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“Der Fluch des Schlangengottes” 12
 

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Für einen Moment betrachtete Gabor das leerstehende Zimmer, in dem Daisha bisher gewohnt hatte. All seine Sachen waren innerhalb kurzer Zeit abgeholt worden und Gabor war froh darüber. Er hatte angefangen, Gefühle für den Russen zu entwickeln, die er nicht haben wollte. Er war kein schlechter Mensch, aber er hatte nie das Bedürfnis gehabt, eine Beziehung zu führen. Bevor Gabor das Zimmer verließ, ließ er noch einmal seinen Blick darüber schweifen, erst danach schloss er die Tür und ging durch das Bordell, um nach dem Rechten zu sehen. Hier hatte er sich sein Leben aufgebaut, eines, das unkompliziert war und nicht von den strengen Sitten des Adels beherrscht wurde, aus dem er stammte. Es war ähnlich wie bei Theo, nur hatte er seit seiner Kindheit eine Verlobte, die er heiraten sollte. Erst hier in Bombay hatte er Ruhe gefunden, und die genoss er in vollen Zügen. Auf seinem Weg durch das Haus kam er unten an der Lobby vorbei und seufzte innerlich, als Daisha gerade hereinkam.

"Ah, Gabor ! Und noch in einem Stück, ich habe mir schon Sorgen gemacht, weil dieser junge Lord so prahlte." Der Rotblonde kam gleich zu Gabor und neigte sich näher, um ihm einen Begrüßungskuß auf die Wange zu geben – er dachte sich auch nichts weiter dabei, denn das taten alle Angestellten, wenn sie kamen und den Ungarn begrüßten, obwohl Daisha es doch sehr genoß. "Möchtest du mir von ihm erzählen ? Ich kann dich dabei auch ein wenig massieren, ich sehe selbst durch deine Kleidung hindurch, daß du völlig verspannte Schultern hast, die nicht mal ein Bad lockern konnte." Es war ein unverfängliches Angebot, das Gabor schon oft genutzt hatte – gerade nach solchen nervenden Kunden war es allerdings auch nötig, daß Daisha die Schultern Gabors massierte, da sie dessen Anspannung abbekamen.

"Hmm ... na gut, zu einer Massage sage ich nicht Nein. Erzählen will ich nicht, das ist es nicht wert." Die Massage brachte ihm Daisha wieder näher, aber er würde dessen Annäherungsversuche wie immer ignorieren. "In meinem Zimmer, wie immer."

Der Rotblonde antwortete ihm nur ein leises "Natürlich, Gabor.", ehe er sich bei ihm unterhakte und ihm in dessen Zimmer folgte. Als sie ankamen, löste sich Daisha wieder und schloß die Türe hinter ihnen, ehe er zu Gabor kam und ihm dessen Jacke von den breiten Schultern nahm. Auch das gehörte für ihn dazu – ein Dienst, den Daisha zwar auch den Kunden erwies, doch niemals so zärtlich und genießend wie er es hier bei seinem Arbeitgeber tat. Die schlanken Hände des Rotblonden öffneten gekonnt die Krawatte und ebenso die Knöpfe der Weste, ehe er sie ihm auszog und ebenso behutsam zusammen- und zur Seite legte, wie schon zuvor die Jacke.

Daishas geschickte Hände waren ein Grund, warum Gabor ihn eingestellt hatte, und er genoss die Massagen auch immer. Er legte sich jetzt langsam auf das Bett des Zimmers und atmete kurz durch, als Daisha das Massageöl auf seinem Rücken verteilte. "Gibt es was Neues bei Teddy und Cowboy ?" Er war neugierig, wie es den Beiden ging, denn er hatte auch Scott schon sehr in sein Herz geschlossen.

Auch der junge Russe hatte seine Jacke, die Weste, die Krawatte und sein Hemd ausgezogen und zur Seite gelegt, damit sie bei der Massage kein Öl abbekamen. Die Frage hatte er schon erwartet und schmunzelte leise, ehe er sich ein wenig näherneigte und leise antwortete, während seine geschickten Hände ihren Zauber begannen. "Sogar sehr viel, Gabor. Sie haben doch davon erzählt, daß sie nach England reisen würden, um Theos Vater zu sagen, daß sie ein Paar wären ... nun, es sieht so aus, als ob sie eine einfachere Variante gewählt hätten: Sie lassen ein Foto von sich machen und schicken es ihm mit einem sehr ausführlichen Brief."

