Balken01a


 ”Burning Ice”  07
 

backset3line

(Wichtig: Bitte lest zuerst "Shoga und Bianco 6-7 - dort wird die Vorgeschichte für diesen Teil beschriebn !  Dieser Storyteil ist von 2006)

}}|{{

Leise grummelnd, lag Curtis auf seinem Bett und las die Texte durch, die für sie Beide geschrieben worden waren und die sie auswendig lernen sollten. Was er las, war wirklich der letzte Scheißdreck, alles waren Liebesschnulzen und nur eins war etwas poppiger, aber dafür war der Text absolut beschissen. "Son Dreckszeug !" schimpfte er und feuerte die Mappe mit den Texten in den Mülleimer, der in der Zimmerecke stand. Farfalla und er waren inzwischen in eine Wohnung gezogen, sie sollten zusammenwohnen, damit sie noch weiter als Team zusammenwuchsen. Curtis hatte sein Zimmer und sein eigenes Bad, Farfalla hatte für genügend Platz und Ausstattung gesorgt und saß wahrscheinlich gerade jetzt an seinem Laptop und wickelte irgendwelche Geschäfte ab. Curtis wälzte sich auf den Rücken und zündete sich eine Ziggi an, er musste sich beruhigen und summte leise einen seiner eigenen Songs. Aus dem Summen wurde ein leises Singen, dann wurde es lauter und Curtis stand auf, stellte sich auf sein Bett und sang mit voller Power, um sich abzuregen.

Mit einem leisen Schmunzeln schüttelte Farfalla seinen Kopf, denn er war es inzwischen gewohnt, daß sein Mitbewohner plötzliche Singattacken bekam und sich so abreagierte. Als er endlich die letzte Email beantwortet hatte, klappte er seinen Laptop zu und seufzte, als er die Mappe mit den neuen Liedtexten aufnahm. Seit zwei Wochen bekamen sie nun diesen Schrott und die Brauen des Weißblonden zogen sich tiefer, als er Notenblatt nach Notenblatt durchlas und schließlich mit einem Kopfschütteln die Mappe wieder zuklappte. Nun verstand er, wieso Curtis aus vollem Halse seine eigenen Texte sang – ihm erging es nicht besser, es war mehr als nur frustrierend und defintiv nicht das, was er sich vorgestellt hatte.

Nach einigen Minuten hörte Curtis auf zu singen und kam mit der Ziggi im Mund durch die Wohnung gestapft. Die Liedtexte hatte er aus dem Mülleimer geholt und er setzte sich jetzt gegenüber von Farfalla in den Sessel. "Dir stinken die Texte auch, oder ? Ich bin echt glücklich, daß ich es geschafft habe, aber diesen Müll singe ich nicht. Kannst du mit denen reden, daß die uns was Besseres schicken ?"

"Das habe ich schon – du hättest die Texte sehen sollen, die sie uns zuerst zumuten wollten. Ich bin ehrlich – ich habe eigentlich was anderes erwartet als das hier. Und der Vertrag hat leider eine Klausel, die uns nur in einem wirklich wichtigen Fall erlaubt, auszutreten – außer, wir haben zwei CDs aufgenommen, ab da können wir jederzeit gehen." Man hörte Farfalla mehr als nur gut an, daß er schon nach einem Schlupfloch gesucht hatte und sich ein wenig säuerlich eingestehen mußte, daß er in dieser Hinsicht nicht genug Vorsicht hatte walten lassen.

"Shit !" fluchend, drückte Curtis seine Kippe im Aschenbecher aus und lümmelte sich ins Sofa. "Kurz gesagt, wir müssen in den sauren Apfel beißen und die zwei CDs aufnehmen ... und damit einen Scheißdreck machen, so daß man nie wieder wo genommen wird ... tolle Aussichten. Und sich einen triftigen Grund aus den Fingern leiern is auch nicht, ohne daß man seinen Ruf ruiniert." Für ihn waren Drogen ein Grund und andere Eskapaden. "Vielleicht sollte ich mich einfach in einem einschlägigen Homoclub knipsen lassen ... mit fünf Liebhabern."

