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”The other side of me” 02
 

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Paskal war heute Morgen etwas unausgeschlafen, er hatte bis fünf Uhr früh im Chat gehockt und gequasselt. Eigentlich hatte er sich vorgenommen, so etwas nur am Wochenende zu machen, aber manchmal war es nun mal so verlockend, daß es nicht anders ging. Etwas übernächtigt schlich er durch den Fahrradschuppen, daß er so groggi war, machte ihn scheinbar noch unauffälliger, als eh schon, denn er stand diesmal im Licht und mitten im Gang, als er von drei Anderen übern Haufen gerannt wurde. Schon wieder einmal, das Gestern nicht gereicht hätte, Nein, Heute schon wieder. Schweigend sammelte er mal wieder die Sachen auf, die ihm aus der Tasche gekullert waren, dabei merkte er, daß er sich an der Hand aufgeschürft hatte, und er wickelte sich ein Taschentuch um die kleine Schürfwunde. "Toller Start in den Tag."

"Idiot, so doch nicht !" Leise, wütende Worte, die hinter ihm erklangen, dann schnappte Jean sich die behelfsmäßig bandagierte Hand und wickelte das Tuch wieder runter. Erneut war er zu spät - und erneut hatte er die Abkürzung durch den Fahrradkeller genommen und gesehen, wie Paskal von den Anderen umgerannt wurde. Mit wütend in die Augen gezogenen Brauen betrachtete er die Schürfwunde, pickte schnell und erfahren die Steinchen raus und hob das verletzte Fleisch dann an seinen Mund, saugte den Dreck aus der aufgerissenen Handkante und leckte das leicht austretende Blut ab, ehe er nickte und den Ärmel Paskals weiter nach hinten rollte. "Laß es an der Luft trocknen, damit es eine Kruste gibt - erst, wenns hart ist, kannst du den Ärmel wieder drauftun. Und versuche, wenigstens hier und in den Gängen aufzupassen, daß du nicht wieder umgerannt wirst, verdammt nochmal ...." Mit den Worten wandte Jean sich wieder ab - wischte sich kurz über den Mund und so den Dreck weg, nickte noch einmal, drehte sich dann um und lief in seine Klasse, leise dabei fluchend, da er wieder einmal zu spät kommen würde.

Der Schwarzhaarige war zu perplex, um etwas zu erwidern, und als er es konnte, war Jean auch schon weg. Er hob seinen Arm und sah sich die Schürfwunde an, dann fluchte er selber und rannte auch los. Er kam diesmal nämlich auch zu spät, hatte den gleichen Unterricht wie Jean. Eher atemlos kam er in die Klasse gestolpert und zum ersten Mal waren alle Blicke auf ihn gerichtet und er stotterte ein "Entschuldigung... ich bin gestürzt." zum Lehrer, bevor er machte, daß er vorne auf seinen Platz kam. Er würde am Liebsten im Erdboden versinken und versteckte sich mal wieder unter seinen Haaren.

Das Interesse verebbte jedoch schnell wieder mit dem Beginn des Unterrichts ... Jean und seine Gang waren eigentlich mehr damit beschäftigt, zu planen, was sie nach dem Unterricht unternehmen würden und achteten nicht weiter auf den Lehrer, der sich ebenfalls damit abgefunden hatte, daß nur einige wenige Schüler seinem Sozialkundeunterricht folgten.

Heute schien die Stunde für Paskal kein Ende zu nehmen, er langweilte sich, wie so oft, halb zu Tode. Als die Stunde vorbei war, sprach der Lehrer ihn an, daß er blass aussehen würde und ob es ihm gut gänge. Paskal nickte nur, es war ihm peinlich, jemand Anderes hätte er wohl nicht gefragt. Nachdem er erklärt hatte, daß es ihm gut gänge, trottete er hinaus und über den Gang zu seinem Spind und holte eines der Bücher heraus, bevor er auf die Toilette schlurfte und in eine der Kabinen verschwand.

Jean indes war mit seinen Freunden weitergegangen und holte seine Trainingskleidung aus dem Spind - lachte bei einem der Scherze und ging ihnen in die Trainingsräume vor, da sie als Mitglieder des Baseballteams zwei Stunden mehr Training hatten, als die normalen Schüler. Er dachte schon lange nicht mehr an den Vorfall im Fahrradkeller ... momentan beschäftigte ihn nur, daß er seine Mannschaft weiterbringen mußte und der Spaß, den er beim Spielen haben würde.

Wie Paskal ins Klo geschlichen war, so schlich er auch wieder hinaus. Er schlurfte wie ein Schatten durch die Gänge der Schule nach Draußen und setzte sich wie so oft auf die Zuschauertribüne des Baseballfeldes, um da in seiner Freistunde ein Buch zu lesen. Er setzte sich ein wenig in den Schatten und kramte einen dicken Roman hervor, in den er sich sofort vertiefte. Auf die Mannschaft unten achtete er nicht.

