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“Und es gibt sie doch !” 18
 

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Derweil war Lucius schon auf dem Weg zu Elton. Er hatte am Abend nicht mehr stören wollen, da er ja wusste, was in etwa passieren würde ... und er hoffte nur, daß Elton das Ganze gut verkraftet hatte. Er selbst war am Abend in ein leeres Haus gekommen, jedenfalls fast, da James und die Bediensteten dagewesen waren und ihn freudig empfangen hatten. Aber Chris war nicht da, und er vermisste Nele schon seit der ersten Nacht, in der er von ihm getrennt war. Nun aber stieg er vorsichtig aus der Kutsche und hinkte vorsichtig zur Eingangstür. Es war schon spät genug, daß er vielleicht nicht störte, und er klopfte deutlich hörbar an die Haustür Eltons.

Dort öffnete ihm sofort der Butler und nickte respektvoll, ehe er dem wohlbekannten Gast den Mantel abnahm und ihn gleich in das kleine Eßzimmer brachte, in dem Elton und dieser andere fremde Gast frühstückten. Sein Lord hatte ihm aufgetragen, Luc gleich zu ihnen zu bringen, sobald er kam - und als der Butler ihn ankündigte und danach sofort wieder ging, stand Elton gleich auf und kam zu seinem Freund, umarmte ihn lachend und erschrak danach, als er den ein wenig seltsam wirkenden Gehstock sah. "Oh, Gott - was ist denn passiert, Luc ? Und das ... das ist aus der Höhle, nicht wahr ? Skall hat mir diese riesigen Schachtelhalme in Gedanken gezeigt und diese Federn, sie sind von deinem Schatz, nicht wahr ?"

"Ja, das sind sie ... und ich erzähle gleich, was passiert ist." Luc lächelte breit, als er zu Skall blickte, der sich munter den Magen vollschlug. Dann ging er mit Elton zum Tisch und setzte sich erstmal hin. "Wenn ich Skalls Hunger so sehe, hattet ihr eine aufregende Nacht."

Bei der Bemerkung erwachte eine tiefe Röte auf den Wangen des schlanken Blonden ... doch auch ein Strahlen, als er zögernd lächelte und einen mehr als nur verliebten Blick zu dem großen Nachtjäger warf. "Ja ... sie war wirklich sehr aufregend, Luc. Und ich bin sehr, sehr froh, daß du so hartnäckig warst und mit Chris in den Norden gezogen bist - denn so hast du und nun auch ich mein Glück gefunden. Wo ist der Rotschopf eigentlich ?"

Die Frage nach Chris hatte Lucius schon erwartet, und er seufzte leise. "Scheinbar ist ihm ein Schneemensch über den Weg gelaufen. Und es geht ihm wohl gut, auch wenn ich ihn seit dem Sturz nicht mehr gesehen habe. Aber ich vermute, daß er mit den Schneemenschen sehr schnell zurechtkommt." Luc grinste sacht. "Du kennst ihn ja."

Im ersten Moment blickte ihn Elton nur mit großen Augen an - doch dann lachte er leise und schüttelte amüsiert den Kopf, während er ein weiteres Brot für Skall mit Butter bestrich und mit Schinken belegte, um es ihm zu reichen. "Ganz ehrlich ... das wundert mich nicht. Mir scheint, als ob wir alle von den Männern geträumt haben, für die wir berufen sind: Du für den blauen Geflügelten, ich für mein Herz hier und Chris für einen der Schneemenschen. Aber ich bin froh darum, Luc ... ich bin das Leben hier leid."

Als Luc das Letzte hörte, freute er sich irgendwie. "Du wirst also mit uns kommen ? Das freut mich sehr." Skall nickte beim Kauen und blickte zu seinem Liebsten. "Er meint, er will das Land kaufen." murmelte der Schwarzhäutige noch und nahm sich noch ein Stück Schinken, als Luc antwortete. "Das ist eine Idee, die ich auch schon hatte, aber sie war noch nicht ausgreift."

Elton nickte nur und streichelte unbewußt über den kräftigen Arm Skalls, ehe er sich wieder seinem Freund zuwandte. "Ich bin ehrlich ... ich spiele schon lange mit dem Gedanken, meine Ländereien und Besitztümer zu verkaufen und nurmehr ein kleines Landschloß mit etwas Land zu behalten. Mit dem Geld könnten wir das Land kaufen, unter dem die Höhle liegt - auf diese Weise sind die Völker der Höhlen und auch die Schneemenschen geschützt, meinst du nicht auch, Luc ? Vielleicht ... vielleicht möchtest du das ja auch tun, es bietet sich an, wenn auch du wieder zurückkehrst. Also daß wir uns ein kleines Landschloß kaufen und den Rest zu Geld machen, das wir dann dazu verwenden, um den Stämmen für immer Sicherheit zu geben." Gerade das war Elton sehr, sehr wichtig - und es paßte mehr als nur gut in seine schon zuvor gesponnenen Pläne.

