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“Blood and Silver” 01
 

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Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen sah Lir in den klaren Abendhimmel, der sich über ihm wölbte und gerade begann, von dem sanften Blau der 'blauen Stunde' in das samtene Dunkel der Nacht überzugehen, überzuckert von unzähligen, hell schimmernden Sternen. Der schlanke, junge Mann mochte solche Nächte, denn sie sprachen sein Innerstes an in ihrer Schönheit ... eine Schönheit, die ihn mit einem leisen Glück erfüllte und immer wieder dieses Lächeln auf seine Lippen zauberte. Nur mühsam konnte er sich von diesem Anblick losreißen und sprang leichtfüßig und ohne ein Geräusch zu verursachen, von dem Dach, auf dem er bisher gestanden hatte, in die Gasse unter sich ... landete geschmeidig auf dem Asphalt und richtete sein langes Chasuble, fuhr mit den schlanken Fingern durch sein hüftlanges, rotschimmerndes, schwarzes Haar und lächelte leise bei dem Gedanken daran, daß ihn die Natur mit diesem seltenen Geschenk bedacht hatte. Es war einem genetischen Defekt zu verdanken, daß seine schwarzen Haare wie dunkles Herzblut schimmerten und auch seine Augen dieses dunkle Rot besaßen, das fast einem Schwarz ähnelte. Doch Lir verschwendete keinen übermäßigen Gedanken daran, da er nicht eitel war ... nur einen Moment lang überlegte er, was er noch tun wollte, doch dann gab sein leise knurrender Magen den Ausschlag und er nickte unmerklich, während er noch immer lächelnd auf die belebte Hauptstraße ging. Der junge Killer ließ sich Zeit und sah manchmal in eines der Schaufenster auf dem Weg, bewunderte die Ware darin ... er wußte, daß es auffällig wäre, wenn er anders gehandelt hätte und als nach einer Weile die ersten Polizeisirenen erklangen, war er schon längst weit genug entfernt, um nicht mehr aufzufallen. Er galt nicht umsonst als einer der besten Vertreter seiner Zunft ... nur über das Internet erreichbar und teuer genug, daß er sich seine Aufträge aussuchen konnte. Auch Heute hatte er wieder seine Arbeit erledigt ... schnell und so schmerzlos, wie es ihm möglich war – und auch mit einer gewissen Berechtigung, da sein Opfer ein gesuchter Vergewaltiger war, deren Umtreiben den Zuhältern ein Dorn im Auge gewesen war. Doch dann ließ ein sachter, doch wundervoller Duft Lir aufmerken und sein Blick fiel auf ein eher kleineres, doch anheimelnd wirkendes Restaurant ... im selben Moment fällte er seine Entscheidung und trat ein, nickte dem freundlichen Kellner zu, der gleich zu ihm kam und bat ihn um einen Tisch etwas weiter hinten, mehr in einer ruhigeren, abgelegeneren Ecke.

Dieser lächelte und führte den Gast in eine für ihn angenehme Ecke. Höflich gab er Lir die Karte. "Wir empfehlen die Spaghetti mit Fleischbällchen." empfahl der junge Kellner und rauschte dann davon, um die Bestellung eines anderen Gastes aus der Küche zu holen. Mit dem Teller rauschte er an Lir vorbei und man konnte die gewaltige Ladung Spagetti sehen, die von einem Kranz aus Fleischbällchen umzingelt waren.

Leise schmunzelnd, beobachtete der Rotäugige den Kellner, der so geschäftigt für das Wohl seiner Gäste sorgte ... dann sah er kurz in die Karte, nickte und legte sie wieder zusammen, als der Kellner wieder zu ihm kam. "Ich nehme die Spaghetti mit den Fleischbällchen ... aber wenn es geht, nur die Hälfte der Portion, die sie dem Herrn dort drüben gebracht haben. Dafür würde ich gerne noch einen gemischten Salat dazunehmen ... und ein Glas Wein, einen fruchtigen Roten, wenn es möglich ist ?" Seine sanften Worte begleitete er mit einem Lächeln - dann reichte er dem Kellner die Karte zurück und lehnte sich zurück, das wundervolle, mit Kerzen erhellte Ambiente des Lokals genießend.