Ohne auf die wenigen Schüler zu achten, die sich in den Tribünen aufhielten, scheuchte der Trainer seine Mannschaft nach Draußen und ließ sie erst einmal ein paar Runden laufen, um warm zu werden ... dann übten sie das Schlagen und Fangen und teilten sich in zwei Mannschaften auf, um die ersten Trainingsspiele zu machen. Wie immer, war auch Jean in der Mannschaft, die als erstes am Schlag war und begab sich in die Reihe. Einer nach dem Anderen schlugen seine Teamkameraden auf und schließlich war auch Jean an der Reihe - tippte kurz mit dem Schläger auf den Boden und lächelte hart, ehe er in Stellung ging und auf den Wurf wartete. Als dieser endlich kam, schlug der junge Braunhaarige zu - traf mit fast traumwandlerischer Sicherheit den Ball und schlug ihn weit über das Feld in die Zuschauertribünen, dabei unmerklich stolz lächelnd. Doch als er die Flugbahn verfolgte, senkten sich seine Brauen - dann schrie er ein lautes "Vorsicht, Verdammt !!!" und schmiß Schläger und Cappie beiseite, lief zu den Zuschauertribünen am anderen Ende des Platzes und fluchte lautstark und mehr als nur bildhaft.

Als Paskal den Ruf hörte, nahm er das Buch herunter und sah verwirrt auf. Im nächsten Moment donnerte ihm auch schon der Ball an den Schädel und ihm wurde schwarz vor Augen. Hätte er nicht aufgeblickt, wäre der Ball wohl knapp über seinen Kopf hinweggezischt.

"Scheiiiiße !!" Laut vor sich hinfluchend, sprang Jean über die Bande an der Seite und nahm je zwei Stufen auf einmal, bis er bei dem Bewußtlosen war - strich sich kurz über das Gesicht und zählte bis Zehn, kniete sich dann neben ihn und nahm ihn vorsichtig auf. "Hey, Streber .... los, tu mir das nicht an und wach endlich auf, ja ? Shit ..... Okay, ich habs versucht." Leise fluchend, schüttelte er den Kopf - dann nickte er und gab Paskal eine leichte Ohrfeige, einen Zweite und Dritte, bis sich der Schwarzhaarige endlich zu rühren begann. "Hey, Streber - hier bin ich, mach die Augen auf, ja ?!"

Paskal hörte immer nur Streber, Streber und spürte dann plötzlich, wie er ins Gesicht geschlagen wurde. Er schlug die Augen auf und stöhnte leise. Sein Schädel dröhnte einfach nur und er sah zuerst etwas verschwommen. "Was...was war denn... mein Schädel dröhnt ?" Daß der Ball ihn niedergestreckt hatte, hatte er gar nicht registriert, weil es so verdammt schnell ging.

"Hast meinen Ball abbekommen, nicht bemerkt ? War ja auch mit nem ziemlichen Drall ... der Abdruck ist noch da auf deinem Schädel, das seh ich selbst durch deine Zotteln. Komm, wir müssen zum Krankenzimmer, du siehst übel aus." Jean sprach leiser, da er wußte, wie sehr laute Geräusche bei einem Brummschädel schmerzten .. half ihm auf und stützte ihn, ehe er dessen Rucksack aufnahm und das Buch unter den Arm klemmte, Paskal mit dem anderen Arm stützte und langsam mit ihm die Treppen runterging und zum Krankenzimmer. Dem Trainer winkte er nur und nickte, als auch dieser nickte, da er sich schon denken konnte, was Jean tat.

Paskal war froh, daß Jean ihm half, seine Beine schienen weich wie Butter zu sein. "Danke... is nett... Ich hab's nicht gesehen, daß er Ball kam." murmelte er und war ziemlich froh, als sie das Krankenzimmer erreicht hatten und er sich hinlegen konnte. Die Schulschwester kuckte ein wenig betröppelt, dann schob sie Paskal das Haar aus dem Gesicht und staunte nicht schlecht, weil die Beule ziemlich mächtig war. "Was ist passiert, ist er gegen einen Schrank gerannt, oder...." Sie sah noch mal genau hin und blinzelte, man konnte sogar ein wenig die Naht des Balles sehen. " Ein Baseball ?!" Sie sah Jean an. "Hast du etwa ?"

Die Arme verschränkend, nickte Jean und antwortete ein knappes "Jap, Homerun - der Ball ging über die Bande und du weißt, wie hart ich schlage.", ehe er wieder schwieg und an die Wand gelehnt wartete, was nun weiter passieren würde.

Die Schwester seufzte, dann wandte sie sich wieder an Paskal. "Is dir schwindlig oder übel ?" fragte sie leise und Paskal nickte. "Ein Bisschen schwindlig." antwortete er und die Schwester seufzte erneut. "Also erstmal liegenbleiben und ich rufe seine Eltern an." "Die sind nicht da." warf Paskal ein. "Die sind weg, auf Reisen wegen Arbeit...Ich ruhe mich aus und geh dann allein heim...is kein Problem." Die Schwester schüttelte energisch den Kopf. "Nix da, ich werde dem Vertrauenslehrer Bescheid sagen, er bringt dich nach Hause. Du hast ne Gehirnerschütterung.... Und du Jean...du kannst gehen, Danke, daß du ihn gleich hergebracht hast."

"Is ok, Doc ... ich wollte nur sichergehen, daß alles in Ordnung ist, den Mist hab ich ja schließlich auch verbockt. Bye dann, ich sag dem Trainer Bescheid ....." Mit den Worten verabschiedete sich der junge Baseballspieler und lief wieder zu seiner Mannschaft zurück - sagte dem Trainer Bescheid und nickte, als dieser ihn wieder auf den Platz schickte und sie alle weitertrainieren ließ.

