”... so perfect in every way ...” 06
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Als sie nach einer Weile auf dem Dach eines der Hochhäuser landeten und Marcus die weichen Schwingen um Dougal schlang, schnurrte dieser leise auf und schmiegte sich für einen Moment noch näher, ehe er sich langsam löste und mit sichtlichem Bedauern dabei zusah, wie der Werrabe die Schwingen wieder verschwinden ließ. "Zu schade, daß du sie nicht draußen lassen kannst, mein Herz. Aber vielleicht geht es im Winter ? Wenn du sie zusammenlegst, sehen sie fast wie ein Cape aus."
Das brachte Marcus dazu, leise zu lachen, und er schüttelte den Kopf. "Nein, leider. Die Schwingen sind empfindlich, wenn mich wer anrempelt, dann ist das nicht gut und Kinder haben die Angewohnheit, Federn zu rupfen." Es tat ihm sichtlich leid, aber seine Schwingen waren empfindlich und bei einer unbedachten Bewegung bewegte er sie womöglich und verletzte Menschen.
Doch Dougal nickte nur verständnisvoll und küßte seinen Schatz zärtlich, ehe er über den Rand des Hochhauses blickte und verschmitzt lächelte. "Und wie kommen wir nun runter auf die Straße ? Hier oben können wir den Film nicht sehen ..." Natürlich könnten sie hier andere Dinge tun, doch das wäre dem jungen Werkater im Haus des Werraben lieber als hier auf dem harten Beton. Aber die Frage blieb trotzdem – denn das Bürogebäude war inzwischen abgesperrt und die Wachen würden ein wenig dumm gucken, wenn sie plötzlich auftauchen würden.
Die Frage war wirklich berechtigt, aber Marcus hatte eine Antwort darauf. "Feuerleiter." erklärte er knapp und blickte zu der Leiter, die auf der anderen Seite des Gebäudes installiert war. "Und das letzte Stück hüpfen wir." fügte er an und ging schon mal auf die Leiter zu.
Der junge Werkater folgte ihm auf dem Fuße und lachte leise, als er über den Rand zur Leiter kletterte und runterblickte. "Es ist immer wieder herrlich, so hoch oben zu sein – und zu wissen, daß ich nicht falle." Noch während er sprach, kletterte er das kurze Stück bis zu der regulären Leiter herab, ehe er leichtfüßig die Treppen herabhuschte und schließlich ebenso leichtfüßig das letzte Stück hinabsprang, sanft unten landete und mit einem strahlenden Lächeln auf seinen Schwarm wartete.
Der folgte auf dem Fuße und landete direkt und lautlos neben ihm. "So, dann wollen wir mal, Hm ?" Marcus rückte kurz seine Hose zurecht und zog die Kinokarten aus der Hosentasche. "Ich hoffe, du magst Vampirfilme ?"
"Sogar sehr ... es turnt mich an, wenn sie zubeißen und das Blut trinken. Und ich mag es, wenn du an mir knabberst, mein Herz ... ist das normal für Werwesen ?" In dieser Hinsicht war sich Dougal noch immer sehr unsicher, denn in der kurzen Zeit, die sie sich kannten, hatte er noch lange nicht alles erfahren, das er wissen mußte und auch gerne wissen wollte, und so sah er erwartungsvoll zu Marcus auf, als er sich bei ihm unterhakte und die Hintergasse zur Hauptstraße entlangging.
"Kommt auf das Werwesen an, Katzenartige verhalten sich wie Katzen, die Wölfe wie Wölfe und so weiter halt. Ich bin Katze und Rabe, bei mir vereinigt es sich irgendwie. Obwohl ich mehr Rabe als Katze bin, schlägt in meinem Verhalten die Katze gut durch." Marcus erklärte leise und sie traten aus der Nebengasse zur Hauptstraße, wo sie dann gleich auf das Kino zusteuerten.
