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“Hunter und Bull” 03
 

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Nach einigen Stunden hörte man von nebenan ein leises Murmeln und dann ein "Oh mein Gott !", das von dem anderen Deserteur kam, der nun als Letzter aufgewacht war und sich vor dem Alpha neben seinem Bett erschreckte. Hunter grinste und sah von dem Laptop auf. Nur Minuten später hörte man, wie die Tür aufging und St. Cajetan reingeschneit kam, um den Deserteur zu erklären, was das alles bedeutete. Er und Hunter waren die Einzigen gewesen, die vorher nicht gewusst hatten, was auf sie zukam. Nachdem Cajetan mit dem Anderen gesprochen hatte, schob er den Vorhang zu Hunters Bett auf und fuhr erschrocken zusammen, als er Bull erblickte. "Oh mein Gott ! Hunter, was haben sie mit Alpha sechs gemacht !" Er klang leicht hysterisch und das war er auch. Was würden St. Burkhardt und der General sagen ? "Hab einen Mensch draus gemacht." grinste Hunter und lachte dann laut los. "Sieht doch viel besser aus als vorher."

Als der Forschungsoffizier zu ihnen kam und so erschrak, blickte Bull auf und zog einen Moment lang die Brauen tiefer – bei dem lauten, fast schon hysterischen Aufschreien wurde der Blick noch ein wenig finsterer. "Mein Träger paßte mich seinen Wünschen an – ich befolge nur meine Programmierung, durch das Anpassen wird dies noch verstärkt. Die Anpassung sollte baldmöglichst erfolgen, damit ich besser lernen kann und meine Programmierung sich perfekt an meinen Träger anpaßt. Sir."

St. Cajetan japste leicht nach Luft, als Bull mit dieser tiefen Stimme sprach und dann auch noch dieses wiederwillige Sir ranhängte. St. Burkhard und der General würden absolut nicht darüber erfreut sein. "Die ... die Anpassung wird bald erfolgen." stammelte er und sah dann zu Hunter. "Ich bitte sie, Hunter, sie können ihn so doch unmöglich lassen ... oder ?" Hunter grinste noch immer. "Wozu habe ich mir die Mühe gemacht, wenn ich es nicht so lassen wollte ?" fragte er frech. "Ach ja, er heißt Bull und nicht mehr Alpha sechs." Bei der Erwähnung des Namens taumelte Cejetan fast zurück und wurde bleich wie der Vorgang, an den er sich jetzt klammerte.

Just in dem Moment kam der Arzt und schnaubte, stützte Cajetan und betrachtete den Androiden vor sich. "Bull, Hm ? Der Name paßt zu diesem Körper. Wie ich sehe, funktionieren die Module besser, als ich erwartet habe – finden sie nicht auch, Cajetan ? Wenn Hunter diese Änderungen bewerkstelligen konnte, ohne daß sie perfekt angepaßt wurden, dann zeigt es, daß es schon eine starke Verbindung zwischen den Beiden geben muß. Absolut perfekt ! Auch wenn ich glaube, daß die anderen Androiden definitiv nicht so aussehen werden, sie werden schließlich von Jägern oder gehorsamen Soldaten gesteuert. Doch ich muß sagen – es ist äußerst faszinierend, dies hier als Paradebeispiel der Anpassungsfähigkeit zu haben, denn die ursprüngliche Programmierung des Alphas trägt schon jetzt deutliche Züge des Trägers." Man hörte dem Arzt seine Faszination an, auch wenn sein Gesicht noch immer ruhig und sachlich blieb – er musterte den Alpha vor sich, ließ Cajetan wieder los und notierte sofort die Veränderungen des Alphas.

"Hab auch dafür gesorgt, daß er schön stattlich ist." erklärte Hunter, um Cajetan noch einmal zu schocken, denn der starrte geistesabwesend auf den Schritt von Bull. "Was wird nur der General sagen ? ... Gute Anpassung hin oder her, aber das geht zu weit." "Vielleicht sollten sie ihm mal ein paar Beruhigungstropfen geben ... nicht, daß er noch umfällt." warf Hunter ein und musterte St. Cajetan. "Und ich würde gern was zu mampfen haben, ich schieb Kohldampf."

