”The wings of a whispered breath” 05
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Erst einen Tag später als geplant, hatten sich Sui und Neige auf den Weg nach New York gemacht. Sie waren Vorgestern und auch Gestern nicht aus dem Schlafzimmer gekommen und hatten sich erst Heute aufgerafft. Sui fühlte sich ein wenig gerädert und er ahnte, dass seine Kondition noch weiter beansprucht werden würde. Im Moment saßen sie in seinem Wagen und fuhren durch die Innenstadt. Während des Fahrens gähnte er herzhaft und seufzte kurz. "Ich hoffe, sie benehmen sich."
Nun doch ziemlich überrascht, blickte Neige einen Moment lang fassungslos auf den jungen Magier – dann lachte er leise und schüttelte den Kopf, ehe er sich etwas bequemer hinsetzte und ihm auf die Frage antwortete. "Wieder einmal merkt man gut, daß du zwar die Magie, doch nicht die Magier kennst ... sie werden sich nicht benehmen, keiner der Beiden. Xavier ist ein Schwarzmagier – er wird bei den Verhandlungen ruhig bleiben, doch herausschinden, was er kann. Und Archaion wird es genießen und kaum die Finger von ihm, mir oder dir lassen können. Und sobald der Handel beschlossen ist, wird nichts anderes mehr für die Beiden zählen, als sich das zu holen, das sie sich erstritten haben – auch wenn du sicher sein kannst, daß der Handel nachher auch eingehalten wird, dafür wird Archaion schon sorgen."
Sui knurrte kurz, dann gähnte er wieder und seufzte schließlich. "Und dann schlafe ich ne Woche durch." Er folgte dem Weg, den Neige ihm zeigte und hielt schließlich vor einem älteren Hochhaus, das noch einen sehr schönen, alten und verzierten Baustil hatte. "Wenigstens haben sie Geschmack, ist besser als diese hochmodernen Häuser." Er wirkte etwas unruhig, er fühlte die beiden Magier. "Sie sind da."
"Natürlich sind sie da, mein Hübscher – schließlich habe ich uns auch angemeldet." Leise schmunzelnd, stieg Neige aus und ging mit dem jungen Magier in das Hochhaus, grüßte den Portier und ging weiter zu den Aufzügen, die schon für Besucher und Bewohner offenstanden. Als die Fahrstuhltüren sich hinter ihnen schlossen, berührte Neige mit seiner rechten Hand eines der Paneele der Täfelung und nickte, als es für einen Moment blauweiß aufleuchtete – dann setzte sich der Aufzug in Bewegung und der Schamane sorgte durch seine Urmagie dafür, daß Sui erfrischt und gekräftigt wurde, während sie nach oben in das schon fast wie eine Villa oder ein kleines Schloß anmutende Penthouse hochfuhren.
Sui fühlte sich wirklich gleich besser und da Neige ihm dies gegeben hatte, ahnte er, daß er es auch brauchen konnte. Als sich die Fahrstuhltüren öffneten, konnten sie gleich in das Penthouse eintreten und wie erwartet, war es viel größer, als man meinen konnte. "Ist das Wahnsinn !" staunte Sui und zuckte, als er ein dunkles Lachen hörte. "Kommt rein, Kinder." Die Stimme Xaviers war zu hören und Sui schluckte trocken.
Neige hingegen tskte ein wenig und schüttelte kurz den Kopf – dann schmunzelte er und ging in das große, lichtdurchflutete Wohnzimmer, das ebenso edel wie geschmackvoll eingerichtet war. Und wie er es erwartete, saß Xavier in einem schwarzgrauen Anzug vor dem großen Kamin, während Archaion mit seinem weißen Rock, dem aus durchsichtigem, weißen Netzstoff gearbeitetem Oberteil und dem vielen Schmuck schon fast exotisch wirkte. "Bei Sui magst du Recht haben, Xavier ... doch nicht bei mir, ich bin älter als du. Aber wie immer ziehst du es vor, mir zu schmeicheln und damit verhandlungsbereiter zu machen, Hm ?" Archaion lachte nur leise, denn er sah gut in den silbernen, vor Schalk blitzenden Augen des Schamanen, daß er die Schmeicheleien doch durchaus genoß.
