”Autumn to Ashes” 01
Laut auflachend, warf Patrick seine Arme hoch, als die Achterbahn in den ersten Looping der berühmten Bahn fuhr, die den Olympiaringen nachgebildet war. Wie immer waren die Wagen vollbesetzt, denn wie sollte es anders sein auf dem Oktoberfest ... und der junge Schweizer genoß eine jede Minute davon, denn es war sein erster Urlaub alleine, seit er aus der Schule war. Sein achzehnter Geburtstag war bald, nur noch ein Tag, und er wäre volljährig – und diesen Urlaub gönnte er sich als vorzeitiges Geburtstagsgeschenk, denn es war wohlbekannt, daß immer nur eine Woche des Oktoberfestes schönes Wetter hatte. Doch dann vergingen alle Gedanken, als es in die nächste Runde und damit in zwei Loopings ging – ein weiteres Mal perlte ein lautes Lachen aus der Kehle des jungen Studenten, als seine schulterlangen Haare wild umherwirbelten und das Adrenalin durch seine Adern gepumpt wurde.
Irgendwo anders auf dem Oktoberfest schnurrte Magnusz leise und leckte sich die blutigen Lippen sauber. Er ließ den Mann, von dem er eben getrunken hatte, vergessen und stürzte sich wieder in das Getümmel von Menschen. Hier konnte er sich satttrinken, ohne daß es groß auffiel oder er sich groß Mühe geben mußte. Er fiel nur ein wenig auf wegen seinem Aussehen, aber auch hier trieben sich genug Punks oder auch Goth herum und so besoffen, wie viele schon um die frühe Uhrzeit waren, bemerkte ihn warscheinlich eh kaum einer. Allerdings regte sich sein starker Instinkt ein wenig, er wusste nur nicht ganz warum und störte sich daran nicht wirklich.
In der Zwischenzeit war die Achterbahnfahrt zu Ende und Patrick stieg aus, als der Wagen anhielt ... wie auch die Anderen fühlte er sich leichter, sah alles mehr als nur scharf und seine Atmung wurde nur langsam wieder ruhiger, als der Adrenalinkick langsam nachließ. Zwar war der junge Schweizer eigentlich eher scheuer und zurückhaltend – doch er liebte Volksfeste und Fahrgeschäfte, und gerade hier kannte ihn Niemand und er konnte sich ein wenig gehen lassen. Von dem weltberühmten Bier trank er allerdings nichts ... er vertrug nicht viel und verlegte sich lieber auf die mit Schokolade überzogenen Erdbeeren, die er an einer ruhigen Ecke genoß. Dies alles war so herrlich – nicht einmal die grölenden Betrunkenen, die an ihm vorbeiwankten, konnten seine Freude mindern. Nur einmal war ihm, als würde ein eiskalter Hauch über seinen Rücken rinnen – ein wenig verdutzt blickte der junge Student auf und sah sich um, doch er sah nichts und tat es als einen kurzen Windhauch ab, während er weiter von seinen Erdbeeren aß.
Jetzt fühlte Magnusz deutlicher, daß da etwas war und er drehte sich herum, um die Umgebung mit den scharfen Augen abzusuchen. Sein Blick lenkte sich rasch auf etwas harmloses: Ein junger Mann, der schokoladenüberzogene Erdbeeren aß und sie sichtlich genoss. 'Aha, ein kleiner Bruder, der noch nicht erwacht ist.' stellte er fest und lächelte sacht. Er würde ihn ein wenig im Auge behalten.
Gerade in diesem Moment wurde Patrick mit seinen Erdbeeren fertig und leckte sich die Schokolade vom Mund, als ein weiteres Mal sein Instinkt klingelte. Als er sich umsah, bemerkte er einen großen, in Schwarz gekleideten Mann, der unheimlich aussah und ihn an einen Goth erinnerte – doch dann schoben sich Betrunkene in sein Blickfeld und Patrick zuckte mit den Schultern, drehte sich um und ging weiter, um sich nun in die Schlange bei der Geisterbahn einzureihen. Er ging Problemen lieber aus dem Weg ... und er war sich sicher, daß dieser unheimliche Mann ihn in dem Menschengewühl nicht mehr finden konnte.
