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  ”The wings of a whispered breath”  02
 

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Die ganzen letzten Tage hatte Neige sich damit amüsiert, den jungen Magier zu beobachten ... dessen Gewohnheiten und was er so den ganzen Tag tat. Nun sitzt er in einem der Äste der alten Bäume, die in der Nähe des riesigen Gewächshauses wachsen, das neben dem alten Wohnhaus Suis liegt ... der junge Magier ist in dem Gewächshaus damit beschäftigt, sich um die diversen Pflanzen zu kümmern und hier und da einige Triebe, Blätter oder Wurzeln zu holen, die er für seine Forschungen braucht. Unbemerkt fliegt der Schamane als Rabe durch eines der Lüftungsfenster und wandelt sich hinter einer Schlingpflanze wieder in einen Menschen - eine sanft Berührung der hungrigen Tentakel genügt, daß die Pflanze wieder ruhig wird und ihn unbehelligt durchläßt, ebenso wie die anderen Pflanzen, mit deren Seelen Neige kurz redet und sie freundlich um Durchlaß bittet, den sie ihm auch sofort und widerspruchslos gewähren. So kommt er unbemerkt voran, bis er direkt neben Sui steht ... setzt sich auf einen der Steine, die in den Beeten liegen und lächelt leise, während er die Fingerspitzen zärtlich über die weichen Wedel eines Farnes gleiten läßt.

Sui hat Neige nicht kommen hören, nicht mal, daß der sich fast neben ihn setzt, bemerkt Sui und dementsprechend erschreckt er sich, als er sich beim Aufstehen umwendet und den Anderen dasitzen sieht. Vor Schreck lässt er den Korb und die Schere fallen und weicht ein paar Schritte zurück. "Ach verdammt !! Was soll das immer ?!" Laut fragend flucht und sich nun wieder hinkniet, um die Kräuter und Wurzeln einzusammeln, die aus dem Korb gefallen sind. "Muss das denn sein, mich so zu erschrecken ?" Fast fahrig streicht er sich zwischendurch das Haar zurück und man sieht, daß er übermüdet und demnach leicht überreizt ist. Schlaf findet er in letzter Zeit keinen mehr, der Traum lässt ihm einfach keine Ruhe. Früher konnte er wenigstens ab und an durchschlafen, aber in letzter Zeit nicht mehr.

"Hätte ich dich erschrecken wollen, dann wäre das anders gewesen, Sui. Ich war laut genug, daß du mich hören hättest können - und ich sitze schon seit einigen Minuten hier. Du kannst nicht schlafen, nicht wahr ? Ich fühle, wie müde und erschöpft du bist. Wenn du es möchtest, kann ich dir helfen ... wenn du mich läßt." Leise zu ihm wispernd, wandelt das Lächeln Neiges sich in einen Ausdruck ehrlicher Sorge - dann steht er auf und kommt zu ihm, streicht ihm zärtlich doch fast nicht fühlbar über die Wange und seufzt schließlich leise auf.

"Du musst dich nicht bemühen, ich braue mir gleich einen Schlaftrunk." wispert Sui und hält den Korb kurz ein Stück hoch, in denen die Zutaten liegen. Den Schlaftrunk braut er sich nur selten, da er ziemlich stark ist. Auch wenn er träumt, wacht er dann nicht auf und einmal, als er noch jünger war, hatte er zuviel eingenommen und fast zwei Nächte und drei Tage geschlafen. Danach hatte er sich wie gerädert gefühlt, aber inzwischen kennt er die richtige Dosis genau. "Wie lang beobachtest du mich schon ?"

Leise schmunzelnd, nimmt Neige ihm den Korb ab und stellt ihn auf die Seite ... dann haucht er ihm einen sanften Kuß auf die Wange und schmunzelt leise, ehe er ihm antwortet. "Seit deiner Geburt, Sui. Du bist etwas Besonderes ... das haben auch deine Eltern gemerkt. Die Kräuter sind zu stark für dich, sie bringen dir weder Erholung noch Ruhe ... wenn du es möchtest, helfe ich dir, doch so, daß es dir wirklich hilft, denn es sind deine Träume und Erinnerungen, welche dir den Schlaf rauben und gegen die helfen die Kräuter nicht."

