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”Threads of Life” 02
 

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Währenddessen stand Gunnar in einem der schattigen Alkoven und aß einige der Brötchen von dem Buffet, während er darauf hoffte, daß man ihn hinter der großen Palme nicht sah. Es war ihm schon peinlich genug, daß er so groß und breitschultig war, daß man ihn eigentlich schon fast nicht übersehen konnte ... doch gerade hier war es ihm noch peinlicher, da er überall die reichen Männer und Frauen sehen konnte, die von dem Pater eingeladen worden waren. Doch es half nichts, da er das Geld brauchte, das seine Quilts einbringen würden ... auch wenn er nicht damit rechnete, daß es viel sein würde. Während er darüber nachdachte, aß er die letzten beiden Brötchen und seufzte innerlich, da er noch immer Hunger hatte - aber er wollte nicht unhöflich sein und mehr nehmen, so daß er den Pappteller in einen der Abfalleimer warf und sich einen Orangensaft holte. Dabei wurde er aber entdeckt und Pater Smithers lächelte, als er ihn kurz rief und schon zu ihm ging, während er von einem überraschend großen und gutaussehenden Mann begleitet wurde.

Jener war ebenso überrascht und der Pater hatte wirklich wahre Worte gesagt als er meinte, daß man es Gunnar nicht zutraute, solch schöne Quilts zu nähen. Amelion bemerkte gleich die dunkelgelben Augen und wußte, daß mehr hinter diesem Mann steckte, der wie ein typischer Wikinger wirkte. Das Haar war whiskeyblond, ebenso der Dreitagebart ... und die Statur schätzte Amelion auf zwei Meter und eins. Also war er gut fünf Zentimeter größer als er selbst, und mehr als nur verlockend anzusehen. Gunnar wirkte etwas schüchtern und verhielt sich, als fühlte er sich komplett fehl am Platz. „Sie sind also der Künstler, der diese wunderschönen Quilts nähte ... ich freue mich sehr, dich kennenzulernen.“ Amelion wechselte in ein du, denn er hatte das Gefühl, daß es Gunnar lieber war.

Das stimmte - und als er merkte, daß dieser große, edel wirkende Dunkelhäutige nicht so eingebildet zu sein schien, wie viele der reichen Spender, lächelte Gunnar verlegen und hielt ihm die Hand hin. "Ja, der bin ich ... und ich freue mich auch. Pater Smithers war so lieb, sie für mich hier anzubieten und ich hoffe, ich kann sie verkaufen. Und danke für das Lob, ist aber nicht verdient ... es sind einfach nur schöne Decken."

„Nun, sie sind schon verkauft und ich werde sie sicher nicht als Decken benutzen, sondern gut geschützt meine Wände zieren lassen. Ich konnte nicht widerstehen, sie vorab zu kaufen.“ Amelion lächelte sacht bei dem überraschten Gesicht und stellte sich dann endlich vor. „Ich habe mich noch nicht vorgestellt, ich bin Amelion Cunningham.“

"Gunnar ... Gunnar Morte." Im ersten Moment war der große Blonde viel zu überfahren, um mehr als nur tun, als die Hand seines Gegenübers zu schütteln - doch dann schluckte er und lächelte verlegen. "Und danke, daß sie sie gekauft haben - so sind sie wenigstens auf einem Platz." Pater Smithers schmunzelte nur und klopfte kurz auf die kräftige Schulter des Jüngeren, ehe er sich mit einem "Ich lasse euch beide mal ein wenig allein, ich muß mich um die anderen Gäste kümmern." verabschiedete und ging. Gunnar blieb nur überrascht stehen, ehe er wieder verlegen zu dem wesentlich edler gekleideten Mann sprach. "Ähm ... bitte verzeih, daß ich nicht so gut bei so etwas bin, ich kenne so etwas nicht." Dabei ließ er den Blick so unauffällig wie möglich über den Körper des fast gleichgroßen Mannes gleiten, denn einerseits waren nicht viele Männer so groß und andererseits sah Amelion mit der schwarzen Stoffhose, den edlen, schwarzen Halbschuhen und dem einfachen, doch schönen schwarzen Rollkragenpullover einfach nur heiß aus.

