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 Shagen und Sean  04
 

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Als Shean am nächsten Morgen aufwachte, stöhnte er unwillkürlich auf und rollte sich vom Bauch auf die Seite – nur langsam fand er die Kraft, aufzustehen und brachte sich selber ein wenig in Wut, da das Adrenalin ihm gut dabei half. Dann stählte er sich und ging in das Bad – erleichterte sich und trat in die Dusche, wusch das eingetrocknete Blut von seinem Körper und genoß das kühlergestellte Wasser auf seinem heißen Körper. Er fühlte, wie das Fieber langsam erwachte und daß er schon erhöhte Temperatur hatte – und bis heute Abend würde es noch viel schlimmer werden, wenn er den Erzählungen einiger Schläger glaubte, die er auf einem Bikertreffen kennengelernt hatte. Es waren Einwanderer gewesen, Japaner ... sie hatten diese Tätowierungen getragen und damit viel Respekt erzielt, waren unerschrockene Fahrer gewesen. Doch diese Gedanken verwehten wieder, als Shean aus der Dusche stieg und sich abtrocknete – das Handtuch einfach auf die Seite warf und wieder in das Zimmer zurückging, bei dem Anblick des kalten Essens leicht knurrte und sich dann einfach an den Tisch setzte. Zu seiner Erleichterung waren Tisch und Stuhl westlich gehalten – er haßte den niedrigen, japanischen Stil und aß nun heißhungrig das Essen, das, obwohl es kalt war, gut schmeckte und sättigte. Bei dem Tee wurde er jedoch wieder skeptischer, doch letztlich trank er ihn einfach aus – er wußte, daß er höchstwahrscheinlich während dem Tätowieren nichts bekommen würde und so verschwendete er nichts, er brauchte seine Kraft, um durchzuhalten und keine Schwäche zu zeigen. Mit ein wenig Stolz erfüllte ihn jedoch der leichte Schmerz in seinen Fingerknöcheln ... er zeigte ihm, daß er dem jungen Idioten die Nase gebrochen und ihn zumindest KO geschlagen hatte, doch den Kiefer würde er ihm nicht gebrochen haben, dazu war er Gestern einfach zu schwach gewesen.

Erst eine halbe Stunde, nachdem Shean aufgegessen hatte, öffnete sich die Tür. Der erfahrende Bodyguard trat langsam ein. "Kommst du bitte mit, es geht weiter." Er versuchte es gleich höflich, er wollte den Iren nicht immer mitzerren müssen.

Nun doch ein wenig verdutzt, hob dieser eine seiner Brauen – das war etwas, mit dem er nicht gerechnet hatte. Er hatte schon Gestern gemerkt, daß dieser Wachmann ein wenig klüger und erfahrener war. Groß – sehr groß, ebenso groß wie Shagen, doch wesentlich breiter ... schwarze Haare und hellbraune Augen, maskulin und unverkennbar ein Mischling, das konnte Shean schon am Akzent hören. Mit einem knappen "Bist klüger als der Andere, Großer ..." stand er dann auf und kam zu ihm – betrachtete ihn und nickte, ging an ihm vorbei und warf dabei die Türe in die Angeln, so ein wenig seiner Wut abreagierend.

"Bin ja auch nicht so ein Milchgesicht wie der Grünschnabel Gestern. Ich mach den Job schon lang genug." Er ging neben Shean her. "Wenn du magst, kannst mich Hale nennen." bot er nebenher an. Er wusste, daß es gut war, ihn höflich zu bitten, ansonsten hätte er das abbekommen, was eben die Tür abbekommen hatte.

"Hale ? Okay – ich bin Shean, auch wenn der Arsch mich anders nennt. Bist nen Misch oder ? Dein Akzent verrät dich ..." Er ging neben ihm her, doch die anderen Wächter knurrte er leise an, vor allem die, welche die Spuren von seinen Schlägen oder Bissen trugen ... doch dann sank seine Laune auf den absoluten Tiefpunkt, als sie wieder den Raum mit der Liege betraten und er Shagen und den Tätowierer schon auf ihn warten sah.