"Es...es ist nur ein Traum... Ein Einziger....Ein Einziger, der mich nicht in Ruhe lässt und ich habe noch nie einen Anderen geträumt, seit meine Eltern tot sind." wispert Sui. An seinen zu Fäusten verkrampften Händen sieht man, wie sehr er diesen Traum hasst. "Als wenn er mich in den Wahnsinn treiben will...."

Nur ein Nicken antwortet dem jungen Magier - ohne ein weiteres Wort geleitet Neige ihn aus dem Gewächshaus und in das Haus hinein, hoch in dessen Schlafzimmer und setzt ihn auf das Bett, sich selbst neben ihn und wispert leise, während er ihm wieder über die Wange streicht. "Träume zeigen immer nur das, was in dir ist, Sui ... in dir schlummert eine tiefe Angst, etwas, das herausmöchte, deshalb hast du immer wieder diesen Traum. Laß mich dir helfen ... ich bin Schamane. Ich kenne die Träume und kann zu dir in den Deinen ... kann dir helfen, erkennen, was er bedeutet. Dir Ruhe geben."

"Ich hab ihn schon deuten lassen... Allerdings von einem Weißen Magier und der hat nix rausbekommen....Ein Versuch ist es wert." murmelt Sui unsicher. Aber er scheint es versuchen zu wollen, denn er lässt sich nun nach hinten fallen und legt sich richtig hin. "Ich denk mal, daß ich dir vertrauen kann...."

"Natürlich kannst du das, Sui. Hätte ich dir schaden wollen, wäre ich nicht hier." Bei seinen Worten legt sich der junge Schamane neben den Anderen und betrachtet sich den nur mit einer schwarzen Hose Bekleideten - dann nimmt er vom Nachtkästchen den Kristall und hält ihn in seiner Hand, läßt ihn leicht schweben und wispert zärtlich zu dem Mann, an den er sich jetzt schmiegt. "Weiße Magier verstehen nichts von Träumen ... sie sehen nur Worte und Wissen. Ein Traum wird aus Erinnerungen und Gefühlen geboren und ist nicht durch Worte zu erklären - er ist wie dieser Kristall, so rein und unscheinbar doch voller Macht und Tiefen, die man nur sieht, wenn man durch die Masken in das Innere des Steines blickt." Während er spricht, erwacht wieder das dunkle, doch weiche Leuchten des Kristalls - sacht beginnt er sich zu drehen und mit dem Licht erwacht auch eine sanfte, beruhigende Brise und steicht Sui über die Stirn, kühlt ihn sacht doch so, daß es angenehm ist. Dann spricht Neige wieder und seine Stimme klingt nahe dem Ohr des Menschen ... tief und beruhigend, weich und samten zugleich, ihn langsam in einen tiefen Schlaf bringend. "Laß dich fallen, Sui .. öffne deine Mauern und blicke mit den reinen Augen eines Kindes in dein Inneres. Hab keine Angst ... ich werde bei dir sein, dich begleiten, dich beschützen."