Der Arzt nickte und schob den Forscher kurzerhand außerhalb des Vorhangs auf einen Stuhl, winkte seinem Assistenten und ließ Cajetan einige Beruhigungstropfen geben, ehe er zu ihm sprach. "Der Alpha entspricht perfekt seiner Aufgabe – es ist der Träger, der die Veränderungen herbeiführt. Aber wenn es bedeutet, daß dieser Störenfried ruhiger ist, dann lassen sie ihm verdammt noch mal den angepaßten Alpha, schließlich malen auch die Piloten Nutten auf ihre Jets." Leise grummelnd, wandte sich der Arzt wieder seinem Patienten zu, überprüfte kurz die Vitalzeichen an den Anzeigemonitoren und notierte sie, ehe er sich direkt an den Alpha wandte und ihn fragte. "Gib mir den gesundheitlichen Statusbericht über deinen Träger, Bull – ich brauche ihn für die medizinische Akte und auch, um zu entscheiden, was er zu essen bekommt." Man sah dem Alpha an, daß er zuerst die Erlaubnis seines Trägers einholen wollte, da er zu ihm blickte – doch als der Arzt erwähnte, daß davon abhing, ob und was Hunter zu essen bekam, entschied sich der Alpha und antwortete. "Vitalzeichen aufgrund besonders robuster Konstitution und außerordentlicher Gesundheit Hunters unerwartet positiv – Kopfschmerzen sind inzwischen in einem erträglichen Maß, lediglich die Energieversorgung ist aufgrund mangelnder Versorgung auf einem niedrigen Niveau. Laut den medizinischen und auch emotionalen Daten ist eine ausreichende, energiehaltige Mahlzeit zu empfehlen. Sir." Mit einem kurzen Nicken notierte der Arzt alle Daten und drehte sich dann um, rief den Assistenten wieder zu sich und befahl ihm, ein ordentliches Mittagessen für Hunter zu bringen.

"Na endlich was zu essen." murmelte Hunter und legte sich zurück in das Bett. Noch konnte er sich ausruhen, die Daten hatte er, soweit es ging, durchgelesen, und er brauchte nur noch etwas zu essen. "Hast du das Gesicht von Cajetan gesehen ? Irre, was ?" Er sah zu Bull und lachte leise.

Der war ein wenig überrascht, daß ihn sein Träger ansprach, doch er empfing die fröhliche Stimmung Hunters und er reagierte so darauf, wie er es in seinem Speicher als angemessen gespeichert hatte. Er grinste und nickte, ehe er ein wenig näher kam und sich schließlich neben dem Bett auf ein Knie herabließ, damit er in Augenhöhe war. "Ja – er war sehr irritiert, daß du mich nach deinen Wünschen angepaßt hast. Aber genau dafür sind wir gemacht; wir können uns anpassen, damit die größtmögliche Zusammenarbeit erreicht wird. Ein wenig ungewohnt und krass – aber klasse." Das Letztere setzte Bull noch nach, da er es aus seiner Datenbank kannte und hoffte, daß es Hunter gefiel.

Und es gefiel, denn Hunter neigte sich näher zu Bull heran und klopfte ihm auf die Schulter. "Bist echt ein klasse Kerl. Wir sind Partner und halten zusammen, dir kann ich vertrauen, das fühle ich." Es war wirklich so, Hunter nahm ihn nicht als eine Maschine oder Waffe an, sondern als Partner und später vielleicht als Kumpel. Der Gedanke an Flucht war ihm vorerst vergangen, dazu war er im Moment viel zu neugierig.

Erneut erwachte ein Grinsen auf den Zügen des Alphas und er entspannte sich ein wenig, da er fühlte, daß auch sein Träger sich entspannte und Vertrauen zu ihm faßte. Ein Vertrauen, das er nicht enttäuschen würde – denn dies war die oberste Prämisse für den Androiden: Seinen Träger zu beschützen. In der Zwischenzeit hatten sich auch die Jäger noch die letzten Informationen durchgelesen und prägten nun das Aussehen ihrer Alphas – sie gaben ihnen das neutrale Aussehen eines Jägers und auch wenn es geringfügige Unterschiede gab, damit sie unterscheidbar waren, so sah man, daß ihre Träger alle sehr ähnliche Vorstellungen hatten.