"Jap, ein Mix." erwiderte Hale noch und kam mit herein, falls Shean doch noch Zicken machte. Daß der Rotblonde seinen Herren hasste, war so klar, wie die Sonne jeden Tag auf und wieder unterging. Shagen sagte nichts weiter und wartete, daß Shean sich hinlegte, dann wurde er gleich wieder an den Tisch geschnallt. Der Tätowierer strich über die Gestern gestochenen Linien und nickte. Es war ihm sehr gut gelungen und nun würde die richtige Arbeit beginnen. Die Farbe des Rots maß er an der Haarfarbe und mischte sie geschickt an. Hale verließ den Raum wieder und wartete vor der Tür, während der Silberhaarige kurz seine Hand auf Sheans Stirn legte. Er fühlte die Hitze, das Fieber würde am Abend noch schlimmer sein und er hatte auch schon alles dafür vorbereitet.

Fast sofort, als er die Hand Shagens auf sich fühlte, drehte der Ire den Kopf zur Seite und knurrte leise ... es reichte schon, daß der Alte ihn befingerte und als dieser sein Haar berührte, zischte er ein mehr als nur wütendes "Faß mich nicht an !!!!" und schenkte ihm einen Blick, der eine Pflanze verwelken lassen würde. Er haßte es, wenn Jemand seine Haare und das Gesicht berührte und auch wenn er wußte, daß dies nötig wegen der Farbe war, er haßte es trotzdem.

Shagen zog zornig die Brauen zusammen und packte das Kinn von Shean. "Gewöhne dich dran." zischte, bevor er losließ und mit der Hand über die Wange des Rotblonden strich. Noch bevor er seinen Kopf zum Beißen drehen konnte, hatte Shagen seine Hand auch schon wieder weggenommen. Ihm ging etwas durch den Kopf, daß er, wenn es Shean besser ging, mal einsetzen würde.

Davon ahnte der Ire jedoch nichts ... er war wütend, mehr als nur wütend und versuchte dennoch, ob er die Hand des Silberhaarigen noch erwischen konnte. Seine Augen brannten in seiner hilflosen Wut und er bäumte sich auf, so gut es ihm möglich war – doch er konnte sich nicht sehr viel bewegen und so verlegte er sich wieder darauf, zu fluchen, und das in jeder Sprache und mit allen Worten, die er nur kannte.

Shagen verdrehte die Augen, einen Grossteil der fremdsprachigen Schimpfworte verstand er ziemlich gut. Jedoch bemerkte er den Blick des Tätowierers, der sichtlich Probleme hatte, weil Shean nicht stillhielt. "Jetzt halt dein blödes Schandmaul." schimpfte Shagen und neigte sich über den Iren. Er drückte seine Lippen auf dessen, um ihn das Maul zu stopfen, den Biss ignorierte er und schob seine Zunge zwischen die Lippen des Gefesselten. Seine Hand schob sich seitlich unter den Rücken und massierte. Er wusste ja inzwischen, wie er Shean ruhig bekommen konnte, auch wenn die Bisse wehtaten, aber was soll's, er hatte schon schlimmere Schmerzen ertragen.

Und es dauerte auch nur wenige Augenblicke, bis der Ire sich entspannte, den Biß löste und unwillkürlich tiefer einatmete. Auch wenn er es verabscheute – er genoß den Kuß, ebenso wie das entspannende Massieren. Auch wenn er sich selbst dafür in die tiefste Hölle wünschte ... er mochte es, wie Shagen küßte. Sanft und doch verlangend... der Silberhaarige hatte viel Erfahrung und wußte genau, was er tun mußte, um Shean zu reizen. Und im gleichen Maße, wie er sich entspannte und weicher wurde, das Massieren ihm die Schmerzen im Rücken nahm, fühlte er auch, wie die Nadeln des Tätowierers nicht mehr so schmerzten ... auch wenn er es nicht wollte, er suchte den Kuß, wollte ihn, um an nichts Anderes mehr denken, sein langsam steigendes Fieber, seinen Durst und die ebenso langsam fühlbare Kälte seines Körpers nicht mehr fühlen zu müssen.

