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”A chance at happiness” 02
 

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Nach Chemie beeilte sich Jerome aus der Klasse zu kommen, und packte zügig seine Sachen in die Tasche. Er freute sich schon auf die Zeit mit Stephen und als er aus den Raum kam, prallte er leider gegen zwei der Footballspieler, die scheinbar auf einen der 'Nerds' hier gewartet hatten. Leider traf es mal wieder ihn, und er versuchte, sich einfach zügig an ihnen vorbeizuschieben.

"Ha, wen haben wir denn da ... unser kleines Mädchen, und passenderweise wieder im Rock. Na, hast du schon die Lockenwickler gefunden ? Deine Haare sind viel zu glatt, du brauchst mehr Locken und viel mehr Schminke." Ted lachte laut auf, als sein Freund Mick den Halbindianer so gehässig ansprach und neigte sich näher, um Jerome gespielt neugierig zu mustern.

Jener schnaufte innerlich und musterte nun Mick, denn der hatte lockiges Haar. “Vielleicht kannst du mir ja deine ausleihen ?” Danach erwiderte er den Blick von Ted, und gab auch ihm eine Antwort auf das Anstarren. “Gefalle ich dir so gut, oder warum starrst du mich so an ?” Er wußte, daß er sich damit wieder Ärger einhandelte, aber genau jetzt kam der Chemielehrer aus der Klasse und verhinderte, daß Ted und Mick etwas tun konnten.

Die beiden großen Footballer fluchten leise und lächelten dann überfreundlich zu dem Chemielehrer, der sie sichtbar wütend anblickte. Es dauerte einen Moment, bis sie ihm erklärt hatten, daß sie gar nichts vorhatten und wieder gehen durften ... und Ted fluchte wieder leise, als sie den Gang entlangliefen, den auch Jerome entlanggegangen war. "Verdammt, wo ist die Schwuchtel hin ?! Er wollte bestimmt raus, dort gehts in den Park !"

Der Halbindianer hatte einen kleinen Vorsprung ... aber er war leider zu knapp, und bei den Büschen in der Nähe der verdeckten Bänke holten ihn die zwei auch schon wieder ein, und bauten sich vor und hinter ihm auf. Jetzt saß er doch ziemlich in der Falle und wußte, daß es jetzt Ärger geben würde.

"Siehst du ? Jetzt haben wir ihn ... na, mein Hübscher ? Vielleicht sollten wir einmal testen, ob unter all dem Fummel wirklich ein Mann oder eine Tussie steckt." Noch während er sprach, schubste Ted den Schlankeren zu seinem Freund und Mick packte ihn an den Armen, um ihn festzuhalten, damit Ted ihm das Shirt einreißen konnte.

Jetzt hatte Jerome echt schlechte Karten ... er konnte sich in dem starken Griff auch nicht wehren, und so konnte er auch nicht verhindern, daß sein Shirt zerriß, als Ted es anpackte und kaputtmachte. “Das bezahlt ihr mir, verdammt !”

"Ha, das denkst du dir !" Mick wollte noch mehr sagen, doch dann verstummte er, als hinter ihnen ein mehr als nur wütendes "Was zum Teufel soll das hier ?!" erklang. Die beiden Footballer erstarrten kurz, als Stephen aus den Büschen zu ihnen trat und sie wütend musterte ... doch dann fing sich Ted wieder und verzog die  Miene, als er den größeren Schwarzhaarigen ansah. "Zuerst die kleine Schwuchtel und nun der Krüppel ?! Was zum Teufel tust du hier, und wieso mischst du dich hier ein ?!"

Als Jerome die letzten Worte hörte, war er wirklich schockiert. “Geht’s euch noch gut ? Wie kann man nur so oberflächlich sein !” Er konnte es nicht fassen und bebte regelrecht vor Wut.

