“Der Fluch des Schlangengottes” 22
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Nun war es endlich soweit und Kolja strahlte regelrecht, als sie endlich am Dorf ankamen. Er hatte noch drei Wochen Zeit gehabt, mit seinem Ziehbruder zu trainieren - und er schmunzelte leise, als Rocco erneut am Hosenbein zupfte und leise knurrte. Der junge Federnaga hatte mit seiner Stoffhose und dem schlichten, doch edlen Stoffhemd überhaupt kein Problem - im Gegenteil, er fand es herrlich, sich schön zu machen und damit seinem Vater nachzueifern, der es ebenso gern mochte, sich in edle, schöne Kleidung zu hüllen.
Rocco hatte eher ein beklemmendes Gefühl, er fand das Leder zwar okay, aber er hatte sich noch nicht so recht daran gewöhnt und zupfte immer wieder an Hose und Hemd. Das Schlimmste waren aber die Stiefel an seinen Füßen, er konnte zwar inzwischen sehr gut laufen, aber mit den Stiefeln wirkte es wieder etwas hölzern. Doch das war vergessen, als die ersten Menschen und Pferde, Kutschen und das Bahnhofsgebäude zu sehen waren. Der Zug, der Gabor nach Bombay brachte, war noch nicht da und sie gingen langsam auf den Banhof zu. Wobei Theo immer ein Auge auf seinen Spross hatte, der etwas grimmig auf ein paar junge Männer blickte, die Kolja anstarrten.
Das bemerkten jedoch weder der junge Federnaga noch Daisha, da sie damit beschäftigt waren, sich von Gabor zu verabschieden. Scott hingegen blieb bei Theo und ließ hin und wieder einen Blick zu seinem Sprößling gleiten - er war stolz darauf, daß Rocco wachsam blieb und nickte, drückte kurz dessen Schulter und neigte sich zu ihm, um ein leises "Achte auf sie - mir gefallen ihre Blicke nicht und ich muß auf die Diebe und Räuber aufpassen, die hier überall sind." ins Ohr zu wispern.
Sofort erwachte der Stolz im Sohn und er nickte leicht. "Ja, ich passe auf ... versprochen." Auch er und Theo verabschiedeten sich von Gabor, denn jetzt fuhr der Zug ein und das war natürlich jetzt erstmal das Größte für den jungen Stachelnaga. "Woah !" Einen Zug in echt zu sehen war klasse, er war groß, dampfte und zischte, und war wirklich beeindruckend.
Auch Kolja betrachtete den großen Zug mit sichtbarem Staunen - doch dann änderte sich sein Gesichtsausdruck, als er die Leute beobachtete, die aus dem Zug ausstiegen. Ihm fiel auf, daß es nur sehr wenige Ausländer waren - und die Meisten waren definitiv nicht das, was man als reich bezeichnete und er sah auch die abschätzenden Blicke, die Gabor zugeworfen wurden, als er einstieg. "Daddy ... Vater ist doch sicher im Zug, oder ?" Daisha nickte kurz und lächelte, als er die Hand auf die Schulter seines Jungen legte. "Das ist er, mein Junge ... mach dir keine Sorgen. Winke ihm lieber noch einmal, der Zug wird gleich abfahren." Scott grinste breit, als er seinen Freund im Abteil sah - und vor allem, als Kolja wie wild zu winken begann und dabei lachte.
Gabor schob das Fenster herunter, lachte und winkte seinem Kleinen zu. Es war wirklich niedlich, wie er sich gerade benahm, und ließ sein Herz etwas höher schlagen. "Ich bin ja nicht lange weg ... und ich bringe schöne Sachen mit." rief er ihnen zu, dann pfiff der Zug auch schon und setzte sich langsam in Bewegung.
"Und denke an die Einkaufsliste, die ich dir mitgegeben habe !" Die Stimme Daishas drang durch das Zischen des anfahrenden Zuges und der Rotblonde winkte nun ebenfalls kurz, ehe er leise seufzte und dem Zug nachblickte. Auch wenn er wußte, daß es nicht lange war - es lag in seinen Instinkten, daß er bei Gabor sein wollte und das belastete ihn ein wenig, so daß er sich auf andere Gedanken bringen wollte. "Komm, Theo - sehen wir mal, ob die Läden hier etwas Brauchbares haben." Währenddessen seufzte Kolja leise und hob dann eine Braue, als er den seltsamen Blick Roccos sah. "Ist was ?"
"Nein, nichts." erwiderte er sogleich und grinste. "War nur süß, wie du dich benommen hast." fügte Rocco dann doch an und kicherte leise, bevor er sich an seinen Vater wandte. "Dürfen Kolja und ich uns umsehen ?"
