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“Verräter” 01
 

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Mit einem tiefen Lächeln auf seinen Lippen verengte Kashar die Augen und nickte leicht zu sich selbst, als er die geschäftigen Straßen unter sich betrachtete. Er war zusammen mit neun anderen, jungen Kriegern seiner Rasse hierhergekommen, um sich zu bewähren – hier, auf einer Welt, die nicht nur Menschen, sondern auch andere Rassen beherbergte, die eine lohnende Beute waren. Der junge Mischling hatte es ebenso schwer wie sein Bruder, sich unter den größeren und kräftigeren Kriegern im Volk seines Vaters zu behaupten – doch ebenso wie sein älterer Bruder hatte er es geschafft und sich Achtung unter den Jungkriegern erkämpft, und ebenso wie diese seine erste Beute erjagt und damit die erste Prüfung bestanden. Sie waren alle sogar so gut gewesen, daß die Prüfer ihnen gestatteten, sich noch einige Trophäen mehr zu erjagen und nun verteilten sich die jungen Krieger über die Stadt und die Umgebung, um sich lohnende Beute zu holen. Und genau eine solche Beute hatte Kashar gerade erspäht und verengte die giftgrünen Augen hinter seiner Maske, erhob sich und folgte dem Auto über die Dächer an den Rand der Stadt, damit er ihn jagen konnte.

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Währenddessen fluchte ein Soldat, als er ein nur zu gut bekanntes Signal empfing – die Sensoren, die sie in den Städten angebracht hatten, sprangen nur auf das Tarnschild dieser fremden Krieger an, die schon seit Jahrtausenden immer wieder über Atalon herfielen und Menschen töteten. Sicherlich hatte man sich durch die Raumfahrt mit anderen Rassen verbündet und nun wohnten nicht nur Menschen auf Atalon, doch diese spezielle Rasse, die man nur unter dem Namen 'Jäger' kannte, wurden auch von den anderen Rassen gefürchtet. "Sir ! Ein Jäger wurde in Rogue-Town gesichtet ! Sollen die Einheiten benachrichtigt werden ?" Der Colonel fluchte leise und kam sofort zu dem Beobachter, verengte die Augen und nickte, als er dem Signal folgte, das man auf dem Bildschirm sehen konnte. "Unverzüglich, Soldat ! Ich will ihn haben – und zwar lebend, damit unsere Wissenschaftler endlich etwas haben, das sie untersuchen können !" Der Soldat nickte nur und drückte einige Knöpfe auf seinem Computer, ehe er mit dem Oberbefehlshaber der Spezialeinheit verbunden wurde, welche die Jäger jagte. Es genügten einige wenige Worte und die Übermittlung der Daten, um den Auftrag zu bestätigen – dann legte der Soldat auf, erstattete dem Colonel Bericht und widmete sich dann weiterhin der Beobachtung, während zwei andere Soldaten nun ebenfalls Jäger meldeten.

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Den Staub der Kolonne, die über den unbefestigten Weg fuhr um zu der Basis zu kommen, konnte man weit in der Wüste sehen. Kenau war draußen auf dem Berg, in dem die Basis war, und beobachtete, wie die Kolonne immer näher kam. Laut Vorgesetzten brachte man die Jäger, die schon so oft auf Atalon gejagt hatten und Menschen und andere Wesen töteten. Zum ersten Mal waren sie erwischt worden, und jetzt wurden sie hergebracht, um untersucht zu werden. "Kein Wunder, daß sie hierher gebracht werden." murmelte Keanu. Die Einrichtung war ein Forschungslabor, und hier wurden neue Rassen heimlich erforscht und auch genetische Versuche gemacht. Keanu selbst war hierher versetzt worden. Mit seinen 22 Jahren war er schon ein Veteran und diente hier wegen seiner Erfahrung. Ein Piepsen in seinem Ohr riss ihn aus seinen Gedanken und er drückte den kleinen Knopf für den Sprechfunk. "Ich komme sofort." Seine Hilfe wurde benötigt, und so nahm er den kürzesten Weg hinab in die Einrichtung und gesellte sich zu den anderen Soldaten, um die Jäger in Empfang zu nehmen.

