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 ”Der Geliebte des Königs” 06
 

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Etwas später am Tag atmete Pablo tief durch und grinste breit. Sie hatten ausgiebigen und leidenschaftlichen Sex gehabt, und erst jetzt war ihr Hunger gestillt. "Ich mag nicht dran denken, wie es später wird."

"Intensiver, mio caro ... und wunderschön. Hab keine Sorge, es wird uns nicht von unseren Aufgaben ablenken. Jetzt zu Beginn ist es für uns beide wichtig, daß wir einander auskosten und lernen - sobald du gewandelt bist, ist es einfacher. Bitte verzeih, daß ich immer wieder das Gleiche antworte, doch es ist so: Es wird sich so vieles für dich klären und es wird auch für mich einfacher, dir alles zu erklären und zu zeigen. Und ich freue mich schon so darauf ... mehr, als du jetzt ahnen kannst." Claudio schmunzelte und neigte sich noch einmal zu seinem Liebsten, um ihn zärtlich und dennoch leidenschaftlich zu küssen, ehe er aufstand und sich streckte, da er sich so gut und ausgelastet, und durch das Blut Pablos, das er getrunken hatte, auch wunderbar satt fühlte.

Und Pablo fühlte sich noch immer recht frisch, auch wenn er eigentlich total ausgelaugt sein müsste. "Ich werde geduldig warten, bis es soweit ist. Aber ich denke, wir sollten uns nun waschen." Er stand jetzt auch langsam auf und streckte sich leicht.

Claudio schmunzelte leise und nickte, ehe er zu dem Zuber an der Seite ging, in dem seine beiden Leibdiener schon frisches, kaltes Wasser gefüllt hatten. Als er ankam, ließ der Vampir ein wenig seiner Feuermagie erwachen und das Wasser erhitzte sich innerhalb weniger Herzschläge zu einer angenehmen Temperatur. "Gerne, mio caro ... wenn du es möchtest, kannst du zuerst in den Zuber ? Ich lege mir inzwischen die Kleidung heraus, die ich später anziehen werde, denn es wird Zeit, daß wir nach einem guten Essen aufbrechen."

"Das denke ich auch. Ich bin froh, wenn wir in meiner Heimatburg sind, es ist dort angenehmer." Pablo nahm das Bad gern an und ging zu dem Zuber, um sich darin zu säubern. Dies geschah zügig und gründlich, und er schlüpfte nach dem Abtrocknen erstmal in die Kleidung, die er getragen hatte, als er hergekommen war.

Währenddessen beschäftigte Claudio sich damit, durch die Kleidung in seiner Truhe zu sehen und nahm schließlich eine einfache, schwarze Lederhose, einen kurzen Lederslip und eine ebenso schwarze Tunika heraus, die allerdings dadurch auffiel, daß sie einen sehr großen, offenen Ausschnitt und luftige Ärmel mit leichter Silberstickerei hatte. Weshalb er solch ein auffälliges Oberteil wählte, wurde schnell klar, als der Vampir zu einer anderen, mit Eisen beschlagenen Truhe ging und von dort ein ärmelloses, dichtmaschiges Kettenhemd herausnahm, neben das er einen vorne offenen, fessellangen Rock aus ebenso dichtmaschigem Ketten legte. Den Abschluß bildete ein handbreiter, mit Eisen beschlagener Ledergürtel, der vorne einen schienbeinlangen Lendenschurz aus dichtmaschigen Ketten besaß und auch Befestigungen für die beiden Schwerter, die Claudio immer bevorzugte. Dann blickte er jedoch auf und lächelte, als Pablo aus dem Zuber stieg, kam zu ihm und reichte ihm ein großes, weiches Leder, mit dem dieser sich abtrocknen konnte. "Ich bin schon auf die Burg deiner Familie gespannt, mio caro ... ich mag Burgen, gerade die hohen Türme sind immer wundervoll in den mondhellen Nächten."

"Die Burg liegt sehr günstig und taktisch sehr gut an den Bergen. Sie ist schwer, bis gar nicht zu nehmen ... und sie ist sehr ansehnlich." Pablo erzählte leise und blickte kurz auf die Kleidung. "Ich bin gespannt, wie es aussieht, wenn du all das trägst. Mit Sicherheit beeindruckend, es ist ungewöhnlich, solch eine Rüstung zu sehen."