Der Schwarzhaarige driftet auch gleich tief in den Schlaf und sofort, als er eine gewisse Tiefe erlangt hat, kommt der Traum, der ihn so peinigt. Diesmal ist es anders, er ist nicht allein, sondern fühlt die Hand von Neige auf seiner Schulter. Sui selber ist wieder der zehnjährige Junge von Damals und bewegt sich, als würde Keiner da sein. An sich trägt er keine schwarze Kleidung, sondern eine Latzhose und ein buntes T-Shirt. Im Moment ist er allein in seinem großen Zimmer und zieht dann etwas vorne aus der Brusttasche seiner Hose heraus. Ein schwarzer Kristall, der sich in seiner Hand verflüssigt und zu einer kleinen Kugel mit Augen wird, die nun leise, niedliche Laute macht und um ihn herumschwirrt. Lachen ist zu hören...Suis unbeschwertes Kinderlachen, weil das kleine, schwarze Ding lustige Sachen macht, sich in andere Formen bringt und ihn auch kitzelt. Sui springt auf und wirbelt lachend herum, während das kleine Ding um ihn herumwirbelt und immer schneller wird. Daß es auch größer wird bemerkt er kaum und schließlich klatscht es an die Wand und es sieht aus, als wäre dort ein schwarzes Loch. Das Lachen verstummt, als etwas daraus erscheint, ein großer Mann, verdeckt von einem schwarzen Umhang und Mantel und ein grausames, kaltes Lachen erklingt. Sui weicht zurück und als Nächstes fliegt die Tür seines Zimmers auf und seine Eltern platzen herein. Seine Mutter birgt ihn hinter sich, schreit dann aber auf, wie sein Vater auch... Er selber schreit auch und errichtet instinktiv ein Schild um sich, ein sehr starkes, das die verheerende Magie des Dunklen abwehrt, während seine Eltern es nicht schaffen und das Lachen immer lauter und lauter wird und dann abbricht, als seine Eltern zu Boden gehen und regungslos liegenbleiben. Der Schutzkreis um Sui wird größer und so drängt er den Dunklen zurück, bis dieser durch das schwarze Loch flieht und noch einen letzten Spruch murmelt. Als Nächstes bricht Sui zwischen seinen Eltern zusammen und das Loch an der Wand wird kleiner und zu dem Ball, der jetzt auf Sui zuschießt und mit ihm verschmilzt. Erst danach findet der Junge sein Bewusstein wieder und sieht entsetzt in die Gesichter seiner Eltern. Weit aufgerissene Augen, die Münder offen, als würden sie schreien und doch sind sie tot, nicht mehr in der Lage zu schreien, wie Sui es jetzt tut, der schreit, als würde es ihm die Seele aus dem Leib reißen.

Fast sofort schließen sich schlanke, doch starke Arme um den Jungen und ziehen ihn an die Brust des Schamanen ... während die schwarzen Schneeflocken, die auf seine Haut tätowiert sind, leicht zu leuchten beginnen, erwachen schwarzlilane Schneeflocken in der Luft um sie herum und hüllen sie ein, verdecken die Leichen der toten Eltern und auch das Haus und schaffen einen Kokon aus Ruhe und Licht, in der die sanfte, durch ein weiches Schnurren noch beruhigendere Stimme Neiges erklingt. "Hab keine Angst, Sui ... du brauchst dich nicht mehr fürchten, ich werde dir helfen. Hab keine Angst ...." Als seine Stimme erstirbt, erklingt nurmehr das weiche, besänftigende Schnurren des Schamanen und seine Hände streichen sanft über das Haar des Jungen ... dann beginnt Neige, zu murmeln und öffnet seine Seele, horcht auf die Stimme des Lebens und der Magie um sie herum und verengt seine kaltgrauen Katzenaugen zu schmalen Schlitzen, als inmitten der dichten Haare Suis ein Einzelnes lila aufzuleuchten beginnt und sich windet. Neige nimmt es zwischen seine Finger und faucht leise auf - verstummt erst wieder, als das Haar sich löst und in der Hand des jungen Schamanen windet. "Wach auf, Sui ... wach auf, ich werde dir helfen." Sowohl in dem Traum wie auch in der Realität wispert Neige zu dem ein wenig Größeren und öffnet seine Augen - haucht einen sanften Kuß auf die Wange des jungen Magiers und nickt, als dieser ebenso erwacht. Erst, als die Augen des Anderen sich auf ihn fokussieren, hebt Neige seine Hand - zeigt ihm das Haar, das er zwischen den Fingern hält und faucht leise, als dieses versucht, sich dem Griff zu entwinden.

Sui starrt nur auf das, was vor sich ist, das windende Haar und Tränen rinnen aus seinen fast matten Augen. "Ich bin schuld....." bringt er nur mit gebrochener Stimme hervor. Das Haar windet sich weiter nach Kräften, will unbedingt wieder in das von Sui zurück. Dorthin, wo es seit neun Jahren versteckt war. "Ich bin schuld.... Ich.....ich bin schuld..." Sui wiederholt die Worte jetzt immer wieder und man sieht, daß er innerlich daran zu zerbrechen droht.

