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“Da solo per sempre (Für immer allein)” 01
 

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In dem Haus neben dem Hochhaus des Hostclubs saß Dominic und goß gerade einen Tee auf. Er war eben erst hier eingezogen, und noch standen einige Kisten herum, die er noch ausräumen mußte. Er hatte sein Amt niedergelegt und widmete seine Zeit den Studien und dem Ehrenamt im Jugendclub, wo er schon als Pfarrer immer viel gemacht hatte, damit die Jugendlichen von der Straße kamen. Sicher war es eine Umstellung, aber er ging sie gern ein, um so mit seiner Liebe zusammensein zu können. Den Tee machte er auch gleich für zwei, denn Noir würde gleich zu ihm kommen, damit sie etwas Zeit zusammen verbringen konnten.

Und keine fünf Minuten später klopfte es kurz und Noir trat ein, schloß die Türe hinter sich und zog die Schuhe im Eingang aus, um in die gemütliche Wohnküche zu kommen und seinen Liebsten zu küssen. Es war nun schon sechs Monate her, daß sie sich wiedersahen ... und diese Monate waren für den schlankeren Clubführer wie ein wahrgewordener Traum gewesen. "Der Tee riecht herrlich, mein Herz ... ich finde es toll, daß die Jungs aus deinem Club dir beim Umzug geholfen haben, so ging alles schneller. Wenn du möchtest, kann ich dir beim Einrichten unter die Arme greifen - ich bin sicher, daß es noch vieles gibt, das für die Jungs ein toller Anreiz wäre herzukommen, und sich hier zu beschäftigen."

"Das wäre großartig, wir können ja die Tage in Ruhe überlegen. Ich bin gerade froh, daß der schlimmste Teil vom Umzug geschafft ist, und wir nun etwas Zeit für uns haben." Nic nahm ein Tablett und brachte den Tee in das kleine Wohnzimmer seiner Privaträume, damit sie sich dort setzen konnten.

Noir folgte ihm und lächelte, als er sich neben ihn setzte und sich ein wenig an ihn kuschelte. "Ja ... die letzte Zeit war für uns alle sehr stressig. Hast du dir eigentlich schon überlegt, wo du wohnen möchtest ? Ich überlasse es dir, schließlich ist es dein Leben, mein Herz."

"Ich denke, hier ist es etwas einsam ... wenn ich darf, würde ich gern bei dir wohnen. Zumindest nicht offiziell ... aber ich möchte schon gern bei dir leben, wir waren schon viel zu lange getrennt. Oh ... wenn ich an früher denke." Dominic lächelte bei den letzten Worten, und küßte Noir schließlich sanft.

Zunächst verlor sich der Schwarzhaarige in dem herrlichen Kuß, ehe er leise schmunzelte und sich noch näher an Dominic kuschelte. "Natürlich kannst du bei mir wohnen - das Penthouse ist groß genug, und ich möchte dich bei mir haben, Dom. Es war immer so einsam ... und nun, da ich dich endlich wiederhabe, bin ich auch so egoistisch, und will dich immer um mich haben. Zumindest, wenn wir nicht arbeiten müssen, hm ? Und an wieviel früher hast du gedacht, mein Herz ... an die Collegezeit ?"

"Etwas weiter zurück ... mir ist klar geworden, daß wir uns schon fast unser ganzes Leben lang kennen. Gut, zwei Drittel sowas, aber es ist doch sehr viel." Sie kannten sich schon als Kinder. "Als du in unsere Straße gezogen bist, haben wir uns das erste Mal gesehen."

"Ja, ich erinnere mich ... auch wenn es schon lange her ist, ich erinnere mich gut. Wir mußten wegziehen, weil die Fabrik, in der Vater gearbeitet hatte, schloß - und in der Stadt, in der du gewohnt hast, bekam er einen neuen Job, und so zogen wir hin. Auch wenn ich es verstand, es war schwer, all meine Freunde zurückzulassen ... aber als wir zu unserem kleinen Haus fuhren, sah ich dich aus dem Fenster des Wagens, und es fiel mir nicht mehr so schwer wie zuvor."

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Achtundzwanzig Jahre in der Vergangenheit ...