Doch das sorgte nur dafür, daß der Jagdtrieb in Magnusz geweckt wurde. Er war eindeutig bemerkt worden, denn ihre Augen hatten sich kurz getroffen und so folgte er unbemerkt zu der Geisterbahn. Er stellte sich aber nicht an, sondern schlüpfte heimlich durch die Seitentür für das Personal hinein, um dort dem baldigen Vampir aufzulauern. Hier drinnen fiel er nicht auf und er verbarg sich gleich anfangs im Dunkel, denn er wettete, daß der Junge allein in einer der Gondeln fuhr.
Und damit hatte er nicht unrecht – Patrick war es lieber, wenn Niemand bei ihm saß und so war er froh, daß nicht genug Andrang war, daß noch Jemand mit ihm fahren mußte. Er liebte die Geisterbahn ... es war herrlich, durch das Dunkel zu fahren und die grellbeleuchteten Monster zu sehen, die dazu da waren, die Passagiere zu erschrecken. Kurzzeitig überkam ihn wieder dieses seltsame Gefühl, doch dann war es vorbei und er lachte, als ein künstliches Gespenst an ihm vorbeischwebte.
Diese Chance nutzte der Vampir und sprang lautlos in den Wagen. So saß er neben dem jungen Mann und grinste leicht. "Seltsam, was Menschen so erschreckt, Hm ?" Er wisperte leise und er ahnte, daß dieser hübsche, junge Mann keine Ahnung hatte, was er selbst war. Sein Erwachen musste kurz bevorstehen, sonst hätte der Schwarzhaarige ihn nicht wahrgenommen.
Und ebendiesem jungen Mann entwich ein entsetzter Aufschrei, als genau dieser große, unheimliche Goth mitten in dieser Geisterbahn neben ihn kam und sich setzte. Das Herz Patricks schlug schneller als in der Achterbahn und er quetschte sich in das Eck des Wagens, blickte entsetzt auf den Schwarzhaarigen und wisperte schließlich ein verängstigtes "Bitte tun sie mir nichts !", ehe er wieder verstummte und hastig atmete.
Der Geruch von Angst stieg Magnusz sofort in die Nase und er lächelte erneut sachte. "Hatte ich nicht vor." wisperte er mit seiner rauen und tiefen Stimme, und hob langsam seine Hand, um Patrick über die Wange zu streicheln. "Du bist mir nur aufgefallen und ich wollte dich etwas näher kennenlernen."
"Wa ... was ?" Der junge Schweizer hatte mit allem gerechnet – doch nicht damit, daß dieser unheimliche Mann ihn so sanft berühren würde. Sein Instinkt meldete sich immer stärker, auch wenn ihm nicht klar war, was sein Instinkt ihm sagen wollte. Einerseits würde Patrick am Liebsten aus dem Wagen springen, doch das war in der Geisterbahn nicht möglich – doch andererseits verwirrte ihn diese schon fast zärtliche Berührung und die dunkle, raue Stimme dieses Fremden.
Je länger Magnusz den jungen Mann in seiner Nähe hatte, um so mehr wollte er ihn haben, er wollte sein Erwachen miterleben, das wusste er schon jetzt mehr als deutlich. "Es ist, wie ich sagte. Ich möchte dich kennenlernen." raunte er erneut so leise, dann neigte er sich zu ihm, fasste mit der Hand das Kinn von Patrick und küsste ihn einfach.
In dem jungen Braunhaarigen erwachte blinde Panik, sobald der Fremde näher zu ihm kam und ihn küßte. Er versuchte, ihn von sich wegzudrücken und preßte die Lippen aufeinander, versuchte, den Kopf wegzudrehen und schluchzte schließlich verwzeifelt auf, weil es ihm nicht gelang, sich zu lösen. Noch nie hatte er Jemanden geküßt – dazu war er einerseits viel zu schüchtern, doch andererseits hatte er auch nie Jemanden gefunden, den er hätte küssen wollen. Und nun tat es dieser Fremde einfach, als ob Patrick sein Eigentum wäre, eine Tatsache, die dafür sorgte, daß der junge Mann sich erneut verzweifelt wehrte.
