Balken01a


“To serve and to protect” 02
 

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Einige Laute, die nicht von den Kühen kamen, rissen Mike aus dem Schlaf. Scheinbar waren ein paar Landstreicher auf den Wagen aufgesprungen und kämpften sich jetzt durch die Schiebetür an der Seite. Reeve hatte die Zwei scheinbar auch bemerkt und die Landstreicher hatten nun sie Beide bemerkt und sahen zu ihnen hoch. "Schau an, wir sind wohl nicht allein auf die Idee gekommen, hier mitzufahren ... schau, Stu." Mike knurrte leise ein "Na klasse." und versuchte, sich in dem Netz aufzusetzen.

Reeve reagierte ein wenig schneller und richtete sich auf – und keinen Moment zu früh, denn der andere Landstreicher schnappte sich die Heugabel und stach damit in das Netz. Der Einäugige hatte gerade noch genug Zeit, sich vor seinen Bruder zu werfen, ehe die langen, scharfen Zinken sich in seine Seite bohrten. Reeve knurrte schmerzerfüllt auf und schloß einen Moment die Augen, als er ein knurriges "Erschieß die Beiden !" zu Mike zischte.

Der hatte die Waffe gerade gezogen und da die Landstreicher sie sahen und dann noch den Ruf von Reeve hörten, bekamen sie Schiss und sprangen waghalsig aus dem Zug. "Verdammte Feiglinge." knurrend, kümmerte Mike sich jetzt doch erstmal um seinen Halbbruder, er zog dessen Messer und zerschnitt das Netz. So plumpsten sie mitsamt dem restlichen Heu auf den Boden zwischen die Kühe und konnten sich jetzt freier bewegen. Mike half Reeve auf und brachte ihn ein Stück weiter von den Kühen weg.

"Oh, verdammt ... diese Ärsche, du hättest sie erschießen sollen, dann hätten wir wenigstens was zu essen. Shit ..." Kurz das Gesicht verziehend, stützte sich Reeve an der Waggonwand ab, bis der Weißhaarige ein wenig Heu zu einem Haufen geworfen hatte, ehe er sich darauf niederließ und den Mantel auszog, das Hemd aus der Hose zog und erneut aufzischte, als er die drei blutenden Wunden sah. "Verdammt ... war die Gabel verrostet ? Zum Glück hab ich erst vor zwei Wochen eine Tetanusimpfung bekommen. Gib mal dein Messer, dann kann ich mein Hemd zerschneiden."

"Jetzt halt mal die Füße still, ich mach das schon." Mit den Worten griff sich Mike das Messer und zerschnitt das Hemd in Streifen. Dann neigte er sich zu den Wunden und saugte an jeder der Öffnungen. Das Blut spuckte er immer wieder aus und verpasste Reeve dann einen Verband, der fest genug war, daß die Blutung gestoppt wurde. "Tetanus schön und gut, hilft aber nicht gegen ne Blutvergiftung."

Das war etwas, das Reeve niemals erwartet hätte ... er beobachtete völlig verwundert, wie Mike sich so gekonnt um seine Wunden kümmerte und schluckte, als das Gefühl der harten Lippen und das gezielte Saugen an der Wunde etwas weckten, das er schon seit längerer Zeit mit harter Arbeit begraben hatte. "Was ...? Danke, das ... äh ... haben die beiden Landstreicher was hiergelassen ? Vielleicht was zu essen ? Wenn nicht, müssen wir bei der nächsten Haltestelle versuchen, eine Kleinigkeit zu kaufen, wenn der Zug anhält."

"Mal kucken, die sind ja so panisch abgesprungen ... ich hatte keine Chance, die abzuknallen." murmelnd, schnappte Mike sich die Rucksäcke und zog die Sachen heraus. Die Kleidung fasste er nur mit spitzen Fingern an, die war total verdreckt. Aber dann fand er noch etwas zu essen. "Reicht für nen Snack." Es waren Cabanossi-Würstchen, etwas Käse und ein paar Brötchen. Scheinbar hatten sie gerade erst alles geklaut oder gekauft. "Wenigstens ein Bisschen was zu beißen." Mike teilte alles auf und fing hungrig an zu essen.

Reeve nickte nur und atmete tief durch, um sich ein wenig zu sammeln ... dann nahm er eines der Brötchen, ein wenig Käse und die Wurst an, nickte und setzte noch ein "Es ist gutes Essen, das lange hält." nach, ehe er die kräftigen Zähne in das Essen schlug und es hungrig verschlang. "War auch etwas zu trinken dabei ? Das Zeug macht Durst und ich habe keine Lust auf frische Kuhmilch, das Zeug ist eklig." Zwischen ihnen Beiden hatte sich eine recht angenehme Ruhe eingeschlichen ... und Reeve hoffte, daß sie noch ein wenig anhielt.