Leise seufzend, schüttelte Farfalle den Kopf und strich sich die langen Ponys nach hinten, ehe er sich anlehnte und leicht mit den Fingern auf sein Knie tippte, ein untrügliches Zeichen, daß er sehr wütend war. "So funktioniert das nicht, Curtis ... leider. Wegen einem Plattenvertrag brauchst du dir keine Sorgen machen, das könnte ich dir jederzeit besorgen, du bist gut genug dafür. Nein, sie meinen etwas anderes – eine Heirat, Scheidung oder ein Todesfall in der Familie. Oder wenn ich die Geschäfte meines Vaters übernehmen müßte und dazu nach Chicago oder Italien müßte. Sowas in der Art." Nachdem er geendet hatte, hörte der Weißblonde mit dem Tippen auf und schloß einen Moment die Augen – dann lehnte er sich vor und packte Curtis an dessem Shirt, zog ihn zu sich und küßte ihn leidenschaftlich, um ein wenig seines Unmuts loszuwerden.

Als Farfalla wieder von ihm ab- und zurück auf den Sessel fallen ließ, keuchte der Rotschopf leise und leckte sich über die Lippen. "Das nenne ich Feuer." wisperte er und stöhnte auf, weil hier wohl wirklich nichts am Vertrag zu rütteln gab. Er selber hatte Niemanden, der sterben oder den er heiraten könnte. "Kann dein Alter nicht was drehen ?"

"Natürlich könnte er – aber ich wollte eigentlich zumindest ein wenig was Eigenens aufbauen. Gut, mein Vater und mein Onkel haben mir eine kleine Firma gekauft, die ich zusammen mit einem japanischen Softwaregenie leiten werde, aber ich dachte, daß ich hier wirklich etwas mit meinem Talent tun könnte. Das wäre ..." Plötzlich unterbrach ein kurzes Klingeln seine Worte und er runzelte die Stirn, holte das Handy heraus und wurde übergangslos ernst, als er die Nummer erkannte. Noch während er abnahm und sich in Italienisch meldete, stand Farfalla auf und ging in sein Zimmer – schloß die Türe und hörte zu, nur manchmal leise antwortend. Erst nach einer geraumen Weile kam er wieder heraus und seufzte leise, steckte das Handy ein und lachte schließlich schon fast hysterisch auf, als er sich auf die Couch setzte.

"Hey, was los, Mann ... du bist kreidebleich ?" Curtis war das ziemlich unheimlich, vor allem, weil Farfalla so unbeherrscht schien, er war wirklich fast hysterisch und nervös. "Hey, alles klar ... is doch Keiner gestorben oder ?" Er kam langsam zu ihm und war ganz ernst.

Jener strich sich kurz über das Gesicht und blickte dann erstaunt seine ein wenig zittende Hand an ... dann schloß er für einen Moment die Augen und seufzte, ehe er zu Curtis aufblickte und leise antwortete. "Wie heißt es ? Man soll nichts verschreien. Nein, es ist Niemand gestorben – aber der andere Fall ist eingetreten. Ich fasse es nicht ... ich soll verheiratet werden, um die Beziehungen zu verfestigen. Ich weiß nicht, ob du es mitbekommen hast, aber in Los Angeles und hier in New York hat es einige Vorfälle mit der russischen Mafia gegeben. Sie waren nicht autorisiert und Heute kam der Boß aus Rußland und hat um ein Gespräch mit meinem Vater und meinem Onkel gebeten. Er bietet seinen zweiten Sohn an, um auf die alte Weise den Frieden zwischen unseren Familien zu sichern – und ich bin der Einzige, der nicht lieert ist und da ich der Nachfolger meines Vaters bin, ist es eine mehr als nur große Ehre. Verdammt, ich kriege einen Mann, den ich nicht kenne und mit dem ich den Rest meines Lebens zusammenleben muß. Nun – die Sache hat auch zwei gute Seiten: Es ist ein Kerl – und wir kommen aus dem Vertrag mit dem Sender raus." Farfalla lachte erneut leise, doch es wurde schon fast zu einem Schluchzen, ehe er wieder verstummte und versuchte, ruhig und ernst zu werden.

