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“Jagd nach den verlorenen Legenden” 03
 

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Es dauerte einige Stunden, bis Arcon wieder wach wurde und leise aufstöhnte, da sein Körper gegen jede Bewegung protestierte. Im ersten Moment wußte er nicht, wo er war - doch dann kam es ihm schlagartig ins Gedächtnis zurück und er ließ mit einem weiteren Stöhnen den Kopf wieder fallen, strich sich müde mit der freien Hand über die Augen und richtete den Blick erst dann zu dem Assassinen, der unweit von ihm an einer der Mauern lehnte und von den beiden Vollmonden beschienen wurde. Aber anders als sonst, fühlte sich Arcons Unterleib erstaunlich gut an und so wußte er, daß der Andere ihn nicht verletzt, sondern nur wirklich erstklassig befriedigt hatte. Und genau dieser Gedanke sorgte dafür, daß der junge Dieb verschmitzt zu lächeln begann, als er den Fremden musterte. "Siehst nicht einmal so schlecht aus für einen Meuchler ... und du bist gut im Bett, also das muß ich dir lassen. Auch wenn ich es bevorzuge, mich ein wenig mehr bewegen zu können, damit ich nicht daliege wie eine verschreckte Jungfrau. Schneidest du mich los ? Oder muß ich alles selber machen ?"

"Musst du nicht ... und nun ja, ich denke nicht, daß du es dir freiwillig hättest gefallen lassen." Ravien stand geschmeidig auf und schnitt den Dieb los. "Hier, zum saubermachen. Und jetzt rede bitte, ich hab schon mehr Zeit gebraucht, als geplant." Er warf ihm ein Stück Stoff zu, und steckte seinen Dolch wieder ein.

Der junge Dieb fing den Stoff geübt auf und seufzte leise, als er an sich herabblickte und die Menge an Samen sah, der ihn bedeckte. "Verdammt ! Wie hast du das nur hinbekommen ?! Gut, ich habe schon lange nicht mehr meine Lust befriedigt, aber gleich SO viel ... wäh." Noch während er sprach, stand Arcon auf und nahm von der Seite seinen Wasserschlauch, feuchtete den Stoff an und begann damit, sich zu säubern. "Und hetz mich nicht - ich zeigs dir gleich, ich will nur vorher sauber sein. Verdammt, du hast meine Sachen zerschnitten - ich will neue, verstanden ?! Das ist das Mindeste. Und wegen der Kugel ... was weißt du von ihr ? Und wie heißt du eigentlich ? Ich kann dich ja schlecht dauernd nur mit Schimpfworten anreden."

"Ravien ... und du ?" Ravien setzte sich auf das Bett, und musterte den Dieb. "Ich weiß nur, daß ich das Schmuckstück zurückbringen soll, ich stelle keine unnötigen Fragen. Scheinbar scheint es sehr besonders zu sein." Sonst würde da nicht so ein Tamtam drum gemacht.

Im ersten Moment hob Arcon nur eine Braue - dann schnaubte er leise und schüttelte kurz ungläubig den Kopf, ehe er das Stoffstück auf die Seite warf und mißmutig seine zerschnittene Hose musterte. Jedoch fügte er sich mit einem Seufzer in sein Schicksal und drehte sich zu dem Assassinen, zog ein Bein an und legte den Kopf auf die Arme, die er darauf verschränkte. "Jaja, ich weiß - keine Fragen und einfach nur tun, was verlangt wird. In dem Fall nur ein wenig komplizierter, Ravien. Achja, ich heiße Arcon - und ich sage dir jetzt, was dieses dreimalverfluchte Teil macht. Weißt du was ? Da ist ein Zauber in der Kugel drin, und der ist total dreckig ... wenn man nämlich das Ding berührt und dabei sein Blut drauftropfen läßt, dann kann man in die Zukunft sehen. Aber das Teil ist tückisch - das saugt einem das Blut und die Lebensenergie aus, ich war nach drei Mal so fertig, daß ich dir nicht einmal mehr entkommen konnte. Ich weiß nicht, ob es auch funktioniert, wenn man nicht selbst, sondern jemand Anderes blutet - und ich habe Angst, daß der feiste Arsch das kann und deshalb Menschen tötet, um sich selbst zu bereichern. Das Teil ist dämonisch, Ravien - auch wenn ihr Assassinen immer euer Wort haltet, du solltest bei dem Ding eine Ausnahme machen."

"Die Zukunft ? Und sie saugt einem das Leben aus ?" Ravien hob eine Braue, und wirkte einen Moment recht ungläubig. "Und du kannst damit natürlich viel bessere Dinge anstellen, Hm ?" Ein Dieb konnte damit sicher auch einiges anfangen.