Dougal nickte nur und schmiegte sich ein wenig näher, während sie langsam zum Kino gingen. Für einen Moment achtete der junge Werkater nicht darauf und ließ seine kühle Maske erwachen – doch dann merkte er es und legte sie wieder ab, seufzte innerlich und lächelte entschuldigend zu seiner Begleitung auf. "Es ist noch immer so ungewohnt für mich, keine Masken tragen zu müssen ... ich habe ein wenig Angst davor, wie es vor dem Kino wird, Marcus. Auch wenn die Masken eine Bürde waren, sie boten mir auch ein wenig Schutz."
Marcus zog den Kleineren etwas enger an sich heran und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Schläfe. "Ich beschütze dich, lass dich fallen, vertrau mir. Keiner wird dir wehtun." Seine Worte klangen ganz sicher und wirklich vertrauensvoll.
Und das war genau das, was der junge Werkater gerade brauchte. Er ließ sich wirklich fallen und entspannte sich in dem Arm des ein klein wenig Größeren und Stärkeren und lächelte liebevoll zu ihm auf, während sie auf das Kino zugingen. Als sie jedoch näher an die Warteschlange kamen, wurde Dougal wieder ein wenig unsicher und strich sich eine Ponysträhne nach hinten, betrachtete die wartenden Menschen und schluckte leicht, als er die ersten Blicke sah.
##Sie erkennen dich nicht, sie bewundern dich nur wegen deinem Begleiter.## neckte Marcus in Gedanken, er tat gespielt eitel und wollte Dougal so ein wenig zum Lächeln bringen. ##Gerade die Frauen beneiden dich und die Männer beneiden mich.## Sie mussten sich nicht in die Warteschlange stellen, Marcus hatte schon Karten und so schlenderten sie eher an den Wartenden vorbei und betraten das Kino. "Magst du noch etwas naschen ?"
"Sehr gerne, Marcus ... wenn es geht, kannst du mir ein Eis und dazu ein kleines Cola holen ? Ich bin kurz weg." Während er sprach, kam Dougal ein wenig näher und lächelte verschmitzt, ehe er seinem Begleiter einen sanften Kuß auf die Lippen hauchte und sich dann wieder löste, um den Weg zu den Toiletten einzuschlagen. Dabei bemerkte er ein weiteres Mal die offensichtlich bewundernden Blicke der Menschen um sich herum – doch es war eine andere Art der Bewunderung als die, welche er als Model bekam. Sie war ehrlich und galt nur ihm selbst, nicht dem Model, das weltberühmt war. Beim Betreten der Toilette zögerte Dougal einen Moment bei den offensichtlich überraschten und dann ebenso offensichtlich begehrlichen Blicken der Männer, die sich erleichterten ... sie blickten ihm nach, bis er in einer der Kabinen verschwand und die Türe hinter sich schloß, der Einfachheit halber auf die Schüssel setzte und sich dort erleichterte, da er so nicht Gefahr lief, sein Gewand zu beschmutzen. Als er aber wieder aus der Kabine trat und zu den Waschbecken ging, bemerkte Dougal mehr als nur verdutzt, daß einige der Männer geblieben waren und einer trat sogar auf ihn zu, während der junge Werkater sich die Hände wusch.
Und das ziemlich schüchtern, es war ein junger Schwuler, der sich von Dougal angezogen fühlte. "Verzeihung." fragte er leise und kratzte sich verlegen am Nacken, er wusste nicht, wie er es ausdrücken sollte und fingerte nervös an einer seiner Visitenkarten herum. Sollte er sie Dougal geben oder nicht, er wusste ja nicht einmal, ob der schöne Mann Interesse an ihm hatte. Doch dann öffnete sich die Tür ein Stück und Marcus linste hindurch. "Kommst du, mein Schöner ? Dein Eis schmilzt sonst."
