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“The Depths of Love: Eliot und Biagio” 02
 

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"Ach du Kacke !" murmelte Eliot, als er vom Strand aus das ziemlich große Schiff beobachtete, das gerade Anker legte. Es war so groß, daß man es sogar von der Entfernung aus sehen konnte. Etwa zehn Minuten später sah man, wie ein kleines Boot auf die Insel zugeprescht kam, etwa vier Leute saßen darin. Sie hatten irgendwie Dschungelklamotten an. Eliots Oma tauchte auf und setzte sich zu ihm auf die Stufen. "Forscher...unsere kleine Insel wird berühmt werden, wenn wir Pech haben." murmelte sie und Eliot seufzte. Unterdessen legte das kleine Boot an, die zwei Forscher stiegen aus, die anderen zwei Männern arbeiteten auf dem Schiff und besorgten auch gleich etwas Obst. "Kann uns wer sagen, wo der junge Mann ist, der bei dem Vorfall, der vor einem Monat stattgefunden hatte, dabei war ?" fragte der blonde Mann mittleren Alters. Sofort zeigten die Umstehenden auf die Hütte, vor der Eliot und seine Oma saßen. "Eliot Enoki...da drüben." Der Blick des Blonden folgte der gezeigten Richtung und er nickte. "Dann wollen wir uns mal mit dem Jungen unterhalten, Hm ?" fragte der seinen Kollegen und lächelte.

Kurzentschlossen und mit einem Nicken strich sich der Braunhaarige durch die kurzen Haare und seufze - ging seinem Kollegen dann vor und grüßte sowohl die alte Frau wie auch den jungen Mann, ehe er sofort zur Sache kam. "Bist du Eliot Enoki, der vor einem Monat in den Taucherunfall beim Riff verwickelt war ? Ich bin Sergeant Miller und dafür eingeteilt worden, diesen Vorfall näher zu untersuchen, denn es soll dabei auch ein Riesenfeuerfisch beteiligt gewesen sein laut den Fotos und Untersuchungen."

Beide hatten den selben, etwas verdatterten Blick drauf. Eljiot und seine Oma. "Jap, ich war dabei, hab aber nicht viel gesehen. Ich war im Boot und die Idioten waren etwas weiter weg. ...Haben Korallen geklaut, ich wette, der Eine hat sich dabei in Finger geschnitten und ein Hai angelockt und der Andere is in der Panik an ein Feuerfisch gekommen." Eliot hatte es noch nicht für nötig gehalten aufzustehen und ordentlich guten Tag zu sagen, er wurde aber mit einem Hieb in die Rippen daran erinnert und stand auf. "Jap, ich bin Eliot Enoki... Freut mich." Brummelte er und warf seiner Oma einen verhassten Blick zu. Der Blonde schmunzelte und nahm dessen Hand an. "Ich bin Henry Diggery... Ich wollte dem Riesenfeuerfisch nachgehen... erstaunliche Sache, wirklich." Der Junge musterte beide Männer etwas skeptisch, man sah ihm an, was er von den Männern hielt. "Ich weiß nix von nem Riesenfeuerfisch."

Bis jetzt hatte der Sergeant sich zurückgehalten, doch jetzt trat er wieder vor - holte aus seiner Jackentasche einen Umschlag, auf dem unübersehbar ein großer, roter Stempel mit der Aufschrift 'classified' prangte und entnahm daraus zwei Fotos und einen Laborbericht. "Es gibt hier zuviele Ungereimtheiten, Eliot - auch wenn du nichts gesehen hast, brauchen wir deine Hilfe, damit du uns zu dem Riff bringst, an dem dies geschah. Der Stachel, der in der Leiche steckte, war etwa zweihundertmal größer als der eines gewöhnlichen Rotfeuerfisches - und es war nur die abgebrochene Spitze. Das Gift, das wir in der Leiche fanden, gab unserem Labor sogar noch ein größeres Rätsel auf, denn es gleicht zwar dem des Rotfeuerfisches, doch die Dosis war so groß, daß es ebenfalls die Annahme zuläßt, daß dies ein vielfach größeres Exemplar ist. Das Erstaunlichste allerdings ist eine Abweichung des Giftes, eine Art ... Verzögerung. Normalerweise tötet das Gift innerhalb einer sehr kurzen Zeitspanne, doch bei dieser Menge müßte es innerhalb eines Herzschlages zum Tod geführt haben. Der Mann ist nach den Angaben seiner Mittaucher allerdings erst nach mehreren Minuten und unter größten Schmerzen gestorben, das bestätigen auch die Hormonwerte. Deshalb bin ich hier - dieses Tier, sollte es existieren, stellt eine Gefahr dar, die wir eliminieren müssen. Im besten Fall durch das Fangen des Tieres - notfalls mit Gewalt, denn dieses Gift ist zu gefährlich, wenn es in die Hände von Terroristen fallen sollte." Bei seinen Worten hatte er die Fotos und den Bericht Eliot gegeben - setzte noch ein "Ich erwarte deine völlige Cooperation, schon allein wegen der Sicherheit der Leute hier." nach und trat wieder einen Schritt zurück, damit den Gesprächsfaden wieder dem zivilen Meeresbiologen überlassend.