Paskal bekam derweil ein kühles Tuch auf die Stirn gelegt und ein Aspirin verpasst, bevor der Vertrauenslehrer ihn heimfuhr und noch sicherging, daß es Paskal gut hatte. Erna war natürlich gleich da und umsorgte Paskal, sie stopfe ihn ins Bett. Essen kochte sie ihm nur eine Brühe, er log, daß ihm kotzübel war und so wurde er nicht auch noch vollgestopft. Den Rest der Woche war er entschuldigt für die Schule, was ihm nicht wirklich passte, aber was sollte es, er würde sich Daheim schon beschäftigen und schlief auch erst einmal.

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Die nächsten Tage verliefen eigentlich recht ereignislos, wenn man von der Tatsache absah, daß Jean wie schon oft von seinem Vater verprügelt wurde, Abends so gut wie immer mit seiner Gang bis in die Nacht ausblieb und dem Unterricht mit geteiltem Interesse folgte. Zumindest hatte er es nicht mehr ganz so schwer in Algebra - der Trick, daß er sich die Aufgaben in Worte faßte, half ihm zumindest in einigen Dingen weiter, auch wenn die meisten Zahlenfolgen für ihn noch immer Bücher mit sieben Siegeln waren. Als er Donnerstags den Unterricht beendete, überlegte er, ob er bei Paskal vorbeisehen sollte ... der Schwarzhaarige war die gesamte Woche entschuldigt und sicher nicht gerade in der Stimmung, doch andererseits war es wichtig, daß Jean lernte und schließlich gab der Gedanke, was sein Vater tun würde, wenn er von der Schule fliegen würde, den entscheidenden Ausschlag. In dem stetigen Tempo, das seine Beinmuskeln trainierte, lief der junge Baseballer die langen Straßen des nobleren Viertels entlang bis er an dem Haus Paskals ankam - zögerte noch einen Augenblick und klingelte schließlich, schon halb erwartend, daß er wieder gehen müßte.

Es dauerte einen Moment, dann kam Paskal zur Tür. Er hatte sich die Woche über mit seinem RPG-Forum beschäftigt und die Seite geupdatet. Wenn er eins und eins zusammenzählte, hatte er auch herausgefunden, welcher Charakter von Jean war. Er war schon immer von ihm begeistert gewesen, dieses empfindsame Schreiben, das so widersprüchlich war zu dem, was er von Jean so kannte, doch er würde nichts weiter sagen, wenn er ihn wiedersah. Das geschah nun schneller als er dachte. Er öffnete die Tür und da stand er auch schon vor ihm. "Oh, Hi... ich .. es ist schön, daß du gekommen bist." Murmelte er ein wenig überrascht, er ließ Jean dann aber herein. Auf seiner Stirn prangte noch immer ein fetter Bluterguss, gut, daß er nicht tiefer getroffen hatte, denn sonst hätte Paskal womöglich ein Veilchen bekommen.

"Shit, du siehst Scheiße aus." Noch während er reinkam, runzelte Jean die Stirn - seufzte dann leise und trat die Türe hinter sich zu, bugsierte den Schwarzhaarigen in die Küche auf einen Stuhl und hob dessen Ponies an, nachdem er seine Rucksack einfach auf die Seite geworfen hatte. "Inkompetente Arschlöcher ... kein Wunder, daß Filas letztens so fluchte, als er vom Krankenzimmer kam." Mit den Worten berührte er kurz den Bluterguß - fluchte erneut und zog aus seiner Hosentasche ein bleistiftdünnes Holzteilchen, zog es auf und offenbarte so ein hauchdünnes, schlankes Messerchen, das in etwa zehn Zentimeter lang war. Geübt nahm er die schlanke Holzscheide zwischen die Zähne und neigte sich zu Paskal herab - wisperte ein bemerkenswert deutliches "Stillhalten ....", ehe er leicht in die blaugefärbte Haut stach, doch seitlich, so daß es nur minimal schmerzte und er das Blut heraussaugen konnte. Auch dies erledigte er so erfahren, daß man ahnen konnte, wie oft er es schon hatte machen müssen - leckte schließlich den Bluttropfen von der Klinge und steckte sie wieder in die Scheide, anschließend in seine Hosentasche und nickte unmerklich zu dem Ergebnis an Paskals Stirn. "Besser. Dürfte auch nicht mehr so wehtun, oder ? Bist du überhaupt soweit da, daß wir mit dem verdammten Algebra weitermachen können ? Oder soll ich Montag wiederkommen ?"

Wieder einmal wusste Paskal nicht, wie ihm geschah, jetzt, wo alles vorbei war, sah er Jean mit großen Augen an, seine Wangen waren knallrot und stammelte ein "Ja, geht schon." heraus. Erst dann senkte er seinen Blick und berührte seine Stirn, es tat wirklich weniger weh, drückte viel weniger. "Du scheinst das öfter zu machen." stellte er fest und sah Jean wieder an. "Und ja, es geht...Ich hab eher gedacht, daß du nicht kommst, wenn ich ehrlich bin."