Fast konnte Shagen es nicht glauben, aber er konnte fühlen, daß Shean den Kuss ganz leicht erwiderte. Er löste den Kuss nun langsam, seine Hand massierte weiter und nach einiger Zeit sah er hinab, wie weit der Meister schon war. Shean hatte schon Fieber und nackt dazuliegen, würde es nicht unterstützen, daß es besser wurde. Shagen sprach leise zu dem Tätowierer und der räumte die Sachen weg. Auch der ältere Mann brauchte eine Pause. "So, Pause jetzt...Du kannst dich drei Stunden ausruhen und essen." Der Silberhaarige löste die Fesseln und Hale kam herein, um Shean notfalls wieder zu tragen. Der Junge sah echt beschissen aus.

Seine Zähne zusammenbeißend, richtete sich Shean auf und nickte nur – er war zu fertig für eine wütende Antwort und eigentlich ganz froh darüber, daß es Hale war, der ihn abholen kam. Ohne einen Blick auf den Alten oder Shagen zu werfen, stand er auf und zwang seinen Körper einfach dazu, zu gehen – trat an dem Wächter vorbei und ging den Weg zurück, ohne noch auf links oder rechts zu achten, da er den Weg inzwischen kannte. Erst, als er an der noch verriegelten Türe seines Zimmers ankam, stützte er sich an der Wand ab – murrte ein kurzes "Da tut man alles, um rauszukommen und jetzt bin ich froh, wenn ich mich hinlegen kann.", ehe er wieder verstummte und darauf wartete, daß ihn Hale einließ.

"Wenigstens kannst du noch laufen, Shean....Du hast echt einen starken Willen, Kleiner." Hale schloss auf und schob die Tür weit auf, damit der Kleinere nicht anstieß. "Ich bring dir dann gleich was zu essen...Hast du einen Wunsch ?"

Langsam trat der junge Ire ein und verfluchte sich selbst für seine Schwäche ... rief noch ein kurzes "Irgendwas, was man schlürfen kann, fürs Kauen bin ich zu müde.", ehe er ins Bad ging und sich dort erst einmal erleichterte. Dann fluchte er leise und betrachtete seinen blutverschmierten, schmerzenden Körper – schoß dann sämtliche Vorsicht in den Wind und betrat die Dusche, stellte sie auf kühl und begann damit, sich abzuwaschen, den Kopf dabei an die Fließen lehnend.

Hale ging derweil in die Küche, er wusste schon, was er Shean bringen würde. Eine richtig große Nudelsuppe mit Fleisch und Gemüse. Das brachte Jeden wieder auf die Beine und man musste nicht groß kauen. Mit der großen Schüssel ging er wieder hinauf und stellte die Schüssel, die schon fast ein kleiner Topf war, auf den Tisch. "Ich hab dir ne Nudelsuppe gebracht." rief er ins Bad und ging dann wieder, damit er Shean nicht störte.

Nur ein leises "Okay ..." murmelnd, seufzte dieser leise ... drehte dann das Wasser aus und stieg aus der Dusche, wickelte sich in eines der Handtücher und kam an den Tisch. Dort setzte er sich müde hin und sah auf die Nudeln – zuckte mit den Schultern und nahm die Gabel, aß so viel er schaffte und trank dann noch ein wenig Suppe, ehe er die halbe Schale stehen ließ und aufstand, zum Bett ging und sich müde hinlegte. Noch ehe sein Kopf ganz auf das Kissen gesunken war, war er schon eingeschlafen – sein Körper war einfach zu erschöpft, um noch länger seinem Willen zu gehorchen.

