Balken01a


“Shut up and kiss me !” 11
 

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Einige Tage später lächelte Liam wohlig, als er sich nach einer ausgiebigen Dusche ins Bett legte und noch auf seinen Liebsten wartete. Alleine schon die Tatsache, daß sie jetzt wirklich ein Paar waren, ließ das Lächeln des Blonden noch ein wenig tiefer und auch wohliger werden, während er daran dachte, wie die letzten acht Tage verliefen. Die Herreise war anstrengend wie immer gewesen - doch die Begrüßung ebenso herzlich und alleine schon die strahlenden Gesichter seiner Geschwister machten jede Anstrengung der langen Reise wieder wett. Und natürlich die große Ankündigung, als sie endlich zu Hause waren ... zuerst schockte die Nachricht, daß Liam und Rocco nun wirklich ein Paar waren, die drei Jüngeren sprachlos - doch dann jubelten sie und der Schwarzhaarige wurde beinahe zerquetscht, als die Geschwister sich auf ihn stürzten und ihn stürmisch umarmten. Es war schön für Liam, so einen bedingungslosen Rückhalt zu haben und zu wissen, daß Sue, Connor und Seth Rocco auch wirklich akzeptierten, auch wenn er nicht daran gezweifelt hatte. Und Rocco entpuppte sich als ein wahrer Segen bei der jetzt anstehenden Ernte ... denn er war noch um einiges stärker, als man es bei seiner Statur so oder so schon vermutete. Zum Glück hatte er die Geschwister vorgewarnt, denn sie erschraken sich im ersten Moment sichtlich - doch dann akzeptierten sie es und waren alle froh darum, da Rocco ihnen deshalb viel besser helfen konnte. Und so hatten sie die Ernte in der halben Zeit ein- und heute die letzten Fuhren in die die Scheunen gebracht, konnten sie in den nächsten Tagen in die Stadt zum Verkaufen bringen und auf diese Weise schon viel eher mit der zweiten Aussaat beginnen und die fälligen Raten der Schulden bezahlen. Und nun machten sie sich alle für die Nacht fertig, nachdem sie gegessen und geduscht hatten - und Liam wartete auf seinen Liebsten, damit sie die Nacht wieder so verbringen konnten, wie sie es seit dem Ball mit noch immer der gleichen Zärtlichkeit taten.

Denn das verdiente Liam auch, und Rocco wollte ihm alle Zärtlichkeit geben, die er nur aufbringen konnte. Die letzten Tage waren anstrengend, aber sehr schön gewesen und zeigten, daß der Schwarzhaarige auch schwere Arbeit nicht scheute. Morgen gingen sie verkaufen und einkaufen, aber jetzt kam die Ruhe der Nacht, in der er mit Liam erneut die Felle teilen wollte. Und doch war da eine Unruhe in ihm, die er nicht beschreiben konnte, als ob etwas in der Luft lag.

Auch die Tiere waren schon den ganzen Tag über ein wenig unruhig ... doch Liam und seine Geschwister dachten sich nichts dabei, da es völlig normal im Sommer war, daß es immer wieder schwere Gewitter gab und die Tiere das spürten. Lediglich, wenn die Sturmwarnungen einen Hurrikan ankündigten oder einer zu erwarten war, da die Gewitterfronten so heftig wurden, verließen sie lieber das Haus und gingen in den Bunker, den ihre Eltern sicherheitshalber neben das Wohnhaus gebaut hatten und in dem auch alle wichtigen Dokumente und Erinnerungen, nebst einem kleinen Vorrat verstaut waren. Vor dem Bettgehen hatte Liam sich noch die Nachrichten angesehen und die sagten zwar heftige Gewitter und auch Hagel voraus, doch diesmal konnte er es erleichtert abtun, da die Ernte schon eingefahren war und die Sonnenkollektoren auf dem Feld neben dem Haus zugeklappt und damit gesichert waren.

Rocco hatte ein ähnliches Gespür wie die Tiere, und als es draußen anfing zu donnern, daß es nur so krachte, zuckte er doch zusammen. "Mann, hab ich mich erschreckt ... ich kenne Unwetter, aber das kam plötzlich." Mit den Worten kam er aus dem Bad zum Bett und legte sich zu dem Blonden. Rocco zog Liam gleich besitzergreifend an sich, und grollte weich.

