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”Sternenstaub” 06
 

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Seither waren einige Wochen vergangen ... zwischen Gianni und Paul entstand ein sehr harmonisches Beisammensein, sie ergänzten sich wunderbar und kamen gut miteinander aus. Oft redeten sie stundenlang über das eine oder andere Thema, lachten über die gleichen Dinge oder sahen sich bei ihrer Kunst zu. Inzwischen hatte Gianni auch einige seiner Schmuckkollektionen fertiggestellt und im Schaufenster ausgestellt ... und kaum einen Tag später waren auch schon zwei von ihnen verkauft worden. Mittlerweile arbeitete der junge Silberschmied an dem Anhänger, den er Paul geben wollte ... und wieder war es spät geworden und so wachte Gianni ein wenig müder auf, seufzte leise und gähnte, als er aufstand und sich auf den Weg ins Bad machte. Da er so müde war, bemerkte er jedoch erst, als er in der Türe stand, daß das Wasser der Dusche lief – und Gianni wurde noch im gleichen Moment hellwach, als er Paul durch das durchsichtige Glas der Duschkabine dabei sah, wie er sich ... selbst befriedigte.

In den wenigen Wochen war Paul deutlich ruhiger geworden, er schlief auch deutlich besser und rauchte langsam ein wenig weniger, weil er oft mit Naschhäppchen, die Gianni machte, davon abgelenkt wurde. Seine Arbeit ging auch voran, der Engel war heute Nacht fertig geworden und auch seine anderen Arbeiten hatten schon viel Interesse an Käufern geweckt. Allerdings musste er sich noch immer mit Menschen herumschlagen, die Interesse an den Bildern seines Vaters hatten. Im Moment dachte er aber nicht daran, er hatte seit langem wieder Bedürfnisse, und die befriedigte er gerade sehr ausgiebig mit seiner Hand. Daß Gianni in der Tür stand, bemerkte er nicht und hin und wieder stöhnte er leise. Seine Gedanken sammelten sich um erotische Bilder, die in seinem Geist erwacht waren.

In der Zwischenzeit schluckte der junge Italiener schwer und legte die Hand vor den Mund, als er das leise Stöhnen hörte und sich ein Eigenes verkniff. Dieser Anblick war wundervoll – und es war so lange her, daß er mit Henri zusammen war, daß er im ersten Moment fast gedacht hatte, daß der Ältere unter der Dusche stand. Gerade jetzt sah Gianni zum ersten Mal richtig, wie sehr sich Paul und Henri glichen – und sich unterschieden. Die Form des Körpers war fast die gleiche, nur daß Paul ein klein wenig kräftiger war ... und daß er sich sogar sein scheinbar etwas längeres Schamhaar gefärbt hatte. Doch die Hand, die sich um die sichtbar harte Männlichkeit gelegt hatte und sie bearbeitete, war fast die gleiche ... sogar die Form der Erregung glich sich und Gianni fühlte, wie alleine schon der Anblick genügte, um vertraute Gefühle erwachen zu lassen. Mit sichtlichem Schrecken fühlte der junge Silberschmied, wie er erregt wurde und keuchte leise, denn er konnte sich nicht wegbewegen, da sein Körper ihm nicht mehr gehorchte.

Bis Gianni keuchte, hatte Paul ihn wirklich nicht bemerkt. Er wusste jetzt, daß er da war und ihm zusah, und so drehte er seinen Kopf ein wenig zu ihm, blickte ihn mit den lustverschleierten Augen an und neckte ihn, indem er seine freie Hand hochnahm und an seinem Finger lutschte.

Noch im selben Moment fühlte Gianni, wie seine Beine weich wurden und er wimmerte leise, sank an den Türrahmen und blickte in die Augen Pauls, versank darin und keuchte unterdrückt, als seine Männlichkeit schon fast schmerzhaft anschwoll und mehr als nur gut in seiner zu eng werdenden Hose sichtbar war. Gerade das war ein Unterschied zu Henri, doch der Schwarzhaarige konnte sich nicht davon lösen: Während Henri zwar lustvoll, doch immer sanft blieb, so brannte in den Augen Pauls ein Feuer, das ihn schier verbrannte.