"Wir sind da - seht ihr, dort vorne ? Das kleine, weiße Häuschen, das wird unser neues Zuhause." Die Worte des großen Schwarzhaarigen ließen seine Frau zärtlich auflächeln, als sie sich kurz an ihn schmiegte, und auf dem Rücksitz hob Chris kurz den Kopf, um das Häuschen anzusehen, das langsam in Sicht kam. Er wußte, daß sein Vater den Job hier annehmen mußte, damit sie Geld zum Leben hatten ... doch es schmerzte, daß sie deshalb auch umziehen und alles, das sie kannten, zurücklassen mußten. Und es war nicht unbedingt angenehm, daß die Leute, die in der Straße wohnten, neugierig dabei zusahen, wie sie mit dem Umzugswagen hinter sich zu dem hübschen, leerstehenden Haus fuhren. Doch dabei fiel dem Zwölfjährigen ein etwa gleichaltriger Junge auf, der nur zwei Häuser weiter wohnte - groß, kräftig, und durch seine braunen Haare mit den hellen Spitzen und das markante Gesicht auffällig. Chris lächelte unwillkürlich auf, als er ihn beim Vorbeifahren ansah ... doch dann hielten sie schon vor dem Haus und er seufzte leise, als er ausstieg und sich das neue Haus betrachtete. Es war zwar kleiner als ihr voriges Haus, doch es sah wirklich schön aus mit der weißen Farbe und den Kletterrosen, die emporrankten ... und als sein Blick auf seine Eltern fiel, mußte Chris unwillkürlich lächeln, denn seine Mutter schmiegte sich mit einem tiefen Lächeln an seinen Vater, da ihr das Haus so gefiel.

Die Nachbarschaft war natürlich neugierig ... es kam bisher nicht oft vor, daß Neue hierherzogen. Als die Familie aus dem Wagen stieg, ging gleich das Tratschen der Frauen los, da die Frau sehr hübsch war, und der Mann ebenso wie der Sohn, der in Dominics Alter zu sein schien. Die Mutter von Dominic hatte die Neuen schon erwartet, schnappte sich ihren Sohn und kam mit ihm und dem kleinen Baby auf dem Arm gleich zu den neuen Nachbarn. "Benimm dich, Nici." murmelte sie noch und Rosalie wandte sich dann zu den neuen Nachbarn. "Ich möchte sie gern in unserer Nachbarschaft willkommenheißen. Ich bin Rosalie, das hier ist Dominic, mein Sohn." Sie schob Dom gleich vor und der starrte das Ehepaar etwas länger an, ehe er einen Klaps bekam. "Willkommen in der Nachbarschaft."

Als die Frau mit dem Baby und dem Jungen zu ihnen kam, löste sich Dira gleich und lächelte sie an, ehe sie ihr die Hand schüttelte und nun ihrerseits die Vorstellung übernahm. "Ich grüße sie, Rosalie, und auch dich, Dominic ... mein Name ist Dira Batterson, und das sind mein Mann Caer und unser Sohn Chris. Ich freue mich sehr, sie kennenzulernen ... es ist immer schön, wenn man neu zuzieht und so freundliche Nachbarn hat. Ihr Mädchen ist wirklich süß, wie alt ist sie denn ?" Caer lächelte, grüßte die freundliche Nachbarin und schüttelte ihr und dem Jungen die Hand, ehe er kurz zu seiner Frau schmunzelte, die sichtbar von dem Baby angetan war. Chris hingegen betrachtete den Jungen, der ihm schon vorher aufgefallen war und trat nun zu ihm, um ihm die Hand zu reichen. "Hi, Dominic ... ich bin Chris, ich freue mich, dich kennenzulernen. Sieht so aus, als ob unsere Mütter sich sehr gut verstehen - meine Mutter denkt auch daran, noch ein Baby zu bekommen, weißt du ?"

