Balken01a


“Der Kristall der Jugend” 07
 

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Mitterweile war es Nacht, und sie hatten auf einem größeren, freien Inselchen ein Nachtlager aufgeschlagen. Die Wachen waren eingeteilt und sie hatte in der Mitte ein Feuer entzündet, das eher wärmte als Licht zu geben, denn es war sehr hell durch den dichten Nebel und die Vollmonde.

Schlafen konnte kaum einer richtig ... aber sie wußten, daß sie ruhen mußten und auch Brann zwang sich dazu, seine Augen zu schließen, um seinem Körper etwas Ruhe zu gönnen. Um sie herum waren viele Geräusche - leichtes Plätschern, das Zirpen von Insekten, und das Quaken von Fröschen.

Auch BlackBolt war noch wach, auch wenn er die Augen geschlossen hatte. Sie alle kannten diese Art, Energie und Ruhe zu tanken, da es auch in einem Krieg oft nicht anders ging - und so hielt der Schwarzhaarige seine Sinne offen, während er seinem Körper und seinem Geist etwas Ruhe gönnte.

Dabei lag er allerdings nicht, sondern saß auf seinem Sattel und lehnte an einem Felsen, der auf der Insel lag ... es paßte ihm gar nicht, daß sie einige Schritte vom Weg entfernt lagern mußten, doch es war die beste Gelegenheit, da diese Insel extra zu diesem Zweck geschaffen worden schien.

Dennoch war er unruhig und runzelte die Stirn, als das Quaken leiser wurde und schließlich ganz verstummte. Mißtrauisch öffnete er die Augen und blickte auf das Wasser, senkte die Brauen tiefer und musterte die Wellen, die der Wind darauf schlug.

Plötzlich fiel ihm etwas auf und keinen Herzschlag später sprang er auf, hob seine Streitaxt und knurrte ein lautes "Wacht auf !!", ehe er die Waffe herabschwang und eine Schlange köpfte, deren Körper so dick wie sein Arm war.

Den Ruf hätte es nicht unbedingt gebraucht, zumindest bei den Älteren. Alle sprangen auf und zogen ihre Waffen, da es nicht nur eine Schlange war. Eine ganze Rotte kam aus den Sümpfen auf sie zu und die Männer stellten sich im Kreis, Rücken an Rücken, und hieben den Schlangen die Köpfe ab. Die Pferde standen in der Mitte, und so passierte den Tieren dabei nichts. Es dauerte eine ganze Weile, dann kamen keine Schlangen mehr und die Männer keuchten erschöpft.

"Dieser Sumpf ist ein Höllenloch."

Brann spuckte auf den Boden und starrte in den Nebel, denn die toten Schlangen zogen weitere Jäger an.

"Krokodile !"

Zuerst antwortete ihm nur ein dunkles Fluchen - doch dann brüllte BlackBolt laut auf und schlug mit seiner riesigen, doppeltklingigen Axt zweien der Krokodile die Köpfe ab, ehe er mit dem Rückhandschwung ein weiteres Krokodil halbierte. Inzwischen war ihnen allen klar, daß dies eine Schlacht war ... und daß sie so gut kämpfen mußten wie auf einem Schlachtfeld, wenn sie den nächsten Morgen noch erleben wollten.

Um sie herum türmten sich die Kadaver der monströsen Tiere, die sie erschlugen ... und als die Stunden verrannen, wurden gerade die jüngeren und unerfahreneren Söldner müder, so daß schließlich einer von ihnen von einem Krokodil gepackt und in das trübe, schwarze Wasser gezogen worden wurde.

Sein gellender Schrei erstickte schnell, als er von weiteren Krokodilen zerfetzt wurde ... etwas, das BlackBolt auf eine Idee brachte, und so packte mit seiner Linken einen der Kadaver und warf ihn ins Wasser, während er mit der Axt in der Rechten auf ein weiteres Krokodil einschlug.

"Werft die Kadaver ins Wasser - das dürfte sie beschäftigen und so sättigen, daß sie zu träge werden, um noch nach uns zu schnappen !!"

Die Männer taten es gleich und wie erwartet, holten sich die Krokodile nun die Kadaver und stritten sich darum, um wenig später satt das Weite zu suchen.

"Ich denke, wir haben jetzt wirklich etwas Ruhe." murmelte einer der Anderen und atmete tief durch. Es war einer der Jüngeren, und der setzte sich nun erstmal zum Verschnaufen.

"Steh sofort auf, Idiot !! Wir müssen hier weg - zum Glück geht die Sonne schon auf, so sehen wir mehr."

Noch während er sprach, packte BlackBolt seinen Sattel und warf ihn über sein Pferd, befestigte ihn schnell und lud sein Gepäck auf das Packpferd, während die anderen Söldner es ihm gleichtaten. Keiner von ihnen wollte länger hierbleiben, als nötig - und so hetzten die Älteren die Jüngeren ein wenig, damit sie schneller wieder wegkamen.

Brann versetzte dem Jungen auch noch einen leichten Tritt, damit der aufstand, und machte dann selber sein Pferd bereit.

"Ich will nicht wissen, was uns hier noch erwartet."

