“Anuk und Shakely” 04
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Doch Naka kam nicht. Als es dämmerte, tauchte einer der Jäger und Krieger am Eingang der Höhle auf und nickte Anuk zu, daß er schlafen gehen sollte. Der junge Jäger streckte seine verspannten Glieder und stand auf. Allerdings sah er noch einmal zu dem Spalt.
Ein wenig mißtrauisch geworden, bemerkte Shakhely sofort, daß es nicht der junge Verletzte war, der kam - sondern ein Krieger, der fühlbar erfahren war. Fast sofort änderte sich das Verhalten des Mischlings und er knurrte laut und drohend, als er langsam zu dem Spalt kam und den Krieger mit verärgert zusammengezogenen Brauen musterte. Die Hautlappen mit den Krallen öffneten sich drohend und auch die Hörner an den Seiten seines Kopfes stellten sich leicht ab, verstärkten die Drohgeste noch und er fletschte die Fänge, als er diese deutliche Herausforderung stellte.
Kakamu der Krieger blickte grimmig zu dem Spalt und erwiderte mit einem lauten, katzenartigen Brüllen und Knurren. Er ließ sich davon nicht einschüchtern. Anuk hätte dies gern verhindert, bisher war Shakhely ruhig gewesen, aber einem Krieger gegenüber schien er wilder zu werden. "Geh schlafen, Anuk." befahl der Ältere und schickte den dunkleren Jungen weg. Anuk gehorchte sogleich und ging. Er war doch recht froh, daß er mal weg konnte und für sich sein.
Bei dem Brüllen war das Knurren des Mischlings noch lauter geworden und nun brüllte auch er, sprang an den Spalt und schlug die Krallen wieder in den bröckelnden Stein. Dies war eine Herausforderung - und er wollte sie annehmen, es war beschämend, hier in dieser Höhle gefangen zu sein und nichts tun zu können. Wenn der Krieger auch nur in seine Reichweite kam, so würde er seine Krallen zu spüren bekommen - doch so, wie es aussah, war der ältere Pumamensch nicht dumm oder mutig genug dafür.
Er kam aber doch und hatte seinen Speer dabei. "Zurück !" rief er und schlug mit der Speerspitze auf die Hand des Monsters, damit er nicht weiter am Fels kratzte. Er stand jedoch weit genug weg, daß er nicht von den Krallen erwischt wurde.
Doch Shakhely wartete nicht ab, bis die steinerne Spitze ihn verletzte - er packte blitzschnell den Speer und riß ihn aus der Hand des Kriegers, zerbrach ihn in seinem Griff und schleuderte ihn wieder zu dem Krieger hinaus, um ihm zu zeigen, daß diese primitiven Waffen unter seiner Würde waren. Dann knurrte er ein weiteres Mal und ging wieder zurück zu seiner Wand, doch so, daß er den Krieger immer im Blickwinkel hatte.
Der klaubte knurrend den zerbrochenen Speer wieder auf und zog sich zum Eingang der Höhle zurück. Irgendwann konnte er sich dieses Biest sicher vorknöpfen. Anuk war derweil zu seiner kleinen Höhle zurückgekehrt und hatte sich etwas Fleisch mitgenommen. Dort angekommen, verschlang er es hungrig und legte sich dann schlafen.
Unterdessen knurrte Shakhely leise vor sich hin, denn der Krieger hatte ihm nichts zu fressen mitgebracht - und er vermutete, daß es Absicht war. Doch so schnell ließ der junge Mischling sich nicht unterkriegen, denn er war es gewohnt, auch mehrere Tage ohne Essen auszukommen. Seine Gelegenheit würde früher oder später kommen - und wenn er frei war, würde er sich diesen Krieger vorknöpfen und stattdessen ein wenig von ihm fressen, um seinen Hunger zu stillen.