Die Frage hatte Scott schon erwartet und nickte kurz. "Okay - aber denk an das, was ich dir gesagt habe. Wir treffen uns in drei Stunden wieder an der Straße, die in das Dorf führt." Der große Stachelnaga wußte, daß er sich auf seinen Jungen verlassen konnte - vor allem, weil er ihm auch eines seiner Bowiemesser gegeben und ihm gezeigt hatte, wie er sich damit verteidigen konnte. Außerdem sah er, wie neugierig die Kleinen waren und ganz bestimmt nicht mit ihren beiden schlankeren Vätern in den stickigen Geschäften rumstehen wollten.
"Danke ... los komm, Kolja." Und schon packte Rocco den Jüngeren und zog ihn vom Bahnhof weg. "Ich hab ein wenig Geld, dann können wir vielleicht selber was kaufen." Es war nicht viel, aber es reichte bestimmt für ein paar Dinge.
Der ein wenig Jüngere lachte leise und ließ sich willig ziehen ... denn auch er freute sich schon darauf, ein wenig einkaufen gehen zu können. Ihre Freude währte allerdings nur einige Straßen lang - denn dann wurde ihr Weg von einer Bande Jugendlicher versperrt, die gierige Blicke auf die Börse warfen, die Rocco in seiner Hand hatte.
Hinter ihnen versperrten auch noch einige Jungen den Weg und Rocco knurrte dunkel, als die Jungen der Straßenbande grinsten. "Los, gib uns das Geld ... und den da !" Er zeigte auf Kolja, denn sie wussten, daß so ein hübscher Junge mehr als nur gutes Geld als Sklave bringen würde, denn dieses Geschäft war immer noch ein gutes.
Der junge Federnaga erschrak bis ins Mark und kam ein wenig näher zu Rocco, denn dessen dunkles Knurren gab ihm ein wenig Sicherheit. "Denk dran - du darfst dich nicht verwandeln. Aber Scott hat dir nicht verboten, das Messer zu benutzen." Zwar hatte auch Kolja ein paar Kniffe gelernt, um sich zu verteidigen ... doch jetzt, wo sie in solch einer Klemme steckten, kamen die Instinkte Koljas durch und er suchte den Schutz des jungen Stachelnagas.
"Ich weiß." wisperte Rocco, und stellte sich noch etwas besser vor seinen Ziehbruder. Gleich darauf zog er das Messer und knurrte den Anführer herausfordernd an. "Wenn du nicht feige bist, dann kämpfst du allein gegen mich. Ansonsten erledige euch alle, kein Problem." Das war es wirklich nicht, denn er hatte sehr viel über das Kämpfen und sehr schnell gelernt, wie man sich gegen Feinde zur Wehr setzte.
Der Anführer der Diebesbande knurrte jedoch zurück und ließ sich nicht reizen - er lebte schon, seit er denken konnte auf der Straße und hatte gelernt, sich nicht herausfordern zu lassen. "Los, kreist sie ein - das wird ein Kinderspiel !" Noch während er rief, zog der Älteste der jungen Straßenkinder sein eigenes Messer und nickte den Anderen zu, die ebenfalls Messer, Macheten und Knüppel zogen. "Paßt mir nur auf den Schlankeren auf, er darf nicht verwundet werden. Verletzt bringt er nur die Hälfte !" Kolja drückte sich noch ein wenig mehr mit seinem Rücken an den Roccos, als er das hörte ... und verengte die schönen, grünen Augen, als ein härterer Ausdruck darin erwachte. "Nutz es, Roc - ich decke dir den Rücken, okay ? Wir töten sie alle, wenn nötig auch mit Gift." Das leise Zischen des jungen Federnagas war für die Straßenkinder nicht verständlich, doch es zeigte deutlich Wirkung, als sie instinktiv erschauerten.
Auch Rocco zischte leise und seine Augen veränderten sich ein wenig. Ein wenig Wandlung konnte er nicht verhindern, und man sah nur das hellere, rote Leuchten seiner Augen unter dem dichten Haar, und nicht die schlangenartig geschlitzen Pupillen. Es zeigte sich anfangs nichts, doch dann griff er mit einer enormen Schnelligkeit an, schlug dem Anführer das Messer aus der Hand, fing es und trat ihm mit voller Wucht vor die Brust, um ihn so an die nächste Wand prallen zu lassen. Kaum war das passiert, entwaffnete Rocco den Nächsten und stieß ihn gegen einen weiteren, so daß ein Getümmel bei den Menschen entstand, das die Naga gut nutzen konnten.