"Schhhht, beruhige dich erstmal." Curtis umarmte den Blonden und hielt ihn sehr fest. Er wusste, daß Farfalla solch Nähe nicht unbedingt duldete, aber hier war es wirklich nötig, daß er ihm Halt gab. Für ihn klang das Ganze wie aus einem schlechten Film, es war wirklich total verrückt. "Vielleicht isser ja ein netter Kerl."

Und diesmal ließ Farfalla die Umarmung wirklich zu – er wußte, daß der Rothaarige es gut meinte und wenn er es sich selbst eingestand, er brauchte es auch. Nur langsam legte auch der junge Italiener die Arme um den Größeren und hielt sich an ihm fest, bis er wieder ruhig war und nachdenken konnte. "Das bezweifle ich, Curtis ... Victor scheint sehr nach seinem Vater zu kommen. Ich habe noch kein Foto von ihm gesehen, doch ich soll Morgen schon wieder in Chicago sein, um ihn zu treffen. Das bedeutet, daß ich Morgen vormittag den Vertrag mit dem Sender canceln muß – und dir verschaffe ich endlich das Richtige für dein Talent. Einen Vertrag bei einer seriösen Plattenfirma, die dich solo nimmt und auch deine eigenen Texte singen läßt." Das Letztere wisperte Farfalla mit einem kurzen Lächeln in das Ohr des Rothaarigen, denn er wuße, daß er ihm damit seinen Herzenswunsch erfüllte.

Curtis erstarrte kurz, dann löste er sich ein wenig und hielt Farfalla an den Schultern fest, als er ihn ansah. "Im Ernst ? ... Oh Gott, ich liebe dich, Mann." Und schon küsste er den Blonden stürmisch, so daß sie fast zusammen vom Sessel rutschten.

Völlig überrumpelt, brauchte der Weißblonde einen Moment, um zu reagieren – doch er hätte es sich schon denken können, daß Curtis so stürmisch reagieren würde. Also fügte er sich schmunzelnd und erwiderte den Kuß, hielt den Rothaarigen eng an sich und kostete dessen freudige Leidenschaft aus, solange sie anhielt. "Aber natürlich meine ich das ernst. Wir Beide haben einen Vertrag, und an den halte ich mich. Außerdem ... auch wenn es jetzt ein wenig komisch klingt, aber du bist solo besser. Auch wenn wir Beide harmonieren, es ist nicht das Gleiche und ich hätte so oder so nicht sehr lange mithalten können, da ich eigentlich all meine Zeit in die Geschäfte geben müßte. Leider."

Curtis hörte zu, er hatte aber die Augen halb geschlossen, weil Farfalla ihm durch die Haare strich, ebenso über die Kinnlinie und hin und wieder am Pircing unter der Lippe entlang. "Ich finde es trotzdem schade, es hat Spaß mir dir gemacht. Aber ich glaube auch, daß du Recht hast, und ich will nicht voll in einer Kariere stecken, wenn wir uns trennen, das hat schon vielen das Genick gebrochen. Aber das klären wir Morgen, ich weiß, was du jetzt brauchst." Ne flotte Nacht im Bett, Curtis sah es in den Augen des Blonden, er musste sich irgendwie abreagieren und was war da besser als Sex ? "Komm, ich popp dich, bis du alle Sorgen vergisst."

"Natürlich habe ich Recht, Curtis – ich habe immer Recht. Und ich nehme dein Angebot mehr als nur gerne an." Waren die ersten Worte Farfallas noch ein wenig scherzhaft, so schnurrte er die Letzteren förmlich in das Ohr des Rothaarigen. Dies war eine der wenigen Sachen, bei der sie wunderbar harmonierten und der junge Italiener hatte definitiv vor, es noch auszukosten, ehe er Morgen abreisen und seinen zukünftigen Mann kennenlernen mußte.

Curtis stand auch sofort auf und packte den Blonden an der Hand, um ihn mit sich zu ziehen. Er selber würde Farfalla, trotz seiner kühlen Art, sehr vermissen. Er war aber auch sicher, daß sie in Kontakt bleiben würden. Jetzt aber würden sie Vollkörperkontakt haben und das so lange, wie Curtis es aushielt.

