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 ”Die Arena des Präfekten”  08
 

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Gut einen Tag später blieb Schango auf dem Bergpass stehen und musterte das helle Weiß, das vor seinen Füßen lag. Wieder zog er die Nase kraus, und schnupperte sacht. "Ist das da Schnee ?" fragte er leise grollend, und blickte zu Rik.

Jener grinste nur und bückte sich, nahm eine Handvoll Schnee auf und preßte sie zusammen, ehe er den Schneeball auf Schango warf und laut lachte, als er ihn mitten in die Brust traf. "Ja, das ist Schnee - endlich sind wir auf dem Paß ! Bei den Göttern, wie habe ich das vermißt."

Schango zuckte wegen der Kälte zusammen und knurrte leise. Aber dann hob auch er Schnee auf, der eisig in seinen großen Händen lag, und warf ihn auf den Blonden. Obwohl er ihn nicht zu einem Ball gedrückt hatte, traf er Rik, und lachte nun auch. "So schlimm ist das gar nicht."

Der junge Germane grinste nur und nickte, ehe er einen weiteren Schneeball auf Schango warf und dann noch immer lachend den Paßweg in das angrenzende Tal hinablief. Dabei kamen ihm seine Erinnerungen an die Kindheit vor den Römern zugute, auch wenn er wußte, daß der Werlöwe ihn sicherlich bald einholen würde. Doch es war schön, einfach nur Spaß zu haben und zu spielen ... gerade, weil es für Rik schon so lange her war, daß er das unbeschwert tun konnte.

Instinktiv wusste auch der Werlöwe, was spielen war und griff erneut etwas Schnee, als er Rik nachlief. Er hatte ihn wirklich schnell eingeholt, und klatschte ihm den Schnee genau in den Nacken. "Ha, ha !!"

"Wah ! Jiärgs, das ist kalt !" Der Blonde schrie leise auf und zog instinktiv die Schultern hoch, doch dann lachte er mit dem Größeren, nahm etwas von dem schmelzenden Schnee aus seinem Nacken und schmierte ihn Schango ins Gesicht. Es war schön, ihn so offen und locker zu sehen ... und Rik genoß es aus vollem Herzen, ehe er wieder weglief, um sich von seinem Gefährten fangen zu lassen.

Dabei schnappte Schango den Blonden, und hob ihn lachend hoch. Er trug ihn ein Stück, dann ließ er ihn hinab und stubste ihn um, so daß Rik in einem Schneeberg landete.

Doch dieser fing sich gekonnt ab und drehte sich, schleuderte dabei einen Schwall des pulverigen Schnees zu dem Werlöwen und lachte wieder, da es so schön war, so mit ihm zu spielen. Noch immer lachend, ließ sich der Blonde wieder in den Schnee fallen und blieb einfach liegen, beobachtete Schango und lächelte tief vor Freude. "Weißt du eigentlich, wie schön es ist, so sorglos mit dir zu sein ? Ich habe dich noch nie so locker gesehen wie jetzt."

"Jetzt sind wir allein ... ich merke, wie wohl du dich fühlst." Er selber war ruhig deswegen, und zog Rik nun doch wieder aus dem kalten Schnee. "Und ich bin auch noch jung." Er meinte es wegen dem Toben und Spielen, und grinste sacht.

"Ich bin auch noch jung, gerade einmal siebzehn Sommer alt. Und du bist nur ein wenig älter als ich, nicht wahr ? Eigentlich sind wir erwachsen - aber da wir niemals Kinder sein durften, ist es nicht schlimm, wenn wir jetzt ein wenig spielen. Und ja, ich fühle mich wohl ... wir sind über den ersten Paß und nun sind wir wirklich sicher vor irgendwelchen Verfolgern. Nach den Bergen kommt das Land, in dem meine Vorfahren lebten - und dort gibt es die tiefen Wälder, von denen ich dir erzählte, dort können wir in Ruhe leben." Alleine schon der Gedanke daran gab dem jungen Germanen förmlich Flügel ... doch dann hielt er einen Moment inne und umarmte Schango, genoß dessen Wärme und seufzte wohlig dabei.