Doch es war nichts gegen die Wut, die in Stephen erwachte, als er die Worte Teds hörte. Ohne weiter zu zögern, trat er zu ihnen und packte Ted mit der Linken, schlug ihn mit der Rechten nieder und drehte sich sofort danach zu dem Anderen, riß ihn von Jerome los und schlug ihm mit der Linken in den Magen, ehe er ihm noch einen Uppercut gab und dunkel knurrte, als er die beiden am Boden liegenden und keuchenden Footballer musterte. "Ihr solltet immer aufpassen, was ihr sagt ... ich bin zwar ein Krüppel, aber ich kann euch Arschlöcher noch immer in Grund und Boden prügeln, wenn ihr mich so nennt. Und nun verzischt euch, sonst poliere ich eure Visagen noch einmal !!"

Selbst Jerome war von dem Angriff überrascht. Ted und Mick rappelten sich auch sofort auf, stützten sich gegenseitig, und suchten so schnell sie noch konnten, das Weite. Jerome sah ihnen kurz nach, und blickte dann erschrocken auf den linken Arm. Stephens Ärmel des blauen Shirts war voller Blut und auch der Handschuh, den er trug. Nach einigen Augenblicken tropfte auch schon das erste Blut auf den Boden. “Oh, Gott ... du blutest.” Jerome kam zu Stephen, und hob den Arm vorsichtig hoch.

Jener zischte kurz auf und versuchte, den Arm wieder wegzunehmen, doch dann ließ er es, da es seine Wunden nur noch weiter aufriß. "Es ist nichts weiter. Deshalb habe ich den Sport und das Werken abgewählt, denn wenn ich mich zu sehr bewege, reißt die Haut auf, es ist nichts weiter." Es war ihm peinlich, daß der Schlankere dies sah und er blickte zur Seite, so daß seine Haare wieder über die linke Gesichtshälfte fielen und er nicht sehen mußte, wie Jerome ihn mit dem gleichen falschen Mitleid ansah, wie all die Anderen.

Das tat Jerome aber nicht. “Nichts da - komm mit, ich versorge das eben bei mir.” Er packte seinen Rucksack und blickte zu Stephen, der sich nicht so recht entscheiden konnte. “Jetzt komm schon, ich wohne nicht weit von hier. Meine Eltern sind nicht da und ich hab alles da, um die Wunden zu versorgen.”

Im ersten Moment wollte der Größere wirklich schon ablehnen - doch dann gab er nach und grummelte nur ein leises "Ich hole meinen Rucksack.", ehe er sich umwandte, wieder zu den Bänken ging und seinen Rucksack auf die rechte Schulter wuchtete. Dann kehrte Stephen zu dem Mischling zurück und folgte ihm, während er sich insgeheim fragte, wieso dieser eigentlich darauf bestand, ihm zu helfen ... doch er kam letztlich nur zu dem Schluß, daß es als Gegenleistung für seine Hilfe war, und so tat er ihm den Gefallen und ging mit.

Es dauerte auch nicht lange, und sie bogen in eine Nebenstraße ein, in der ein großes Haus mit großem Garten stand, der reichlich zugewachsen war und das Haus fast gänzlich verdeckte. Um das Grundstück war ein Holzzaun, und auch dort rankten Pflanzen rüber. “So, da sind wir schon.” murmelte Jerome und öffnete das Tor, um mit Stephen den kurzen Weg zur Haustür zu gehen. Als er die Tür öffnete, drang schon ein sanfter Geruch von Kräutern aus dem Haus.

Schon als er das Haus sah, hob der ehemalige Footballer eine Braue, da es mehr als nur ungewöhnlich war einen Garten zu sehen, der so verwildert war. Aber es gefiel ihm viel besser als die korrekt gepflegten Gärten der anderen Häuser und als er eintrat, schloß er kurz die Augen und atmete erst einmal tief ein. Erst das Geräusch der sich schließenden Türe riß Stephen wieder heraus und er nickte kurz zu dem schlankeren Halbindianer. "Ungewohnt ... aber mir gefällt das. Also die Felle, Kräuter und dazwischen die Quilts - eine ungewöhnliche Kombi." Quiltdecken kannte er von seiner Mutter, die ebenfalls quiltete ... doch die Felle faszinierten ihn, denn so etwas hatte er bisher noch nicht in einem Haus gesehen.