Jetzt klickte es bei Amelion, denn er hatte auch beim Händeschütteln die roten Flächen gesehen, die sich an Zeige-, Mittelfinger und Daumen befanden, und scheinbar auch ein Stück am Arm hochzogen. Vor ihm stand einer der Söhne des Todes, und seine Kunst unterstützte die Arbeit von dessen Vater. „Sei froh, hier geht es noch locker zu. Auf anderen Veranstaltungen ist es viel steifer.“ Seine Worte wurden langsam weicher, denn Gunnar war einfach verlockend ... gerade dessen Einfachheit war angenehm und er sah in den Arbeitsschuhen, der Jeans, dem T-Shirt und dem karierten Hemd einfach zu lecker aus. „Darf ich fragen, wie ein Mann wie du zum Quilten kam ? Es ist doch sehr ungewöhnlich ... aber ich finde es gut, wenn man seine Passion lebt und sich nicht einschränkt, nur weil es untypisch sein könnte.“ Oft wurden solche Talente unterdrückt, wenn es etwas war, das nicht in die von Menschen geprägten Geschlechterrolle paßte.

So wie hier, da Amelion geradewegs ins Schwarze getroffen hatte. Gunnar errötete leicht und zuckte kurz mit den breiten Schultern, ehe er die Hände in die Jeanstaschen steckte und den Blick senkte. "Ja, es ist sehr ungewöhnlich ... aber ich habe es schon gemocht, seit ich klein war. Meine Mom hat schon immer gern gequiltet, vor allem mit der Hand ... und ich habe schon als kleiner Junge mit den übriggebliebenen Stoffstückchen gespielt. Meine Eltern sind nicht verheiratet ... auch wenn sie sich gut verstehen und mein Vater immer wieder vorbeisieht, und meiner Mom ohne zu fragen die Alimente zahlte. Als ich fünf war, schenkte er mir eine wunderschöne Schere, richtig gute Nadeln und wunderschöne Fäden. Er sagte mir, daß ich sie nur für bestimmte Stoffstücke hernehmen sollte, die mir sofort ins Auge fallen - und ich habe es auch bei zweien meiner Quilts getan. Er schenkte mir seither immer wieder neue Fäden, die ich nur für diese Quilts nehme - die anderen Decken sind quasi zum Üben gewesen, und für die habe ich meine normalen Sachen und Stoffe verwendet. Es beruhigt mich sehr, weißt du ? Gerade nach einem harten Tag in der Arbeit oder früher in der Highschool, wenn das Training hart war, konnte ich damit immer entspannen. Und ich habe meiner Mom eine große Freude gemacht, denn sie mag es gern, wenn wir zusammen nähen." Noch nie hatte Gunnar das einem Anderen erzählt und fragte sich für einen Moment, wieso er es tat ... doch irgendwie spürte er, daß er diesem Fremden vertrauen konnte, und zuckte erneut verlegen mit den Schultern. "Außerdem hilft mir das Nähen dabei, daß meine Finger beweglich bleiben - viele meiner Kollegen haben Probleme damit, dünnere Schrauben oder Nägel zu halten, da sie mit den Fingern ungeschickt sind."

„Ja, weil die Hände durch die schwere Arbeit belastet sind ... deine sind sehr schön.“ Amelion hatte die Hände noch gut sehen können, bevor Gunnar sie in die Taschen steckte. Seine Stimme wurde langsam weicher, denn er fühlte sich sehr zu dem Blonden hingezogen. Gerade nach letzter Nacht brauchte er jetzt genau so einen Prachtkerl wie Gunnar.

Als der Dunkelhäutige sich leicht näherneigte und die Stimme so weich werden ließ, rieselte ein Schauer über den Rücken des Blonden und er schluckte kurz ... denn er konnte nur zu gut sehen, wie die Augen Amelions ebenfalls dunkler wurden und als dieser langsam zu lächeln begann, wurde der Mund Gunnars immer trockener. Das Interesse Amelions war unverkennbar - und Gunnar konnte sich nicht helfen, er lächelte ebenfalls, doch merklich scheuer, ehe er kurz den Kopf schüttelte. "Nicht schön - nur ein wenig schlanker als die meiner Freunde, und beweglicher. Deine Hände sind schön ... viel schlanker als meine, und genauso edel wie du. Eigentlich würdest du verdammt gut in einen Anzug passen, aber du sorgst dafür, daß selbst der Rollkragen edel wirkt. Bist du eigentlich Model oder sowas ? Das würde verdammt gut zu dir passen."

