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“The Depths of Love: Eliot und Biagio” 01
 

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"Alooha !....Alle Herren da ?...Gut, dann können wir ja los." Eliot begrüßte seine Kunden freundlich und ließ sie auf das kleine Schiff hinauf, bevor er den Motor startete und mit ihnen raus in die Bucht fuhr. Wie immer lag ein Lächeln auf den Zügen des 18jährigen Hawaiianers. Er lauschte ein wenig den Gesprächen der fünf Ausländer. Sie waren schon gespannt auf das Riff, an dem angeblich ein altes Schiff versunken lag, in denen Schätze waren. "Aber Bitte vergessen sie nicht, daß sie das Riff nicht beschädigen... Perlen holen ist verboten." Mahnte er die Männer. Alle nickten und versprachen, nichts zu tun, was nicht erlaubt war, sie wollten nur nach dem Schiff suchen. Eine halbe Stunde später erreichten sie die Stelle und Eliot stieg aus dem Boot, das er durch das Riff gesteuert hatte und das nun an einer Stelle war, wo er stehen konnte. Er achtete gut darauf, wohin er trat, denn das Riffgestein war verdammt scharf. Er zog den kleinen Anker ein wenig auf das Riff und verankerte ihn gut in dem Korallengestein. Die fünf Männer hatten sich derweil mit Flossen, Taucherbrille und Schnorchel bewaffnet. Ebenso hatte jeder von ihnen ein kleines Tauchermesser dabei. "In zwei Stunden müssen wir dann wieder los...Bitte achten sie darauf." Bat Eliot und stieg ins Boot, als die Männer im Wasser waren. Er würde noch ein wenig Hausaufgaben machen, solang die Männer unter Wasser waren. Nebenher summte er ein einheimisches Liedchen vor sich her.

Nicht weit von ihnen entfernt, versteckt zwischen anderen Korallenriffen, ankerte eine winzige Yacht, gerade genug für ein Pärchen ... doch das eigentlich Interessante war nicht das kleine Schiff sondern eine riesige Höhle in dem Riff selbst, der Zugang war gesäumt von leicht leuchtenden Anemonen und die Höhle selbst angefüllt mit einem wahren Schatz, bestehend aus den schönsten Perlen jeglicher Farbe und Größe. Und inmitten der Perlen, gerade unterhalb der Oberfläche des Wassers, das in dieser natürlichen Grotte lag, rührte sich etwas - langsam entfalteten sich riesige, durchscheinende, rotweiße Flossen, gesäumt von mannslangen Stacheln, deren Gift den größten Wal töten konnte. Langsam, zuerst noch fast nicht sichtbar, erkannte man, daß dies ein langer Fischschweif war - und ebenso langsam hob der junge Mann seinen Kopf und knurrte leise, verjagte mit dem unter Wasser weit hallenden Geräusch die Fischschwärme, die sich immer in die Höhle wagten, während er schlief. Nur langsam verstummte er wieder und der kalte Blick seiner saphirblauen Augen streifte die Perlen ... dann schlug er kurz mit dem mächtigen Schweif und die sachte Bewegung trieb ihn durch das Wasser, geschmeidig durch die schmale Zugangshöhle hinaus und in das klare, blaue Wasser des Meeres. Biagio kannte die Geräusche, die ihn geweckt hatten - ein Boot hatte nicht weit von seinem Riff entfernt gehalten und nun tauchten Menschen in den Riffen, störten seine Ruhe und waren vielleicht auf der Jagd nach seinen Perlen. Seit über vier Jahrhunderten bewachte er nun den Schatz seines Vorgängers ... mit den Eingeborenen hatte er keinerlei Probleme, da sie ihn in Ruhe ließen, doch die Touristen konnten ihm gefährlich werden. Daß auch der junge Werfeuerfisch einmal ein Fremder gewesen war, der mit einem der Eroberungsschiffe der Italiener nach der neuen Welt segelte, hatte er vergessen ... so vieles war in seinen Erinnerungen begraben, seit sein Schiff Damals gesunken war und der alte Hüter des Schatzes ihn durch seinen Biß zwar gerettet - doch auch dazu verurteilt hatte, dessen Nachfolge anzutreten. Biagio hatte ihn Damals sofort getötet und dessen Fleisch verschlungen ... aus dem ehemals friedlichen Kontorgehilfen war ein Räuber geworden, der Beute jagte und sein kleines Reich, das er geerbt hatte, verteidigte. Doch anders als der Alte vergaß Biagio nicht, daß er auch die Menschform annehmen konnte - er lernte es mühsam, doch er lernte, sich den wandelnden Zeiten anzupassen, die Menschen zu beobachten und manchmal an Land zu gehen, um Neues zu lernen. Erneut entkam ein Knurren seiner Kehle, als er ein wenig schneller schwamm - er haßte Touristen und kaum, daß er in die Nähe des Riffs kam und sich im Wald einiger Wasserpflanzen versteckte, sah er seine Befürchtungen bestätigt. Auch wenn drei der Männer scheinbar nur suchten und fotografierten, so hatte Einer sich abgesetzt - schwamm zu den roten Schmuckkorallen, die geschützt waren und nahm sein Messer aus der Beinscheide, um sich einige der Äste abzubrechen.