“Ja, meine Mutter hat das Quilten bei meiner Oma väterlicherseits gelernt, und die Kräuter und so gehören einfach zu uns ... aber jetzt komm eben mit in die Küche, ich versorge da deinen Arm.” Jerome legte seinen Rucksack ab, zog die Schuhe aus und ging langsam in die offene Wohnküche voraus. “Zieh gleich das Shirt aus, dann kann ich deinen Arm versorgen ... und keine Angst, ich falle nicht über dich her.”

Auch Stephen zog seine Schuhe aus und ließ seinen Rucksack am Eingang liegen ... aber als er die Worte Jeromes hörte, schnaubte er jedoch kurz und setzte sich in der Wohnküche auf den Hocker, den ihm der Schlankere anbot. "Ich denke nicht, daß du das tun würdest ... jedenfalls nicht mehr, wenn du mich ohne das Shirt siehst." Dann zog er den Handschuh aus und ließ ihn einfach zu Boden fallen, ehe er kurz das Gesicht verzog, als er das Shirt anhob und auszog. Es schmerzte immer, wenn er das tat und seine vernarbte Haut brach dabei immer leicht auf ... doch es war noch zu warm für Flanellhemden, und so mußte er die langärmeligen Shirts anziehen.

Jerome tat es weh, Stephen so zu sehen und er hatte nicht erwartet, daß es so schlimm war. Aber er fing sich wieder und machte rasch eine Schüssel mit heißen Wasser klar, und streute ein paar Kräuter hinein. Danach holte er noch eine Flasche mit Kräuteralkohol, und war dann fertig. “Cremst du die Haut gar nicht ein ? Das sieht nicht gut aus, sie muß geschmeidig werden.” Als Stephen sich wieder setzte, fing er gleich an, die narbige Haut mit dem Kräuterwasser abzutupfen. Man sah, daß einiges gut verheilt war, hier und da Schorf, und dann auch die frischen Risse in der verbrannten Haut.

"Ich hasse es, Cremes aufzutragen ... ich mag das Gefühl nicht. Außerdem habe ich nie eine Creme bekommen und mir keine Gedanken gemacht. Ich trainiere zweimal die Woche, deshalb gibt es so viele Krusten ... und eben diese Idioten von vorhin." Als Jerome damit begann, das Blut abzutupfen rechnete Stephen schon damit, daß es jetzt so schmerzen würde wie bei sich zu Hause, wenn er duschte ... doch die Kräuter schienen zu lindern und die Hände des Mischlings waren unerwartet sanft, auch wenn er sich nicht vor seinen Narben zu ekeln schien. "Häßlich, nicht wahr ? Aber dich scheint es nicht anzuekeln."

“Warum sollte es ? Sicher sieht es sehr schlimm aus, aber ich finde es nicht ekelhaft.” Jerome überlegte, und tupfte auch noch die anderen Narben etwas ab. “Die Kräuter im Wasser stoppen die Blutung und lindern die Schmerzen. Und das hier desinfiziert, es brennt aber leicht.” Jerom hob die kleine Flasche auf und gab etwas auf ein weiches Tuch. “Vorsicht.”

"Ich bin nicht zimperlich, also zier dich nicht - und Schmerzen habe ich schon, mir macht ein Bißchen Brennen nichts aus." Es war seltsam, daß Jerome sich nicht vor ihm ekelte ... denn Stephen betrachtete ihn kritisch und er sah, daß der Mischling ihn völlig normal behandelte. Als das Tuch auf die Wunden traf, brannte es wirklich ein wenig ... doch es war nicht weiter schlimm und sofort nach dem Auftragen hörte das kurze Brennen auf und es trat eine merkliche Linderung ein, die Stephen unwillkürlich aufseufzen ließ.