Die Reaktion war wirklich überraschend, Paul brauchte Gianni nicht einmal zu berühren und so tat er es auch nicht. Er drehte sich nur ein Stück herum und zeigte seinen Körper frontal. Er berührte sich weiter und ließ seine freie Hand an seinem Körper herabstreicheln. Er berührte seine Brustwarzen und stöhnte erneut leise, als er sich selber kniff. Sein Blick blieb weiterhin auf Gianni gereichtet, es war, als würde er seine eigene Lust direkt durch seine Augen zu Gianni senden.

Und dieser empfing sie auch mit einem eigenen Stöhnen, auch wenn es fast nicht hörbar war. Der junge Silberschmied hätte nicht gedacht, daß dies möglich war ... der Anblick alleine reichte aus, ihn nicht nur zu erregen, sondern seine Lust noch soweit zu steigern, daß er sich nicht einmal selbst berühren mußte, da sein Körper von alleine reagierte. Bisher hatte nur Henri dies bei ihm geschafft – auch wenn es in einer anderen Situation und auch nicht so intensiv gewesen war. Erneut leise wimmernd, ließ Gianni seine Hand sinken, bis sie seine pochende Härte berührte – und noch im gleichen Moment schrie er leise auf und sank in die Knie, schluchzte leise auf und fühlte, wie er sich in seine Hose ergoß.

Das Ganze war so interessant, dass Paul fast vergessen hatte, sich selber zu berühren. So etwas hatte er wirklich noch nie erlebt. Doch er selber stand an der Schwelle seiner Lust, er drückte noch einmal etwas fester zu und kam dann selber mit einem tiefen Stöhnen. Sein Sperma wurde gleich von dem Wasser der Dusche weggewaschen und als er sich wieder weitgehend im Griff hatte, stellte er es ab und stieg aus der Dusche. "Du bist echt unglaublich, weißt du das ? Ich hab sowas noch nie erlebt." Mit den Worten kam er zu Gianni und reichte ihm die Hand, um ihm beim Aufstehen zu helfen.

Der brauchte noch einen Moment, um sich zu fassen ... doch dann nahm er die Hand dankbar an und stand ein wenig unsicher auf, errötete bis in die Haarspitzen und atmete schwer, während er versuchte, wieder zu Sinnen zu kommen. "Ich ... auch nicht ... das ... wie ?" Er war so unsicher, wie noch nie - er wußte nicht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte und senkte beschämt seinen Blick.

Aber nicht für lange, denn Paul hob das Kinn des Schwarzhaarigen an und küsste ihn mit der Intensität des Feuers, das noch in ihm loderte. Durch den Kuss baute sich dieses Feuer rasch ab und Paul löste ihn sanft und schnäbelte noch einmal kurz, dann wandte er sich ab und nahm ein Handtuch von der Seite, um sich abzutrocknen.

Hinter ihm stand Gianni, der sich gerade eben fühlte wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Er war noch immer überrascht und geblendet von diesem Kuß, der sich so gut angefühlt hatte ... so altbekannt doch auch so neu, ein Kuß, der ihn nicht nur sprachlos sondern auch völlig verwirrt zurückließ. Nur langsam kam der junge Silberschmied wieder zu Sinnen und leckte sich kurz über die Lippen ... der Geschmack war neu und ohne daß er es bemerkte, ging er zu Paul und berührte ihn zaghaft am Rücken.

Und überraschte Paul damit aufs Neue. Der Franzose drehte sich langsam herum und lächelte. "Du hast Blut geleckt, Hm ?" Seine Worte waren sanft und er konnte es irgendwie verstehen. "Sag mir, was du willst." Er ahnte es, aber er wollte es genau wissen.

"Ich ... kannst du das nochmal tun ? Ich ..." Gianni wußte nicht, wie er es sagen sollte – einerseits hatte dieser Kuß so gutgetan, doch andererseits hatte er Angst, eine Angst, die er nicht einmal benennen konnte. Dies war so anders – so richtig, anders als es der Kuß von Dao gewesen war oder wenn andere Männer ihn berührt hatten. Nur bei Henri hatte er sich bisher so gefühlt ... und jetzt ein weiteres Mal bei Paul.

Das nochmal tun bezog Paul auch auf den Kuss und so packte er Gianni, zog ihn eng an sich und küsste ihn erneut mit diesem Feuer. Diesmal war es länger und er hörte erst auf, als Gianni fast nach Luft japste. Dann löste sich Paul und verließ das Bad, doch auch er konnte nicht anders und leckte sich über die Lippen. "Du schmeckst gut."