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Erst als es langsam wieder dämmerte, erwachte Anuk und stand auf. Irgendwie vermisste er es, jagen zu gehen, aber er hatte eine andere, wichtige Aufgabe, und die würde er erfüllen. Er ging gleich zu der Grotte, um Kakamu abzulösen. Er nahm aber auch etwas Fleisch mit für Shak. Kakamu hatte keines mitgenommen und der verschwand auch gleich mit seinem zerbrochenen Speer, als er sah, wie Anuk den Berg hochkam. Anuk sah ihm etwas verwundert nach, er konnte sich denken, was passiert war. Der Junge kümmerte sich aber nicht weiter darum und ging zu dem Spalt. "Hier hast du... Kakamu hat dir nichts gebracht, ich hab dafür etwas mehr."
Die letzte Zeit hatte sich Shakhely an die Schieferplatte gelehnt, um dem Pumakrieger keine Angriffsfläche zu bieten und ein wenig geruht, bis die Sonne unterging. Als er nun die Stimme Anuks hörte, beruhigte er sich ein wenig und kam zu dem Spalt, knurrte ein wenig weicher und nahm das große Stück Fleisch entgegen, nickte schließlich und machte sich hungrig daran, es zu fressen. Er hatte die Worte zwar nicht verstanden - aber wohl die Bedeutung. Daß der junge Jäger daran gedacht hatte, ihm ein wenig mehr mitzunehmen, freute ihn und als er das Fleisch gefressen hatte, leckte er sich die Krallen ab und langte durch den Spalt, legte die Hand in den Nacken des Anderen und zog ihn zu sich, um ihm einen harten Kuß zu geben und schließlich weich an die Lippen Anuks zu knurren.
Der hatte nichts anderes zu tun, als das Knurren nachzumachen und ihm dann kurz über die Lippen zu lecken. Er würde zu gern wissen, was er da gerade geknurrt hatte, er hatte nämlich schon mitbekommen, daß diese Wesen sich mit Knurren verständigten. "Ich bin Anuk." wisperte er gleich darauf und zeigte auf sich selber. "Anuk." wiederholte er erneut. Vielleicht war es gut, wenn sie sich verständigen konnten.
Nun doch ein wenig verwundert, legte Shakhely seinen Kopf ein wenig auf die Seite - er merkte, daß dieser junge Puma mit ihm reden wollte, und es war doch ein wenig lustig, wie dieser versuchte, ihm nachzusprechen. Als er jedoch den Namen hörte, hob der junge Mischling eine Braue, denn er kannte diese Tonfolgen noch aus der Sprache seiner Mutter. Langsam nickte er und sprach ein raues, dunkles "Anuk ?", ehe er die Brauen sanft tieferzog, auf sich zeigte und ein ebenso leises "Shakhely." sprach. Den Namen hatte er von seiner Menschenmutter bekommen und auch die Krieger seiner Rasse nannten ihn so, denn es war ein Name, den auch sie aussprechen konnten.
Anuk lächelte breit. "Shakhely." sprach er nach und freute sich. Vielleicht konnten sie sich wirklich ein wenig besser verständigen. Das würde auf jeden Fall sehr viel erleichtern. Nur wie es nun weitergehen sollte, wusste er nicht ganz. "Wo kommst du her ?" fragte er somit und hoffte ein wenig auf eine Antwort.
Gerade, als Shakhely antworten wollte, wehte ein Windstoß etwas Seltsames zu ihnen in die Höhle ... ein Geruch, der anders war als der der Pumamenschen. Instinktiv knurrte der Mischling dunkel auf, denn seine Instinkte sprangen an - es war der Geruch großer, muskulöser, ungewaschener Tiermenschen, doch es waren keine Pumas. Einen Moment zögerte Shakhely noch - doch dann sendete er dem jungen Puma vor sich, was er fühlte und auch, daß es Gefahr bedeutete.