Fast sofort umschließt Neige das Haar mit einem schimmernden, schwarzlilanen Kristall, den er aus der reinen Luft formt - legt ihn an die Seite, nimmt Sui in den Arm und streicht ihm sanft über das Gesicht und die Haare, als er ihm leise schnurrend zuwispert. "Nein, Sui. Du bist nicht schuld - dieser Magier hat dich benutzt, die Unschuld eines Kindes. Es war seine einzige Möglichkeit, die Schutzwälle zu durchbrechen - und er hat dich all die Jahre beeinflußt und leiden lassen, dafür, daß er dich nicht töten konnte. Dieses Haar hat ihm mitgeteilt, wie stark du inzwischen geworden bist - stärker als die Mitglieder der Gilde und eine weit größere Gefahr, als du es Damals schon für ihn gewesen bist. Er ist es, der dir dies einredet, Sui - du hast keine Schuld. Du hast keine Schuld ...."

"Aber ich hab's Heim gebracht... Ich wusste, daß es was Magisches sein musste und hab es heimlich Heim gebracht... Vater und Mutter hatten es mir immer verboten....Es war so niedlich und.... Ich wollte nicht, daß sie es mir wegnehmen." wispert Sui erneut nur, seine Tränen versiegen noch immer nicht. Er hatte nie geweint nach dem Tod seiner Eltern, niemals, er konnte es einfach nicht.

Leise seufzed, haucht der junge Werpanther ihm einen zärtlichen Kuß auf die Stirn und lehnt seine Eigene gegen dessen .... schweigt einige Herzschläge und schüttelt leicht den Kopf, ehe er ihm leise antwortet. "Du warst ein Kind, Sui ... ein Kind, dessen innigste Wünsche benutzt wurden. Dieser Magier ist es, der Schuld ist, denn er hat dich benutzt - Damals und auch die ganzen Jahre. Weine, Sui ... laß deine Tränen die Liebe weitertragen, die du für deine Eltern empfindest, zeig sie ihnen. Die Seelen sehen die Gefühle, die in den Tränen sind - sie sind es, die den Seelen ihre Ruhe geben und Frieden schenken."

Nichts ist es, was Sui noch sagen kann, allein seine Tränen fließen weiter und sprechen für sein Leid, das er ertragen musste. Endlich kann er wieder weinen, um Trauer und Leid auszudrücken, das er sonst nur mit Bissigkeit und Arroganz getan hatte. Erst nach einiger Zeit versiegen seine Tränen langsam und er schluchzt hin und wieder leise bis er sich völlig zu beruhigen scheint. Ruhig liegt er da und klammert sich an Neige. "Danke...." Dieses kleine Wispern bringt er im Moment nur über seine Lippen, denn noch immer verarbeitet er innerlich alles.

"Bitte, Sui. Dafür bin ich da ... um dir zu helfen." Leise antwortend, lächelt der junge Schamane sacht ... haucht ihm einen sanften Kuß auf die Lippen und nickt, ihn noch immer an sich haltend.

"Ich hätte es merken müssen.... Merken, daß etwas nicht stimmt..." wispert Sui weiterhin leise und schweigt dann einen Moment. "Das Haar... Kann ich es behalten ?...ich will es untersuchen, den finden, der mir das angetan hat und mich dann rächen."

"Schhhh.... natürlich kannst du es behalten. Ich habe es eingeschlossen, nur ich kann es wieder aus dem Kristall entlassen. Und Keiner hat von dir erwartet, als Kind eine Falle zu bemerken, die nicht einmal ein Erwachsener erkannt hätte." Leise seufzend, betrachtet Neige sich den Anderen und überlegt eine Weile - dann senkt er den Blick und schließt die Augen, ehe er leise weiterspricht. "Wenn du es willst, helfe ich dir ... auch ich will ihn schnappen - und ich verwehre dir deine Rache nicht, Sui."