Sui kam etwas zurückhaltend in das Wohnzimmer und blieb noch stehen. Xavier hatte er sich nie so vorgestellt und Archaion war wie ein seltener Paradiesvogel. Irgendwie waren die Zwei so verschieden wie Tag und Nacht. "Ach nicht doch, Neige, ich finde du siehst einfach noch nicht so alt aus." grinste der Schwarzmagier, bevor er Sui musterte. "Und du bist Sui ? Schön, daß wir uns kennenlernen ... setzt euch doch." Er wies auf die Sessel und lachte leise, als Archaion sich - nachdem er ihnen allen einen süßen Rotwein eingeschenkt hatte - quer auf seinem Schoß setzte. Sui setzte sich und wirkte noch immer ein wenig schüchtern. "Danke, daß ihr uns empfangen habt."
Leise lachend, kam Neige mit einem "Schmeichler ..." zu Xavier und neigte sich zu ihm, um ihn verlangend zu küssen und sich danach leise schnurrend über die Lippen zu lecken. Dann neigte er sich zu dem Weißmagier und küßte auch ihn, wenngleich auch sichtlich sanfter. "Ihr Beide schmeckt noch immer so süß, wie ich es in Erinnerung habe ... und seit auch noch immer so außergewönlich. Ich danke euch, daß ihr meiner Bitte so schnell entsprochen habt, es ist eine sehr persönliche, doch wichtige Angelegenheit." Während er sprach, ging Neige zu dem freien Sessel und setzte sich, nahm eines der Weingläser und schwenkte die dunkelrote Flüssigkeit sacht in dem alten Kristallglas, ehe er einen Schluck nahm und genießend bei dem herrlich satten Bouquet aufseufzte.
"Da ich eh ein Auge auf den Jungen geworfen habe, bin ich dem Wunsch nach einem Treffen doch gerne nachgekommen." Xavier war in der Hinsicht grundehrlich und grinste, als Suis Augen sich ein wenig weiteten. "Also, was ist los ?" fragte Xavier und blickte weiterhin zu Sui. "Ich brauche Hilfe bei der Suche nach einem Schwarzmagier ... das hier gehört ihm." Sui holte den Kristall aus seiner Hosentasche, in dem das zuckende Haar eingesperrt war. Xavier hob eine Hand und ließ es zu sich schweben. Kaum, daß er den Kristall in seiner Hand hatte, zuckte das Haar heftiger und gab sogar einen leisen, panisch quietschenden Laut von sich. "Sssscht ... keine Angst." wisperte der Schwarzmagier und das Haar beruhigte sich.
Sichtlich fasziniert, blickte Archaion auf das kleine Haar und berührte den Kristall sacht mit den Fingerspitzen. Als der kleine, magische Diener daraufhin völlig ruhig wurde, nickte der weiße Magier und mit einer kurzen Bewegung seiner Finger erschien über dem Kristall eine kleine Kugel aus Licht, die sich verdichtete und zu einer schimmernden, weißen Perle wurde, die in der Hand des Weißblonden zur Ruhe kam. "Es ist dir sehr wichtig, Sui ... es betrifft dich persönlich, etwas, das vor sehr langer Zeit passierte. Erzähle uns doch mehr, ja ?" Archaions Worte waren zwar leise, doch hörbar ernst und mitfühlend ... noch kannte er die Erinnerungen in der Perle nicht, er respektierte, daß sie Sui gehörten, solange er es ihnen nicht erlaubte.
Sui war auch froh darüber und seufzte leise. "Der Magier, dem dieses Haar gehört, hat meine Eltern getötet ... und dieser Diener und ich waren sein Werkzeug. Er schuf es, damit ich es heimbringe und er dadurch einen Gang in unser Haus fand. Ich war noch ein Kind und seit dieser Zeit ist dieses Haar bei mir, es ließ mich nicht schlafen und raubte meine Kräfte." Er sprach ungern darüber und die Wut kochte wieder in ihm hoch. "Ich muss ihn finden, ich will wissen, warum." Xavier war doch ein wenig überrascht und nickte schließlich. "Also willst du, daß ich ihn für dich finde ?" Sui nickte auf die Frage und atmete kurz durch.
Die Worte des jungen Magiers ließen Archaion ein wenig nachdenklich werden ... er erinnerte sich an das Ereignis, es hatte tiefe Schatten auf ihre Zunft geworfen, da dieser Magier ein Verbot gebrochen hatte. Magier, die sich neutral verhielten wie die Eltern Suis, gerade, wenn sie junge Eltern waren, durften nicht verletzt oder gar getötet werden ... und dieser ihnen bisher noch unbekannte Schwarzmagier hatte dieses Gesetz gebrochen, ein Vergehen, daß nicht zu entschuldigen war. Neige nickte kurz auf die Frage Xaviers, dann strich er sich eine der langen Haarsträhnen nach hinten und antwortete. "Ich habe zwar das Magiemuster des Magiers herausfinden können, doch es ist zu schwer für mich, diesen Magier zu finden. Doch für dich müßte es ein Leichtes sein, Xavier ... oder habe ich mich in der Kraft deiner Magie getäuscht ?"
