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“Die Rote Garde” 01
 

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Seit dem so überraschenden Besuch Suchars waren einige Tage vergangen, in denen Miguel Zeit hatte, nachzudenken. Es bereitete ihm noch immer ein wenig Schwierigkeiten zu akzeptieren, daß sein Liebster ein ehemaliger Engel war - und nun wieder in den Diensten des oberstes Engels stand und in dessem Auftrag für Recht und Ordnung sorgte. Etwas, das ihm Suchar noch genauer erklären wollte, ebenso wie er ihm noch ein wenig ausführlicher über sich erzählen wollte. Während der junge Student nachdachte, drehte er sich leicht zur Seite und zischte kurz auf, als seine noch immer ein wenig frische Narbe zog ... doch dann legte es sich wieder, als er zur Ruhe kam, die Augen schloß und den Geruch seines Liebsten einatmete, der noch immer in dem Kopfkissen haftete. Er hatte Sehnsucht nach Suchar ... auch wenn sie sich eigentlich erst so kurze Zeit kannten, so wußte Miguel, daß er sich Hals über Kopf in den großen Blonden verliebt hatte und er wußte auch, daß er mit ihm zusammen sein wollte. Selbst wenn das bedeuten würde, ewig zu leben ... oder zumindest eine sehr, sehr lange Zeit. Es war noch immer etwas, das neblig am Rande seines Denkens lag, da es einfach zu unwirklich war - er sollte ebenso langlebig gemacht werden, wenn der oberste Engel und Gott Surars es ihm erlaubte. Doch wie ? Und wann ? Und tat das weh ? Würde er sich verändern ? So viele Fragen geisterten durch die Gedanken Miguels und er seufzte leise, wünschte sich einfach nur, daß Suchar zu ihm käme und ihn in seinen starken Armen halten würde und schmunzelte sofort nach diesem Gedanken, da er fast aus einem Kitschroman stammen konnte.

Dann, als hätte Suchar die Sehnsucht gespürt, trat er an die Tür Miguels und klingelte dort. Er war Heute in Zivil gekleidet und trug eine Jeans und ein graublaues Sweatshirt. Etwas, das er früher wohl nie getragen hätte, aber die Zeiten waren vorbei, es brachen Neue an und diese würden ereignisreich werden. Miguel hatte sicher noch sehr viele Fragen und auf die würde er auch Antworten bekommen.

Sofort, als er die Klingel hörte, richtete der Dunkelhaarige sich auf und ein Lächeln erwachte auf seinen Lippen, als er so schnell es ihm möglich war, aufstand, zur Türe hechtete und aufsperrte. Der Anblick entschädigte ihn völlig für das lange Warten - ohne noch einen Augenblick zu zögern, schlang Miguel seine Arme um den Nacken des Blonden, küßte ihn zärtlich und sehnsüchtig und schmiegte sich an ihn heran, um ihn zu fühlen.

Suchar umschlang ihn auch sogleich mit seinen Armen und ging mit ihm hinein. Er hatte ihn ein wenig angehoben und so standen sie drinnen, als er den Kuss sacht löste. "Tut mir leid, daß ich mich so lange nicht hab blicken lassen. Ich dachte, du wirst ein wenig Zeit brauchen, um alles zu verarbeiten."

"Hmmm... ein wenig, ja .. aber noch mehr habe ich dich vermißt, mein Herz. Du fühlst dich so herrlich an, weißt du das überhaupt ?" Während er sprach, hauchte Miguel immer wieder sanfte Küsse auf die Lippen, das Kinn und die Wangen des Blonden, genoß es, ihn einfach nur zu umschmusen und von ihm gehalten zu werden. "Setzen wir uns auf die Couch ? Ist schöner zum Reden und Schmusen ... und das, was du anhast, steht dir, du siehst so sexy darin aus, daß ich nicht weiß, ob ich dich beschmusen oder aufessen soll." Die Stimme Miguels war ein wenig neckend, ebenso wie sein Lächeln - doch er meinte es ernst, er fand, daß Suchar in den einfachen Klamotten einfach hinreißend aussah, doch irgendwie beschlich ihn auch das Gefühl, daß er den Blonden selbst in einem einfachen Kartoffelsack begehrenswert gefunden hätte, was ihn leise schmunzeln ließ.