Der Schlankere lächelte innerlich, und behandelte kurz die anderen Wunden mit dem Alkohol. Danach nahm er eine kleine Dose und öffnete sie, um die Creme, die darin war, auf die Haut aufzutragen. “Darf ich dein Gesicht auch mit der Salbe behandeln, oder magst du das doch lieber selber machen ?”

Im ersten Moment wollte Stephen schon wütend werden ... doch dann schnaubte er kurz und wandte den Blick ab, ehe er ihn antwortete. "Tu einfach, was du willst ... ich hasse das Gefühl von Creme auf der Hand, wenn du das magst, selber schuld."

Jerome sagte nichts dazu und strich vorsichtig das Haar aus dem Gesicht Stephens. Die Narben dort sahen besser aus, doch er bemerkte dabei, wie verspannt Stephen im Nacken war und fing an, ihn zuerst dort zu massieren. Es war wirklich kein Wunder, daß Stephen so grimmig war.

Auch die Salbe hatte eine beruhigende Wirkung auf die gereizten Nerven und offenen Wundstellen, so daß der ehemalige Footballer für einen Moment tiefer und leichter atmete. Es tat unerwartet gut, die schlanken Hände Jeromes auf seiner Haut zu fühlen und als dieser sogar damit begann, ihn zu massieren, mußte Stephen sich ein leises Stöhnen verkneifen. "Das tut verdammt gut ..."

Das brachte Jerome zum Lächeln ... er sagte erstmal nichts, weil er Stephen jetzt nicht irgendwie aus der Entspannung reißen wollte und massierte einfach weiter. Sicher genoß er es auch, denn Stephen war sein Schwarm, aber er würde nichts tun, um ihn irgendwie zu verärgern.

Davon wußte der Größere jedoch nichts und schloß die Augen, während er die schlanken Finger genoß, welche die Verspannungen in seinen Schultern lösten, die ihn immer plagten. Nur kurz nach dem Training und nach dem Aufwachen ging es ihm etwas besser ... doch spätestens am Abend war es immer so schlimm, daß er kaum einschlafen konnte. Nach einer Weile hörte das Massieren jedoch auf und er fühlte nur noch die Hände Jeromes auf seinen Schultern, und so runzelte Stephen die Stirn und blickte zu dem Schlankeren, auch wenn er nichts sagte.

“Ich wollte noch dein Gesicht einsalben, ich denke, das tut dir auch ganz gut.” Jerome nahm seine Hände nun weg und setzte sich neben Stephen, um etwas Salbe auf seine Finger zu geben. “Ich hoffe, ich war nicht zu aufdringlich mit der Massage ... aber du warst so verspannt, ich konnte nicht anders.”

"Kein Problem - und danke dafür, es tat wirklich gut, so entspannt war ich schon lange nicht mehr. Was ist übrigens dieses Zeug, mit dem du mich abgetupft und eingecremt hast ? Ich hatte immer leichte oder stärkere Schmerzen, und jetzt ist es ... viel besser." Gerade das verwunderte Stephen sichtbar und es sorgte dafür, daß er seine Stirn wieder entspannte und einfach nur abwartete.

“Also ... das eine ist Kräuteralkohol, und in der Salbe sind auch verschiedene Kräuter. Meine Familie und ich stellen diese Sachen selber her, und verkaufen sie. Aber du brauchst dir keine Sorgen machen, die Sachen sind sehr verträglich ... die Salbe lindert Schmerzen und sorgt dafür, daß die Wunden etwas besser abheilen.” Jerome erklärte leise, und trug nun vorsichtig die Salbe auf das Gesicht von Stephen auf. Er nahm dabei nur die Fingerspitzen und achtete darauf, daß er ihm nichts ins Auge wischte. “Verbrannte Haut muß gepflegt werden, damit sie nicht spannt und wieder geschmeidiger wird.”