"So brauchst du mir gar nicht kommen, Neige. In dem Fall musst du wirklich nicht an meinen Stolz appellieren." Xavier grinste sacht und betrachtete erneut das Haar in dem Kristall. Es wirkte noch immer ganz ruhig, doch es regte sich immer wieder ein klein wenig. "Und als Belohnung wird Sui unser Schüler." Sui zuckte bei den Worten zusammen und seine Augen verengten sich kurz. "Auf gar keinen Fall. Ich brauche keinen Mentor." Die Antwort brachte Xavier zum Lachen. "Ich meinte UNSER Schüler. Archaions und meiner, damit Schwarz und Weiß in dir getrennt bleibt."
Der Weißblonde nickte sanft auf die Worte seines Gefährten und stand von dessem Schoß auf, doch nicht, ohne ihm noch einen sanften Kuß zu geben. Dann kam er zu Sui und setzte sich auf die Sessellehne, streichelte zärtlich durch das herrlich wild wirkende Haar des jungen Magiers und neigte sich zu ihm, um auch ihm einen zärtlichen Kuß auf die Lippen zu hauchen. "Das ist wichtig, Sui ... es ist bemerkenswert, wieviel du schon geschafft hast, doch da nun das Haar deine Kraft nicht mehr anzapft, hast du soviel Macht über, daß sie schon bald gefährlich werden könnte. Es ist besser, wenn du von uns lernen kannst, sie zu kanalisieren ... und du brauchst dir keine Sorgen machen, weder Xavier noch ich werden dich so gängeln wie die anderen Meister, wir konnten das in unserer Lehrzeit selbst nicht leiden. Nicht wahr, mein Herz ?" Bei den letzten Worten blickte Archaion wieder zu seinem Liebsten und lächelte ihn verliebt an, obwohl er noch immer mit den Fingerspitzen der Rechten durch die Haare Suis koste.
Und in dem Haar regte sich der kleine Spion von Sui und wickelte sich um den Finger des weißen Magiers. Sui bemerkte es nicht mal, er war im Moment mit seinen Gedanken beschäftigt. "Mein Geliebter hat Recht ... und ich glaube, du wirst dann endgültig Ruhe vor den anderen Magiern haben. Aber ich will noch etwas ... Neige ? Da war noch etwas."
Leise auflachend, schüttelte der Schamane kurz den Kopf – dann nahm er aus seiner Hosentasche einen kleinen Samtbeutel heraus, warf ihn zu Xavier und nickte, als dieser ihn gekonnt fing. Doch dann wurde sein Blick von Archaion angezogen, der leise auflachte: Der kleine Spion, den sich Sui geschaffen hatte, stolzierte in seiner winzigen Rabengestalt auf der Handfläche des weißen Magiers herum, vollführte einige kleine Kunststückchen und freute sich sichtlich an der reinen Freude Archaions.
Den Beutel hatte Xavier gleich eingesteckt und er lachte ebenso, als er sah, wie der kleine Rabe angab. Das lenkte auch Sui ab und er blickte zu dem Weißblonden hinauf. "Oh, er hat sich selbstständig gemacht." Das überraschte ihn doch ein wenig, doch er rief das Haar nicht zurück, es fühlte sich wohl bei Archaion. "Ich will dann auch noch dieses Haar." Xavier hob den Kristall und der junge Magier blicke erstaunt zu ihm. "Ich will es nicht haben, ich will es nicht hassen." Er kämpfte innerlich immer noch mit sich und atmete kurz durch. "Und ich denke, es wäre vernünftig, wenn ich euer Schüler wäre. Ich will nicht zu einer Gefahr werden." Die Antwort brachte Xavier dazu, sanft zu lächeln und er nickte zufrieden. "Abgemacht." Mit den Worten ließ er das gefangene Haar frei und hüllte es in einen Zauber. Die Verbindung zu seinem Herren wurde endgültig getrennt und es färbte sich weiß. Nur kurz darauf wandelte Xavier es in eine winzige Katze, die auf seiner Handfläche saß und mit ihren kleinen, rubinroten Augen die Gegend erkundete. "Für dich, mein Weißer."
