“Der Fluch des Schlangengottes” 19
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Im Haus von Gabor war schon alles auf das Treffen vorbereitet. Ein reichliches Mittag war in Arbeit, denn das Frühstück hatten sie alle irgendwie verpasst und Gabor hatte guten Wein ausgesucht, der ihnen allen gut munden dürfte. Das Essen war eher indisch, denn durch die Zeit, die er hier lebte, hatte er diese Mahlzeiten wirklich zu schätzen gelernt und genoss die Würze, auch wenn er jetzt - als Naga - auch gern einfach rohes Fleisch aß.
Daischa achtete jedoch darauf, daß auch ein wenig milder gewürzte Gerichte bereitet wurden, denn er wußte nur zu gut, daß die englischen Gaumen nicht gerade sehr erprobt waren, was Schärfe oder generell gute Gewürze anging. Allein der Gedanke ließ ihn leise schmunzeln - denn die Engländer handelte schon seit langer Zeit mehr als nur erfolgreich mit den edelsten und erlesensten Gewürzen des Orients, die englische Küche jedoch war so schlecht, daß der junge Russe alleine bei der Vorstellung leicht schauderte.
Das Schaudern bemerkte Gabor und grinste sacht. "Na, was meinst du ... soll ich noch Minzsoße für unsere englischen Gentlemen dazustellen ?" Er scherzte und lachte leise, als sein Liebster das Gesicht verzog. "Als ich in England studierte, war ich nahe am Verzweifeln, das Essen war einfach grausam. Und ich hab mich oft nur von Kuchen ernährt."
Als Daischa das hörte, hob er nur skeptisch eine Braue, ehe er mißbilligend mit der Zunge schnalzte und zu seinem Liebsten kam, um zärtlich über die breite und muskulöse Brust unter dem Hemd zu streichen. "Erzähle keine Märchen, mein Herz - hättest du das getan, dann wärst du nicht so ein Prachtkerl, sondern ein Faß auf zwei Beinen. Aber ich nehme dir unbesehen ab, daß es schwer für dich war, richtiges Essen zu finden, Hm ?"
"Ja, das war es in der Tat." Gabor seufzte theatralisch und tat leidend. "Ich musste selber kochen." erklärte er und grinste nun wieder. Was natürlich total unter der Würde war, jedenfalls in England und im Adel. "Ja, ich kann kochen, stell dir vor."
Im ersten Moment war Daischa sichtbar verblüfft - doch dann lachte er leise auf und legte die Arme um den starken Nacken seines Liebsten, küßte ihn zärtlich und näselte ein wenig, während ein sichtbar freudiges Lächeln auf seinen Lippen blieb. "Nicht nur, daß du einen herrlich männlichen Körper und ein wunderschönes Gesicht und eine wundervolle Persönlichkeit hast, mein Herz - Nein, nun erfüllst du sogar einen meiner geheimsten Wünsche. Ich mag es selbst, zu kochen ... ich habe nur nie etwas gesagt, weil ich nicht wußte, wie du dazu stehst."
"Hmmm ... wir sollten mal zusammen was kochen und eine Orgie draus machen." Allein, was man alles dabei anstellen konnte, war spannend. "Aber das verschieben wir besser ... ich glaube, unsere Gäste kommen." Er fühlte, daß Scott näherkam und ging langsam mit Daisha zur Tür, die soeben von einem Hausdiener geöffnet wurde. Vor der Tür waren nicht nur wie erwartet, Scott und Theo, sondern auch Theodor der Erste. "Hallo, meine Lieben ... Sir ? Auch sie heiße ich wilkommen." Gabor verneigte sich leicht vor dem älteren Lord, und ließ die Gäste eintreten.
Auch Daischa neigte galant seinen Kopf zur Begrüßung, ehe er leise auflachte, als Scott ihn einfach an sich zog und drückte, da er von förmlichen Begrüßungen absolut nichts hielt. Gabor bekam einen satten Schulterschlag ab, doch sie wußten Beide, daß es nur freundschaftlich war und daß der Ungar es locker wegstecken konnte, seit er ein Naga war. "Herrliche Hütte, Gabor - bin schon gespannt, wies weiter innen aussieht. Und ich habe verdammten Kohldampf, das riecht einfach nur fantastisch. Laß uns die Tour kurz halten, damit wir was in die Mägen bekommen, Okay ?"