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Lautlos kam Hale und holte die Schale, eine knappe Stunde hatte er gewartet und sah besorgt zum Bett. Shean lag nur mit dem Handtuch bedeckt da, er würde sich erkälten, gerade mit dem Fieber war die Gefahr groß, daß er eine Lungenentzündung bekam. So kam er zu ihm und nahm das feuchte Handtuch von ihm herunter. Er deckte ihn zu und ging erst dann mit der Schale aus dem Zimmer. Im Flur stand Shagen. "Danke, Hale...Auf dich kann man sich verlassen." Er stieß sich von der Wand ab und kam zu dem Mischling, um ihn einen Kuss auf die Lippen zu hauchen. "Er fiebert schon, nicht wahr ?" Hale nickte und antwortete dann erst. "Ja, aber er ist stärker, als man meinen könnte." Das brachte Shagen zum Lächeln. "Ja, ich hab mich nicht in dem Tiger getäuscht, es passt zu ihm. ...So, wie der Büffel zu dir passt." Seine Hand strich in den Kimono und entblößte die Herzseite der starken Brust, auf der das Zeichen für den Büffel tätowiert war. Zärtlich küsste er das Zeichen und neckte dann mit den Lippen die dunkle Brustwarze des Größeren. Hale stöhnte nur leise auf und hielt mit Mühe die Schüssel fest. Ein Lächeln umspielte die Lippen Shagens und er sah auf. "Heute Abend kannst du zu mir kommen, dann nehme ich dich, mein Büffel." Mit den Worten zauberte er dem Großen ein Lächeln auf die Lippen. "Ich freue mich darauf, Meister Shagen." Er ging dann wie befohlen in die Küche und brachte die Schale weg. Die zwei Stunden, die noch blieben, ruhte er selber erst einmal, dann kam er wieder zu Shean und hockte sich neben das Bett. "Wach auf Shean.. Es geht weiter."

"Verschwinde ... bin zu müde, verdammt ..." Gereizt klang die Stimme des Rotblonden unter der Decke hervor – doch dann fluchte er leise und schlug sie langsam zurück, sah mit tief in die Augen gezogenen Brauen zu Hale und nickte, ehe er sich langsam aufrichtete und dabei wieder fluchte. "Verdammt – nur wegen dem Idiot muß ich den Scheiß mitmachen, ausgerechnet so ein doofer Kater ... hätt wenigstens fragen können, was ich gern hätt, der Arsch." Die Wut, die dabei in ihm erwachte, half ihm, daß er wieder einigermaßen wach wurde – noch immer leise vor sich hingrummelnd, stand Shean schließlich auf und ging ins Bad, erleichterte sich und verschnaufte kurz, als er sich danach abwusch, ehe er noch etwas Wasser aus dem Hahn trank und sich auch einen ordentlichen Schwall ins Gesicht spritzte. Erst dann kam er wieder zu dem großen Bodyguard und nickte zur Tür – wartete darauf, daß dieser ihm aufmachte und sie den Weg wieder zurück in das Zimmer gingen, damit diese Tortur weitergehen würde.

"Der Tiger passt zu deinem Wesen, und zwar sehr genau...Und du wirst lachen. Tiger und Drache sind Feinde. Meister Shagen ist der Drache und du der Tiger, er weiß, was er tut." erklärte Hale und öffnete die Tür. "Mir hat er den Büffel gegeben." Er lächelte und ging dann wieder neben Shean her. "Heute noch und Morgen vormittag, dann ist der Tiger fertig und du hast das hinter dir."

Ein kurzes, laues "Hurra." murmelnd, folgte der junge Ire dem Größeren ... schnaubte zwischendurch einmal und schwieg, ehe er nach einer Weile wieder sprach. "Von dem ganzen Sinn-Quatsch und diesen Bedeutungen versteh ich nichts ... ich weiß nur, daß ich ein 'Raven' war und ich trage das Zeichen noch immer mit Stolz, auch wenn es für euch hier nichts wert ist. Ausgerechnet Tiger ... bloß weil ich rotblond bin oder was ?! Ach, Scheiß drauf. Wenn das wenigstens bald vorbei ist – die Stecherei halt ich durch, aber daß der Alte mich dauernd befingert, ist die Hölle ! Ärg ..." Einen Moment lang rieselte ein Schauer über seinen Rücken und er biß die Zähne zusammen – allein schon der Gedanke, daß ihn das jetzt wieder erwartete, ekelte ihn an und daß Shagen es duldete, machte es nicht besser. Er nahm es Hale nicht übel, daß der zu seinem Herrn stand – im Gegenteil, solch eine Treue war selten, da, wo er herkam und er respektierte es, so konnte er den Großen wenigstens gut einschätzen.