Suchar lachte leise und schlüpfte aus seinen Schuhen, dann schnappte er sich Miguel und schleppte ihn zum Sofa, um sich mit ihm dorthin zu setzen. "Ich dachte, ich zieh lieber was Normales an, deine Nachbarn hatten letztes Mal ein wenig merkwürdig gekuckt, als ich kam." Er küsste ihn sacht und berührte dann mit den Fingern seine verletzte Schulter. "Tut sie dir noch immer weh ?" Er fragte leise und besorgt, denn es war ja schon eine Weile her, seit das passiert war.

Ein leises "Manchmal, aber nicht schlimm." wispernd, kuschelte sich der Schlankere an Suchar heran und genoß einfach dessen Körper, den Herzschlag und auch den so geliebten Geruch des Blonden. "Ich mag auch das, was du das letzte Mal angehabt hast, mein Herz ... es steht dir, sorgt dafür, daß man vor dir Respekt hat. Und mach dir wegen der Nachbarn keine Sorgen ... ich ... ich bleibe eh nicht mehr lange in dieser Wohnung, recht gefallen hat es mir hier eh nie."

"Wo willst du denn hinziehen ?... Ich wollte da nämlich was mit dir bereden. Unter Anderem die Sache, daß du langlebig werden kannst... willst du das überhaupt ?" Der Blonde war ein wenig unsicher, was das betraf. "Derjenige der uns dabei hilft, sorgt dann auch dafür, daß die Wunde nicht mehr schmerzt."

Leise seufzend, schloß Miguel seine Augen und schmiegte sich noch ein wenig näher an den Größeren ... erst nach einer Weile sah er wieder zu ihm auf und ein sanftes, ehrliches Lächeln erwachte auf seinen Lippen und fing sich auch in seinen Augen. "Ich habe daran gedacht, weil es auffällt, wenn man nicht altert und die Menschen um Einen herum schon. Ich dachte an etwas, das ruhig und abgelegen liegt, damit es nicht auffällt. Und ja, natürlich möchte ich es - ich würde alles dafür tun, mit dir zusammensein zu können, Suchar. Und daß du es mir anbietest, zeigt mir, daß du es auch ernst meinst und das macht mich noch glücklicher. Allerdings verstehe ich nicht so ganz, was du damit meinst, daß meine Wunde dann nicht mehr schmerzt ?" Miguel war wirklich ein wenig erstaunt - er hatte keine Ahnung, wie das überhaupt funktionieren konnte, doch er vertraute dem Blonden und hauchte ihm einen sanften Kuß auf die schmalen Lippen.

"Er heilt die Wunde richtig, wenn du magst auch so, daß die Narbe ganz verschwindet... und ich habe auch an etwas Abgelegenes gedacht. Ich habe sogar einen Ort gefunden. Ich musste etwas finden für das, was ich vorhabe, und ich möchte, daß du bei mir bist." Suchar erklärte leise, koste dabei immer wieder durch das Haar seines Liebsten und küsste ihn sanft.

Jener kostete die Zärtlichkeiten sichtlich aus und wurde dabei weich wie Wachs, lächelte zärtlich und erwiderte die ebenso zärtlichen Küsse. Erst nach einer Weile sah er wieder in die hellen Augen des Großen und wisperte leise zu ihm. "Erzählst du mir mehr ? Was hast du denn vor ? Und wie geschieht das mit dem langlebig machen eigentlich ? Und natürlich bleibe ich bei dir, auch wenn ich nur so wenig von dir weiß, so weiß ich doch, daß ich dich liebe und bei dir bleiben möchte." Miguel war neugierig - doch es war nicht aufdringlich, sondern eine eher ruhige Neugier, denn es gab noch so viel, das er erfahren mußte.