In der Zwischenzeit hatte der kleine Rabe sich entschlossen, wieder zu Sui zurückzukehren und Archaion blickte sichtlich überrascht auf seinen Liebsten. Langsam stand er wieder auf und kam zu ihm, um sich das kleine, weiße Fellknäuelchen auf dessen Hand anzusehen. Als die winzige Katze genau in diesem Moment ihr Köpfchen hob, atmete Archaion scharf ein und lachte leise, nahm es behutsam auf und schmuste mit der Wange über das sofort zu schnurren beginnende Tierchen. Die kleine Katze hatte ein sehr langes, weiches, weißblondes Fell – doch das Köpfchen war so schön geformt wie das einer normalen Hauskatze, und es besaß die Farben des Haars des weißen Magiers. Vor Freude schier strahlend, warf sich Archaion an den Hals seines Liebsten, küßte ihn hemmungslos und lachte wieder, als er sich quer auf dessen Schoß setzte und glücklich mit der kleinen Katze spielte.
"So, und was ist jetzt mit dem Magier ?" fragte Sui nun aber, denn er hätte doch gern ein Resultat. "Das übernehme ich, es ist besser, wenn du nicht dabei bist." Dabei drohte Gefahr für schwarze Gefühle und Sui sollte so bleiben wie er war, weder Schwarz noch Weiß und auch nicht Grau, und doch würde er Beides beherrschen. Eine wirklich faszinierende Mischung, die Xavier bisher noch nie erlebt hatte. "Du bist selten, Sui - und das sollst du bleiben. Ich verspreche dir, daß ich ihn töte und du wirst davon erfahren, alle werden davon erfahren." Die Antwort reichte Sui und er nickte zufrieden, Widerspruch war eh zwecklos.
Auch Neige nickte, da sie endlich mit den Verhandlungen fertig waren und es sogar noch besser lief, als er gedacht hatte. "Ich denke, es ist besser, wenn du zurückfährst, Sui ... ich bleibe noch hier und helfe ihnen mit dem Muster, ich komme dann zu dir, wenn wir fertig sind. Und kein Widerspruch, mein hübscher, weißer Magier – du wirst ihn noch früh genug kosten können, da er ja euer Schüler wird." Archaion seufzte leise und nickte zu Neige, stand auf und ließ die kleine Katze auf seiner Schulter ruhen, als er zu dem jungen Magier ging und ihn noch einmal zärtlich und verlangend küßte. "Ich freue mich schon darauf, dich wiederzusehen, Sui ... und sei doch so lieb und ziehe dann das gleiche an wie Heute, ja ?"
"Äh, ja, gern doch ... obwohl ... ach egal." Sui hätte sich beinahe verplappert und er trat nun zurück. Er war eben schon aufgestanden und froh um den hohen Kragen, den er trug, sonst hätte Archaion ihn sicher schon angeknabbert. "Ich lasse euch dann mal allein." Und schon wich er zurück und ging durch das Wohnzimmer in den Vorraum zu der offenen Fahrstuhltür. Xavier lachte nur und sorgte dann dafür, daß Sui hinabfahren konnte. "Er ist ein guter Junge."
Sacht den Kopf schüttelnd über die Schreckhaftigkeit Suis, kam Archaion wieder zu seinem Liebsten zurück und hinter dessen Sessel, neigte sich über die Lehne und umarmte ihn so, ehe er einen zärtlichen Kuß auf die Wange Xaviers hauchte. "Ja, das ist er ... gut, klug, mächtig und wie ein Stück Zucker für dich, Hm ? Und ich danke dir für dein Geschenk ... dieses kleine Katerchen ist wundervoll, auch wenn ich nun damit beschäftigt bin, einen Namen für ihn zu finden. Aber ich habe ja genug Zeit, während du dich mit Neige um den Schwarzmagier kümmerst – ich bin im Schlafzimmer und warte auf dich, mein Herz. Bis nachher ..." Dann küßte er ihn nochmal und löste sich, verschwand leise summend im Schlafzimmer und schloß die Türe hinter sich, um nun im Bett ein wenig mit dem winzigen Katerchen zu spielen.
Xavier sah ihm lächelnd nach und blickte schließlich zu Neige. "Es ist gut, daß du dem Jungen geholfen hast. Und jetzt das Muster, ich will diesen Abschaum aufspüren und vernichten." Seine silbernen Augen schimmerten leicht auf, die Wut, die bisher in ihm geschlummert hatte, zeigte sich nun. "Ich werde ein Exempel an ihm statuieren, das sich gewaschen hat ... bisher scheint sich ja Keiner darum gekümmert zu haben."