Und die vier anderen Träger, die vom Militär waren, gaben ihren Alpha ein militärisches Aussehen. Viel Unterschied zu denen von den Jägern gab es allerdings nicht. Nur der andere Deserteur gab seinem Alpha ein geringfügig anderes Aussehen, denn auch er war nicht begeistert von seiner Lage, aber ebenso interessiert an seinem Alpha sieben, wie Hunter an seinem Alpha sechs. Dann kam auch endlich das Essen für die beiden Deserteure, denn sie hatten durch ihre vorherige Gefangennahme eine geraume Weile nichts zwischen die Zähne bekommen. "Na endlich." murmelnd, nahm Hunter seinen Teller und fing zügig an, zu essen.

Dies war etwas, das Bull mit sichtlichem Interesse beobachtete – er wußte, daß Menschen essen und trinken mußten, um funktionsfähig zu bleiben, und er fühlte auch, wie das Unwohlsein, das durch den Hunger ausgelöst worden war, schon bei den ersten Bissen verschwand und einer leichten Zufriedenheit Platz machte. Als Hunter mit dem Essen fertig war und der Soldat das Tablett wieder mitnahm, stand der Alpha auf und ging zu dem milchig durchscheinenden Vorhang, blickte durch einen Spalt und musterte die anderen Alphas, die an der Seite ihrer Träger standen und auf Befehle warteten. Ein wenig nachdenklicher werdend, kam Bull wieder zu Hunter zurück und ließ sich wieder neben ihm auf ein Knie nieder, so daß er leise zu ihm wispern konnte. "Die anderen Alphas sehen fast gleich aus – die der Jäger ähneln sich bis auf geringfügige Unterschiede und auch die der Soldaten. Lediglich Alpha sieben sticht heraus, doch nicht so sehr wie ich. Auch du bist nicht so wie die Anderen, oder Hunter ?"

"Das hast du ganz recht. Ich bin ein Deserteur, genau wie der Mann mit Alpha sieben ... ich lege Wert darauf, eigenständig zu sein, genau wie er. Nur schlägt es bei mir noch mehr durch, weil ich schon immer ein Rebell war. Ich hab's nie lange irgendwo ausgehalten und hatte immer schon Probleme, zu kuschen. Die Ausbildung beim Militär habe ich nur gemacht, damit ich nicht in den Jugendknast musste, und damit es mir Nutzen bringt." Damals hatte er sich verpflichten müssen, um nicht fünf Jahre hinter Gitter zu kommen. Als die fünf Jahre um waren, beschloss er, zu desertieren.

Die unterschwellige Wut und auch der Widerspruchsgeist in seinem Träger waren für Bull so deutlich wie das Gesicht seines Trägers vor sich ... er speicherte diese Daten und lernte, paßte sich ihm an und nickte schließlich. "Ich denke, ich verstehe das – du bist auch nicht freiwillig hier, nicht wahr ?" Das Letztere war so leise, daß nur Hunter es verstehen konnte ... und auch die anderen Alphas, doch sie hatten bisher noch nicht den Befehl zur Überwachung und Speicherung der Informationen bekommen und so war es sicher.

Hunter hob bei der Frage eine Braue und lächelte ein wenig. "Sie haben mich extra eingefangen. Sie scheinen davon überzeugt, daß ich trotz meiner Aufmüpfigkeit einer der Besten bin Daher bin ich auch verwundet; einer von denen da hat sich extra anschießen lassen, damit man mich fangen kann ... sich für Jemand abknallen lassen, um Jemanden zu beschützen, is ja Okay, aber um Jemanden festzunehmen, is echt beknackt." Letzteres sagte er so laut, daß es der Betreffende auch hören konnte. Er liebte es, andere zu reizen, und konnte dem Drang auch kaum widerstehen.

Der angesprochene Jäger knurrte nur laut, denn er wußte, daß er Hunter nicht zusammenschlagen durfte – auch wenn er es gerne täte. Sie waren nun alle für dieses Projekt eingeteilt und dienten einer gemeinsamen Aufgabe, auch wenn es seiner Meinung nach besser gewesen wäre, nur Jäger oder zumindest außer ihnen nur fähige Soldaten zu nehmen. Doch noch ehe er etwas sagen konnte, öffnete eine der Wachen die Türe der großen Krankenzimmers und sowohl der General, wie auch St. Burkhardt und St. Cajetan traten ein und wurden von den Jägern und auch die Soldaten mit einem geschlossenen "Sir !" begrüßt.