}|{

Als Farfalla am nächsten Morgen aufwachte, blinkte er einen Moment, da er nicht in seinem Bett lag – doch dann bemerkte er Curtis und nickte, löste sich vorsichtig, damit er ihn nicht weckte und ging zurück in sein eigenes Zimmer, um den Tag zu beginnen. Wie es seine Gewohheit war, trainierte der Weißblonde nach der Morgentoilette und bannte alle Gedanken aus seinem Kopf – erst, als er fertig war und in die Dusche trat, um den Schweiß abzuwaschen, erlaubte er sich selbst, nachzudenken. Heute vormittag würden sie den Vertrag kündigen – und er mußte noch dafür sorgen, daß auch Curtis versorgt war. Er war sich sicher, daß der Rotschopf eine strahlende Karriere als Sänger vor sich hatte, es hing nur an der Art und Weise, wie er gemanagt wurde. Während er sich abtrocknete, ging Farfalla in Gedanken schon die verschiedene Agenturen und Manager durch, an die er sich erinnern konnte, entschied sich schließlich und während er sich anzog, formulierte er in Gedanken schon die Vertragsbedingungen. Als er schließlich mit einer Tasse Kaffee vor dem Laptop saß und die Arbeit erledigte, huschten seine Gedanken zu dem, was er bisher erfolgreich unterdrückt hatte ... heute Abend würde er seinen Verlobten sehen. Mit einem leisen Laut des Unmuts schob Farfalla den Gedanken wieder beiseite und nahm sein Handy auf, führte die notwendigen Gespräche und regelte die Karriere Curtis, ehe er bei Joohn anrief, einen Termin am Vormittag ausmachte und schließlich sowohl den Lap wie auch das Handy wieder ausschaltete. Er brauchte noch einen Flug nach Chicago – zum Glück war er nicht auf Linienflüge angewiesen und nahm erneut sein Handy, um alles in die Wege zu leiten. Seine Wagen waren schon längst wieder in Chicago und warteten dort auf ihn – lediglich sein Motorrad war hier in New York, doch es konnte mit ihrem Privatjet mitgenommen werden und so regelte er das ebenfalls, ehe er wieder auflegte und sich einen Moment nach hinten lehnte, um aufzuatmen.

Jetzt erst rührte sich auch Cutis und wühlte sich aus dem Bett heraus, um langsam in sein Badezimmer zu schleichen, wo er seine Blase erleichterte, in die Dusche ging und die Zähne putzte. Als er fertig war, ging er in die Küche und schenkte sich einen Kaffee ein, erst dann ging er in das Wohnzimmer, wo Farfalla saß. "Und wie fühlst du dich Heute ?"

"Ein wenig besser ... ich habe schon einen Termin mit Joohn ausgemacht und hier ist die Adresse einer Firma, die ich dir empfehlen kann. Die Verträge sind schon vorbereitet – und du kannst sie bedenkenlos unterschreiben, die Firma gehört zu meiner Familie. Gib ihnen einfach deine Lieder und zeig ihnen, wie gut du solo sein kannst – sie würden dich auch herausbringen, wenn du so schlimm wie manche der Anwärter singen würdest, aber wenn sie dich singen hören, wissen sie, weshalb ich dich zu ihnen schickte. Deine Zukunft ist nun gesichert ... und wenn du möchtest, dann können wir ja auch ein wenig in Kontakt bleiben ?" Es war zwar nur eine lässige Frage – aber sie bedeutete Farfalla sehr viel, da er solche Angebote höchst selten aussprach. Doch Curtis war ihm ein wenig ans Herz gewachsen ... der vor Energie nur so sprühende Rothaarige hatte sich gemausert und so wuchs zwischen ihnen eine Freundschaft, die Farfalle gerne weiterführen wollte.

Curtis nahm den Zettel mit der Adresse und lächelte ziemlich glücklich, als er darauf blickte. "Ich würde mich freuen, wenn wir Freunde bleiben. Ich hab mich an dich gewöhnt und fände es schade, wenn wir uns gar nimmer sehen würden." Das war ihm sehr ernst, er mochte Farfalla irgendwie wirklich sehr gern und er vertraute ihm voll und ganz. "Wann kommt Joohn ? Nur damit ich mich rechtzeitig vernünftig anziehen kann."