Der Kellner hatte alles notiert und legte die Karte beiseite, bevor er zur Küche trabte und die Bestellung hineinrief. In der Küche herrschte reges Treiben und doch hatte jeder seine Aufgabe. Falco, der Chefkoch, schwenkte die Fleischbällchen, nebenher machte er den Salat fertig und scheuchte einen Küchenjungen, der die Nudeln auf einen anderen Teller packte. Kaum war der Salat fertig, gab Falco Soße drüber und legte die Hälfte der üblichen Fleischbällchenportion um die Nudeln herum. Derweil brachte der Kellner den Wein zum Tisch und schenkte ein Glas ein. "Ich hoffe, er ist nach ihrem Geschmack." kam es leise und dann holte er die zwei Teller mit dem Essen und stellte sie dezent vor den Gast. "Ich wünsche einen guten Appetit."

"Ich danke ihnen ... es riecht herrlich und ich bin sicher, daß es ebenso gut schmecken wird." Mit diesen Worten verabschiedete Lir den Kellner und schmunzelte, als er dessen leichtes Erröten bemerkte, das jedoch in dem angenehm gedämpften Licht fast nicht sichtbar war. Dann jedoch widmete er sich seinen Spaghetti und schloß bei dem ersten Bissen kurz die Augen ... sie schmeckten sogar noch besser, als sie rochen und es war ihm ein wahrer Hochgenuß, sie zu essen. Auch der gemischte Salat war vorzüglich ... nicht zu scharf und auch nicht zu mild, eine dezente Apfelessignote darin, die ihn ein wenig fruchtiger machte, als es normalerweise in den italienischen Restaurants üblich war. Und auch der Rotwein fand den Gefallen des jungen Killers ... mit sacht geschlossenen Augen betrachtete er die dunkle, rote Farbe in dem schlichten Glas, das sanfte Schimmern der Kerzenflamme in dem dunklen Rot, ehe es angenehm weich und fruchtig über die Zunge in die Kehle rann. Lir liebte diese lieblichen, kalifornischen Weine, deren Sonne man fast schmecken konnte ... und auch hier sah er den ausgezeichneten Geschmack des Besitzers, der nicht die üblichen, billigen italienischen Weine, sondern diese edlen, kalifornischen Tropfen führte. Als er schließlich mit dem Essen fertig war und nach dem Kellner winkte, huschte ein sachtes Lächeln über seine Lippen und blieb in den dunkelroten Augen, als er leise zu dem Kellner sprach und dabei aus seinem Mantel eine fast schwarzrote, wunderschöne, alte Rose zog, die durch ihren Duft, die gefüllte Knospe und lange, dunkelrote Dornen auffiel. "Bitte übergeben sie dieses Zeichen meiner Anerkennung dem Koch, dem ich das herrliche Essen verdanke ... und richten sie ihm meinen tiefsten Dank dafür aus."

"Ähm." Etwas perplex schaute der Kellner auf die Rose, er nahm sie dann aber an und nickte. "Ich werde es ausrichten." Ein leises Grinsen lag auf seinen Lippen, als er sich abwandte und die Rose in die Küche brachte. "Falco !...Die ist für dich. Von einem Gast, der dir einen tiefsten Dank für das köstliche Essen ausrichten will....Es ist ein Zeichen seiner Anerkennung." Falco glotzte den Kellner an und dann sah er auf die Rose, die er ihm grinsend entgegenstreckte. "Verarschen kann ich mich auch selber, Fabio." gab der junge Koch nur von sich. "Is keine Verarsche...Kannst dich ja bedanken bei ihm." Fabio grinste weiter. "Ihn ?....Ne lass mal...Aber zeigen kannst ihn mir." Er schob Fabio aus der Küche und blieb an der Schwingtür stehen. "Dieser dort." wisperte der Kellner und verschwand, weil ein anderer Kunde zahlen wollte. Falco betrachtete sich den Kunden. ‚Komischer Vogel.....Aber hübsch.'