Außer Atem und völlig überwältigt, brauchte Gianni einige Herzschläge, ehe er dazu fähig war, sich umzudrehen und ihm zu folgen. "Du auch, Paul. Ich hätte nicht gedacht, daß dies möglich ist – bisher war das nur bei Henri so. Ich verstehe das nicht – als Dao mich küßte, war es so seltsam, bitter und irgendwie ... falsch. Bei dir ist es anders, du schmeckst wie Henri, nur herber und feuriger. Ergibt das einen Sinn ?" Als er in den kühlen Gang trat, wurde sich Gianni mehr als nur deutlich der Nässe in seiner Hose bewußt und errötete noch tiefer, denn man konnte den Samenfleck auch sehr gut sehen.

Paul drehte sich wieder herum und grinste sacht, weil Gianni knallrot war. "Das kann schon einen Sinn ergeben. Dao ist zum Einen nicht dein Typ, du bist in Papa verliebt gewesen und ich bin, laut deiner Aussage, Papa sehr ähnlich."

"Ja ... aber trotzdem sehr verschieden. Ich könnte dich niemals mit Henri verwechseln ... ich weiß immer, daß du es bist, auch wenn ich an dir Dinge entdecke, die ich auch an deinem Vater mochte. Und das verwirrt mich ... das hatte ich noch nie, Paul. Andere Männer interessieren mich nicht, oder sie sind mir unangenehm oder machen mir Angst. Kannst du mir das erklären ?" Gianni war dankbar, daß Paul sich sichtlich Mühe gab, taktvoll zu sein und nicht auf die Misere an seiner Hose zu blicken, denn er hätte sich auch über ihn lustig machen können.

"Weil du nur eine bestimmte Art Mann magst. Fast Jeder hat einen Typ, auf den er steht, obwohl es auch welche gibt, denen es total egal ist, mit wen man zusammen ist." Gianni war so einfach gestrickt und doch hatte er ein kompliziertes Muster, das schwer zu begreifen war. "Verstehst du, was ich meine ?" Paul lehnte sich an die Wand neben ihm und verschränkte die Arme vor der Brust.

Einen Moment lang war sich Gianni noch unsicher, doch dann kam er zu ihm und lehnte sich neben ihn, dachte ein wenig nach und strich sich dann die Haare nach hinten. "Ich denke, ich verstehe es, aber das ist trotzdem ein wenig komisch. So sehr ihr euch gleicht, so unterschiedlich seid ihr auch, Paul. Aber andererseits war Dao anders als du ... oder die Männer in Florenz. Auch die beiden Köche, die mit Henri befreundet waren, sind so anders, ich habe nie so stark auf sie reagiert. Bist du mir böse ?" Gerade das war etwas, bei dem Gianni sehr deutlich merkte, daß er noch sehr unerfahren war ... denn einerseits zeigten ihm die Küsse Pauls, daß dieser ihn zu mögen schien; doch andererseits sprach das sofortige Verlassen des Bades für das genaue Gegenteil.

"Nein, bin ich nicht. Meinst du, weil ich aus dem Bad raus bin ? Ich dachte, du magst dich waschen." Jetzt wagte Paul einen Blick hinab zu dem Fleck, doch er sah gleich wieder auf zu Giannis Gesicht. "Ich glaube, du musst noch Einiges lernen." stellte er schließlich fest und lächelte sacht.

Leise seufzend, nickte dieser und errötete noch ein klein wenig mehr ... doch dann sah er wieder zu Paul auf und lächelte ein wenig schief. "Ich weiß – ich muß dir wie der letzte Idiot vorkommen, nicht wahr ? Ich reagiere so stark auf dich, daß du mich nur ansehen mußt, damit ich komme. Und deine Küsse waren herrlich ... wenn ich nicht schon gekommen wäre, dann hätte dies ausgereicht. Du küßt sehr gut ..."

"Tust du nicht." murmelte Paul als Antwort auf die Frage und neigte sich schließlich etwas vor, um Gianni erneut zu küssen, nur tat er es sanfter. "Ich bin eben geübt im Küssen." wisperte er an die Lippen des Schwarzhaarigen und löste sich wieder. "Ich zieh mich lieber an, sonst erkälte ich mich."