"Hatte auch mit dem Gedanken gespielt, nicht zu kommen - aber wenn ich durchfalle, das ist schlimmer, als mit dir zu pauken, glaub mir. Und ja - ich mache sowas oft genug, ich leite die Schlägertruppe, vergessen ? Außerdem wohne ich im schlimmsten Viertel hier in der Stadt, da lernt man sowas, Docs sind teuer und das können wir uns nicht leisten." Jean beherrschte sich, da er merkte, daß der Andere das nicht abwertend, wie so viele, gemeint hatte - und doch nagte es an ihm, das zugeben zu müssen ... ein nur zu deutliches Eingeständnis, daß er aus der Gosse kam und immer ein Gossenkind bleiben würde, egal, wieviele Stipendien er bekam. "Geh vor - dein Haus, du bestimmst, wo wir lernen." Mit den letzten Worten nahm er seinen Rucksack wieder auf - wuchtete ihn auf den Rücken und nickte zur Tür, wartete darauf, daß Paskal vorausgehen würde.

Wieder schien Paskal ein Reizthema angeschnitten zu haben, er sah, wie sehr der Braunhaarige sich beherrschte und er nahm sich vor, es auch nicht wieder anzuschneiden. "Tut mir leid...Ich hätte es mir auch selber denken können." wisperte er und ging vor. Wieder die Treppe hinauf zu seinen Zimmern. "Wie war denn Algebra die letzten Tage.. war es einfacher ?" fragte er nach und wechselte somit das Thema.

Leise seufzend, kam Jean ihm nach und brummte leise ... zog oben an der Zimmertür wieder die Stiefel aus und legte die Jacke daneben, ehe er sich sofort auf die Couch setzte und entspannt zurücklehnte, die harte Federung darin sichtlich genießend. "Jup, war ein wenig leichter ... ich hab mir alles in Worte ausgeschrieben, so bekomme ich etwas mehr von dem Stoff mit. War nen guter Tip, Danke dir, bist als Nachhilfepauker doch nicht so schlecht, wie ich anfangs dachte."

"Danke." Das Kompliment machte Paskal froh und er setzte sich wieder zu Jean auf das Sofa. "Dann können wir ja so weitermachen... auch die anderen Aufgaben dann." Jetzt lächelte der Schwarzhaarige und er strich sich wieder das Haar hinters ein Ohr. "Und wenn's wieder zuviel wird, kannst gern wieder spielen." Fügte er noch an.

Bei dem Angebot hob Jean eine seiner dunklen Brauen - schüttelte jedoch dann kurz den Kopf und nahm das Algebrabuch heraus, legte es neben seinen Block auf den Couchtisch und antwortete dem Anderen. "Nope, brauchts nicht. Musik reicht - die entspannt wenigstens, das Spielen macht mich nur aggressiv, dann geht überhaupt nichts mehr. Aber ... Danke für das Angebot. Und mit was quälst du mich als Erstes ?"

"Dann Musik..." nuschelte Paskal, bevor er aufstand und einen kleinen Hefter vom Schreibtisch holte. "Ich hab alle Rechenwege aufgeschrieben... ich hatte ja viel Zeit." Mit den Worten gab er Jean den Hefter und nahm das Buch, um darin zu blättern, bevor er es ihm vorlegte und auf eine bestimmte Aufgabe tippte. "Die da Heute... im Ordner ist alles nach den Aufgaben und deren Rechenwegen wie im Buch sortiert." erklärte er, bevor er noch ein paar Übungsaufgaben hervorzauberte, die auf einem Block standen.

Nur ein leises "Du spinnst." murmelnd, als er den Hefter entgegennahm, schüttelte Jean den Kopf - fing an, sich durch die Seiten zu blättern und nickte unmerklich, ehe er ein leises "Och shit, nicht die ...." bei der ihm gewiesenen Aufgabe murmelte. Doch auch wenn er keine Lust hatte, holte er seufzend den Bleistift heraus - begann, sich die ausgeschriebenen Erklärungen durchzulesen und mit denen im Buch zu vergleichen, zog schließlich seinen Taschenrechner heraus und fing an, die Aufgabe zu lösen, immer wieder dabei fluchend.

Paskal hingegen lehnte sich ein wenig zurück und beobachtete den Braunhaarigen. Es war wirklich interessant, wie er an die Sache heranging. Wenn er weniger mit Fluchen beschäftigt wäre, dann würde er die Aufgaben wohl auch schneller bewältigen, aber er brauchte das wohl, um Dampf abzulassen und so sagte er nichts deswegen. Was den Ordner betraf.. Er liebte solche Fleißarbeiten und seine RPG-Welt war erfolgreich, weil die geschriebenen Texte in verschiedene Sprachen übersetzt waren und so für fast die ganze Welt zugänglich und problemlos zu lesen.

Wie es sich Paskal schon dachte, brauchte Jean das leise Fluchen, damit er die Ruhe für die Aufgaben fand ... er war es schon von seinem Zuhause gewöhnt, daß er sich damit Ruhe verschaffen mußte und diese Angewohnheit zeigte sich unbewußt, auch wenn sie - wie es hier der Fall war - nicht nötig war. Doch anders als zuvor, ging es mit den ausgeschriebenen Erklärungen schneller und als er die Aufgaben endlich alle durchgerechnet hatte, lehnte er sich erleichtert aufschnaufend zurück .... nahm dann aus seinem Rucksack die Flasche mit seinem Tee und trank einige Schlucke, um seinen Magen zu beruhigen und stellte sie dann auch wieder auf die Seite, darauf wartend, was Paskal jetzt vorhatte.