"Im Ernst !" Das hatte Gabor nicht erwartet und schon gar nicht von Theo. "Theo erkennt man wirklich nicht wieder. Scott tut ihm wirklich mehr als gut." Der Ungar lachte leise, denn er konnte sich das verkniffene Gesicht von Theos Vater vorstellen. Er kannte den Mann, und das Treffen war ihm in bleibender Erinnerung geblieben, weil er Ablehnung pur erhalten hatte.

"Aber natürlich im Ernst ... und ja, Scott tut ihm wirklich gut, seine Offenheit sorgt dafür, daß die britische Strenge in Theo endlich weniger wird und ich denke, sie verschwindet bald. Du hättest sie nach dem Aufstehen hören sollen – man konnte das Kommen Theos bis nach unten in die Küche hören." Daisha schmunzelte, als er daran dachte ... sie waren wirklich sehr laut gewesen, doch er fand das herrlich und für einen Moment hielt er mit dem Massieren inne.

Was Daisha durch den Kopf ging, ahnte der Ungar, er reagierte aber wie immer so, als wüsste er es nicht. "So etwas hätte er früher nie getan, es ist eh ein Wunder, daß er sich einen Mann als Gefährten suchte und daß sie dann auch noch Sex haben. Ich hab's mal bei Theo versucht, aber er hatte panische Angst, auch nur daran zu denken."

"Wirklich ? Also dafür, daß er solche Angst hatte, liebt er es jetzt, sich verwöhnen zu lassen. Und ich weiß nur zu gut, wie unersättlich Scott sein kann – so ruhig, wie der Amerikaner jetzt ist, scheint ihn Theo ziemlich auszulasten." Daß der junge Brite einmal so spröde gewesen war, Gabors Werben zurückzuweisen, konnte Daisha fast nicht glauben ... denn Theo und Scott schienen nur dann nicht zu schmusen, wenn sie mit einer Arbeit beschäftigt waren und selbst dann fanden sie dafür immer wieder Zeit.

"Irgendwas muss in dem Tempel passiert sein, was sie uns nicht gesagt haben. Ich kann mir das nicht erklären - ich kenne Teddy schon Jahre und er war niemals so, das hört sich an, als wäre er eine andere Person." Für Gabor war die ganze Sache mehr als nur seltsam. Das, was Theo erzählt hatte, stimmte sicher, aber es verband keinen Menschen so tief, wie die Zwei verbunden waren.

Leise seufzend, schloß Daisha einen Moment lang die Augen und hielt ein weiteres Mal mit dem Massieren inne. Auch er hatte sich das schon gedacht, doch anders als Gabor freute er sich nur für die Beiden und fragte nicht nach. "Bitte laß sie doch, Gabor ... freue dich doch für sie, es ist doch gut, daß es so lief. Scott ist sehr fürsorglich und jetzt noch mehr als zuvor – er behandelt Theo, als wäre er das Wertvollste, das es gibt und es tut Theo sichtlich gut, sich so verwöhnen zu lassen. Er blüht regelrecht unter seiner Liebe auf ..."

"Ich weiß, aber es ist trotzdem seltsam und ich sage ja nicht, daß ich es ihnen nicht gönne. Ich bin froh, daß Teddy Jemanden gefunden hat, der ihn so liebt." Nach den Worten murrte Gabor leicht, denn er entspannte sich langsam. "Ich hoffe, du findest auch so Jemanden." Das rutschte Gabor heraus, aber er bereute es nicht, denn er hoffte es wirklich.

Doch es stach wie ein Dolch in das Innerste Daishas, denn er konnte nur zu gut heraushören, daß der Schwarzhaarige damit nicht sich selbst meinte. Es dauerte einen Moment, bis er wieder zu massieren begann und leise seufzte, sich sammelte und erst nach einer Weile wieder sprach. "Das hoffe ich auch ... und auch wenn du es nicht gerne hören möchtest, ich hoffe noch immer, daß du es sein wirst. Aber das ist eine vergebliche Hoffnung, nicht wahr ?"