Nur Hunter sagte nichts weiter und musterte die Drei. Cajetan bebte sichtlich wegen Bull, zwar stimmte es, daß es gut war, daß sich Alpha sechs seinem Träger angepasst hatte, aber daß es solche Ausmaße annahm, war für ihn etwas, das seinen Nerven absolut nicht gut tat. "Ich denke, es ist soweit, die Männer haben sich alle mit den Alphas vertraut gemacht, Sir." erklärte der Wissenschafter und war dann ruhig.

Inzwischen waren alle Vorhänge zurückgezogen worden, so daß man sowohl die Träger wie auch deren Alphas sehr gut sehen konnte. Als der General und Burkhardt den Alpha sahen, der neben Hunter stand und die Arme verschränkte, blickten sie sich kurz an, ehe sie weitergingen und leise zueinander sprachen. "Wie ich es mir dachte – der Einzige, der die sich bietenden Möglichkeiten sofort ausschöpft, ist der am wenigsten Folgsame. Nun, zumindest wissen wir jetzt, daß dieser kleine Asato die Wahrheit sprach." Dann musterten sie auch die anderen Alphas und nickten hier und da, fragten die Träger und kamen schließlich wieder zu dem Arzt und Cajetan zurück. "Wie geht es jetzt weiter ? Wenn ich mich richtig erinnere, muß die Bindung zwischen ihnen noch verstärkt werden, oder ?" Die Frage des Generals war direkt an Cajetan gerichtet, da dieser ja sämtliche noch ausstehenden Schritte mit Haku besprochen hatte.

Der nickte heftig. "Ja, so ist es ... das Synchronisieren. Das geschieht, wenn sie ihren Träger in sich aufnehmen. Allerdings müssen alle bis auf ... Hm zwei noch den Befehl zur Überwachung und Speicherung geben. Alpha Sechs und sieben haben ihn scheinbar schon bekommen." Hunter knurrte kurz ein "Er heißt Bull, verdammt noch mal."

Das brachte sowohl den General wie auch Burkhardt dazu, die Brauen tieferzuziehen und sich den Alpha Hunters zu betrachten. Der hatte während der ganzen Zeit geschwiegen und lediglich Informationen aufgenommen und verarbeitet; und er bemerkte sehr wohl die wachsende Wut seines Trägers auf die jeweiligen Worte und auch, daß es Hunter wichtig schien, daß er mit dem Namen angesprochen wurde, den er ihm gegeben hatte. "Das ist korrekt, Sir – mein Träger hat mir einen neuen Namen gegeben, dies stimmt mit meiner Programmierung überein und unterstützt die Entwicklung meines Prgrammes erheblich. Sir."

"Bull ist sein Name und er wird auch so angesprochen. Auf das Alpha sechs hört er nämlich nicht mehr." fügte Hunter an und Cajetan japste etwas nach Luft. "Also, es stimmt mit der Entwicklung." krächzte er schon fast, denn er hatte große Mühe, seine Stimme zu finden. Die Antworten Bulls und Hunters hatte ihm nämlich buchstäblich die Worte verschlagen.

Burkhardt musterte seinen Forschungsoffizier mit sichtlichem Mißfallen und knurrte ein "Beherrschen sie sich, Cajetan ! Sie benehmen sich einfach nur unwürdig – ein jeder Rekrut besitzt mehr Ruhe und Selbstsicherheit als sie !", dem mehr als nur gut anzuhören war, daß er sich schon fast für dessen Benehmen schämte. Der General bemerkte dies wohl und legte nur kurz die Fingerspitzen auf den Unterarm seines Gefährten, nickte, als dieser sich ein wenig beruhigte und wendete sich dann wieder Hunter und dessem Alpha zu. "Ich lasse dies für jetzt durchgehen – schließlich gehört dies auch zum Programm der Alphas. Aber wenn ich mit deiner Leistung nicht zufrieden bin, Hunter, dann entziehe ich dir dieses Privileg wieder – verstanden ?"