Dieser nahm den Block und ging die Aufgaben durch, er nickte zufrieden, denn alle waren richtig gelöst. "Alle richtig." Er lächelte und legte den Block wieder auf den Tisch. "Und jetzt Musik zum Entspannen." legte er fest und ging zur Anlage. Er legte eine bestimmte CD ein. Klavier begleitet von einer Querflöte. "Das Stück spielt mein Vater, zusammen mit Emilia Woods...Sie ist eine klasse Frau." wisperte Paskal, er hoffte, daß es Okay war. "Ich dachte, es gefällt dir vielleicht." Wieder war er ein wenig unsicher, der Schwarzhaarige setzte sich aber trotzdem wieder auf das Sofa.

Daß er die Aufgaben alle gelöst hatte, war fast ein Schock für Jean gewesen, so daß er einfach nur zu den Worten des Anderen nickte - doch als die Musik erklang, zogen sich seine Brauen nachdenklich zusammen und er horchte, ehe er wieder zu Paskal sah und ein wenig mißtrauisch fragte. "Das kenn ich vom Music-Store.... das ist dein Vater ? Der am Klavier ? Ich dachte, er ist Dirigent ...?" Daß ihm die Querflöte gefiel, sah man ihm fast an ... denn ein jedes Mal, wenn das Klavier in den Hintergrund trat und die Flöte fast allein zu hören war, wurden die Augen des Baseballspielers ein wenig weicher und er merkte sich die Noten des Liedes, das die Spielerin vortrug.

"Er ist Dirigent und Pianist... viele Dirigenten spielen auch ein Instrument. Mein Vater spielt schon, seit er ein Kind war, dann hatte er beschlossen, auch Dirigent zu werden. ...Im Moment ist er auf Tour mit seinem Konzert." wisperte Paskal, lauter wollte er nicht sein, denn er wollte Jean nicht stören beim Musikhören.

Nur ein Nicken antwortete dem Schwarzhaarigen und Jean schloß seine Augen ... er hatte die letzten Tage wenig Zeit gehabt, seinem heimlichen Hobby zu frönen und genoß es, die sanften Klänge zu hören, die sich immer wieder über das Klavier erhoben und silbern aufklangen. Erst nach einer geraumen Weile öffnete er die Augen wieder, da er wußte, daß das Lied bald ausklingen würde, sah zu seinem scheuen Mitschüler und musterte ihn ein wenig.

Das Mustern bemerkte Paskal sehr wohl und er fühlte sich unwohl dabei. Er mochte es nicht so gern, genau angesehen zu werden und war immer froh, wenn er in der Schule nicht auffiel. Was nun sicher schwer werden würde, denn es wussten sicher inzwischen alle, daß er der Streber war, der einen Baseball an den Kopf bekommen hatte. Das würde man sicher nicht so schnell wieder vergessen. "Was...was ist ?" fragte er nun schüchtern, weil er den Blick nicht einordnen konnte.

"Ich frage mich, wieso du dich immer so versteckst. Wegen der Anderen in der Schule ? Die beachten dich nicht, die haben sogar noch am selben Tag vergessen, daß ich dir das Ding an den Kopf gedonnert habe. Du versteckst dich immer unter deinen Haaren, und das so gut, daß denk ich mal noch Keiner gemerkt hat, daß deine Augen zwei Farben haben. Davon abgesehen, daß ich mich sowieso frage, was du noch auf unserer Schule tust, du bist so gut, du könntest doch auf sone Streberuni und das mit Leichtigkeit ? Nicht daß ich mich beschweren würde, im Moment kann ich dich gut gebrauchen für das beschissene Algebra ....." Leise antwortend, senkte sich wieder eine der dunklen Brauen des Baseballers - dann drehte er sich leicht und sah Paskal direkt an, forderte ihn so ein wenig heraus.

Paskal hockte mit angezogenen Beinen auf dem Sofa, die Fragen machten ihn etwas nervös und er fing wieder an, mit den Haarsträhnen zu spielen. Er verarbeitete die ganzen Fragen im Geiste und versuchte, eine Lösung zu finden. Man sah fast, wie sein Hirn arbeitete und das unter Hochdruck, da er dem Blick, den Jean ihm zuwarf, kaum standhalten konnte. "Ich...Ich weiß nicht ..Ich würde gern an eine andere Schule...aber ich...." stotterte er herum, bevor er seinen Blick ein wenig hob. "Ach, vergiss es.. das geht dich doch eigentlich gar nix an... Was kümmert es dich denn, was ein Streber so denkt ?!" platzte es plötzlich aus ihm heraus, er war selber darüber erschrocken und vergrub sein Gesicht in den Armen, die er um die Knie geschlungen hatte.

Als Paskal so wütend wurde, hob Jean verwundert eine Braue ... das war eigentlich das Letzte, das er erwartet hätte und er lachte leise, klopfte dem Schwarzhaarigen auf die Schulter und ließ die Hand schließlich darauf liegen. "Hey, Hey ... du hast ja Mumm, hätt ich nicht erwartet, Hm ? Mach weiter so, Paskal, es steht dir, wenn du auch mal ein wenig aus dir rausgehst ... und es tut dir gut, nicht alles zu schlucken."