Der junge Anführer schrie schmerzvoll auf, als er an die Wand gestoßen wurde und fiel mit einem gurgelnden Keuchen zu Boden, da seine Rippen gebrochen und durch seine Lungen gestoßen waren. Die anderen Bandenmitglieder hielten einen Moment inne, als sie das sahen - doch dann brüllten sie auf und stürzten sich auf die beiden jungen Nagas, um ihn zu rächen.
Jetzt drehte Rocco richtig auf, er stieß einige beiseite und musste nun töten, da sie sonst getötet werden würden. Während einige im Staub lagen und sich aufrappelten, erstach Rocco die Menschen, die noch standen und dann die, die sich gerade aufgerappelt hatten. Er bemerkte erst spät, daß er alle erledigt hatte und blickte sich noch leise zischend um, ob nicht doch noch einer da war.
Den Letzten erledigte allerdings Kolja, indem er ihm seine Krallen durch die Kehle zog und ihn dann mitleidlos fallen ließ, um dabei zuzusehen, wie er gurgelnd erstickte. Dann jedoch wurde der Blick des jungen Federnagas von seinem Ziehbruder angezogen, der noch immer angespannt und schwer atmend mit der blutigen Klinge dastand, sich umblickte und bedrohlich knurrte. Ohne es zu wollen, verengte Kolja genießend die Augen und grollte weich ... denn Rocco bot ein für ihn absolut herrliches Bild. Doch dann kam der junge Federnaga wieder zu Sinnen und ging zu ihm, berührte ihn sanft und zischelte leise, ehe er ihn zärtlich auf die Wange küßte und hoffte, daß die vertrauten Laute und Zärtlichkeiten genügten, um ihn wieder zu beruhigen.
Das tat es, denn Rocco wirkte, als würde er gerade aus einem Traum erwachen und blickte zu Kolja. "Geht es dir gut ?" Sofort wurde er besorgt und besah sich den Kleineren von oben bis unten, fand aber nur Blut an dessen Krallen, welches eindeutig von dem Menschen stammte.
"Ja, mir geht es gut - dank dir, Roc. Du warst wundervoll, so tödlich und männlich ..." Kolja schnurrte schon fast vor Wonne und lächelte, ehe er sich wieder fing und kurz schluckte, während er ernst wurde. "Mist ... die Leichen. Was machen wir jetzt ? Wir brauchen einen Brunnen, um das Blut von uns und aus der Kleidung zu waschen. Die Straßenköter werden sich bestimmt um die Leichen kümmern, komm, wir müssen hier weg, Roc."
"Ja, das sollten wir wohl tun." wisperte Rocco und wischte das Messer am Hemd eines der Toten ab, dann griff er sich die Hand von Kolja und zog ihn sanft von diesem Platz weg. "Ich hab vorhin einen gesehen ... komm." Sie mussten das Blut loswerden, zum Glück war es nicht so viel, wie es hätte sein können.
Der Jüngere folgte ihm ohne zu zögern und atmete erleichtert auf, als nach wenigen Momenten der Brunnen vor ihnen auftauchte. Sicherlich war es nicht mehr als ein kleines Becken, in das stetig Wasser fließ - doch es war genau richtig für sie, denn deshalb waren auch keine Menschen hier und sie konnten sich ungestört säubern und ihre Kleidung waschen. "Du warst wirklich gut, Roc - du hast sie sehr sauber und schnell getötet, Scott wäre stolz auf dich gewesen. Erzählen wir es ihnen ? Oder behalten wir es für uns ? Beides ist gut und schlecht ... wobei ich es lieber erzählen würde."
Rocco nickte und fing an, sich zu säubern. "Ja, ich würde es ihnen auch lieber erzählen, sie würden es eh merken. Selbst wenn wir alles Blut abwaschen, riechen sie es." Ausserdem wollte sein Stolz es auch ein wenig. "Und wir haben ja nichts Böses gemacht, wir haben uns nur verteidigt."
"Natürlich - du hast nur das getan, was Onkel Scott dir aufgetragen hat. Mir läuft jetzt noch eine Gänsehaut über den Rücken, wenn ich daran denke, was sie mit mir vorhatten ... sie wollten mich als Sklaven verkaufen." Allein schon der Gedanke daran ließ Kolja erschauern und er kam wieder ein wenig näher zu Rocco, da es ihn beruhigte.
"Aber du hast dich auch gut geschlagen." wisperte Rocco, wischte dem Schlankeren etwas Blut vom Gesicht und säuberte ihn so sehr zärtlich. Es zeugte nichts mehr davon, wie hart er eben im Kampf gewesen war und seine Augen schimmerten weich und noch immer besorgt.