„Ich ? Nein, das ist mir zuviel drumherum. Ich kümmere mich lieber um junge Talente und um die Hosts, die für mich arbeiten.“ Amelion konnte nicht widerstehen, und seine Hand legte sich kurz auf die breite Brust von Gunnar. „Hast du heute Abend etwas vor ?“

Als er hörte, daß dieser ausnehmend schöne Mann Hosts beschäftigte, errötete Gunnar - doch es vertiefte sich noch, als er die Hand auf seiner Brust spürte, und er schluckte schwer. "Eigentlich nicht ... aber dir müßten die Frauen und Männer doch in Scharen hinterherlaufen ? Du siehst einfach nur fantastisch aus, Amelion." Gerade daß das Interesse des Anderen ehrlich war, konnte man an dessen Augen sehen - Augen, die Gunnar ebenso wie dessen ehrliches Interesse faszinierten, denn die Iris des einen Auges war schwarz, während die andere Iris in einem warmen, tiefen violett gefärbt war.

„Ja, tun sie - aber sie sind zum Teil sehr aufdringlich. Ich suche mir lieber selber jemand Interessantes, und du bist interessant.“ Amelion roch, daß Gunnar eigentlich wollte ... aber er war zu schüchtern, um schnell darauf einzugehen. „Aber ich möchte dich nicht drängen, obwohl ich dich gern im Bett erleben würde. So, wie du es gern hättest.“ Was das anging, war Amelion sehr ehrlich und er sprach nur leise, denn hier in der Kirche war es doch eher unpassend.

Aber gerade diese Ehrlichkeit war es, die Gunnar lockte und er lächelte scheu, als er sich ein wenig näherneigte und ihm nun doch antwortete. "Vielleicht, wenn die Veranstaltung schon fast vorbei ist ? Da du meine Decken schon gekauft hast, muß ich keine Fragen mehr beantworten ... und wir können vielleicht abhauen, ehe sie uns vermissen ?" Dieser Mann verlockte den blonden Riesen immer mehr, je länger sie zusammen waren ... denn er war weder wie die schlanken Männer, die eigentlich auf Gunnar flogen und wollten, daß er sie dominierte, noch wie die anderen großen Männer, die schon fast einen Kampf um die Dominanz wollten. Amelion schien auf seine Sexpartner einzugehen - und gerade das faszinierte Gunnar sehr, da er es nicht kannte.

Jetzt hatte Amelion ihn an der Angel, und nickte. „Das klingt verdammt gut. Aber ich muß leider noch ein wenig mit den Anderen sprechen, ich möchte gern noch ein paar Talente unter die Fittiche einiger Gäste bringen. Und die Gäste natürlich zum Kaufen und Spenden animieren.“ Denn dafür war er eigentlich hier, und er nahm seine Aufgabe sehr ernst.

Und diese ehrliche Antwort gab nun den Ausschlag, daß Gunnar nickte und sanft lächelte. "Dann solltest du dich unter die Gäste mischen und deinen Charme spielen lassen, Amelion. Ich werde nach hinten zum Ausgang bei der Hintergasse gehen und dafür sorgen, daß keiner mit den Spendenschecks oder den Kunstwerken abhaut - wenn du fertig bist, komm einfach hinter, ja ?" Es war eine sanfte Zusage, falls der Dunklere doch noch wollte ... aber sie war unverbindlich, falls Amelion Jemand anderes für die Nacht fand.

„Das werde ich ... bis nachher dann.“ Amelion konnte nicht widerstehen und da keiner kuckte, packte er den Blonden sanft am Nacken, und zog ihn in einen kurzen und leidenschaftlichen Kuß. Danach leckte er sich kurz über die Lippen und wisperte ein sachtes „Ich freue mich darauf, mehr von dir zu kosten.“ Erst dann wandte er sich ab und stürzte sich in das Getümmel reicher Leute, um mit ihnen zu reden.

Und Gunnar blickte ihm mit einem schweren Schlucken nach, ehe er an sich herabsah und leise schmunzelte. Denn er war sichtbar erregt und mußte sich nun mit Gewalt beherrschen, daß es wieder verging ... doch der Gedanke daran, was ihn erwarten konnte, ließ ihn tief lächeln und er machte sich auf den Weg zum Hinterausgang, um dort dafür zu sorgen, daß Niemand etwas stahl oder sich Eintritt verschaffte.