Eliot blätterte den Bericht kurz durch, der blonde Meeresbiologe redete derweil weiter auf ihn ein. "Wir tun dem Tier natürlich nichts. Ich denke, es wird eh schon einige Menschen geben, die ihn töten wollen...Trophäe, sie verstehen sicher." Eliot nickte und gab die Unterlagen zurück. Dann mischte sich seine Oma mit ein. "Alohana können sie nicht fangen, er ist der Geist dieses Riffs. Beschützt es und wir ehren ihn... Ein wundervolles Wesen. Halb Mensch, halb Feuerfisch, mit einer Haut, hell wie Perlen und Augen, Blau wie das Wasser....das Haar ist Schwarz wie die Nacht...Er wird sich nicht fangen lassen...Alohana ist klug, wird sich verbergen." Die Oma steigerte sich fast in ein Schwärmen hinein und bei Eliot fiel der Groschen. Hatte Alohana ihn womöglich gerettet... und war er der Mann gewesen.. der mit den blauen Augen ?

Bei den Worten der Alten hob sich eine der Brauen des Offiziers und ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Züge - dann schüttelte er nur ungläubig den Kopf und sah kurz zu seinem Kollegen, ehe er freundlich zu der Frau sprach. "Ah ... meine Dame, auch wenn ihre Legenden so lauten, es gibt keine Meermenschen. Ich denke, ihre Vorfahren haben solch einen Riesenfeuerfisch gesehen und ihn dann verherrlicht - viele Legenden gehen auf solche Begegnungen zurück. Wir wollen nur diese Spezies finden und untersuchen - den Riffen wird nichts geschehen und auch die Inseln hier werden nicht behelligt werden, die Öffentlichkeit ist hiervon ausgeschlossen. Deshalb möchte ich sie auch bitten, Niemand etwas davon zu sagen, Miss - zu ihrem eigenen Besten."

"Pha...von mir aus." grollte die Alte. Eliot verstand den Wink auch, obwohl er eher seiner Oma glaubte. Er sah ihr kurz nach, dann wurde er durch ein Räuspern auf den blonden Mann aufmerksam. "Wir werden dich auch bezahlen für deine Hilfe, das ist selbstverständlich. ...Du bringst uns zu den Riff und hast ein kleines Mitsprachrecht." Eliot wägte das Ganze ab und nickte. "Okay, Deal." Er schlug in die Hand des Blonden ein, mit dem Heini vom Militär konnte er eh nichts anfangen. "Wann soll's losgehen ?" fragte er und hoffte, erst Morgen.

"Sofort - leider, ich habe strikte Order, dich gleich mitzunehmen." Erneut übernahm der Offizier das Gespräch und nickte zum Pier, an dem das Boot wartete - lächelte kurz und fügte noch ein "Pack schnell ein paar Sachen ein, ich hoffe, daß wir nicht lange brauchen werden." hinzu und nahm damit den ersten Worten ein wenig die Schärfe, zeigte, daß er zwar seine Pflicht erfüllte doch noch immer ein wenig menschlich geblieben war.

So war ihm der Braunhaarige schon sympathischer und Eliot bemerkte den liebevollen Blick, den der Blonde ihm zuwarf. "Okay... ich komme gleich.....ach so, haben sie Cola an Bord ?" Der Blonde lachte und nickte. "Selbstverständlich." Es amüsierte ihn ein wenig, der Junge war ihm sehr sympathisch. "Okay.." murmelte Eliot noch und huschte dann in die Hütte. Er stopfte sich zwei Shorts und ein Shirt in einen Beutel und auch noch ein Tuch und das war's dann schon. "Bis bald Oma...und keine Angst, ich verrate Alohana nicht... Er hat mich schließlich gerettet." wisperte er seiner Oma zu und gab ihr noch ein Küsschen, bevor er sich den Beutel über die Schulter warf und aus der Hütte ging.

