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“Der Kristall der Jugend” 09
 

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Endlich waren sie beim Eingang des Tals angelangt. Die Reise bis hierher war angenehm gewesen und Brann schmunzelte, als er zu den Brüdern blickte, die immer wieder zu ihm kuckten und leise tuschelten. Er bemerkte sehr wohl, daß sie ein Auge auf ihn geworfen hatten ... aber er ließ sie zappeln und genoß es, wie sehr sie versuchten, sich um ihn zu bemühen.

Es schmeichelte ihm - und die zwei berührten ihn hin und wieder flüchtig, und hatten ihn und BlackBolt auch schon beim Sex beobachtet, und waren dann selber in den Büschen verschwunden.

Auch der große Blitzformer wußte von dem Interesse der beiden Brüder - und er begrüßte es, denn auch wenn er sich mehr als nur gut mit Brann verstand und sie immer wieder die Felle teilten, sie konnten niemals Gefährten werden, da BlackBolt ihn überleben würde.

Dann richtete sein Blick sich jedoch auf den Eingang des Tals, und für einen Moment umwölkten Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit seine saphirblauen Augen. Dann riß er sich jedoch zusammen und ritt an die Spitze, lenkte sein Pferd auf den Pfad und in das Tal hinein.

"Eigentlich sollten wir die Tiere hierlassen - doch dann müßte auch einer von uns hierbleiben und über sie wachen, und wir brauchen alle von uns, um weiterzukommen. Bleibt hinter mir und weicht nicht zur Seite ... hier sind überall Fallen, und nicht immer sind sie gut sichtbar."

Wie er es sich schon gedacht hatte, waren die Fallen erneut getarnt worden - doch sein geübtes Auge und seine Erinnerung täuschten ihn nicht und er umritt sie, auch wenn er immer wieder einen Stein oder Ast hineinwarf, um sie auszulösen und somit auch für den Rückweg sichtbar zu machen. Alle hielten die Augen offen und fanden, daß die Fallen doch recht simpel waren.

"Recht einfache Fallen, findest du nicht auch Ich habe das Gefühl, sie sind nur Abschreckung."

Brann sprach leise zu Black und blickte zu einem Skelett, das mit einem armdicken Speer an einen Baum gepinnt war.

"Obwohl sie doch wirkungsvoll sind."

"Gerade die einfachsten Fallen sind oft die Besten, weil sie wirken und Niemand sie erwartet. Der an dem Baum ist ein Söldner gewesen, den ich einige Jahre kannte ... er war einer der Besten, doch er sah nicht auf den Weg und löste diese Falle aus. Auf jeden Fall scheint Jemand sehr auf diese Fallen zu achten - denn sie sind gut gepflegt, seht ihr ?"

Während er sprach, nahm BlackBolt wieder einen Stein und warf ihn auf eine der Bodenfallen, die sofort einbrach - und man konnte gut sehen, daß die Holzpfähle darin frisch geschlagen waren.

"Also ist hier Jemand sehr aktiv. Meinst du, es ist das Wesen, das die Quelle beschützt ?"

Die Fallen waren wirklich frisch gemacht worden und das hieß, daß hier Jemand wirklich genau auf das Gebiet aufpaßte und darauf achtete, daß es keiner betrat.

"Ich denke schon - ich habe hier keinerlei Anzeichen für andere Menschen gesehen, und man sieht auch keine Fuß- oder Schuhabdrücke. Nur diese langen Schleifspuren, wie die einer riesigen Schlange."

Gerade das war BlackBolt schon damals aufgefallen - doch er hatte dem keine weitere Bedeutung zugemessen, da er Gefahren immer so nahm, wie sie kamen. Also ritten sie weiter und hielten ihre Waffen kampfbereit gezückt, während die Blicke der Söldner nicht nur den Weg, sondern auch die riesigen Bäume um sie herum beobachteten.

