Balken01a


 Hiro und Rodrigo  01
 

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Amerika...Warum ausgerecht Amerika ? Hätte er nicht in Japan bleiben können ? Dort hätte er auch tanzen können. Genau das fragte sich Hiro, als er sein neues Zimmer betrat. Es war recht geräumig, aber hatte zwei Betten, also musste er sich mit einem anderen Jungen herumschlagen. Vor fünf Jahren war seine Mutter gestorben und er hatte bei seinem Onkel und seinen Cousins und Cousinen gelebt, bei seinem Vater hatte er nicht leben können. Der führte einen Luxuspuff und da war kein Platz gewesen für ein Zehnjährigen. Er machte ihm aber keine Vorwürfe, schließlich hatte er immer das Beste für ihn getan und gewollt und so wohl nun auch, indem er ihn in dieses New Yorker Sportinternat gesteckt hatte. Hier konnte er Tanz studieren und nebenher Kendokämpfen, da diese Schule es als Nebenfach anbot. Er steuerte gleich auf das Bett am Fenster zu und legte seine Sachen daneben ab, bevor er sich drauffallen ließ und leise aufstöhnte. "Scheiße, is das weich !" Darauf konnte er unmöglich gut schlafen und er stöhnte resigniert auf. Vielleicht konnte er hier ja ein anderes Bett reinstellen... ein Futon, oder vielleicht konnte er dies hier rauswerfen lassen und lieber auf dem Boden schlafen. Er würde sich erkundigen, doch jetzt raffte er sich mit etwas Mühe aus dem weichen Bett auf und sah aus dem Fenster. Wenigstens war hier kein Eingang, sondern ein ruhiges Eck mit viel grüner Aussicht. Sein Interesse wurde rasch auf Stimmen gelenkt, die vom Flur kamen, dann ein Rumsen gegen die Tür, als hätte Jemand einen Anderen dagegen gepinnt. "Lass das, ich bin nicht so einer." schimpfte eine tiefe Stimme, die ein wenig verzweifelt klang.

"Hmmm.... aber es fühlt sich ganz so an, als ob ein anderer Teil von dir anderer Meinung wäre, mein Hübscher ...." Leise, samtene Worte einer tiefen Stimme, die einen unverkennbar spanischen Akzent trug – dann hörte man ein kurzes Quietschen, das jedoch sofort abbrach und schließlich in ein dunkles Knurren mündete, als Rodrigo dem großen Boxer die Hand in die Hose geführt hatte. Im selben Moment, wie dieser seine Gegenwehr aufgab, die Augen schloß und nurmehr erregt knurrte, zog ihn der junge Spanier mit der freien Hand, die ihn bisher an die Tür gepinnt hatte, zu sich herab – küßte ihn mehr als nur feurig und wisperte schließlich ein leises "Warte einen Moment, ich bin gleich wieder da .... und wehe, du rührst dich nur einen Zentimeter.", das er mit einem feurigen Blick begleitete. Ohne weiter zu zögern, nahm er die Hand wieder aus dessen Hose und knurrte nun seinerseits – stieß die Türe in das Zimmer auf und musterte seinen neuen Zimmergenossen, hob dabei eine Braue und begrüßte ihn. "Caramba ... [Na sowas !] eine kleine, weiße Taube. Paß gut auf mein Zeug auf, ich komme in einer Stunde wieder !" Mit den Worten warf er seinen Koffer auf das Bett an der Wand und öffnete ihn – nahm eine 500er-Maxipackung Kondome heraus, daraus eine Handvoll, die er in seine Hosentasche steckte und dazu noch eine Tube Gleitcreme, die er allerdings in die Innentasche seines Chasubles fallen ließ und drehte sich ohne ein weiteres Wort wieder zu der Türe um, an der noch immer der Boxer mit offener Hose stand und schwer atmete. Mit einem mehr als nur verlangenden Blick packte er ihn und zog ihn mit sich mit – hielt nur inne, als er ihn nach dem Weg fragte und verschwand dann mit ihm eine Treppe höher in dessen Zimmer, um sich dort den ersten Kerl für diesen Tag zu gönnen.