Sergeant Miller hatte nur kurz zu dem anderen Forscher geblickt und ein leises, etwas verwundertes "Cola ?" gewispert - seufzte schließlich nur und nickte, als der junge Insulaner mit seinem Beutel rauskam. "Okay, einfach nur folgen." Ohne ein weiteres Wort drehte der Braunhaarige sich um und ging ihnen vor - wartete beim Boot, bis der blonde Forscher und Eliot eingestiegen waren, ehe er selber zustieg und dem Soldaten am Steuer befahl, zum Mutterschiff zurückzufahren. Dort angekommen, stieg Miller sofort hoch und brachte sie zu seinem Vorgesetzten - salutierte und meldete, daß Eliot an Bord sei und seine Mitarbeit zugesichert hätte und sie bereit wären, sofort abzulegen.

Eliot und der Blonde kamen einige Momente später nach, dann zeigte er auf der Karte die Stelle, wo es passiert war. "Da war es." Mehr sagte er nicht, er sah, daß dieses Schiff Radar und Echolot hatte, sie würden sicher gut durch die Riffe kommen. Mit dem Henry sprach er kurz, dann suchte er sich auf Deck einen Platz zum Schlafen, weil er nicht in soner muffigen, kleinen Koje schlafen wollte. Für die Fahrt machte er es sich gemütlich und er hatte von Henry sogar eine Cola bekommen. "Seltsamer Junge." murmelte der Blonde und lächelte Miller sanft zu.

Dieser war ihm nachgekommen und nickte einfach nur ... sein Dienst war jetzt zu Ende und er hatte jetzt frei, sah sich kurz um und kam dann nahe zu dem Blonden und wisperte leise in dessen Ohr, während er den Arm um ihn legte. "Ein wenig komisch, ja - aber das wärst du auch, wenn deine Oma dich mit einem solchen Mist vollgestopft hätte. Meermänner ... halber Feuerfisch. Man könnte direkt meinen, die alte Dame wäre in dieses Hirngespinst verliebt, so, wie sie geschwärmt hat. Vor Allem ... das, was sie sagte, bereitet mir Kopfzerbrechen. Sie hat einen Europäer beschrieben, blaue Augen und helle Haut. Nicht, daß die Russen schon hier waren und sich die Insulaner mit einer Verkleidung vom Leib halten, Henry. Hm ... ach was, ich und meine Paranoia, Hm ?"

"Ach Dan... in jedem Volk gibt es solche Legenden, lass sie glauben, was sie wollen, es gehört zu ihren Sitten.. Unsere Kinder glauben ja auch an den Weihnachtsmann und den Osterhasen." Henry kuschelte sich ein wenig an seinen Liebsten. Sie Beide waren verheiratet, das wusste Jeder auf dem Schiff, ansonsten wirkten sie als eingespieltes Team. "Die Meere sind noch kaum erforscht, es gibt so vieles, was es zu entdecken gibt." Eliot beobachtete die Beiden von seinem Platz aus, er hatte sich wohl doch geirrt in Dan. Langsam aber sicher erkannte er die Gegend, es war zwar alles Wasser um sie herum, aber Eliot lebte hier und wusste, daß sie bald da waren.