Der Mann brach große Äste ab, je größer, umso wertvoller. Dem Jungen auf dem Schiff würde er dann etwas Geld zustecken und dann wäre das Thema gegessen. Mit einem leisen Knacken brach ein schön verzweigter Korallenast, den steckte der Mann gleich in einen Beutel und tauchte dann auf, um Luft zu hohlen. Der Fünfte kam zu ihm und Beide lachten, was sie für Beute gemacht hatten. Das hörte auch Eliot und er legte sein Buch weg und setzte sich auf. Er sah zu den Männern herüber und erhaschte einen Blick auf eine Perle, die der Andere kurz hochhielt. "Shit... na klasse."

Schon beim Beobachten war ein leises Knurren in der Kehle Biagios erwacht, doch als er nun die Perle in der Hand des Räubers sah, verstärkte es sich zu einem lauten Brüllen. Ohne zu zögern, brach er aus der Deckung der Pflanzen und schwamm zu dem noch im Wasser stehenden Mann - packte ihn und grub die langen Krallen seiner Finger tief in das weiche Fleisch, brach ihm den Unterarm direkt unter dem Ellbogen ab und warf ihn beiseite, während er den Schreienden unter die Oberfläche zog, die ebenso langen Fänge in dessen Kehle schlug und mit Genuß dem erstickten Gurgeln lauschte.

Eliot sah, was geschah und murmelte leise einen Namen, der Mann mit den Korallen schrie auf und versuchte, so schnell es ging, von der Stelle wegzukommen, die anderen Drei ebenso und sie schwammen so schnell sie konnten, zu dem kleinen Bot. Eliot schrie in seiner Sprache, jedoch rief er nicht zu den Männern. Er sah die Flossen, es war kein Hai und er rief Worte, die das Wesen beruhigen sollten. Kletterten auch schon die Männer ins Boot, zogen den mit den Korallen herein und einer stieß dabei Eliot so an, daß der Junge aus dem Boot kippte. Sie bemerkten es kaum und Eliot schlug hart dem Kopf an der Riffkante auf. Er war gleich ohnmächtig und die Luft entwich seinen Lungen, als er an der Riffkante tieferglitt. Einer der Männer hatte es inzwischen bemerkt und doch tat er nichts, er schnitt das Tau vom Anker los und startete den Motor. Der Mann, der die Korallen gestohlen hatte, war tot, ein Giftstachel steckte in seinem Bein und die Touristen waren in Panik.

Nur langsam ließ Biagio von seinem Opfer ab, als er dessen Blut getrunken hatte ... leise waren die Worte des Hawaiianers an seine Ohren gedrungen, geschwächt durch das Wasser, doch er hatte sie wohl verstanden. Der junge Werfeuerfisch wußte, daß ihm die anderen Diebe entkommen waren, doch Einen, den, der die Korallen wollte, hatte er noch mit seinem Gift töten können. Als der schlanke Schwarzhaarige die Leiche losließ, hörte er jedoch etwas, das nicht hierhergehörte ... schnell schwamm er zu der Quelle der Geräusche und seine schmalen Brauen zogen sich tiefer, doch dann nahm er den größeren Bewußtlosen in seine Arme und brachte ihn zur Oberfläche. Schnell und geübt schwamm er mit ihm zu seinem Riff - zog ihn auf den durch Wind und Wasser geglätteten Stein und drehte ihn zur Seite, nickte, als das Wasser aus den Lungen floß und hauchte ihm Luft in die Lungen, nachdem er die Eigenen vom Wasser befreit und Luft eingeatmet hatte.

Es brauchte einige Momente, bis der Körper Eliots reagierte. Er wachte aus der Ohnmacht auf und hustete den Rest des Wassers aus seinen Lungen, während er dabei noch versuchte, nach Luft zu japsen. Nachdem er gleichmäßiger atmete, öffnete er seine Augen und sah etwas verwirrt und benommen in die kühlen Blauen seines Retters. Er wisperte nur ein leises Danke, dann wurde ihm auch schon wieder schwarz vor Augen.