So hatte sich noch Keiner gewehrt, aber Magnusz beeinflusste den Jungen auch nicht. Er nutzte aber den kurzen Moment, als Pat schluchzte, und drang mit der Zunge zwischen dessen Lippen, um ihn zu kosten. Doch dann löste er den Kuss und raunte ein leises "Du schmeckst gut.", bevor er seine Hand von dem Kinn wegnahm und den jungen Mann betrachtete. Dessen Angst war irgendwie ein herrlicher Anblick.
Schwer atmend, wich Patrick so weit es ihm möglich war zurück, blickte aus vor Angst geweiteten Augen auf diesen Mann und zuckte leicht, als er ihn für einen Moment überdeutlich in dem Dunkel der Geisterbahn sehen konnte. Doch dann war dies vorbei und es wurde heller, eine Tatsache, die für einen erneuten Adrenalinschub sorgte und Patrick sprang aus dem Wagen, sobald der Metallgesteig anfing und er nach draußen laufen konnte. Der junge Schweizer stoppte erst mehrere Zelte weiter und lehnte schwer an einer Plakatwand, keuchte leise und schluckte schwer, als er erkannte, daß sein Körper sehr wohl auf diesen Kuß reagiert hatte. Die Erkenntnis sorgte dafür, daß der junge Schweizer völlig erstarrte – seinen ersten Kuß hatte er nun von einem Wildfremden bekommen und das gewaltsam, und trotzdem war er leicht erregt und fühlte die Lippen dieses Fremden noch immer an den Seinen. Nur langsam wurden sein Atem und Herzschlag ruhiger und Patrick schloß einen Moment die Augen – dann schüttelte er den Kopf und lachte leise, denn diese Begegnung war einfach nur surreal gewesen. Ein wildfremder Mann sprang in der Geisterbahn in seinen Wagen und raubte ihm einen Kuß – und trotz daß er ihn nicht von sich hatte drücken können, war dieser Kuß so sanft gewesen wie von einem Liebhaber. Erneut den Kopf schüttelnd, straffte sich Patrick und trat wieder in die Menschenmenge, kaufte eine Fischsemmel und beseitigte auf diese Weise den Geschmack des Mannes aus seinem Mund.
Selbst dabei wurde er beobachtet. Magnusz hatte sich ein Ziel gesetzt, er wollte diesen schüchternen, jungen Mann haben, er wollte bei seinem Erwachen dabei sein, sehen, wie er sich wandelte und ihn entjungfern. Er würde ihm folgen und weiterhin beobachten, hier und da würde er sich vielleicht mal zeigen, aber das überlegte er sich noch.
Doch das bemerkte Patrick nicht, als er sich noch ein wenig amüsierte ... erst, als es Abend wurde, verließ er das Oktoberfest und fuhr mit der U-Bahn in sein Hotel zurück, um zu packen und alles für den Morgen vorzubereiten, an dem er wieder mit dem Zug zurück in die Schweiz fuhr. Als er das Licht ausmachte und sich hinlegte, kam ihm jedoch wieder dieser Mann in den Sinn – leise schmunzelnd, drehte Patrick sich einfach um und schloß die Augen, um sich seinen verdienten Schlaf zu holen und das alles zu vergessen.
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Die Nacht über hatte Magnusz den jungen Schweizer weiter beobachtet, und jetzt stieg er in den selben Zug und lächelte kurz, weil er seit vielen Jahren das erste Mal wieder mit einem Zug fuhr. Aber er wollte Patrick auf den Fersen bleiben und nur so konnte er in seiner Nähe sein. In der Geisterbahn hatte der Junge einen Schub gehabt und der Rumäne wollte in der Nähe sein, wenn ein weiterer kam. Er wollte sehen, ob sich etwas veränderte oder nicht.