"Ich hab absolut nichts dagegen - du weißt, daß nur ihr mich noch hiergehalten habt. Und nun habe ich einen sehr liebevollen Gefährten, der unser Kind trägt." Einen Moment wirkte Lucius abwesend, denn ihm war erst in seiner Abwesenheit bewusst geworden, wie sehr er Nele schon liebte. "Habt ihr schon ?" hakte er schließlich nach, und Skall schüttelte den Kopf.

Im ersten Moment dachte Elton, er hätte sich verhört - doch dann erinnerte er sich an die Bilder der Höhle und schluckte, ehe er noch einmal schwerer schluckte, als er die Frage Lucs und Skalls antwortendes Kopfschütteln verfolgte. "Was ... was meinst du, Luc ? Skall ...?"

Luc antwortete lieber, denn Skall wusste nicht so recht, was er sagen sollte, damit er seinen Liebsten nicht wieder verunsicherte. "Es geht um seine Schwangerschaft." Luc blickte zu Skall, der wirklich etwas unsicher wirkte. "Diese Verbindung sorgt dafür, daß er sich so verändert, daß er ein Kind empfangen kann."

"Ein ... ein ...?" Man sah Elton seinen Schock mehr als nur deutlich an, denn das war etwas, das wirklich wie ein Schock für ihn kam. Doch dann erwachte langsam ein Lächeln auf seinen Lippen und er errötete tief, als er scheu zu Skall blickte. "Stimmt das ? Du kannst ... du kannst mir ein Kind schenken ? Aber das bedeutet doch, daß ich ... ich dich ... oh, Gott. Ich weiß nicht, ob ich das kann, auch wenn ein Kind ein Herzenswunsch von mir wäre, ich mag Kinder. Obwohl ich eigentlich nur Männer mag und den Gedanken an ein Kind schon aufgegeben habe."

"Ja, das stimmt, aber wir können warten. Ich wollte dich nicht noch mehr verunsichern." Skall wollte das wirklich nicht. Er sagte aber auch nicht, daß er schon wusste, wie es klappte, ohne daß sich Elton zu viele Gedanken darüber machte.

Der Blonde nickte nur leicht, doch dann stand er auf und setzte sich quer auf Skalls Schoß und kuschelte sich an ihn, um ein wenig Nähe und Ruhe zu suchen. "Du bist so gut zu mir, mein Herz." Dann sammelte Elton sich und versuchte, ihm in Gedanken zu zeigen, wie dankbar er ihm war, daß er ihn nicht drängte und auch, daß er sich ein Kind sehr wünschte. Doch auch die Angst, die er vor der Ungewißheit hatte und die sachte Bitte, ihn nicht zu drängen.

Skall erwiderte mit Verständnis und Ruhe, damit Elton wusste, daß er verstanden hatte. Lucius lächelte bei dem Anblick, denn so glücklich hatte er Elton noch nie gesehen. "Ich denke, wir beraten jetzt in Ruhe, was wir genau tun, und planen den Verkauf und Kauf." Luc hatte den beiden kurz etwas Ruhe gegönnt, und kam jetzt zum Thema zurück.

"Ja, das sollten wir wirklich tun, schließlich wird es unser Leben verändern. Aber ich freue mich darauf, diesen Ballast endlich loszuwerden ... und in meinem Fall ist es sogar leicht, denn ich habe einen Bekannten, der schon seit einiger Zeit nachfrägt, ob ich ihm meine Ländereien überlasse. Ich kenne Lord Arthur Nelley noch von der Universität, er ist ein guter Mensch und ein brillanter Geschäftsführer, er liebt Zahlen. Bei ihm weiß ich meine Güter in guten Händen, vielleicht hat er auch Interesse an den deinen ? Seine Familie hat zwar Geld, doch wünscht sich schon lange ein wenig Land, das sie verwalten können." Auch wenn Elton noch auf dem Schoß Skalls saß und sich an ihn schmiegte, so war er mit den Gedanken voll bei dem Problem, das sie besprachen und sah im Geiste schon mehrere Möglichkeiten durch.