Gianni brauchte einen Moment,um sich zu fangen ... doch dann lächelte er scheu und blickte zu ihm auf. "Schade ... es ist ein schöner Anblick, Paul. Und ja, du bist ein sehr guter Küsser. Mir gefielen alle deine Küsse sehr gut." Doch auch er mußte sich etwas Neues anziehen und löste sich von der Wand, um in sein Zimmer zu gehen. Aber er war noch ein wenig schwach auf den Beinen, denn die Küsse Pauls waren mehr als nur atemberaubend.

Paul grinste kurz in seinem Zimmer und schüttelte den Kopf. "Ach Papa, hättest du ihn nicht noch ein wenig weiter aufklären können ?" Wie es aussah, hatte Henri zwar aufgeklärt, aber Einiges hatte sein Vater wohl vergessen. Mal sehen, was das noch geben würde, aber er ließ erstmal seinen Worten Taten folgen und zog sich etwas an. Eines nahm er sich jedoch vor, er würde nochmal versuchen, Gianni so zum Kommen zu treiben, aber nicht Heute.

In der Zwischenzeit hatte sich der junge Italiener ausgezogen ... er war in Gedanken gewesen und seufzte leise, als er unsicher durch seine Sachen sah. Dann blieb sein Blick auf einem Kleidungsstück hängen, das er schon lange nicht mehr getragen hatte und er lächelte sacht, als er sich entschloß und es aufnahm. Mit einem immer tiefer werdenden Schmunzeln kleidete er sich an und bürstete noch einmal durch seine Haare, ehe er sich mit einem tiefen Atemzug Mut zusprach und wieder aus seinem Zimmer trat.

In dem Moment kam auch Paul aus seinem Zimmer und so trafen sie sich direkt auf dem Flur. Paul war zum Weggehen angezogen und hob eine Braue, als er Gianni in dem Kleid sah. Es war Schwarz, die Brust war gut zu sehen, weil es weit ausgeschnitten war und unten war es wie ein Rock mit einem hohen Seitenschlitz. Der breite Gürtel mit der silbernen, wahrscheinlich selber gemachten Schnalle, rundete das Bild noch ab. "Wow ... willst du mich scharf machen ?" Er scherzte und machte damit ein Kompliment.

Sacht lächelnd, legte Gianni seinen Kopf zur Seite und verengte kurz die Augen, ehe er einen Schritt näherkam und leise zu ihm sprach, während der schwarze, weiche Stoff um seine Beine wallte. "Wenn es dir gefällt ? Dann ja." Ein wenig wollte er es wirklich – auch wenn der Hauptgrund einfach der gewesen war, daß er dieses Herrenkleid, das ein wenig wie eine moderne, schlichtere und männlichere Version eines antiken Hohepriestergewandes aussah, sehr gerne trug.

"Es steht dir ziemlich gut." erwiderte Paul leise, er bemerkte sehr wohl das Gianni sich langsam vorwagte. Das also war das Selbstbewusstsein, das er so gut verborgen hielt. Dann aber klingelte es an der Tür und Paul zuckte zusammen. "Mist, die Lieferanten." Er hatte zwei Männer vom Friedhof zu sich bestellt, damit sie halfen, den Engel aufzustellen.

Als es klingelte, zuckte Gianni sichtlich zusammen – doch dann nickte er und wisperte ein leises "Ich bin in der Küche, Frühstück richten.", trat einen Schritt zurück und verschwand schnell in der Küche. Dort angekommen, atmete er leise auf und schüttelte schmunzelnd den Kopf – er war geflohen wie ein Reh, doch er wollte nicht unbedingt, daß die Lieferanten ihn so sahen.

Paul lief derweil zur Tür und ließ die Lieferanten hinein, dann kam er zur Küche und fragte leise. "Ich fahre mit hin, willst du nicht auch mitkommen ?" Dann verschwand er wieder, weil er die Männer nicht aus den Augen lassen wollte. Wenn irgendetwas mit dem Engel passierte, dann würde er ihnen den Kopf abreißen.

'Auf den Fiedhof ?' Einen Moment lang war Gianni wie erstarrt – doch dann nickte er zu sich selbst und kam aus der Küche, nahm seine Jacke von der Seite und steckte noch Schlüssel, Handy und Geldbeutel in die Jackentaschen. Paul stand schon im Gang und überwachte die Arbeiter, welche die Statue mühsam die Treppe herabschleppten. "Ich würde gerne mitgehen, Paul ... und danke, daß du mich frägst."