"Wenn sie mag ..." murmelte Dominic, und bekam gleich einen Klaps von seiner Mutter an den Hinterkopf. "Sei nicht so flapsig ... bitte entschuldigen sie, eigentlich ist er besser erzogen." Sie murmelte ihm noch rasch etwas in Italienisch zu und Dominic biß sich kurz auf die Unterlippe. "Freut mich auch, dich kennenzulernen." bekam er dann doch heraus und Rosalie nickte zufrieden. "Mein Mann ist arbeiten, und meine ältere Tochter mal wieder verschwunden ... die Kleine hier ist zwei Monate alt, und heißt Isabelle." Dom versuchte nebenher dem Blick des Jungen auszuweichen. Er war zwar fasziniert von dessen lila Augen, aber er fühlte sich komisch in dessen Gegenwart.

Chris hingegen bemerkte gar nicht mehr, wie seine Mutter ein sehr angeregtes Gespräch über jugendliche Mädchen und Babys begann, während ihr Mann sich verabschiedete und dann darum kümmerte, daß die Leute der Umzugsfirma die Möbel und Kartons in die richtigen Zimmer brachten. Denn Chris hatte bemerkt, daß die Augen des anderen Jungen mehr als nur ungewöhnlich waren, da sie weichem, ein wenig caramellfarbenem Sand mit grünen Einschlüssen glichen. Eine Farbe, die er noch nie bei Jemandem gesehen hatte ... doch ein Blick nach oben zeigte ihm, daß die Mutter Dominics sehr hellbraune Augen hatte und er wettete, daß der Vater grüne Augen besaß, damit diese einzigartige Mischung zusammenkam. Dazu kam noch, daß dieser Junge zwar gleichalt schien, doch um einen halben Kopf größer und sichtbar breiter und kräftiger war ... und gerade das faszinierte den jungen Schwarzhaarigen, da er langsam merkte, daß er auf Jungs stand, auch wenn er es bisher nur seinen Eltern gesagt hatte. "Du spielst Football, oder ?"

"Nur in der Schule, ansonsten eigentlich nicht ... nur, wenn meine Freunde spielen. Baseball und so mache ich auch." Er spielte, was gerade gespielt wurde und eigentlich alles recht gut, aber er bildete sich nichts darauf ein. Er wollte gerade noch etwas sagen, als seine Freunde mit ihren Rädern angeradelt kamen, und bei ihm hielten. "Nic, kommst du mit ? Wir wollen in den Wald hinten ?" Dominic grinste gleich und nickte, doch es verging ihm, als er den Blick seiner Mutter sah und so wußte er gleich, was er zu tun hatte. "Magst du mitkommen, Chris ?"

Jener hatte sofort gesehen, daß der andere Junge ihn eigentlich nicht dabeihaben wollte, sondern nur aus Höflichkeit fragte, weil seine Mutter es wollte ... und ein Blick zu den Freunden Dominics genügte, um zu wissen, daß er nur das fünfte Rad am Wagen wäre. "Ich würde schon gern ... aber ich muß noch meine Sachen auspacken und bei dem Rest mithelfen, weißt du ? Vielleicht ein andermal, wenn nicht so viel los ist. Viel Spaß noch, okay ?" Chris lehnte höflich ab und lächelte noch, ehe er sich von den Jungs und auch Dominics Mutter verabschiedete und zu seinem Vater lief, um ihm zu helfen.

Dom lief gleich zu seinem Haus zurück und holte sein Fahrrad, um dann gleich mit seinen Freunden loszufahren. Natürlich wußte er, daß sie ihn gleich wegen dem Neuen löchern würden und soweit es ging, wollte er auch erzählen. Aber am Liebsten wollte er Spaß mit seinen Freunden haben, und das war ihm gerade wichtiger.

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Seither waren zwei Tage vergangen und Chris seufzte innerlich, als er vor der großen Schule stand, in die er von nun an gehen würde. Er hatte seinen Stundenplan schon Gestern bekommen und nahm ihn heraus, nickte, als er die Zimmernummer sah und trat durch das Eingangstor, um sich zu orientieren.

Dort standen schon die kleineren Gruppen von Jungs und Mädchen herum, genau wie die Freunde von Dominic. Sie waren fast alle italienischer Abstammung und als Chris auf die Schule zuging, murmelten die Meisten schon. Gerade die Mädchen musterten den Neuen und kicherten leise. Das sorgte dafür, daß die Jungs diskutierten, daß der Neue bald ein Mädchenschwarm war, und sie keine Chancen mehr hatten. Nur Dom hielt sich da weitgehend heraus, weil er die Mädchen einfach nur doof fand.