"Nun, wenn man ihm vertrauen kann, würde ich das in Betracht ziehen." Die Überlegung von Elton war ansprechend für Luc und er lächelte kurz, als der Butler einen Kaffee brachte und sich rasch wieder zurückzog, da er noch immer Angst vor Skall hatte. "Vielleicht könnte James dann auch für ihn arbeiten, ich möchte ihn nicht entlassen. Es wäre nicht fair." Er mochte seinen Butler und wollte ihm und der Köchin nicht die Arbeit nehmen, da sie gern taten, was sie taten.

Elton nickte, doch dann grübelte er und lächelte plötzlich. "Und wenn wir deine Diener mit zu dem Landhaus nehmen, das wir kaufen wollen ? Sie könnten dort weiterhin ihren Dienst verrichten und wenn wir wieder herkommen und England besuchen wollen, können wir dort unterkommen. Meine Diener hier sind erst seit dem Tod meiner Eltern angestellt und wenn ich ihnen gute Referenzen schreibe, bekommen sie sicherlich schnell wieder eine neue Stelle. Denn ich denke nicht, daß sie weiterhin für mich arbeiten wollen, wenn Skall öfters Gast bei mir ist." Der Blonde hatte die Angst seines Butlers wohl bemerkt und seufzte leise, denn das machte es einerseits einfacher und andererseits komplizierter.

"Dann stelle ich James zusätzlich als Hausverwalter ein. Ich denke, er wird sich auf diese Aufgabe freuen und ich glaube, er ist nicht ganz so ängstlich, wenn er Skall sieht. Das hoffe ich zumindest." Aber da war Luc sehr zuversichtlich.

Elton nickte nur und schmunzelte, ehe er sich vorneigte und für einen Moment seine Hand beruhigend auf die Lucs legte. "Ich denke, er wird es sehr gut wegstecken. Schließlich hat James uns lange genug bei den Forschungen ertragen müssen, und sich schon damals ein Bild machen können und ist es gewohnt, daß wir ein wenig ... exzentrisch ... sind. Außerdem ist die Idee sehr gut, ihn zum Verwalter zu ernennen - er hat viel Erfahung darin, ein Haus zu führen und wird sich sicherlich freuen."

"Ich denke, das ist eigentlich soweit alles ... wir müssen es dann nur noch in die Wege leiten." Luc war in der Sache schnell, und für ihn war jetzt schon das Wichtigste besprochen. "Ich denke, wir arrangieren dann ein Treffen mit deinem Bekannten." Skall hörte nur zu, da er mit solchen Dingen nichts anfangen konnte, und er futterte nebenher noch immer ein paar Happen.

Und manchesmal fütterte ihm Elton auch einen besonderen Leckerbissen und lächelte zärtlich, wenn er sah, daß es seinem Gefährten schmeckte. Noch vor wenigen Tagen wäre dies nur ein undeutlicher und unerreichbarer Traum gewesen - und nun gab er sich mit Freuden und sichtbarer Hingabe einem Mann hin, den er erst in der vorigen Nacht kennengelernt hatte und dennoch so innig kannte, wie Niemanden zuvor. "Gerne, Luc ... ich werde nachher einen Brief schreiben und ihn mit einem Boten zu Arthur schicken. Wenn wir mit ihm geredet haben, müssen wir nur noch zu einem Notar und danach zur Bank und zum Grundbuchamt - und danach können wir uns nach einem schönen Landsitz umsehen. Möchtest du uns begleiten, mein Herz ? Wenn du deine Kleidung anhast und die Kapuze über dein wunderschönes Gesicht ziehst, wird dich Niemand behelligen. Und ich könnte mir keinen besseren Wächter wünschen, oder mich sicherer in den Händen eines Anderen fühlen."

"Ich begleite euch gern - ich mag dich nicht allein lassen, auch wenn Luc dabei ist." Man sah Skall an, daß er ein wenig stolz darauf war, daß sein Gefährte ihn so sehr als Beschützer mitnehmen wollte, und Luc schmunzelte leicht. "Aber nun erzähle ich ein wenig von Nele und was genau passiert ist, damit du alles erfährst." Das hatte Luc ja noch nicht getan, und wo bot es sich besser an, als bei einem ausgiebigen Frühstück.

"Gerne, Luc - ich möchte alles wissen, ja ? Wirklich alles, denn je mehr ich erfahre, desto leichter wird es mir fallen, mich umzugewöhnen. Und vielleicht könntest du mir auch in Gedanken ein paar Bilder zeigen - das geht doch, oder ? Zumindest habe ich es so verstanden." Bei dem zustimmenden Nicken Skalls und Lucs lächelte Elton und nickte, ehe er sich wieder an den Körper seines Liebsten lehnte und mit zunehmender Neugier den Erzählungen seines Freundes folgte.

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