Just in diesem Moment sah Lir auf, als ob er es bemerkt hätte, daß er beobachtet wird ... mit einem liebevollen Lächeln neigte er kurz den Blick, denn er hatte sehr wohl erkannt, daß der junge Italiener, der mit seinem weißen T-Shirt, der weißen Hose und der ebenso weißen Schürze, welche die unvermeidlichen Spuren der Küche zeigte, der Koch sein mußte, der von ihm die Rose bekommen hatte. Erst dann nahm der junge Killer eine Zwanzig-Dollar-Note aus seinem Geldbeutel und legte sie zusammen mit zwei Rosenblütenblättern, die er mit dem Geldbeutel aus seiner Manteltasche genommen hatte, unter das Weinglas - stand dann auf und ging, doch nicht, ohne noch einen letzten Blick auf diesen ungewöhnlichen, jungen Koch zu werfen, ehe aus der Türe trat und die sanfte Brise begrüßte, die ihn draußen empfing.

Falco kam sich fast ertappt vor,als der Blick ihn traf, er blieb aber stehen und sah dem Gast nach, bis der aus der Tür verschwunden war. Aus den Gedanken wurde er gerissen, als Fabio ihm die Schwingtür in den Rücken rammte und sich hastig entschuldigte. "Schon gut.." brummelte der junge Koch und verschwand dann auch wieder in der Küche. Es war Küchenschluss und die letzten Gäste wollten ihren Nachtisch haben. ‚Komischer Vogel.' dachte Falco noch und machte sich an die Arbeit.

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Den nächsten und übernächsten Tag verbrachte Lir damit, in seinem großen Penthouse auszuspannen und sich um seine geliebten Rosen und Kirschen zu kümmern, die auf dem Balkon und dem Wintergarten wuchsen ... auch um seine Rechnungen und die Wohnung kümmerte er sich, erledigte die eher lästigeren Aufgaben, doch immer mit einem Lächeln auf den Lippen, das nicht verblassen wollte. Es war notwendig in seinem Beruf, daß er im Dunkeln sehr gut sehen konnte und so war das Gesicht des Kochs in dem sanften Kerzenlicht fast so deutlich für ihn gewesen, wie im hellen Neonlicht ... unverkennbar italienischen Ursprungs, ebenso wie die Haare, die zwar braun gefärbt schienen, doch am Ansatz wieder das weiche Schwarz zeigten, das auch die leichten Bartstoppeln zeigten, die nach einem langen Tag das Kinn des Kochs geziert hatten. Doch am ungewöhnlichsten in diesem durch die Arbeit hart wirkenden Gesicht waren die Augen gewesen ... das Eine in einem hellen Braun leuchtend, fast Golden ... das Andere so hell, daß es blind sein mußte, fast verborgen durch einige Ponies und geziert durch eine Narbe, die durch Auge und Braue des Kochs ging. Ein Gesicht, das Lir faszinierte und während der ganzen Zeit nicht aus seinen Gedanken wich ... rauh und kantig, doch von einer ursprünglichen und schon fast wild wirkenden Schönheit. Als es schließlich wieder Abend wurde, schmunzelte der junge Killer leise, als sein großer, pechschwarzer Hauskater zu ihm kam und dabei fast wie ein Miniaturpanther wirkte ... strich ihm zärtlich über das weiche, schwarze Fell und schmuste ein wenig mit ihm, ehe er leise zu ihm wisperte und bei dem Lächeln, das ihm der Kater schenkte, selbst lachte. "Ich denke, ich werde Heute wieder auswärts essen, Amra ... italienisch. Und mich von dem wunderschönen Koch verwöhnen lassen, der dort beschäftigt ist, weißt du ? Und ich werde ihm wieder eine Rose geben, vielleicht .... doch das wird sich zeigen." Dann stand er wieder auf und nahm die frischgeschnittene Rose, steckte sie in seine Mantelinnentasche und nickte unmerklich ... holte den Aufzug und sperrte sein Penthouse mit der Codekarte zu, fuhr nach unten und grüßte den Portier freundlich, ehe er sich auf den Weg in die Innenstadt und zu dem kleinen Lokal machte, das er wieder besuchen wollte.