"Sei froh, daß du so wild bist, so hat er keine Lust, dich zu ficken." wisperte Hale recht ruhig und öffnete die Tür des Raumes. Shagen war nicht da, aber er hatte den Auftrag zu bleiben, bis zum Schluss heute. "Ich bleib jetzt bei dir." Es war beabsichtigt, da Shean zu unruhig war, wenn der Silberhaarige anwesend war. Jedoch war Shagen nicht aus der Welt, er beobachtete alles am Monitor.

Nur ein leises "Feigling." wispernd, zogen sich die Brauen des Iren wieder tief in seine Augen – dann schnaubte er und bedachte den Alten mit einem mehr als nur wütenden Blick, doch er ging von selbst zu der Liege und ließ sich von Hale fesseln, dabei nur die Hände zu harten Fäusten geballt. Als der Alte mit dem Tätowieren weitermachte, zeigte er mit keiner Faser seines Körpers den Schmerz der Behandlung – nur seine Augen brannten, und je länger die Prozedur dauerte, umso stärker wurde das Lodern, denn sein Rücken machte sich ebenso wie das Fieber und seine körperliche Erschöpfung wieder bemerkbar, der sein Wille noch immer Einhalt bot. Doch er wurde mit jeder verstreichenden Viertelstunde schwächer und wußte, daß er nicht mehr lange durchhalten würde.

So war es genau dich richtige Zeit, daß Shagen kam. Er trat leise ein und als er kam, ging Hale hinaus, um dort zu warten. Er würde Shean heute wohl tragen müssen, doch sichergehen konnte man sich bei dem Kämpfer nicht. Shagen tauchte einen Lappen in kühles Wasser und legte diesen dann auf Sheans Stirn. Kein Wort kam über seine Lippen, jedes Wort hätte Shean nur weiter aufgeregt, seine Anwesenheit allein schon sorgte dafür, daß der Herzschlag schneller ging. Wie zuvor setzte er sich hinter ihn und schob seine Hände unter den verspannten Rücken, um ihn zu massieren. Das Mittestück des Tigers war fast fertig, eine halbe Stunde noch, dann hätte Shean es geschafft für Heute.

Fast sofort, als er die wohltuende Wirkung des Massierens fühlte, wurde der Körper des jungen Iren weicher ... die Stiche fühlte er eigentlich nicht mehr, sie waren inzwischen zu einem stetigen, nurmehr leicht nervenden Schmerz geworden, der ihn am Rande begleitete. Doch die Schmerzen in seinem Rücken waren stechend und mehr als nur schmerzhaft gewesen, hatten selbst sein Fieber durchdrungen. Auch das angenehm kühle, feuchte Tuch auf seiner Stirn ließ seinen Körper weicher werden ... das Fieber brannte inzwischen hoch in seinem Körper, denn Shean war zwar zäh und von guter Gesundheit, doch er besaß lange nicht soviel Muskelmasse, um es besser zu verkraften, viele Reserven zu haben. Ein letzter Rest seines Dickkopfes war noch vorhanden und so schwieg er auch weiterhin .. erst nach einer Weile, als der Silberhaarige das Tuch durch ein Neues ersetzte, wisperte Shean ein leises "Danke.", verstummte aber danach wieder, darauf wartend, daß diese Tortur endlich ein Ende fand.

Erstaunt hob Shagen eine Braue, dann lächelte er aber. Das 'Danke' war überraschend gekommen und er freute sich darüber. "Ist gleich vorbei." wisperte er fast sanft und massierte weiter. Er spürte die Hitze des Körpers, das Fieber war schon hoch, doch er war sich sehr sicher, daß Shean es durchstand. Nur Morgen noch, dann konnte er sich ausruhen. Endlich setzte der Tätowierer die Nadel ab und erhob sich, es war vorbei für Heute und Shagen löste die Fesseln des Rotblonden. "Hale trägt dich, Heute schaffst du es nicht, zu laufen." wisperte Shagen, dann kam Hale auch herein, als hätte er es geahnt und trat zu der Liege.