"Das weiß ich zu schätzen.... Ich danke dir." wispert Sui und schließt seine müden, verweinten Augen. Endlich schlafen in Ruhe, das will sein Körper und Geist jetzt, er verlangt es regelrecht nach all den Jahren und Sui lässt sich vollkommen fallen. Der Kristall, der wieder zur Ruhe gekommen war, erhebt sich nun wieder von dem Nachttisch und beginnt sacht zu leuchten, um den Schlaf des Schwarzhaarigen zu überwachen.

Ein leises Lächeln umspielt die feinen Züge des Schamanen und er streicht behutsam eine der langen Ponysträhnen aus der Stirn des Anderen ... dann haucht er ihm einen nur erahnbaren Kuß auf die Wange und steht auf, noch immer zärtlich dabei lächelnd. "Siehst du, Sui ? Du kannst es. Die Magie und die Elemente gehorchen der Bitte deines Herzens. 439 Jahre lebe ich nun schon in dieser Welt und ich habe viel gesehen, mehr als du ahnst ... du kannst mir glauben, Sui, meine Worte bergen immer einen wahren Kern." Ein weiteres Mal wandelt Neige sich in den schwarzen, filigranen Schnee, der ihm seinen Namen gab - einzig eine weitere, schwarzkristallene Flocke bleibt, ebenso wie ein Echo der vorigen Worte ... wie die Schwingen eines gewisperten Atems.

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Als Sui erwacht, zischt er leise auf, weil ihm das Sonnelicht, das durch das offene Fenster fällt, genau ins Gesicht strahlt und ihn blendet. Brummelnd rollt er sich ein, schreckt dann aber auf und sitzt fast senkrecht im Bett. War das letzte Nacht nur ein Traum gewesen ?... Nein war es nicht, die Schneeflocke auf seinem Nachttisch und auch der Kristall mit dem Haar darin sagen ihm, daß es Keiner war. Fühlen tut er sich erholt wie nie und soweit er sich erinnern kann, hat er auch nicht den üblichen Traum geträumt. Mit einem Lächeln nimmt er die kristallene Schneeflocke auf und steht dann auf, um sie auf seinen Schreibtisch zu legen, neben die anderen Zwei, die er schon hat. Nachdem er jede der Drei sacht berührt hat, verhärtet sich sein Blick und er wendet sich zu dem anderen Kristall herum, der, in dem sich das Haar befindet. Kühl bleibend, nimmt er diesen auf und betrachtet es sich genauer. Kaum, daß er den Kristall in seine Hand nimmt, erwacht das Haar darin wieder zum Leben. Sui faucht leise auf und nimmt den Kristall mit in sein Arbeitzimmer. Bevor er sich aber an die Arbeit macht, badet und isst er noch etwas, damit er gestärkt und frisch ans Werk gehen kann. Zuerst musste er herausfinden, welche Magie für solch ein Meisterwerk des Bösen nötig ist. Ein Meisterwerk ist es, das muss er zugeben.

Den scharfen Augen seiner Rabenform entgeht weder das Aufwachen des jungen Magiers noch dessen Zorn, als er den Kristall mit dem Haar aufnimmt - nur ein leises Krächzen begleitet Neiges Abschied, als er auffliegt und Sui allein läßt ... den eigenen Aufgaben nachgehend, bis er wieder den Wunsch verspürt, den jungen Magier zu besuchen.