Es dauerte auch nicht lange, bis einige Wissenschaftler hochkamen und eifrig über die nun offenstehenden Möglichkeiten diskutierten ... schließlich hatte man bisher noch nie einen der Jäger fangen können und nun kamen gleich drei Exemplare, auch wenn eines dieser Wesen bei dem Versuch der Gefangennahme getötet worden war. Doch das tat dem Enthusiasmus der Wissenschaftler keinen Abbruch – denn die Leiche war gekühlt und noch frisch genug, damit man sie untersuchen und auch wichtige Daten aus den DNA-Strängen bekommen konnte. Und schließlich war es soweit, die großen Transportwägen kamen am Tor an und wurden auch gleich durchgewunken, während der General, der diesen Komplex für das Militär befehligte, hart lächelnd von seinem Büro aus zusah. "Miller – sorgen sie dafür, daß alles den genauen Gang geht, ich will keine Zwischenfälle ! Sicherheitsstufe Rot, bis die Forschungsobjekte sicher verschlossen sind ... und wenn die Wissenschaftler sich beschweren, stopft ihnen den Mund, sie können erst ran, wenn die Forschungsobjekte sicher verschlossen sind !" Die Worte an seinen Sekretär waren gewohnt harsch und befehlsgewohnt – denn General Hawkers war nicht umsonst ein hochdekorierter, kampferfahrener Veteran, der mit eiserner Hand und seinen Elite-Soldaten dafür sorgte, daß in diesem Forschungslabor noch nicht ein Zwischenfall vorgekommen war.

Einer von ihnen war Keanu, der wegen der Narbe, die von der Stirn herab über sein linkes Auge und über die Wange ging, Scar genannt wurde. Er war mit neun Anderen eingeteilt, einen der zwei lebenden Jäger in das Labor zu begleiten, damit er dort gesichert werden konnte. Schon jetzt war ihm aufgefallen, daß sie verschieden waren. Er war für den etwas Kleineren eingeteilt, der mehr menschliche Züge hatte als der Andere ... und ein Blick auf den Schlafenden zeigte, daß diese Wesen wirklich viel kämpften, denn die Körper waren voller Narben.

Davon bemerkte Kashar jedoch nichts, da er zu tief betäubt worden war, als daß sein Immunsystem schnell damit fertig wurde. Die Soldaten hatten sie mit Elektroschocks und danach mit den stärksten Betäubungsmitteln, die sie kannten, außer Gefecht gesetzt – doch Kashar und die beiden anderen Jäger forderten trotzdem einen heftigen Blutzoll, eine Tatsache, die vielen der den Transport begleitenden Soldaten sauer aufstieß. "Dieses Aas hier hat vier unserer Kameraden getötet, kannst du dir das vorstellen, Scar ?! Das Drecksschwein hat sie regelrecht mit diesen seltsamen Klingen zerfleischt. Und die anderen Beiden waren nicht anders, sie haben gekämpft, als wäre es ihnen egal, ob sie verwundet werden. Ich hoffe nur, die Wissenschaftler lassen sich mit ihnen viel Zeit – diese Monster sollen für Rick und Meyers büßen !" Simmers war einige Jahre älter als Keanu, doch sie kannten sich gut ... schließlich dienten sie schon drei Jahre lang in der gleichen Einheit und waren seit einem Jahr diesem Forschungslabor zugeteilt worden. Die Wissenschaftler interessierten sich jedoch nicht für das, was die Soldaten untereinander murmelten - sie wußten, daß sie jetzt noch nicht viel tun konnten und so geleiteten sie die jeweiligen Gefangenen zu ihren Zellen, befahlen den Soldaten, die Gefesselten hinzurollen und machten sich dann mit einigem Fluchen daran, ihnen mit äußerster Vorsicht die Armschoner und restlichen Rüstungsteile samt der Waffen abzunehmen und in einer Kiste zu verstauen, die zu diesem Zweck bereitgestellt worden war.

Keanu hatte nicht so viele Probleme mit den Waffen, die Verschlüsse hatten ihre Logik und die durchschaute der gerissene Soldat sehr schnell. Zu den Worten von Simmers hatte er nur genickt, aber er dachte sich seinen Teil und redete nicht viel. Diese Wesen waren Jäger und scheinbar nahmen sie auch Trophäen, denn einige davon hingen noch blutig an den Gürteln. "Ihnen geht es sicher nur um die Jagd und die Stärke. Sie sammeln Trophäen." murmelte der Schwarzhaarige und hielt eine Hand hoch, die von einem Nichtmenschen kam und lange Krallen an den Fingern hatte.