Sofort ging ein Beben durch den Körper Anuks, er wusste, was das für Wesen waren, und wisperte ein leises "Bären.", bevor er offen an alle sendete. #Bären kommen !# Er musste helfen, jetzt wurde jeder, der eine Waffen benutzen konnte, gebraucht.
Shakhely indes wurde immer unruhiger, als sein Adrenalinspiegel stieg - hier bot sich eine Gelegenheit, seine Kraft als Krieger zu beweisen, und er war hier in dieser Höhle eingesperrt. Ohne noch auf den nervösen jungen Puma zu achten, stemmte Shakhely sich wieder gegen die schwere Schieferplatte - er wollte hier raus, um zu kämpfen, denn wenn er hier gefangen blieb, war er nur eine willkommene Beute für diese fremden Krieger, damit sie ihn wie Vieh abschlachten konnten.
Draußen waren die Puma gleich alarmiert. Die Frauen brachten eilig die Jungen in die Höhlen und die Jäger und die Krieger sammelten sich. Anuk wollte gerade loslaufen, als er sah, wie Shak sich gegen den Fels stemmte und ihn auch noch langsam verschob. Jetzt wusste er nicht, was er tun sollte. Er sah die brennende Wut in den Augen des Anderen und die schien ihm auch die Kraft zu geben, die er brauchte, um den Fels wegzuschieben. Er löste sich dann aber und drehte sich herum, um zu den Anderen zu laufen. Er nahm im Lauf seinen Speer vom Eingang mit und wandelte sich, während er so schnell er konnte, den Berg herablief. Die Bären kamen gerade an, als er fast da war, und er hörte die ersten Schreie der Pumakrieger.
Die großen Bärenkrieger hatten sich in ihre noch größere Halbform gewandelt und brüllten laut auf ... sie wußten, daß die kleineren und schlankeren Pumas keine nennenswerten Gegner waren und schlugen deren Speere einfach zur Seite, um sich dann auf die Krieger zu stürzen. Die alten Höhlen der Bären waren eingestürzt und sie brauchten neue, um den Winter zu überstehen - und die Höhlen der Pumas waren mehr als nur gut dafür geeignet, so daß die Bären sie sich einfach nehmen wollten. Der Anführer brüllte laut auf und schlug seine ebenso langen Fänge in den Hals eines der Pumakrieger, ehe er ihn einfach an sich preßte und dessen Wirbelsäule zerbrach - ließ die Leiche fallen und schlug nach einem weiteren Krieger, als sein Blick auf etwas Anderes gelenkt wurde. Ein junger Jäger, der von einer Höhle weiter oben herablief und vor Angst fast erstarrte - eine mehr als willkommene Beute, so daß der Anführer der Bären den nächsten Pumakrieger einfach beiseiteschleuderte und diesem jungen Jäger nachlief.
Anuk hatte schnell bemerkt, daß sie ohne Shakhely keine Chance hatten, diesen Kampf zu überstehen, und so rannte er so schnell er konnte, zur Höhe des Schamanen. Erst, als er kurz davor war, bemerkte er, daß einer der Bären auf ihn zukam. Er musste sich beeilen, und so huschte er in die Höhle, griff sich einfach nur die Armschoner und huschte wieder hinaus, bevor der Bär zu nahe war. Jedoch kam er unaufhaltsam hinter ihm her und Anuk rannte noch schneller wieder den Berg zur Grotte herauf. Er war zum Glück schneller als der Bär, und holte bergauf noch etwas Vorsprung heraus. Doch kurz vor der Höhle stürzte er und die Armschoner fielen ihm aus den Händen. Hastig versuchte er, wieder aufzustehen, um die Schoner wieder aufzuheben.