Im Lokal waren nur noch zwei bis drei Gäste, alle machten sich schon ein wenig auf den Küchenschluss bereit, als Fabio den Gast mit der Rose erblickte, der wieder das Lokal betrat. Er kam sogleich auf Lir zu und lächelte erfreut. "Guten Abend. Schön sie wiederzusehen... möchten sie den selben Tisch wie letztes Mal ?" fragte er höflich.

Erfreut nickte der schlanke Killer auf die Frage und strich eine der langen Haarsträhnen nach hinten ... wisperte ein leises "Wenn das gänge ? Der Platz war sehr angenehm ...." zu ihm und folgte ihm, um sich dann zu setzen und den Mantel auf den Stuhl neben sich zu legen. "Könnten sie mir Heute zur Abwechlung eine Lasagne und einen Salat bringen ? Oder ist es schon zu spät dafür ?" Man sah, daß es Lir doch ein wenig unangenehm war, daß er zu so später Stunde noch nach etwas Speziellerem fragte ... dann erwachte wieder ein Lächeln auf seinen Lippen und er setzte noch ein leises "Spaghetti Bolognese wären allerdings eine Alternative, wenn es leichter fällt ..." nach.

"Ich werde in der Küche nachfragen...einen Augenblick bitte." Mit den Worten wandte sich Fabio ab und ging in die Küche. Dort grinste er Falco an. "Der Rosengast ist wieder da. Hast du noch eine frische Lasange und Salat ?...Wenn nicht, dann Spaghetti Bolognese." Dabei grinste er noch breiter, so daß Falco ihn etwas zickig musterte. "Wisch dir das Grinsen aus dem Gesicht, sonst wird die Butter ranzig." Er sah zum Ofen, wo noch ein Stück Lasange war, das er eigentlich für sich aufgehoben hatte. "Is noch eine da, also zisch ab." Fabio lachte leise und ging wieder hinaus zum Tisch von Lir. "Es ist noch Lasange da... Möchten sie den Wein dazu ?"

Lir hatte währenddessen den Blick ein wenig im Lokal schweifen lassen und als der Kellner wieder zurückkahm, empfing diesen ein sanftes Lächeln. "Wenn es nicht zuviel Mühe macht, hätte ich gerne wieder den fruchtigen Roten vom letzten Mal ... ich mag die kalifornischen Weine sehr. Und ich danke ihnen, daß sie sich noch die Mühe mit der Lasagne machen - bitte richten sie dem Koch meinen Dank aus, ich weiß, daß es um diese Zeit eigentlich nicht üblich ist, so etwas zu bestellen."

"Der Wein ist wirklich kein Problem, mein Herr... und ich werde es dem Koch ausrichten." Fabio neigte leicht den Kopf und holte dann den Wein, um ihn Lir einzuschenken. Danach ging er kurz kassieren, räumte die Teller ab und ging zurück in die Küche, wo schon der Salat wartete. "Er bedankte sich ganz herzlich, daß du dir noch die Mühe mit der Lasange machst." berichtete er und wieder war dieses Grinsen da. "Mich wundert's, daß du mit sonem blöden Grinsen ne Freundin abbekommen hast.... Is doch mal schön, so ein netten Gast zu haben." stellte Falco nur leise fest und drückte Fabio den Teller in die Hand. "Lasange kommt ihn zehn Minuten... sag ihm Danke und daß es keine Umstände sind." Umstände waren es wirklich nicht, die Lasange war schon fertig gewesen und er hatte nur den Ofen anstellen müssen. "Okay." Und schon rauschte Fabio wieder davon und brachte den Salat zum Tisch. "Die Lasange kommt in knapp zehn Minuten. ...Falco lässt ausrichten, daß es keine Umstände macht."