Suchar war froh darüber und überlegte einen Moment. "Also zuerst das langlebig machen. Es gibt Lebewesen, die heilen können und Körper verändern. Es ist eine Gabe... und einer dieser Männer ist vor Kurzem auf unsere Welt gekommen, obwohl es auch Vampire gibt, die heilen können. Es tut nicht weh." Dann pausierte er kurz und kam zu seinem Plan. "Und das, was ich vorhabe, ist, eine Garde gründen. Es gibt schon etwas Ähnliches, nur sehr fanatisch. Es sind Jäger, die alles jagen, was ihrer Meinung nicht menschlich ist und auf unsere Welt gehört. ...Vampire, Werwesen und andere nichtmenschliche Wesen, die es auf Surar gibt. Sie jagen alle und das ist falsch, denn es gibt ein gewisses Gleichgewicht."

Mit großen Augen hörte ihm der Schlankere zu und schluckte schließlich schwer .... es war ein ziemlicher Brocken, zu erfahren, daß es nicht nur Engel und Dämonen, sondern auch Vampire, Werwesen und andere nichtmenschliche Wesen gab, denn er zweifelte nicht einen Moment an den Worten seines Liebsten. "Vampirjäger oder sowas Ähnliches, oder ? Ich habe davon gelesen, gerade im Mittelalter müssen sie sehr schlimm gewesen sein und alles getötet haben, was ihnen unter die Finger kam und seltsam war. Einer meiner Studienkollegen hat sich dem Thema der Inquisition gewidmet und dahingehend recherchiert, scheinbar gibt es sie noch Heute. Sind das die Jäger, die du meinst ?"

"Ja, das sind sie, und ja, sie waren schlimm. Die Population der Werwesen erholt sich gerade erst wieder ein wenig. Vampire gibt es noch viele, ihre Zahl wächst an, jedoch verfallen viele von ihnen in die Dekadenz, die sie im Mittelalter hatten. Es gibt grundlegende Unterschiede. Einige Wenige halten sich an das Gleichgewicht dieser Welt. Sie töten selten und trinken nur Schlucke ihrer Opfer... Die Anderen töten immer, erschaffen Diener und das Zuhauf. Es sind Vampire, die den Tag nicht vertragen. Sie haben auch lederne Schwingen wie Fledermäuse... wie in den Filmen... aber die Geborenen haben schwarze Federschwingen und wandeln des Tags unbemerkt unter den Menschen umher.... Die Blauen Jäger jagen alle und das ohne Ausnahme. Sie machen keinen Unterschied, ob die das Gleichgewicht halten oder nicht. Ebenso ist es bei den Werwesen. ... Ich gründe eine Gruppe, die nur die töten wird, die gegen das Gleichgewicht sind... Wir werden versuchen, sie zu bekehren." Suchar erklärte ruhig weiter und hoffte, daß Miguel nicht zu verwirrt war von dem Ganzen.

Interessiert hörte ihm Jener zu .... dies war alles noch so neu für ihn und er brauchte eine Weile, doch dann nickte er und lächelte zu seinem Liebsten. "Das ist gut ... so könnt ihr die schützen, die das Gleichgewicht in Ordnung halten, nicht wahr ? Und die, die das Gleichgewicht stören, tötet ihr, wenn sie sich nicht bekehren lassen, weil sie sonst eine Gefahr sind ? Aber was ist mit den Blauen Jägern ? Ich glaube nicht, daß sie sich Konkurrenz gefallen lassen, wenn sie auch nur annähernd so fanatisch sind, wie du sagst ?" Miguel war ein wenig besorgt, denn wenn er es richtig verstanden hatte, bedeutete es auch, daß sie eine Gefahr für Suchar wären.

Suchar lächelte beruhigend und küsste Miguel sacht. "Sicher wird's ihnen nicht gefallen, aber sie werden deswegen keinen Krieg anzetteln. Wir haben die selbe Aufgabe, nur daß wir sie nicht ganz frei ausüben wie sie es tun, verstehst du ?.. Sie können der Roten Garde nichts anlasten, denn wir tun im Grunde das, was sie tun." Jetzt kam er selber fast ins Schleudern. "Verstehst du was ich meine ?"