Es dauerte einen Moment, bis der junge Blonde antwortete, da er es viel zu sehr genoß, so vereinnahmt zu werden. Sicherlich wäre solch ein besitzergreifendes Verhalten ein Grund zur Besorgnis - aber nur bei einem Anderen, denn bei Rocco war sich Liam zutiefst sicher, daß es zärtlich und liebevoll gemeint war. "Das ist normal um diese Zeit, Roc. Im Frühsommer gibt es immer so starke Gewitter und manchmal zerstören Hagel und Stürme die ganze Ernte ... doch diesmal ist schon alles eingefahren und das ging nur, weil du so gut mitgeholfen hast. Nochmal danke, Roc ... du hast uns mehr geholfen, als du denkst, denn nun können wir auch die Geier von der Bank früher bezahlen." Zum Dank erhielt der Schwarzhaarige einen mehr als nur zärtlichen Kuß und auch in den Augen Liams konnte man nur zu gut sehen, daß seine Dankbarkeit aus tiefstem Herzen kam.

"Du weißt, daß ich das gern gemacht habe ... und ich hoffe, ihr könnt die Schulden bald abbezahlen." Hilfe dafür bot Rocco nicht an, denn er wusste nur zu gut, daß Liam sie niemals annehmen würde. Daher half er lieber mit Arbeit, und so hatten sie die Ernte vor dem Unwetter retten können. "Bin jetzt aber auch geschafft ... und ich hoffe immer noch, du bist nicht allzu erschrocken, daß ich doch etwas kräftiger zupacken kann ?"

"Nun ... es war ein Schock, das kann ich nicht leugnen. Der Aufsatz für den Traktor wiegt gut und gerne dreihundert Kilo oder mehr - und du hast das Ding einfach aufgehoben und auch die Kartoffel- und Getreidesäcke, vier Stück auf jeder Schulter, das ist Wahnsinn. Ich schaffe gerade einmal zwei pro Schulter und keuche dabei ziemlich. Aber um ehrlich zu sein, ich bin froh, daß du so stark bist, Rocco ... denn einerseits ist es mehr als nur hilfreich auf der Farm, doch andererseits ist es schön, daß nicht mehr ich der Stärkste in der Familie bin." Auch wenn Liam gerne arbeitete und es ihm eigentlich nichts ausmachte ... es tat einfach gut, diese Verantwortung nicht mehr tragen zu müssen und einen Liebsten zu haben, der ihn übertraf.

"Ich nehme dir gern etwas ab, wenn ich es kann. Ich will für dich da sein, und auch für deine Geschwister ... ich mag sie so sehr, als wären es meine eigenen Geschwister." Rocco lächelte, dann küsste er Liam zärtlich und knipste das Licht aus. Draußen zuckten Blitze und es donnerte immer wieder, aber jetzt erschrak Rocco nicht mehr. Trotzdem war da allerdings etwas, das nicht er nicht beschreiben konnte.

Liam fühlte das aber nicht und lächelte nur, als er sich näher an den Schwarzhaarigen kuschelte und mit einem wohligen Seufzen die Augen schloß. Es dauerte auch nur wenige Herzschläge, bis er einschlief - denn die harte Arbeit den ganzen Tag über forderte einfach ihren Tribut, auch die jüngeren Geschwister schliefen schon, froh darum, daß sie schon so früh fertig geworden waren.

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Erst einige Stunden später merkte Liam auf, als er fühlte, wie Rocco sich aufrichtete ... irgendetwas stimmte nicht, denn dieser war fühlbar angespannt und jetzt bemerkte auch der Blonde, wie die Tiere immer wieder aufschrien und der Wind immer stärker gegen das Haus blies.

In Rocco klingelten die Instinkte für Gefahr, aber er wusste nicht, was es war, und als Liam nach dem Lauschen nach den Tieren fluchend auf- und rasch in die Unterhose sprang, war auch der Naga gleich aus dem Bett gesprungen. "Irgendwas stimmt nicht, hab ich recht ?" Der Wind drängte gegen die Fenster, und das ganze Haus schien schon zu ächzen.