"Glaub mir, der Mistkerl ist gerissener, als du denkst – es war sehr schwer, seine Signatur zu finden, und ich konnte es auch nur, nachdem ich das Haar entdeckte. Er hat durch dieses Haar die Magie Suis angezapft und sich dadurch stärker gemacht, und er scheint sich darauf spezialisiert zu haben, sich unfindbar zu machen. Aber ich denke, daß du ihn finden kannst – und ich helfe dir dabei, denn es wird mir eine Freude sein, ihn betteln zu sehen." Während er sprach, stand Neige auf und kam zu Xavier, setzte sich ihm gegenüber und blickte ihn mit seinen - nunmehr dunklen, eiskalten Gewitterwolken gleichenden - Augen an. Das Gesicht und auch die Stimme des Schamanen waren so hart wie Eissplitter – eine Erinnerung daran, daß er nicht ohne Grund der oberste aller Schamanen war und sowohl Vampire als auch Werwesen seinen Weisungen sofort Folge leisteten.
Und Xavier kostete diese kalte Seite an Neige ein wenig aus. "Gut, beginnen wir. Und ich werde ihn schnell finden, er versteckt sich zwar, aber glaube mir, jeder Schwarzmagier will, daß man seine Taten würdigt." Er grinste wieder kalt, dann nahm er die Hände Neiges in seine und konzentrierte sich auf das dünne Muster. Ein wenig Zeit würde er wohl investieren müssen.
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Daheim saß Sui schon einen ganze Zeit lang auf seinem Sofa. Er hatte sich noch nicht umgezogen und versuchte, seine Gedanken in den Griff zu bekommen. Er wartete, daß Neige kam und kuckte hin und wieder auf die Uhr. Die Zeit schien zu schleichen, doch dann fühlte er etwas und stöhnte leise. Xavier ließ ihn wissen, daß alles vorbei war und scheinbar würden nun alle Bescheid wissen. Erst jetzt brach es aus Sui heraus und er schluchzte leise. Endlich war es vorbei, der Mistkerl war tot und er war wirklich frei. Und doch war er nicht glücklich, er wünschte sich noch immer, daß alles niemals passiert wäre, er wünschte, seine Eltern würden noch leben, so wie er es sich schon seit dem Tag, an dem es passiert war, gewünscht hatte.
In dem Moment erklang ein leises, weiches Schnurren und wie schon einmal, ließ Neige seine Arme von hinten über die Schultern zur Brust Suis vorgleiten und hauchte einen sanften Kuß in den Übergang zwischen Hals und Schultern. "Es ist vollbracht, mein Hübscher ... endlich kannst du deinen Frieden auskosten. Ich fühle deinen Schmerz, doch er ist nicht nötig ... und da ich weiß, daß du mir nicht glaubst, habe ich ein Geschenk für dich." Noch während die weichen, sanften Worte erklangen, öffnete der Schamane seine linke Hand und in ihr erschienen zwei makellose, reinweiße Perlen, die er in die Hand des jungen Magiers legte.
Kaum, daß die Perlen in seiner Hand lagen, schluchzte Sui erneut auf. Er fühlte seine Eltern, es waren ihre Gefühle für ihn - sie gaben ihm keine Schuld an dem, was passiert war und ihre tiefe Liebe zu ihm war ebenso deutlich zu fühlen. "Danke ... vielen Dank." Mehr als ein von Tränen ersticktes Wispern brachte Sui nicht heraus, er konnte einfach nicht mehr an sich halten.
Neige lächelte nur und nickte sacht, ehe er um die Couch herumkam, sich neben ihn setzte und ihn tröstend in den Arm nahm. Als Schamane war es ihm nicht nur ein Leichtes, sondern auch seine Pflicht gewesen, den Seelen der Eltern Suis vom Tod des Schwarzmagiers zu berichten ... und auf ihre Bitte hin hatte er ihre Gedanken und Gefühle in die Perlen gefaßt, um sie Sui zu überlassen. Auf diese Weise bekamen die beiden Seelen endlich ihren wohlverdienten Frieden und auch der junge Magier konnte endlich Frieden finden, denn nun wußte er, daß er sich keine Schuld mehr geben mußte. Das Schnurren Neiges wurde noch ein wenig weicher, als er fühlte, wie Sui sich in seinen Armen entspannte – er würde auch diese Nacht noch bei ihm bleiben und ihn ein wenig verwöhnen, ihm seine Nähe und Zärtlichkeit geben und so auch auf das vorbereiten, das ihn bei den beiden Meistermagiern erwartete.
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