Shean hatte nichts erwidert – er brauchte all seine Konzentration, um sich aufzurichten und fletschte dabei umwillkürlich die Zähne unter der Anstrengung. Er haßte es, so schwach und angeschlagen zu sein – es gab wenig, das er mehr haßte, und dazu gehörte auch, daß Andere diese Schwäche sehen konnten. Verbissen zwang er seinen Körper, aufzustehen und ein paar Schritte zu gehen – doch dann fluchte er laut auf, hielt sich an der Wand fest und ballte die andere Hand zu einer Faust, grub die Nägel in die Handfläche und nutzte den Schmerz, um wieder wacher zu werden. "Wenn ich zu schwach bin, um selbst zu gehen, dann könnt ihr mich gleich eingraben oder den Gnadenschuß geben ! Pah ...."

Ein Blick von Shagen reichte und Hale kam zu Shean. "Eher anders herum." murmelte der und fast nebenbei holte er Shean von den Füßen, indem er ihm mit seinem Fuß ein Bein wegzog. Er fing ihn vorsichtig auf und schon hatte er ihn auf den Armen. "Ein wenig Hilfe anzunehmen, ist keine Schwäche, es erfordert mehr Mut, als stur auf den Beinen zu bleiben, nur weil man seinen Stolz nicht wegwerfen will." wisperte der Große sanft und lächelte sonnig. Er setzte sich nun einfach in Bewegung und trug den Rotblonden in sein Zimmer. Shagen kam diesmal mit, denn er musste das Fieber ein wenig senken. Außerdem war es an der Zeit, daß Shean ein Antibiotikum bekam, damit sich nicht doch eine Entzündung einschlich.

Der Ire hatte noch versucht, sich wegzustemmen, doch gegen den Griff des Größeren kam er in seinem angeschlagenen Zustand nicht an. Also wurde er ruhig und biß nur die Zähne zusammen, während er getragen wurde, konnte sich aber dann doch nicht beherrschen und zischte ein leises "Schwäche ist tödlich, Großer ... nur die Starken überleben in Bandenkriegen. Stolz ist das Einzige, das dich davor bewahrt, nachzugeben und getötet zu werden, das Einzige, das wirklich nur dir alleine gehört.", ehe er wieder verstummte und die Zähne zusammenbiß. Shean hatte es nie anders gelernt – seine Mutter war von dem Mitglied einer anderen Bande vergewaltigt worden und bei einem Bandenkrieg gestorben, als er gerade einmal Sechs gewesen war. Sein Leben lang hatte er in der rauhen, harten Welt seiner Bande, der 'Ravens', gelebt und sich dort einen Namen verdient – war letztlich sogar ihr bester Fahrer und einer ihrer besten Schläger geworden, stark genug, daß ihr Anführer ihn als seinen Gefährten akzeptierte. Und nun waren sie tot – er selbst gefangen in diesem Hurenhaus, durch die Tattoos gebranntmarkt als das Eigentum dieses Silberhaarigen, den er fast ebenso haßte wie die Yakuza, die seine Leute getötet und ihn verkauft hatten.

"So hab ich auch mal gedacht, Kleiner, ich weiß, wie du dich fühlst.....Kennst du die 'Red Devils' ? Wir haben uns mit den Yaks angelegt, die haben uns niedergemacht und fast alle nach Japan verschleppt. Die Überlebenden haben sie hier dann gefoltert... Ich hatte Glück, daß Meister Shagen mich gekauft hat... Ich hab seine Hilfe auch ausgeschlagen, wäre fast krepiert dran, bis ich es eingesehen habe... Aber ich bin nicht du." Hale erzählte leise. Shagen schwieg derweil und öffnete nun die Tür zum Zimmer, damit Hale gleich reingehen konnte. Das tat er auch und er legte Shean vorsichtig auf dem Bett ab.