Doch Liam verschwendete keine Zeit damit, zu antworten - er packte Rocco einfach nur und brüllte nach seinen Geschwistern, die mittlerweile auch schon aufgewacht waren. Sue schrie panisch und krallte sich an ihre Decke, während Connor und Seth laut fluchten und zu ihr ins Zimmer liefen. Auch Liam lief dorthin - doch er kam nicht weit, als ein ohrenbetäubendes Brüllen von draußen kam und die panischen Schreie der Tiere förmlich ausblendete. "Oh Gott - kommt her, schnell !!!" Noch während er rief, packte Liam seine Geschwister und drückte sie beim Türstock von Sues Zimmer auf den Boden, lehnte sich schützend über sie alle und schrie erschrocken auf, als ein riesiger Hurrikan über ihr Haus fegte und den Dachstuhl zerriß.

Jetzt wusste auch Rocco, was los war und er wusste, daß es hierzu wenig Schutz gab. Der Hurrikan riss am Dach, und in dem Moment, wo es anfing abzureißen, wandelte sich Rocco in seine Nagagestalt, ringelte sich schützend um Liam und die Geschwister und bildete so fast eine Mauer aus seinem Schlangenleib, der alle beschützte. Mit seinem Oberkörper stützte er die Trümmer ab, die vom Sturm zurückgeworfen wurden oder herabfielen.

Die jüngeren Geschwister sahen das nicht, da sie sich alle mit geschlossenen Augen aneinanderkauerten und auch Liam sehr viel der Sicht blockierte. Doch er selbst sah, was passierte und blickte mit ungläubig geweiteten Augen auf seinen Liebsten, ehe er die Augen schloß und sich ebenfalls unter dem Naga zusammenkauerte, als der Hurrikan weiterzog und weitere Trümmer auf sie herabfielen. Er konnte hören, wie die schweren Balken auf Roccos Rücken auftrafen und sich übereinanderstapelten - und er hörte auch das schmerzhafte Aufkeuchen des Nagas, doch dann hörte er nichts mehr, da das Aufheulen des Hurrikans ohrenbetäubend wurde und ein lautes Krachen zeigte, daß er gerade eben durch die Sonnenkollektoren wütete. Dann war der Sturm endlich weitergezogen und es wurde still um sie herum ... nurmehr das schwere Atmen der Geschwister und des Nagas war zu hören, das leise Knirschen der Trümmer und die vereinzelte Rufe der Tiere.

Rocco hatte seine Schmerzlaute etwas unterdrückt, denn er wollte nicht, daß Liam und die Kinder noch ängstlicher waren. "Geht’s euch gut ?" Das war das Erste, was er wissen wollte und er keuchte leise unter der Last, bevor er knurrte und mit viel Mühe die Trümmer wegdrückte, um so Liam und die Kinder zu befreien. Er selber war verletzt, hatte Schnitte und Prellungen und ganz sicher einige angebrochene Rippen, denn die Trümmer waren mit enormer Wucht auf ihn eingeprasselt.

Es dauerte noch einige Momente, bis die Geschwister reagierten ... und Sue keuchte auf, als sie den riesigen Schlangenleib um sie alle gewunden sah. Doch Liam drückte sie nur kurz an sich und blickte ebenso wie seine Brüder mit großen Augen auf den Naga, dessen kräftigen, doch blutenden Leib und die blutroten Hörner an dessen Kopf, die denen eines Ziegenbocks ähnelten, auch wenn sie nicht zur Seite, sondern eher nach hinten geschwungen waren. Als der erste Schock vorbei war, streckte Liam eine Hand aus und berührte den geschuppten, warmen Leib, der noch immer schützend um sie lag, schluckte schwer und blickte dann in die besorgten und vor Schmerz dunklen Augen Roccos. "Rocco ... ? Oh Gott, du bist verletzt ... wir ... wir müssen dich versorgen, du blutest."

Rocco schüttelte noch die restlichen Trümmerteile ab und stöhnte leise, als seine angeschlagenen Knochen knackten. Alle Menschen zuckten dabei sichtbar zusammen und er wisperte ein leises "Verzeiht ... und meine Wunden heilen von allein, seht ihr ?" In seinen Augen lag auch ein wenig Furcht, denn so hatte er sich nicht offenbaren wollen und er wusste nicht, wie die vier es aufnahmen.