Das hoffte auch Mike, er war eigentlich lieber allein und hatte seine Ruhe. "Schnaps und Wasser." Er holte zwei Wasserflaschen hervor und ließ den Schnaps liegen. "Schon verrückt, daß ich ausgerechnet von meinem Halbbruder geschnappt wurde und daß rauskommt, daß wir Halbbrüder sind." Jetzt fand er Ruhe, um nachzudenken.

"Jep – schon ein harter Zufall, aber sowas solls geben. Aber ich möchte so bald wie möglich aus dieser Kuhscheiße hier raus ... wenn wir fertig sind, sollten wir in einen anderen Waggon und wieder in das Heunetz, da stinkt es nicht so. Und gib mir bitte den Schnaps – ich muß meine Hand reinigen." In der Zwischenzeit hatte Reeve aufgegessen und nahm dann einen großen Schluck aus seiner Wasserflasche, verschloß sie aber danach wieder und steckte sie in seine Manteltasche.

Als das passiert war, reichte Mike ihm die Schnapsflasche und sah schweigend zu, wie Reeve sich die Wunde an der Hand versorgte. "Bist der Erste, der ein Messer mit der Hand stoppt, bewundernswert." Das hatte ihn da schon überrascht und er bewunderte das wirklich. "Aber so hattest du den Überraschungseffekt auf deiner Seite."

Als Reeve das hörte, hob er die Braue über seinem sehenden Auge und schmunzelte leise, senkte den Blick danach aber wieder auf den großen Schnitt und wusch ihn gut mit dem Alkohol aus. "Normalerweise mache ich das auch nicht, sondern weiche aus – aber in der Gasse war nicht genug Platz und wie du sagtest, du hast es nicht erwartet. Hat zwar höllisch wehgetan, aber was solls. Sobald wir in einer Stadt sind, besorge ich mir Wundnähzeug und versorge das Teil richtig, das heilt schon ab. Die Löcher in meiner Seite nerven mehr – vielleicht ist es besser, auch sie nochmal mit dem Schnaps auszuwaschen, das Zeug ist zwar billiger Fusel, aber dafür schön hochprozentig."

"Jap, aber erst, wenn wir wieder in einem Heunetz liegen. Wäre schöner, wenn wir nen Wagen finden, in dem nur Heuballen sind. Dafür müssen wir aber aufs Wagendach." Mike erwähnte das nur, er fragte nicht, ob Reeve das schaffte, denn er würde es schaffen, wenn er es wollte. "Ich pack den Fusel ein, dann suchen wir was Neues." Für Mike war es krass, er hatte seit Jahren nicht mehr so viel gesprochen.

Reeve erging es nicht anders und so nickte er nur und setzte noch ein "Okay." nach, ehe er ein wenig hölzern aufstand und unterdrückt dabei auffluchte. Er haßte es, von Verletzungen zurückgehalten zu werden – vor allem von Verletzungen, die eigentlich weder tief noch gefährlich waren, sondern nur schmerzten und behinderten. Dann überlegte er einen Moment und trat zu der noch immer leicht offenen Schiebetür des Waggons, blickte hinaus und nickte, als er die Haltegriffe an der Seite des Waggons sah. "Okay – geht leichter, als ich dachte. Am Besten, wir gehen obenrüber, es ist sicherer und wir sehen gleich, was drin ist, ohne daß uns ein Huf oder ein Scheißebatzen entgegenkommt." Gesagt, getan – kaum, daß er geendet hatte, hangelte Reeve sich schon raus und an den Haltegriffen entlang, bis er die Tritte nach oben erreichte und gleich auf das Dach des Waggons kletterte. Erst hier hielt er an und wartete auf den Weißhaarigen – etwas, das ihm ebenso ungewohnt war wie der Gedanke, daß er jetzt einen Halbbruder hatte.

Der Weißhaarige folgte sofort, Reeve musste so nicht lange warten und sie arbeiteten sich zwei Wagons weiter vor. Dort angekommen, hielt Mike seinen Halbbruder zurück. "Wir gehen nicht weiter, du bist weiß wie ne Wand und die Wunden bluten." Mit den Worten hob er das Deckenlicht des Wagens an und nickte, weil dort das Heunetz noch nicht ganz so leer war. "So, hier geht's." mit den Worten half er Reeve hinein, folgte und schloss die Klappe wieder.

