“Xavier und Archaion” 11
}|{
Nach einer Weile waren alle zufrieden. Die zwei Naga dösten im heißen Sand und hatten geschmust, und die zwei Magier lagen satt und zufrieden in den Fellen. Xavier war wirklich mehr als satt, denn er hatte zuvor den Sphinx gehabt und jetzt reichte es ihm ausnahmsweise auch für eine Weile. "Ich glaub, ich brauch jetzt ne Sexpause."
Dies ließ Archaion leise schmunzeln und er hauchte ihm einen zärtlichen Kuß auf die Lippen, ehe er sich auf die breitere Brust Xaviers rollte, die Arme verschränkte und den Kopf darauf legte. "Kann es sein, daß ich dich ausgelastet habe ? Ich bin es jedenfalls und zumindest für eine Weile reicht mir küssen und kuscheln. Um ehrlich zu sein – so ausgefüllt war ich noch nicht einmal, als ich bei Valvard war, irgendwie ... fühlt es sich bei dir besser an. Auch wenn ich nicht weiß, wieso."
"Ich weiß es auch nicht und ich bin auch zufrieden für eine Weile ... das hatte ich auch noch nie." wisperte Xavier und hob beide Hände, um damit den Pony aus den Augen des Weißblonden zu streichen. "Ich fühle auch, daß meine Magie die volle Kraft erreicht hat." Es war ein herrliches Gefühl, er war vollkommen ausgelastet und seine magische Kraft war stärker denn je. "Möchtest du nicht etwas länger als eine Woche hierbleiben ?"
Bei der zärtlichen Berührung schloß Archaion die Augen und genoß es, als der Andere mit den Fingern durch seine hellen Strähnen spielte. Erst, als Xavier verstummte, sah er ihn wieder an und das Lächeln auf seinen Lippen vertiefte sich noch und leuchtete auch aus den weich schimmernden, rubinroten Augen. "Hmmm ... laß mich überlegen. Ich fühle mich hier so wohl wie schon lange nicht mehr, wir Beide haben sehr viel gemeinsam und kennen noch mehr, das wir uns gegenseitig zeigen und erklären können. Meine Lieblinge haben hier die Gelegenheit, ebenfalls ein wenig Glück zu finden und meine Magie ist so aufgeladen, daß ich schon fast leuchte. Und du fragst, ob ich noch länger bleiben möchte ? Natürlich möchte ich das, mein Herz ... so lange, wie du mich läßt."
"Dein Herz ? ... bin ich das wirklich ? Das schmeichelt mir aber." wisperte der Schwarzhaarige, neigte sich sacht vor und küsste den Schlankeren. "Ich denke, so verschieden wir sind, Schwarz und Weiß, so gut passen wir zusammen und schaffen eine graue Zone."
Dies ließ den ein wenig Schlankeren leise schmunzeln und er neigte sich ebenfalls vor, erwiderte den Kuß mehr als nur innig und seufzte leise, als der Luftmangel sie dazu zwang, die Lippen wieder zu lösen. "Ja, das bist du, Xavier ... ich bin jetzt schon über zwei Jahrhunderte alt aber so wohl wie bei dir fühlte ich mich noch nirgends. Und weißt du was ? Irgendwie erinnert mich das an ein asiatisches Zeichen ... Yin und Yang. Das eine kann ohne das andere nicht existieren, Schwarz und Weiß, sie gehören zusammen. Ich persönlich habe so oder so nie so recht verstanden, weshalb es da eine solch strikte Trennung gibt und weshalb man von den eigenen Leuten verurteilt wird, wenn man sich mit den Magiern der anderen Seite abgibt. Denn wenn ein Magier die Farbe wechselt, dann war das von Anfang an klar. Weißt du, weshalb ich überhaupt auf dem Schiff war ? Ich besuchte gerade die Bibliothek in Malaga um ein wenig zu forschen, als ich zufällig mithörte, wie die Meister sich besprachen. Die mächtigsten weißen Magier kommen nach Malaga, um einen ganz besonders starken Suchzauber zu weben – der ausgerechnet mich finden soll. Sephret gab mir den Rat, aufs Meer zu gehen und so kam ich hierher, denn hier in der neuen Welt können sie mich mit diesem dummen Zauber nicht finden." Leise seufzend, verstummte Archaion wieder und nahm die Arme auseinander, kuschelte sich näher und lächelte wieder ein wenig, als er den stetigen Herzschlag Xaviers fühlte.