"Kein Problem, Scott. Möchten sie mein Haus auch sehen ... Sir ?" Theo der Erste zuckte leicht zusammen, als er so offen und höflich gefragt wurde, und erwiderte ein etwas leises "Nur wenn sie nichts dagegen haben, Sir Kiraly ?", das von Gabor mit einem "Ich habe nichts dagegen." erwidert wurde. Theo seufzte leise, denn die zwei waren untereinander doch ein wenig unterkühlt.
Das bemerkte auch Scott und seufzte leise, doch ein Blick zu Daischa zeigte ihm, daß dieser es ebenfalls bemerkt hatte. Und wie der junge Cowboy es sich gedacht hatte, übernahm der Russe einfach das Regiment und lächelte einladend, als er sich bei Theos Vater einhakte und ihn einfach sanft mit sich mitnahm, während er die unbestreitbare Magie seiner Stimme und Erscheinung wirken ließ. "Es ist mir eine Ehre, sie kennenlernen zu dürfen, Sir Sanford - Theo hat mir schon einiges von ihnen erzählt, ebenso wie mein Gatte. Doch ich bilde mir gerne selbst eine Meinung und ich denke, wir können uns bei der Führung ein wenig unterhalten, während mein Gatte sich um die Vorbereitung des Dinners kümmern wird. Nicht wahr ?"
Gabor war doch ein wenig überfahren, auch wenn er es sich hätte denken können, und so nickte er nur artig. "Ja, so ist es." erklärte er leise und seufzte innerlich. Für ihn war das ganze doch schwieriger, als er es gedacht hatte. Der ältere Theodor beruhigte sich ein wenig und wurde sichtlich etwas ruhiger. "Sie sind auch ein Paar ?"
"Ja, das sind wir, Sir Sanford - zwar nicht so lange wie ihr Sohn und dessen Gatte, doch seit etwa einem Jahr sind auch Gabor und ich verheiratet und ich bin sehr glücklich mit ihm. Es muß überraschend für sie gewesen sein, als sie den Brief ihres Sohnes erhielten, nicht wahr ? Er scheute sich, es ihnen persönlich zu sagen - und ich denke, es war auch gut so, wenn ich daran denke, wie engstirnig die englische Gesellschaft sein kann. Außerdem wäre es nicht gut gewesen, da es in England immer und überall Ohren gibt, die solche Dinge nicht hören und weitertragen sollen - und diese Gefahr haben sie hier und im Haus ihres Sohnes nicht." Während sie sprachen, führte Daischa den Älteren galant durch die geschmackvoll eingerichteten Räume des Hauses, um ihnen ein wenig Privatsphäre und Ruhe zu gönnen ... und der Rotblonde verhielt schließlich in der kleinen, doch mehr als nur gemütlichen und abgeschiedenen Bibliothek, um die reich verzierten Schiebetüren hinter ihnen zu schließen. "Möchten sie ein Glas Cognac, Sir Sanford ? Er ist von erlesener Qualität ..."
"Gern ... das könnte ich gut gebrauchen." Theodor der Erste nahm dankend an, ein Schlückchen zur Beruhigung würde wirklich mehr als gut tun. "Und ja, sie haben wohl Recht mit den Ohren ... und als der Brief mich erreichte, war ich wirklich schockiert."
Daischa nickte nur und schenkte sich und dem Älteren je ein Glas des aromatischen Cognacs ein, ehe er eines der Gläser dem Engländer reichte und einen Moment lang an seinem eigenen roch. "Zum Glück schienen sie in diesem Moment allein gewesen zu sein - Gabor erzählte mir, daß ihre Frau sehr bestimmend sein kann und sie wären nicht hier, wenn sie es wüßte. Nun ... ich denke, es tut ihnen gut, einmal ein wenig Erholung zu haben. Und hier können sie sich ohne Bedenken erholen, ein Grund, weshalb gerade die Engländer Indien nur zu gerne als Kolonie führen. Und auch wenn mein Gatte es nicht unbedingt sehr gut zeigte ..." Der junge Rotblonde unterbrach sich kurz, da man seinen Unmut darüber für einen Moment hören konnte, ehe er sich sammelte und wieder ruhiger und mit einem ehrlichen Lächeln weitersprach. "... sie sind hier herzlich willkommen, Sir Sanford."