Wie erwartet, hielten sich die Gruppen mit den Jungs zurück und Chris seufzte innerlich, als schon die ersten Mädchen auf ihn zukamen. Es war immer das gleiche ... denn mit seinen langen, schwarzen Haaren, den tiefvioletten Augen und seiner durch gutaussehende Kleidung betonten Figur war er der Traum der meisten Mädchen. Natürlich fragten sie ihn gleich nach seinem Namen und in welcher Klasse er wäre ... und ebenso natürlich boten sie ihm sofort an, ihn zu seinem Klassenzimmer zu führen und fragten ihn weiter aus. Auch wenn Chris nicht auf die Mädchen stand, so war er doch freundlich und lächelte, beantwortete ihre Fragen weitestendgehend und schmunzelte, als einige von ihnen so rot wurden, daß sie beinahe Tomaten Konkurrenz machten. Als sie dabei auch an der Clique mit Dominic vorbeigingen, grüßte Chris ihn und dessen Freunde freundlich und hoffte, daß sie ihn vielleicht aus der Gegenwart der Mädchen retten könnten.

"Hallo, Chris." murmelte Dom und seine Freunde sprangen natürlich drauf an, daß die Mädchen im Schlepp waren, und verwickelten die Mädchen eifersüchtig in ein Gespräch. So wurde Chris die Mädchen los und Dominic seufzte genervt, weil die nun hier herumstanden und seine Freunde zuplapperten. "Ich gehe dann schon mal rein, wir sehen uns nachher, Jungs." Mit den Worten stapfte er los, und ließ seine Freunde und auch Chris einfach stehen.

Die anderen Jungs bemerkten es aber nicht, da sie versuchten, die Mädchen zu beeindrucken ... nur der Neue hatte es gehört und zuckte mit den Schultern, ehe er Dominic nachging und ihm einfach durch die Gänge folgte. Wie er es sich gedacht hatte, steuerte der Braunhaarige auf das Klassenzimmer zu, in dem auch Chris war ... doch er folgte ihm nicht hinein, sondern blickte sich kurz um, ehe er den Spind mit seiner Nummer fand und ihn öffnete, um seine Jacke hineinzuhängen und die Nummer der Kombination zu ändern. Erst, als er dies erledigt und den Spind wieder geschlossen hatte, betrat er das Klassenzimmer, das ihm zugewiesen war und begrüßte den Lehrer, der schon am Pult stand und seine Unterlagen ordnete.

"Ah, du mußt Chris sein. Herzlich willkommen an unserer Schule." Der Lehrer lächelte den hübschen Jungen gleich freundlich an und notierte kurz, daß Chris auch hier angekommen war, um seinen ersten Schultag zu beginnen. Dominic versuchte, Chris nicht zu auffällig zu bekucken und glotzte lieber aus dem Fenster, weil er einen Fensterplatz hatte. "Leider ist nur noch ganz hinten in der Ecke ein Platz frei." Es war eigentlich einer der beliebtesten Plätze, weil die Jungs dachten, ganz hinten würden sie weniger vom Lehrer beobachtet. Dom hatte den besten Platz, ganz hinten und am Fenster.

"Danke, Mr. Feggerson." Mit den Worten verabschiedete sich Chris und setzte sich nach hinten in die Ecke ... ein Platz, der ihm sogar ganz gut gefiel, denn so hatte er an zwei Seiten die Wand und keine Mädchen, die ihn ablenken könnten. Es wunderte ihn allerdings, daß die nach und nach eintrudelnden Schüler sich so unterschiedlich verteilten ... vorne saßen die augenscheinlichen Unruhestifter, während viele Mädchen und auch einige Jungs nach hinten oder in das hintere Drittel kamen, um sich zu setzen. Scheinbar setzte der Lehrer die guten und ruhigen Schüler nach hinten, und die Störer nach vorne, wo er stand - und mit einem kurzen Lächeln bemerkte Chris auch, daß hinten am Fenstereckplatz Dominic saß und vor sich hinschmollte.