Als der Schlankere ihm die Creme auf die vernarbte Gesichtshaut strich, schloß Stephen automatisch die Augen und schluckte kurz, als er sich für den Schmerz wappnete ... doch er trat nicht ein, und auch hier fühlten sich die sanften Fingerspitzen mehr als nur gut an. Aber er genoß es nur kurz, ehe er ihm leise antwortete. "Ich hasse Cremes ... ich mag das Gefühl nicht, und ich bin auch keine Tussie, die sich täglich eincremen muß."

“Das hat doch damit nichts zu tun. Es ist ja nichts kosmetisches bei dir, es ist für deine Gesundheit.” Jerome wollte Stephen da auch eigentlich nicht reinreden, aber er wollte es erklären. Er war nun auch fertig und wischte die Hände an einem Handtuch ab. “Das muß kurz einwirken, magst du etwas trinken oder essen ?”

Der Größere wollte schon ablehnen, doch dann knurrte sein Magen laut auf und er seufzte mißmutig auf. "Vielleicht eine Kleinigkeit - sonst nervt das nur, ich hole mir immer im Chinesen unter meiner Wohnung was zu essen, wenn ich hochkomme. Wie lang muß das einziehen ? Ich komme mir blöd vor, wenn meine Haare nicht drüber sind." Gerade das war Stephen mehr als nur unangenehm ... denn Jerome hatte die rippenlangen Haare Stephens in dessem Nacken zurückgebunden, damit er ihn mit der Salbe einreiben konnte.

“Nicht lange, nur bis es etwas eingezogen ist. Fünf Minuten, nicht länger.” Jerome räumte noch die anderen Sachen weg und ging dann zum Kühlschrank und Herd, um ihnen beiden etwas warmes zu Essen zu machen. Er würde Steak und Salat machen, und tat dies auch sehr geschickt.

Dabei wurde er von Stephen beobachtet und er runzelte wieder ein wenig die Stirn, als er das bemerkte. Es war irgendwie schön, hier zu sitzen und Jerome dabei zuzusehen, wie er ihnen Fleisch abbriet und nebenher einen Salat zubereitete. Es erinnerte ihn an die Zeit vor seinem Unfall und das wiederum ließ Stephen innerlich aufseufzen ... denn seine Pläne, die Cheerleaderin zu heiraten, mit der er vor einem halben Jahr zusammengewesen war, zerbrachen durch den Unfall in unzählige Stücke. Denn so, wie er jetzt aussah, würde ihn keine der jungen Frauen auch nur mit dem Hintern ansehen - und so hatte er den Gedanken an eine Situation wie diese jetzt schon völlig aufgegeben. 

Jerome tat es gern und aus Gewohnheit, da seine Eltern selten zu Hause waren. Er machte noch rasch ein Dressing aus Essig, Öl und Kräutern, und stellte dann alles auf den Tisch. “So, dann mal guten Hunger. Ich hoffe, es schmeckt.” Mit den Worten legte er noch Messer dazu, und stellte zwei Gläser und ein Mineralwasser hin. Erst jetzt setzte er sich und fing an, zu essen.

Als alles am Tisch stand, setzte sich auch Stephen und zögerte ... doch dann nickte er, und wünschte seinem Gegenüber einen guten Appetit und begann zu essen. Bei dem ersten Bissen hielt er jedoch inne und schloß seine Augen, genoß es und seufzte innerlich, da es einfach nur herrlich schmeckte. "Du kochst gut, Jerome."

“Danke ... ich muß viel für mich selber kochen, daher geht es ganz gut.” Jerome erklärte es so, und nahm sich noch etwas mehr Salat. “Ich bin froh, daß es dir schmeckt.” Er lächelte nun, und schenkte sich noch etwas Wasser ein. “Magst du auch ?”