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Gut zwei Wochen hat sich Sui nur mit dem Haar beschäftigt, Bücher gewälzt und er hatte sich sogar herabgelassen, ins Gildenhaus zu gehen, um dort ein Buch aus der Bibliothek zu holen. Als er gerade gehen wollte, bereut er es, denn die Obersten Mitglieder haben sich ihm in den Weg gestellt und fast angefleht, zu bleiben. Gut, es hatte vielleicht nicht so ausgesehen, aber die Worte, die sie bedacht gewählt hatten, zeugten trotz Allem davon, daß sie ihn unbedingt in der Gilde haben wollten. Sui hat sich dann irgendwie da rausgewunden und blickt nun mit einem triumphierenden Grinsen auf das, was vor ihm liegt und sich bewegt. Eines seiner eigenen Haare hat er so verzaubern können wie das, was in dem Kristall eingesperrt ist. Gut, zwanzig Versuche hatte er gebraucht, aber jetzt hat er es geschafft. Das Haar ist unter seiner Kontrolle. Durch seine Gedanken formt es sich jetzt in das kleine, kugelrunde Wesen, nur daß dieses hier matter glänzt, eben wie sein Haar eben. Es in einen Kristall zu wandeln gelingt ihm auch, allein schon damit, daß er es sich wünscht. Sogleich versucht er grinsend noch die ein oder andere weitere Form und lächelt dann, als er es in einen kleinen Raben verwandelt. "Der erste Schritt is gemacht, ich weiß, wie es geht und reagiert." Spricht er zu sich selber und hält einen Finger hin, wo der winzige Rabe nun draufhüpft und wie ein Echter sitzenbleibt.

Ein leises, doch weiches Lachen erklingt hinter ihm vom Fenster und einen Herzschlag später streichen sanfte Fingerspitzen über die kräftigen Schultern des jungen Magiers nach vorne und weiche Lippen hauchen einen leichten Kuß auf dessen Wange ... dann schmiegt Neige sich von hinten an ihn heran und lächelt, ehe er seine Handfläche ausstreckt und der kleine Rabe sofort darauf landet und zu dem Haar wird, das sich schon fast in die Handfläche des Schamanen zu kuscheln scheint. Dann wandelt es sich wieder in den kleinen Raben und dieser reibt leise krächzend seinen Kopf am Daumen Neiges - fliegt schließlich wieder auf und landet auf dem Finger Suis, auf dem er auch schon zuvor gesessen ist und flattert kurz mit den winzigen Schwingen, ehe er den Kopf unter eine steckt und zu ruhen beginnt. "Du machst Fortschritte, junger Magier ..."

"Dank deiner Hilfe, Neige... Ich kann wieder ruhig schlafen. Zwar war ich vorher schon ehrgeizig und lernte, was ich lernen kann, aber jetzt ist es noch anders. ...Das, was du mir gesagt hast... Ich versteh es jetzt und so erleichtert es mir vieles... Wie das hier." Sui hebt leicht die Hand, wo der kleine Rabe drauf sitzt, jedoch so, daß der nicht aus dem Gleichgewicht gebracht wird. Einen Moment weiß Sui aber nicht, was er nun machen soll, jetzt, wo sich das kleine Wesen so wohl fühlt. Schließlich stört er es doch und lässt es sich wieder in ein Haar wandeln, das seinen Arm hochkraucht und dann in seinem Haar verschwindet. "Ich werds behalten, ich denke, es ist ganz nützlich." Erklärt er das nun und dreht sich jetzt herum. "Ich wollte wissen, wie es geht, bevor ich mich weiter damit beschäftige." Dem Haar im Kristall wirft er einen giftigen Blick zu und seine Augen glimmen leicht dabei auf.

Fast im selben Moment legt sich die schlanke Hand des Schamanen an die Wange Suis und dreht dessen Kopf zu sich herum - Ernst ersetzt das Lächeln, das zuvor noch darin lag und er seufzt leise, ehe er wieder zu ihm spricht. "Bitte hör mir nun genau zu, Sui ... du weißt, wie der Zauber geht, du selbst hast eines deiner Haare verwandelt und zu einem willigen Diener deiner Gedanken gemacht. Aber trotz aller Magie ist es nur ein Haar, das dir und deinen Wünschen gehorcht. Das Haar in diesem Kristall ist nicht anders - es ist nur ein willenloser Diener seines Meisters. Hasse niemals den Diener, der nur tut, was ihm aufgetragen wurde - verachte den Schöpfer dieses Wesens, doch niemals das Wesen selbst."

Sui braucht einen Moment um zu verstehen, dann nickt er leicht und sieht Neige in die Augen. "Es tut mir leid... Du hast natürlich Recht. ...Es fällt mir nur schwer..." wispert Sui und wendet seinem Blick zu dem Kristall, um ihn in die Hand zu nehmen. Wieder erwacht das Haar darin zum Leben und windet sich. "Es reagiert nur auf meine Nähe... Ich will versuchen, ob es mich zu seinem Herren führt..."