"Du warst ja noch nicht da, ich dachte, du magst dabei sein, wenn ich den Engel aufstellen lasse." Ein Sockel dafür war schon da, es fehlte nur noch der Engel. Zusammen mit Gianni ging Paul die Treppe hinab und beobachtete unten, wie die Männer die Statue in dem Transporter festgurteten. Erst, als das passiert war, ging Paul zu seinem Wagen und stieg mit Gianni ein, um dem Kleintransporter nachzufahren. "So bist du gleich hübsch für Papa." stellte er fest und lächelte.

Dies ließ Gianni wieder tief erröten und er strich sich verlegen die langen Ponys nach hinten, ehe er sich Paul zuwandte und ihn sanft anlächelte. "Ja ... das stimmt. Ich habe ihm von diesem Herrenkleid erzählt, er kannte es nicht und bedauerte es, daß ich es nicht dabei hatte. Es ist sehr ungewöhnlich und ich mußte es letztlich selbst nähen, da es Niemanden mehr gibt, der so etwas herstellt ... nicht einmal die Schneider für Rollenspieler. Außer natürlich, man zahlt Unsummen dafür." Er war wirklich gespannt auf das Grab – zumindest konnte er sich dort von Henri verabschieden und für ihn beten, denn auch wenn Gianni schwul war, so war er doch tiefgläubig.

"Vielleicht schafft mein Schneider es ja, so ein Kleid zu schneidern. Ich denke, das wäre eine Herausforderung für Gilbert, er liebt das Ausgefallene ... man sieht es ja an meinen Klamotten." Paul würde Gianni mal zu Gilbert mitnehmen. Er blickte kurz seitlich zu ihm und lächelte, als er das bloße Bein des Schwarzhaarigen sah, das er durch den Schlitz und das Überschlagen de Beine sehr deutlich sehen konnte. "Jede Frau wäre neidisch auf deine schönen Beine."

Gerade eben war die Röte aus den Wangen Giannis gewichen, doch dieses Kompliment ließ sie wieder erwachen und sogar noch ein wenig stärker werden. "Ich weiß ... aus dem Grund gehe ich nurmehr in Herrenbädern schwimmen. Es wurde mir einfach zuviel, sie waren wirklich neidisch. Und wenn sie nicht neidisch waren, baggerten sie ..." Allein schon die Vorstellung genügte, daß der junge Italiener sich leicht schüttelte – doch in den Herrenbädern war es nicht recht anders gewesen, nur daß diese Männer ihm Komplimente machten und sich an ihn heranmachten. "In den Herrenbädern war es wenigtens ehrlicher ... auch wenn es leider Gottes immer wieder dazu führte, daß ich angebaggert wurde."

Paul lachte leise. "Oh, das ist aber durchaus normal in Herrenbädern. Solche Bäder sind für Homos das Gleiche wie für Heteros die gemischten Bäder, wo sie Mädchen imponieren und anbaggern." Früher war Paul dort öfter gewesen, um ein wenig zu flirten. "Herrenbäder sind mir auch lieber als die Mischbäder ... es gibt auch Bäder, die Homobaden machen, ist meist Nachts und ziemlich interessant."

"Homobaden ?" Einen Moment lang war Gianni wirklich verblüfft – doch dann nickte er und lächelte verlegen. "Das ist dann wie eine einzige, große Single-Party, nicht wahr ? Eine Möglichkeit, One-Nights zu finden und Spaß zu haben." Der junge Italiener war zwar naiv, doch nicht so naiv ... und er hatte von diesen Partys schon gehört, auch wenn es in Florenz nicht ganz so selbstverständlich behandelt wurde wie es hier in Paris zu sein schien.

Paul lachte leise. "Nein, sie benehmen sich schon ziemlich gut. Im Schwimmbad gelten halt die Schwimmbadregeln. Sex is demnach tabu und Keiner will riskieren, daß die Bäder das nicht mehr anbieten. Und ja, es ist ein Singlemarkt." Während Paul sprach, bog er ab und stoppte schließlich vor dem weitläufigen und eher wie ein großer Park wirkenden Friedhof. "Man kann hier auch gut hinlaufen, es ist nicht so arg weit." Er stellte den Motor aus und stieg aus dem Wagen, um den Männern wieder auf die Finger zu schauen, weil die Statue jetzt auf einen Rollwagen gehoben wurde.

