Balken01a


“Der Kristall der Jugend” 08
 

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Es wurde schon wieder langsam dunkel, aber der Nebel hatte sich endlich gelichtet, und man konnte schon das Ende des Sumpfes sehen. Hier war es im Moment trockener ... es standen ein paar Felsen herum, und sie ritten gerade auf eine große Baumgruppe mit Sumpfweiden zu. Brann schauderte bei den Anblick der Bäume ... sie sahen irgendwie unheimlich aus und bewegten sich sacht, obwohl kein Wind wehte, und das ließ Brann leicht stutzen.

"Black ? Warum bewegen sich die Bäume, es ist kein Wind ?"

Wie auch schon zuvor, ritt der Blitzformer mit gezogener Axt an der Spitze und zog nun die Brauen tief in die Augen, während er unbewußt die langen Reißzähne fletschte. Alles in ihm drang danach, diese Bäume zu töten - denn er fühlte nur zu gut, daß sie keine normalen Bäume waren.

"Haltet euch bereit, Männer ... diese Bäume sind gefährlich. Ich weiß nicht wieso und will es auch gar nicht wissen, aber wir sollten so schnell es nur möglich ist, durchreiten."

Noch ehe er geendet hatte, frischte der Wind ein wenig auf und trug ein solch schauerliches Wehklagen und Stöhnen mit sich, daß die Pferde leicht stiegen und nur mit Mühe wieder unter Kontrolle zu bringen waren.

"Reitet los !! Diese verdammten Bäume wollen zur Straße !!"

Auch wenn es völlig unmöglich schien - die Wurzeln der großen Weiden hoben sich aus dem sumpfigen Boden und es schien fast, als ob die Bäume auf ihnen laufen wollten.

Auch jetzt gehorchten die Männer - sie waren kampfbereit, zogen ihre Waffen und trieben die Pferde in einen hetzenden Galopp. Ihre Tiere waren vieles gewöhnt - sie scheuten nicht in den Schlachten und vertrauten ihren Reitern. In vollem Galopp rasten die Männer an den Bäumen vorbei, bevor sie zu nahe kamen, schlugen nach Ästen und Wurzeln, die nach ihnen greifen wollten und hieben sie durch, wenn sie ihnen doch zu nahe kamen.

Fast alle schafften es - nur der Letzte wurde unsanft vom Pferd geworfen, da das Tier am Hinterlauf gepackt und weggezogen wurde. Das Tier wieherte panisch und verstummte erst, als der Baum es sozusagen verschlang. Der junge Söldner rappelte sich auf und Brann ritt rasch zurück, packte ihn am Arm und zog ihn zu sich auf sein Pferd, um ihn aus der Reichweite der Bäume zu bringen.

"Das war knapp."

"Mehr als nur knapp, verdammt - dieser miese Sumpf !"

Einer der beiden rothaarigen Brüder fluchte kurz auf - doch dann wurde er wie die Anderen etwas langsamer und ritt die immer trockener werdende Straße entlang. Sie alle waren gerade einem mehr als nur grausigen Schicksal entronnen und froh darum, daß sie noch lebten.

Auch BlackBolt nickte auf die Worte Helegars und blickte über die Überlebenden mit ihren Reit- und Packpferden, als ihm etwas auffiel und er die Augen verengte.

Noch im gleichen Moment brüllte er ein lautes "Reitet !!" und wendete sein eigenes Pferd, um zum Ende der Straße zu reiten, die sich in der hereinbrechenden Nacht abzeichnete.

Und wieder reagierten die Söldner, denn sie sahen nun auch, was BlackBolt sah, und ein eisiger Schauder rann ihnen über den Rücken. Hunderte von Fröschen kamen auf sie zu und einige wußten genau, daß es Giftfrösche waren. Sie kamen von den Seiten und die Männer trieben die Pferde wieder an, um sie zum Ende des Sumpfes zu jagen, damit sie endlich hier herauskamen.

Diesmal schafften es nicht alle ... manche Männer und ihre Pferde wurden von den Fröschen angesprungen und gebissen. Das Gift wirkte auf der Stelle, und lähmte Mensch wie Tier so schnell, daß sie qualvoll erstickten.