Im ersten Moment war Arcon einfach viel zu geschockt, um etwas zu antworten. Dann seufzte er leise und strich sich kurz über das Gesicht, ehe er einfach nur die Schultern zuckte. "Um ehrlich zu sein - ich würde das Teil am Liebsten zerstören. Aber ich kann mir denken, daß das nicht so einfach ist, wer das geschaffen hat, sorgte garantiert vor. Und wegen mir ... wenn überhaupt, dann nur noch in Situationen, in denen mein Leben davon abhängen würde - und eigentlich nicht einmal dann. Du hast es nicht selbst gespürt, Ravien - das Teil ist böse." Der junge Dieb verstand das Mißtrauen Raviens sehr gut ... denn gerade für einen Dieb wäre es von unschätzbarem Wert, zu wissen, was die Zukunft bringt. Aber Arcon meinte es ernst, er würde diese Kugel nur im äußersten Notfall benutzen, und selbst dann nur widerwillig.

Daß Arcon da ehrlich war, merkte Ravien ... aber er steckte damit in einem Dilemma. "Ich habe einen Ruf zu verlieren, und ganz ehrlich ... solche Dinge mit schwarzer Magie. Es steckt nichts Gutes darin, und meist kommt das Schlechte doppelt auf die Benutzer zurück. Ich glaube, daß man nur seine eigene Zukunft sehen kann und ich denke nicht, daß er Menschen opfern kann, um die Zukunft sehen zu können." Magie hatte immer einen Haken, zumindest die Schwarze.

"Sicher wäre ich mir da nicht - ehrlich nicht. Aber ich habe keine Lust, mich wegen diesem Teil wieder mit dir anzulegen, so dumm bin ich nicht. Doch wenn das nach hinten losgeht, dann halte ich dir das immer wieder vor, verstanden ?" Während er sprach, richtete Arcon sich langsam wieder auf, ehe er zu grinsen begann und Ravien einfach umwarf, sich über ihn neigte und ihn leidenschaftlich küßte.

Der hatte sich überrumpeln lassen und wollte Arcon eigentlich wegstoßen, doch der Kuss gefiel ihm, und er erwiderte ihn "Hast du etwa noch nicht genug ?" hakte er nach, nachdem sich ihre Lippen wieder lösten, und blickte in die blauen Augen des Diebes.

Jener grinste hinterhältig, ließ sich auf den kräftigen Körper des Assassinen sinken und verschränkte die Arme auf dessen breiter Brust. "Sex ? Ja, da hast du mich ziemlich ausgelastet. Aber ich war gefesselt, und nun hole ich eben nach, was ich nicht tun konnte." Dann löste Arcon seine Arme und neigte sich erneut herab, küßte den Assassinen leidenschaftlich und stubste mit seiner Zunge an dessen Lippen, da er ihren Kuß noch vertiefen wollte.

Arcon war ganz schön dreist, aber immerhin war es mal einer, der sich nicht fürchtete, und so öffnete Ravien seine Lippen und focht sofort den Kampf um die Vorherrschaft aus, denn er schob die Zunge des Blauäugigen in dessen Mund zurück, und eroberte ihn nun seinerseits.

Für einige Herzschläge gab der junge Dieb nicht nach und versuchte, den Kampf ihrer Zungen wieder in den Mund Raviens zurückzubringen, doch dann ließ er es einfach und genoß es sichtbar, dessen Zunge mit der seinen zu umschlingen und auf diese Weise ihr Feuer zu wecken. Denn Arcon war in seinem Innersten feurig und leidenschaftlich - eine Eigenart, die auch dafür sorgte, daß der Flammenzauber auf seinem Arm überhaupt wirkte. Doch dann mußten sie ihre Zungen wieder lösen, um Atem zu holen und der Blauäugige stöhnte wohlig, als er sich wieder auf dem Assassinen niederließ. "Du schmeckst gut, Ravien ... sehr gut sogar. Und du stinkst nicht nach verfaulten Ratten, wenn du den Mund aufmachst - das mag ich. Sehr sogar."

"Ich kümmere mich ja auch um meine Zähne ... du auch, wie es scheint." Es war nicht so oft, aber es war gut, um gesund zu bleiben, was viele nicht beachteten. "Zeigt, wie klug du bist. Vielleicht sagst du mir, wo die Kugel ist, danach komme ich zurück, okay ?"

Im ersten Moment hob Arcon einfach nur eine Braue - dann seufzte er leise und holte sich noch einen leidenschaftlichen Kuß, ehe er wieder aufstand. "Ich muß verrückt sein, dir zu vertrauen ... aber gut, ich nehme an. Gehen wir wieder nach unten, dort ist die Kugel - und bringe mir gleich eine neue Hose mit, die alte hast du mir ja zerschnitten." Dann winkte der junge Dieb ihn zu sich und ging über die Treppe nach unten, wartete auf den Assassinen und trat dann zu eine Küchensäule, um eine der Verzierungen herauszuziehen und so ein Geheimfach zu enthüllen. "Immer wieder das gleiche ... die Leute kommen nie darauf, daß man sie viel leichter ausrauben kann, wenn man nur die üblichen Verstecke abklopft. Nimm es dir, ich rühre das Teil so schnell nicht wieder an. Aber paß auf, der Dorn ist verdammt scharf."