Es dauerte einige Stunden, dann blieb BlackBolt stehen und blickte grimmig auf den Baum an der Seite, dessen abgebrochene Äste fast schon eine Treppe bildeten. Er kannte diesen Baum nur zu gut und knurrte kurz, ehe er leise sprach.

"Hier sind wir damals nach oben und weiter auf den Ästen gegangen, um die Fallen zu umgehen - und liefen geradewegs den Spinnen in die Netze. Auch wenn es gefährlich ist, da ich die Fallen nicht kenne - wir bleiben hier auf der Straße, denn so können wir die Spinnen vielleicht umgehen."

Es war einen Versuch wert ... denn der Blitzformer hatte keine Lust, den riesigen Tieren wiederzubegegnen und wenn er nach den Gesichtern der beiden rothaarigen Nordländer ging, war es besser so. Brann schmunzelte bei dem Anblick der Brüder und konzentrierte sich dann wieder auf den Weg, damit sie alle Fallen rechtzeitig entdeckten.

Weiter weg, an Ende des Tals, schreckte Tabaki hoch und fauchte laut. Er wußte, daß Jemand sein Tal betreten hatte ... und er wußte auch, daß es nicht nur ein Mensch war, sondern mehrere, denn bei den Fallen waren kleine Kristalle, die ihn warnten.

Wenn nur ein oder zwei Fallen ausgelöst wurden, hatte er keine Probleme, aber jetzt waren es so viele, daß es nur Menschen sein konnten und kein Tier, das in eine Falle geraten war und ihm so auch als Beute diente. Der Naga haßte Menschen über alles, und brüllte wütend auf. Durch die Höhle wurde das Brüllen so verstärkt, daß es durch das ganze Tal zu hören war, und es drang bis zu den Menschen.

"Was ?"

Brann stoppte, und scheinbar lief ihnen allen ein kaltes Schaudern über den Rücken.

"Was für eine Bestie so brüllt, will ich mir nicht vorstellen. Ist es das, was du damals gehört hast ?"

Er blickte zu BlackBolt und zuckte leicht, als erneut das Brüllen zu hören war.

"Nein. Es ist die gleiche Stimme, nur diesmal ist das Wesen wütend. Damals lag nur Schmerz und Leid darin - und es wird durch die Höhlen verstärkt, ich denke nicht, daß es ein Wesen gibt, das so laut brüllen kann ... außer einem Drachen. Und selbst diese sind nicht so laut, ich habe schon zwei von ihnen erschlagen und kenne ihr Geschrei."

Dieses Brüllen war wie eine Herausforderung für den Blitzformer - und als die Stimme des Monsters verstummte, warf er den Kopf in den Nacken und brüllte seine Antwort heraus, so daß es weithin schallte und hoffentlich auch bis zu den Höhlen drang. Denn BlackBolt hatte mit diesem Wesen noch eine Rechnung offen, die seit vielen Jahrzehnten eingetrieben werden wollte.

Brann kuckte nicht schlecht, als sein Freund ebenso brüllte ... denn er sah, daß es ernst war, und daß man ihn nicht davon abhalten konnte, sich dieses Wesen zu schnappen. Weit entfernt in der Höhle kam das Brüllen nur leise an, aber laut genug, daß der Naga es hörte und innehielt. Er hörte die Herausforderung heraus und sein Blick verfinsterte sich, als er leise fauchte, und dann erneut aufbrüllte. Die Herausforderung war hiermit angenommen.

Als das erneute Brüllen erklang, nickte BlackBolt und knurrte laut, als er seine mannsgroße, doppeltklingige Streitaxt fester in die Rechte nahm.

"Gut - diesmal werde ich mich dem Kampf stellen. Kommt, wir reiten voran ... und wenn sich mir irgendetwas entgegenstellt, bevor ich bei den Höhlen und dem Wächter des Schatzes bin, wird es diese Entscheidung bereuen."

"Wahrscheinlich werden es die Spinnen werden."