In der Zwischenzeit gab der junge Mischling all seine Kraft, um den Schiefer zu verschieben - und es wirkte, der Stein rückte langsam zur Seite und der Spalt verbreiterte sich zusehends, so daß er nach und nach auch mehr Hebelwirkung einsetzen konnte. Shakhely sah den Kampf unten im Lager und auch, wie die Bärenkrieger immer mehr an Boden gewannen - doch dann sah er etwas, das seine Wut ins Unermeßliche steigen ließ. Anuk hatte ihm seine Waffen bringen wollen und stürzte - und einer der Bären kam ihm nach, holte aus und schlug dem schlanken Puma die Krallen in den Rücken, so daß dieser laut aufschrie. Dem Schrei antwortete das Brüllen Shakhelys und mit einer letzten, großen Kraftanstrengung schob er die Schieferplatte ein großes Stück zur Seite, so daß er durchschlüpfen konnte, sprang aus der Höhle und brüllte ein weiteres Mal seine Herausforderung heraus. Der Bärenmensch erstarrte für einen Moment, als dieses fremde Wesen aus der Höhle kam und ihn anbrüllte - doch es genügte, daß Shakhely sich seine Armschoner schnappen konnte und überzog, die langen Krallenklingen ausfuhr und nun auf den Bären losging. Der Kampf dauerte nur wenige Momente, dann sackte der Anführer der Bären Blut spuckend zu Boden und starb - noch immer laut knurrend und mit brennenden Augen neigte sich Shakhely über Anuk, berührte sacht dessen tiefe Rückenwunden und sein Knurren wurde tiefer, als er dessen Kopf leicht anhob.
Anuk keuchte leise wegen dem Schmerz der Wunden, er sah Shak aber an, als dieser seinen Kopf hob. ##Bitte hilf den Anderen, sie kommen nicht gegen die Bärenkrieger an, sie sind zu mächtig.## Er flehte ihn schon fast an, denn er hörte erneut Schreie aus dem Lager. ##Bitte.## Shak konnte es schaffen, das sah Anuk an dem Bären, dessen Gedärme aus dem aufgeschlitzten Bauch hingen.
Erneut verstand Shakhely keines der Worte, doch er verstand die Gefühle, die in den Gedanken lagen. Ohne ein weiteres Wort nickte er kurz und knurrte laut auf, als er aufstand und sich umdrehte. Noch während er den Hang hinablief, ließ er die Krallenklingen an seinen Armschonern völlig ausfahren und stürzte sich schon auf den ersten der Bärenkrieger, schlug ihm die Krallenklingen tief in die Brust und riß sie heraus, als er die Klingen der anderen Hand mit einem Rückhandschlag durch den Hals eines weiteren Bärenkriegers schlug. Die anderen Bären ließen nun von den Pumakriegern ab und brüllten laut auf, stürzten sich auf den Mischling und versuchten, ihn zwischen sich zu zerreißen. Dies war genau das, was Shakhely gewollt hatte - würdige Gegner, die in ihrer Halbform größer als er waren und Kraft genug hatten, um ihm gefährlich zu werden. Die Bärenkrieger indes bekamen langsam Angst - dieses Wesen war so anders und mehr als nur gefährlich, daß sie ihre einzige Chance darin sahen, ihn anzugreifen und zu töten. Shakhely achtete nicht mehr auf die Pumakrieger, die sich zurückzogen, um nicht verletzt zu werden, sondern stürzte sich in den Kampf. Er steckte immer wieder Wunden ein, wenn ihn die Fänge oder Krallen der Bären verletzten, doch seine Krallenklingen fanden immer wieder in tödlicher Präzision ihr Ziel, schnitten durch Muskeln und Knochen und schließlich fiel der letzte der Bärenkrieger, so daß Shakhely schwer atmend alleine inmitten der Leichen stand. Er knurrte tief und schüttelte kurz das Blut von seinen Klingen, ließ sie bis auf eine einschnappen und kniete sich hin, um nun die Köpfe und Pfoten der Bären als Trophäen abzuschneiden.
