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“Der Kristall der Jugend” 06
 

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Seither waren etwa zwei Wochen vergangen und sie erreichten nun den Rand des Sumpfes, an dem die Straße sich gabelte. Ein sichtbar selten benutzter Weg führte hinein, und zwei gepflasterte und gut begehbare Straßen führten um ihn herum. Die beiden rothaarigen Brüder betrachteten den nebelverhangenen Sumpf sichtbar mißtrauisch und einer von ihnen knurrte kurz, als sein Pferd leicht scheute.

"Bei den Göttern - das ist das erste Mal, daß ich meinem Pferd zustimme. Dieser Sumpf ist unheimlich, was erwartet uns da, BlackBolt ?"

Jener knurrte nur leise, als er ebenfalls auf den Sumpf blickte, der vor ihnen lag - dann sah er ernst zu Helegar und antwortete ihm.

"Der Tod. Viele sind durch, da der Weg über eine Woche erspart - doch nur wenige haben es geschafft, und nahmen den Weg danach niemals wieder. Es heißt, daß die Geister der Toten die Lebenden von dem Weg abbringen und sie ertränken ... und die Geister der Ertränkten ebenfalls die Lebenden töten wollen.

Und es soll auch riesige Schlangen, fleischfressende Pflanzen und Fische, und giftige Frösche geben, die sich auf frische Beute freuen - aber all das ist Gerede der Leute, die es geschafft haben und ich selbst habe es noch nicht erlebt, da ich niemals durchging."

Sie konnten sich denken, daß der schwarzhaarige Nordländer nicht dumm genug war, auf eigene Faust hindurchzugehen - und ein Reisender hätte niemals genug zahlen können, um ihn als Leibwache für diesen Weg anzuheuern.

"Heißt also, daß wir lange brauchen, wenn wir herumgehen - und kurz und gefährlich, wenn wir durchgehen." warf einer der Jüngsten ein, und blickte in die Runde.

"Ich bin ja für den schnellen Weg."

Brann schnaubte, er war nicht gerade davon angetan.

"Ich denke, da sollten wir abstimmen."

Viele der älteren Söldner nickten auf Branns Vorschlag - denn es war noch die beste Möglichkeit, ohne viel Streitigkeiten auf eine Lösung zu kommen. Also nickte BlackBolt und wandte sich an die anderen Söldner.

"Okay - wer ist für den schnellen Weg ?"

Wie er es sich schon dachte, meldeten sich zuerst die jungen Söldner - doch langsam stimmten auch einige der älteren Söldner zu und schließlich waren es mehr als die Hälfte.

"Ich bin für den schnelleren Weg, da es ein guter Test ist, ob wir es in dem Tal schaffen, BlackBolt - denn wenn wir schon hier versagen, dann brauchen wir gar nicht zu dem Tal reiten."

Das Argument der anderen Söldner war einleuchtend und so nickte der Blitzformer und stimmte zu, während auch die Anderen nach und nach zustimmten.

"Gut, dann ist es entschieden - gehst du mit, Brann ?"

"Natürlich - ich werde mich jetzt nicht absetzen und außen herumgehen. Ich folge der Abstimmung."

Deswegen hatte er es ja vorgeschlagen, damit sie sich einig waren, und er würde BlackBolt folgen.

"Dann hinein in die Sümpfe."

"Gut."

Noch während er sprach, ritt der Blitzformer auf den Weg in den Sumpf und nahm die mannsgroße Streitaxt aus ihrer Scheide am Sattel, hielt sie kampfbereit und blickte kurz zurück, als die Anderen folgten und ebenfalls ihre Waffen zogen. Auch wenn sie meist Einzelgänger waren - sie wußten, wie man zusammenarbeitete und sich an die Seiten und nach hinten absicherte, und genau das taten sie jetzt auch.

Zu ihrem Glück war es noch früher Morgen, so daß sie lange Licht haben würden ... denn schon wenige Meter in den Sumpf sorgte der allgegenwärtige Nebel dafür, daß es dunkler wurde und der Weg schwerer zu erkennen war.

Der Nebel sorgte dafür, daß Brann eine Gänsehaut über den Rücken lief. Sie alle glaubten an Geister, und der Nebel barg Geister und Dämonen ohne Ende. Und dann kam der unsichere Weg dazu und sie mußten sicher bald von den Pferden absteigen, da es langsam sumpfiger wurde. Überall waren Geräusche, und sie mußten weiterhin wachsam sein. Es dauerte noch eine Weile, doch dann stiegen sie wirklich ab - denn der Nebel war so dicht, daß es zu Fuß sicherer war.