Schango blickte ruhig auf ihn herab, und legte seine Arme um den Körper des Blonden. So gab er ihm noch etwas Wärme, dazu Nähe und Sicherheit. "Ich bin achtzehn Sommer alt, daher bin ich erwacht ... und ich bin gespannt auf die Wälder." Bäume und Wälder kannte er ja, und er konnte sich da durchaus wohlfühlen.

"Sie werden dir gefallen, da bin ich mir sicher ... denn sie sind voller Wild, das uns für lange Zeit versorgen wird. Komm, gehen wir weiter - ich möchte die nächste Hütte auf der anderen Seite des Tals so schnell wie möglich erreichen." Dann streckte sich Rik noch kurz und küßte den Größeren, ehe er sich wieder löste und mit einem leisen Lachen den Weg hinab ins Tal lief.

Schango sah ihm nach, und lächelte ... dann lief er ihm hinterher, und lachte ebenso. Der Weg hinab war schön einfach, und so kamen sie sicher rechtzeitig bei Anbruch der Dunkelheit bei der nächsten Hütte an.

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Einige Tage später grinste Rik breit, denn sie hatten nun endlich den letzten Paß überquert und begaben sich in das Voralpenland, das er noch dunkel aus seiner Kindheit kannte. Nun waren sie endlich im Land seiner Herkunft angelangt ... und auch wenn sie noch immer auf einer Römerstraße reisten und sicherlich noch römisch geprägten Städten begegnen würden, so war das Land doch noch immer germanisch und das sah man auch an den Menschen, die hier lebten. "Ich denke, sobald wir auf der Hauptstraße angelangt sind, sollten wir uns eher seitlich halten und die kleineren Wege nehmen ... dann begegnen wir weniger Soldatentruppen. Ich bin nur froh, daß wir in den Tälern keinen Räubern begegnet sind, Schango - und daß alleine schon dein Anblick genügte, den Bären zu vertreiben." Gerade der Bär hatte dem jungen Blonden einen angsterfüllten Schauer über den Rücken gejagt, da er einen mehr als nur großen Respekt vor dem großen Tier hatte.

Der Werlöwe hatte schon gegen Bären in der Arena gekämpft und war froh, daß dieses Tier gleich die Flucht ergriffen hatte. In der Arena waren die Tiere scharf gemacht worden und sie hatten - so wie auch er - Hunger gelitten, und daher gekämpft. "Ich bin froh, daß er nicht kämpfen wollte."

"Ich auch, Großer ... ich auch." Mit diesen Worten schüttelte Rik die Erinnerungen an diese Begegnung ab und lächelte wieder, ehe sie in einen gleichmäßigen Trab fielen und der schmalen Straße folgten, die sie zur Hauptstraße bringen würde. Alleine schon die Wälder um sie herum ließen das Innere des jungen Germanen strahlen ... denn er kannte diese Baumarten und auch das noch immer kühlere Klima war so beruhigend bekannt, als hätte er die letzten Jahre niemals im warmen Italien gelebt. Es dauerte ein wenig mehr als zwei Stunden, bis sie die erste Rast einlegen mußten, da Rik erschöpft war - und als sie auf einem alten, umgestürzten Baum saßen und etwas Schinken und Brot aßen, dachte der Blonde nach und sprach Schango schließlich an. "Wir kommen bald an die Hauptstraße - wir sollten ab jetzt durch die Wälder, das ist sicherer."

"Ich vertraue auf deine Kenntnisse. Du bist hier zu Hause und ich freue mich auf das, was du mir zeigen kannst." Schango begab sich da ganz in Riks Hände, auch wenn er dann der Versorger war, der jagte und beschützte.

Rik nickte nur und nachdem sie gegessen hatten, standen sie auf und liefen noch ein wenig weiter, bis der Blonde zu erschöpft dazu war und wieder von Schango getragen wurde. Auf diese Weise konnten sie einen jeden Tag weite Strecken zurücklegen, da sie nur zum Essen oder Trinken rasteten ... und bald würden sie an den wirklich tiefen Wäldern ankommen, die sogar von den Germanen gemieden wurden. Dort wären sie vor jeglichen Verfolgern sicher - und konnten endlich frei leben.

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