Die Worte machten Xavier nachdenklich, denn sollten die Weißen einen so mächtigen Zauber erschaffen, so könnten sie Archaion auch im neuen Land finden. "Hm ... vielleicht hab ich da was." wisperte er nachdenklich und rief eine Karte zu sich. "Sie ist sehr mächtig, so kann man nicht gefunden werden, auch nicht durch Magie. Ein absoluter Block. Aber selbst mit der Karte braucht man sehr viel Kraft, um sie zu aktivieren, und es ist dunkelstes Schwarz."
Neugierig hob der Weißblonde den Kopf und betrachtete die Karte vor sich – sie besaß kein Bild, nur Informationen, unter anderem die für den Zauber benötigte Kraft. "Das ist wirklich sehr viel – sogar noch ein wenig mehr als für den Schutzdom nötig war, den ich bei unserem Kampf rief. Ich habe eine Möglichkeit, daß man die für den Zauber benötigte Kraft direkt in die Karte legen kann – dann kann man sie jederzeit benutzen, ohne dafür die Magiereserven zu erschöpfen. Wenn du es möchtest, kann ich es dir zeigen ? Es ist sehr, sehr nützlich. Und wenn du diesen Zauber weben könntest, wäre ich dir für immer dankbar ... es ist nervig, sich dauernd verstecken zu müssen."
"Er ist wirklich dauerhaft, wie der Verjüngungszauber. Kein anderer Magier kann dich dann aufspüren, egal ob Weiß oder Schwarz und ich dich auch nicht. Es sei denn, wir nutzen ihn Beide, wenn ich ihn gleichzeitig bei uns anwende." Er wollte ihn aufspüren können, das war ihm irgendwie wichtig. "Zeigst du mir, wie man es macht mit der Energie ?"
"Aber natürlich, mein Herz. Und ich würde mich freuen, wenn wir es gemeinsam machen würden, ich würde dich ungern verlieren und nicht wiederfinden können. Und wenn du es möchtest, kannst du auch meine Kraft benutzen ? Ich kenne einen Transferzauber, er funktioniert leider nur, wenn ein weißer Magier ihn spricht, aber so wird es leichter für dich." Archaion meinte das ernst, denn er wollte nicht, daß sich Xavier seinetwegen so erschöpfte.
"So geben und nehmen wir ... wir teilen." Das gefiel Xavier recht gut und er nickte sacht. "Wir sind ein gutes Team." Das gefiel ihm wirklich gut und er lachte auf. "Lass es uns gleich machen, ja ? Ich will es versuchen." Allein diesen Zauber anzuwenden, sorgte dafür, daß sein ganzer Körper kribbelte. "Es juckt mich, diesen Zauber zu sprechen."
Dies ließ den Schlankeren leise lachen und er nickte, denn auch ihn juckte es, wieder etwas Neues zu sehen und vielleicht auch für sich umwandeln zu können. Also wisperte er leise den Zauber, der seine Kraft mit der Xaviers verband und lächelte, als er fühlte, wie ihre weiße und schwarze Magie sich berührte und umwirbelte, doch nicht vermischte, sondern gleichwertig nebeneinander existierte. "Fühlst du es, mein Herz ? Es ist perfekt ..." Noch immer sanft lächelnd, hauchte Archaion einen weiteren Kuß auf die Lippen des Silberäugigen, ehe er sich zu dessem Ohr neigte und ihm den Zauber zuwisperte, der die benötigte Kraft in die Karte bannte.