"Das kann es nicht, mein junger Magier ..." Leise wispernd, erwacht wieder ein sanftes Lächeln auf den Lippen des jungen Werpanthers - dann kommt er wieder näher und setzt sich in den Schoß des ein wenig Größeren, schmiegt sich an ihn und schnurrt leise, ehe er seine Hand öffnet und der Kristall aufschwebt und über der Handfläche Neiges schweben bleibt, während das Haar wieder ruhig wird. "Aber wenn du es willst, bitte ich die Elemente, mir das Muster der Schwarzen Magie zu geben, das der Magier benutzt, der es geschaffen hat. Ich weiß jedoch nicht, ob sie es tun ...."

"N...Nicht ?...Aber warum sagst du mir das erst jetzt ?!" Sui klingt ein wenig verzweifelt, schimpft sich dann aber selber einen Dummkopf. "Ich hätte es selber wissen müssen..." leise anfügt und nun seine Arme ein wenig um Neige legt. "Wenn du es versuchen magst...Ich würde gern, daß du es versuchst und wenn du Hilfe dabei brauchst, dann helfe ich dir."

Die Augen halb schließend, genießt der junge Werpanther die ihn umfangenden Arme und kuschelt sich noch ein wenig näher ... schließt die Augen nun völlig und wispert ein fast unhörbares "Dabei kannst du mir nicht helfen ...", ehe er ruhig wird und nurmehr sein Atem zu hören ist. Langsam öffnet er seine Seele und weiß, auch ohne daß er es sieht, daß das Licht um sie herum schwindet ... eine warme, angenehme Dunkelheit entsteht, die sie wie eine Decke umfängt, warm und pulsierend durch die Macht, die in ihr ist. Die reine, unverfälschte Magie der Elemente umfängt sie und berührt den jungen Schamanen, gleitet durch ihn hindurch und läßt ihn lächeln ... in seiner Trance beginnt er, lautlos mit den Elementen zu kommunizieren, zu fragen und zuzuhören. Erst nach einer schier endlosen Zeit erhebt sich eine leichte Brise um sie und streicht sanft über ihre Körper ... dann erwacht wieder das Licht und Neige schlägt die Augen auf, sinkt erschöpft an die Brust Suis und legt den Kristall wieder auf den Tisch. "Es war nicht leicht, junger Magier ... die Zeit, die dazwischenliegt, hatte das Muster verblassen lassen und da es in ein lebendes Wesen gesperrt wurde, ist das Muster der Magie besonders schwach gewesen. Doch ich habe es ... ich habe das Muster des Magiers, der dies geschaffen hat."

Den etwas Kleineren bei sich haltend, gibt Sui ihm den Halt, den er jetzt braucht. Er selber ist jedoch fast geschockt über all das... das Gefühl der reinen Macht, die fast selbstverständlich zu Neige gekommen ist. Diese Macht, nach der jeder Magier, egal ob Weiß oder Schwarz, strebt. Er selber tut es auch, aber für sich strebt er sie an, oder ?...Oder strebte er sie nur an, weil er dazu verleitet worden ist durch diesen Anderen ? Unschlüssig darüber start er jetzt vor sich hin und fängt sich nur schwer wieder. "Gibst du sie mir auch.... wenn Zwei sie haben, ist es leichter ?"

"Natürlich ... ich habe sie doch für dich gesucht." Leise zu ihm wispernd, hebt der junge Schamane erneut seine Hand, die Fläche nach oben gerichtet - fast sofort erwacht ein schwaches, doch erkennbares, schwarzes Energiemuster, das leicht zu glitzern scheint und schließlich wieder vergeht, als Neige seine Finger um Suis legt und ihm so das Muster gibt. "Ich fühle Zweifel in dir, junger Magier ... Zweifel daran, weshalb du nach der Macht suchst, die so leicht zu mir zu kommen scheint. Betrachte dich, Sui - schon jetzt besitzt du mehr Macht, als viele der Schwarzen oder Weißen ... doch du gehörst weder der einen noch der anderen Seite an. Du verwendest nur einen geringen Teil deiner Magie, um deinen Lebensunterhalt zu sichern, doch du bist kein Herrscher, der sich Andere untertan gemacht hat, auch wenn du es könntest. Du suchst Wissen - und du suchst die Jagd danach, suchst die Freude, mehr zu erfahren. Bisher war dein Pfad rein und deshalb hat er sich dir geöffnet - verfolge ihn weiterhin, dann wird die Magie auch zu dir kommen."