"Gleich, mein Herz." Dann neigte sich Dougal etwas näher zu dem schüchternen, jungen Mann, der ihn angesprochen hatte und wisperte ihm ein leises "Ich bin leider schon vergeben ... doch der große Blonde dort hinten beobachtet uns und ich konnte sehen, daß er sehr gut gebaut ist. Geh doch zu ihm und frage ihn ? Ich bin sicher, daß er dir eine unvergeßliche Nacht bereiten wird." in das Ohr, löste sich und koste ihm sanft über die Wange, ehe er aus der Toilette trat und zu seinem Begleiter ging. Dougal hatte die leichte Erregung des Blonden gerochen und auch das leise Zähneknirschen gehört, als der schüchterne, junge Mann auf ihn zugetreten war. Er hoffte, daß die Beiden zusammenkommen konnten ... doch dann wurde er von seinen Gedanken abgelenkt, als Marcus ihm das Eis gab und ihm verschmitzt zulächelte.
"Na, verkuppelt ?" wisperte Marcus und ließ Dougal kurz stehen, um nochmal in das Klo zu kucken. Die Zwei waren verschwunden und man hörte, wie sie sich wild in einer der Kabinen küssten. Höflich ließ Marcus sie allein und ging wieder zu seinem hübschen Kater. "Hat geklappt." erklärte er und lächelte verschmitzt. "Und, wie fühlst du dich, nachdem du angeflirtet wurdest ?"
Das ließ Dougal leise schmunzeln und er schnippte Marcus spielerisch gegen die Hand, ehe er ihm antwortete. "Es ist ein herrliches Gefühl ... und es schmeichelt der Katze in mir. Es gefällt mir, zu reizen und die schneller schlagenden Herzen zu hören, zu riechen, wie sie erregt werden. Aber ich gehöre nur dir, mein Herz – das weißt du, oder ?" Nun doch wieder ein wenig unsicher werdend, blickte der junge Werkater zu ihm auf und sein Lächeln wurde hoffnungsvoll, da er nicht wollte, daß Marcus es falsch verstand.
"Ja, das weiß ich ... und ich spiele auch gern, aber das habe ich dir ja auch gesagt." Marcus war nicht treu, was Sex anging, aber sein Herz hatte er schon an den Werkater verloren. Beide gingen in den Kinosaal und setzten sich auf die Plätze, die Marcus wohl gewählt hatte, genau in der Mitte des Kinosaals.
Auch auf dem Weg zu ihren Plätzen wurden sie von den anderen Kinobesuchern gemustert und Dougal genoß die bewundernden Blicke, die ihnen folgten. Als sie saßen, neigte er sich zu seinem Begleiter und küßte ihn sanft, ehe er den Kopf auf dessen Schulter legte. ##Ich weiß, mein Herz – und langsam kann ich verstehen, was dich daran reizt, es reizt auch mich, sie zu locken und heiß zu machen. Doch trotz allem reizen sie mich nicht so sehr wie du.##
##Wie wäre es, wenn wir nach dem Kino noch etwas spielen ?## fragte Marcus leise, noch fing der Film nicht an, es war noch eine halbe Stunde mit Werbung und neuen Filmtrailern, bevor der Film anfing. ##Nicht weit von hier ist ein netter Club, in dem ich gerne mal nasche.##
Zum Glück fing schon die Werbung an und der Saal verdunkelte sich, denn Dougal konnte nicht verhindern, daß sich ein leises Schnurren aus seiner Kehle löste. ##Sehr, sehr gerne, mein Herz – es wird mir eine Freude sein, dich dabei zu beobachten, wie du sie lockst und verführst. Und wenn es dir nichts ausmacht, würde ich es ebenfalls gerne versuchen ? Es ist alles noch so neu für mich, doch ich fühle, wie ich neugierig werde.## Aber dann wurde er von seinen Gedanken abgelenkt, als eine Werbung für eine Parfümmarke kam, die ihn zeigte und die Zuschauer um sie herum seufzten und bewundernde Pfiffe von sich gaben.