Währenddessen war auch Gianni ausgestiegen und ging auf die Seite, um nicht im Weg zu stehen. Er folgte erst, als Paul mit den Arbeitern und der Statue nach innen ging, hielt sich weiterhin aus dem Weg und unauffällig an der Seite und betrachtete die Gräber, die an den Seiten standen. Der Morgen war herrlich mild und versprach einen schönen, ebenso milden Tag ... und man sah hier und da Männer wie Frauen unterschiedlichsten Alters, die sich um die Gräber kümmerten. Gerade diese friedliche Arbeit war etwas, das Gianni lächeln ließ und nach einer Weile zog er seine Jacke aus, hängte sie sich über den Arm und entspannte sich in dieser friedlichen Atmosphäre.

Und je weiter sie durchgingen, umso geringer wurden die Abstände zwischen den Gräbern. Hin und wieder sah man Gianni nach und überlegte, ob er Frau oder Mann war, doch Keiner sagte etwas, sondern man widmete sich wieder seinen Aufgaben. An einer gut vier Meter hohen, noch jungen Trauerweide stoppten die Männer und Paul hockte sich hin, um den hingewehten Dreck von dem Sockel zu wischen. Er ging dabei sehr sorgfältig vor und nahm ein Eimerchen mit Fertigzement, den er mitgenommen hatte, hervor, um etwas von der Masse auf dem Sockel zu verteilen. Dann trat er zurück und die Männer stellten den Engel unter den Anweisungen Pauls auf den Sockel. Kaum stand der Engel richtig, versäuberte Paul die Ränder, aus denen etwas von dem Zement gequollen war, und war dann endlich so zufrieden, daß er die beiden Männer für ihre Arbeit bezahlte. "Vielen Dank, meine Herren."

Währenddessen hielt sich Gianni aus dem Weg, da er nur gestört hätte. Stattdessen betrachtete er das eher kleine Urnengrab und nickte kurz zu sich selbst, da Henri ihm einmal gesagt hatte, daß er niemals von Würmern zerfressen werden wollte. Doch das Grab an sich war sehr schlicht ... ein wenig zu schlicht, und so sprach der junge Italiener Paul an, sobald die Arbeiter weggegangen waren. "Paul ? Darf ich dich um etwas bitten ?"

Gianni war so still gewesen, daß Paul ihn fast vergessen hatte und erst wieder bemerkte, als der Florentiner ihn ansprach. "Sicher, was möchtest du denn ?" Während er fragte, hockte Paul sich hin und nahm die leicht welken Blumen aus der Vase. Innerlich fluchte er leise, denn er hatte vergessen, Neue zu besorgen.

"Ich ... wie sage ich es am Besten, ohne daß du mir böse bist." Das ärgerliche Gesicht des Bildhauers ließ ihn sichtlich zögern, da er dachte, daß der Ärger auf ihn gerichtet war. "Ich würde gerne Blumen pflanzen und sie auch pflegen ... wenn ich darf ? Es kommt günstiger und sie halten länger ... bitte verzeih, es war unhöflich und dumm, zu fragen."

"Dumm ? Nein. Und auch nicht unhöflich." Paul erhob sich aus der Hocke und trat zu Gianni. "Würdest du das tun ? Ich denke, Papa würde sich freuen, ich hab nämlich nicht gerade einen grünen Daumen. Und ich hatte schon überlegt, ob ich nicht die Friedhofsgärtnerei mit der Pflege beauftrage ... aber das sind immer diese Standardpflanzen wie dahinten." Er zeigte auf das Grab, das mit zwar schönen, aber eher günstigen Blumen bedeckt war. Obwohl es ein Grab war, das einer ebenso wohlsituierten Familie gehörte. "Ich hab mir etwas Schöneres vorgestellt, aber auch nicht so viel, wie man es sonst sieht."

Erleichtert aufatmend, nickte Gianni und kam zu dem Anderen, betrachtete das Grab und berührte fast schon zärtlich die Fingerspitzen des Engels, der die Züge seines vorigen Liebsten trug. "Rosen ... was meinst du dazu, Paul ? Eine Kletterrose, die sich langsam um deinen Engel rankt und deren Blüten ihn schmücken , während ihre Dornen ihn schützen. Und hier unten ein buntes Sammelsurium schöner Blüten, so daß es fast wie eine Wiese wirkt, Henri mochte die bunten Sommerblumen sehr gerne, wir gingen immer wieder in die Parks oder an Blumenläden vorbei." Gerade diese Momente waren immer sehr schön gewesen und Gianni erinnerte sich noch sehr gut daran ... denn er mochte Blumen, sogar mehr, als man es erwarten würde.