Doch dann war das Ende schon erreicht und als alle heraus waren, brüllte BlackBolt laut auf und ließ die Macht seiner Blitze erwachen, um sie in den Sumpf und auf die Horde an Fröschen zu schleudern, die ihnen nachkommen wollten.

Die vor Schreck aufquakenden Tiere versuchten, zu fliehen ... doch die Blitze erwischten und verbrannten sie, so wie auch die Sterbenden erlöst wurden. Drei der Söldner waren den giftigen Tieren zum Opfer gefallen und dazu noch vier der Pferde - ein Verlust, der sehr an ihnen zehrte.

"Verdammte Viecher ... diese von den Göttern verfluchten Viecher !"

Die Reise hatte jetzt schon mehr Verluste verursacht als eine Schlacht, und ihre Zahl sehr dezimiert.

"Wir sollten gleich weiterreiten, sonst ist keiner verwundet. Im Tal werden wir bestimmt auch noch Ärger bekommen."

Brann murmelte wieder und blieb neben BlackBolt. Der Verlust war wirklich schwer, aber irgendwie hatte er auch die Besten übriggelassen. Etwas, das sie alle nur zu gut wußten - denn außer Seldem waren alle jungen Söldner tot, nurmehr die etwas älteren Söldner und BlackBolt blieben übrig.

"Du hast völlig recht, Brann - wir sollten noch so lange reiten wie es möglich ist, die beiden Vollmonde erhellen die Nacht gut genug. Dort vorne beginnt endlich wieder die Straße, und die Pferde können gut laufen."

Auch der Blitzformer wollte so weit wie nur irgendmöglich von diesem Sumpf weg - und wie alle Anderen schwor er sich, niemals wieder den kurzen Weg hindurch, sondern nurmehr außenherum zu reiten.

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Sie hielten erst einige Stunden später und ritten etwas von dem Weg hinunter, ehe sie ihr Lager aufschlugen und ein Feuer entfachten. Sie waren alle müde und erschöpft - doch sie teilten trotzdem Wachen ein und BlackBolt nickte, denn gerade in dieser Hinsicht konnte er sich auf die anderen Söldner verlassen.

Soldaten in einem Heer neigten dazu, einzuschlafen oder nicht wachsam zu sein ... ein Söldner war jedoch darauf angewiesen, immer auf der Hut zu sein, und Gefahren mit seiner gezückten Waffe zu begegnen.

Hier aßen sie auch nur eine kleine Mahlzeit, bestehend aus Trockenfleisch und Brot. Es genügte ihnen, da sie erst vor kurzem etwas Richtiges gegessen hatten. Nach einiger Zeit lösten sie sich ab und erst, als es dämmerte, machten sie sich wieder bereit zur Weiterreise.

"Ich hoffe, im Tal kommen wir besser klar. Da wissen wir ja, was uns erwartet."

Wieder war es Brann, der vor sich hinmurmelte ... es war eine Angewohnheit von ihm, und er war schon als kleiner Eigenbrödler bekannt, auch wenn er immer im Team arbeitete.

Doch das wußten die Anderen und sie schmunzelten nur kurz, da jeder von ihnen eine Eigenart hatte. Auch BlackBolt schmunzelte, denn irgendwie mochte er diese Eigenart und klopfte Brann auf die Schulter.

"Zumindest kann ich euch vor den meisten Gefahren warnen und schützen - und das besser, als bei diesem verdammten Sumpf."

Das ließ die beiden rothaarigen Brüder laut aufschnauben, ehe sie dagegenhielten.

"Als ob wir Kinder wären, die du beschützen mußt, Großer - wir können gut auf uns aufpassen, auch wenn es gut war, daß du diese verdammten Frösche aufgehalten hast. Hoffentlich kannst du das auch mit den Spinnen in diesem Tal - ich HASSE Spinnen, und Helegar auch."

"Gut zu wissen, da sitzt nämlich eine auf deiner Schulter."

Brann zeigte auf die Schulter des älteren Bruders und lachte, als der sofort panisch aufsprang und die kleine Spinne wegschlug, die da gesessen hatte. Und das brachte die Anderen dazu, laut aufzulachen, und die Stimmung lockerte sich zusehends.