Ein leises "Das weiß ich auch, Henry...." wispernd, seufzte der Offizier und auch er ließ den Blick über das Wasser schweifen, als er den Schlankeren näher an sich zog - küßte ihn sacht auf die Wange und nickte schließlich auf das Wasser, als er leise weitersprach, den jungen Insulaner in ihrer Nähe nicht bemerkend. "Genau das ist es ja, was mir Sorgen macht .... daß es so vieles gibt, das noch nicht erforscht ist. Allein die Tatsache, daß es leichter ist, auf dem Mond eine Basis zu errichten, als eine Stadt in der Tiefsee - mir raucht der Kopf, wenn ich nur daran denke. All die Legenden über Riesenkraken, Wale, Meermenschen und so - du weißt so gut wie ich, daß in den Meeren mehr Geheimnisse stecken als in den Urwäldern. Hier könnten Arzneien lagern, die Krankheiten heilen, aber genausogut Gifte, die tödlicher sind als alles Andere. Einige der tödlichsten Gifte, die wir kennen, stammen von Meerestieren - Quallen, Schnecken, Feuerfische, Anemonen ... die Liste ist endlos. Und wir entdecken immer wieder Neues. Weißt du, was mir am meisten Angst macht ? Dieses Gift in der Leiche. Ich habe Heute den Bericht bekommen von unserem Labor: Sie haben es isoliert und versucht, ein Gegengift zu schaffen - und sind gescheitert. Es ist eindeutig von einem Feuerfisch, spricht genauso auf die Tests an, aber es ist genetisch nicht .... richtig. Geringfügig anders - und deshalb ist es völlig unmöglich, ein Gegengift zu schaffen. Die Chemiker haben sowas bisher noch nicht gesehen, was, wenn das eine Züchtung ist, die entkam ? Auch wenn das ein Tier ist, es ist gefährlich .... und darf niemals als Waffe mißbraucht werden. Ich hoffe nur, wir finden es und können es in eines der Aquarien bringen, dann ist die Gefahr gebannt." Dann verstummte der Braunhaarige, als ein Befehl von der Commandobrücke erklang und die Maschinen stoppten - fast sofort wurden die schweren Anker zu Wasser gelassen und hielten das Schiff an Ort und Stelle, weit genug entfernt von den Riffen, daß sie nicht Gefahr liefen, zu kollidieren. Etwas von ihnen entfernt schreckte Biagio aus seinem Schlaf, als er das laute Auftreffen der Anker vernahm - fletschte kurz die Fänge und entfaltete seine Flossen, als er geschmeidig durch den langen Zugang zu seiner Grotte schwamm und dann versteckt durch die Klippen das Schiff beobachtete, das in der Nähe geankert hatte. Erneut fletschte er seine Fänge und nickte schließlich - schloß die Augen und stieß einen hohen Schrei aus, der dem eines Wales ähnelte, rief die in der Nähe schwimmenden, harmlosen Haie und auch Delphine, mit einem weiteren Schrei auch ein paar gefährliche Haie und ließ sie unter dem Schiff und um die Riffe kreisen, um Sonar und Echolot zu verwirren. Ein besonders großer Hai schwamm sogar zu den außen liegenden Teilen der Sonare und biß sie ab - tat dies auch bei den Echoloten und schwamm zu dem Riff, um sich von Biagio die Metallreste aus den Zähnen holen zu lassen und ein paar Streicheleinheiten zu erhalten, die ihm der Werfeuerfisch auch willig gab.

Eliot grinste, es brach auf dem Schiff eine regelrechte Panik aus und die konnte er jetzt nutzen. Langsam stand er auf und ging zur Reling, er sah durch die Scheinwerfer, die ins Wasser zielten, daß es eigentlich nur Delphine und harmlose Haie, waren die ab und an auftauchten. Henry sah zu dem Jungen herüber und wurde kreidebleich, als er sah, was Eliot tat, denn der sprang jauchzend ins Wasser und tauchte unter. Henry spurtete zu der Stelle an der Reling und leuchtete mit einem der Scheinwerfer zu dem Wasser, das noch durch den Sprung leicht sprudelte. "Eliot !!!" Eliot hörte aber nicht, er hatte die Rückenflosse eines Delphins gegriffen und ließ sich durch das Wasser ziehen.

Inzwischen hatte Biagio dem riesigen Hai aufgetragen, sich kurz bei den Soldaten zu zeigen, damit diese sahen, daß er die Geräte zerstört hätte und sie ihnen vor die Füße spucken sollte - die anderen, gefährlichen Haie waren schon wieder weggeschwommen und auch der Große folgte nach erledigtem Auftrag, verschwand in den Tiefen und suchte nach anderer Beute. Die Delphine allerdings schnatterten und der Eine, der den Insulaner zog, fragte, was er tun sollte - einen Moment lang spielte der Werfeuerfisch mit dem Gedanken, ihn wegzuschicken, doch dann gab er ihm den Befehl, Eliot zum Riff zu bringen. Fasziniert betrachtete Biagio das helle Licht der Scheinwerfer, das sein kleines Reich in ein wunderschönes, fast unirdisches Licht tauchte ... tiefblau umspielte das Wasser die weißen, weichen Lichtkegel und sowohl Korallen wie auch Fische, leuchtendbunt im Tageslicht, schimmerten nun in sanften Blau- und Weißtönen.

Eliot ließ sich ziehen, er hatte das Gefühl, der Delphin wusste, wohin er sollte und als sie um das Schiff herum waren, holte er Luft und der Delphin zog in tiefer unter Wasser. Erleuchtet von den Strahlern oben entdeckte er Biagio in einer Nische zwischen den Korallen, er sah wirklich beeindruckend aus, das schwarze Haar umwehte ihn wie ein Schleier, die Augen stechend Blau und der Schweif war fast beängstigend schön. Eliot lächelte ihn an, damit er verstand, daß er nichts Böses wollte.