"Wir fahren zu ihm – ich habe Dodge schon Bescheid gegeben, er wird uns begleiten. Und er wird zukünftig dein Bodyguard bleiben, Curtis ... er ist gut und wird seine Aufgabe zuverlässig erfüllen. Vielleicht werdet ihr ja nun doch Freunde, Hm ?" Das Letztere kam ein wenig weicher über seine Lippen denn er wußte, daß sich Dodge mittlerweile sehr geändert hatte und auch offensichtlich ein wenig in den Rothaarigen verknallt war.

Curtis hob nur eine Braue und grinste sacht. "Na, wenn das so ist ... ich denke schon, daß wir Freunde werden könnten. Ich geh dann mal die kalte Pizza verdrücken, und dann ziehe ich mich an." Mit den Worten schwang er sich aus dem Sessel und ging in die Küche, wo noch eine halbe Pizza im Kühlschrank lag, die er gestern Abend nicht mehr geschafft hatte.

Leise schmunzelnd, schüttelte Farfalla nur den Kopf – der junge Rothaarige hatte ein wirklich mehr als nur sonniges Gemüt und fragte nicht lange nach, sondern dachte im wahrsten Sinne des Wortes zuerst mit seinem Bauch. Gerade dies war einer der Gründe, weshalb es zwischen ihnen nicht gefunkt hatte ... auch wenn die anderen Gründe, wie zum Beispiel die Vergangenheit des Italieners, schwerwiegender waren. Dies brachte ihn wieder auf die bevorstehende Zusammenkunft mit seinem Verlobten und Farfalla seufzte leise, räumte seinen Laptop in den Aktenkoffer und packte seine Sachen wieder ein, damit die Abreise zügig vonstatten ging.

Nach einer halben Stunde hatte Curtis gegessen, sich noch mal kurz gewaschen und dann angezogen. "Sag mal, die Wohnung is dann auch weg, oder kann ich hier noch so lange wohnen, bis ich ne kleine Neue gefunden habe ?" Der Rotschopf wirkte da etwas unsicher, seine eigene Wohnung hatte er gekündigt und nun stand er ohne da. Sein Job war auch futsch und bis jetzt hatte ihm das ganze Casting kein Geld eingebracht.

"Natürlich ist die Wohnung weg – aber das macht überhaupt nichts, ich habe dir schon eine kleinere Wohnung besorgt, die dir sicher gefallen wird. Eine etwas ruhigere Gegend, aber noch immer einfach und voller Leben, so, wie du es magst. Schließlich wirst du uns mit deinen Songs eine Menge Geld einfahren, da ist eine Wohnung das Mindeste, was ich für dich tun konnte." Das Letztere unterstützte Farfalla noch mit einem Schmunzeln, denn er hätte ihm dieses kleine Geheimnis eigentlich erst später sagen wollen. Doch nun war ein guter Zeitpunkt und so wartete er auf die Reaktion des jungen Sängers.

Und die war im Moment gar nicht, wie man es von ihm kannte, denn es hatte Curtis die Sprache verschlagen. "Du hast eine für mich ?" hakte er kurz nach, es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis alles Gesagte in seinem Hirn verarbeitet war, dann platzte ein Freudenschrei aus ihm heraus und wieder packte er sich Farfalla, um ihn zu drücken. "Ich zahle dir alles zurück, wenn ich richtig Kohle mache, ist versprochen !"

Jener lachte leise und ließ sich drücken, erst, als es ihm zuviel wurde, drückte er Curtis wieder etwas von sich weg und hielt den hibbeligen Sänger leicht an den Oberarmen fest. "Nein, Curtis – das tust du nicht. Weißt du noch, als ich es Jeff erklärte ? Ich möchte, daß du außer deiner Karriere keine Sorgen hast. Und wenn du meiner Familie und der meines Onkels treu bist, dann ist es den Preis der Wohnung zehnfach wert. Okay ?"

"Okay." Curtis wusste, daß die Treue viel mehr wert war als irgendwas anderes, jedenfalls in der Familie des Blonden. "Ihr habt meine Treue, das verspreche ich ... und solltet ihr mich brauchen, ich bin da." Er wurde ernster und deutlich ruhiger, er würde sein Versprechen halten.