Ein Verhalten, das der Jüngere aufsaugte wie ein Schwamm und sich wieder an ihn schmiegte, während er erneut fast schnurrte und sacht errötete. "Danke, Roc ... aber ich habe nur einen erwischt, während du sie alle nur mit dem Messer getötet hast. Dein Vater wird sehr stolz auf dich sein, wenn nicht, trete ich ihn in den Hintern." Es freute Kolja, daß der Größere sich so um ihn sorgte ... es zeugte von ihrem Zusammenhalt und auch, daß sie sich langsam weiterentwickelten.
Und zeugte auch davon, daß die Instinkte der Beiden funktionierten. Rocco beschützte sein Federchen, genau so, wie es sein sollte. "Okay, ich denke, wir sind sauber genug. Lass uns gehen, ich will jetzt doch lieber bei Daddy und Papa sein."
"Ja ... ich will auch zu ihnen, kuscheln." Kolja gab es zwar nicht gern zu, doch gerade in dieser Hinsicht zeigte sich gut, daß er noch sehr jung war, da er immer wieder gern die Nähe seiner Väter suchte. Sicherlich blieb dieses Bedürfnis auch noch, wenn sie älter waren ... doch vor allem jetzt war es besonders stark.
"Komm, wir gehen." wisperte Rocco und nahm erneut die Hand des Kleineren und züngelte kurz, um so den Geruch der Eltern zu suchen. Er fand ihn schnell und ging zügig durch die Gassen. Dann entdeckte er sie und war so erleichtert wie damals, als er fast in die Falle gefallen wäre. "Papa ..." Kaum dort, klammerte er sich an Scott. "Ich hab Kolja beschützt."
Der große Cowboy blickte ein wenig verdutzt auf seinen Jungen, der sich so eng an ihn klammerte, während Kolja sich an Daisha klammerte. Doch dann bemerkte er den zwar durch Wasser geschwächten, doch noch immer deutlichen Geruch von Blut und Adrenalin und knurrte leise, als er sich umblickte. Es schien jedoch keine Gefahr mehr zu kommen und so kniete sich Scott hin, streichelte seinem Kleinen über das Gesicht und sprach leise zu ihm. "Was ist passiert, Rocco ? Ihr riecht nach Blut und Kampf ... wurdet ihr überfallen ?" Daisha hatte gerade das gleiche fragen wollen und blickte besorgt zu seinem Jungen, der nur heftig nickte und leise weinte.
"Ja." kam es von Rocco und er schniefte kurz, bevor sein Stolz durchbrach. "Mindestens acht, sie wollten mein Geld - und dann wollten sie Kolja, sie wollten ihn als Sklaven verkaufen. Aber ich habe ihn beschützt, und sie sind alle tot." Letzteres sagte er leise, denn sie standen immer noch in der belebten Straße. "Was ?" Theo keuchte entsetzt und kniete sich ebenso hin, um nachzusehen, ob sein Spross verletzt war.
Im ersten Moment blickte Scott ungläubig auf seinen Jungen - doch dann seufzte er erleichtert und drückte ihn fest an sich, während er weich grollte und schließlich voller Stolz zu Theo blickte. "Ich bin so stolz auf den Jungen ..." Daisha schmunzelte leise und nickte, streichelte über die Köpfe ihrer Jungen und neigte sich zu Rocco, um ihm ein leises "Ich danke dir, Kleiner." zuzuwispern.
"Das war selbstverständlich ... und Papa hat ja gesagt, ich soll gut auf Kolja aufpassen." Die Angst schien vergessen und er strahlte nur so vor Stolz. Aber er keuchte leise, als Theo ihn an sich zog und fest an sich drückte. "Gott sei Dank, du bist nicht verletzt."
Daisha nickte nur und drückte seinen eigenen Sohn fest an sich, ehe er ihn losließ und Rocco einen dankbaren Kuß auf die Wange hauchte. "Ich denke, wir sollten gehen - das war genug Abenteuer für Heute und wir sollten weg sein, ehe die Polizei die Leichen entdeckt, Hm ?" Scott nickte auf die Worte des Rotblonden und stand auf, schulterte ihre Einkäufe und lächelte, als er seinen Gefährten, seinen Freund und ihre Söhne betrachtete. "Gehen wir ... daheim können wir uns dann entspannen und du erzählst uns alles haarklein, Junge."
"Ja, ich will jetzt auch heim." Der kleine Naga war doch erschöpft von dem Ganzen und behielt die Hand seines Vaters fest in seiner, als sie das Dorf wieder verließen, um in die sichere Abgeschiedenheit des Tempels zurückzukehren.
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