"Ich denke schon ... sie können euch ja schlecht anlasten, daß ihr ihnen die Arbeit wegnehmt. Nur wenn ihr manche Wesen verschont oder beschützt, könnten sie sauer werden ... doch ich denke, du bist vorsichtig, Hm ? Versprich mir das, Bitte ... auch wenn ich weiß, daß du stark bist und sie keine Chance gegen dich haben, ich kann nichts dagegen tun, daß ich mich ein wenig sorge." Die Stimme Miguels war leise, denn er schämte sich ein wenig dafür - er wußte noch so wenig von Suchar, doch er liebte ihn und hoffte, daß dieser nicht verletzt werden würde.

"Ich verspreche dir, achtzugeben... Und ich würde Heut, wenn du Lust dazu hast, gern zu dem Ort fahren, wo ich die Rote Garde und somit mich und hoffentlich auch dich, unterbringen möchte..... Hast du Lust ?" Suchar lächelte sacht, er hoffte es und es würde ihn wirklich freuen. "Es liegt außerhalb und ist seeeeeeehr idyllisch."

Leise lachend, nickte der Schlankere und hauchte einen zarten Kuß auf die Lippen des Blonden - dann schmuste er sich kurz an ihn heran und löste sich wieder, als er aufstand und freudig strahlte. "Gerne, mein Herz ... ich freue mich schon darauf, sehr sogar. Auch wenn es fürchterlich dumm klingt, solche Zukunftspläne zu schmieden, ich freue mich darauf. Während wir unterwegs sind, solltest du mir noch ein wenig mehr über dich erzählen, Hm ? Damit ich weiß, auf was ich mich einstellen muß ...." Das Letztere war sichtlich neckend gewispert, denn Miguel fühlte schon jetzt, daß der ehemalige Engel bestimmt nicht so war wie seine verflossenen Bekanntschaften.

"Ich bin gar nicht so kompliziert, wie man denken mag... Ich erzähl dir alles auf der Fahrt. Geh, zieh dich um und nimm was zum Übernachten mit, es sind gut zwei Stunden mit dem Auto." Er ließ Miguel nach einem weiteren Kuss los und wartete, daß er sich fertig machte. Er selber hatte seine Sachen in dem Rover und da hatte er auch reichlich Proviant eingepackt für unterwegs und für die Nacht.

Der schlanke Spanier war schnell angezogen und hatte auch eine schlichte, kleine Reisetasche mit Wechselkleidung dabei, die er im Wohnzimmer dann hinstellte - kurz seinem Kater noch Trockenfutter und frisches Wasser bereitstellte und dann wieder zu Suchar zurückkam, sich auf die Zehenspitzen stellte und ihn zärtlich küßte. Miguel hatte sich eine schlichte, blaue Jeans und einen Pulli angezogen, schlang seine Arme um den starken Nacken des Blonden und sah ihm einfach verliebt in die Augen, genoß diesen Moment bis ins Letzte und lächelte, denn er war so froh, daß Suchar jetzt hier war und daß sie auch die Nacht zusammen verbringen würden.

Diesen verliebten Blick erwiderte Suchar, er schlang seinen Arm um die Hüfte Miguels und küsste ihn erneut. "Lass uns gehen... es wird dir gefallen.. Wir haben einen Kamin." Man sah, daß er es kaum erwarten konnte, Miguel zu zeigen, was er ausgesucht hatte. So nahm er dessen Tasche und ging mit ihm nach Draußen. Dort wartete er geduldig, daß der Kleinere abgeschlossen hatte und führte ihn dann zu dem großen Rover, den er vor einigen Tagen gekauft hatte. Der Wagen war Schwarz und Blutrot lackiert, das erste Gefährt für den Fuhrpark der Roten Garde.