Gabor seufzte innerlich, er musste das endgültig beenden. "Warum fragst du, wenn du es weißt ?" Im Gegensatz zu der weichen und verliebt klingenden Stimme Daishas klang seine fast gleichgültig. "Such dir einen Anderen."

Diesmal hielt der junge Russe merklich inne und schluckte schwer ... auch wenn er es schon erwartet hatte, die harte und gleichgültige Stimme Gabors schnitt tief. Die Augen schließend, bemerkte Daisha nicht, daß ihm zwei Tränen die Wangen herabrannen und auf den breiten Rücken tropften, den er gerade massierte ... und auch seiner Stimme merkte man seinen inneren Schmerz nicht an. "Einen Anderen ? Du weißt so gut wie ich, daß ich nur dich liebe. Nenne es Dummheit, doch dir gehört mein Herz und ich will es nicht wiederhaben." Als er endete, stand Daisha auf und wandte sich ab ... doch er warf noch einen letzten Blick zurück, ehe er seine Kleidung nahm und ging. Er konnte nicht hierbleiben und so tun, als ob es ihm nichts ausmachte ... und so zog er sich einfach im Gang an und lief ohne ein weiteres Wort zu dem Türsteher in die dunklen Gassen, die um das Bordell herumlagen.

Der Ungar blieb im Zimmer zurück und lag noch so auf dem Bett wie zu dem Zeitpunkt, als Daisha den Raum verlassen hatte. Die Tränen hatte er gefühlt, und es tat ihm leid. Aber er konnte unmöglich eine Beziehung eingehen, er konnte es einfach nicht, weil er Angst davor hatte. "Ich hoffe, er vergibt mir irgendwann."

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Einige Stunden später seufzte Daisha, trank einen Schluck aus der fast leeren Whiskeyflasche, die er in der Hand hielt und verfluchte innerlich seine Trinkfestigkeit, die er als Russe schon fast mit der Muttermilch aufgesogen hatte. In der Flasche war nicht mehr viel – und er wankte noch immer nicht und auch sein Inneres schmerzte noch immer so sehr, daß er schreien wollte. Doch er tat es nicht und ging einfach weiter, bis er schließlich am Tor des Grundstücks ankam, dessen Verwalter er nun war. Ein Verwalter ... vielleicht wäre es besser, nicht mehr ins Bordell zu gehen, sondern sich hier um das Haus zu kümmern und für das Glück zu freuen, das die beiden Besitzer teilten. Das Personal hatte Heute noch frei bekommen, damit Theo und Scott ein wenig Zeit für sich bekamen ... und so bemühte sich der junge Russe, besonders leise zu sein, um sie nicht zu stören. Als er jedoch zu der Treppe in den ersten Stock wollte, hörte er ein tiefes Grollen und Zischen, das ihn innehalten ließ. Nun doch ein wenig verwundert, da diese Geräusche aus dem Kaminzimmer kamen, trat Daisha näher und öffnete zögerlich die nur angelehnte Tür - jedoch nur, um erschrocken aufzuschreien und die Whiskeyflasche fallen zu lassen.

Und das brachte Theo dazu, ebenso aufzuschreien. Der blonde Naga erschreckte sich bei dem Schrei halb zu Tode. Scott und er hatten eine Schmusepause zwischen dem Sex eingelegt und so starrte der Blonde zu dem Russen, der wie starr in der Tür stand und sie anstarrte.

"Daisha ?! Verdammt, was machst du hier – und wieso bist du sturzbesoffen ?" Scott reagierte schneller und löste sich von Theo, kam zu dem jungen Russen und fing ihn auf, als dieser aufschluchzte und zusammenbrach. Irgendetwas schien passiert zu sein ... und so tat der Schwarzhaarige das Einzige, das ihm einfiel, er nahm Daisha einfach auf die Arme und brachte ihn zu Theo, damit der ihm helfen konnte.

Und kaum war Daisha bei Theo, klammerte sich der Russe nicht mehr an Scott, sondern an Theodor. Scheinbar hatte er noch nicht so ganz gepeilt, daß die Beiden Nagas waren. "Was ist denn passiert ?" wisperte Theo zärtlich und streichelte über das rotblonde Haar des Russen, um ihn zu beruhigen. "Du hast es ihm gesagt, nicht wahr ?" Es konnte nur das gewesen sein. Daisha hatte Gabor seine Liebe gestanden, und der hatte ihn mit Sicherheit abblitzen lassen.