Biagio nickte unmerklich, als er dies hörte - er wußte, daß die Eingeborenen seine Wünsche respektierten und die Perlen- und Korallenbänke in Ruhe ließen. Manchmal, wenn sie ihn um eine Perle baten, hatte er es erlaubt und den Taucher, der dazu auserkoren war, sie zu holen, zu einer bestimmten Muschel geführt - der junge Werfeuerfisch hütete sie wie seinen Augapfel, eine Eigenart, die er von seinem Vorgänger übernommen hatte. Manchmal mußte er auch Männer töten, die seine Perlen rauben wollten, doch dies waren in all den Jahrhunderten nur Wenige gewesenn ... manchmal passierte es jedoch auch, daß er Jemand vor dem Ertrinken rettete, so zeigte, daß er nicht völlig von den animalischen Instinkten beherrscht wurde. Er hinderte die Schamanen der Eingeborenen nicht daran, Legenden über ihn oder seinen Vorgänger zu erzählen ... es sorgte dafür, daß seine Jagdgründe größtenteils unangetastet blieben und er nicht entdeckt wurde. Anders, als sein Vorgänger, blieb Biagio mit der anderen Welt in Kontakt ... immer wieder wandelte er sich in seine Menschengestalt und ging bei den großen Inseln oder am Kontinent an Land, versuchte, die Entwicklungen zu begreifen und auch mitzuhalten. Er kannte die Neugier der Touristen .... die Gefahr, die Motorboote und Sprengstoff, Schleppnetze und ähnliche Dinge verursachten. Er wußte auch, daß Korallen geschützt worden waren und deshalb noch kostbarer und gesuchter wurden und so war auch die Anzahl der Männer gestiegen, die nach ihnen suchten. Mit einem leisen Knurren wandte er sich wieder von dem Bewußtlosen ab und überlegte, während er ins Wasser zurückglitt und das kühle Naß in seine Lungen atmete. Den langen Schweif und die schleierartigen, doch durch die langen Stacheln höchstgefährlichen Flossen eng an sich legend, verschränkte Biagio seine Arme und grübelte, was er mit dem jungen Mann auf dem Felsen tun sollte - eine Möglichkeit wäre, ihn ebenso zu verschlingen wie den Räuber, doch der Hawaiianer hatte nichts getan. Im Gegenteil - immer deutlicher kamen dem Werwesen dessen Worte in den Sinn, und er seufzte, als er schließlich einen Entschluß faßte und behende zu seinem kleinen Schiff schwamm. Noch auf dem Weg wandelte er sich in seine Menschengestalt und kletterte an Bord - nahm eins der kleinen Schlauchboote und sprang wieder ins Wasser, schwamm zu dem Insulaner zurück und betätigte die Aufblasautomatik des Bootes. Dann legte er ihn hinein und nickte unmerklich - umfaßte eines der Halteseile und wandelte sich wieder zurück, schwamm im Schutz der hereinbrechenden Dunkelheit geschmeidig zu den kleineren Inseln, zog das Boot hinter sich her und ließ es schließlich in eine der Buchten treiben, an der man den Bewußtlosen am nächsten Tag sicher entdecken würde. Biagio warf keinen Blick zurück, als er wieder zu seinem Riff schwamm und in seine Höhle ... erschöpft, doch mit einem harten Lächeln legte er sich in die riesige Muschelschale, die ihm als Bett diente und schlief mit dem Gedanken ein, daß er nun hoffentlich mehr Ruhe haben würde.

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In der Tat wurde Eliot am nächsten Morgen gefunden. Die Männer seiner Insel hatten schon nach ihm gesucht, als die Touristen mit seinem Boot kamen und von einem Hai erzählten, der ihn und den Anderen getötet haben sollte. Er war noch immer nicht voll bei Bewusstsein und so wurde er in das kleine Insellazarett gebracht. Die drei Touristen wurden derweil von der Polizei verhört, die von einer der großen Inseln eingeflogen worden waren. Ihnen würde eine Strafe drohen, vor Allem, weil man auch noch die roten Korallen in dem gestohlenen Boot gefunden hatte. Das Ganze wurde auch wirklich als Haiangriff gewertet und der Andere war ein Trottel, der einem Feuerfisch zu nahe bekommen war, der abgebrochene Stachel steckte ja noch in dessen Bein und so war das ziemlich klar. Den Tag über musste Eliot noch im Krankenzimmer bleiben, dann durfte er Heim zu seiner Oma, bei der er lebte. Alle in seinem Dorf ahnten, was passiert war, daß der Meergeist erzürnt worden war und sich gerächt hatte. Jedoch fragte Keiner, so war es schon immer, wenn so etwas geschah, es würde nur Ärger bringen. Eliot wunderte sich nur ein wenig über das Schlauchboot, in dem er gelegen haben sollte, doch das verdrängte er rasch wieder.