Beim Anblick des Wagens pfiff der Spanier leicht durch die Zähne - dann stieg er ein und schnallte sich an, grinste zu Suchar und lachte dann leise. "Passend zu deiner Uniform - das ist Absicht, nicht wahr ? Erzählst du mir noch ein wenig mehr über deine Garde ? Also wie du dir das vorgestellt hast ? Und wie du dir Leute dazuholst, was das für Leute sind und was ich in deinen Plänen für eine Rolle spiele ?" Es interessierte ihn sehr - er ahnte, daß Suchar ihn schon eingeplant hatte und war neugierig darauf, mehr zu erfahren.

Suchar fuhr derweil los und schwieg einen Moment, er musste kurz überlegen, wie er am Besten alles zusammenfasste. "Also, meine Garde... ich suche passende Männer, die mir helfen werden. Ich werde erst einige Wenige ausbilden und dann nach und nach weiter Rekruten suchen... Ich habe auch vor, einige Rekruten der Blauen Jäger abzuwerben. Sie fangen die Jungen von der Straße und verpassen ihnen eine Gehirnwäsche, die sich gewaschen hat... zweifeln sie, werden sie so lange bequatscht und mit Hass bombardiert, bis sie die Vampire und Werwesen selber hassen... Aber es gibt auch Zweifler und die werde ich zu mir holen. Ich zwinge sie natürlich nicht, zu mir zu kommen oder bei mir zu bleiben. Ich bin aber guter Hoffnung. Andere werde ich von der Straße holen, ich muss sie nur aussuchen, ob sie in die Garde passen und ob sie wollen würden. Sie werden dann im Kampf und in Sprachen, wie auch Geschichte ausgebildet... und da kommst du dann ins Spiel. Möchtest du ihnen Geschichte eintrichtern ?... Und möchtest du noch mehr darüber lernen und wissen... wissen, was Andere nicht wissen ?" Suchar sah Miguel kurz an und blickte dann wieder auf die Straße. "Es gibt viel, was den Menschen verborgen blieb... es gibt rote Fäden unter Vampiren und Werwesen, die sich quer durch die Gesichte der Menschen ziehen."

Nun war Miguel wirklich Feuer und Flamme - Suchar hatte genau das Thema angesprochen, das ihn mehr als nur interessierte und er konnte sich denken, daß der Blonde das auch wußte. "Gerne, mein Herz - ich werde alles lernen, das ich wissen muß, um die Jungs unterrichten zu können. Es interessiert mich selbst, du weißt, daß ich Geschichte gerne mag und in diesem Fall sogar noch mehr, da es uns ja betrifft. Ich freue mich schon darauf, wenn die Anderen dann kommen ... aber wie willst du sie unterbringen und ausbilden ? Hast du da schon einen Plan ? Sie werden denke ich, auch Training im Kampf bekommen oder ? Wie macht ihr das überhaupt ? Also wenn ihr die Vampire oder Werwesen bekämpfen müßt, nehmt ihr da spezielle Waffen ? Und wie sieht es mit Verpflegung aus und auch mit den anderen Dingen, die Kleidung waschen und so ... ärztliche Pflege und all die Dinge ? Und wie ist es eigentlich bei den Anderen dann mit ... nunja ... wir sind zusammen, doch was ist, wenn einer deiner Jungs ne Beziehung möchte ?" Miguel war neugierig, denn dies waren alles Punkte, die wichtig waren und bedacht werden mußten.

Suchar schnaufte kurz und lachte. "So viel Fragen auf einmal... Einen Grossteil kann ich dir schon beantworten, denke ich." Er sah lächelnd zu seinem Schatz, dem man die Neugierde regelrecht im Gesicht ablesen konnte. "Also wo ?.. Das wirst du bald sehen, es gibt dort mehr als genug Platz. Kampftraining werden sie bekommen, ich selber werde sie auch ausbilden. Ich will zuerst ein paar Wenige rekrutieren, damit ich eine starke Gruppe habe, mit denen ich die Anderen dann führen kann. Ich habe schon Einige im Auge. ...Für die Verpflegung wird auch gesorgt werden, ebenso für die ärztliche Behandlung... was die Beziehungen angeht, nun, da bin ich noch etwas unsicher." Das war er wirklich, er hatte ja selber erst seine Liebe gefunden.