"Ja ... ich ... er sagte, ich solle mir einen Anderen holen, der mich so liebt, wie Scott dich. Als ob ich einen Anderen will, wenn ich doch ihn liebe. Er klang so gleichgültig ... so überdrüssig, als ob ich nur eine lästige Fliege für ihn wäre. Und wahrscheinlich bin ich es auch, es ist so unfair." All die Gefühle, die Daisha so lange zurückgehalten und in sich eingeschlossen hatte, brachen nun heraus – und der Whiskey, den er getrunken hatte, machte es noch leichter. Das war etwas, das auch Scott bemerkte und er ringelte sich um die beiden Schlankeren ein, umarmte Daisha von hinten und schloß so auch Theo in seine Arme, als er wortlos half, Nähe zu geben.

Daß Daisha besoffen war, konnte man nur an dem Geruch bemerken, denn der Russe lallte nicht einmal. Die fast leere Flasche sprach aber für viel Alkohol, so viel, daß es Theo wahrscheinlich aus den Latschen gehauen hätte, aber Daisha war scheinbar wirklich ein Vollblutrusse. "Ist schon gut ... Gabor ist unsensibel, wenn es um so etwas geht. Gewinn erstmal etwas Abstand und beruhige dich." Theo wusste auch nicht recht, wie er trösten sollte. Er kannte Gabor und hatte auch schon mitbekommen, wie er Männer abservierte, die ihm zu sehr klebten. "Wir sind immer für dich da."

"Das stimmt, Daisha – Theo und ich sind für dich da, Okay ?" Es ging Scott sichtlich zu Herzen, daß der sonst so fröhlich wirkende Gigolo nun so verletzt und aufgelöst war ... es weckte seinen Beschützerinstinkt und er grollte weich, ehe er ihm einen sanften Kuß auf die Wange hauchte. Und dieses Grollen war es, das Daisha wieder ein wenig beruhigte und er blickte langsam auf, um sich die Tränen abzuwischen. Erst jetzt bemerkte er, was so anders war ... er lag beruhigend warm innerhalb der Schlangenkörper der Beiden und wisperte ein hörbar fasziniertes "Ist das ein Traum ? Bin ich wirklich schon so betrunken, daß ich halluziniere ?", ehe er sie zögerlich berührte und sacht schluckte.

Und das brachte Theo dazu, leicht zu lächeln, denn die Finger kitzelten ein wenig ... und weil Daisha nicht sicher war, ob er nun nüchtern oder besoffen war. "Nein, bist du nicht, das ist echt. Entspann dich, bei uns bist du sicher." Die Stimme Theos war ganz weich und auch er grollte sanft. "Am Besten gehen wir rauf." Die Worte waren an Scott gerichtet und ein Wink, daß Scott den Russen tragen sollte, denn der schien sich bei ihnen pudelwohl zu fühlen.

Mehr als nur das – denn Daisha nickte einfach nur und schloß die Augen, als er sich wieder an Scotts breite Brust anlehnte und einschlief. Der schmunzelte nur und wandelte sich dann wieder in einen Menschen, denn so war es einfacher, die Treppe hoch und in ihr Schlafzimmer zu gehen. "Komm, Schatz ... der bekommt nicht mehr viel mit, wir nehmen ihn mit hoch, ziehen ihn aus und halten ihn dann zwischen uns. Daisha tut mir leid – er ist völlig fertig, sonst macht er nämlich nicht nach nicht einmal einer Flasche Whiskey schlapp."

Auch Theo formte sich wieder ganz menschlich und lief neben Scott her. Erst oben angekommen wandelten sich Beide wieder und der Blonde schloss die Tür des Schlafzimmers, als sie darin angekommen waren. "Eine ganze Flasche - ich wäre schon nach zwei Gläsern blau. Und Gabors Art, Jemandem zu sagen, daß er nichts von ihm will - obwohl ich wetten könnte, er hat diesmal gelogen - ist immer sehr harsch und gleichgültig. Ich weiß immer noch nicht, warum er so eine große Beziehungsangst hat. Ich kenne ich zwar sehr gut, aber alles weiß ich nicht von ihm."