"Dann ist er nicht nur ein begnadeter Koch, sondern auch sehr bescheiden ... ich weiß, daß es eigentlich nicht üblich ist, so spät noch in einem Lokal eine Mahlzeit zu sich zu nehmen, doch mein Beruf ließ mir leider keine Möglichkeit, etwas früher zu kommen. Und auch ihnen danke ich ... es ist ebenso selten, einen so freundlichen Kellner zu finden." Die letzten Worte begleitete wieder ein freundliches, ehrliches Lächeln - dann nickte Lir unmerklich und begann damit, von seinem Salat zu essen und ihn ebenso zu genießen, wie den guten Wein.

"Höflichkeit wird bei uns großgeschrieben." erwiderte Fabio noch lächelnd und ging dann wieder, um zu kassieren. Die letzten Gäste gingen nun auch schon und Lir war der Letzte, der da war, als die Küche ihre letzte Mahlzeit an Fabio gab, der die Lasange dann zu Lir brachte. "Guten Appetit dann, der Herr." Fabio lächelte wieder freundlich und ging dann zu der Bar, um ein Schluck zu trinken. Jetzt war es ihm gestattet, dort zu verweilen. Falco räumte derweil die Küche auf und scheuchte die Küchenjungen umher, damit sie fertig wurden.

Währenddessen widmete sich der junge Killer der Lasagne und genoß jeden Bissen davon ... er war froh, daß der Koch sich daran erinnert hatte, daß er keine so großen Portionen essen konnte und das Stück etwas kleiner war, als die übliche Portion. Noch während er aß, beobachtete er die wenigen Angestellten, die noch da waren ... er konnte auch die Stimmen aus der Küche hören und lächelte unwillkürlich wieder dabei auf. Als er schließlich fertig war, trank er noch den letzten Schluck des Weines und nahm aus seiner Brieftasche einen Fünziger heraus, den er mitsamt der Rose auf den Tisch legte ... stand lautlos und geschmeidig auf, zog seinen Mantel an und kam zu der Bar, wisperte dem Kellner ein leises "Ich möchte ihnen noch einmal für ihre Zeit bedanken - ich habe ihnen allen eine kleine Entschädigung dagelassen, bitte erweisen sie mir den Gefallen und machen sie sich alle damit noch einen schönen Abend. Und meine Komplimente an den Koch - das Essen war wundervoll, für ihn ist die Rose bestimmt." in den Nacken. Dann drehte er sich um und trat ebenso lautlos aus dem Lokal .... genoß die leichte, kühle Brise, die ihn umwehte und sah zu den Sternen hoch, die in der Kälte der Dezembernacht klarer als sonst in der Schwärze leuchteten.

Falco rieselte ein Schauder über den Rücken, es war jedoch ein durchaus angenehmer. Er nickte nur und sah dem Kunden nach, bevor er zum Tisch ging und große Augen bekam. "Fünfzig ?...Oh Mann." Er nahm das Geld an sich und brachte die Rose in die Küche, wo es schon sauber wie geleckt aussah. Falco bemerkte Fabio sofort, ebenso die Rose, die er mitbrachte. "Und mein Kompliment an den Koch, das Essen war wundervoll." Fabio ging auf ein Knie und sah Falko himmelnd an, während er ihm die Rose reichte. Was er nicht bemerkte, war, daß seine Freundin in der Tür stand und entsetzt kuckte, was Falco nun wieder zum Lachen brachte. "Geh, schenk sie ihr." Maria hatte sich abgewandt und wollte aus dem Restaurant. Fabio nun hinterher und Falco lachte noch immer.