Dies brachte ihm ein seltenes, weiches Lächeln Farfallas ein, ehe der junge Italiener ihn kurz zu sich zog, auf beide Wangen küßte und ihn noch einmal an sich drückte. "Komm, pack deine Sachen – dann können wir so schnell wie möglich hier raus. Um ehrlich zu sein, ich habe diese Wohnung noch nie gemocht." Mit den Worten löste sich Farfalla und schnaubte kurz, ehe er Curtis noch einen aufmunternden Klaps auf den Hintern gab. "Hopp – du hast gerade mal eine halbe Stunde, ehe Dodge kommt und uns zu Joohn begleitet."

"Wäh, nur ?!" Und schon flitzte der Rotschopf in sein Chaoszimmer. Das Erste, was er aufsammelte, war seine Zettelwirtschaft mit den Songs, die er geschrieben hatte und die überall herumlagen, dann erst packte er seine Anziehsachen und stopfte sie wahllos und unordentlich in die Taschen, die er mitgenommen hatte. Die Zeit verflog und schon klingelte es, weil Dodge da war. "Wäh ! Jetzt schon ?" drang es aus dem Zimmer von Curtis und ein lautes Rumsen war zu hören, weil er über eine seiner Taschen gestolpert war.

Bei dem Rumsen schüttelte Farfalla nur kurz amüsiert den Kopf, während er die Türe öffnete und Dodge hereinbat. "Meine Koffer sind schon fertig, sie stehen in meinem Zimmer ... Curtis wird noch ein wenig brauchen, es hört sich jedenfalls danach an. Hast du noch Fragen, Dodge ? Solange der Rotschopf beschäftigt ist, haben wir Zeit dafür ..." Das Meiste war schon am Telefon besprochen worden, doch er bot es dem jungen Bodyguard an, da es immer Dinge gab, die man besser persönlich absprach.

"Ich bring die Koffer dann gleich runter, Boss ... und wegen Curtis, ich denke, ich lass mich überraschen, was noch so passiert." Irgendwie war es ja spannend, wie er mit dem kleinen, aber sexy Chaoten auskommen würde.

Farfalla nickte nur und zog sich seine Jacke über, nahm von der Seite seinen Aktenkoffer und beobachtete den jungen Bodyguard, der nun seine Koffer holte und schon nach draußen in den Gang des Wohnhauses stellte. "Beeil dich, Curtis – soviel hast du doch gar nicht ?" Die Stimme des Weißblonden drang durch die Wohnung und erinnerte Curtis daran, daß sie los mußten ... auch wenn er wußte, daß es schwer für Curtis war, schnell zu packen.

Der hatte auch schon alles gepackt, sah aber wirklich überall nochmal nach, ob er wirklich nichts vergessen hatte. Unter dem Bett hatte er noch einen für ihn wichtigen Zettel gefunden und den steckte er noch ein, kam dann bepackt aus seinem Zimmer und krachte fast in Dodge, der ihm zu Hilfe kommen wollte. "Ich nehme dir das ab, du Chaot." Er grinste und nahm ihm die größte Tasche aus der Hand, um sie in den Vorraum zu tragen. Curtis folgte und bemerkte, daß zwei Autos vor der Tür standen. Bei einem lud ein Chauffeur die Koffer von Farfalla ein, beim zweiten lud Dodge die Sachen von Curtis in den Kofferraum. "Ich fahre euch dann nach und nehme Curtis mit in die neue Wohnung, is das Okay, Boss ?" fragte Dodge den Blonden.

Der war ihnen gefolgt und gab seinen Aktenkoffer dem Chauffeur, der ihn auf den Rücksitz legte. "Das ist Okay, Dodge – ich werde nach dem Gespräch wieder nach Chicago fliegen und ihr könnt in die neue Wohnung einziehen. Sie gehört zwar Curtis, aber für dich ist das Gästezimmer vorgesehen – ich kann mich auf dich verlassen, daß du dich um ihn kümmerst, Dodge ?" Farfalla war sich deswegen zwar sicher, aber er wollte lieber noch einmal nachfragen. Der junge Schläger hatte sich sehr unter der Aufsicht der anderen Bodyguards gewandelt – er war für den Job wie geschaffen, dachte vor und setzte sich auch für Denjenigen ein, den er beschützen sollte.