"Ja, klar." maulte Hunter. Er wusste ja, daß es nicht so einfach war, denn Bull hörte nur auf seinen Befehl. Cajetan schluckte leicht wegen dem Missfallen von Burkhardt und räusperte sich, um etwas sicherer zu wirken. "Ich werde mich bessern, Sir." Später würde er ein paar Tropfen Baldrian einnehmen, seit das Hauptquartier in New York aufgelöst worden war, hatte er nervlich einiges zu meistern gehabt. "Wir sollten dann mit der Synchronisierung beginnen. Bitte folgen sie." Cajetan befahl es allen, die Jäger gehorchten, ebenso die Männer von der Army stiegen aus ihren Betten. "Bitte geben sie noch den Befehl zur Überwachung und Speicherung meine Herren." St. Cajetan sprach die Acht an und staunte fast ein wenig, als sich die beiden Deserteure auch aus den Betten erhoben, ohne groß zu widersprechen.

Auch Bull sagte nichts, als er seinem Träger wortlos folgte – er fühlte dessen inneren Kampf, den beiden Vorgesetzten nicht die Meinung zu sagen, und auch ein Gefühl, das ihn fast etwas überraschte. Er fühlte, daß Hunter sich ein wenig um ihn sorgte und auch das, was als 'Beschützerinstinkt' in seiner Datenbank gespeichert war und ihm zeigte, daß sein Träger eine große Bindung zu ihm entwickelte.

Kein Wunder, denn Bull hatte als Maschine mehr Charakter als diese Trottel von der Army. Mit ihm hatte er sich unerwartete, aber erfreuliche Weise einen Verbündeten geschaffen. Als sie nach einem kurzen Fußmarsch auf dem Testgelände ankamen, überflog Hunter alles kurz mit den Augen und nickte innerlich. Man hatte es scheinbar geschafft, einen Trainingsplatz unter der Erde einzurichten, der nicht von Spionagesateliten eingesehen werden konnte. Hunter war ehrlich beeindruckt, aber die Army hatte ja genug Geld für solche Spielereien.

Sowohl der General wie auch der Führer der Jäger zogen sich in einen Turm zurück, um alles geschützt überwachen zu können. Auch andere Soldaten waren im Turm stationiert, um die Daten der Alphas aufzuzeichnen, mit ihnen in Verbindung zu treten und die Daten auszuwerten. Selbst der Arzt kam und ging an die Seite zu den beiden Soldaten, welche die Vitalzeichen der Träger notieren würden – denn wenn alles wie vorgesehen klappte, würden die Alphas diese Daten wie auch alles andere an die Computer im Turm schicken.

"Na, dann lass uns mal loslegen, Bull." Hunter freute sich sichtlich und trat an Bull heran. "Ich denke, wir werden ein Spitzenteam und wir treten den Anderen mal schön in den Arsch." Dann drehte er sich um. "Dann mal los, Großer, nimm mich auf."

Dies brachte den Alpha dazu, breit grinsend hinter ihn zu treten, dann schlang er einen Moment lang die Arme um ihn und wandelte sich nach einem Moment in seinen Kampfmodus, während er Hunter umschloß und sich ihm anpaßte. Innen an der Haut seines Trägers ließ er das Metall weich bleiben, während seine Außenhaut härter als Stahl wurde. Zusätzlich dazu ließ er auch die dünnen Monitore ausfahren, die sich vor die Augen Hunters setzten, öffnete seine eigenen Datenströme und fing an, sich noch mehr mit ihm zu synchronisieren. Doch auch in diesem Modus zeigte sich überdeutlich seine Individualität: Am Helm des Alpha hing eine dicke, knielange Skalplocke aus blauem Haar, deren Spitze ebenso lilagefärbt war wie zuvor die Haare Bulls.

"Irre, einfach irre. Du bist ne Wucht !" Der Grauhaarige war begeistert, er hatte sich einen kurzen Überblick bei den Monitoren verschafft und grinste, als er auf einem Monitor den Kampfmodus von Bull erblickte. "Geile Skalplocke, Großer ... dann wollen wir mal deine Funktionen testen." Darauf freute Hunter sich sehr, er würde die Funktionen gut ausreizen, denn er wollte genau wissen, was Bull so drauf hatte. Somit lief er los und fing dann an, zu rennen. "Gib Vollspeed !"