Paul versuchte, sich das Bild vorzustellen und nickte. "Aber nicht zu bunt, Papa mochte es zwar, aber ich will nicht zuviel." Es sollte stilvoll und besonders bleiben, zuviel passte nicht, aber er war sicher, daß Gianni es nicht übertrieb.

"Natürlich ... vertrau mir, ich werde dich nicht enttäuschen." Noch während er sprach, kam Gianni zu ihm und umarmte ihn kurz, hauchte ihm einen dankbaren Kuß auf die Wange und löste sich dann langsam wieder, um nicht zu aufdringlich zu sein. Doch man sah ihm sehr gut an, wie dankbar er ihm war, daß er hier nicht nur seiner Vorliebe für Blumen nachgehen konnte, sondern auch ein wenig Zeit hier verbringen durfte.

"Ich vertraue dir." wisperte Paul noch und ging kurz zu einem der Komposter, um die alten Blumen zu entsorgen. Er war wirklich froh, daß Gianni sich um die Pflege kümmerte, er selber hatte wirklich kein Glück mit Pflanzen. "Ach ja, wenn du magst, kannst du in der Wohnung auch ein paar Pflanzen hinstellen ... aber du musst dich drum kümmern, ich schaffe es nämlich, daß selbst Kakteen bei mir eingehen."

Leise schmunzelnd, wartete Gianni, bis der Andere fertig wurde und kam zu ihm, um wieder leise mit ihm zu sprechen. "Kakteen sind auch sehr schwierig – die gehen auch mir immer ein, deshalb kaufe ich mir auch keine mehr. Und Danke – ich liebe Pflanzen, sie beflügeln mich. Du brauchst auch keine Sorge haben, ich werde dir jetzt nicht die ganze Wohnung vollstellen, versprochen." Er würde in die Wohnung nur zwei oder drei Stück stellen – der Balkon war viel besser für Blumen geeignet und so würde es Paul auch nicht behindern.

"Schon gut, ich hatte es ja erlaubt." beruhigte Paul und ging nochmal zum Gab. "Bis bald, Papa." Er verabschiedete sich, küsste seine Finger und legte sie dem Engel an die Wange, bevor er sich abwandte. "Lass uns gehen, ja ?"

Gianni blieb ruhig an der Seite und beobachtete ihn ... er selbst tat nichts dergleichen, da er nicht wollte, daß Paul vielleicht eifersüchtig werden würde. Stattdessen betete er im Stillen und lächelte, als er an Henri dachte und an die Zeit, die sie zusammen verbracht hatten. Er würde ihn niemals vergessen – und er liebte ihn noch immer, auch wenn sich langsam ein weiterer Keim in seinem Herzen entfaltete. "Gerne, Paul. Und danke dir, daß du mich mitgenommen hast und ... Danke für alles."

"Ist schon gut." Mehr wusste Paul nicht dazu zu sagen und er ging mit Gianni den Weg zurück zum Auto. Erst jetzt bemerkte er hier und da die Blicke einiger Weniger, die sich fragten, ob Gianni ein Mann oder eine Frau war und einer davon war extrem aufdringlich. Ein Begleiter stand etwas abseits und langweilte sich zu Tode, aber jetzt hatte er scheinbar etwas zu tun und er zog Gianni fast schon mit seinen Blicken aus. Paul reagierte unbewusst und legte seinen Arm um Giannis Schulter. Nebenher warf er dem Typen einen bitterbösen Blick zu, so daß der sogleich wegschaute.

Ein wenig überrascht, blickte der junge Italiener auf, als er den Arm fühlte ... er hatte diese Blicke überhaupt nicht bemerkt und lächelte sacht, ehe er sich nach einem herzschlaglangen, inneren Kampf überwand und den Kopf auf die Schulter Pauls legte. Es fühlte sich so gut und vertraut an ... und doch war es neu, alleine schon das Gefühl und der Geruch der farbigen Haare Pauls war anders und doch mittlerweile beruhigend vertraut. Und es sorgte dafür, daß sich das innere Strahlen Giannis noch ein wenig verstärkte, denn er fühlte sich wohl und geborgen, etwas, das man ihm nur zu gut ansah, da er keine Masken trug.

"Du solltest ein wenig auf deine Ausstrahlung und deine Umgebung achten. Der Kerl eben hat dich mit seinen Blicken ausgezogen und fast flachgelegt." erklärte Paul leise, er löste seinen Arm aber noch nicht, sondern erst, als sie am Auto angekommen waren.