Sie alle waren froh, daß sie eigentlich kaum Verletzungen hatten und noch lebten ... und so begannen sie damit, sich die eine oder andere Geschichte über ihre Abenteuer oder manche Schlachten zu erzählen, und manchmal redeten sie auch über die eine oder andere Eigenart, die ein Söldner hatte.

Gerade diese wenigen Gelegenheiten der Ruhe schätzten die Söldner sehr - und so nutzten sie die Zeit und genossen es, einmal nicht so auf der Hut sein zu müssen.

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Die nächsten Wochen vergingen relativ ereignislos ... sie hielten sich an die befestigten Wege und kamen gut voran. Erst, als sie langsam in die Nähe der südlichen Grenzen kamen, wurde es schwerer, da die Wege langsam immer schlechter wurden. Nach einer Weile wich das Grasland, das immer wieder von den Feldern der Bauern unterbrochen war, vereinzelten Wäldern ... und BlackBolt nickte, als er die Karte wieder einsteckte.

"Bald kommen wir zu den kleineren Bergen, in denen auch das Tal mit dem Kristall liegt ... aber es führt kein direkter Weg dorthin, wir müssen erst in das Nachbarland, um dann von der anderen Seite durch die Wälder und dorthin zu reiten."

"Solang der Weg sicher ist, sollten wir es genießen. Ich denke, Aufregung bekommen wir dann noch genug."

Brann war sichtbar entspannt. Es war im Moment keine Gefahr in Sicht, auch wenn er weiterhin wachsam blieb. BlackBolt und er kamen jetzt recht gut mit den Brüdern klar, und sie fingen langsam an Freunde zu werden, was die Reise deutlich angenehmer machte.

So wie sie auch mit den anderen Söldnern etwas tiefere Bande schlossen. Dies war bisher der erste Auftrag, bei dem so viele von ihnen gemeinsam unter einem Herrn dienten ... und auch wenn es anfangs noch Schwierigkeiten gab, so merkten sie doch, daß sie mehr gemeinsam hatten als sie dachten, und es ihnen allen guttat, nicht dauernd auf der Hut voreinander sein zu müssen.

Gerade der große Blitzformer war froh um diese Ruhe ... denn er lebte schon lange genug um zu wissen, wie selten es war, daß sich Söldner so gut vertrugen, daß sie eine gute Truppe bildeten. Ein Gedanke, der ihn nicht losließ - und als sie schließlich am Abend wieder rasteten und ein Lager bildeten, sprach er ihn auch an.

"Was haltet ihr davon, wenn wir nach diesem Auftrag noch eine Weile zusammenbleiben ? Wir sind eine sehr starke Truppe und arbeiten gut zusammen ... ich bin sicher, daß der eine oder andere Fürst oder König gewiß gut für unsere Dienste zahlt. Und als Truppe können wir mehr verlangen, als wenn wir einzeln nach einer Arbeit suchen."

Brann hatte sicher nichts dagegen - er arbeitete gern mit BlackBolt zusammen, es lag jetzt nur an den Brüdern, die erst etwas unschlüssig waren. Eigentlich schienen sie sich selbst genug, aber als sie nickten, grinste Brann. Sie vertrugen sich nun wirklich gut und konnten sich jetzt wirklich aufeinander verlassen, und das war sehr gut.

Als die Brüder sich entschieden, lachte der Blitzformer lauf auf und schlug ihnen freundschaftlich auf die breiten Schultern, ehe er noch den anderen Söldnern zunickte, die ebenfalls zustimmten. Doch BlackBolt konnte sich ein kurzes Grinsen nicht verkneifen, als er die Blicke der Brüder zu Brann bemerkte ... denn diese hatten scheinbar etwas mehr Gefallen an ihm gefunden, als ihnen lieb war.

Er sprach dies allerdings nicht an, denn es war nicht an ihm, hier zu vermitteln - und so begann BlackBolt ein Gespräch mit den Anderen über die eine oder andere Schlacht, die sie geschlagen hatten.

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