Ein leichter Wink des Werfeuerfisches genügte und der Delphin brachte den jungen Menschen näher ... schüttelte ihn schließlich kurz vor dem Riff sanft ab und verschwand wieder, um die Beiden allein zu lassen. Langsam löste sich Biagio von dem schützenden Riff und kam näher ... betrachtete den jungen Mann, der sich furchtlos und voller Vertrauen näherte, lächelte schließlich zögernd und mit einer leichten Bewegung des langen Schweifes war er bei ihm, so daß die durchscheinenden, weichen Flossen die harten Muskeln Eliots striffen. "Was tust du hier ?" Völlig klar wehten die leisen Worte durch das Wasser zu dem Insulaner ... es war kein Vorwurf, sondern eine leise Frage, denn ihn hatte Biagio nicht bei den Soldaten auf dem Schiff erwartet.

Eliot hörte die Worte, er jedoch konnte nicht antworten. Allein die wenigen Worten bestätigten dem jungen Insulaner, daß er den Mann vor sich hatte, der auf seine Hütte geblickt hatte. Mit einem Lächeln zeigte er nach oben, um Biagio zu verstehen zu geben, daß er auftauchten sollte. Eliot schwamm dann gleich nach oben und wartete, einen Blick auf das Schiff habend, und von weitem konnte er die Stimme von Henry hören, der noch immer nach ihm rief.

Der Blauäugige war ihm sofort nachgefolgt und atmete auf dem Weg nach oben das Wasser aus seinen Lungen - durchbrach behutsam die Oberfläche und sog die Luft in die Lungen, gewöhnte sich einen Moment lang daran und wisperte schließlich leise zu dem Größeren. "Ruf nach ihm und sag ihm, daß du gleich wiederkommst - er wird noch Aufmerksamkeit auf sich ziehen." Noch während er sprach, breitete er ein wenig die weichen Flossen aus, um ruhig im Wasser schweben zu können ... streifte dabei wieder den Insulaner und sah ein wenig verwundert zu ihm, da dieses Gefühl so unbekannt und doch angenehm war.

Eljot empfand das Streichen als leises Kitzeln, er sah zu Henry und rief ihm dann zu, daß er okay sei und gleich wiederkomme...und daß er sich keine Sorgen machen solle. Es schien zu wirken und doch sah der Junge den Scheinwerfer auf sie zukommen. Er wusste es nicht besser und tunkte Biagio einfach unter, damit er nicht gesehen werden würde. Mit der anderen Hand winkte er Henry zu, der etwas hilflos wirkte, was Eljot nicht sah, weil er Scheinwerfer ihn blendete. Dann erlosch der Scheinwerfer und der junge Dunkelhäutige schnaufte erleichtert auf.

Der Blauäugige verstand sofort und mit einer weichen Bewegung unterstützte er das Bemühen des Insulaners und tauchte ... schwamm eng um ihn herum und kam hinter ihm wieder aus dem Wasser, so daß der breitere Körper ihn verdeckte und wisperte leise in dessen Ohr. "Er sieht uns nicht mehr ... und sie können uns nicht mehr hören, die Haie haben ihre Sonare und das Radar zerstört. Warum bist du ins Wasser gesprungen ? Ich hatte die Haie weggeschickt, doch es ist trotzdem nicht sicher hier ...."

Eljot drehte sich herum und lächelte fast versonnen. "Ich wollte ein wenig schwimmen... Mit den Delphinen...vor Haien habe ich keine Angst, wenn man ruhig schwimmt und nicht blutet, greifen sie einen nicht an...aber ich denk, das weißt du. Nebenbei hab ich gehofft, daß ich dich finde, oder du mich."

"Wieso willst du mich finden ?!" Fast sofort änderte sich das Verhalten Biagios und sein altes Mißtrauen kam wieder raus ... unwillkürlich entfernte er sich ein wenig von dem Insulaner und seine Stacheln richteten sich auf, begannen, die weichen, durchscheinenden Flossen zu spannen und ihn sowohl größer, als auch wesentlich gefärlicher aussehen zu lassen.