"Klar Boss, ich werd schon auf ihn aufpassen ... auch wenn's sicher einfacher wäre, nen Sack mit Flöhen zu hüten." Dodge grinste und Curtis gab nur ein empörtes "Hey, so schlimm bin ich auch nicht." von sich, bevor er in den Wagen von Farfalla einstieg und darauf wartete, daß der Blonde nachkam.

Der seufzte nur leise und drückte Dodge noch einmal kurz die breite Schulter, ehe er sich umdrehte und in seinen Wagen stieg. "Er hat Recht, Curtis ... aber er meint es nicht böse. Ich bin froh, daß er sich so gut entwickelt hat – er brauchte nur ein Ziel für seine Kraft, und das hat er nun erhalten. Ich hoffe nur, daß Joohn nicht zickt ... ich habe nicht die Zeit, mich lange mit ihm zu beschäftigen, ich möchte noch ein wenig ausspannen, ehe ich zu meinem Abendtermin muß." Er hoffte es wirklich – zur Not würde er drohen, denn gerade die letzte Zeit hatte der Mann die so oder so nur kurze Geduld des Weißblonden zur Genüge ausgenutzt.

"Wenn er zickt, droh ihm einfach, ich glaube nicht, daß er sich gern mit der italienischen und mit deinem Verlobten dann auch noch die russische Maffia auf den Hals hetzen lässt." Curtis sprach aus, was Farfalla dachte, und kramte in der Minibar des gut ausgestatteten Autos herum und nahm sich eine kalte Cola heraus. "Is zwar nicht der beste Weg, aber ein Weg."

Farfalla betrachtete Curtis amüsiert dabei, wie er sich die Cola genehmigte ... für sich nahm Farfalla nur ein Wasser und trank daraus einige Schlucke, während der Chauffeur sie zum Gebäude des Senders fuhr, in dem sie Joohn treffen würden. Und gerade einmal eine Viertelstunde später kamen sie an und stiegen aus – wie erwartet, hielt Dodge hinter ihnen und gab den Schlüssel einem Pagen, der ihn in die Garage brachte. "Komm, Curtis – bringen wir das so schnell wie möglich hinter uns."

"Jup ... so schnell wie möglich." Mehr sagte Curtis nicht, er musste sich eh wieder ziemlich zusammenreißen. Als sie am Büro von Joohn ankamen, wurden sie auch gleich hineingelassen. "Bitte setzen sie sich ... du auch, Curtis. Und wer ist das ?" Joohn musterte Dodge und der musterte ihn knurrig zurück. "Mein Bodyguard." erklärte Curtis knapp und hielt dann wieder seine Klappe. "Aha ... nun, worum geht es ?" Joohn setzte sich und sah Farfalla an, denn er war für ihn der Gesprächspartner.

Der Weißblonde musterte sein Gegenüber und nickte kurz, ehe er die Linke auf die Lehne seines Stuhles legte und zu ihm sprach. "Um es kurz zu machen – wir steigen aus dem Vertrag mit ihnen aus. Und zwar mit Einhaltung der Klausel, daß ein familiärer Ausnahmefall eintritt. Dies ist bei mir der Fall – mir wurde gestern Abend mitgeteilt, daß ich in der nächsten Woche verheiratet werde und mit der Heirat völlig in die Geschäfte meiner Familie eintrete. Curtis wird alleine als Sänger weitermachen, doch bei einer anderen Firma, die Verträge sind schon unterschrieben und fest. Um ihre Verluste zu kompensieren, behalten sie die Rechte an der Veröffentlichung der bisher von uns Beiden aufgenommenen Songs und ich gehe davon aus, daß sie uns jetzt einen unterschriebenen Auflösungsvertrag aushändigen. Ich hoffe, sie haben nichts dagegen einzuwenden, Mister Joohn ?" Der Ton und auch die Kälte Farfallas zeigten nur zu gut, wie ernst er es meinte – und daß er keinerlei Widerspruch dulden würde.