Die Schüler waren von dem Klassenlehrer verteilt worden. So hatte er die Unruhestifter im Blick und die Schüler, denen er vertraute, hatten ihre Ruhe um zu lernen, da er nicht ständig an ihnen vorbeilaufen mußte, um zu kontrollieren. Als alle Schüler saßen, lächelte der Lehrer zu Chris, und winkte ihn zu sich. "Magst du dich kurz vorstellen, Chris ?"

Jener hatte es schon erwartet und seufzte innerlich wieder, als er aufstehen und durch all die himmelnden Mädchen gehen mußte, um nach vorne zu kommen. Dort drehte er sich um und lächelte freundlich, ehe er damit begann, sich vorzustellen. "Hi ... ich heiße Chris Batterson und bin mit meiner Familie neu hergezogen. Ich schwimme und tanze gerne und hoffe, hier wieder neue Freunde finden zu können."

Als Chris sagte, daß er gern tanzte kicherten die Mädchen begeistert, und die Jungs murmelten leise vor sich hin. Der Lehrer hingegen bedankte sich bei Chris und schickte ihn wieder nach hinten. "Wer von euch möchte Chris nach dem Unterricht die Schule zeigen ?" fragte er, und die Mädchen meldeten sich sofort. Was der Lehrer gekonnt ignorierte, da sein Blick gleich auf Dom fiel. "Dominic - du als Klassensprecher machst das sicher gern." Der Lockenkopf seufzte nur leise und nickte. "Sicher doch." Er verstand nur nicht, warum der Lehrer erst fragte, und dann doch ihn wählte.

Chris konnte es sich schon denken ... denn der Lehrer hatte gewiß gehofft, daß sich ein anderer Junge melden würde. Doch der junge Schwarzhaarige wußte nur zu gut, daß es vor allem die Mädchen waren, die sich an ihn heranschmissen ... denn er war genau das, was die Mädchen anschwärmen wollten. Und das, wo er von ihnen eigentlich gar nichts wissen wollte - und deshalb lächelte Chris für einen Moment, da er sich schon darauf freute, ein wenig mit Dominic alleine sein zu können.

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Als einige Stunden später der Schlußgong erklang, seufzte Chris lautlos auf und schloß für einen Moment die Augen. So gern er die Schule mochte ... das dauernde Stören der Mädchen nervte und er hätte viel mehr von dem Stoff mitbekommen können, wenn sie nicht gewesen wären. Doch nun freute er sich darauf, ein wenig Zeit mit Dominic verbringen zu können und hoffte, daß der ihm nicht die ganze Zeit die kalte Schulter zeigte.

Nici packte rasch seine Sachen zusammen und sah seinen Freunden nach, die schon mal auf den Hof rannten, um ihren Platz zu sichern, an dem sie immer abhingen. Der Lockenkopf kam nun zu Chris und lächelte ausnahmsweise. "Magst du was Bestimmtes zuerst sehen ?"

"Gehen wir erstmal raus, ja ? Die Mädels nerven extrem, ich gäbe sonstwas für ein wenig Ruhe. Dann können wir auch ungestört reden, ohne daß die Schnepfen uns gleich vorrennen." Das Lächeln, das er von Dominic bekam, ließ auch Chris auflächeln ... und er hoffte, daß es dem Größeren recht war.

"Gute Idee… die Mädchen werden immer seltsamer irgendwie." murmelte Dom, und ging mit Chris auf den Hof in eine ruhige Ecke. "Wir haben eine Freistunde nach der Pause, dann zeige ich dir alles in der Schule. Ich hab jetzt erstmal Hunger."

Der junge Schwarzhaarige nickte nur und folgte Dominic, ehe er mit einem leisen Seufzen seinen Rucksack von der Schulter nahm und auf den Boden stellte. "Ich auch ... und danke, daß du mir alles zeigst, die dummen Schnepfen hätten die ganze Zeit nur Mist gequasselt. Und ja, sie werden wirklich immer seltsamer - und langsam kriege ichs ehrlich gesagt mit der Angst, manche von ihnen sehen mich an, als ob sie mich auffressen wollten." Alleine schon der Gedanke daran ließ Chris leicht schaudern, ehe er die Box mit seinem Mittagessen herausholte und sie öffnete. "Schinkensandwiche ... möchtest du eins ? Ich schaffe das alles nicht und es wäre schade drum."