Als sich die Hand auf die Schulter legte, zuckte Paskal leicht zusammen, er hob dann aber wieder den Blick und blinzelte unter seinen Haaren hervor. "Warum sagst du so was ?" fragte er leise.

"Weil ich es so meinte, Paskal. Warum glaubst du, lasse ich immer alles sofort raus ? Ich weiß, was passiert, wenn man zuviel schluckt." Noch immer schmunzelnd, strich er einige der langen, schwarzen Ponies aus der Stirn des Anderen und betrachtete ihn - lachte dann leise und lehnte sich an, seine Hand noch immer auf der Schulter des Anderen ruhen lassend. "Und deine Frisur ist eine Schande, sie versteckt dich völlig."

"Das soll sie ja auch." erwiderte Paskal und lehnte sich auch endlich an. Er überlegte einen Moment, dann angelte er nach einem Haargummi, der auf dem Beistelltisch lag und band sich seine Haare in einen Zopf. Sein Gesicht war nun ganz frei zu sehen, seine hübschen Augen, die weichen Lippen, seine blasse Haut und seine androgynen Züge. Einzig der Bluterguss auf seiner Stirn trübte das Bild, das sich Jean nun bot. "Besser ?"

Langsam schwand das Lächeln aus den Zügen des Braunhaarigen und er sah sich sein Gegenüber deutlicher an .... nur langsam nickte er und seufzte leise, ehe er eine widerspenstige Ponysträhne nach hinten strich und ihm ein wenig wehmütiger lächelnd antwortete. "Jap. Du hast keine Ahnung, wie sehr, Paskal - du solltest das öfters machen, wirklich. Auch wenn du gerne unentdeckt bleiben willst, das ... wenn du immer so geduckt bist, lernst du nie ein Mädel kennen, aber wenn du dich zeigst, so wie jetzt, laufen sie dir in Scharen hinterher."

Auf die Wangen des Schwarzhaarigen zog sich ein leicht rötlicher Schimmer. "Ich...Ich hab mich bisher noch nicht so für Mädchen interessiert." gestand er leise, daß er Schwul war, konnte er ihm unmöglich erzählen. "Die wollen eh nur Sportler." Fügte er an, bevor er das Thema wechselte. "Magst du einen Tee ?"

"Gerne. Kann ich mit runterkommen ? Ich muß mir die Beine vertreten, was Anderes sehen als die Schulbücher und Formeln." Jean nahm den Themenwechsel gerne an, denn er hatte mit dem selben Problem wie der Schwarzhaarige zu kämpfen und dazu auch mit seinem erwachenden Verlangen, durch das weiche, schwarze Haar zu kosen oder die nun offenliegenden Wangen zu berühren. Noch während er sprach, stand er auf - lächelte aufmunternd und hoffte, daß Paskal ihn mitkommen ließ.

Von dem Verlangen des Anderen ahnte Paskal nichts, er kämpfte sein Eigenes herunter. Er fand, Jean sah einfach super aus... doch weiter zu denken, wagte er nicht, weil er wusste, es hatte keinen Sinn und sollte er etwas rausfinden, würde er sicher nicht mehr zur Nachhilfe kommen. "Sicher kannst du." antwortete er und lächelte scheu, als er an Jean vorbeiging und dann hinab in die Küche. Er ging etwas aufrechter als sonst, Daheim fühlte er sich deutlich wohler, er schlich nur außerhalb so herum. "Was für Tee möchtest du denn ?...Ich hab fast alles da." Fragte er unten in der Küche und öffnete die Schranktür.

Der junge Baseballer war ihm nachgekommen und trat nun zu ihm - stellte sich direkt hinter ihn und sah über die Schulter des nur wenig Kleineren in den Schrank, nickte schließlich und griff über den Arm Paskals hinein, nahm eine Beutel Hagebuttentee heraus und hielt ihn dem Schwarzhaarigen hin, ohne daß er sich von der Stelle gerührt hätte.

Paskal lief fast eine Gänsehaut über den Rücken, solcherlei Nähe war ihm fast vollkommen fremd, selbst seine Eltern kamen ihn nicht so nahe, sie wussten, daß er es nicht wirklich mochte. Einen Moment kam sein Atem zittrig über seine Lippen, dann fasste er Mut, griff die Teepackung und nickte. "Den nehme ich dann auch." murmelnd, bewegte er sich seitlich, so daß er Jean nicht berührte, zum Herd, um ihn anzustellen. Ein recht gekonntes Manöver, lobte er sich fast selber.

Unwillkürlich leise schmunzelnd, nickte Jean ... lehnte sich neben den Anderen an die Anrichte und sah ihm dabei zu, wie er das Wasser heiß machte und die Teebeutel in die Becher hängte, ehe er leise zu ihm sprach. "Du riechst gut, Paskal - hätt ich gar nicht erwartet."

Bei den Worten stieß Paskal fast einen der Becher um, er sah den Braunhaarigen fast schon geschockt an. "Äh... Wie.. wie kommst du jetzt darauf ?" Wieder war er da, der rote Schatten auf den Wangen.

Fast sofort reagierte der junge Baseballer und fing die kippende Tasse auf - stellte sie wieder hin und lachte leise, legte seinen Kopf schief und verengte ein wenig die Augen, dabei jedoch noch immer lächelnd. "Weils so ist, Dummerchen. Und kein Grund, Rot zu werden, auch wenns süß aussieht."