Bei den letzten Worten schmunzelte Miguel und legte kurz seine Hand über die des Blonden und drückte sie, ehe er sie wieder wegnahm und ihm leise antwortete. "Nunja ... ich denke, du solltest sie auf keinen Fall zur Keuschheit zwingen. Wenn sie Sex mit Frauen haben wollen, ist es am Besten, wenn sie dann in ein Bordell in NY gehen und auf jeden Fall Kondome benutzen - sollten sie auf Männer stehen, hast du es am Leichtesten, denn dann können sie es untereinander tun und vielleicht entwickeln sich sogar Beziehungen. Es wäre jedenfalls am Einfachsten, denn so birgt es keine große Gefahr. Wenn einer heiraten und Kinder haben will, dann sollte er nicht in einem solchen Beruf sein - es wäre nicht fair der Frau und den Kindern gegenüber denke ich. Wie ist es eigentlich ... äh ... wie ist es eigentlich jetzt mit dem Glauben bei dir ? In der Klinik warst du sehr gläubig, doch ... äh... wie ist es denn jetzt damit, daß wir zusammen sind ? Geht das überhaupt ?" Miguel war nun sehr unsicher geworden, denn eigentlich war die Kirche gegen homosexuelle Beziehungen.

Der Blonde schenkte ihm ein sachtes Lächeln und strich Miguel sanft über die Wange. "Natürlich geht das... in der Klinik war ich Suchar von Adlerhöhe, er alte Suchar, der gläubige Kreuzritter, und selbst Damals habe ich die Felle mit anderen Männern geteilt. Aber nur auf den Kreuzzügen... man musste Spannungen abbauen, verstehst du ? Als Engel war ich keusch... Ich war etwas anders als jetzt oder früher, ich war ein richtiger Bürokrat und die rechte Hand und Sekretär von Faron. Er hat eine lange Zeit versucht, die Engel keusch zu halten, es gab einige Probleme, aber jetzt hat sogar er einen Gefährten. Du wirst ihn auch noch kennenlernen."

"Faron ? Er hat selbst ....? Es ... es ist immer noch so neu für mich, daß Gott einen Namen hat und du ihn kennst, sogar unter ihm gearbeitet hast, Suchar. Doch es ist faszinierend und ich bin froh, daß er Verständnis dafür hat. Ich denke, das könnte auch dafür sorgen, daß deine Rekruten es einfacher haben, gerade, wenn die Blauen so fanatisch sind ?" Die Stimme des Spaniers verriet, daß er überrascht war, doch auch neugierig und hoffnungsvoll und es auch kaum erwarten konnte, an ihrem Ziel anzukommen.

"Faron ist sehr liebevoll, ich denke, er wird sich dir auch noch zeigen, wenn er Zeit findet. Ich vermute, zusammen mit Conn, er wird dich verändern. Conn stammt nicht von unserer Welt ab, er ist von einer Anderen... aber ich denke, das bringt dich jetzt nur noch weiter durcheinander." Jetzt endlich kamen sie aus der Stadt heraus und Suchar gab etwas mehr Gas, damit sie bald ankommen würden. "Wenn du etwas Essen magst oder so, ich hab auf dem Rücksitz etwas Proviant."

Bei der Erwähnung anderer Welten hob Miguel eine Braue - doch er fragte nicht weiter nach, denn dazu würde noch genug Gelegenheit bleiben. "Danke dir, mein Herz .... aber noch habe ich keinen Hunger, wir können uns noch ein wenig Zeit lassen. Ich bin schon gespannt auf das Haus, das du dir ausgesucht hast - sehr sogar. Und noch etwas, vielleicht kannst du ja einige Talente deiner Schüler nutzen, um das Zusammenleben zu erleichtern ? Kochen vielleicht oder Ähnliches ... es würde ihnen auch bestimmt guttun, wenn sie ihre Hobbys weiter ausleben könnten, als Gegenpol zu der Disziplin, die du ihnen abverlangst und auch zu den Kämpfen ....?"