Die Pumamenschen konnten kaum fassen, was geschehen war, und Anuk schauderte es, als er langsam zum Lager kam und sah, wie Shakhely den Bären die Köpfe und Pranken abschnitt. Die Frauen blieben drin, ebenso die Kinder, der Schamane hatte es ihnen gesagt und kam nun langsam auf Shakhely zu. Anuk hielt ihn aber zurück. "Bring ihm den Rest seiner Sachen, das stimmt ihn bestimmt milde." Das verstand der Alte und er ließ den Helm und die anderen Sachen bringen. Trotz seiner Wunden, die schon langsam etwas verschorften, kam Anuk mit dem Schamanen auf Shak zu. Der junge Jäger hoffte, daß es klappte mit dem mild stimmen.
Noch immer leise knurrend, zog Shakhely seine Brauen zusammen und stand langsam auf - nachdem er die letzte Klinge mit einem kurzen Schwung von dem Blut befreit hatte, ließ er auch diese einschnappen, nahm seine Teilrüstung und legte sie an, den Helm hängte er jedoch an seinen Hüftgürtel. Aus einer Seitentasche nahm er ein dünneres Kabel heraus, spießte mit dem langen Metallmesser an dem einem Ende seine Trophäen auf, schloß den Draht und hängte die Schlinge dann auch an seinen Hüftgürtel. Erst jetzt wandte er sich wieder zu den Pumamenschen - ging zu Anuk und dem Schamanen, knurrte den Alten mißtrauisch an und spreizte dabei wieder die Hautlappen an seinem Mund, ehe er Anuk zu sich zog und mit mißtrauisch zusammengezogenen Brauen dessen Wunden am Rücken musterte. Sein Knurren wurde ein wenig weicher und er schickte eine kurze Frage zu ihm, da er sah, daß die Krallenspuren doch sehr tief waren und bestimmt schmerzen mußten.
Der Alte merkte ziemlich schnell, daß dieses Wesen zu Anuk freundlicher war. Wie auch immer es dazu kam, es war auf jeden Fall gut. Anuk war ein wenig froh um die Sorge und schickte ihm per Gedanken das Gefühl zurück, daß alles gut werden würde. Dann aber auch, daß ihm keiner der Puma mehr etwas tun würde, und dazu seine Dankbarkeit.
Noch immer ein wenig mißtrauisch, nickte Shakhely schließlich und löste sich von Anuk, knurrte noch einmal laut zu den Pumakriegern und lief dann wieder zurück in die Höhle, legte die Trophäen an die Seite und fuhr erneut seine Krallenklingen aus, um sie nun in den Schieferblock zu schlagen und ihn so zu zertrümmern. Dann packte er die Brocken und warf sie aus dem Eingang der Höhle, knurrte noch einmal und rammte den Metallspieß des Kabels in die Höhlenwand neben dem Eingang, zog seine Rüstung wieder aus und legte sie auf die Seite, um sich und seine Kleidung am Wasserlauf zu säubern.
Anuk sah ihm nach und der Schamane nickte leicht. "Ich vermute, er bliebt bei uns und tut uns nichts mehr." wisperte er und Anuk nickte. "Ich denke auch." Doch dann sah er sich um, er konnte Naka nicht sehen. "Naka ?" wisperte er und sah sich erneut um. Wo war er ? Der Schamane berührte ihn sacht an der Schulter und lenkte so die Aufmerksamkeit auf sich. "Ich fühle, daß seine Seele uns verlassen hat. Sein Körper ist am Fluss." Er hatte es eben erst fühlen können, denn zu viele waren gestorben. Anuk schrie leise auf und rannte zum Fluss herab. Dort sah er Nakas leblosen Körper liegen und jetzt löste sich ein lauter, schmerzlicher Aufschrei von seinen Lippen. Naka war sein bester Freund gewesen, sie waren beide Waisen gewesen und zusammen aufgewachsen.