"Shit - das hört sich übel an, tut das nicht weh ?" Seth schüttelte sich kurz, als er ein weiteres Mal das Knacken einer sich heilenden Rippe hörte und die beiden jüngsten Geschwister sahen fast schon entsetzt dabei zu, wie die tiefen, blutenden Wunden sichtbar abheilten, doch nicht vor Angst, sondern aus Sorge. Liam schluckte kurz, ehe er sich leicht aufrichtete und über den Körper Roccos bis zu dessem Gesicht streichelte. "Du hast uns das Leben gerettet, Roc ... aber ... aber was bist du ? Bist du ein Naga ?"

"Ich wollte es dir eigentlich schonend beibringen, aber ja, ich bin ein Naga. Ich hoffe, ihr seid nicht zu geschockt ?" So wirklich was sagen konnte Rocco nicht, denn er hatte selber einen leichten Schock bekommen. "Wir sollten erstmal raus aus dem Haus. Das Ding wackelt ganz schön, oder ich hab weiche Knie." Zwar hatte er jetzt keine Knie, aber es fühlte sich so an.

"Das Haus steht stabil, Roc ... aber du solltest dich hinsetzen, oder ... äh ... hinlegen ? Du hast Blut verloren und das Gewicht der Balken ... verdammt, wie hast du das nur schaffen können, ohne dich hätten die Trümmer uns alle erschlagen." Liam schauderte allein schon bei dem Gedanken und Sue schluchzte laut auf, ehe sie sich an Rocco warf und und sich weinend an ihm festklammerte. Seth und Connor zögerten noch, doch dann drückten auch sie ihn kurz, ehe sie ihrem ältesten Bruder Platz ließen, der den Naga in einen dankbaren Kuß zog. Erst dann betrachtete Liam ihn genauer und begann unwillkürlich dabei zu lächeln. Der Schlangenkörper Roccos verlief von den blutroten Bauchschuppen zum Rücken hin schwarz, die Stacheln am Schweifende und an den Unterarmen sowie wie die Hörner waren ebenfalls blutrot, während die Haut ein wenig weißer wirkte. Noch war es einfach zu neu für den ältesten Blonden, um zu sagen, was er fühlte ... doch nun erklärte sich so vieles und irgendwie fand er es sichtbar faszinierend, während seine Geschwister froh um die Nähe und Wärme des Schlangenleibs waren.

Rocco ließ sie auch, denn es beruhigte ihn und da Liam ihn so geküsst hatte, wusste er auch, daß der Blonde ihn nicht abstoßend fand. "Wir sollten trotzdem in den Bunker oder so, wir sind klatschnass und es regnet noch immer." Der Sturm war weg und der Regen prasselte auf sie nieder. Noch immer sorgte sich der Naga, denn Liams Familie war auch seine Familie.

Erst jetzt bemerkte der älteste Blonde, daß der Regen durch die Trümmer des Dachstuhls sickerte und fluchte laut dabei auf. "Verdammt - wir müssen die Abdeckplanen vom Dachbau holen und alles abdecken. Seth, Connor - ihr holt die Planen und die Nagelpistolen, Sue, du schnappst dir Kleidung für uns alle und auch etwas zu essen, bringst es in den Bunker und wartest dort auf uns." Die Jüngeren nickten nur und lösten sich langsam, standen auf und schluckten schwer, als sie über die Trümmer kletterten und sich ihren Aufgaben widmeten. Zum Glück war die Treppe noch einigermaßen frei und es war Sue auch möglich, ihnen Kleidung aus den zerstörten Schlafzimmern zu holen. Nun, da seine Geschwister weg waren, blickte Liam ein wenig unsicher zu dem Naga und schluckte schwer ... doch dann riß er sich zusammen und warf sich auf ihn, drückte ihn fest an sich und vergrub leise weinend das Gesicht in Roccos Nacken, als alles aus ihm herausbrach. Die Angst, durch den Hurrikan nicht nur seine Geschwister zu verlieren, sondern auch Rocco ... die Angst, selber zu sterben und die Erleichterung, daß es nicht passiert war, hatten ihn fast erdrückt und daß sie alle noch lebten, ließ ihn heftig zittern. Die Tatsache, daß Rocco in Wirklichkeit ein Naga war, rückte im Moment in weite Ferne - nur die Tatsache, daß dies ihnen allen das Leben gerettet hatte, war im Moment wirklich wichtig. Das, und auch, daß er ihn noch immer liebte.