Inzwischen hatte der Vampir sich herabgewaschen, trocknete mit einem weiteren, weichen Leder die Feuchte von seiner Haut und schmunzelte leise bei den Worten seines Liebsten. "Ich weiß ... ich bin in dieser Hinsicht ein wenig altmodisch, auch wenn ich keine Lederrüstung mehr trage, sondern das feinste Kettengewebe, das es in ganz Italien gab. Sie schützt mich so gut wie eine Plattenrüstung, doch ich bin viel beweglicher darin - ein nicht zu unterschätzender Vorteil im Kampf. Sicherlich, wir werden in keine Schlacht verwickelt werden ... doch es hält auch Wegelagerer ab und ich habe nicht vor, in den Turnierkämpfen deines Vaters zu verlieren, mio caro. Außer natürlich, wenn ich gegen dich kämpfe, Hm ?" Bei dem Letzteren huschte ein verschmitztes Lächeln über die Züge Claudios, ehe er in den ledernen Slip schlüpfte und danach die angenehm enge, weiche Lederhose überzog.

"Du kannst mich ruhig besiegen, wenn du es kannst. Es ist ein faires Turnier und ich möchte nicht, daß du mich gewinnen lässt. Alle wissen, daß du sehr gut bist." Pablo lauschte leicht und nickte. Er musste sich ein wenig anstrengen, um zu hören, was in seinem Zimmer los war. "Sie ziehen sich auch schon an, ich werde nun rübergehen, damit wir uns fürs Essen und die Reise fertigmachen können."

Leise seufzend, kam Claudio wieder zu dem jungen Prinzen und küßte ihn sanft, ehe er ihm ebenso sanft mit der Rechten durch die weichen, schwarzen Haare an der Schläfe streichelte. "Ja, ich weiß - sie haben sich lange unterhalten und einander besser kennengelernt. Und wegen den Kämpfen ... ich muß mich immer zurückhalten und auch oft die Anderen gewinnen lassen, damit ich nicht auffalle. Wenn ich es nicht täte, würde ich alle töten - und das wiederum wäre das Schlechteste, das passieren kann, mio caro. Aber mach dir keine Sorgen, ich werde so fair sein, wie ich kann. Es dürfte auch nicht schwer werden - viele hören zwar, daß ich kämpfen kann, doch sie glauben es nicht, wenn sie mich sehen." Bei dem Letzteren schmunzelte Claudio wieder, denn man sah ihm wirklich nicht an, daß er schon über vierhundert Jahre Kampferfahrung hatte.

"Wir sehen es dann. Und ich freue mich schon, dich kämpfen zu sehen." Pablo freute sich wirklich, denn er wusste ja jetzt um die lange Erfahrung und war wirklich gespannt, wie Claudio in Aktion aussah. "Wir sehen uns gleich wieder." Pablo küsste Claudio erneut, dann löste er sich etwas schwerlich und verließ das Zimmer. Die Brüder kamen ihm schon entgegen und Pablo schmunzelte, da beide sehr ausgelastet aussahen.

Ramon stand noch in der Tür und blickte ihnen nach, ehe sein Blick sich beim Anblick seines Herrn erhellte. "Mein Prinz ! Ihr seht einfach nur fantastisch aus, voller Energie ! Kommt rein und erzählt, ja ?" Claudio lachte leise, als er die Worte durch die geschlossene Türe hörte und öffnete das Fenster seines Zimmers, ehe er sich zu seinen beiden Leibdienern umdrehte, die gerade hereinkamen. "Ich freue mich für euch ... es hat euch gefallen, nicht wahr ? Ich konnte dich sogar einmal leise singen hören, mein wundervoller Alfredo." Gerade das zeigte dem Vampir, daß die Brüder Ramon wirklich gern hatten, und er freute sich sichtbar für ihr junges Glück.

Alfredo rieb sich verlegen den Nacken und nickte. "Weil Armano mich so angeschaut hat, da musste ich ein Lied singen." Armano lachte leise, denn seinem Hundeblick konnte sein Bruder nicht widerstehen. "Ramon war ganz begeistert von seinem Gesang."

"Das glaube ich gerne ... du hast eine wundervolle Stimme, und das weißt du, Alfredo." Claudio schüttelte leise lächelnd den Kopf, da er genau wußte, wie zurückhaltend der Ältere in dieser Hinsicht war und kam dann zu ihm, um ihn für einen Moment zärtlich zu küssen. Dann löste er sich wieder und wandte sich seiner Kleidung zu. "Ich würde euch gerne ein Bad kommen lassen, doch es geht hier leider nicht ... aber wenn ihr wollt, kann ich euch das restliche Wasser in den Eimern erhitzen ? Dann müßt ihr nicht mit den anderen Dienern in die Waschküche runter."