"Verlangt ja auch Keiner, Schatz ... auch wenn ich ihm eine dafür reinschlagen könnte. Aber jetzt ist erst einmal Daisha wichtig, er braucht jetzt Nähe und Wärme. Ich hätte zwar gerne noch ein wenig Sex mit dir gehabt, aber das ist nun wichtiger." Es tat Scott leid, daß sie nun unterbrochen worden waren – doch ein Blick zeigte ihm, daß Theo ihn verstand und er neigte sich zu ihm, küßte ihn sanft und legte Daisha dann in ihr großes Bett. "Zieh du ihn aus, ja ? Ich mache uns ein schönes, weiches Lager vor dem Kamin, das Bett hält uns nicht aus."

"Ist gut." murmelnd, machte Theo sich an die Arbeit und legte auch gleich die Kleidung sauber zusammen. Als er den Nackten sah, lächelte er, denn Daisha war eigentlich total nach Gabors Geschmack. "Gabor ist ein Idiot."

Inzwischen war auch Scott fertig und seufzte leise, als er hinter seinen Liebsten kam und ihn zärtlich umarmte. "Ja, das ist er ... Daisha ist eine Schönheit, hat ein angenehmes Wesen und ist ihn ihn verliebt. Aber jetzt sollten wir uns nicht um diesen Idioten sorgen, sondern um ihn hier – Daisha braucht uns jetzt. Macht es dir etwas aus, Schatz ? Ich bin unsicher ... mein Beschützerinstinkt schlägt auf ihn an, auch wenn er kein Naga ist."

"Meiner schlägt auch an ... mir macht es nichts aus, wenn er bei uns liegt." Theo küsste seinen Schatz und schlängelte sich schon mal zu den Fellen, die Scott ausgebreitet hatte. Als Scott mit Daisha kam, nahmen sie den Russen in ihre Mitte und schlängelten die Schlangenkörper schützend um ihn herum. So waren sie sich und ihm nahe, und es war schön warm für sie alle.

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Als der nächste Morgen begann, stöhnte Daisha leise auf – sein Kopf zersprang fast und das konnte nur eines heißen: Er hatte sich wieder einmal bis zur Besinnungslosigkeit betrunken. Doch diesmal war etwas anders, auch wenn er es noch nicht genau benennen konnte: Er lag weich und warm, fühlte an sich die Körper zweier Männer und seufzte leise, denn es fühlte sich einfach nur wundervoll an. Scott beobachtete ihn schon eine ganze Weile und als der Rotblonde sich nun noch ein wenig näher an ihn kuschelte, lächelte er sacht und blieb ruhig, denn sein Liebster schlief noch und er wollte Daisha nicht völlig aufwecken.

Theo schlief und kuschelte sich jetzt noch dichter an Daisha heran. Er umklammerte von hinten dessen Körper und grollte weich, weil er wohl dachte, es wäre Scott. Obwohl Scott nicht so schlank war, aber das bekam Theo noch nicht so ganz mit.

Und das brachte den Schwarzhaarigen dazu, zärtlich zu schmunzeln und sich zu ihm zu neigen, ihm einen sanften Kuß auf die Wange zu hauchen und dabei ihre Schweifspitzen ein wenig zu umschlingen. "Aufwachen, Schatz ... es ist schon später Morgen und wir haben hier noch ein kleines, doch sehr anschmiegsames Problem."

"Hmmm, was ? Oh." Theo wachte langsam auf, aber dann war er auf einen Schlag wach, als er sah, an wen er sich da klammerte. "Oh ... ach ja, Daisha." Jetzt erinnerte er sich wieder und seufzte leise, bevor er sich zum Ohr des Russen neigte und leise wisperte. "Daisha, aufwachen."

Es dauerte noch einen Moment, bis dieser wieder aus seinem Dämmerschlaf aufwachte und langsam die Augen öffnete. Für einen Herzschlag weiteten sie sich – doch dann lächelte der junge Russe und kuschelte sich wieder näher an Scotts Wärme. "Also war dies doch kein Traum ... ihr Beide wurdet Nagas. Wißt ihr eigentlich, wie wunderschön ihr seid ? Und so warm ..." Scott lachte leise und grollte weich, ehe er sich wieder hinlegte und über den Rücken seines Liebsten streichelte. "Erklärst du es, Schatz ? Du weißt doch, daß ich da nicht so gut darin bin und außerdem hast du ihm ja schon vom Tempel erzählt."