Theodor der Erste konnte die Stimmungen mehr als gut lesen und seufzte leise. "Nun, ich kann Sir Kiraly gut verstehen. Ich hatte ihn sehr verletzt und ich selber würde nicht so einfach vergeben."
"Gabor erwähnte es, ja ... doch ich kenne ihn sehr gut und auch wenn es jetzt unpassend scheint, wir haben erst gestern Abend über genau dieses Thema geredet. Es steht mir nicht zu, näher darauf einzugehen, da es eine Angelegenheit zwischen ihm und ihnen ist - doch ich kann ihnen versichern, daß mehr hinter all dem steckt, als es eigentlich den Anschein hat. Und ich hoffe, sie werden ihm zuhören ... denn auch wenn ich die Ereignisse nicht persönlich kenne, so weiß ich doch, daß mein Gatte mir die Wahrheit sagte." Leise aufseufzend, trank Daischa noch einen Schluck des Cognacs, ehe er ihn auf das kleine Tischchen zu der Glasflasche stellte und wieder zu dem älteren Lord aufblickte. "Ich werde ihn holen gehen ... diese Angelegenheit ist nur zwischen ihnen und sollte auch nur zwischen ihnen bleiben." Dann öffnete der junge Russe die prachtvoll verzierten Türen und schloß sie wieder hinter sich, um nun mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck in das Speisezimmer zu gehen, in dem Gabor, Scott und Theo warteten.
Gabor wusste sofort, daß er Daisha lieber nicht widersprach und mitkam, denn dessen Gesichtsausdruckt sagte schon alles und es wurde wirklich Zeit für die Aussprache. Je eher, umso besser, dann hatte man es hinter sich gebracht. "Ich komme schon ... ich denke, es wird Zeit."
"Das denke ich auch, mein Herz." Mit den Worten erwachte wieder das liebevolle Lächeln auf den Lippen Daischas, ehe er seinem Liebsten noch einen Kuß auf die Lippen gab und ihn in die Richtung der Bibliothek schob. Dann seufzte er leise und blickte ihm nach, ehe er sich zu Scott und Theo wandte. "Ich denke, wir gehen schon vor - und du kannst schon etwas essen, Scott, ich habe deinen Magen schon zwei Gänge weiter gehört. Und hast du vielleicht das Foto dabei, Theo ? Ich brauche jetzt einfach etwas, das mich beruhigt."
"Aber natürlich habe ich es mit." Theo lächelte und zog das Foto aus seiner Jackentasche, um es Daisha zu reichen. Er sagte nichts weiter zu den Geschehnissen, er wusste, daß etwas Wichtiges zwischen Gabor und seinem Vater war, das besprochen werden musste, und das brauchte bestimmt seine Zeit.
Das wußte auch Scott - und deshalb ließ er die beiden Schlankeren auch die Zeit, über die Fotos und die Eier zu reden, während er sich von einem Diener drei Orangen schälen und bringen ließ. Sie hatten Zeit ... und weder Daischa noch Theo würden groß bemerken, daß sie verging, da sie völlig in das Thema versunken waren. Und das war wiederum etwas, das der große Cowboy mit einem sanften Lächeln beobachtete, während er sich an die Seite setzte und auf seine Orangen wartete.
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Es dauert eine gute Stunde, bis Gabor und Theodor der Erste ins Esszimmer kamen. Beide wirkten sichtlich entspannter, obwohl Theos Vater doch ein wenig blass wirkte. Die Nachricht von dem, was seine Frau getan hatte, war doch ein Schock gewesen und er wollte dem auf jeden Fall noch nachgehen. "Also, dann gibt es jetzt Essen, ich denke, wir haben alle mehr als genug Hunger. Und es tut mir leid, daß ihr warten musstet." Gabor erwähnte nichts weiter und setzte sich an den Kopf der Tafel.
