zu Boden. Rasend schnell kam das vermeindliche Ende auf die Fallenden zu. Doch dann trotzte der Vampir den Naturgesetzen und mit kräftigen Flügelschlägen durchpflügte er die Nacht und stieg zu den Sternen hinauf. Das kalte Licht der Sterne und des Mondes ließen die Scherben auf der Haut und in den Flügeln immer wieder aufblitzen. Die blutigen Kratzer schlossen sich aber bereits wieder und vereinzelt entfiel das Glas durch die Flugbewegungen den Wunden und fiel herab.
Erst, als Sha'kafir die richtigen Winde unter seinen Flügeln spürte und in den Gleitflug überging, machte er da weiter, wo er vorher aufgehört hatte, aber um Einiges fordernder. Denn er selbst wurde von seinem vampirischen Verlangen, der Jagd, geleitet. Besonders, weil er sich in der Luft befand. Nur ein geringer Teil in ihm konzentrierte sich auf den Flug, glich mit Magie das aus, was an Flügelschlägen fehlte.
Er hielt Col immer noch in der selben Position, wie er ihn an die Wand gedrängt hatte. Doch jetzt war da kein störendes Mauerwerk, so dass die Flügel bei den hin und wieder nötig werdenden langsamen Schlägen, um keine Höhe zu verlieren, soweit ausholten, dass sie sich unter Col beinnahe komplett schlossen.
Wieder suchten sich Reißzähne ihren Zugang durch die zitternde Haut des Menschen und hinterließen eine blutige Spur. In erregenden Berührungen suchten sich auch Sha'kafirs Finger einen Zugang, wobei sie doch eher sanft über die Pofalte strichen und weiter hinabwanderten bis zum eigentlichen Ziel.
Ein Ziel, das sich den suchenden Fingern nur zu gern entgegenreckte. Col brannte unter der Lust, die der Vampir in ihm erwachen ließ ... und er wollte noch weiterbrennen, berauscht durch das herrliche Gefühl, durch die Lüfte zu fliegen und bei Shak völlig sicher zu sein. In diesem Moment war der junge Forscher glücklich ... ihm fehlte nur noch eines zur Vollkommenheit, und das war, seinen Liebsten so tief in sich zu fühlen, daß sie eins wurden und zwischen ihnen nicht mehr als ein Gedanke Platz finden würde. Doch Col wußte auch, daß ihm Shak dieses Glück noch nicht sofort schenken würde und wimmerte leise, da seine Ungeduld wuchs ... jedoch auch seine Freude, da sich dies tief in sein Gedächtnis brennen würde.
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