"Das ist eine ausgezeichnete Idee... daran hatte ich nicht gedacht. Ich denke, es ist wirklich das Beste." Daran hatte er wirklich nicht gedacht, er hatte zwar dran gedacht, ihre Talente zu nutzen, aber nicht so direkt. "Du bist mir eine große Hilfe, weißt du das ?" Suchar wandte sich zu Miguel, neigte sich zu ihm und küsste ihn sacht auf die Wange, bevor er wieder auf den Highway blickte. Nicht weit, dann fuhr er ab und auf eine Landstraße.

Der Schlankere errötete ein wenig bei der liebevollen Bemerkung und da die Straße vor ihnen völlig frei war, lehnte er sich an Suchar heran und schloß ein wenig die Augen. "Jetzt schon ... ich freue mich, daß ich dir helfen kann, mein Herz. Es ist eine gewaltige Sache, die du dir vorgenommen hast - und du kannst jede Hilfe brauchen, die du bekommst, und ich stehe hinter dir und zu dir, Suchar. Ich freue mich schon darauf, mit den anderen jungen Männern zu arbeiten ... du weißt, ich habe den Tick, mich mit allen zu befreunden, es war in der Studienzeit nicht anders wie in der Klinik." Danach verstummte Miguel wieder, da er ein wenig nachdachte ... es war so viel, das nun vor ihnen lag, die Zukunft, die bisher so schleierhaft und unausgegoren in seinen Gedanken gewesen war, wich nun langsam einer klaren Vorstellung und auch einer Vorfreude auf das, was ihn erwartete.

"Und ich bin sicher, die Jungs werden dich auch mögen dann... Das ist eine gute Eigenschaft, so dringst du schnell zu ihnen durch. ...Und ich denke, die Vampire werden dich auch mögen... und Werwesen." Suchar lächelte erneut. Er wusste ja, daß Miguel solche Wesen noch nie zu Gesicht bekommen hatte. "Vielleicht bist du schon mal an ihnen vorbeigelaufen, ohne es zu bemerken... In New York leben Einige von ihnen. Die Stadt ist verlockend, denn sie ist groß und überfüllt, man kann sich gut unter den Menschen verbergen."

"Wirklich ? Wow ... aber ich denke, du hast recht, wie immer, Suchar. Das ist auch etwas, worauf ich mich freue - es ist so viel zu lernen, so viel interessante Dinge. Du krempelst mein Leben von Grund auf um - aber ich bin froh darum, ich hatte niemals so genaue Vorstellungen von meiner Zukunft, es war immer so verschwommen, ich wollte nicht darüber nachdenken. Aber jetzt mit dir wird es klar und ich freue mich darauf - so komisch es klingt, aber das, was mich unter anderem am Meisten freut, ist die Tatsache, daß wir jetzt so viel Zeit haben. Zeit genug für alles, endlich fällt dieser Druck weg. Und vor allem die Angst, daß wir alt werden und einer von uns vor dem Anderen stirbt, mein Herz - du glaubst gar nicht, was das für eine Erleichterung für mich ist." Das war es wirklich - gerade das war eine seiner größten Ängste gewesen und auch wenn Miguel es Suchar schon einmal gesagt hatte, so konnte er sich nicht helfen und erneut daran denken, denn es war ein herrliches Gefühl, diese Angst nicht mehr haben zu müssen.

"Sterben können wir noch immer, so leid es mir tut, dir das sagen zu müssen... wir sind nicht unsterblich... langlebig ist anders. Wir werden nicht mehr krank oder rasch älter, aber wenn man uns zu schwer verletzt, so können wir auch sterben. Aber soweit wird es nicht kommen, das verspreche ich dir." Es tat Suchar wirklich leid, daß er diesen Traum ein wenig stutzen musste.