"Trophäenjäger ?! Verdammt – das hat uns gerade noch gefehlt ! Ich hasse Leute, die nur zum Spaß töten ... und diese Viecher machen das nicht mit Tieren, sondern mit uns !" Simmers holte aus und schlug Kashar den Handrücken ins Gesicht, trat allerdings einen Schritt zurück, als der Offizier an der Seite ihn halbherzig zurückrief. Wie auch die Anderen, empfand Seargent Andrews keinerlei Mitleid mit diesen Wesen, sondern wünschte sich, er könnte sie auf der Stelle erschießen. "Beeilen sie sich, meine Herren – ich will diese Waffen hier weggebracht haben, ehe dieses Aas wieder aufwacht !" Die Wissenschaftler nickten nur und verstärkten ihre Bemühungen, bis sie schließlich die Rüstung samt der Waffen und der Kleidung abgenommen und in der Kiste verstaut hatten. Sie ließen ihm nur den Lendenschurz und auch das nur, nachdem sie ihn auf verborgene Waffen untersucht hatten. Während zwei von ihnen die Kiste rausrollten, tippte ein Anderer die Daten in sein Datenpad ein – dann befahl er den Soldaten, den Betäubten auf das Bett zu heben und nickte, als vier der Soldaten diesem Befehl nachkamen und Kashar schon fast auf das spärlich bestückte Bett warfen.

Als das Wesen lag, verließen die Soldaten den Raum, um den Wissenschaftlern Platz zu machen. Die Meinung der Anderen teilte Scar nicht unbedingt. Klar war es unrecht, Trophäen zu jagen, aber dieses Volk hatte eine Kultur und für sie war es richtig. Aber das konnte er seinen Kameraden sicher nicht klarmachen. Er blieb mit Simmers vor der Tür stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. "Die Wissenschaftler werden sicher nicht zimperlich sein."

"Natürlich nicht – und das ist gut so. Aber sie werden jetzt nur die nötigsten Proben nehmen und dann warten, bis dieses Vieh aufwacht." Simmers war zwar leise, doch Seargent Andrews hörte ihn trotzdem. "Das ist richtig, Soldat – und ich will, daß ihr Beide hierbleibt und neben der Zelle Wache steht, Lisker und Shane bleiben bei der anderen Zelle. Eure Ablösung wird in vier Stunden kommen, doch bis dahin will ich, daß ihr eure Sinne offenhaltet, verstanden ?!" Simmers salutierte sofort und antwortete mit einem "Ja, Sir !", ehe er seine Waffe in den Anschlag nahm und sich neben die Zelle stellte. Die Wissenschaftler waren inzwischen fertig und legten die Proben auf einen separaten Rolltisch, rollten ihn aus der Zelle und verschlossen sie schließlich, so daß sie mit den Wissenschaftlern, die Proben des anderen Wesens genommen hatten, in das Labor gehen konnten.

Auch Keanu hatte salutiert und die Waffe aufgenommen. Jedoch stellte er sich bequem hin, als sie allein auf dem Flur waren, und lehnte sich an die Wand. "Wollen wir Wetten abschließen, wann der Kerl aufwacht ?" hakte er leise nach, denn die kleinen Wetten untereinander waren immer wieder eine kleine Abwechslung.

Simmers grummelte leise, denn er hatte schon darauf gewartet – und schließlich seufzte er leise und nickte. "Fünf Dollar, daß er sechs Stunden oder mehr braucht ... die haben ihm soviel reingejagt, daß ein Elefant ne Woche schlafen würde." Es war allgemein bekannt, daß Scar verdammtes Glück bei den Wetten hatte ... doch diesmal bestand eine gute Chance, daß er verlieren würde, da Simmers einen der Wissenschaftler belauscht hatte.

Auch die anderen zwei nahmen einen hohe Zeit, die über der von Simmers lag. "Ich wette fünf drauf, daß er in spätestens vier Stunden wach ist." Keanu nannte eine kürzere Zeit, denn er glaubte nicht, daß es so lange dauern würde, wie die Wissenschaftler es geschätzt hatten.

"Vier Stunden ?! Nie. Okay, das ist leicht verdientes Geld, Scar !" Simmers freute sich schon und grinste die anderen Beiden an, die zurückgrinsten und hofften, daß sie gewannen. Die beiden jungen Jäger indes bekamen davon nichts mit und schliefen, während ihre Körper mit dem Betäubungsmittel kämpften, das in ihrem Blut war.

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Nach ziemlich genau drei Stunden und fünfundvierzig Minuten merkte Scar auf, und ein Lächeln zeigte sich in seinem Mundwinkel, als er von innerhalb der Zelle ein dunkles Knurren hörte. "Hab gewonnen." Mehr sagte er eigentlich nicht, aber er freute sich innerlich darüber. Die zwei an der anderen Tür stöhnten leise und verfluchten das Glück des Schwarzhaarigen. "Mit dir wetten wir nie wieder." Noch blieben sie stehen, weil sie noch fünfzehn Minuten hatten, bis sie abgelöst wurden.