Marcus lenkte Dougal davon ab, er neigte sich zu ihm und küsste ihn zärtlich. ##So wie jetzt, bist du viel schöner und ich lasse dich natürlich auch spielen. Ich habe nicht vor, dich einzuengen, Katzen brauchen ihre Freiheit.##
##Aber trotzdem ein Heim und einen geliebten Menschen, zu dem sie zurückkehren können, mein Herz. Ist es so auch mit Raben ? Oder brauchen sie noch mehr Freiheit als eine Katze ?## Die Gedanken des jungen Werkaters waren nur neugierig und zeigten, daß er es Marcus nicht übelnahm, daß er gerne spielte. Die sonst doch sehr charakteristische Eifersucht, die eine Katze zeigen konnte, hatte sich bei Dougal noch nicht entwickelt und würde sich wahrscheinlich auch nur sehr sanft bei ihm zeigen. Währenddessen lief die Werbung weiter und man sah ihn noch in zwei weiteren Spots, die immer die gleichen, bewundernden Reaktionen hervorriefen ... und nach dem dritten Spot drehten sich auch zwei Männer neben ihnen herum und runzelten nachdenklich die Stirn, als sie den Schwarzhaarigen mit den smaragdgrünen Augen musterten, der neben ihnen saß und diesem Model verdammt ähnlich sah.
"Kuck mal, Schatz, die verwechseln dich schon wieder." wisperte Marcus, so daß die zwei Männer es hören konnten und grinste sie frech an. "Der Süße gehört mir, den teile ich nicht." erklärte er etwas lauter und blickte die Männer offen an, bevor er Dougal zu sich zog und ihn küsste.
Ein leises, neckendes ##Schade.## in die Gedanken seines Liebsten wispernd, ließ Dougal sich in den Kuß fallen und stöhnte leise und wohlig darin auf, löste ihn langsam und schnäbelte noch einen Moment, ehe er sich an den Werraben lehnte und zu den Beiden blickte. "Er hat Recht ... ich werde oft verwechselt, doch ich bin nicht er. Oder würde ich sonst hier in diesem Kino sitzen und so lächeln können ? Dieses Model ist berühmt für seine Kühle und dafür, selten irgendwo privat gesehen zu werden ..."
##Wir spielen später, ich will jetzt nur dich genießen.## erwiderte Marcus leise und sah zu gut, daß die jungen Männer Rot wurden. "Stimmt auch wieder ... Sorry." stammelte der eine und schubste den Anderen mit einem "Das war peinlich." an, denn der hatte ihn darauf hingewiesen und in diese Situation gebracht.
Doch Dougal war ihnen nicht böse und seufzte nur glücklich, während er weiterhin an Marcus angekuschelt blieb und nun die Filmtrailer ansah. Allein schon der Gedanke, daß er nun vielleicht öfters ins Kino gehen konnte, ließ ihn wieder leicht lächeln und er leckte weiterhin an seinem Eis, ehe es schmelzen konnte. Auf den Film freute er sich besonders – er mochte den männlichen Hauptdarsteller und auch dessen Widersacher, und er war auch darauf gespannt, wieviel von diesem Film der Wirklichkeit entsprach. ##Sagst du mir bitte, was bei dem Film der Wahrheit entspricht und was nur Fiktion ist ? Also wegen den Vampiren ...##
Marcus schmunzelte und nickte. ##Gern doch, auch wenn vieles eher Fiktion ist. Bald wird ein echter Vampir zu mir kommen, um den Ring abzuholen. Willst du dabei sein ? Er ist eher scheu, aber er wird dich als meinen Gefährten akzeptieren.##
##Das ... darf ich wirklich ? Und du willst mich als deinen Gefährten vorstellen ?## Es war eine Sache, darüber geredet zu haben oder seinem Manager langsam klarzumachen, daß er nun einen Freund hatte – doch daß Marcus ihn einem Vampir gegenüber als seinen Gefährten vorstellen wollte, war viel mehr als das und da er es Dougal in Gedanken gesagt hatte, meinte er es wirklich ernst. Zum Glück gingen gerade in diesem Moment die Lichter des Kinos völlig aus, denn der junge Werkater konnte nicht verhindern, daß sich einige Freudentränen aus seinen Augen lösten.