Zurück blieb ein junger Japaner, der kuckte wie ein Auto mit Fernlicht. Hiro verarbeitete das, was er eben gehört und gesehen hatte. Ein Spanier, der eine Großpackung Kondome im Gepäck hatte und scheinbar gleich am ersten Tag einen älteren Schüler verführte ?...DAS konnte doch wohl nicht wahr sein. Hiro kniff sich in den Arm, doch es war kein Traum. "Na prima, wo bin ich denn hier hingeraten ?!" fluchte er leise und strich sich durch die wilden, weißen Haare. Wenn der Typ ihm auch nur einen aufdringlichen Blick zuwarf, dann hatte er ne Faust in der Fresse, das stand fest. Kurz tief durchatmend, beruhigte sich der Albino mit den grünen Augen wieder und fing an, sein Zeug auszupacken. Sein Katana als Erstes, er stellte den kleinen Ständer auf seinen Schreibtisch und legte das wertvolle Schwert dann darauf. Die Scheide war aus Perlmutt gefertigt und die Klinge aus sehr hellem Stahl, der dreistellig gefaltet worden war. Als Nächstes kam seine Kendokluft, die er ordentlich in einem der Schränke verstaute. Sein Übungschwert stellte er neben das Bett, man konnte ja nie wissen, was einen Nachts so angrabschte. Danach folgte der Rest seiner Sachen, einschließlich seine Mangas, die er in einem großen Karton mitgeschleppt hatte, weil er ohne die nicht leben konnte. Er packte sie alle in eine Truhe, die wohl jeder Schüler für Privates da hatte und verschloss sie dann wieder, und wehe, Jemand fasste nur eines der Hefte an, dann waren die Finger ab und das für immer. Als soweit alles fertig war, ging er ins Bad und stieg unter die Dusche, um sich frisch zu machen, weil die Reise ziemlich anstrengend gewesen war.

Und genau in diesem Moment erklang ein leises, tiefes und wohlklingendes Lachen von der Badtüre her. Rodrigo war lautlos und unbemerkt hereingekommen und hatte sein Lederchasuble einfach auf das Bett geworfen – die edlen, schwarzen Tanzstiefel mit der blutroten Stickerei an die Seite gestellt und lehnte nun am Türrahmen, nur mit seiner schwarzen Lederhose, dem weiten, ebenso schwarzen Hemd und seinen langen Haaren bekleidet, die Arme verschränkt und den Kopf leicht schräg gelegt. "Sag mal, Kleiner ... wie jung bist du eigentlich ? Du siehst aus wie Zwölf oder Dreizehn ... ein hübscher, weißer Arsch, aber mir noch zu klein. Schade eigentlich. Ich bin Rodrigo – wenn du fertig bist mit Einweichen, kannst du dich ja vorstellen, ich räume in der Zwischenzeit meine Sachen ein." Ohne eine Anwort abzuwarten, drehte der junge Spanier sich wieder um – summte ein leises Lied seiner Heimat und stellte die Kondompackung samt einiger Tuben Gleitcreme in das Nachtkästchen, ehe er penibel genau seine Kleidung in den Schrank legte und noch etwas glattstrich. Allesamt in Schwarz gehaltene Kleidung, nur manchmal mit blutroter Stickerei verziert – die selben Farben wie auch er sie besaß, denn die taillenlangen, schweren Haare waren pechschwarz und seine Augen von einem betörenden Taubenblutrot. Besondere Sorgfalt ließ er bei seiner Tanzkleidung walten und lächelte unwillkürlich leise auf bei dem hellen Klang der schwarzsilbernen Glöckchen der kurzen Jacke – stellte noch seine große Auswahl an verschiedensten Tanzschuhen und –Stiefeln in den Schrank und holte als Letztes seinen Säbel heraus, eine eigens für ihn aus gefaltetem Damaszenerstahl gefertigte Klinge, die zwar nicht ganz an die asiatische Kunst herankam, doch unübertroffen in der Europäischen war. Griff und Parierstange waren schlicht und in Schwarz gehalten – lediglich der Knauf wies in den Flächen des Oktaeders das Wappen seiner Familie auf, den schwarzen Falken auf blutrotem Grund. Die Scheide war ebenso schlicht in Schwarz gehalten – lediglich der Ledergürtel, mit der man sie befestigte, war aus blutrot gefärbten Leder gefertigt. Rodrigo liebte diesen Säbel – es war ein Geschenk seines Vaters und er hatte schon seit seinem fünften Lebensjahr mit dem Fechten angefangen, um diesen Säbel mit seiner Mannwerdung vor zwei Jahren in Würde zu erhalten. Bei dem Gedanken schmunzelte der junge Spanier ... schnappte sich die beiden Aufhängehaken und den Hammer, den er vorsichtshalber schon mitgenommen hatte, schlug nun schnell und geübt die Haken in die Wand und hängte den Säbel dort auf, um sich dann auf sein Bett zu werfen und auf seinen Zimmerkameraden zu warten.