Am Rand der schaulustigen Touristen nickte Biagio unmerklich und schob seine Sonnenbrille wieder höher, als die Polizisten zurück zu ihrem Boot gingen - er konnte ihr Gespräch gut mithören, nickte unmerklich, als sie auf die Touristen schimpften und insbesondere auf Diejenigen, die Korallen stehlen wollten. Der Eine wunderte sich zwar noch immer über die Größe des Stachels und fragte den älteren Kollegen, ob sie deshalb vielleicht einen Meeresforscher holen sollten - doch der Ältere wiegelte ab und meinte, daß das nicht nötig wäre und bugsierte den verhafteten Dieb in das Polizeiboot, um ihn zu der Verurteilung auf die Hauptinsel zu bringen. Nun doch ein wenig beunruhigt, zog der junge Italiener die Brauen tiefer und vergrub die Hände in den Taschen seiner kurzen, ärmellosen Weste - Diebe und Touristen waren eine Sache, doch Forscher eine völlig Andere. Gedankenverloren setzte er sich in eins der Lokale und bestellte sich ein Eis - dies war eines der wenigen Dinge, die er sich gönnte, denn diese Tradition seines Geburtslandes konnte und wollte Biagio sich nicht versagen.

Lange blieb es nicht ruhig beim Lokal, denn Eilot stapfte daran vorbei, seine Oma hinten dran, die ihn anschimpfte, er solle im Lazarett bleiben. "Oma, ich will nicht, mir gehts gut...Ich leg mich in der Hütte hin... Ich will nur was essen....und vorher ne kalte Cola." Er ließ seine Oma stehen und stapfte in das kleine Strandlokal. Der Mann an der Bar grinste ihn an und stellte schon eine Cola auf den Tresen. Er kannte Eliot, da der Junge schon, seit er Fünf war, jeden Tag einmal kam, um eine Flasche Cola zu trinken. Von Draußen war das Schimpfen der Oma zu hören, was Eliot inzwischen mehr als gekonnt ignorierte. "Siehst blass aus...solltest dich dann wirklich nochmal hinlegen." mahnte der Mann an der Theke. "Fang du nicht auch noch an, Mohaki." brummte Eliot und trank genüsslich den ersten kalten, prickelnden Schluck Cola.

Bei dem Schimpfen horchte der junge Italiener auf und ein unmerkliches Lächeln erwachte auf seinen schmalen Lippen ... er kannte diese Stimme gut, schon sehr, sehr lange. Dann fiel sein Blick auf den jungen Mann und er erstarrte ein wenig verdutzt - sah kurz nach Draußen und schüttelte unmerklich den Kopf, als er schließlich begriff. Der Insulaner, den er gerettet hatte, war ihr Enkel ... die Zeit verging wirklich schneller, als ihm lieb war, er konnte sich noch gut daran erinnern, als sie jung gewesen war und ihn um eine Perle gebeten hatte, damit sie den Mann heiraten konnte, dem ihr Herz gehörte. Er hatte ihre Bitte damals erfüllt ... doch seither keinen Gedanken mehr an sie verschwendet, nur manchmal war ihre Stimme zu ihm aufs Meer gedrungen und auch das unverkennbare Schimpfen der ehemals hübschen Frau.

"Du bist so stur wie dein Vater !" hallte es noch von Draußen herein, dann stapfte die Alte weiter zu ihrer Hütte und ein "Komm du mir nach Hause, Bursche !" hallte noch nach. Eliot juckte das nicht sonderlich und er trank einen weiteren Schluck seiner Cola. Er war einer der wenigen jungen Männer, die geblieben waren und an den alten Traditionen festhielten. Viele Andere gingen, wenn sie volljährig waren, auf die großen Inseln, um dort Arbeit zu suchen. Ein Drang, den er nicht hatte, er hasste ja schon die Schule und trieb sich nur hin und wieder in der großen Stadt auf der nächstgrößeren Insel herum. "Du bist unverbesserlich, Eliot." lachte Mohaki und wandte sich einem Touristenpaar zu, die einen tropischen Trunk haben wollten, mit Kokosnuss und allem Drum und Dran natürlich.