"Verdammt ... daß ich so schnell schlappmache, ist einfach nur ..." Der Einäugige knurrte leise, weil er sich über seine Schwäche ärgerte – doch er wußte, daß Mike Recht hatte und so ließ er sich in das Heu fallen, ging ein wenig auf die Seite und zog dort die Schuhe und auch seinen Mantel aus, legte sie beiseite und schloß erleichtert das Auge, als er sich einfach hinlegte. Es tat gut, daß in diesem Waggon nur einige wenige Kühe standen und das Heu stark genug duftete, um den Gestank des Mists unter ihnen abzuhalten – und das brachte Reeve dazu, sich wieder aufzurichten, seine Schuhe und ein großes Büschel Heu zu schnappen, über der Luke damit den Mist aus den Sohlen zu wischen und erst, als er damit fertig war, wieder zurückzukommen und auch das Heu rauszuwerfen, das beim Reinkommen etwas besudelt wurde. "Solltest du auch machen, Kleiner ..."

Der Weißhaarige nickte und tat es Reeve gleich, erst danach nahm er den Schnaps und rückte dichter zu ihm. "Ich spüle jetzt deine Wunden nochmal mit dem Schnaps aus. Obwohl der ganze Dreck sicher schon rausgeblutet ist." Was in ihn gefahren war, wusste Mike nicht so ganz, normal war er nicht so fürsorglich, aber der Kerl war sein Halbbruder und hatte ihm praktisch das Leben gerettet. Wäre herausgekommen, welche Morde er noch begannen hatte, hätte ihm wahrscheinlich mehrfach lebenslänglich oder die Todesstrafe gedroht.

Das wußte auch Reeve und das war für ihn der Ausschlag dafür gewesen, ihm zu helfen. Als Mike den Verband abnahm und die Wunden noch einmal mit dem Schnaps auswusch, zischte der Einäugige kurz auf – er war nicht wehleidig, doch das Zeug brannte wie die Pest. Doch langsam fühlte er auch eine völlig andere Wirkung ... denn da der Alkohol direkt an die offenen Blutgefäßen kam, gelangte er sofort ins Blut und Reeve fühlte, wie ihm langsam ein wenig schwummrig und heiß wurde. "Verdammt ... ich glaube, ich werde langsam besoffen. Vielleicht solltest du das Zeug nicht mehr so reinkippen, das geht sofort ins Blut ..." Sicherlich betrank er sich zu Hause oft genug, um eine gewisse Toleranz gegenüber Whiskey oder Wein zu haben – doch dies war billigster, hochprozentiger Fusel, der mehr als doppelt soviel Prozente hatte, wie der Alkohol, den Reeve gewohnt war.

Mike trank höchstens mal Bier, aber er sah, wie schnell der Fusel bei Reeve wirkte und hörte auf, verband die Wunden so gut es ging neu und ächzte überrascht auf, als sein Bruder sich an ihn klammerte und irgendwie rührselig wurde. Sein Gesicht war deutlich weicher und er schnuffelte an seinem Hemd herum, während er was von Brüderchen faselte.

Es war einer der wenigen Fehler, die Reeve hatte – und den er bisher vor anderen Leuten verheimlichen konnte. Denn wenn er wirklich betrunken war, konnte er seine Härte nicht mehr aufrechterhalten und zeigte Gefühle ... und wurde rührselig, etwas, das er sich in nüchternem Zustand niemals erlauben würde. Und genau das zeigte sich jetzt mehr als deutlich: Er zeigte, wie froh er war, zu wissen, daß er einen Halbbruder hatte - quetschte ihn schon fast an sich heran und entspannte sich, weil es sich einfach nur gut anfühlte. Und das in vielerlei Hinsicht ...

"Wäh ... ach, komm schon." murmelte Mike und versuchte einen Moment lang, sich dem Griff zu entziehen, doch dabei wurde die Umarmung eher noch fester und er gab auf. Auch er kam nicht umhin zu bemerken, daß sich das Ganze ja doch ganz Okay anfühlte, trotzdem ließ er sich von Fremden ungern anfassen. Aber Reeve war ja nicht wirklich ein Fremder, jedenfalls jetzt. Mike ergab sich in sein Schicksal und blieb ruhig liegen. Sie konnten so oder so nichts anderes tun außer schlafen, sich ausruhen und Kräfte tanken.

Und genau das tat Reeve jetzt auch – er bemerkte nur noch, wie der Weißhaarige sich entspannte und lächelte, ehe auch er einschlief und schnell in einen alkoholbenebelten Schlaf sank. Daß er Mike dabei schon fast zärtlich an sich zog, bemerkte der Einäugige ebensowenig wie die Tatsache, daß er das Gesicht in dessen helle Haare grub – lediglich sein entspannter Körper und das noch immer leicht sichtbare Lächeln auf den sonst so harten Zügen zeigten, wie entspannt er war ... und zum ersten Mal seit sehr langer Zeit waren auch die Schuldgefühle leichter, die Reeve sonst um den Schlaf brachten.