"Ich fürchte, daß ich das nur getan habe, weil ich stärker werden sollte für den Anderen womöglich, daß er mich dazu angespornt hat... ...Und weißt du was ?... Ich werde nie von dem Pfad abkommen...Ich hab es meinen Eltern als Kind versprochen daß ich NIE ins Dunkel rutschen werde...Und das werde ich auch nicht, ich halte mein Versprechen." Jetzt kann Neige warme Lippen spüren, die über die Seinen gleiten und sanft schnäbeln.

Nur ein leises "Ich weiß ...." wispernd, läßt der junge Werpanther offen, was dies ist und versinkt in dem Kuß des Anderen ... scheint fast zu schmelzen, als er sich an ihn schmiegt und noch weicher schnurrt, so daß es fast nur noch zu fühlen ist. Sanfte Fingerspitzen streicheln immer wieder zärtlich über die Wange und den Oberkörper Suis, bis sie in dem langen, schweren Haar verweilen - Neige noch ein wenig näherkommt und den Kuß vertieft, die Nähe und Zärtlichkeit fühlbar auskostend.

Nur langsam und nach einer Weile löst Sui den Kuss und leckt sacht über die weichen Lippen Neiges. "Möchtest du mit in mein Bett kommen ?...Du scheinst müde zu sein....." wispert er sanft, küsst den etwas Kleineren erneut.

Unmerklich nickend, schließt der schlanke Werpanther seine Augen und kuschelt sich an den Anderen heran ... seufzt nach einer Weile und nickt ein weiteres Mal, als er ihm leise antwortet. "Bitte, Sui ... die Suche nach einem Muster ist anders, es erfordert sehr viel Kraft von mir. Das, was du gefühlt hast, war nur ein geringer Teil der Macht, die ich fokussieren mußte, ich war der Anker und Halt für sie."

"Ich verstehe...." wispert Sui und ihre beiden Körper verschwimmen, um im Schlafzimmer wieder aufzutauchen. Sui steht auch gleich auf vom Bett und zieht Neige vorsichtig die wenige Kleidung aus, die er trägt und legt dessen Messer auf den Nachttisch. Danach zieht er sich selber aus und legt sich zu dem etwas Kleineren, um dann noch die weiche Wolldecke über sie Beide zu ziehen. "Weißt du, daß du der Erste bist, den ich in mein Bett lasse ?" leise fragt und ihm noch einen Kuss auf die Lippen und dann auf die Stirn haucht.

Der junge Schamane schmunzelt leise auf die Worte des Anderen ... dann kuschelt er sich eng an ihn heran und schließt die Augen, ehe er ihm leise antwortet. "Ich weiß .... ich kann mich noch gut daran erinnern, du hast dich in mein Fell gekuschelt und gelächelt, als du eingeschlafen bist." Dann verstummt Neige wieder und sein Schnurren wird leise ... fast sofort entspannt er sich und fällt in einen tiefen Erschöpfungsschlaf, voller Vertrauen zu dem Anderen.

Etwas verblüfft betrachtet sich Sui den Kleineren und versucht sich angestrengt daran zu erinnern, wann er an weiches Fell gekuschelt eingeschlafen war. Das musste gewesen sein, als er noch ein Kind war, er erinnerte sich jetzt nicht daran, also kann es nur so gewesen sein. ‚Egal.' Denkt er sich und kuschelt sich vorsichtig etwas enger an Neige. Er selber schläft erst eine Weile später ein, bemerkt nicht, daß der Kristall nun wieder über ihnen Beiden schwebt und den Raum in das sanfte Licht taucht.

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