Der junge Mensch wich nicht zurück, er fand es ehrlich gesagt beeindruckend, doch das erzählte er besser nicht. "Wegen denen da." Er blickte kurz zu dem Schiff herüber. "Das sind Meeresbiologen, die zusammen mit dem Militär arbeiten. ...Und rate mal, was sie suchen ? .....Einen Riesenrotfeuerfisch." Erzählte er leise und sah wieder zu Biagio. "Ich hab sie hergeführt. Aber nur, damit sie nichts finden, deswegen hab ich gehofft, daß ich dich finde und warnen kann." Erklärte er leise und ruhig weiter. "Ich soll ihnen die Stelle zeigen, wo du die Korallenräuber angegriffen hast....Sie wollen den Riesenfeuerfisch fangen und in ein Aquarium stecken...Also dich, aber das werd ich nicht zulassen, Alohana."

Langsam beruhigte der Schlankere sich wieder und sah zu dem Schiff, das noch immer mit den Scheinwerfern die Wasseroberfläche absuchte ... dann verengten sich die tiefblauen Augen Biagios, als einige Taucher ins Wasser sprangen, um den Schaden am Schiff zu begutachten, doch sie blieben beim Schiff und so wandte er sich wieder dem jungen Insulaner zu. "Ein sehr alter Name, den dein Volk schon meinem Vorgänger gab. Ich kenne die Aquarien der Menschen ... ihre Zoos. Ein verzweifelter Versuch, Arten zu retten und ihnen einen Lebensraum zu geben aber auch, um den anderen Menschen zu zeigen, wie diese Tiere aussehen. Früher waren diese Zoos schlecht, eine Qual für die Tiere ... mittlerweile sind sie sogar annehmbar. Gäbe es wirklich einen Riesenfeuerfisch, so wäre es vielleicht sogar nicht schlecht, wenn er in eines der neuen, riesigen Aquarien käme, denn dort könnte man ihn nicht jagen. Doch es gibt sie nicht, meine kleinen Brüder werden nicht größer als mein Unterarm. Es gibt nur mich ..." Leise seufzend, schloß er kurz seine Augen und kam dann langsam wieder näher - berührte Eliot an der Brust und betrachtete ihn, ehe er ihn leise fragte. "Wie heißt du ? Und wie willst du mir helfen ? Du kannst mir nicht helfen, wenn sie mit ihren Tauchgeräten kommen und meine Höhle entdecken ..."

"Sie wollen dich...sie denken, du bist dieser Riesenrotfeuerfisch....mein Name ist Eliot Enoki. Und helfen kann ich schon, ich kann sie von deiner Höhle weglocken. Ich bin sicher, sie geben mir auch so ein Gerät, wenn ich weiß, wo die Höhle ist, dann weiß ich, wo ich sie nicht hinführen darf. ...Du kannst mir vertrauen, du hast mein Leben gerettet, Alohana... Ich steh in deiner Schuld." Eliot lächelte zaghaft, als Biagio ihn an der Brust berührte, vorsichtig hob er seine Hand und berührte ihn ebenso sacht an dessen Brust. "Ich bin mit dem alten Glauben aufgewachsen und glaube fest daran, deswegen gehe ich nicht weg von den Inseln zu den großen Städten."

Bei der Berührung zuckte der Schlankere kurz zusammen und wich instinktiv wieder ein wenig zurück - doch dann beruhigte er sich wieder und kam näher, genoß es sichtlich und wisperte schließlich leise. "Ich bin aber kein Gott, Eliot. Ich war einmal ein Mensch wie du, der mit einem der Schiffe hierherkam. Seit Damals bin ich ein Werwesen, lebe hier und schütze, was ich erbte und was mein ist. Du wirst sie nicht wegführen können, sie werden alle Riffe durchsuchen, nur die Riffe, die ein Taucher als erfolglos meldet, werden sie nicht mehr behelligen. Der Zugang zu meiner Höhle ist lang, zu lang für einen Taucher ohne die Geräte - und er ist durch riesige Anemonen und Quallen geschützt, deren Gift selbst durch die Anzüge dringt. Ich werde einen Weg finden, sie zu täuschen - ich will nicht in einem ihrer Labore enden, Eliot. Ich brauche nur Zeit, einen oder zwei Tage ..."

"Daß du kein Gott bist, ist mir egal... Du bist da und schützt das Riff, daß ist es, was wir ehren. Wir ehren dich als Schützer....Und ich verschaffe dir die Zeit, die du brauchst." Eliot lächelte, die Flossen kitzelten ein wenig, aber es fühlte sich herrlich an, fast als wenn Seide im Wasser schwimmen würde, unbewusst berührte er das feine Flossengespinst, es war wirklich fast wie Seide. "Sagst du mir deinen richtigen Namen...Wenn du ein Mensch warst, dann hast du doch einen, oder ?...Und wo dein Riff ist auch."