##Ja, das will ich tun und so lernst du gleich einen richtigen Vampir kennen.## Rouge war scheu, er hatte wenig Vertrauen zu Menschen, aber weder Marcus noch Dougal waren Menschen. ##So siehst du einen der Vampire, die man am seltensten zu Gesicht bekommt.## Er fühlte die Freude Dougals, sie strahlte wie eine Sonne aus ihm heraus und erhellte sein Herz.
Der junge Werkater erwiderte noch ein leises ##Ich freue mich schon darauf.##, ehe er verstummte, da nun der Hauptfilm anfing. Zu seiner Freude war der Film nicht nur optisch gut gemacht, sondern besaß auch einen guten Plot – und die beiden Hauptdarsteller waren so maskulin und charismatisch, daß Dougal mit einem leicht verträumten Lächeln an Marcus gekuschelt lehnte, den Film und dessen Nähe genoß und hin und wieder fast unhörbar schnurrte, wenn man die Körper der Darsteller besser sah. ##Sie sind ein herrliches Paar, nicht wahr ? Die Rollen, die sie spielen, passen wunderbar zusammen ... zu schade, daß es nicht in der Realität so ist. Aber ein Vampirjäger und ein Vampir, das wäre zu unwahrscheinlich, oder ?##
##Das gibt es wirklich, ob du es glaubst oder nicht.## grinste Marcus und küsste Dougal auf die Schläfe. ##Ich erzähle dir später davon, es ist eine lange Geschichte.## fügte er leise an und kraulte sein Katerchen ein wenig in den Haaren.
Und das war mehr als nur fies, denn die Neugierde Dougals spitzte hervor, doch er konnte dem Werraben nicht böse sein, da dieser ihn so liebevoll kraulte und natürlich im Kino nicht die Gelegenheit war, etwas zu erzählen. Deshalb dauerte es auch nicht lange, bis Dougal sich wieder entspannte und ein wenig näherkuschelte, die Augen halb schloß und vor Wohlbehagen manchmal sogar vergaß, auf den Film zu achten.
Dann war der Film aber auch schon vorbei und sie ließen noch den Nachspann durchlaufen. Die meisten Menschen um sie herum waren schon weg und erst, als die Musik endete, küsste Marcus den Werkater und stand auf. "Magst du noch spielen oder soll ich dir im Bett die Geschichte erzählen, die die Vampirwelt veränderte ?"
"Hmmm ... wie wäre es mit Beidem ? Wir können doch in dem Club ein wenig spielen, ehe wir zu dir gehen, essen und uns dann in dein herrliches Bett kuscheln ?" Man sah Dougal an, wie sehr er es genossen hatte, den Film anzusehen – und man sah ihm auch die Vorfreude an, ein wenig seines wahren Ichs auszuleben und einfach nur mit Marcus zusammen den Abend zu genießen, auf die eine oder die andere Art – oder beiden Arten zusammen.
"Okay, dann spielen wir und dann gehen wir zu mir und machen Picknick im Bett, während ich dir die Geschichte erzähle." Sein Vater hatte ihm davon erzählt, obwohl sich ein Teil davon eh schon herumgesprochen hatte. Jetzt aber verließen sie den Kinoraum und das Kino. Marcus umfasste die Hüfte Dougals und führte ihn weiter zu einem Goth-Club, der nicht weit weg lag. Dort war Marcus schon bekannt und er wusste, mit wem man spielen konnte und mit wem nicht.
Dougal wußte es nicht, doch er vertraute dem Werraben, daß dieser ihn leiten würde. Während sie langsam und gemütlich durch die nächtlichen Straßen schlenderten, genoß der Jüngere den Arm um seine Taille und lehnte sich leicht an die Schulter Marcus, hauchte ihm immer wieder einen zärtlichen Kuß auf den Hals oder den starken Kiefer und lächelte, als er nach einer Weile wieder sprach. "Ich bin schon auf die Geschichte gespannt, mein Herz. Aber in dem Club – wie ist es dort ? Kannst du mir ein paar Tips geben, damit ich dort nicht auffalle oder anecke ? Es ist das erste Mal, daß ich spielen gehe ..."