Xavier fühlte es auch und lächelte. Dieses Lächeln vertiefte sich, als Archaion den Spruch in sein Ohr wisperte und so wiederholte er den Spruch und aktivierte die Karte. Da ihre Kräfte verbunden waren, reichte es, daß er den Spruch der Karte wisperte, um sie gänzlich zu aktivieren. Die Karte leuchtete dunkel auf und dieses Leuchten übertrug sich auf die Körper der beiden Magier und legte sich um sie. Nur Momente später versickerte das Leuchten und Xavier atmete tief durch. "Fühlst du mich noch ?"
"Ja, ich fühle dich, mein Herz ... und das noch tiefer als je zuvor. Liegt das an dem Zauber oder daran, daß unsere Magie noch immer verbunden ist ? Oder liegt es einfach nur daran, daß ich anfange, mich in dich zu verlieben ..." Die Augen Archaions verdunkelten sich ein wenig, als er die schönen Züge Xaviers bewunderte und ein fast schon wehmütiges Lächeln stahl sich auf die Lippen des Weißblonden, als er mit den Fingerspitzen der Linken über die Schläfe des Anderen koste.
Die Worte überraschten Xavier ein wenig, aber er fühlte ähnlich. "Ich weiß es nicht genau, aber ich glaub, ich hab mich auch verliebt." wisperte er und seine Augen trafen die des Blonden. "Vielleicht können wir für immer zusammenbleiben ? Ich weiß nicht, ob ich noch ohne dich sein kann ... nicht nach dem hier." Daß gerade er so verliebt anfing, war etwas seltsam, er war normal nicht sonderlich sentimental. "Wenn du mich erträgst, man sagt, ich bin sehr skrupellos."
"Das macht mir nichts, mein Herz ... solange du es nicht gegen Unschuldige bist. Doch ich denke, daß du das so oder so nicht tust, nicht wahr ? Außerdem bist du ein Schwarzmagier ... ich müßte schon so naiv wie die anderen Weißmagier sein, wenn ich annehme, daß du plötzlich deine Art änderst. Ich mache dir einen Vorschlag, mein Herz ... wir probieren es für einige Zeit, sagen wir, hundert Jahre ? Und wenn wir dann noch immer so für uns empfinden, können wir den Lebensbund schließen." Dieser Vorschlag wäre für sie Beide gut – denn die Zeit war lang genug, um herauszufinden, ob sie wirklich zu Einander paßten, aber auch nicht zu lange, wenn man ihre Lebensspanne betrachtete.
"Hmmm ... das ist eine gute Idee. In hundert Jahren, wenn es klappt, schließen wir einen Lebensbund." Und sonst, er vergriff sich seltener an Unschuldigen, aber er tat es hin und wieder. Allerdings nicht so oft wie einige andere Schwarze.
Archaion nickte, denn nun war es beschlossen ... doch er neigte sich wieder näher und hauchte sanft über das Ohr des Größeren, als er leise zu ihm raunte. "Mach dir deshalb keine Sorgen, mein Herz. Selbst wenn du etwas tust, das ich als Weißer niemals tun könnte, so verringert es niemals meine Zuneigung oder meine Achtung vor dir. Wie ich schon sagte – ich bin nicht so naiv wie die anderen Weißen. Ich erwarte ja auch nicht, daß du all das, was ich tue, gutheißt. Denn das ist eins der Dinge, die eine starke Partnerschaft ausmachen: Sich gegenseitig zu stützen und zu stärken."
"Jetzt bin ich ganz sicher, daß du weiß bist, und das egal bei was." wisperte Xavier und küsste seinen Geliebten. "Ich denke, wir verstehen uns prima ... ich bin froh, daß du nicht versuchst, mich umzukrempeln ... mein verruchter Weißer." Man sah ihm die Erleichterung an und das mehr als deutlich. "Ich bin gespannt, was die Zeit bringen wird."