Brann grinste nun wieder, und die Brüder grummelten leise vor sich hin. Sie grausten sich schon jetzt davor und versuchten, es nicht so zu zeigen.

"Wie weit müssen wir ins Tal ?"

"Die Höhlen beginnen erst weiter hinten im Tal - es ist ein Ausläufer der Berge, der völlig ausgehölt zu sein scheint. Ich kann euch nicht sagen, ob man vielleicht von der anderen Seite des Tales auf weniger gefährlichen Wegen zu den Höhlen kommen kann, ich kenne nur diesen einen Weg."

Während er sprach, ritt BlackBolt voran und löste mit Steinen oder Ästen weitere Fallen auf dem Weg aus, doch er blieb wachsam und blickte immer wieder in die Bäume über ihnen. Und wie er es sich gedacht hatte, häuften sich die riesigen Netze und schließlich blieb er stehen, als ein riesiges Netz die Straße versperrte.

Alleine schon die Tatsache ließ seine Wut erwachen und er knurrte laut auf, als er seine Zähne fletschte und wieder nach oben blickte. Wie erwartet, seilten sich schon die ersten Spinnen herab und er brüllte wieder auf, als er die Erste mit seiner Axt zerschlug und danach seine Blitzkraft erwachen ließ.

All die Wut, die in ihm wohnte, fand endlich ein Ventil und er ließ seine Blitze bis in die Wipfel dringen, um die Spinnen, die ihnen gefolgt waren, zu zerfetzen. Erst, als die übrigen Spinnen flohen, ließ er die Blitze wieder erlöschen und atmete schwer, als die Überreste der Spinnen um sie herum auf den Boden fielen, während er die Netze zerschlug, die den Weg versperrten.

Auch der Rest der Spinnen floh und wieder bemerkte es Tabaki durch die feinen, kleinen Kristalle, die überall verteilt lagen. Die Spinnen waren sein letzter Schutz gewesen ... er fauchte auf, und brüllte erneut so laut und wütend er konnte.

"Es weiß, was passiert ... aber wie ?"

Brann zog die Brauen tief in die Augen, und blickte sich um. Auch BlackBolt kam es seltsam vor und er knurrte wieder dunkel, als er seine Augen wandern ließ und plötzlich stutzte. Noch im gleichen Moment warf er einen weiteren Blitz in einen der Bäume und nickte, als ein kleiner Kristall zerbarst und in winzige Splitter zerfiel.

"Überall hängen diese winzigen Kristalle - das ist seltsam, denn auf Bäumen wachsen keine Kristalle ! Ich denke, sie sind von dem Monster, damit es uns beobachten kann ... aber nicht mehr länger !"

"Nicht dumm das Biest." brummte Brann, und sie hielten nun auch verstärkt nach so etwas Ausschau.

Als die ersten Kristalle barsten, erschrak Tabaki, da er nie erwartet hatte, daß sie Jemand entdecken oder darauf achten würde. Gerade, daß es Jemand tat, verunsicherte ihn zutiefst, und er wurde unruhig. Wieder und wieder verlor er den Kontakt zu den Kristallen und er wußte dadurch, daß die Menschen näherkamen.

"Nein ... Nein ..." zischte er, und schlängelte aufgeregt zum Höhleneingang.

Er war kein wirklich guter Kämpfer ... eigentlich kämpfte er nur aus Wut und nutzte seine Fähigkeit, die Gegner in Kristall zu verwandeln, um sie unschädlich zu machen und sich zu schützen.

Doch das wußten die Söldner nicht, als sie weiter den Weg entlangritten und nicht nur auf die Fallen achteten, die auf dem Weg lagen, sondern auch die Kristalle suchten, die dann von BlackBolt zerstört wurden. Sie kamen nun zwar langsamer voran, doch auf diese Weise fühlten sie sich sicherer, da sie nicht mehr von dem Monster beobachtet werden konnten.

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