Dougal war wirklich noch unsicher, aber wer konnte es ihm auch verübeln. "Sei wie du bist, ganz natürlich. In dem Club kannst du nicht anecken. Der Besitzer ist auch ein Werwesen und hat da keine Raufbolde unter seinen Gästen, dafür sorgt er schon." Marcus war da ganz relaxt und hoffte, daß es auf Dougal abfärbte. "Und wegen dem Spielen, vertraue auf deine Instinkte."
Daß der Club einem anderen Werwesen gehörte, überraschte den jungen Werkater sehr – und es beruhigte ihn ungemein. "Kannst du mir ein wenig über den Besitzer erzählen ? Ich bin neugierig, das weißt du ja ... und daß es in meiner Nähe noch ein weiteres Werwesen als dich gibt, ist so herrlich aufregend. Welche Rasse ist er denn ? Und wie alt ? Und wie verhalte ich mich ihm gegenüber ? Bitte erzähl doch." Er war neugierig und wollte so viel wie möglich wissen, damit er auch keinen Fehler machte ... denn gerade weil das alles noch so neu war, war er noch immer unsicher. Als Model gab es dieses Gefühl für ihn nicht – doch jetzt hatte er diese Maske abgesetzt und war der junge, frischerwachte Werkater, der hier mit Marcus in einen für ihn fremden Club ging, fremde Leute kennenlernte und dazu noch einen Mann, der ebenfalls ein Werwesen war.
"Er ist eine reine Katze, sein Papa ist ein sehr, seeeeeeeeeehr alter, weißer Kater und seine Mutter ist eine chinesische Katze. Er heißt Lao-tzu und sieht leicht asiatisch aus, er hat viel von seinem Vater. Ich dachte, ich stelle ihn dir vor, weil er wie du eine Katze ist." So konnten sie sich vielleicht ein wenig austauschen. "Vielleicht kann er dir ein paar Tips geben, ich bin ja eher ein größeres Kaliber." Er meinte seine Katzenart und schnurrte weich. "Er hat weiße Haare und hübsche, gelbe Augen, und er ist ein wenig über 200 Jahre alt."
"Das klingt herrlich – und ich mag das größere Kaliber in dir, mein Herz. Deine Pantherhalbform sieht so herrlich aus, wie sie sich anfühlt." Allein schon die Vorstellung ließ Dougal leise aufschnurren und er kuschelte sich einen Moment näher, ehe er sich wieder etwas löste und nachdenklicher wurde. "200 Jahre ... das ist so viel, wenn man es in Menschenjahren berechnet. Doch für ein Werwesen ist es ein junger Erwachsener, oder ? Es ist noch immer schwer für mich, umzudenken, ich muß euch ja wie ein unbedarftes Kind vorkommen. Ich hoffe nur, daß er mich nicht so sieht ... oder daß ihn meine Jugend abstößt."
Marcus küsste Dougal und wisperte ein leises "Das wird er nicht, mach dir keine Sorgen." an dessen Lippen, um ihn damit zu beruhigen. "Lao ist nett, er ist offen und er ist ein junger Erwachsener, aber er respektiert dich ganz sicher."
"Meinst du ? Das wäre schön, ich könnte so vieles von ihm erfahren." Die Zuwendung seines Liebsten beruhigte Dougal sichtbar und er lächelte wieder, während sie durch die Straßen schlenderten. Es war eine herrlich milde Nacht – und ausnahmsweise lag auch kein Smog über der Stadt, so daß man vereinzelt einige Sterne am Nachthimmel sehen konnte, während der Mond sich leicht hinter ein paar vereinzelten Wolken versteckte.
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