Biagio aß weiterhin sein Eis und genoß jeden Bissen der kalten Köstlichkeit ... auch er hatte sich eine Cola bestellt und trank sie langsam, um nicht weiter aufzufallen. Er war nur sehr selten auf den kleineren Inseln, da man hier eher auffiel, wenn man öfters kam ... doch manchmal riskierte er es und diesmal war es sogar wichtig gewesen. Nach einigen Minuten hatte er schließlich auch den letzten Rest aus dem Becher gelöffelt und trank die restliche Cola in einem Zug aus - stand dann auf und verschwand nach Draußen, da er schon gezahlt hatte und sah sich um, bis sein Blick etwas entfernt an einer gebeugten Gestalt hängenblieb. Langsam, damit es nicht auffällig wäre, kam er näher und beobachtete die Alte, wie sie zu ihrer Hütte ging - man konnte sehen, daß es ihr nicht schlecht ging, doch auch, daß das Auskommen nicht allzu viel war und gerade gut zum Leben reichte. Noch immer konnte man in den Zügen der Alten die Schönheit erkennen, die sie einmal besessen hatte ... leise seufzend versank der junge Italiener in seinen Gedanken, denn nicht zum ersten Mal fragte er sich, ob es nicht schöner gewesen wäre, wenn er hätte leben und eine Familie gründen können.

Wenig später kam Eliot auf die Hütte zu, seine Oma würde nicht mehr schimpfen, das wusste er inzwischen zu gut. Er blieb stehen, als er den Ausländer sah, der auf seine Hütte starrte, scheinbar in Gedanken. Eliot gefiel das nicht wirklich und er ging auf den Mann zu. Doch je näher er kam, um so eher kam der Mann ihm bekannt vor. Er hatte ihn schon ein paar mal gesehen, nicht oft, aber er erinnerte sich. "Gefällt ihnen die Hütte ?" fragte er höflich. Es war das Erstbeste und Freundlichste, was ihm eingefallen war.

Fast sofort schrak Biagio aus seinen Gedanken auf und blickt auf den großen Insulaner, der vor ihm stand und ihn fragend anblickte ... im ersten Moment erwachten seine Instinkte und er wollte sich schon wehren, doch er kämpfte sie nieder und wich ein wenig zurück, holte tief Luft und schob die Sonnenbrille wieder höher. Doch genau in diesem Augenblick entschied sich das billige Metall der Brille, nachzugeben und einer der Bügel brach ab - aus reinem Reflex fing der Schlankere die Teile der Brille auf und fluchte leise in Italienisch, ehe er wieder zu dem Anderen aufsah und die Brauen tiefer in seine Augen zog. "Ja, sie ist sehr schön - doch du brauchst keine Sorge haben, ich bin kein reicher Tourist, der eine Strandvilla bauen will. Ich habe mich nur an etwas erinnert und dabei die Zeit vergessen. Okay ?" Der italienische Akzent in seinem Englisch war mehr als nur deutlich hörbar, auch wenn er sich bemüht hatte, es zu vermeiden - doch dafür sprach er zu selten und es lag zuviel Zeit dazwischen.

Eliots Augen klebten irgendwie an den Blauen des kleineren Gegenübers. "Is Okay... Und entschuldigen sie, ich bin nur vorsichtig." murmelte er heraus. Irgendwo hatte er diese Augen doch schon mal gesehen. "Eliot !! Komm endlich rein !" keifte die Alte, auch wenn sie nicht rauskam und so riss sie den jungen Insulaner aus den Gedanken und er seufzte leise auf.

Bei dem Rufen huschte unwillkürlich ein leises Lächeln über die Lippen Biagios und offenbarte dessen lange Eckzähne ... dann nickte er einfach nur zur Hütte, sprach ein leises "Du solltest ihr gehorchen, es ist nicht höflich, eine alte Dame warten zu lassen." und wandte sich ab, ging zum nächsten Mülleimer und warf die Reste der alten Brille hinein. Nach kurzer Überlegung ging er zu einem der Stände weiter und kaufte sich einen der eleganteren Strohhüte, die vom Schnitt her den Hüten der Zwanziger nachempfunden waren - setzte ihn auf und verbarg so das ungewöhnliche Blau seiner Augen, bis er eine Möglichkeit hatte, sich eine neue Brille zu besorgen.

Jetzt stand Eliot noch erstaunter da. Hatten da Fänge aufgeblitzt ? Erneut riss der Ruf seiner Oma ihn aus den Gedanken und er trottete nun doch endlich zur Hütte und verschwand drin. Seine Oma sorgte gleich dafür, daß er sich hinlegte und stopfte ihn mit Reis und Gemüse voll, damit er auch satt wurde. Seine Gedanken hingen aber noch immer an den wundervollen, aber kühlen, blauen Augen.

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