"Ich denke, wir waschen uns hier ... es ist im Moment angenehmer, Herr." Sie waren Claudio sehr dankbar, daß er es ihnen so ermöglichte und wuschen sich auch sogleich herunter, als er das Wasser in den Eimern erwärmt hatte. Derweil erzählte Pablo leise, was gewesen war, und ließ sich von Ramon seine Kleidung für die Reise rauslegen. Er selber trug auch eine Rüstung aus Leder und Metall, und auch seine wirkte edel und war ebenso gefertigt, daß er sich sehr gut damit bewegen konnte. "Und ich bin so gut wie nicht erschöpft wegen seinem Blut."

Ramon nickte nur und staunte seinen jungen Prinzen mit großen Augen an - denn es stimmte, dieser strahlte so viel Kraft aus, wie selten zuvor. "Es ist kaum zu glauben, Herr - aber ich sehe es an euch, ihr seit wahrhaft erholt, so sehr, wie ich euch selten erlebte. Ich hatte schon Sorge, daß der Herr Claudio euch erschöpft ... doch scheinbar ist das Gegenteil der Fall, und ich bin mehr als nur froh darüber." Währenddessen zog Claudio sich fertig an und nickte, als er das altvertraute Gewicht der Kettenhemdrüstung fühlen konnte, ehe er zu seinen beiden Leibdienern blickte und lächelte. "Könnte ich ein wenig von euch trinken ? Es wäre einfacher, als sich einen der Stalljungen oder Diener zu holen ... und euer Blut duftet absolut unwiderstehlich, da ihr so befriedigt seid."

"Aber natürlich, Herr." Alfredo war gleich zur Stelle und bot Claudio sein Handgelenk zum Trinken an. Er liebte seinen Herrn, und kam solch einer Bitte fast immer gleich nach.

Das wußte Claudio und so biß er sanft in die duftende Haut, trank einige tiefe Schlucke und leckte schließlich darüber, damit sich die beiden leichten Wunden wieder schlossen. Erst danach küßte er den älteren Bruder zärtlich und lächelte, ehe er zuerst ihm und dann Armano über die Wange streichelte. "Ich bin immer wieder froh, euch beide zu haben ... und nun habt auch ihr die Gelegenheit, einen Gefährten zu haben, ich freue mich so für euch." Das tat er wirklich, denn es tat ihm immer wieder leid, wenn er sah, daß die beiden Brüder ihre Pflicht ihm gegenüber über ihr eigenes Wohl stellten.

Aber so empfanden sie es für richtig, denn Claudio war ihr Herr und sie dienten ihm gern, sie standen im Stande unter ihm, also steckten sie auch zurück. "Wir freuen uns auch, daß ihr nun euren Lebenspartner gefunden habt, Herr." wisperte Alfredo und Armano nickte heftig. "Wir sind froh, daß wir es noch miterleben dürfen."

Das brachte Claudio erneut zum Schmunzeln und er nickte, als er die Tunika überzog und die Ärmel mit einfachen, schwarzen Lederunterarmschonern, die mit Eisenschuppen beschlagen waren, befestigte. "Um ehrlich zu sein, auch ich bin froh, schon so bald meinen Gefährten gefunden zu haben. Viele meiner Rasse suchen ihr ganzes Leben und finden ihn nicht, doch manchesmal ist uns das Glück beschieden, so wie nun Pablo und mir. Ich freue mich schon so auf sein Erwachen - es ist bald, ich kann es fühlen und auch in seinem Blut schmecken. Aber genug davon ... sagt bitte den Dienern, daß sie meine Sachen packen sollen, schließlich brechen wir bald auf. Und ich möchte, daß ihr beide mir beim Mahl Gesellschaft leistet, auch Ramon wird mit dem Prinzen an unserem Tisch sitzen."

"Das ist wunderbar." Armano strahlte richtig, und Alfredo zeigte ein kleines Lächeln. "Wir werden den Dienern sofort Bescheid sagen." Der Ältere verließ den Raum und ging hinab in die Unterkunft, wo die anderen Bediensteten untergebracht waren. "Ich glaube, er mag Ramon." erklärte Armano, und grinste erneut. "Sonst hätte er niemals vor ihm gesungen."