"Die 'Red Devils' ?! Klar kenn ich diese Arschlöcher ... die Stärksten aller Banden, bis sie gekillt wurden. Ich kenne sie gut – der Anführer der Arschlöcher war schließlich das Aas, das meine Mutter vergewaltigt hat. Sei froh, daß du kein Devil mehr bist, sonst würde ich dich töten, und wenn es das Letzte wäre, was ich tu, ehe ich selber krepiere." Der junge Ire hatte nicht mehr die Kraft, zu schreien oder sich dagegen zu wehren, in das Bett gelegt zu werden – doch der Haß, der in seinen Augen loderte, zeigte, daß er seine Worte wahrmachen konnte, selbst wenn sein geschwächter Körper daran sterben würde. Doch dann verging dieser Moment wieder und Shean schloß die Augen – knurrte noch ein kurzes, fast schon weiches "Aber du bist ja keiner mehr." nach, ehe er wieder verstummte, sich einfach nur auf die Seite legte und zusammenrollte.

"Ich erinnere mich an deine Mom... Eine Furie, sie hat Clyde und Franklin die Eier so derb eingetreten, daß die noch Jahre später Probs hatten, einen hochzubekommen. Shawn, dem Anführer, hat sie ein Ohr angebissen... Sie hat sich teuer verkauft, du bist auch so ein Kämpfer." Hale seufzte leise. "Ich hab nicht geholfen dabei." fügte er noch an und ließ Shagen dann Platz, der zwei feuchte Handtücher dabei hatte. Er nahm eines davon und so half Hale ihm, die kühlen Tücher um die Waden Sheans zu wickeln. Darum kam dann noch ein Trockenes, die Wadenwickel sollten das Fieber ein wenig senken.

Bei den leisen Worten hatte der junge Ire nur eine Braue gehoben – er dachte über die Worte nach und nickte schließlich, ließ auch die Wickel ohne Gegenwehr über sich ergehen, da er leider nur zu gut wußte, daß sie nötig waren. "Ja, das war sie – und mach dir nicht ins Hemd wegen den alten Geschichten, wenigstens die Ärsche hatts erwischt. Sie hat erzählt, daß nur zwei Kerle nicht mitgemacht hätten – und Shawn hätte den Einen sofort erschossen, nachdem er mit ihr fertig war. Ach Shit, vergiß es einfach, Okay ?! Ich will nur noch meine Ruhe ...." Es nagte an Shean, daß er ausgerechnet hier auf einen dieser Männer gestoßen war ... daß Hale wirklich so zurückhaltend und fürsorglich war, wie seine Mutter es ihm erzählt hatte. Doch dann verdrängte er die Gedanken wieder und schloß die Augen, auch wenn er Durst hatte und sich waschen wollte, er hatte nicht mehr die Kraft dazu, da sein Körper lauthals nach Schlaf schrie.

Als ahnte es Hale, brachte er eine Flasche Wasser zum Bett. Bevor er sie ihm gab, reichte Shagen ihm eine Tablette. "Antibiotika, besser du schluckst es, sonst bekommt ne Spritze reingejagt." erklärte Shagen und Hale reichte Shean die Pille und das Wasser.

"Jag dir die Spritzen selber rein, Arschloch ..." Nur leise murrend, nahm der Rotblonde die Pille und warf sie sich ein – spülte mit einigen Schlucken Wasser nach, doch dann hörte er wieder auf, da seine Kraft rapide sank und das Fieber ihn noch mehr schwächte.

Shean bekam noch ein kühles Tuch auf den Kopf, dann wurde er zugedeckt. "Morgen vormittag noch, dann hast es." wisperte Hale. Er war versucht, dem Rotblonden übers Haar zu streichen doch er wusste, wie der reagierte und ließ seine Hand wieder sinken. "Ich bring dir nachher was zu Essen." fügte er an und verließ dann mit Shagen das Zimmer wieder. Innerlich kämpfte er die Erinnerung herunter. Er war damals nicht erschossen worden, weil er mit einer der Stärksten aus der Bande war, auch wenn er danach als Weichei galt, er hatte sich jedoch keine Vergewaltigung vorzuwerfen. Jetzt ging er mit Shagen in eines der Schlafzimmer. Shagen hatte ihm etwas versprochen für den Abend und das nahm er mehr als gerne an, so kam er noch auf andere Gedanken.

Das bekam der junge Ire jedoch schon gar nicht mehr mit ... er war schon in einen unruhigen Schlaf gefallen, als Hale noch redete, keines der sanften Worte war noch bis zu ihm durchgedrungen.

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