 

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Nach sechs Stunden neigte sich die Veranstaltung dem Ende zu und Amelion war wirklich froh, daß er jetzt gehen konnte. Zuvor hatte er mit einigen Talenten gesprochen und sich alles notiert, um sie hier und da unterzubringen, damit sie weiterkamen. Einige waren auch in seiner Stiftung untergekommen, um so in bestimmten Kunstschulen aufgenommen zu werden. Zuletzt hatte er noch eine Dankesrede gehalten und sich noch von allen verabschiedet. Jetzt ging er zum Hinterausgang und lächelte, weil Gunnar noch dort stand. „Schön, daß du noch da bist, Gunnar ... das Ganze hat sich doch etwas hingezogen. Aber es hat sich für alle gelohnt.“

"Natürlich bin ich noch da - und das ist doch die Hauptsache, daß es sich für alle lohnte." Der große Blonde lächelte unwillkürlich bei den Worten des Anderen und blickte sich kurz um, ehe er ihn an sich zog und sanft küßte. "Gilt dein Angebot noch ?"

Ein Kuß, den Amelion auskostete, und seine Augen verdunkelten sich ein wenig. „Natürlich steht das noch ... ich suche mir keinen Anderen, wenn ich schon Jemand gefragt habe.“ So war Amelion nicht und er war nahe daran, leise zu schnurren. „Kannst du jetzt gehen, oder mußt du noch helfen ?“

"Jep, ich helfe tragen, da ich genug Kraft habe - aber erst Morgen mittag und nachmittag. Also können wir gehen - oder in deinem Fall fahren, oder ? Ich denke, du bist nicht mit der U-Bahn gekommen, sondern hast einen eigenen Wagen." Gunnar hoffte, daß er nun nicht zu aufdringlich war - und er hoffte auch, daß sie nicht zu sich nach Hause fuhren.

„Nein, das bin ich nicht. Ich war noch in weiblicher Begleitung als ich herkam, aber sie fand es hier nicht so angenehm wie ich.“ Amelion zuckte mit den Schultern und lächelte schief. „Ich denke, wir fahren zu mir, wenn es dir nichts ausmacht ?“

"Sehr gerne - meine Wohnung ist einfach zu klein und völlig überladen, sorry. ber ich verspreche, ich klaue nichts." Man sah Gunnar an, daß er sich dafür schämte, gleich auf das Angebot einzugehen - aber er wohnte in einer kleinen Zwei-Zimmer-Absteige, die er eigentlich Niemandem zumuten wollte. "Wo hast du denn geparkt ?"

„Kein Problem und ich vertraue dir ... der Wagen steht hier hinten, die Kids passen auf ihn auf.“ Amelion verließ mit Gunnar die Kirche und das Gelände, und sie trafen gleich auf die Kids und den unversehrten Wagen. „Danke euch, Jungs. Hier ist wie versprochen der Rest von dem Geld.“ Der Schwarzhaarige ging zu den Kids und gab ihnen noch den Rest des verdienten Geldes ... versprochen war versprochen.

Diese hatten mehr als nur gern auf den Sportwagen aufgepaßt und ihn genau betrachtet - und daß sie dafür auch noch Geld bekamen, versüßte diesen Dienst noch ein wenig mehr. Sie bedankten sich und winkten noch Gunnar, den sie kannten, ehe sie lachend in einer der Seitengassen verschwanden. Gunnar lachte nur leise und schüttelte gutmütig den Kopf, ehe er neben Amelion kam und den Wagen betrachtete. "Ein verdammt schöner Wagen - und wenn du reinpaßt, werde ich höchstwahrscheinlich auch reinpassen, oder ?"

„Ja, wirst du. Ich habe ihn umbauen lassen, weil ich selber etwas größer bin.“ Amelion drückte auf den Schlüssel und öffnete den Wagen, um einzusteigen. Als Gunnar ebenso eingestiegen war und sich gleich anschnallte, nickte der Schwarzhaarige, schnallte sich selber an und startete den Wagen, der gleich wie ein Kätzchen aufschnurrte. „Ich fahre nicht nur solche Wagen, ich hab auch einfache Autos.“

"Echt ? Wow ... du mußt wirklich Geld haben, ich weiß in etwa, wieviel alleine schon dieser Wagen kostet. Aber das ist wirklich ein wunderschönes Prachtstück - und ich bin ehrlich ich kann es kaum erwarten, wie es sich anfühlt wenn du fährst." Dann grinste Grunnar und hielt sich fest, als Amelion ein wenig Gas gab und geschmeidig anfuhr.

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