Leicht geschockt hatte Hiro dem Spanier zugehört, als der Schock weg, war kam Ärger. Wie konnte der Kerl es nur wagen ? Er war schon Fünfzehn, nicht Jeder war schon so schnell reif. Er ärgerte sich aber auch selber, daß er so spätreif war, sein Körper war der eines Zwölfjährigen und nicht der eines Teenanger von fünfzehn Jahren, der eigentlich seine ersten, feuchten Träume bekommen sollte. Fertig geduscht, wickelte er sich ein Handtuch um die Hüfte und kam ins Zimmer zurück. "Ich bin Kazuhiro Saiichiro... Und ich bin schon Fünfzehn, nicht Jeder ist so frühreif, wie du es zu sein scheinst."

"Schade Kleiner – hat definitiv seine Vorteile, du verpaßt das Beste im Leben." Mit den Worten musterte Rodrigo den Anderen – beugte sich dann plötzlich vor und hob dessen Handtuch hoch, schmunzelte und ließ es wieder fallen, um sich ins Bett zurückfallen zu lassen. "Respekt, könnte durchaus mal was werden – mußt aber noch ein wenig was dafür tun, Kleiner." Seine Worte waren leicht spöttisch – doch in den schmalen, rubinroten Augen konnte man erkennen, daß er durchaus geneigt war, dem vielleicht nachzuhelfen – oder ihn zuminest auf die Liste der potentiellen Opfer zu setzen, sobald er endlich seinen Wachstumsschub bekommen hatte.

Könnte Hiro noch blasser werden, so wäre er es wohl geworden, nachdem der erste Schreck vorüber war, ballte er die Fäuste und knurrte leise. Er war wirklich versucht, ihm eins mit dem Kendoschwert fett überzubraten und ihn windelweich zu klopfen. "Mach das nochmal und ich hack dir die Pfoten ab, du geiler Gockel !!" Wütend wandte er sich herum und holte frische Sachen aus seinem Schrank, mit denen er dann wieder im Bad verschwand und die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss warf. Hiro kochte, dieser Kerl schaffte es tatsächlich, daß er seine Beherrschung verlor und nun mit der Faust gegen die Fliesen donnerte. Als er die Faust zurückzog, hatte eine der Fliesen einen Sprung und fiel nach einem kleinen Moment klirrend zu Boden.

Ein amüsiertes Lachen folgte ihm noch ins Bad und keine fünf Herzschläge, nachdem die Fließe auf dem Boden lag, kam Rodrigo rein und stellte seine doch recht große Tasche mit Hygjeneartikeln auf das noch freie Fach, während er seine eigenen, pechschwarzen Handtücher aufhängte, die ebenso mit seinem Familienwappen in Blutrot bestickt waren. "Nur die Ruhe, Kleiner ... bis du nicht einen gewaltigen Wachstumsschub hattest, brauchst du keine Angst haben, daß ich dir an die Wäsche gehe - die älteren Schüler sind viel interessanter." Dann lachte er nur wieder leise und ging hinaus – schnappte sein Chasuble, zog die Stiefel an und machte sich wieder auf die Suche nach einem weiteren, willigen Opfer.

Und wieder stand der Japaner da und kuckte wie ein Trottel aus der im Moment nicht vorhandenen Wäsche. Seine Starre löste sich und er fauchte laut und wütend auf, sein Handtuch in eine Ecke feuernd. "Verflucht, was bildet der sich ein !!" Er wütete in Japanisch weiter, während er sich anzog. Warum konnte er nicht ein wenig mehr von seinem Vater haben. Der hatte ein Jahr mehr auf dem Buckel gehabt, als er ihn gezeugt hatte. Nachdem er sich mit Flüchen ausgetobt hatte, die zum Glück auf Japanisch waren, weil sonst Jeder, der am Zimmer vorbeigekommen war, glühende Ohren bekommen hatte, ging Hiro raus, um die Schule zu erkunden. Außerdem hatte er Hunger und hier irgendwo musste die Mensa sein. Daß er schief angesehen wurde hin und wieder, war er gewohnt, nicht, weil er ein Spätzünder war, sondern weil er weiße Haut und Haare hatte und die für einen Albino untypischen, grünen Augen. In der Mensa holte er sich etwas Essbares, einen Salat und etwas Reis mit Gemüse und setzte sich an einen Fensterplatz, der etwas abseits gelegen war, um seine Ruhe zu haben. Nebenher durchforstete er ein wenig seinen Stundenplan.