"Ihr Götter, da hätte ich ja auch drauf kommen können." Ravien gestand den Fehler ein, und nahm die Kugel in der Schatulle vorsichtig an sich. "So unscheinbar ..." murmelte er, und steckte sie ein. Er gab Arcon eine Goldmünze, und grinste schief. "Für ne neue Hose, Okay ? Aber den Schmuck von dem Kerl hast du ja auch noch." Den er aber nicht zurückbringen sollte, zumindest hatte der Auftraggeber das nicht gesagt.

"Mittlerweile ist der schon lange beim Hehler. Danke für dein Gold, aber mir wäre lieber, wenn du mir eine Hose mitbringst ... so kann ich mich nicht unter die Leute trauen. Im Moment habe ich sogar genug Gold, aber wie gesagt, so kann ich nicht raus. Ich vertraue auf dein Wort, daß du mir nicht in den Rücken fällst ... deshalb hast du die Kugel wieder, ja ? Ich warte auf dich, Ravien." Die letzten Worte wisperte der junge Dieb mit einem kecken Verengen seiner Augen, kam näher und küßte Ravien leicht auf die Wange, ehe er sich wieder löste, ihm das Goldstück zurückgab und zu seinen Sachen ging.

"Ich komme wieder, und bringe dir ne Hose mit, versprochen." Er hielt sein Wort, und grinste nun sacht. "Ich bringe auch was zu essen mit." Dann wandte er sich ab und verschwand aus dem Haus, um seinen Auftrag zu beenden.

Arcon blickte ihm nur nach und schüttelte kurz grinsend den Kopf, ehe er seine Sachen aufnahm und aus einem anderen Versteck in der Wand seinen Geldsack nahm, den er dort verborgen hatte. Er hoffte, daß es nicht zu lange dauerte, bis der Assassine wiederkam - und so ging er wieder nach oben, sortierte dort seine Habe und blieb dabei trotzdem aufmerksam, da es in seiner Natur lag.

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Wenig später erschien Ravien im Garten des Auftraggebers. Er hatte sich zuvor schon bemerkbar gemacht, und sah den Mann nun freudig grinsend auf sich zukommen. "Ich habe den Auftrag erfüllt. Gebt mir das Gold, dann bekommt ihr die Kugel."

Der feiste Adelige lachte leise, als er auf den Assassinen zuging und mit einem freudigen Lächeln nickte. "Gut, gut ... natürlich habe ich das Gold, aber zuvor will ich sehen, ob du wirklich die Schatulle mit der Kugel bei dir hast, ja ? Zeig sie mir ... ich vertraue dir, aber Kontrolle ist besser." Lord Tripas rieb sich dabei unauffällig die feisten Hände und öffnete dabei ebenso unauffällig einen seiner Ringe, da er das, was darin verborgen war, gleich brauchen würde.

Ravien war von dem Kerl angewidert, ließ es sich aber nicht anmerken und holte die Schatulle hervor, um sie zu öffnen, damit der Lord sehen konnte, daß die Kugel darin lag. "Hier, wie ihr seht, ist sie da." Er fühlte sich unwohl, sein Instinkt für Gefahr klingelte, obwohl es eigentlich keinen Grund geben dürfte.

Als Tripas die Schatulle und darin die Kugel sah, nickte er und breitete seine Hände freudig aus. "Herrlich, herrlich ... ihr Assassinen seit wirklich so gut, wie man es sagt. Nützlich - überaus nützlich, vor allem, wenn ihr eure Aufträge ausfüllt." Dann brachte der Adelige seine Rechte wieder vor sein Gesicht und blies den Staub, der unter dem Edelstein in einem Geheimfach verborgen gewesen war, direkt in die Nase des Assassinen, während er selbst wieder zurücktrat. Es war eines seiner wohlgehüteten Geheimnisse - denn nicht jeder wußte um die einschläfernde Wirkung des blaugoldenen Lotusstaubes.

Aber Ravien wusste darum und versuchte noch, die Luft anzuhalten. Aber es war zu schnell passiert, und so kippte er nach wenigen Momenten ohnmächtig zu Boden. Er hatte nicht mal Zeit, sich über sich selber zu ärgern, das würde noch kommen, wenn er wieder erwachte. Und das wahrscheinlich mit einem so dicken Kopf, daß er durch keine Tür mehr passte.

Tripas lachte nur und lächelte zufrieden, ehe er sich umwandte und seine großen Leibwächter rief, damit sie den Assassinen in den Kerker bringen würden. Dort konnte er die nächsten Stunden nicht gefährlich werden und so hatte der feiste Adelige auch die Zeit, das Ritual vorzubereiten, das ihm die Gehorsamkeit dieses nützlichen Mannes sichern würde.

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