"Gerne ... Bier wäre mir lieber, aber ich darf keins trinken, da die Nerven dann noch mehr schmerzen. Und man merkt, daß du viel selbst kochst - du hast Übung darin und es schmeckt." Während er sprach, hielt Stephen ihm sein Glas hin und bedankte sich mit einem Nicken, als er einen Schluck nahm und das Glas wieder hinstellte. "Auch der Salat schmeckt sehr gut, aber ungewohnt ... ist das Löwenzahn ?" Nun doch ein wenig verwundert, spießte Stephen ein Löwenzahnblatt auf und hielt es hoch, ehe er es aß und kurz schmunzelte. "Schmeckt aber."

“Ja, Löwenzahn. Es schmeckt ganz gut, wenn man es gut kombiniert, und ich hab auch einige Kräuter in dem Dressing.” Jerome war froh, daß es Stephen schmeckte, und lächelte kurz. “Magst du noch etwas Brot zum auftunken?”

Jener nickte nur und nahm das Stück Brot an, das ihm der Halbindianer reichte, aß es zu dem Fleisch und nutzte die letzten Stücke dazu, um den Bratensaft aufzutunken. "Das war wirklich gut - schon lange nicht mehr so gut gegessen. Sag mal, wo sind deine Eltern eigentlich ? Das klang vorhin so, als ob die gar nicht hier wären."  

“Sind sie auch nicht - sie sind auf Forschungsreise auf den Philippinen.” Jerome wischte ebenfalls noch den Bratensaft auf und auch noch das Dressing, und aß genüßlich das vollgesogene Brot. “Sie suchen nach neuen Pflanzen und ihre Wirkungen.”

Das überraschte Stephen und er nickte, ehe er aufstand und damit begann, sein Geschirr abzuspülen. "Das ist schon wichtig ... gerade weil man neue Heilstoffe braucht, Antibiotika und so. Ich finde das sehr gut, auch wenn sie dich hier alleinlassen." Das war etwas ungewöhnlich, doch Stephen versuchte, es so neutral wie möglich zu halten.

“Meine Tante wohnt zwei Häuser weiter, ich bin also nicht ganz allein.” Der Mischling nahm Stephen die Teller ab und trocknete sie gleich, damit sie wieder im Regal verschwinden konnten. “Danach kannst du dich wieder anziehen, die Salbe dürfte eingezogen sein. Wie fühlt es sich an ? Die Haut müßte schon geschmeidiger sein.”

Die Frage ließ Stephen innehalten und er blickte verwundert auf seinen linken Arm. Der sonst so allgegenwärte Schmerz war zu einem dumpfen Pochen geschrumpft, das der ehemalige Footballer kaum bemerkte ... und auch die Bewegungen beim Abspülen waren nicht schmerzhaft gewesen, so daß er gar nicht bemerkt hatte, daß er nicht einmal seinen Handschuh trug. "Es ... es schmerzt kaum mehr, Jerome. Das ist ein Wunder ... ich hoffe nur, daß es noch ein wenig bleibt, dann kann ich mein Training schneller hinter mich bringen." 

“Es wird sicher ein wenig so bleiben, aber es wird noch besser, wenn es regelmäßig behandelt wird.” Jerome berührte kurz den Arm und zog seine Hand dann wieder zurück, weil er Stephen nicht unnötig berühren wollte, da er nicht wußte, ob dieser das mochte. “Wollen wir dann hier lernen ? Meine Eltern sind noch vier Wochen weg ... mindestens.”

Das Angebot war verlockend ... und nach kurzer Überlegung nickte Stephen und löste das Band, das seine Haare im Nacken gehalten hatte, damit diese wieder seine linke Gesichtshälfte verdeckten. "Gut. Und wir sehen ja, wie es aussieht, bevor ich gehe - wenn es möglich ist, kannst du mich noch einmal eincremen ? Ich trainiere zwar nur noch zweimal die Woche, aber das ist Heute, und so würde es leichter gehen." Es fiel ihm sichtbar schwer, Jerome darum zu bitten ... doch er fühlte, daß es besser ging, und er wollte das in sein Training miteinfließen lassen.