Joohn schwieg, aber seine Augen quollen ein wenig aus den Augenhöhlen, während sein Gesicht etwas röter wurde, nebenher tippten seine Finger auf der marmornen Schreibtischplatte herum und er schien zu versuchen, daß er nicht explodierte. "Verzeihen sie die Frage, aber eine so kurzfristige Heirat ist doch sehr ungewöhnlich ?"

"Glauben sie wirklich, daß ich darüber begeistert bin ?! Aber es ist nötig, um Beziehungen zu knüpfen und auch zu erhalten. Und sie sollten sich angewöhnen, ein wenig diskreter zu sein, Mister Joohn – es ist nicht ratsam, mich oder meine Familie zu beleidigen. Ich erwarte, daß sie uns den Auflösungsvertrag in einer Viertelstunde vorlegen, Mister Joohn – keine Minute später." Man sah Farfalla an, wie wütend ihn diese Frage gemacht hatte – die Temperatur des Zimmers schien zu fallen und er erdolchte den älteren Manager fast mit seinen eisigen, lilanen Augen.

Der wurde auch ziemlich schnell ziemlich blass und nickte nur heftig und entschuldigte sich dabei. "Ich werde sofort alles in die Wege leiten und verzeihen sie bitte die Frage, es war wirklich indiskret von mir." Er griff in seine Schreibtischschublade und holte zwei Auflösungsverträge hervor, um sie schnell klarzumachen. Curtis unterdrückte ein Grinsen, es war schon praktisch, wenn man so eine Familie und solche Beziehungen hatte.

"Ich warte, Mister Joohn – und es ist gut für sie, daß sie so einsichtig sind." Die Kälte Farfallas wich nur minimal – er war mehr als nur wütend, daß dieser kleine Wichtigtuer es gewagt hatte, eine solch persönliche Frage zu stellen und das sah man ihm mehr als nur gut an. Nur die Eifrigkeit des Managers besänftigte ihn soweit, daß er geduldig wartete, bis Joohn ihnen die von ihm unterschriebenen Verträge vorlegte. Der junge Italiener zog seinen eigenen Füller heraus und unterschrieb die drei Verträge, nachdem er sie durchgelesen hatte – dann schob er sie Curtis zu und wartete, daß auch dieser unterschrieb und sie mit ihren beiden Originalen gehen konnten.

Der unterschrieb auch rasch die Verträge und gab sie Joohn zurück, um dann wie auch Farfalla das Original zurückzubekommen. Die Art des Blonden hatte Curtis wie auch Dodge etwas frösteln lassen und Beide waren froh, daß sie Farfalla niemals so dermaßen ans Bein gepinkelt hatten, daß er so krass reagierte. Beide folgten dem Italiener, denn der schien keine Minute länger bleiben zu wollen.

"Ich danke ihnen, Mister Joohn – und noch viel Spaß mit der Presse." Die kühlen Worte waren der Abschied Farfallas und er war froh, daß er nun aus diesem Vertrag heraus war und gehen konnte. Es tat ihm nur leid, Curtis förmlich in eine neue Situation zu werfen und als sie am Eingang vor ihren Wagen standen, umarmte Farfalla den ein wenig Größeren fest, ehe er ihn wieder losließ. "Ich werde mich wieder bei dir melden, Curtis ... gönn dir jetzt erst einmal eine Auszeit, Dodge hat deinen Terminkalender bekommen und wird dir durch das Gröbste helfen. Okay ?"

"Okay ... und ich werde dich ziemlich vermissen." Curtis fiel es schwer, auf Wiedersehen zu sagen, und er lächelte etwas schief, als er zurücktrat. "Zeig deinem Mann, wer die Hosen anhat, ja ?"

Nun doch ein wenig verblüfft, blickte Farfalla zu dem Rothaarigen – dann lachte er auf und nickte, als er ihm antwortete. "Ich sehe, was sich machen läßt – drück mir die Daumen, Curtis. Und sieh zu, daß du nicht zuviel Ärger machst." Dann drehte er sich um und stieg in seine Limousine, um zum Flughafen zu fahren ... und damit einem Treffen entgegen, dem er mit schwerem Herzen entgegensah.

~~~}}|{{~~~

 

Website Design Software NetObjects Fusion
Bar08
Bar08b