Ihm antwortete nur ein kurzes "Okay !", ehe der Alpha sich völlig darauf konzentrierte, seine Aufgabe zu erfüllen. Innerhalb von Sekunden wußte er um die körperliche Stärke Hunters und auch um dessen Reaktionsvermögen, analysierte und kombinierte die Ergebnisse auch mit den Signalen, die er durch das Modul empfing. Er fühlte die Begeisterung seines Trägers und es erfüllte ihn mit ein klein wenig Stolz – er wollte Hunter beeindrucken und gehorchte ihm, auch wenn er dabei immer darauf achtete, in den körperlichen Grenzen seines Trägers zu bleiben. Aber auch so waren die Ergebnisse mehr als nur beeindruckend: Durch die große Grundkondition Hunters konnte Bull sehr viel seiner Schnelligkeit ausreizen, ebenso wie es ihm beim Springen und Landen zugute kam. Die eigentliche Stärke des Alphas kam jedoch bei etwas völlig anderem voll zum Tragen: Beim Einsatz von dessen Stärke, Widerstandsfähigkeit und Kampfkraft. Der Alpha verstärkte und unterstützte Hiebe, Tritte und Kampfmanöver um ein Vielfaches, ebenso wie er es Hunter ermöglichte, zuvor noch unvorstellbare Gewichte heben zu können und sogar Wände durchzuschlagen, ohne daß es dem Alpha etwas ausmachte. Und doch fühlte Bull, daß seinem Träger etwas abging und so fragte er ihn in einer ruhigen Minute. "Dir fehlt was, Hunter – ich kanns fühlen."

Bull hatte Recht, es fehlte irgendwas. "Musik wäre nicht schlecht, kannst du das einrichten ? Ich mag Rockmusik." Dazu nannte er die Namen seiner liebsten Gruppen. Oben im Turm beobachtete St. Cajetan das Treiben der Männer. Er war sehr zufrieden und auch die Vitalzeichen der verletzten Deserteure waren Okay und würden sich bestimmt noch verbessern, wenn die Wunden ganz verheilt waren.

Gerade das war auch einer der wesentlichen Vorteile der Alphas: Sie ermöglichten selbst bei verletzten Trägern noch eine mehr als nur hohe Effizienz. Mittlerweile überlegte Bull, wie er das mit der Musik am Besten machen konnte – dann konnte Hunter ein kurzes Schmunzeln hören und der Alpha hackte sich einfach in die Internetverbindung der Basis ein, lud sich alle Lieder der Gruppen runter, die sein Träger genannt hatte und stellte eine kleine Mischung zusammen, die er ihm nun in den kleinen Hörer einspielte, den Hunter trug. Wenn Befehle kamen, würde Bull die Musik soweit runterdrehen, daß man sie gut verstehen konnte – doch bis dahin kam er dem Wunsch Hunters nach und gab ihm die Musik, die Jener mochte.

"Sehr schön, jetzt können wir deinen Tankmodus testen." Die Musik sorgte für noch mehr guter Stimmung bei Hunter. Seine Wunden fühlte er eigentlich gar nicht, Bull war sehr bequem und allein das Ausprobieren ließ Hunter alles vergessen. "Dann ab in den Tankmodus, Großer."

Erneut nur ein "Okay." antwortend, gehorchte Bull sofort und veränderte sich – der Innenraum wurde größer, so wie auch der Alpha an Größe zunahm, seine Form änderte und nun die Form eines fast vier Meter hohen Kampfroboters annahm. Hunter saß nun in einer Art Stuhl und vor ihm weitete sich der Platz, sowie sich nun Schaltpulte bildeten und die Monitore größer wurden. Noch trug der Alpha keine Waffen – doch er war darauf ausgelegt, mehrere Raketen, Panzerfäuste, Maschinengewehre und Ähnliches tragen und abfeuern zu können.

Überrascht über die Größe und Bequemlichkeit des Innenraums lachte Hunter leise auf. "Ich kann's nur immer wieder sagen ... du bist irre, echter Wahnsinn !" Diese Alpha waren laut Handbuch eine wirklich bahnbrechende Erfindung. "Dein Schöpfer ist wirklich ein Genie." Noch beim Sprechen ruckelte Hunter etwas hin und her und machte es sich noch bequemer.