"Ich hab selber, danke. Aber wenn du wirklich nicht magst ... Tommy da hinten hat meistens nichts dabei, seine Eltern haben nicht viel Geld und meine Mom macht bei mir immer extra noch was dazu, damit ich ihm was abgeben kann. Aber ich gebe es ihm dann, bei mir ist es ihm nicht so peinlich." Dominic öffnete seine Essendose und nahm eines seiner Sandwiche heraus, und dann nahm er noch das von Chris. "Gleich wieder da." Mit den Worten ging er zu dem mageren Jungen und sprach kurz mit ihm, ehe er ihm die Brote gab und wieder zurückkam.

"Ich finde das gut, daß du auf so etwas achtest, Dominic ... könntest du das öfters für mich tun ? Meine Mutter meint es immer viel zu gut und packt mir zuviel ein - und ich würde gerne helfen, ich tue das nicht, um anzugeben. Nur, weil die blöden Mädchen so auf mich fliegen heißt das nicht, daß ich eingebildet bin ... das überlasse ich den Weiberhelden, davon wird es ja hoffentlich viel genug geben." Chris hoffte es wirklich, denn dann hätte er ein wenig mehr Ruhe ... außer ... "Oder denkst du, daß die mich dann vermöbeln ? Verdammt, daran habe ich gar nicht gedacht."

"Unsinn, keiner vermöbelt hier ... und wenn du mehr bekommst als du brauchst, ich gebe ihm dann immer das Essen. Wegen den Mädchen, die beruhigen sich schon wieder." Dom mochte das Thema nicht, und fing nun an zu essen. "Meine Freunde haben nur ne große Klappe, keiner würde zuschlagen wegen einem Mädchen."

"Zum Glück. Sag mal, gibts hier eigentlich ne Mensa oder eine Bibliothek ? Oder kann man hier in den Freistunden vielleicht auf den Hof und Basketball oder sowas spielen ? Ich will nicht unbedingt in einen Club müssen, damit ich da rankann ... oder ist das hier so ?" Chris merkte schnell, daß Dominic das Thema wechseln wollte, und ging natürlich darauf ein, während er immer wieder einen Bissen seines Sandwiches aß oder einen Schluck aus der Wasserflasche nahm, die er dabeihatte.

Dom kaute kurz zu Ende, ehe er antwortete. "Wir haben beides, aber ich finde das Essen in der Mensa nicht besonders. Deswegen esse ich das, was ich mitbringe. Ich zeige es dir nachher, und du kannst auch in die Bibliothek, wenn Freistunde ist, oder auch draußen spielen. Bälle mußt du dann aber selber mitbringen oder wo fragen, daß du mitspielen kannst."

Und gerade das war für ihn als der Neue schwer und so nickte Chris nur und lächelte etwas wehmütig. "Danke, daß du mir alles zeigst ... ich denke, ich werde dann in die Bibliothek gehen, denn wenn ich mir die einzelnen Cliquen so ansehe, dann blamiere ich mich nur, wenn ich frage. In meiner alten Schule war es leichter ... sie war kleiner und es waren weniger Schüler, da hielten alle zusammen." Dann verstummte er wieder und hoffte, nicht zuviel gesagt zu haben - denn er konnte die noch immer unterschwellig vorhandene Abneigung des größeren Jungen spüren und fragte sich, was er ihm getan hatte.

"Die müssen dich ja auch erstmal beschnuppern, das kommt schon alles noch." Was das anging, war Dom recht zuversichtlich und er futterte nun erstmal weiter, weil er wirklich ziemlichen Hunger hatte. Danach würde er Chris die Schule zeigen und ihm auch noch erklären, was er wissen wollte ... immerhin war er Klassensprecher, und das war eine seiner Pflichten, die er gewissenhaft erfüllte.

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