"Nehmt die Seile und bindet die Pferde aneinander - und bleibt bei euren Pferden, damit wir uns nicht verlieren !"

Die anderen Söldner folgten dem Befehl BlackBolts ohne ein Widerwort, da sie wußten, daß er recht hatte, banden die Tiere aneinander und blieben mit gezogenen Waffen bei den Pferden, als sie weitergingen.

Nach einer Weile durchbrach jedoch ein seltsames Geräusch die Stille, die sie bisher umgeben hatte - es klang wie ein stetiges, dunkles Schmatzen, das immer deutlicher wurde, je weiter sie vorankamen. Ein Geräusch, das sie alle leicht nervös machte, genau wie die Pferde ... und dann schoß ein riesengroßes Maul hervor, und packte eines der Pferde.

"Was !"

Brann schnitt geistesgegenwärtig das Seil durch, mit dem es mit den anderen Pferden verbunden war, damit der Rest der Tiere nicht auch noch weggerissen wurde. Eine gewaltige Pflanze hatte sich das Tier geschnappt, und verschlang nun das panisch kreischende Pferd.

"Uahhh !!"

Die beiden rothaarigen Nordländer erschraken sichtbar, doch sie schlugen wie auch die anderen Söldner auf die Pflanzen ein, die nun aus dem Wasser schnellten und nach ihnen schnappten. Auch BlackBolt schlug mit seiner Axt auf die oberschenkeldicken Stengel dieser fleischfressenden Pflanzen ein und köpfte so zwei der Pflanzen, die sich sofort zurückzogen und eine Lücke entstehen ließen.

"Weiter !! Lauft, und zerrt die Pferde mit !!"

Noch während er rief, packte der Blitzformer seinen Hengst und lief voran, zerrte das vor Angst schrill wiehernde Pferd mit sich und weiter auf den Weg, der vor ihnen lag. Erst nach einer gewissen Strecke hielt er an und drehte sich um - und fluchte lauthals, als er sah, daß noch ein Pferd und zwei Söldner von diesen Pflanzen gefressen worden waren.

"Verdammt ! Ist Jemand verletzt ?"

Die Männer sammelten sich sofort so, daß sie dicht zusammenstanden, und sich schützen konnten.

"Nur leicht."

Einer der Männer hatte eine kleine Wunde abbekommen und versorgte sie sofort, damit es nicht zu stark blutete.

"Das ist wirklich ein Höllensumpf." murmelte ein Anderer, und einige stimmten mit einem Brummeln mit ein.

Aber nun waren sie hier, jetzt mußten sie auch weiter und durch.

"Wieso hast du uns nicht mit deinen verdammten Blitzen geholfen, Nordländer ?! Sonst prahlst du auch immer damit."

Einer der Söldner, der sein Pferd verloren hatte, knurrte die Worte leise heraus, und der Blitzformer knurrte ebenfalls, ehe er zu ihm kam und die langen Fänge fletschte.

"Weil ich euch dann alle getötet hätte, darum ! Hier ist überall Nebel und Wasser ... und ihr alle tragt Metall. Nicht einmal ich hätte verhindern können, daß die Blitze auch in euch gefahren wären !"

Daran hatte der Söldner nicht gedacht und so nickte er nur, grummelte eine Entschuldigung und BlackBolt knurrte kurz, ehe er sie akzeptierte und sich zu den Anderen drehte.

"Paßt ab jetzt auf - wir haben noch einen weiten Weg vor uns und wir sollten unbedingt auf der Straße bleiben. Tretet niemals in den Sumpf - die Pflanzen sind nicht das Einzige, das in diesen modrigen Gewässern lauert."

Die Männer brummelten wieder einstimmig, und gingen nun weiter. Es war ein wirklich gruseliger Sumpf, und der Nebel wurde langsam wieder dichter. Brann kam ein Stück vor zu BlackBolt, und fragte leise.

"Wie lange brauchen wir hier durch ?"

"Ich weiß es nicht, Brann - ich bin noch niemals hier durchgegangen. Laut denen, die es geschafft haben, zwei Tage ... der Weg außenrum dauert über eine Woche. Wir müssen zusehen, daß wir so schnell wie möglich gehen und so lange wie möglich - und wenn wir lagern, ist es wichtig, immer vier Wachen zu haben und abzuwechseln. Ich habe nicht vor, in diesem stinkenden Sumpf zu sterben - und ich denke, daß es auch keiner der Anderen will."

Erneut hob sich ein zustimmendes Gemurmel, ehe sie verstummten und weitergingen. Ein jeder von ihnen wußte, daß hier noch viele Gefahren lauerten ... und daß ihr einzige Chance dagegen die Stärke war, die sie gemeinsam als Söldner besaßen.

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