"Danke. Und ja, du hast Recht – er ist ein Genie. Möchtest du, daß ich den Sitz verändere ? Er scheint dir nicht zu passen ..." Bull war ein wenig verwirrt über die widersprüchlichen Informationen, die er bekam – einerseits fühlte er Hunters Zufriedenheit, doch andererseits bedeuteten dessen Bewegungen, daß der Sitz ihm umbequem zu sein schien.

Hunter lachte leise wegen der Frage. "Das Ruckeln ist ein Zeichen von Wohlgefallen. Viele Menschen machen das, wenn sie etwas bequem finden." erklärte er schließlich. "Ich denke mal, wirklich alles hat man dir noch nicht einprogrammiert, Hm ? Aber dafür hast du ja die Eigenschaft, zu lernen."

"Jep, damit ich besser mit dir zusammenarbeiten kann. Ich bin auch froh darum – mein Schöpfer hat uns so programmiert, daß wir lernen, selbst zu fühlen und uns zu entwickeln. Ach ja – die Anderen im Beobachtungsraum können uns nicht hören, ich liefere ihnen nur den Atem von dir, angepaßt an die Situation. Dachte, das ist besser, sie müssen ja nicht hören, was wir reden ?" Man hörte an der verschmitzten Stimme Bulls, daß er es genoß, die Überwacher irre zu führen und auf diese Weise unübersehbar zu zeigen, zu was er fähig war.

Das machte Hunter ziemlich stolz und das ließ er Bull auch fühlen. "Hast Recht, sie müssen nicht alles wissen, die sind eh zu neugierig." Doch eines, was Bull sagte, verblüffte ihn ein wenig. "Er hat euch programmiert, selbst zu fühlen ? War ja ganz schön gerissen." Daß hieß, daß Bull ein selbstständiges Ego entwickeln konnte. "Wissen die Trottel das überhaupt ?"

"Eigentlich ja – aber denke, sie kapieren das nicht. Mein Schöpfer mag das Militär scheinbar nicht sehr gerne – in den Unterlagen steht lediglich, daß wir lernfähig sind, uns unseren Trägern anpassen und damit effektiver sind, als wenn wir nur sture Maschinen wären. Es liegt aber an unseren Trägern, wie schnell wir uns entwickeln – du bist offen und willst, daß ich lerne, ich kann dich ungehindert fühlen. Und du gibst mir Freiheiten und Informationen. Deshalb bin ich auch weiter als die anderen Alphas – ihre Träger halten sie im Zaum und erlauben ihnen nichts, so daß sie auch nicht so schnell lernen können. Du glaubst nicht, wieviele Informationen ich kriege, nur weil ich ihren Datentransfer an den Wachturm überwache – sie denken gar nicht daran, ihn zu blocken, weil sie nicht annehmen, daß Jemand von uns gegen den General wäre." Diesmal klang die Stimme Bulls defintiv verschmitzt, denn er amüsierte sich darüber, daß die anderen Träger so dumm waren.

Das brachte Hunter wieder zum Lachen, es amüsierte ihn auch ziemlich. "Ich denke, der mit dem Alpha sieben wird auch etwas weiter sein, Hm ? Auch er ist ein Deserteur. Die von der Army und die Jäger sehen euch nur als reine Waffe, ich denke, das ist ein großer Unterschied. Ich vertraue dir und bin ziemlich froh, daß du so programmiert bist." Kaum ausgesprochen, quäkte es durch den Funk, daß er gefälligst weiter trainieren sollte, damit die Synchronisation abgeschlossen werden konnte. "Jawohl, Sir !" brüllte er missmutig zurück und seufzte leise. "Dann mal ab, danach haben wir Ruhe ... und lass schön rocken dabei."

Er empfing nur ein kurzes "Gern.", ehe die Musik wieder erklang und Bull zu den aufgestapelten Waffen ging, einige davon aufnahm und in die geformten Halterungen verankerte, um dann an den bezeichneten Zielen mit seinem Träger Zielübungen zu machen und sich weiter mit Hunter zu synchronisieren, während er alle Daten bis auf ihr Gespräch und die Musik an den Wachturm übertrug.

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