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Erst einige Stunden später wachte Reeve wieder auf, da seine Blase drückte – und etwas nicht stimmte. Er brauchte einige Momente, um zu merken, was anders war ... doch die muhenden Kühe, das duftende Heu und der angenehm harte Körper in seinen Armen sagten ihm schnell, daß all das kein Traum sondern Wirklichkeit war. Er hatte wirklich einen Halbbruder – und dieser schlief mit einem ungewohnt friedlichen Gesicht in den Armen des Einäugigen, ein Anblick, der ihn ein wenig lächeln ließ. Reeve nutzte die wenigen Momente, die Mike höchstwahrscheinlich noch schlief dazu, um ihn zu betrachten ... und er gab zu, daß die Mutter des Weißhaarigen bestimmt eine Schönheit gewesen sein mußte, denn Mike sah ziemlich gut aus. Eine Tatsache, die Reeve ein wenig erschütterte ... denn eigentlich durfte und sollte er seinen Halbbruder nicht gut aussehend finden.

Nach einer Weile rührte sich Mike, ein ungutes Gefühl hatte ihn geweckt. Er fühlte Jemanden an sich und zuckte zusammen, als er seine Augen öffnete. Im selben Moment rückte er so gut es ging weg, und atmete tief durch, als er sah, daß es nur Reeve war. "Mann, bin ich erschrocken." keuchte Mike und atmete kurz durch. Daß er das Messer schon wieder in der Hand hatte, erschreckte ihn dann aber erneut. Es war ein Reflex gewesen, fast hätte er wieder zugestochen. "Vielleicht solltest du das Ding zurücknehmen."

"Ich denk gar nicht dran – vor allem nicht, wenn ich noch so wacklig auf den Beinen bin. Falls nochmal Landstreicher kommen, mußt du ran... du bist schneller. Und mach dir nicht ins Hemd, Kleiner - ich weiß, daß das ein Reflex ist, und ein ziemlich brauchbarer und guter nochdazu. Hab ich auch ... aber ich bin früher aufgewacht und deshalb hatte ich die Knarre nicht in der Hand. Du gefällst mir, Kleiner - du hast das Herz auf dem rechten Fleck und bist hart genug, um zu überleben." Man hörte raus, daß Reeve das ehrlich meinte ... und langsam erwachte auch ein kurzes, stolzes Lächeln auf seinen Lippen, ehe es einer kurzen Grimasse Platz machte, als der Einäugige sein Gewicht verlagerte. "Scheiß Heugabel, verdammt ! Bitte hilf mir kurz auf – ich schaffs nicht allein und ich muß für einen Moment raus."

Kurz aufseufzend, steckte Mike das Messer wieder ein und hob die Klappe über ihnen an, um auf das Dach zu klettern. Gleich darauf packte er Reeve am Arm und half ihm hinaus und auf die Beine. Erst, als sein Bruder richtig stand, grinste er frech. "Und nicht gegen den Wind pinkeln."

"Werde mich hüten – einer meiner Kollegen hat das mal gemacht, aber nachdem ich ihm die Fresse polierte, hat er es nie wieder vergessen." Als Reeve daran dachte, huschte ein hartes Lächeln über seine Lippen – dann schüttelte er nur den Kopf und drehte sich in den Fahrtwind, erleichterte sich und nahm danach ein wenig Heu, um sich abzuputzen und es dann einfach zur Seite in den Graben zu werfen und sich wieder umzudrehen, damit er zurück in das Heunetz steigen konnte.

Unbewusst hatte Mike seinen Halbbruder gemustert. Er hatte nämlich die Morgenerregung bemerkt, sagte jetzt aber nichts weiter und erleichterte sich ebenso mit dem Fahrtwind. Allein der Gedanke an Jemanden, der gegen den Wind pisste, war ziemlich komisch, und daß es wirklich Jemand getan hatte, grenzte an Dummheit. Auch er putzte sich mit dem Heu ab, verpackte seine Männlichkeit wieder und kam zurück ins Heunetz. Reeve hatte ihn beobachtet, das hatte Mike bemerkt und er wurde das Gefühl nicht los, daß sein Bruder Schwul war.