"Also gut." murmelte Theo und überlegte einen Augenblick. "Also kurz gesagt, es gibt einen Fluch, oder eher Zauber." So begann er zu erzählen, was wirklich im Tempel passiert war und wie sie herausgefunden hatten, wie sie wieder Menschen werden konnten. "Um wieder Menschen zu werden, mussten wir ein Kind zeugen. Das Bild auf dem Nachttisch ist Scotts und mein Sohn." Theos Blick wanderte zu dem Foto und wurde weicher dabei. "Ich hatte davor panische Angst."

Daisha hörte mit sichtlich wachsender Faszination zu und blickte hin und wieder zu Scott, wenn dieser bei einer Stelle weich grollte. Erst, als Theo das Ei erwähnte, weiteten sich die Augen des Rotblonden und er schluckte, ehe er zum Bauch Theos blickte und die lange, senkrechte Narbenlinie sah. "Das ... das ist ein Wunder. Ein wahres Wunder, Theo. Doch wovor hattest du Angst ? Vor der Geburt ? Bitte erzähle doch weiter." Als der Weißblonde erwähnte, daß er Angst hatte, wurde Scott jedoch sofort hellhörig und streichelte zärtlich über die Wange Theos, drehte dessen Gesicht zu sich und wisperte ein leises "Angst ?", dem man anhörte, daß er sich Sorgen machte, da auch er gerade nicht wußte, von welcher Angst Theo sprach.

"Wegen der Geburt ... du weißt doch noch, daß ich panische Angst davor hatte wegen dem, was ich bei meiner Mutter hörte." Scott bekam erstmal ein Küsschen, bevor Theo sich wieder an Daisha wandte. "Ich hörte als Kind die Geburt meiner kleinen Schwester, die Schreie meiner Mutter hallten durch das ganze Haus und daher hatte ich solche Angst. Und ich wollte auch nicht entjungfert werden, aber das erledigte sich, als wir den Stein erneut berührten, damit wir das Kind zeugen konnten. Ich war so scharf auf Scott, das glaube ich selbst Heute noch nicht." Der Blonde wurde rot und grinste verlegen.

Scott nahm das Küßchen mehr als nur gerne an und lächelte zärtlich, als er durch das weiche, helle Haar seines Liebsten strich. Daisha nickte verständnisvoll und dachte ein wenig nach, ehe er schließlich leise sprach. "Ich kann dir das mit der Angst nachfühlen, Theo ... ich kenne dieses Problem mehr als nur gut, es scheint unter den Adeligen eine durch alle Länder verbreitete Tradition zu sein, aus allem ein Geheimnis zu machen. Aber ich bewundere dich, daß du es durchgestanden hast – und ein wenig beneide ich dich auch darum, denn so hast du nicht nur einen wunderschönen Gefährten, sondern sogar einen Sohn." Das wiederum war etwas, das Scott aufhorchen ließ – denn er hörte nur zu gut heraus, wie sehr sich auch Daisha dieses Glück wünschte.

Wahrscheinlich mit dem Mann, der ihn so harsch abgewiesen hatte. Theo sah dies, genau wie Scott, und er überlegte einen kleinen Moment. "Komm doch mit in den Tempel, dann sehen wir alle zusammen nach dem Kleinen. Und vielleicht willst du auch ein Naga werden ? Obwohl du dich dann nicht mehr zurückwandeln kannst." Das Letzte gab Theo noch zu bedenken, denn so konnte Daisha nicht mehr unter Menschen gehen. "Du kannst Pate werden."

"Ich darf ? Das wäre schön, Theo." Daß er ein Naga werden und sich nicht mehr wandeln könnte, schreckte Daisha nicht ... zumindest nicht jetzt, denn der Schmerz in seinem Inneren war dazu zu stark. Scott jedoch grübelte ein wenig und seufzte, ehe er die beiden Schlankeren eng an sich zog und leise sprach. "Zumindest jetzt nicht, Daisha – denn das geht erst, wenn du ein Ei geboren hast. Und dazu braucht es einen Stachelnaga, der es mit dir zeugt. Aber weißt du was ? Du wirst einen Mann finden, der dann für dich da ist – das verspreche ich dir. Und wenn du wirklich Niemanden findest, dann ... vielleicht ... kann ich ja helfen, wenn Theo es erlaubt. Aber wir suchen erstmal, Okay ?"