Davon wußte Patrick jedoch nichts, als er seinen Rucksack oben in das Gepäckfach stopfte, sich dann hinsetzte und sein Buch aufschlug, da er die Zeit im Zug zum Lesen nutzen wollte. Die Tüte mit den belegten Brötchen und die große Flasche Wasser stellte er auf das Tischchen, lehnte sich an und lächelte, als er den betriebsamen Münchner Bahnhof betrachtete. Die Fahrt mit dem ICE war zwar lang, doch auch bequem – und er freute sich schon, durch die Berglandschaften zu fahren und sich zu entspannen, es war ebenso ein Teil seines Urlaubs wie die Zeit zwischen den Fahrten. Dann geschah jedoch etwas Merkwürdiges: Für einen Moment fühlte er einen Druck in seinem Kopf und alles um ihn herum wurde überdeutlich, so sehr, daß er die Augen schließen mußte – doch dann verging es wieder und Patrick schüttelte kurz den Kopf, strich sich die Haare aus dem Gesicht und runzelte kurz die Stirn, da wieder alles normal war. "Ich hab schon Halluzinationen – ich hätte das Bier Gestern doch nicht trinken sollen, glaub ich." Aber dann nahm er das Buch auf und begann zu lesen, vergaß das gerade Erlebte und genoß den guten Roman, während der Zug anfuhr und den Weg in die Schweiz antrat.
Nur wenige Sitze weiter saß der Schwarzhaarige und nickte innerlich. Er fühlte dem jungen Schweizer nach und hatte die kurze Verwirrung mitbekommen. Scheinbar war wieder ein kleiner Schub gekommen, wie erwartet, und die nächsten Stunden würden es mehr werden. Als sie eine Weile unterwegs waren, stand er auf und ging den Mittelgang entlang. Er stoppte einen kleinen Moment bei dessen Platz, lächelte kühl und ging dann weiter. Mal sehen, ob die Instinkte von Patrick wieder ansprangen.
Das taten sie – doch zu spät, denn er war zu sehr in sein Buch vertieft gewesen. Als er aufsah, war der Andere schon weitergegangen und Patrick fragte sich, was ihn so aufgeschreckt hatte – aber dann zuckte er nur mit den Schultern, vertiefte sich wieder in sein Buch und aß nebenher eines der Brötchen, die er sich zuvor besorgt hatte.
Magnusz war sichtlich zufrieden, die Reaktion kam zwar ein klein wenig spät, aber sie war gekommen und im Laufe der nächsten Stunden würde es sich bestimmt noch verstärken. Da sein kleiner Test erfolgreich war, ging er wieder zu seinem Platz zurück und grinste sacht, als er wieder an Patrick vorbeiging, ohne daß der ihn sofort bemerkte. An seinem Platz angekommen, setzte er sich wieder und schloss seine Augen, um ein wenig zu schlafen, damit die Zeit überbrückt wurde.
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Erst einige Stunden später kamen sie in Bern an und Patrick packte seine Sachen wieder in den Rucksack, den er sich dann auf den schmaleren Rücken wuchtete. Das Aussteigen war wie immer ein wenig mit Warten verbunden, doch dann war er aus dem Zug und ging durch den Bahnhof, um noch den Bus zu erwischen, der ihn in seine Studentenwohnung brachte. Eine Wohnung, auf die er sehr stolz war – nur ein Zimmer mit kleiner Küche und einem ebenso kleinen Bad, doch es gehörte ihm und sicherte ihm eine gewisse Freiheit, nachdem er seit seiner Kindheit in einem Waisenhaus gelebt hatte.
Auch hier folgte der Vampir, er schaffte es sogar in den gleichen Bus und blieb ungesehen. Irgendwie machte es Spaß, ihn zu verfolgen, es war ein Kick, der Magnusz Freude bereitete. In Bern war er bisher noch nicht gewesen, aber die Stadt war groß und hier fühlte er auch keine anderen Vampire. Somit konnte er hier ungestört jagen und sich hier aufhalten, ohne daß es Ärger gab.
Patrick war zu müde, um den Schwarzhaarigen zu bemerken ... er hatte gut damit zu tun, nicht einzuschlafen, und war froh, als sie seine Station erreichten und er aussteigen konnte. Von der Haltestelle war es nicht weit zu dem Studentenwohnheim und er erreichte es in einigen Minuten, schloß die Türe auf und joggte die Treppen bis zu seinem Zimmer hoch, trat ein und seufzte erleichtert, als er die Wohnungstüre hinter sich schließen konnte. Er wollte nur noch ins Bett und so zog er sich aus, erledigte noch seine Abendtoilette und fiel schließlich todmüde in sein Bett, in dem er auch sofort einschlief.