“Gleich nochmal ? Das wird nichts bringen. Es wird besser, wenn es regelmäßig passiert. Die Wirkstoffe sind jetzt schon in der Haut, und viel hilft nicht immer viel.” Jerome wußte, daß es nichts brachte. “Ich hab ne Idee ... ich behandle dich immer, wenn wir lernen, okay ? Dann wird es von Tag zu Tag besser.”

"Jeden Tag ? Okay, meinetwegen." Wenn es nur so ging, dann ging es eben nur so und Stephen nickte, ehe er sein Hemd aufnahm und es kurz betrachtete. "Kann ich das bei dir einweichen ? Das Blut geht sonst nicht mehr raus. Der Handschuh ebenso, wenns nichts ausmacht ?"

“Kein Problem, ich weich es in kaltem Wasser ein.” Jerome nahm die Sachen an sich und ging nach nebenan in den Waschraum, um die Sachen dort einzuweichen. “Wenn du magst, kannst du erstmal ein Hemd von meinem Vater anziehen, er hat in etwa deine Statur.”

"Wenn es keine Probleme macht, dann gerne - ich ... es ist mir lieber so." Es war Stephen unangenehm, daß er obenrüber nackt war - denn so sah man seine Narben ungehindert, und dies jetzt war etwas anderes als das vorige Versorgen seiner Wunden. Er konnte zwar seine Hand nicht bedecken ... doch das war nicht so schlimm wie sein linker Arm und der Teil der Brust, die durch das Feuer so vernarbt waren.

“Dachte ich mir ... ich habe ein paar hier. Du kannst mal kucken, was dir gefällt.” Es waren noch ein paar Hemden von seinem Vater hier in der Waschküche und er hoffte, daß sie Stephen nicht zu seltsam waren.

Jener kam zu Jerome und verengte kurz die Augen, ehe er eines der eher schlichteren Flanellhemden abnahm und langsam anzog. Er hatte sich angewohnt, vorsichtig zu sein, wenn er sich anzog - denn es war sehr schmerzhaft, wenn er mit seiner Haut oder einer Kruste an dem Stoff hängenblieb. Zum Glück waren die Flanellhemden weich und er nickte, ehe er es zuknöpfte und ein leises "Danke dir." murmelte. 

“Nichts zu danken, ich kann dich ja nicht halb nackt heimgehen lassen. Wollen wir noch lernen, oder verschieben wir das auf Morgen ? Also, wenn du Zeit hast.” Für Jerome war es selbstverständlich, daß er Stephen Kleidung gab, immerhin hatte er sich wegen ihm verletzt.

Der Größere überlegte einen Moment, doch dann schüttelte er kurz den Kopf und ging in den Gang, um seinen Rucksack aufzunehmen, denn der Schulparkplatz war nicht weit entfernt, so daß er nach dem Lernen nach dem Lernen zurückgehen und sein Auto holen konnte. "Nein, wir können das jetzt erledigen - für dich ist es besser wegen Mathe, dann kann ich dir gleich die Hausaufgaben erklären und sehen, was dir noch fehlt. Ich habe so oder so nichts Besseres zu tun und vielleicht sind meine Sachen dann ja auch trocken." Mit den Worten kam er wieder zu Jerome und faßte in das kalte Wasser, rieb kurz an einer blutigen Stelle und nickte, als das Blut ohne Probleme herausging. "Perfekt - es war noch frisch genug, daß es keine Flecken macht."

“Ja, zum Glück - und das kalte Wasser löst das Blut auch besser als warmes.” Jerome wartete noch, bis Stephen das Hemd an die Heizung gehängt hatte und ging dann zurück in die Küche, damit sie dort anfangen konnten, zu lernen. Hier war es gemütlich, und sie wurden beim Lernen nicht abgelenkt. Die Vorfreude auf die nächsten Hilfestunden unterdrückte Jerome aber, denn er wollte nicht zu überschwenglich wirken.

 

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