In der Zelle knurrte Kashar erneut dunkel auf, als er sich leicht bewegte und sein Kopf wie eine Trommel dröhnte. Er konnte sich nur noch daran erinnern, daß sie von den Menschen überrascht wurden und kämpften – und daß er von merkwürdigen, spitzen Dingern getroffen wurde, ehe er in völliger Schwärze versank. Es war mühsam und schwer, sich aufzusetzen – doch als der junge Mischling merkte, daß er in einer fast völlig leeren Zelle saß, brüllte er so laut auf, daß Simmers zusammenzuckte und das Gewehr drohend auf die dicke, gepanzerte Scheibe der Zellentüre richtete. "Verdammt ! Das kann doch nicht wahr sein – was für Abwehrkräfte haben diese Tiere eigentlich ?!"

"Starke, wie es aussieht ... habe ich fast erwartet und ich wette, der Andere wacht auch gleich auf." Kaum ausgesprochen, zuckten die anderen Wächter zusammen, denn auch der Zelle die sie bewachten, kam schon leises Knurren. "Mach dir nicht ins Hemd, Simmers, die kommen da nicht raus." Scar sah es gelassen, die Türen waren dick und hatten schon andere starke Wesen aufgehalten.

Doch Simmers hörte nur mit einem halben Ohr auf das, was Scar sagte. Er hatte seine Aufmerksamkeit noch immer auf Kashar gerichtet, der sich nun dunkel und sichtbar wütend knurrend aufrichtete, die seltsamen, kleineren Hautlappen an seinem Mund leicht abspreizte und ihn mit den giftgrünen, wütenden Augen fixierte. Dieser hier war zwar etwas kleiner als der Andere in der Zelle nebenan – doch Simmers schrie auf und sprang zurück, als dieses Wesen plötzlich an die dicke, durchsichtige Zellentüre stürmte, sie mit seinem Gewicht erschütterte und erneut laut aufbrüllend mit den langen, harten Krallen über die glatte Fläche kratzte. Auch wenn Kashar schnell merkte, daß diese Türe nicht nachgeben würde, so bereitete es ihm doch ein klein wenig Genugtuung, die Angst des Soldaten selbst durch diese kleinen Löcher oben an der Türe zu riechen.

Auch Scar hatte sich erschreckt und atmete kurz tief durch, um sich zu beruhigen. Er hasste diese Glastüren, sie waren zwar ausbruchsicher, aber sie vermittelten einem den Eindruck, daß man angesprungen wurde. "Stell dich nicht vor die Tür Simmers, das reizt ihn nur. Nimm wieder Haltung ein, in fünfzehn Minuten werden wir eh abgelöst."

"Das sagst du so leicht, verdammt ... hast du gesehen, wie die Tür wackelte ?! Der hätte sie fast aus den Angeln gerissen !" Doch auch wenn Simmers noch immer die Waffe im Anschlag hatte, so gehorchte er und stellte sich neben die Zelle, wenn auch nur deshalb, damit er den Gefangenen nicht ansehen mußte. "Argh ... jetzt, wo er direkt an der Türe steht, merke ich erst, wie er stinkt ! Wie ein Kerl, der sich nach dem Training nicht gewaschen hat oder so ... järgs." Dann wurde Simmers jedoch unterbrochen, als auch der andere Gefangene völlig aufwachte, sich ebenfalls gegen seine Zellentüre warf und schließlich laut aufbrüllte, ehe er tief grollte und knurrte und damit auf das Knurren und Grollen des Mischlings antwortete.

"Na, so doll stinkt er nun auch wieder nicht. Deine Nase ist einfach zu gut." Scar fand den Geruch nicht schlimm. Dazu musste man sagen, daß er den Geruch von Männern, die gerade von Training kamen, durchaus gerne roch. Kenau war Schwul, es wusste aber Keiner und das war auch gut so, weil er dann unten durch wäre.

Daß dieser Mensch mit der Narbe ein klein wenig anders war, hatte Kashar schon gemerkt – denn er war der Einzige, der einigermaßen ruhig blieb und nicht so nach Angst stank, wie die anderen drei. Doch Kashar ließ es sich nicht anmerken, als er nach dem anderen Jungkrieger rief und dieser ihm in ihrer Sprache antwortete. "Hey, Yachan – bist du in Ordnung ?!" "Ja, aber mein Schädel brummt, als hätte ich eine ganze Nacht lang durchgesoffen ! Diese Feiglinge haben uns betäubt, oder ?!" Allein schon der Gedanke daran, wie peinlich es gewesen war, so hinterhältig besiegt zu werden, ließ die Wut in dem jungen Jäger ansteigen und er brüllte wieder laut, so daß seine Wachen vor Angst zurücksprangen. Kashar ging es nicht anders und er mußte Yachan nicht antworten – doch er weidete sich daran, die Angst an diesen drei Menschenwachen zu riechen. Lediglich der mit der Narbe roch anders, irgendwie nach ... Interesse ? Und das war etwas, das Kashar die Stirn runzeln ließ und er knurrte tief, als er ganz nah an die durchsichtige Türe kam, die langen Eckzähne fletschte und mit den Krallen der Rechten über die durchsichtige Oberfläche kratzte.