"Ich weiß, mein Hübscher - ich weiß. Und ich bin froh darum, daß er endlich ein wenig offener wird ... ich machte mir schon Sorgen darum, daß er so verschlossen ist." Claudio lächelte zu dem jüngeren Bruder und nickte kurz, ehe er sich umwandte und den Schmuck anlegte, den er vor so langer Zeit von seinem ersten vampirischen Geliebten bekommen hatte. Sicherlich paßte es nicht unbedingt zu seiner Rüstung - doch andererseits war es genau dieser Gegensatz, der ihm so sehr stand.

Armano half dabei, und so war der Schmuck schneller angelegt. Gerade richtig, da es klopfte und Alfredo mit den Dienern eintrat, die er gleich anhielt, sich an die Arbeit zu machen. "Ich habe Herrn Pablo und Herrn Ramon auf dem Flur gesehen, sie begeben sich gerade zum Essen hinab."

"Gut - auch wir werden uns nach unten begeben, Alfredo. Armano, du bleibst noch kurz bei den Dienern, ich werde dafür sorgen, daß dein Essen noch zurückgehalten wird, bis du nachkommst." Dann nickte Claudio noch kurz zu den Dienern, die respektvoll den Befehl bestätigten, ehe er die Türe öffnete und nach unten ging, um sich dort mit Pablo und seinen Leuten zum Essen zu treffen.

Dort wurde er schon erwartet und Pablo stand höflich auf, als Cladio an den Tisch trat. Die Diener des Gasthauses brachten gleich das reichhaltige Essen, und gleich danach kam auch der zweite Bruder herab, da die Diener schnell alles gepackt und zur Kutsche gebracht hatten.

Claudio nickte nur zu Alfredo, da er wußte, daß er sich auf ihn verlassen konnte und lächelte kurz zu dem jungen Prinzen, ehe er ein wenig den Kopf neigte, um seinen Respekt zu erweisen. "Ich grüße euch, mein Prinz - und ich danke euch, daß ihr uns einen so guten Tisch für das Mahl ausgesucht habt. Meine Diener haben mein Gepäck schon in die Kutsche geladen und während wir speisen, werden die drei Karren mit meiner Ware reisefertig gemacht. Wie ich sehe, habt auch ihr eure Rüstung schon angelegt, mein Prinz - ich nehme an, daß auch ihr reiten werdet ?" Ramon grinste innerlich, als er dem Vampir zuhörte ... nichts deutete darauf hin, daß er und Pablo einander mehr als nur innig kannten und die anderen Edelleute, die zum Troß des Prinzen gehörten, bemerkten nur das höfliche Interesse, das Claudio dem Prinzen gegenüber zeigte.

"Ja, so hatte ich es geplant, ich sitze nicht gern in einer Kutsche. Und bitte, setzt euch zu uns." Pablo merkte schnell, daß Claudio auch ohne seine Kräfte ein Meister der Täuschung war und er spielte natürlich mit, damit keiner von ihnen in eine peinliche Situation kam, die ihrem Stand nicht angemessen war.

Zumindest im Moment war es besser, so zu tun, als würden sie sich noch nicht oder nicht so gut kennen - doch was noch nicht war, konnte noch kommen. Vor allem, wenn Claudio Zeit hatte, mit dem König zu reden ... denn er hatte vor, bei ihm ein wenig seiner Überzeugungskraft wirken zu lassen, denn es sprach nichts dagegen, wenn der junge Prinz eine diskrete Affäre beziehungsweise einen diskreten Liebhaber hatte, solange er in den nächsten Jahren seiner Pflicht nachkam und heiratete, um einen Erben zu zeugen. Im Gegenteil - gerade männliche Liebhaber waren lieber gesehen als weibliche, da bei ihnen nicht die Gefahr bestand, daß Bastarde gezeugt wurden. Doch Claudio ging lieber auf das leichte Tischgespräch ein und nickte, ehe er kurz lächelte und dem Prinzen antwortete, während er sich setzte. "So geht es auch mir, mein Prinz ... die Kutschen sind sehr unbequem und außerdem ist es zu Pferde einfacher, sich gegen Wegelagerer oder Räuber zu wehren."