Diesen Schrei hörte auch Shakhely und er stutzte ... langsam zog er seine Kleidung wieder an und auch die Armschoner, sah aus dem Eingang der Höhle und verengte die Augen. Die Pumas waren sehr geschäftig, sie kümmerten sich um die Frauen und Kinder und auch die Leichen, so daß der Mischling seinen Blick weiterschweifen ließ. Dann entdeckte er schließlich ein wenig weiter weg am Fluß Anuk, der über etwas gekauert war und nun erneut aufschrie. Ohne lang zu überlegen, kam Shakhely aus der Höhle und lief lautlos an der Seite des Hangs unbeobachtet zum Fluß - erst, als er bei Anuk ankam, wurde er langsamer und schließlich blieb er hinter ihm stehen und beobachtete ihn. Der junge Pumajäger hielt den anderen jungen Puma, den Shakhely gebissen hatte, in seinen Armen und seltsamerweise rann ihm Wasser aus den Augen - der junge Mischling verstand nicht, weshalb Anuk den Leichnahm seines Freundes in den Armen hielt und sendete ihm seine Verwirrung, während er weich zu ihm knurrte.
Der junge Puma hatte Shakhely bemerkt, er sah aber nicht auf, sondern zog Nakas Körper noch enger an sich heran. Dann sendete er dem Krieger was er fühlte. Wut, Trauer und Verlust. Es fiel ihm nicht leicht und er schluchzte leise auf. Naka war wie ein Bruder und allerbester Freund gewesen, und jetzt war er nicht mehr da.
Dies verwirrte den Mischling und er kam langsam näher, kniete sich neben den Trauernden und sah ihm ein wenig zu. Er verstand dessen Wut und auch ein wenig das Gefühl des Verlustes - der Tote war scheinbar ein Kampfgefährte von ihm gewesen. Doch die Trauer verstand er nicht und so öffnete er sich ein weiteres Mal, zeigte ihm, daß er es nicht verstand und hob schließlich das Kinn des schlanken Pumamenschen, um ihn sich zu betrachten und schon fast zärtlich zu ihm zu knurren.
Anuk schluckte leicht, um nicht erneut zu schluchzen. Dann sendete er, was er für Naka empfunden hatte. Die Freundschaft und Zuneigung, und daß sie fast wie Brüder waren, fast wie Gefährten. Sie waren zwar nie ein festes Paar gewesen, aber sie waren eng verbunden.
Nur langsam fing Shakhely an, zu begreifen ... so, wie es aussah, waren diese beiden jungen Pumas Jagdbrüder gewesen und beinahe zu Gefährten geworden, wenn nicht die vergangenen Ereignisse dazwischengekommen wären. Doch dies ließ in dem jungen Mischling ein völlig unerwartetes Gefühl erwachen: Eifersucht. Es war allerdings noch nicht stark ausgeprägt und er knurrte wieder leise, spreizte die Hautlappen an seinem Mund zur Seite und neigte sich zu dem jungen Pumamenschen, um ihn hart zu küssen. Erst nach einigen Herzschlägen ließ er wieder von ihm ab und verengte seine Augen, sah in die Hellblauen Anuks und sein Knurren wurde wieder ein wenig weicher.
Damit hatte Anuk nicht so richtig gerechnet und er erwiderte den Blick des Anderen offen. Nach kurzem Überlegen machte er dieses Knurren wieder nach und fragte in Gedanken. Er wollte wissen, was es hieß.
Die einzige Antwort war, daß ihm Shakhely sendete, daß er ihn haben wollte, und daß sein Knurren genau dies bedeutete. Es war für ihn immer noch ein wenig ungewohnt, daß Anuk versuchte, seine Sprache zu sprechen - doch er hatte nichts dagegen und sprach ein leises "Anuk." zu ihm, ehe er wieder knurrte, doch diesmal ein wenig rauer, um dies noch zu unterstreichen.
Anuk blieb fast der Mund offen stehen, als er verstand, was gemeint war. Er sendete ihm seine Unsicherheit und wisperte ein leises "Noch nicht." Dann nahm er Naka auf die Arme und stand mit ihm auf. "Ich brauch etwas Zeit zum Trauern." Er sendete ihm wieder seine Trauer und hoffte, daß Shakhely das verstand.