Auch der Einäugige hing diesem Gedanken nach ... denn er hatte ebenfalls bemerkt, daß Mike ihn vorher gemustert hatte. Um sämtliche Mißverständnisse und eventuelle Probleme gleich auszuräumen, entschied sich Reeve, dem Anderen reinen Wein einzuschenken und räusperte sich kurz. "Okay – damit du weißt, woran du bei mir bist: Ich bin Schwul, aber weder tuntig noch mag ich Kerle, die sich wie Weiber benehmen. Ich hol mir zwischendurch mal einen One-Night, aber ich übertreibe es nicht – und ich habe auch nicht vor, mich für dich zu ändern. Okay ?" Auch wenn die Wortwahl ein wenig harsch war ... Reeve bemühte sich, einen ruhigen Ton zu behalten, denn er wollte Mike nicht verprellen, sondern ihm nur sagen, was Sache war.

Das Ganze hörte sich Mike ruhig an und erwiderte letztendlich nur ein schlichtes und einfaches "Dito.", das alles sagte, was zu sagen war. Somit war klar, daß sie so einiges gemeinsam hatten, das sie noch verband.

Die Antwort sorgte dafür, daß Reeve wieder eine Braue hob und schließlich kurz schmunzelte. "Irgendwie gefällst du mir, Mike. Du redest mir kein Ohr ab und bist so abgebrüht und hart, wie ich mir einen Partner nur wünschen könnte. Zu dumm, daß du kein Cop bist – aber eigentlich ist es auch egal, schließlich bin ich nun auch keiner mehr."

"So bin ich nun mal, ich rede nicht viel - hab auch nie viele Leute gehabt, mit denen ich reden konnte. Und wegen Partner, gehen könnte es schon, fragt sich nur, ob wir das wollen. Ich muss mich erstmal dran gewöhnen, einen Bruder zu haben, der ein Cop ist, oder war." Jetzt hatte Mike doch ein wenig geplappert, aber nur ein klein wenig. "Wenn du als Kopfgeldjäger weitermachst, würde ich mitmachen, da tue ich zumindest was sinnvolles."

Das Angebot war gut – und so nickte Reeve und schlug in die Hand des Anderen ein, als er kurz hart lächelte. "Ich quittiere den Dienst – das ist sicher, die Berichte und Vorgesetzten reichen mir. Ich möchte mein eigener Boß sein und dich will ich dabeihaben. Außerdem ... wenn du so Geschmeiß wie den Vergewaltiger erledigst, hast du meinen Segen. Und wenn es noch ein Geschmeiß ist, das Geld bringt, noch besser."

"Na ja, kommt drauf an, für wen man arbeitet. Arbeitet man für den Staat, ist es besser, die Typen bleiben am Leben, bringt man so Typen für so Typen um, gibt es oft mehr Geld." Mike wusste, wovon er sprach. Für Geschmeiß, das man für Geschmeiß umbrachte, bekam man gutes Geld.

Das ließ den ein wenig Älteren laut auflachen und er schüttelte amüsiert den Kopf, ehe er sein Auge leicht verengte und Mike musterte. "Du hast völlig Recht – doch ich denke, ich werde nicht die legalen Kopfgeldkataloge nehmen, ich habe etwas Anderes im Sinn. Der Zug fährt nach New York ... ich denke mal, dir sagt der Name 'Mermano' etwas ? Ich habe ihm einmal einen Gefallen getan und ich denke, er könnte Verwendung für uns haben."

"Natürlich habe ich das. Was meinst, was die Italiener so alles erzählen und wie Andere zittern, wenn nur der Name fällt. Er hat bestimmt hin und wieder nen Job." Mermano war wirklich bekannt und für Mike war das eine gute Chance, um sich als Killer zu etablieren.

"Gut, dann ist das geritzt. Ich mache ein paar Telefonate – wie es aussieht, halten wir bald, der Zug wird langsamer. Wenn er hält, kannst du vielleicht raus und uns was zu essen und trinken kaufen ? Ich habe zwar die besseren Beine, aber meine Seite macht nicht so, wie ich will. Und wir haben nicht viel Zeit – der Aufenthalt wird höchstens eine Viertelstunde dauern, länger brauchen sie nicht, um zu tanken." Wenn sie sich so aufteilten, würden sie sehr viel Zeit sparen ... und es wäre schon Einiges erledigt, wenn sie in New York ankamen.

"Ist gebongt." Mehr sagte Mike nicht mehr, er öffnete wieder das Dach und schaute hinaus. Er ließ sich von Reeve Geld geben und verschwand dann, um etwas zu essen und zu trinken zu holen, als der Zug gehalten hatte. Wenn sie wirklich bei Angelo Mermano einen Job bekamen, dann hatten sie eine sichere Zukunft und ein besseres Leben, auf das Mike sich schon jetzt freute.

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