Er murmelte wieder mehr für sich, und stieg auf sein Pferd. Sie mußten so schnell es ging hier heraus. Als endlich alle auf den Pferden saßen, ritten sie weiter, und der Nebel lichtete sich nur sehr wenig durch die Morgensonne.

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Sicherlich war das Reiten gefährlicher, als wenn sie die Pferde führen würden - doch nur so kamen sie schnell genug vorwärts, um den Sumpf so schnell wie möglich zu verlassen. Sie rasteten nur einmal kurz, damit sie sich erleichtern und etwas essen konnten, doch dann trieb BlackBolt sie weiter, da er noch immer ein mehr als nur ungutes Gefühl hatte.

Als schließlich die Mittagssonne hoch über ihnen stand, hielt der große Blitzformer an einer Sammlung von Findlingen, die auf trockenem, leicht erhöhtem Boden standen und stieg ab. Sie mußten ein wenig rasten und auch den Pferden etwas Ruhe, Heu und Wasser gönnen, und so sprach er die anderen Söldner an.

"Wir rasten ein wenig - aber wir bleiben wachsam und halten die Waffen bereit, damit uns nichts überraschen kann. Brann, du machst mit Seldem ein Feuer und uns allen etwas zu essen, und wir stehen Wache. Helegar und Sibelir, ihr kümmert euch um die Pferde ... auch sie haben Rast nötig."

Auch wenn sie hätten murren können, jeder tat, was ihm gesagt wurde ... und sie hatten BlackBolt schon lange als vorläufigen Anführer anerkannt, zumindest für diese Mission.

Brann schwieg erstmal und bereitete zusammen mit Seldem ein gutes, warmes Essen vor, das für sie alle reichen würde. Es war ein leckerer Eintopf, und einige Männer seufzten wohlig, als es zum Essen ging.

"Du kochst gut, Brann ... wenn du mal kein Söldner mehr sein willst, dann mach ein Gasthaus auf und koche."

Als er das hörte, schnaubte Brann laut.

"Pfff ... mit einem Gasthaus habe ich sicher mehr Ärger als mit einer Schlacht."

Das brachte den großen Blitzformer zum Lachen und er schlug kurz auf die breite Schulter Branns, ehe er grinste und sich eine Schüssel mit Eintopf nahm.

"Nur, bis du die Ersten zusammengeschlagen hast - dann spricht es sich rum und keiner traut sich mehr, in deinem Gasthaus Ärger zu machen. Aber es wäre gut, wenn es wenigstens ein gutes Gasthaus gäbe, in das man einkehren kann ... überlege es dir, vielleicht wenn du ein wenig älter bist."

Für ihn selbst wäre es nichts, vor allem, da er nicht älter wurde - doch gerade Söldner hatten einen sehr gefährlichen Beruf, und mit dem steigenden Alter stieg auch das Risiko, in einer Schlacht zu sterben.

"Außerdem kannst du dann stattliche Söhne zeugen, die in deine Fußstapfen treten - schließlich will ich in zwanzig oder dreißig Jahren nicht nur mit Memmen in der Schlacht stehen."

"Hmmm ..." brummte Brann, und lachte schließlich ebenfalls.

"Wir werden sehen, wenn ich das hier überlebe."

Eigentlich war die Idee nicht dumm - aber er hatte jetzt diesen Auftrag, und würde ihn erfüllen.

"Mal kucken ... wenn ja, hoffe ich, daß ihr auch bei mir eßt und übernachtet."

Das brachte auch die Anderen zum Lachen und sie sagten natürlich zu, daß sie auf jeden Fall in sein Gasthaus kommen würden. Dann setzten sich die Söldner, die keine Wache hatten und aßen ebenfalls, ehe sie wechselten und weiterhin wachsam blieben. Sie waren es gewohnt, sich auf diese Weise abzusichern und so konnten sie die Zeit, die sie rasteten, gut ausnutzen.

"Wir sollten den Pferden noch ein wenig Ruhe gönnen, aber nicht zu lange - ich denke ich spreche für alle, wenn ich sage, daß wir so schnell es geht aus dem Sumpf verschwinden sollten."

Als BlackBolt das zustimmende Nicken der Anderen sah, knurrte er zustimmend und ging zu seinem eigenen Pferd, um dort nachzusehen, ob die Gurte noch alle fest waren. Er wurde das Gefühl nicht los, daß es noch nicht vorbei war - und bisher konnte er sich immer auf sein Gefühl verlassen.

Sie alle hatten das Gefühl, und trotz ihrer Fröhlichkeit waren sie wachsam. Sie waren noch lange nicht aus dem Sumpf heraus, und es gab noch zu viele Gefahren. Die Händler nahmen nicht umsonst den längeren Weg auf sich, um diesen Sumpf zu umgehen.

Erst nach einer Weile löschten sie das Feuer und packten alles zusammen, überprüften noch einmal die Sattelgurte und das Gepäck, und saßen auf. Sie hatten noch genug Zeit, um mindestens einige Stunden reiten zu können - und sie hofften alle, daß sie vielleicht bis zum Abend aus dem Sumpf herauskamen, da sie um einiges schneller waren als die Händler mit ihren Karawanen.

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