Das Prinzip des Trauerns verstand der Mischling schon - doch er verstand nicht das Ausmaß, in dem Anuk trauerte, so wie er vieles hier nicht verstand. Also stand er auf und nickte nur, sendete ihm, daß er wieder in die Höhle zurückging und drehte sich um, schnappte sich noch die Leiche eines Bärenmenschen und nahm ihn mit in die Höhle, um dort essen zu können, nachdem er die Leiche ein wenig gesäubert hatte. Anuk würde schon kommen, wenn er endlich mit seinen Angelegenheiten fertig war - dessen war sich Shakhely sicher, und so begnügte er sich damit, nachdem er gegessen hatte, die Reste des Bären draußen zu vergraben und dann seine Trophähen der Reihe nach von Fell und Fleisch zu säubern und auch diese Reste zu begraben, während er die Knochen der Schädel von den Ameisen sauberfressen ließ und die Krallen der Pranken in einem Beutel sammelte.
Anuk hatte Naka derweil zu den anderen Toten gebracht. Alle schienen Jemanden verloren zu haben, der Stamm war deutlich kleiner geworden und es fehlten viele Krieger und Jäger. Etwas, das nicht gut war, denn es wurde Herbst und für den Winter musste gejagt werden, damit der Clan über die kalte Zeit in den Bergen hinweg kam. Die Trauerzeremonie dauerte einige Zeit und Anuk ging danach gleich in seine kleine Höhle. Naka war nicht mehr da, sein Körper war begraben bei den Anderen. In der Höhle nahm Anuk ein Fell auf, es war eines, in dem noch der Geruch Nakas hing und dort kuschelte er sich henein und versuchte, nicht zu weinen. Er musste nun noch mehr helfen, er musste noch stärker sein, um seinen Stamm zu beschützen.
Davon ahnte Shakhely jedoch nichts, als er schließlich seinen Speer aufnahm und die Rüstung in der Höhle beim Wasserlauf ließ. Es wurde inzwischen wieder dunkel und nun, da er frei war, mußte er seine Unruhe loswerden und lief ohne einen Laut zu verursachen in die naheliegenden Wälder, um dort zu jagen. Schnell fand er eine Herde Rehe und nickte ... ein kurzer Wurf genügte, daß sein Speer sich zielsicher in die Brust eines Rehes grub und er holte sich seine Beute, um sie auszuweiden und dann das Fleisch in dem Fell zurück in seine Höhle zu bringen. Nun konnte er sich endlich sattessen - das Fleisch würde ihm für mehrere Tage reichen und erst dann mußte er sich wieder etwas Neues jagen. Shakhely hatte keine Probleme damit, in der Nacht zu sehen - seine alternative Wärmesicht half ihm dabei gut und bevor er in seine Höhle zurückkehrte, sah er, wie die Pumamenschen in einer Art kleiner Prozession ihre Toten wegbrachten und der alte Pumamensch dabei eine Art Gesang ausstieß. Doch dies interessierte Shakhely nicht - sein Volk hatte nur wenige Riten und die Meisten drehten sich darum, die Leistungen eines Kriegers anzuerkennen, so daß er in seine Höhle zurückkehrte und dort das Rehfell mit dem Fleisch auf die Seite legte.
Von dem Tun Shakhelys bekam Anuk nichts mit, er lag in seiner Höhle und versuchte, zu schlafen. Die Wunde auf seinem Rücken hinderte ihn aber ein wenig und auch seine Gedanken sorgten dafür, daß er nicht schlafen konnte. Zwar schlossen sich seine Wunden etwas schneller, aber es war anstrengend für seinen Körper. Nach einiger Zeit übermannte ihn aber die Müdigkeit so sehr, daß selbst seine Gedanken ihn nicht mehr von einem tiefen Schlaf abhielten.
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