Der junge Werfeuerfisch keuchte leise, als ihn Eliot an den Flossen berührte ... so, auf diese Art, hatte dies noch Niemand getan und es ließ ihn tief erschauern. Wortlos nahm er die Hand des Größeren und bewegte seinen langen Schweif ... schwamm zu seinem Riff und zog ihn sacht mit sich, bis sie an den harten Korallen ankamen und der Blauäugige scheu lächelte. "Dieses hier ... siehst du die großen Anemonen dort unten ? Das ist der Eingang, direkt unter der Riffklippe. Einst war mein Name Biagio Bernadetto, ich kam mit der stolzen Santa Anna aus Italien hierher, doch sie sank an diesen Riffen. Nur ich überlebte diesen Sturm - und auch nur, weil der damalige Hüter mich biß, mein Menschsein tötete und mich in ein Werwesen wandelte. Das ist nun schon 477 Jahre her ... eine lange Zeit, in der nur meine gelegentlichen Ausflüge in die Städte mich davor bewahrten, ganz zum Tier zu werden." Während er sprach, waren die tiefblauen Augen des Schlankeren abwesend geworden, als die Erinnerungen seinen Blick trübten ... er bemerkte gar nicht, daß er wieder näher zu Eliot gekommen war und seine Flossen ein wenig ausbreitete, so daß dieser fast von einem durchscheinenden Gespinst rotweißer Haut gehalten wurde, das sich sacht um den Körper des Insulaners legte.

"So lange Zeit..." wispernd, erahnte Elliot, warum Biagio dessen Nähe plötzlich fast zu suchen schien. Eben war er noch zurückgezuckt und nun hüllte er ihn in die weichen Flossen ein. Wieder strich Eliot darüber und lächelte. "Mach dir keine Sorgen, Biagio...ich mach das schon...du darfst nur Keinen angreifen."

Fast sofort, als er das sanfte Streicheln fühlen konnte, schloß der Schlankere die Augen wieder und atmete tief ein ... er hatte mit den Flossen schon oft etwas gestriffen, doch dies war so neu für ihn, so ... anders. Erst bei den letzten Worten horchte er auf und schüttelte unmerklich den Kopf - sah wieder auf das sanft wogende Meer um sie herum und wisperte schließlich leise. "Das ist schwer, Eliot. Ich bin gefährlich - ich habe schon viele gefressen, die es wagten, meine Perlen zu stehlen oder mich anzugreifen. Schon drei Mal mußte ich meinen Schatz in eine neue Höhle bringen, weil Menschen ihn gefunden hatten - es ist schwer, schon jetzt verspüre ich den Drang, sie alle zu töten und mich an ihrem Blut zu laben, ihr Fleisch zu verschlingen. Ich weiß, daß ich es nicht darf - tötet man einen Soldaten, kommt eine Armee, um ihn zu rächen. Und ich weiß auch, daß ich den Forschern nichts tun darf, sie sind nützlich, helfen mir und dem Meer. Aber wenn meine Instinkte mich beherrschen, dann nützt es nichts, wenn ich das weiß, weil ich anders handle."

"Ich denke, sie tun dem Riff nichts an und nehmen auch keine Perlen. ...Vielleicht solltest du in deiner Höhle bleiben oder so... Wenn du magst, komme ich dich besuchen...na ja, solang ich ein Tauchgerät bekomme." Überlegte der junge Mensch und strich weiter abwesend über die weiche Flosse. "Ich denk aber, ich bekomme ganz sicher eins...aber ich muss jetzt zurück, sonst springen Dan und Henry total im Sechseck...Die Zwei sind übrigens ganz okay... Ich glaub, die sind verheiratet, wenn man die so zusammen sieht."

Bei jedem Mal, wenn Eliot über die Flossen strich, rieselte ein leiser Schauer über den Körper des Werfeuerfisches ... erst, als er die leisen Worte hörte, horchte er auf und sah ein wenig verdutzt auf den Größeren, ehe er leise fragte. "Verheiratet ? Zwei ... Männer ? Aber das ... das ist doch verboten ...? Wie geht das, ich ..."

Eliot lächelte bei der Reaktion. "Das geht Heutzutage. Männer, die Männer lieben und Frauen, die Frauen lieben... heiraten dürfen sie auch, obwohls nicht gern gesehen wird und nicht rechtlich gilt." Erklärte er leise und streichelte weiter über die Flossen, da er merkte, daß es seinem Gegenüber gefiel. "Ich hab auch schon mit Jungs geschlafen... Ich mag es lieber, als mit Mädchen."