Gegenüber des Wohnheims stand der Schwarzhaarige. Er spürte ein wenig nach und nickte innerlich, weil er Recht behalten hatte. In dieser Nacht würde es passieren, der Junge würde erwachen. Er musste ihn aus dem Wohnheim holen, sonst würde ein Unglück passieren. So huschte er voran, drang in das Wohnheim ein und öffnete mit den geistigen Kräften das Türschloss. Seine Aura venebelte er und er trat leise an den Schlafenden heran, beeinflusste ihn und ließ ihn noch viel tiefer schlafen. Er musste ihn wegbringen und hob ihn nun langsam mit der Decke aus dem Bett, verbarg sich und ihn und trug ihn vorsichtig aus dem Wonheim zu einem Park. Dort angekommen, legte er ihn auf eine Parkbank. Hier würde nichts passieren, es war nicht mehr viel Zeit, doch die nutzte er und verschwand einige Zeit. Er suchte einen Menschen und fand auch schnell einen Mörder, den er beeinflusste und in den Park brachte. Das würde die erste Beute von Patrick werden, danach wäre der erste Blutdurst gestillt und es würde nichts weiter passieren. Beeinflusst ließ er den Mann warten und er kam wieder leise zu dem Schlafenden, um ganz langsam den Bann zu lösen, damit er wieder nomal schlief.
Und nicht zu früh – als der Mond noch ein wenig höher stieg, brach kalter Schweiß aus der Haut des jungen Mannes und er schrie leise auf, als sein Körper sich verkrampfte. Die Wandlung durchlief ihn in Wellen, die ihn immer wieder und immer lauter aufschreien ließen, bis er schließlich zusammenbrach und leise schluchzte. Patrick fühlte sich, als wäre er in flüssiges Eisen getaucht und anschließend in eiskaltes Wasser geworfen worden – sein Körper schmerzte und er fühlte einen so beißenden Hunger, das es ihn fast auffraß. Doch etwas war in der Nähe und seine Instinkte sagten ihm, daß es den Hunger stillen konnte ... es kostete ihn fast seine gesamte, noch verbliebene Kraft sich aufzurichten, doch etwas zog ihn vorwärts und schließlich fühlte er die Schulter des knienden Mörders unter seiner Hand und kniete sich zu ihm. Mit letzter Kraft neigte er sich näher, biß ihn in den Hals und schloß die Augen, als das süße Blut heiß und wohltuend seine Kehle herunterrann. Patrick schaffte es, einige Schlucke zu trinken - doch dann verließ ihn seine Kraft und er wurde ohnmächtig, sackte zur Seite und riß sich dadurch auch von der noch immer pochenden Ader des Mörders.
Doch diese Ader wurde von Magnusz wieder verschlossen. Er leckte darüber und ließ den Mörder dann in eine Art Koma fallen, damit er keinen Ärger machte. Erst dann kniete er sich zu Patrick und zog ihn in seine Arme. "Du bist schwach, es war gut, daß ich da war." wisperte er rau und strich ihm das Haar aus dem blassen Gesicht. Alleine hätte der Junge es nicht geschafft, das Erwachen hatte ihn so geschwächt, daß er kaum in der Lage gewesen war zu trinken, und sein Opfer war noch am Leben und hätte fliehen oder ihn töten können. ##Wach auf Junge, du musst noch mehr trinken.## Seine Gedanken drangen vorsichtig in den Geist des Schweizers, er wollte ihn nicht erschrecken, indem er zu laut war.