Mit einem leisen Schmunzeln beobachtete Lir aus den Schatten einer Mauerkrone heraus die Szene in der Küche ... er hatte seiner Neugier nicht widerstehen können und versteckt in den Schatten gelauscht, denn das kleine Küchenfenster war nur angelehnt und bot einen wunderbaren Blick auf das Geschehen. Er genoß das gutmütige Scherzen der jungen Männer und auch das Lachen der Frau, das nun erklang, als sie die Rose entgegennahm und daran roch. Doch die meiste Aufmerksamkeit lag auf dem jungen Koch, der nun das Kopftuch runternahm und mit der Schürze auf die Seite legte ... mit einem leisen Lächeln beobachtete er, wie die weichen, braungetönten Haare auf die Schultern fielen und im Licht der Küche weich aufschimmerten.

Davon bemerkte Falco nichts, er seufzte leise, als er allein in der Küche war und sich umsah. "Tja, dann wohl Nudeln und keine Lasange heut Abend." murmelnd, füllte er sich ein Teller mit Nudeln und Soße, die übrig waren und stellte sie in den Aufwärmofen. Es dauerte nur ein, zwei Minuten, bis sie warm genug waren und er sich hinsetzte, um sie langsam zu essen. Nebenher trank er einen Schluck Rotwein und schrieb auf einen Zettel, was beim Großmarkt zu besorgen war.

Noch immer lag der sanfte Blick Lirs auf dem jungen Koch, der langsam zu Abend aß ... es war ein friedlicher Anblick, den er mehr als nur genoß und als Falco schließlich fertig war und sich zum Gehen anzog, kam dem jungen Killer ein Gedanke. Lautlos sprang er von der hohen Mauer und kam geschmeidig auf der Straße auf ... er nahm einige der dunklen Blütenblätter, die er immer bei sich trug, heraus und streute sie auf den frischgefallenen, unberührten Schnee vor dem Ausgang der Küche ... lächelte sanft und sprang wieder zurück auf die Mauerkrone, von dort aus auf einen der Balkone und weiter, bis er in den Schatten eines Daches verschwand, noch immer den Ausgang der Küche im Auge behaltend.

Lange musste er auch nicht warten, bis Falco hinaustrat. Er hatte einen dicken Pullover und einen Mantel an und trug eine Wollmütze auf dem Kopf. Er schloss erst in Ruhe die Tür ab und bemerkte die Rosenblätter erst jetzt, als er sich umdrehte. Er stand ein Moment still da und hob erstaunt seine Brauen, bevor er sich suchend umsah. Irgendwie war das unheimlich, er bückte sich, als er Niemanden sehen konnte und hob eines der Blätter auf, um es sich anzusehen. "Wie die von der Rose." stellte er leise fest und roch daran. Ja, es war von den selben Rosen. Erneut sah er sich um und steckte das eine Blatt ein, bevor er sich in Bewegung setzte und die Blütenblätter umging, weil er nicht unbedingt drauf herumtrampeln wollte.

Mit einem schon fast zärtlichen Lächeln beobachtete Lir die Vorsicht des Anderen ... wartete, bis der junge Italiener weitergegangen und außer Sichtweite war, ehe er wieder über die Mauern und Vorsprünge nach unten sprang und lautlos aufkam. Behutsam nahm er die Blüten auf, die Falco nicht mitgenommen hatte und roch genießend daran ... dann lächelte er wieder und ging nach Hause, begrüßte seinen Kater und ließ ihn an den Blüten riechen, während er ihn zärtlich streichelte. "Kannst du ihn riechen, Amra ? Er ist wunderschön ... so schön, wie eine wilde, dornengeschützte Rose. Ich denke, ich werde die nächste Zeit öfters einmal italienisch essen gehen ... doch nicht gleich Morgen, sonst fällt es zu sehr auf. Aber vielleicht in zwei, drei Tagen, Hm, Amra ?" Als ob der große Kater dies bejahen wollte, schmuste er mit seinem Kopf an die Wange Lirs heran ... lies sich noch ein wenig verwöhnen und trollte sich danach wieder, damit der junge Killer seinen Mantel und die Stiefel ausziehen konnte und die wenigen, losen Blütenblätter in eine wassergefüllte Schale rieseln ließ.

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