"Oh ja, das stimmt. Ich möchte ungern in einer Kutsche festhängen, wenn Wegelagerer angreifen sollten." Man konnte nicht reagieren, und die anderen Adligen mischten sich nun auch langsam in das Gespräch mit ein und stimmten zu. Viele von ihnen ritten lieber, einzig die Damen saßen meist in Kutschen. Nebenher wurde gegessen und getrunken, und die Zeit verging recht schnell. "Nun, ich denke, wir sollten aufbrechen. Nicht, daß es gleich wieder dunkel wird." Pablo entschied, denn er war der Prinz.

"Natürlich, mein Prinz - ihr habt völlig Recht, es wird Zeit." Claudio stimmte dem jungen Prinzen nur zu gerne zu - denn so konnten sie mehr Zeit zusammen verbringen, da es unauffälliger war als die große Runde hier am Tisch. Die anderen Adeligen hatten es nicht gerade gerne gesehen, daß Claudio seine beiden Leibdiener ebenfalls am Tisch hatte essen lassen - die mißbilligenden Blicke legten sich erst, als diese fertig waren und sich wieder der Aufgabe widmeten, die Reisevorbereitungen zu überwachen. Natürlich hatte der Vampir mit seinen scharfen Sinnen gemerkt, welche der jungen Adeligen hier am Tisch vertrauenswürdig waren, und welche nicht - und erwartungsgemäß befanden sich zwei darunter, welche die Freundlichkeit Pablos mehr als nur eifersüchtig betrachteten und den Italiener als potentielle Gefahr für ihren Einfluß auf den Prinzen sahen. Daß sie dabei mehr als nur Recht hatten, amüsierte Claudio insgeheim ein wenig ... und er würde sich einen Spaß daraus machen, diese beiden in ihre eigenen Fallen laufen zu lassen. Dann stand er jedoch auf und nickte den spanischen Edelmännern freundlich zu, ehe er wieder zu dem Prinzen blickte und nun mit ihm ein Gespräch über Waffen anfing, während sie zu den Ställen gingen.

Pablo ging auch gleich auf das Gespräch ein und stieg auf sein Pferd, welches schon von den Stalljungen auf den Hof geführt worden war. Pablo war ganz froh, daß sie jetzt endlich losritten, er fühlte sich auf dem Rücken eines Pferdes immer sehr wohl und hasste das höfische Gehabe meist sehr.

Auch Claudio stieg schon auf seinen schwarzen Hengst, den er aus Italien mitgebracht hatte und als er saß, strich er noch den langen Halbrock hinten glatt. Er war es schon gewohnt, daß die anderen Ritter ihn deshalb ein wenig seltsam ansahen, da seine Rüstung noch immer im alten Stil gehalten war - doch Claudio dachte sich nichts dabei und behielt es bei, da er diese Art der Rüstung schon seit Jahrhunderten trug. Zum Glück lag die Gaststätte am Rand der Hafenstadt, so daß sie zügig vorankamen und die Stadttore recht bald passierten. Natürlich war es von Vorteil, daß Pablo als Prinz nur sein Siegel zeigen mußte, damit sie ohne Probleme vorankamen ... doch Claudio atmete trotzdem freier durch, als sie die Stadttore passierten und der Wind ungehindert um sie wehen konnte. "Ich bin froh, daß wir jetzt auf dem Weg sind, mein Prinz ... die Gerüche der Stadt können auf die Dauer sehr belastend sein."

"Das kann ich nachfühlen. Die Burg ist sehr sauber, und die Gerüche der Städte sind doch sehr unangenehm." Pablo mochte es auch nicht, gerade, weil seine Sinne besser waren. Einer der Höflinge nickte auch gleich und schloss zu ihnen auf. "Fürwahr, die Sauberkeit in der Burg wird streng eingehalten. Es hält zum Glück die schlimmsten Krankheiten fern."

Bei den Worten des jungen Höflings blickte Claudio auf und verengte kurz die Augen, denn er konnte nur zu gut heraushören, daß die Worte dazu benutzt wurden, um sich bei ihm und dem Prinzen in ein gutes Licht zu rücken. Der Vampir konnte Speichellecker nicht leiden - doch man sah es ihm nicht an, als er nickte und dabei für einen Moment lächelte. "Das ist richtig, junger Lord ... gerade schmutziges Wasser und Dreck, sowie die Insekten, die im Dreck leben, sind Hauptursachen für Seuchen, Krankheiten und Entzündungen. Ein Grundsatz, den schon die mächtige, römische Armee beherzigte - und sie hatten so gut wie keine Ausfälle durch ebendiese Übel. Außerdem ist es viel angenehmer, in einem Schloß zu leben, das sauber ist ... ich für meinen Teil habe schon genug Burgen gesehen, in denen es fast unmöglich war, nicht in Hundedreck und mit anderen Exkrementen besudeltes Stroh zu treten." Alleine schon der Gedanke daran ließ Claudio kurz erschauern, auch wenn man es wegen der Rüstung nicht sehen konnte.