"Das macht doch nichts, mein Herz - Theo und ich haben uns über die Fotos unterhalten und Scott hat sich inzwischen mit Obst bedient. Es war wichtig, daß ihr Beide das ausreden konntet - jetzt ist es uns allen wohler, Hm ?" Während er sprach, neigte Daischa sich zu seinem Schatz und küßte ihn sanft, ehe er sich an dessen rechte Seite setzte und zu seinen Freunden nickte, die an der anderen Seite Gabors Platz nahmen. Es war zum Glück eine eher kürzere Tafel, so daß Theos Vater - obwohl er am anderen Ende saß - nicht weit von den Anderen entfernt war und die Diener brachten auch gleich den ersten Gang, damit ihre Herrschaften endlich essen konnten.
Ein Essen, das für den Lord mehr als ungewohnt war und Teddy ließ für seinen Vater dann doch ein Glas Milch aus der Küche holen, weil er die Schärfe nicht ganz vertrug. Er selber hatte sich schnell dran gewöhnt, aber sein Vater war erst ein paar Tage hier und hatte sicher bisher nichts gegessen, das so sehr gewürzt war. "Du gewöhnst dich noch daran ... und danach magst du nie wieder britisches Essen essen."
Das ließ Scott laut auflachen und er schüttelte nur gutmütig den Kopf, ehe er ein für ihn extra blutig gelassenes Fleisch nahm und sich genießend ein großes Stück abschnitt, um es zu essen. "Theo hat Recht, Sir - ich mochte euer Essen noch nie, zuviel Minze. Aber das indische Essen schmeckt recht gut, besonders, wenn sie das Fleisch nicht völlig durchbraten."
"Mir ist es doch etwas zu würzig." erklärte der Lord und trank erneut einen Schluck der Milch. "Ich werde anordnen, daß demnächst etwas milder gewürzt wird ... oder sie essen lieber bei Theo, er mag es zwar auch würzig, aber nicht so sehr wie ich." Gabor war ganz Gastgeber, und ließ nun noch eine Kanne mit Milch bringen, denn scheinbar brauchte der alte Lord sie doch mehr als man gedacht hatte.
"Du bist Ungar, Gabor ! Ich werde nie verstehen, wie ihr es nur aushalten könnt, so scharf zu essen." Dann aß Scott noch ein Stück seines Fleisches und kostete den feinen Blutgeschmack aus, nahm sich etwas Reis dazu und stillte den immensen Hunger, den sein Körper hatte. Es dauerte noch eine Weile, doch dann waren sie mit dem Hauptgang fertig und die Nachspeisen wurden serviert ... etwas, dem Scott immer mit besonders großer Freude entgegensah, denn er mochte die vielen, verschiedenen Kuchen und besonders mochte er es, Theo beim Kuchenessen und Teetrinken zuzusehen und ihm manchmal ein Stück seines eigenen Kuchens zu füttern, eine Zärtlichkeit, die auch Daischa seinem Liebsten zukommen ließ.
"Alles Gewohnheit." erklärte Gabor und nahm sich einen der süßen Kuchen, denn die mochte er ganz gern und ein wenig Wahres war dran gewesen, als er Daisha sagte, er habe ich fast nur von Kuchen ernährt. Bei dem Kuchen griff auch der ältere Theo zu und er war froh, daß der eher Britsch süß war.
Während sie aßen, beobachtete Daischa ihre Gäste und lächelte leicht, weil sie doch sehr verschieden reagierten. Nach dem Essen würde Gabor zu seinem Bordell fahren, um dort nach dem Rechten zu sehen - und Scott würde mit seinem Schatz in ihr Haus zurückkehren, damit sie dort ein wenig Zeit für sich hatten. Und er selbst würde sich um Theos Vater kümmern und das große Bad mit dem Massagezimmer nutzen, das es hier in diesem Haus gab. Allein der Gedanke daran ließ das Lächeln des Rotblonden tiefer werden und er genoß den aromatischen Tee in langsamen Schlucken, während er sich überlegte, wie er ihn am Besten entspannen konnte.
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