Genau das veranlasste besagtes Dummerchen, noch röter zu werden. "Dann hör auf, solche Sachen zu sagen." motzte er Jean an, jedoch das auch nur, weil es ihm peinlich war. "Redest du auch so mit Mädchen ?"

"Nope, Paskal - tu ich nicht. Ist dir vielleicht noch nicht aufgefallen, aber ich hänge nicht mit Tussen rum. Und bevor du jetzt einen Schreikrampf bekommst - ich habe nicht vor, dich zu vergewaltigen." Bei den letzten Worten hatten sich seine Brauen wieder gesenkt und es war fast zu sehen, daß er sich selbst verfluchte, so weit gegangen zu sein - doch er stand zu dem, was er gesagt hatte und nahm kein Wort davon zurück, auch wenn er jetzt damit rechnete, daß Paskal ihn hochkant rauswarf und die Nachhilfestunden einstellte.

"Bist....Bist du Schwul oder so ?" fragte Paskal. "Vergiss das wieder.. entschuldige, das fragt man nicht." Von einem Moment zum Anderen nahm er seine Frage zurück. Wie gern würde er sich jetzt unter seinen Haaren verstecken, stattdessen schlürfte er seinen Tee.

"Natürlich bin ich das, Schnellspanner, Hm ? Und schäm dich nicht dafür, daß du fragst. Ich hängs zwar nicht an die große Glocke, doch ich steh dazu, daß ich nicht auf Tussen abfliege. Die von der Gang wissen es alle und auch noch ein paar Andere. Wär aber nett, wenn dus nicht herumerzählst, ja ?" Auch Jean nahm einen Schluck seines Tees - seufzte leise und nahm dann den Teebeutel raus, warf ihn in den Müll und sah ruhig und ein wenig abwartend zu dem Schlankeren.

Diesmal schaffte es der Schwarzhaarige, er schüttete sich etwas Tee über das Hemd, zog gleich daran, damit er sich nicht zu sehr verbrühte und stellte seine Tasse dann doch lieber ab. Er schnaufte leise und sah dann aber wieder zu Jean. "Das ist Okay... Ich hätte es nie erwartet, aber ich hab nix gegen...Ich sag auch nix." Daß er selber auch schwul war, wollte er noch nicht erzählen, er hatte Angst davor, seine Eltern wussten es zwar, aber er hatte Probleme, es auszusprechen...sich vor wem Anderen zu outen, das schaffte er noch nicht.

"Aufpassen, heißer Tee schmerzt. Und danke dir ... ich hatte eigentlich damit gerechnet, daß du mich hochkant rauswirfst und die Nachhilfe gegessen ist. Weißt du - nicht mal die Lehrer wissen es, ist ja auch nicht nötig, ich fall ja Niemand an. Wenn ichs mal nötig habe, dann kenn ich Jemand, aber ansonsten laß ichs mir nicht anmerken, ist besser so. Du weißt doch, wie konservativ die in der Penne sind ..." Leise seufzend, nahm Jean einen weiteren Schluck und stellte die Tasse dann beiseite - strich sich einige lange Ponysträhnen nach hinten, steckte die Hände in die Hosentaschen und überlegte eine Weile mit geschlossenen Augen. Nach ein paar Minuten blickte er schließlich wieder zu dem Schwarzhaarigen, streckte ihm die Rechte entgegen und ein leises Schmunzeln hob seinen linken Mundwinkel.

Seine Brauen hebend, verstand Paskal und lächelte. Er hob seine Hand und ergriff die von Jean. Es sah ein wenig merkwürdig aus, seine blassen Finger in dessen zu sehen. "Lass uns wieder hochgehen, ja ?...Noch Musik hören." fragte er, als er seine Hand langsam wieder zu sich nahm. Er wollte sich ein frisches Hemd anziehen.

Mit einem leisen "Geht klar ... und zieh dir was Anderes an, bevor du dich erkältest." klopfte ihm der junge Baseballer auf die schlanke Schulter - schmunzelte dabei und ging ihm schließlich vor, nachdem er den Tee ausgetrunken und die Tasse kurz in der Spüle abgewaschen hatte. Oben angekommen, sah er sich die CDs durch und suchte nach bekannten Stücken - achtete eigentlich nur nebenher auf Paskal und summte leise, immer wieder mal eine CD herausnehmend, damit er sie ansehen konnte.

"Hatte ich vor." Murmelte der Schwarzhaarige, er trottete herüber in sein anderes Zimmer und zog sich das Hemd aus, das er dann auch gleich in den Wäscheschober warf. Aus dem Schrank zog er das nächstbeste Sweatshirt, er zog den Reißverschluss am Kragen herunter und schlüpfte hinein. Dann aber jaulte er leise auf, als der Reißverschluss sich in seinen zusammengebundenen Haaren verheddert hatte. ‚Ist das peinlich.' Dachte er. "Jean ?...Kannst du mir kurz helfen ?" bat er verlegen, er hasste dieses Hemd, weil das immer bei dem passierte.