Liam quetschte richtig und Rocco war froh, daß seine Wunden schon so gut wie verheilt waren. "Schon gut, es wird alles wieder gut werden." wisperte er zu ihm, und seine Arme hielten ihn zärtlich und gaben ihm Halt. Erst, als Liam sich ein wenig beruhigt hatte und Rocco die Brüder hörte, ließ er ihn los und küsste ihn zärtlich. "Ich werde dich immer beschützen. Und auch deine Geschwister."

Der Blonde nickte nur und atmete tief durch - dann küßte er ihn kurz zurück und wischte sich die Tränen ab, ehe er ein wenig schief lächelte. "Wir reden nachher, Okay ? Und danke." Dann stand Liam auf und strahlte wieder die Sicherheit und Ruhe aus, die man von ihm gewohnt war, nahm seinen Brüdern die schweren Folienrollen ab und reichte sie an Rocco weiter. "Sie müssen auf die Reste vom Dachstuhl, damit wir sie mit den Nagelpistolen festnageln können, so läuft das Wasser an den Seiten ab."

Rocco nickte, und folgte den Anweisungen. Durch seinen Schlangenleib konnte er gut helfen, und nach einiger Zeit hatten sie das Dach soweit abgedichtet, daß nicht alles, was noch übriggeblieben, war vom Regen zerstört wurde. Als sie schließlich in den Bunker kamen, wehte ihnen ein herrlicher Geruch von Essen entgegen, das Sue auf dem Gaskocher zubereitet hatte. Man sah ihr an, daß sie sich so ablenkte, denn sie war immer noch recht blass von dem Schreck. "Das riecht herrlich." murmelte Rocco und ringelte sich so gut es ging ein, damit er nicht zuviel Platz wegnahm. "Soll ich mich lieber zurückwandeln ?"

Ihm antwortete ein kollektives Kopfschütteln und die beiden Jüngsten kamen sofort zu Rocco, kletterten auf dessen Schlangeleib und kuschelten sich eng an ihn heran. Seth kam nur zu ihm und drückte den Naga kurz an sich, murmelte ein "Bleib ruhig so." und löste sich wieder, um dann das Gulasch auf dem Gaskocher umzurühren. Liam seufzte leise und kam ebenso zu Rocco, setzte sich neben ihn und lächelte ein wenig verlegen. "Seth hat recht ... bleib ruhig so. Ist zwar ungewohnt, aber wir leben nur, weil du bist, was du bist."

"Okay ... und ich bin auch froh, daß ich bin, was ich bin." Rocco wollte gar nicht dran denken und lächelte, weil die Kleinen sich so an ihn kuschelten. Seth spielte den großen Jungen, aber Rocco war sicher, daß er sich nach dem Essen auch noch ankuschelte. "Ich denke, wir warten die Nacht ab und sehen dann Morgen weiter."

Liam nickte nur und seufzte leise, ehe er sich über das Gesicht strich und nachdachte. Er konnte nicht verhindern, daß man ihm seine Sorgen ansah ... und schließlich seufzte er ein weiteres Mal und stand auf, ging zu der Kommode an der Seite und zog die oberste Schublade auf, um ein wenig darin zu wühlen. Erst danach nahm er einen der Ordner von dem Regal darüber und setzte sich mit allem an den kleinen Tisch, schnappte sich von der Seite noch einen Bleistift und einen Block, schlug den Ordner auf und begann, dies und das aufzuschreiben. Sue seufzte leise, als sie das sah und senkte den Blick, ehe sie aufstand und wieder nach dem Essen sah, während Connor und Seth sich anzogen und noch einmal rausgingen, um nach den Tieren zu sehen. Sie alle wußten, daß Liam nun Ruhe brauchte und Sue stellte das Kochfeuer aus, folgte ihren Brüdern und hoffte, daß es nicht zu lange dauernn würde.