Völlig verwirrt durch die leisen Worte, ebenso wie durch das so ungewohnt zärtliche Streicheln, schlang Biagio seine langen Flossen noch ein wenig enger um den Insulaner ... zögerte noch immer, doch dann berührte er ihn wieder, fühlte den Herzschlag unter den spielenden Brustmuskeln und betrachtete ihn dabei. Langsam erwachte eine leichte Röte auf den perlweißen Wangen und er sah scheu zur Seite - schluckte schwer und setzte zu sprechen an, doch erst nach dem zweiten Versuch gelang es ihm. "Ich ... ich hatte nie eine Frau, hoffte, hier in der neuen Welt eine zu finden, die einen einfachen Kontor-Lehrling haben wollte. Auf dem Schiff rief mich der Capitano manchmal zu sich, damit ich ihn ... berührte. Es ... es war schön, es gefiel mir, doch ich hatte Angst, da das doch Sünde ist. Ist die Kirche nun ... anders ?"

"Ne, die Kirche hat sich da nicht geändert. Stur wie eh und je und sie verbieten sogar Kondome, das verhindert, daß man sich mit einer schlimmen Krankheit ansteckt. ..Aber egal.. von der Kirche heißt es Sünde, wie es immer war, aber ich bin kein Christ."

"Ich war mal ein Christ ... doch ich bin es schon lange nicht mehr. Daß es diese Krankheit gibt, die schlimmer als Syphillis ist, davon habe ich gehört ... und auch diese durchsichtigen Dinger gesehen, die man ... hernehmen soll, in einer Apotheke hatten sie Informationen dazu im Schaufenster. Es gibt so vieles, das ich nicht verstehe, Eliot ..." Erneut verstummte der Schlankere und sah unsicher über die Schulter des Anderen zum Schiff - wisperte ein leises "Ich werde deinem Rat folgen und in meiner Höhle bleiben ... es wird Keiner durch mich sterben." in dessen Ohr und kostete es einen Herzschlag aus, ihm so nahe zu sein, daß er den Herzschlag und den Atem Eliots an seiner eigenen, heißen Haut fühlen konnte. Dann löste Biagio sich und glitt ein wenig zurück - tauchte ohne ein weiteres Wort und verschwand geschmeidig in die Tiefe, zog sich durch den Eingang, den er ihm gezeigt hatte, in seine Höhle zurück.

Eliot seufzte und sah nur noch, wie Biagio verschwand. "Ich werd Alles tun, um dir zu helfen." murmelte er noch und schwamm dann zurück zum Schiff. Noch bevor er es richtig erreicht hatte, sah er das Gesicht von Henry, es war besorgt und er hetzte zu der Treppe, die zu der kleinen Plattform führte, wo Taucher ins Wasser gelangen konnten. "Mir ist fast das Herz stehengeblieben." schimpfte er leise und zog Eliot dann aus dem Wasser. Hinter sich hörte man, wie Dan die Treppe herunterkam und Henry sah sich zu ihm um. "Er ist wohlauf."

"Verdammt nochmal ! Du kannst doch nicht einfach ins Wasser, wenn hier Haie und sonstwas rumschwimmen !!" Der Offizier war wütend, da Eliot auch seiner Verantwortung unterstand - doch dann strich er sich kurz über das Gesicht und fluchte leise, ehe er wieder zu ihm sprach. "Mach das ja nicht nochmal, verstanden ?!! Das nächste Mal wird Bescheid gesagt !" Dann erklang ein Ruf von der Seite und Dan wandte sich ab, ging zu den Tauchern, die einen Schadensbericht ablieferten ... fluchte wieder und hetzte zum Captain, informierte diesen über die Lage und wartete die weiteren Befehle ab.

"Er meint es nicht so...macht sich nur Sorgen." Henry schob Eliot die Treppe hoch, er selber war eher ruhiger und schimpfte nicht so schnell. Dan hatte auch schon öfter mit ihm geschimpft, weil er zu leichtsinnig sei, doch an den Jungen kam selbst er mit Leichtsinn nicht ran. "Geh schlafen...Morgen gehts früh los." Eliot nickte und ging lächelnd zu seinem Schlafplatz. Er hatte erreicht, was er wollte, und Biagio gefunden. So langsam wurde es auf dem Schiff schon ruhiger, es schienen alle so langsam schlafen zu gehen und Eilot schlief mit einem Lächeln auf den Lippen ein.

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