Im Inneren Patricks herrschte noch immer Schmerz ... noch nie in seinem Leben hatte er so etwas durchmachen müssen und er flüchtete sich in seine Ohnmacht, damit er nichts mehr fühlen mußte, auch wenn der Hunger noch immer an ihm nagte. Dann drangen jedoch leise Worte in seinen Kokon und riefen ihn ... es war seltsam, denn wie konnte er hier etwas hören ? Und die Stimme war so bekannt ... Patrick schauderte und versuchte, die Knie anzuziehen, doch dann bemerkte er langsam, daß er gehalten wurde und kuschelte sich instinktiv in die ihn haltenden Arme. Irgendwie wußte er, daß die Worte, die er in sich gehört hatte, wahr waren und daß ehrliche Sorge darin lag ... und irgendwie waren die Arme, die ihn hielten, vertraut, ebenso wie der Geruch, auch wenn dies nicht sein konnte. Und dieser Hunger ... Patrick roch das Blut, das an seiner Kleidung klebte und auch das Blut, das auf die Erde geflossen war und wimmerte schließlich leise, da sein Magen sich schon fast vor Hunger verkrampfte.
##Komm, wach auf, du musst weitertrinken, damit der Schmerz vergeht und dein Hunger gestillt wird.## Der Schwarzhaarige wisperte erneut sehr sanft und versuchte Patrick so aus seiner Ohnmacht zu locken. Der Schmerz würde vergehen wenn er fertig trank, ansonsten würde es noch Tage andauern. Viele Schwache schafften es nicht und starben, weil sie sich aufgaben, aber den hier wollte Magnusz haben, er wollte nicht, daß er sich aufgab.
Leise wimmernd, vergrub Patrick seinen Kopf an der breiten Brust des Mannes, der ihn hielt. Es war schwer, nicht wieder abzusinken, doch die leisen Worte lockten mit dem Versprechen, daß der Schmerz versiegen würde. Und so schaffte es der junge Vampir schließlich, die Augen zu öffnen und leise aufzustöhnen, als eine weitere Schmerzwelle durch seinen Körper rollte. "Bitte ... bitte mach, daß es aufhört ..."
"Scht, keine Sorge, du musst nur trinken, dann wird es besser." wisperte Magnusz nun richtig, er zog den bewustlosen Mann dichter an sie heran und öffnete mit dem Krallenring, den er trug, die Pulsader an dessen Handgelenk. Dort trank es sich leichter und er war sicher, daß Patrick trinken würde, wenn er das frische Blut roch.
Erneut leise aufwimmernd, versuchte der junge Vampir, seinen Kopf zu drehen ... dieser herrlich süße Geruch lockte ihn, er mußte zu der Quelle, doch es war so schwer und schmerzhaft, sich zu bewegen. Nur langsam gelang es ihm, den Kopf zu der Quelle dieses herrlichen Geruches zu drehen und die Hand zu heben, um das blutende Handgelenk an seinen Mund zu ziehen und das warme, süße Naß zu trinken. Und wider Erwarten rann es wie süßester Honig seine Kehle herab, es linderte seine Schmerzen und breitete sich wohlig warm in seinem Inneren aus. Noch nie zuvor hatte Patrick etwas ähnliches gefühlt – es war unbeschreiblich und so trank er weiter, auch wenn er noch zu schwach war, um größere Schlucke zu trinken.
"Siehst du, es wird schon besser ... trink weiter." wisperte der Ältere und streichelte durch das weiche Haar des soeben erwachten Vampirs. "Trink so viel du kannst, und wenn es geht noch mehr, du musst stark werden." Später würde er ihm noch etwas von seinem eigenen Blut geben, es würde viel helfen.
Bei dem sanften Streicheln schloß Patrick seine Augen und seufzte leise zwischen zwei Schlucken ... es tat so gut, die sanfte Hand zu fühlen, die durch seine Haare streichelte, und so nickte er nur und trank langsam weiter, bis der Blutfluß versiegte. Erst jetzt ließ er die Hand des sterbenden Mörders los und sackte in die ihn haltenden Arme zurück, atmete schwer und kam wieder ein wenig näher an den warmen Brustkorb, da der Schlaf nach seinem völlig erschöpften Körper griff.
Magnusz leckte noch kurz über die Wunde des Toten und verschloss sie, solange es noch ging. Dann hob er den jungen Vampir hoch und rief einige Hunde, die sich um die Leiche kümmern konnten. Er würde Patrick in dessen Wohnung zurückbringen, dort konnte er sich ausschlafen und er selber konnte auch ein wenig ruhen. Allerdings würde er bei ihm bleiben.
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