Rocco runzelte kurz die Stirn und kam zu seinem Liebsten geschlängelt. "Was ist los ? Was schreibst du da jetzt ?" Es kam ihm seltsam vor und er hoffte, daß Liam mit ihm darüber sprach.

"Hm ?" Im ersten Moment hatte der Blonde ganz vergessen, daß Rocco noch da war und seufzte, ehe er sich die nassen Haare aus der Stirn strich und für einen Moment die Augen schloß. Es fiel ihm schwer, zu antworten ... doch schließlich blickte er wieder zu dem Naga auf, denn er war so erzogen worden, daß man alles mit seinem Gefährten teilte. "Ich habe auf dem College BWL belegt, damit ich besser bei diesen Dingen durchblicke - Pops und Mom wußten nicht so viel und haben sich in vielen Dingen reinlegen lassen. Es war schon schwer genug, die Geier von der Bank davon abzuhalten, die Farm zu pfänden, als unsere Eltern starben ... ohne unsere Tante wäre es nie gegangen. Sobald ich volljährig war, ging das Sorgerecht für meine Geschwister und auch die Verantwortung für die Farm auf mich über und wir gaben uns immer alle Mühe, so viel wie nur irgendmöglich zu erwirtschaften, damit wir den Kredit schneller abbezahlen können. Im Vertrag ist nämlich eine Klausel - wenn wir auch nur einmal in Verzug geraten und nicht innerhalb einer Woche zahlen, wird unser gesamter Besitz gepfändet." Man sah Liam nur zu deutlich an, wie sehr ihn dieser Gedanke belastete ... doch dann riß er sich wieder zusammen und nickte auf den Ordner, die Sparbücher und die Listen. "Ich rechne gerade aus, wieviel uns die schon eingefahrene Ernte bringen wird ... wie hoch der Schaden am Haus und den Feldern ist, kann ich leider erst Morgen sehen. Eigentlich hätte die Ernte uns bis zum Winter über Wasser halten können und dann wäre der Verkauf der Fleischkühe gewesen, der die Raten bis zum Frühsommer sichert - doch jetzt brauchen wir bestimmt die Hälfte des Geldes, um alles wieder aufzubauen und ich rechne gerade aus, wie hoch der Spielraum ist."

Daß es so schlimm war, hatte Rocco ganz sicher nicht erwartet und er überlegte einen Moment, ehe er den Ordner zuklappte. "Vergiss das ... das macht die Familie, klar ? Wir sind Gefährten ... also, das hoffe ich ... ich will dich nicht mehr hergeben und hoffe, du liebst mich auch so, wie ich bin, als Naga ?"

"Natürlich tue ich das - wenn ich dich jetzt fallenlassen würde, würden sich meine Eltern im Grab umdrehen. Ich liebe dich doch nicht deshalb, weil du ein Mensch mit zwei Beinen bist - auch wenn ich diesen Körper verdammt gern habe. Aber in diesem Schlangenleib steckt noch der gleiche Kerl wie vorher, und das ist es, in das ich mich verliebt habe, Rocco. Außerdem ... ich ... ich glaube, mir gefällt das jetzt auch. Es ist sehr ungewohnt, doch irgendwie schön - und der Grund, wieso wir alle noch leben. Was wäre ich für ein Mensch, wenn ich dich jetzt fallenlasse ? Und was meinst du damit ... das macht die Familie ?" Während er sprach, war Liam aufgestanden und kam zu Rocco, blickte zu dem etwas Größeren auf und war sichtlich unsicher - denn einerseits war das mit der Familie eine sehr vage Formulierung, doch andererseits war der Ausdruck 'Gefährten' mehr als nur deutlich und der Blonde war sich nicht sicher, ob das nun ein Heiratsantrag gewesen war.

Aber das war es irgendwie, und Rocco tat es nun so, daß Liam es auch wirklich verstand. "Willst du mein Mann werden ? Ich liebe dich, ich habe so lange vergeblich gesucht, und dich gefunden. Ich würde mir nichts sehnlicher wünschen, als mein Leben mit dir zu verbringen." Rocco strahlte richtig und doch war da ja noch was. "Allerdings ... meine ganze Familie sind Nagas, und du würdest vielleicht auch einer werden. Aber nur, wenn du möchtest." Langsam plapperte Rocco wieder und er hatte Mühe, nicht nur Unsinn zusammenzureden.