Leise schmunzelnd, hob Miguel seinen Blick zu dem Blonden und nickte - dann kuschelte er sich wieder näher und sprach leise weiter. "Ich weiß, mein Herz. Schließlich sind wir ja dann nicht unverwundbar, nicht wahr ? Mir ist schon klar, daß du jederzeit verwundet werden kannst, wenn du kämpfen mußt ... und daß ich höchtwahrscheinlich einige Zeit damit verbringen werde, dich zu verarzten. Aber das Alter ist für mich keine Angst mehr, weißt du ? Gegen das Alter kann man normalerweise nichts machen und diese Angst habe ich nun nicht mehr. Wie weit ist es denn noch bis zu dem Ort, wo du hinwillst ? Das ist eine herrliche Gegend, so ruhig und friedlich .... voller Wälder, dazwischen Felder und kleinere Ortschaften. Das ist schön hier ...."

Das Ankuscheln gefiel Suchar sehr und er genoss es sichtlich. "Ist nicht mehr sehr weit, wir sind gleich da." Er fuhr von der Landstraße auf einen Feldweg der noch gut fünf Kilometer lang war. "Dahinten, siehst du es ?" Er wies auf das alte, gemauerte Kloster, das verlassen mitten in der Landschaft stand. Daneben war ein großer Wald und auf der anderen Seite kamen einige brach liegende Felder und ein kleiner See, um den ebenso einzelne Baumgruppen standen. Der große Gebäudetrakt stand noch etwas erhöht auf einem Hügel. Die hohen Mauern waren wundervoll mit wildem Wwein und Efeu zugewachsen. "Es gibt noch Einiges zu tun hier. Das Kloster ist verlassen und die Kirche hat es nur allzu gern verkauft, weil es ja auch ein wenig was kostet."

Einen Moment lang stand Miguel mit offenem Mund da, als sie anhielten - dann lachte er auf, löste sich vom Auto und ging einige Schritte näher, ehe er wieder stehenblieb und förmlich strahlte. "Das ist perfekt - ein altes Kloster. Dort bist du mit deinen Jungs abgeschottet, hast Zimmer für alle, alles, was du brauchst. Gibt es Strom und Wasser ? Telefon ? Das wirst du noch brauchen, ist ja wichtig ... Mensch, ist das schön. Direkt romantisch ....." Bei dem Letzteren errötete der schlanke Schwarzhaarige wieder ein wenig und verstummte, weil es doch ein wenig kitschig geklungen hatte.

Suchar lachte leise und holte den Korb mit dem Proviant aus dem Wagen hinten. "Strom, Wasser und Telefon ist schon alles da. Ich habe es in den letzten drei Monaten machen lassen. Meine Wohnung ist auch fertig... Bei den Bekannten, wo ich den ersten Monat untergekommen war, hätten mich nicht länger ertragen." Er lachte leise, denn er erinnerte sich dran, wie Asa ihn fast schon aus der Wohnung geworfen hatte, als er hörte, daß die Zimmer im Kloster weit genug waren, daß man einziehen konnte. "Es sind noch Arbeiten im Gange... aber jetzt ist Wochenende und wir haben unsere Ruhe... Morgen kommen Conneghan und Faron, und dann wirst du umgewandelt."

"Schon so schnell ? Das ... aber es ist gut, so kann ich mich eher daran gewöhnen. Ich bin schon so aufgeregt - ich freue mich schon darauf, das Kloster zu sehen und wie weit es schon gediehen ist. Gehen wir hinein ? Ich möchte so gerne deine Wohnung sehen, wie groß ist sie denn ?" Miguel war wirklich neugierig - und er schämte sich fast ein Bißchen dafür, doch andererseits würde er bald hier mit einziehen und dann endlich bei seinem Liebsten wohnen, etwas, das ihm noch immer Schmetterlingsgefühle im Bauch hinterließ.

"Sie ist groß." lachte Suchar, nahm Miguel an der Hüfte und führte ihn hinein zu seiner Wohnung. Er hatte sich die Räume des ehemaligen Abts ausgesucht und diese waren sehr groß und geräumig. ...Groß genug für sie Beide und jetzt würden sie die Wohnung sicher auch schön einweihen mit einem Picknick und etwas noch Schönerem.

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