So sorgte er dafür, daß Simmers etwas von der Tür wegrückte und Scar zu ihm sah. Er hatte vorhin schon bemerkt, daß der Kleinere der Gefangenen anders war als der Andere. Er musste ein Mischling sein, weil seine Züge menschlicher waren. "Der sieht doch deutlich anders aus, als der etwas Größere in der anderen Zelle." stellte Scar fest und stellte sich fast genau vor die Tür, um den Mann besser ansehen zu können. Jedoch tat er dies nicht, um ihn zu ärgern, er analysierte ihn ein wenig, um ihn einschätzen zu können.

Und genau das sorgte dafür, daß das Knurren Kashars noch tiefer wurde und er die langen Fänge und die ein wenig kleineren, krallenbewehrten Hautlappen neben seinem Mund noch etwas weiter fletschte. Dieser Mensch wagte es doch tatsächlich, ihn herauszufordern, indem er so nahe kam – doch er konnte keine Angst oder Aggression riechen, und das ließ ihn innerlich stutzen. Das Verhalten dieses Soldaten war noch am Besten mit Neugier zu beschreiben und das war etwas, das auch Simmers nun auffiel und er packte Scar, zog ihn wieder ein wenig weg und hielt den Lauf seiner Waffe auf die Türe. "Verdammt – geh nicht so nah ran, wer weiß, was dieses Vieh noch macht !"

"Der macht schon nichts." murrte Scar und drückte mit der Hand die Waffe seines Freundes nach unten. "Mental kann er nichts machen, es geht bei denen ums Körperliche, sonst hätte er nicht so viele Narben." Da war er sehr sicher und machte Platz, als sie jetzt abgelöst wurden und die Wissenschaftler kamen, um Notizen zu machen. Schon wach und sehr aggressiv, war die Feststellung. "Dürfen wir nachher mal die Waffen ausprobieren ?" hakte Scar nach und man sah ihm an, daß er neugierig war, wie sie funktionierten.

Bei der Frage hob einer der Wissenschaftler den Blick und musterte den Soldaten, der sie gestellt hatte ... es war wie immer mit diesen Soldaten und er schnaubte leise, ehe er sich wieder den Gefangenen zuwandte und antwortete. "Hören sie zu, Soldat – die Waffen dieser Spezies sind kein Spielzeug und bestimmt nicht dazu da, sie zu unterhalten ! Zuerst kommen noch immer die Untersuchungen, haben sie verstanden ?" Kashar knurrte nur wieder ein wenig aggressiver, als er den Tonfall dieses Wissenschaftlers vernahm – er konnte sich schon denken, was diese Weißkittel waren, denn so dumm, wie diese Menschen sie einschätzten, waren die jungen Jäger definitiv nicht. Sicherlich konnten sie nicht alles verstehen ... dafür konnten sie die Sprache ihrer Beute nicht gut genug. Doch sie verstanden viel genug um zu wissen, wer was war und sie konnten sehr wohl die menschlichen Krieger von dem Geschmeiß trennen, das nun in weißen Kitteln vor ihren Zellen auf und abging und Notizen machte.

"Jawohl." erwiderte Scar und ging dann mit den Anderen zu den Quartieren. "Diese Wissenschaftler denken, sie sind was Besseres." knurrte einer der Anderen und Scar nickte nur. "Die Waffen gehen die doch eigentlich nichts an." Es ärgerte ihn ein wenig, es war für ihn kein Spielzeug ... er wollte sie probieren um zu sehen, wie die Jäger kämpften.

Davon bekamen die Wissenschaftler zum Glück nichts mehr mit – sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, Notizen zu machen und die Gefangenen zu beobachten. Sowohl Kashar als auch der junge Jäger entschieden nach einigen Minuten, daß es am Besten wäre, diese Weißkittel einfach zu ignorieren – also drehten sie sich um und legten sich auf die Pritschen, schlossen die Augen und sammelten Kraft, während im Hintergrund noch immer die eifrigen Stimmen der Wissenschaftler zu hören waren.

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