Der Gedanke gefiel Theo im ersten Moment nicht wirklich, aber wenn es wirklich nicht anders ging, dann musste es sein. "Aber nur, wenn es absolut nicht anders geht." erwiderte Theo leise. Er hatte wirklich nichts dagegen, wenn Daisha so eng bei ihnen lag und auch mit Scott kuschelte, aber die Sache mit dem Ei war doch was ganz anderes. "Ich denke, wir fahren dann gleich Heute. Meinst du, das Personal schafft das auch ohne dich, Daisha ?"

"Aber natürlich, Theo ... ich habe mir gute Leute ausgesucht, die das auch alleine schaffen. Und mach dir bitte keine Sorgen um mich, es macht mir nichts aus, wenn ich ... wenn es nicht geht." Es war Daisha ein wenig peinlich, daß Scott das vorgeschlagen hatte – denn er war nicht blind und sah nur zu gut, daß es eigentlich gegen die Natur der Beiden ging. "Und wenn es geht, ich würde gerne Heute schon losfahren ... ihr könnt euch bestimmt denken, weshalb." Das wiederum brachte Scott dazu, dunkel aufzuknurren und er hatte gut zu tun, seine Wut auf Gabor einigermaßen zu zügeln und Theo zu antworten. "Kein Problem, Schatz. Und ja, wir reisen Heute noch ab, Daisha - dann hat das Arschloch keine Chance mehr, vorbeizusehen und noch mehr Schaden anzurichten. Oder ich die Gelegenheit, ihm die Fresse zu polieren ..."

Theo legte Scott rasch den Finger auf die Lippen und brachte ihn so zum Schweigen. "So etwas will ich nicht hören. Gabor hatte sicher Gründe, die wir nicht verstehen. Ich glaube nämlich, daß er Daisha wirklich gern hat." Nur halt nicht für eine Beziehung. "Genug jetzt, wir packen und reisen ab." Im Moment zeigte der Blonde eine gewisse Autorität. Er nahm Gabor nicht in Schutz, aber er wollte auch nicht, daß er für etwas verurteilt wurde, von dem man die Gründe nicht kannte. "Also los."

"Wie du es willst, Theo – aber auch wenn Gabor noch so gute Gründe hat, sollte er Daisha in meiner Gegenwart noch einmal so verletzen, wird er es zu spüren bekommen." Auch wenn Scott sich den Wünschen seines Liebsten fügte, so hieß es noch lange nicht, daß er dem Ungar vergab. Denn auch wenn der Schwarzhaarige kein Naga wäre, es ging gegen sein Ehrgefühl tatenlos zuzusehen, wenn einer einen anderen Menschen so vorsätzlich verletzte. Noch während er sprach, wandelte Scott sich zurück und ging zum Schrank, zog sich an und packte ihre Sachen in die Taschen und Rucksäcke, ehe er die Tragetasche mit dem restlichen Schmuck und dem Geld nahm, die Notizbücher und Fotos hineinsteckte und sie dann nach unten brachte, noch ehe Daisha und Theo sich angezogen hatten.

Der Blonde ahnte, was in seinem Liebsten vorging und seufzte leise. Er zog sich rasch fertig an, nahm selber noch ein paar Sachen und wartete kurz auf Daisha. Als der Russe kam, gingen sie zusammen hinab und sagten dem Personal Bescheid. Daß Scott sich draussen an einer alten Mauer abreagierte, konnte Theo hören ... er wusste aber, daß es seinem Liebsten gut tat und so ließ er ihn machen.

Und das war auch bitter nötig, denn der Schwarzhaarige mußte seiner Wut die Zügel lassen, damit er wieder ruhig genug wurde, um für Theo und Daisha sorgen zu können. Er wußte, daß die Zwei alles für die Abreise bereit machen würden ... sie brauchten ihn dafür nicht, so daß er nun genug Zeit hatte, die alte Mauer zu zertrümmern und später, wenn er sich ausgepowert hatte, auch den Schlangen im Garten Anweisungen zu geben. Denn er wollte, daß sie das Anwesen von Ratten und Mäusen freihielten – und daß sie darauf achteten, daß kein Dieb lange genug lebte, um zum Haus zu kommen.

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