"Nicht nur du – und außerdem, wieso sollte ich dich umkrempeln wollen ? Du gefällst mir doch gerade so, wie du bist, am Besten. Als skrupelloser, lüsterner Schwarzmagier ..." Leise schmunzelnd, ließ sich Archaion an die Seite des ein wenig Größeren gleiten und kuschelte sich näher, genoß dessen Hitze und wisperte schließlich nach einer Weile neugierig. "Was glaubst du, machen unsere beiden Naga und die Drachen ? Es war gut, daß wir sie zusammenbrachten ... zwischen ihnen hat es ebenso gefunkt wie zwischen uns Beiden, nicht wahr ?" Der Weißblonde war neugierig, doch im Moment eigentlich noch viel zu verschmust, um aufzustehen und nachzusehen.
"Ist mir im Moment egal, die kommen schon klar." murmelte Xavier und drehte sich seitlich, damit Archaion mehr zum Ankuscheln hatte. Seine Nase vergrub er in das weißblonde Haar und schnupperte daran. "Sie werden das selbe tun wie wir ... ich denke nicht, daß sie sich umbringen oder so, also mach ich mir da keine Gedanken."
Der Weiße nickte nur, denn auch er nahm nicht an, daß sie sich stritten oder verletzten – im Gegenteil, die sanften, positiven Gefühle, die er von Kaihu und Rih empfing, ließen Archaion schmunzeln und er wisperte sanft, während er die Augen wieder schloß. "Du hast wie immer Recht, mein Herz ... ich fühle durch das Band, das ich mit ihnen teile, nur Geborgenheit und tiefe Zuneigung. Bei Kaihu ist es noch ein wenig unsicher, doch es erstarkt ... Rih ist bis ins Innerste verliebt und bewundert deinen Yuu mit seinem ganzen Herz."
"Na, sag ich doch. Aber jetzt lass uns nicht mehr als sie denken, Hm ?" Gleich nach seinen Worten wandte er einen Teleportzauber an und sie fanden sich in seinem großen Zimmer wieder. "Hier ist es schöner, finde ich." Kein Wunder, denn sie lagen auf einem Berg voller weicher Felle, und es war heller und luftiger als in der Höhle. Am Strand hatten sich scheinbar auch Muong und Roman gefunden, sie hatten Monchi an einen Baum gefesselt und geknebelt und amüsierten sich vor seinen Augen. "Alle sind zufrieden." murmelte Xavier und grinste leicht. Monchi war es auch, er war zwar gefesselt und geknebelt, aber das, was man ihm bot, gefiel ihm.
Nun doch ein wenig neugierig, blickte Archaion sich um und nickte anerkennend ... doch dann lachte er leise und warf Xavier um, legte sich wieder auf ihn und betrachtete ihn aus der gleichen Position, die er vor dem Block-Zauber gehabt hatte. "Dein Zimmer gefällt mir ... ein herrlich großes, weichgepolstertes Bett, in dem man sich vergnügen kann, und auf der anderen Seite eine Möglichkeit, sich seinen Studien hinzugeben. Du hast eine sehr große Bibliothek ... möchtest du einmal die meine sehen ? Ich habe mir zwecks der Einfachheit die Bücher meiner Studien kopiert und verkleinert, wenngleich ich die wichtigsten Zauber auf die Karten gebannt habe." Den lockenden Worten folgte eine ebenso lockend gehobene Braue, während das Lächeln des Weißblonden eine Spur neckend wurde.
Dies gefiel dem Schwarzhaarigen und er grinste leicht. "Nun, da sag ich nicht Nein. Ich stöbere gern mal in den Büchern der weißen Magie ... man kann die Sprüche rasch ins Schwarze ändern. Und du die Schwarzen sicher ins Weiße, Hm ?" So konnten sie auch ein wenig Zeit verbringen und das in aller Ruhe, denn sie hatten ja nun alle Zeit der Welt.
"Ja, das kann ich bei vielen Zaubern ... gerade das macht es ja so vielseitig und interessant, mein Herz." Auch der Weißblonde wußte, daß sie alle Zeit der Welt hatten – und daß sie bestimmt noch sehr viel dieser Zeit zusammen verbringen würden, denn nun hatte er den Gefährten gefunden, den er schon so lange suchte.
---}}|{{---