Doch das war für den Blonden ein Zeichen, daß der Naga es wirklich ernst meinte - denn er verhielt sich nur dann so. Sicherlich war es ziemlich heftig, das zu hören ... doch irgendwie hatte Liam es sich schon gedacht und seufzte nur leise, ehe er sich wieder an den Naga schmiegte und die Augen schloß. "Das erklärt so vieles ... und ich kann mir denken, daß du nie eine Mutter hattest, nicht wahr ? In all den Legenden ist immer nur von Männern die Rede und das, was du mir damals erzählt hast, ist auch keine Legende, oder ? Zumindest siehst du genauso aus wie die auf dem Foto von dem Wandbild, das du mir gezeigt hast. Aber ... solltest du dann nicht so ein schlankes Federchen heiraten ? Geht das mit mir überhaupt ? Und ja, bevor du frägst ... ich will bei dir bleiben, ich bin so erzogen, daß ich nicht rumspringe wie die Städter, sondern mit Demjenigen, den ich liebe, auch mein Leben verbringe."

"Ja, die Legenden sind Wirklichkeit. Meine Väter waren Forscher, die durch Zufall gewandelt wurden, und ich bin der erste Geborene seit vielen Jahren. Und du wirst, wenn du ein Naga werden willst - und das müsstest du, um für immer mit mir zusammen zu sein - ein Federnaga werden. Du bist vielleicht nicht schlank, aber du bist so sanft und einfühlsam wie ein Federchen. Willst du mein Federchen sein ?" Die letzten Worte waren nun endlich der offizielle Antrag von Rocco, und seine Augen erflehten, daß Liam ja sagte.

Nun doch sichtbar überfahren, brauchte Liam einen Moment, um das alles zu verarbeiten ... und selbst dann war es noch zuviel und er seufzte leise, ehe er zu dem großen Naga aufblickte und mit einem leichten Lächeln bemerkte, daß Rocco so ein wenig größer war als zuvor und nun eine Handbreit breiter als der Blonde. "Du bist größer in diesem Körper ... nicht viel, doch es macht etwas aus. Es ist noch alles so viel und ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob ich das alles schon verarbeitet und verstanden habe. Wir sollten erst einmal schlafen und morgen ausführlicher reden, ja ? Aber ich kann dir jetzt schon sagen, daß ich bei dir bleiben möchte, egal, was ich dafür tun muß. Ich kenne das noch von meinen Eltern - Mom kam aus der Stadt und hatte keine Ahnung vom Landleben, doch sie liebte Pops und folgte ihm hierher, lernte, was nötig war und die beiden waren glücklich hier. Wenn ich das tun muß, um bei dir bleiben zu können, dann tue ich es auch, Rocco ... daran darfst du niemals zweifeln. Aber mir wäre schon lieber, wenn ich ein wenig mehr erfahren könnte und weiß, auf was ich mich einlasse, Okay ?"

"Ja, sicher ... ich werde dir alles erzählen und ich bin glücklich, daß du bei mir bleiben willst." Roccos Augen strahlten vor Glück, aber dann drehte er sich um und horchte auf die Kinder, die gerade wiederkamen. Jetzt war das heiße Essen angesagt, und vorher noch trockene Kleidung. "Ihr könnt dann bei mir schlafen."

Die Jüngeren lächelten erleichtert und nickten, ehe sie sich kurz in einer Waschschüssel abwuschen und dann in frische Kleidung schlüpften, während Liam noch ein leises "Danke." in das Ohr des Nagas wisperte. Danach schöpfte ihnen Sue das Gulasch in einfache Schüsseln und sie aßen, ehe Liam und Seth zwei der Betten zusammenschoben, damit Rocco sich darauflegen konnte. Sie waren alle hundemüde und nahmen nur je eine Decke, ehe sie sich an den warmen Schlangenleib kuschelten und schnell einschliefen. Der morgige Tag würde noch anstrengend genug werden - und so konnten sie wenigstens noch ein wenig Schlaf tanken.

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