"Widerlich." murmelte der Höfling und Pablo grinste innerlich, da er genau wusste, daß es auf der kleinen Burg des jungen Adeligen ähnlich aussah. Sein Vater nahm es nicht sehr ernst mit der Ordnung und Pablo konnte verstehen, daß Pedro lieber in der großen Burg war.

Claudio nickte kurz und lenkte sein Pferd ein wenig näher zu dem Prinzen, um einer tieferen Wasserlache auf der Straße auszuweichen. "Ja, das ist es - und ich bin froh, daß ein junger Adeliger wir ihr es seid, Wert auf Sauberkeit legt, es setzt sich leider nur langsam durch. Sagt, wie steht ihr zu eurem Prinzen ? Bitte verzeiht mir die Frage, ich bin leider nicht so gut mit den Verbindungen des spanischen Hofes vertraut und weiß leider noch nicht um die geläufigen Ränge und Verbindungen."

"Mein Vater ist im Rat der Lords. Wir haben sehr viel Land und da versteht es sich, daß wir Adligen uns kennen und beraten." Pedro bemühte sich sehr um die Freundschaft des Prinzen, und er würde auch gegen seine Neigung mit ihm ins Bett gehen. Doch bisher hatte Pablo das noch nicht in Betracht gezogen.

Eine Absicht, die Claudio jedoch sehr wohl riechen und fühlen konnte. Seine Augen verengten sich erneut für einen Moment, doch man konnte es für einen Schutz gegen die helle Sonne halten, die kurz durch die wenigen Wolken verdeckt worden war und nun wieder hervorbrach. "Nun - das ist eine Praktik, die es auch bei uns in Italien gibt, ich selbst bin im großen Konzil des Rates in Genua vertreten. Ihr kennt den Prinzen sicherlich schon lange, nicht wahr ?"

"Nun, ich will sagen, länger als andere, jedoch nicht so lang, wie Ramon ihn kennt." Auch wenn Pedro noch immer nicht verstand, warum der Prinz gerade mit ihm so eng befreundet war. Sein Adelsrang war doch sehr gering, und sein Vater hatte deutlich weniger Land als alle Anderen.

Ramon schnaubte leise und nur durch seine guten Sinne konnte Claudio es ebenfalls hören. "Nun, junger Herr - Freundschaft ist etwas, das von selbst kommt und nicht befohlen werden kann. Ich bin mir sicher, daß Prinz Pablo und der junge Herr Ramon sicherlich auch wegen der langen Zeit, die sie sich kennen, gute Freunde sind ... und ich bin mir ebenfalls sicher, daß der Prinz euch nicht umsonst zu dieser Reise mitgenommen hat, nicht wahr ?" Die Stimme Claudios war noch immer freundlich und Ramon schmunzelte innerlich, denn mit seinen wohlgewählten Worten hatte der Italiener Pedro als das hingestellt, das er war: Ein junger Adeliger, der sich für seine eigenen Ziele die Gunst des zukünftigen Königs sichern wollte.

Pedro nickte und lächelte leicht. "Ja, ich denke ebenso, daß ich nicht umsonst mitkam." Er war sehr froh darüber gewesen, und sah sich daher schon im engsten Kreis des Prinzen. Pablo hörte all das und grinste innerlich. Scheinbar spielte Claudio ein wenig mit Pedro.

So war es auch - und er würde sich auch noch die anderen jungen Adeligen vornehmen, die ebenfalls in diesem Troß mitreisten. Denn es war schon ein wenig ungewöhnlich, daß die Eskorte für einen italienischen Adeligen und Händler so groß ausfiel - Claudio hatte nicht einmal damit gerechnet, daß der Prinz persönlich kommen und ihn abholen würde. Und die Reise bot viel Gelegenheiten, diese adeligen Burschen auszuhorchen und zu testen ... schließlich nahm Claudio seine Rolle sehr ernst und begann schon jetzt, potentielle Verbündete und Gegner für seinen zukünftigen Gefährten zu finden.

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