Mehr als nur verwundert, blickte Gianni bei den Worten zu ihm auf ... doch dann nickte er nur und genoß die wenige Zeit, bis Paul sich von ihm löste, setzte sich dann ins Auto und legte die Jacke über seinen Schoß, damit sie nicht im Weg umging. "Danke ... ich bemerke solche Blicke nicht. Aber was meinst du mit Ausstrahlung ? Das sagte auch Henri immer, doch ich verstehe das nicht. Ich donnere mich doch nicht so auf ... oder ?" Nun doch unsicher werdend, blickte Gianni auf das, was er anhatte, und errötete bis in die Haarspitzen, als ihm kam, daß er höchst unpassend für den Friedhof gekleidet gewesen war.

"Das ist es ja gerade. Du brauchst dich nicht aufdonnern, weil deine natürliche Ausstrahlung viel zu stark ist. Mit ein wenig Kajal wärst du noch unwiderstehlicher. Ein Schmetterling muss sich auch nicht aufdonnern und sieht einfach irre aus." Der Vergleich war ganz gut, wie Paul fand. "Du solltest vielleicht nur etwas mehr auf deine Umgebung achten, es kann wirklich gefährlich werden."

Die Worte des Anderen überraschten Gianni sehr – er hätte nie gedacht, daß er so auf Andere wirkte, doch wenn Paul es sagte, mußte es so sein. Denn Gianni sah es sehr gut an den ernsten Augen des Bildhauers ... auch wenn ihm dieser ernste, fast schon beschützende Blick trotz seiner Wildheit gefiel, es gab ihm ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit. "Ich werde darauf achten, Paul ... ist es dir unangenehm ? Ich kann auch auf solche Kleidung verzichten ... und ich würde mich niemals schminken, ich möchte nicht auffallen." Noch während er sprach, legte der Schwarzhaarige seine Hand auf die Pauls, der gerade in einen anderen Gang schaltete ... zog sie jedoch sofort wieder weg, als Paul sie bewegte, sich dabei innerlich einen Idioten schimpfend.

"Von mir aus kannst du dich kleiden, wie du magst, du musst halt nur besser auf die Umgebung achten, das ist alles. Papa hatte dir doch sicher die Blicke erklärt ? Und selbst ohne die ... Paris ist nicht Florenz, hier laufen ein Haufen mieser Typen herum." Klar, ohne Frage war Paris eine wundervolle Stadt, aber das hieß nicht, daß hier nie etwas passierte. "Weißt du, ich bin selber mal fast vergewaltigt worden ... ich war Fünfzehn, aber ich hatte zum Glück Hilfe bekommen. Ich bin in die falsche Gegend vom Homoviertel gekommen." Er wollte Gianni nicht erschrecken, aber er wollte ihm klarmachen, daß er besser auf sich achten musste.

"Ja, er hat mir die Blicke erklärt ... und ich weiß, daß es auch Männer gibt, die sich das, was sie wollen, mit Gewalt holen. Doch bisher hatte ich Glück, denke ich ... und hier gibt es ein richtiges Homoviertel ? Wo liegt es denn ? Nur damit ich darauf achten kann." Daß Paul fast Gewalt angetan worden war, erschreckte Gianni sehr, doch er wußte nicht, ob er weiter fragen durfte – schließlich war dies ja sehr persönlich.

"Ich zeige es dir später mal, aber ich denke, wir frühstücken Zuhause erstmal." Das hatten sie ja verpasst und Paul wollte es noch nachholen. Ein andermal würde er mit Gianni das Viertel besuchen, denn es gab dort nicht nur finstere, sondern auch sehr bunte und fröhliche Ecken.

Das sorgte dafür, daß der junge Silberschmied wieder lächelte und sich ihm zuwandte. "Gerne, Paul. Möchtest du Crepes ? Oder eher etwas anderes ? Ich könnte uns auch etwas Gutes kochen, wenn wir zurück sind." Er war froh um den Themenwechsel und genoß die kurze Autofahrt sehr, doch noch mehr freute er sich darauf, wieder zurück zu sein und kochen zu können.

"Was anderes, vielleicht was nicht französisches." Paul liebte Abwechslung und so war es auch beim Essen. Er war aber sicher, daß Gianni für ordentlich Abwechslung auf dem Speiseplan sorgte.

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