Schon, als er das leise Aufjaulen gehört hatte, kam der schlanke Baseballer in Paskals Schlafzimmer – unmerklich den Kopf schüttelnd, trat er hinter ihn und langte behutsam in den Kragen, löste die eingeklemmten Haare und strich ihm dann sacht über den Rücken zu den Schultern, um unter das Sweatshirt zu fahren und es gekonnt über seine wieder herabgleitenden Hände abzurollen. Dabei kam er noch ein wenig näher und steckte es in dessen Hosenbund, umarmte ihn dabei schon fast von hinten und wisperte ein "Du solltest aufpassen ...." in das Ohr des Schwarzhaarigen, ehe er sich wieder von ihm löste und zurück zu den CDs ging.

Paskal blieb am selben Fleck stehend zurück, er musste das jetzt erst einmal verarbeiten. Die Berührungen waren so zärtlich gewesen und er hatte eine deutliche Gänsehaut, wenn er nur dran dachte. Auch versuchte er, seine roten Wangen erst wegzubekommen, bevor er ins andere Zimmer zurückging. Das geschah nach ein zwei Minuten. "Danke für die Hilfe." Er zog nun noch den Reisverschluss zu und so verdeckte er seine freiliegende, helle Brust vor den Augen des Anderen. "Hast du was gefunden, was dir gefällt ?"

"Jup, das hier, wenns geht. Habs mir schon öfters im Musikladen angesehen, aber während der Arbeit kann ichs ja nicht hören ... und dreimal darfst du raten, wie oft ein Kunde sich das einlegen läßt." Mit den Worten reichte Jean ihm eine CD mit klassischen Querflötenstücken - eine Sammlung, die erst vor Kurzem in die Läden gekommen war und fast ausschließlich von Ärzten zur Beruhigung ihrer Patienten oder als Entspannungstherapie verkauft wurde.

"Nicht oft, schätze ich." lächelte Paskal und legte die CD ein. "Wenn du magst, ich hab's als MP3 auf dem Rechner im anderen Zimmer ?" fragte er fast vorsichtig, er wusste noch immer nicht recht, was er gefahrlos fragen konnte und was nicht.

Jean jedoch horchte sofort auf und ein breites Grinsen zeigte sich auf seinen Zügen - dann nickte er, holte aus seinem Rucksack den MP3-Player und gab ihn dem Schwarzhaarigen, sofort in das andere Zimmer nickend. "Wär super, wenn dus mir draufspielen könntest - ich hab schon danach gesucht, aber Keiner liest es in den Computer, die Hacker und Gambler hören sowas nicht. Zu ... entspannend, weißt ?" Dann wandte er sich wieder ab und setzte sich auf die Couch - schloß die Augen und konzentrierte sich, horchte auf die Art, wie die Musiker spielten und merkte sich auch die Noten, während er langsam ruhiger wurde.

Der Schwarzhaarige ließ Jean auch allein, er wusste, das er so auch die Musik gut genießen konnte und er störte so auch nicht und hatte was zu tun. Er nahm sofort das kleine Gerät und setzte sich an den PC im anderen Zimmer, um die Musik auf den Player zu spielen. Er überlegte einen Moment, dann spielte er noch ein weiteres Lied drauf, ebenso Querflötensolo, doch sehr alt und berauschend schön. Er hörte es selber sehr gern, eben, um sich zu beruhigen. Die Töne dort waren kompliziert und fein facettiert, eine Herausforderung, der bisher kein Anderer als dieser Künstler gerecht worden war. Als er fertig war, kam er zurück und legte Jean das Gerät auf den Schoß. Von dem Extrastück, das drauf war, sagte er nichts. "Kannst jederzeit wieder was haben, ich hab eine ganze Menge Klassik."

Bei den leisen Worten sah Jean wieder auf und lächelte - nickte und steckte den Player wieder ein, packte schließlich auch seine anderen Sachen dazu und seufzte leise, als das letzte Stück verklang. "Ich denke, ich geh jetzt besser ... es ist schon spät und du solltest dich hinlegen, mit soner Beule ist nicht zu spaßen. Wir sehen uns dann Montag in der Schule wieder, Okay ?" Bei den letzten Worten war der junge Baseballer aufgestanden und hatte sich den Rucksack über die Schulter geworfen - zögerte einen Moment, hielt Paskal schließlich die Hand zum Abschied hin und hob fragend eine Braue.

"Ja, Montag dann...Ich freu mich." Paskal nahm die Hand wieder an und drückte sacht zu. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen und auch in seinen Augen. Er war wirklich glücklich, daß Jemand was mit ihm zu tun haben wollte und das Wiedersehen in der Schule war für den, der immer übersehen wurde, schon was Besonderes. "Viel Spaß mit der Musik dann."

Mit einem leisen "Werd ich haben ...." nickte Jean und löste den Griff dann wieder ... ging zur Tür und zog seine Stiefel an, trabte gemütlich die Treppen zur Haustür runter und zog dort seine Jacke an, schloß die Türe hinter sich und lief wieder in seine Gegend, doch diesmal direkt zu dem alten U-Bahnschacht, denn er wollte die Flötenstücke gleich ausprobieren und seine Kumpel waren eh ohne ihn unterwegs.

Paskal fiel derweil in sein Bett und starrte die Zimmerdecke an. "So sanft." murmelte er und rief sich noch mal das Gefühl zurück, das er hatte, als Jean ihn über den Rücken gestrichen hatte. Erneut bekam er eine Gänsehaut und er strich sich mit der Hand unter sein Hemd und über seinen flachen Bauch, stellte sich vor, daß Jean ihn berührte und versank darin.

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