Es dauerte auch noch eine geraume Weile, doch dann konnte man schon im Gang die Absätze von Rodrigos Stiefeln hören und das etwas verlegene Lachen eines Ruderers ... dann betraten sie die Mensa und der Spanier blieb stehen, schnalze kurz mit der Zunge und sprach ein leises "hola ...." [Hallo], das man aber trotzdem bis in die hinterste Ecke der Mensa hören konnte, da ihn alle sprachlos ansahen. Das lange, ärmellose Chasuble über dem leichten, langärmeligen Hemd, das vorne bis zum Nabel offen war, die gutsitzende Hose und seine engen Tanzstiefel brachten den herrlichen Körper vollkommen zur Geltung und Rodrigo wußte um diese Wirkung, als er nun ein wenig zu lächeln begann und seine rubinroten Augen stolz aufblitzten. Wie erwartet, schmolz die Hälfte der Schüler förmlich weg und bei der anderen Hälfte hielt es sich die Wage, ob sie abgeschreckt waren oder seinen Blick ebenso stolz kreuzten. Doch nach einer Minute schweigenden Blickkampfes lachte der junge Spanier wieder auf und ging an die Essensausgabe – holte seine Portion Gulasch und Reis, dazu einen Salat und ein Wasser, ehe er sich zu den Tischen umdrehte und mit einem erneuten, stolzen Lächeln überlegte, an welchen der Tische er sich setzen würde. Die Entscheidung wurde ihm abgenommen, als er ein leises Knurren hörte – sein Blick fiel auf einen der Tänzer, einen Farbigen, und so ging Rodrigo direkt an dessen Tisch, um sich ihm gegenüber zu setzen und mit einem leisen "Ich hoffe, du hältst, was du versprichst, mein Schöner ..." anzufangen zu essen. Der Dunkle nickte nur hart lächelnd und aß nun selbst seine wesentlich größere Portion – er ahnte, daß dieser stolze Tänzer kein leichtes Spiel werden würde, doch auf diesen Kampf freute er sich schon.

Hiro verdrehte bei dem ‚Hola' die Augen und sah weg, dieses peinliche Schweigen in der Mensa war ätzend gewesen und jetzt pflanzte sich der Kerl an seinen Nebentisch und grub den armen Tänzer an, der da in Ruhe essen wollte. Hiro aß schnell seinen Reis auf und stand dann auf. Er ging zum Tisch, an dem Rodrigo futterte und sein Gegenüber mit den Blicken schon mal auszog und vernaschte. Als er dort beide Hände auf die Tischplatte stütze, merkte der Dunkle auf und sah ihn an. "Bist du auch in der klassischen Tanzgruppe ?" fragte Hiro ihn direkt, ohne Rod zu beachten. Der Größere nickte. "Ja, bin ich, wieso ?" dabei fragte. "Ich nämlich auch, vielleicht kannst mir gleich noch den Tanzraum zeigen ?" Der Ältere warf einen seitlichen Blick zu Rod und nickte dann. "Aber klar doch, Kleiner." Und schon raffte er seine Sachen zusammen und stand auf. "Ich bin Bruce, freut mich." stellte er sich vor, Hiro schüttelte lächelnd seine Hand. "Ich bin Kazuhiro, kannst mich aber Hiro nennen." stellte auch er sich vor während Bruce ihn zum Ausgang der Mensa schob, erleichtert, daß Hiro ihm geholfen hatte.

Amüsiert hatte ihm der Spanier zugesehen und lehnte sich jetzt zurück und sah ihnen nach – dann schmunzelte er leise und sah sich mit einem Lächeln um und wie, als hätten sie nur darauf gewartet, erhoben sich zwei der Älteren und setzten sich zu ihm, um die nun wieder offene Chance zu nützen. Rod war Hiro nicht böse – den Farbigen würde er sich noch früh genug gönnen, er ließ ihm den Spaß und kümmerte sich nun um die beiden willigen, jungen Männer, die nun an seinem Tisch saßen und durchaus seinen Geschmack trafen.

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Freundschaftlich verabschiedeten sich Hiro und Bruce an der Zimmertür des Japaners. Hiro hatte gedacht, er müsse ihn vor Rod retten, doch es stellte sich heraus, daß Bruce eigentlich nicht abgeneigt war. Das Missverständnis klärte sich, als Bruce im Tanzraum versuchte, anzubandeln. Der kleine Japaner gefiel ihm und er war dem knabenhaften, jungen Mann nicht abgeneigt gewesen und er hatte gedacht, er wolle das auch und hatte daher in den Tanzraum gewollt. Das klärte sich, als Hiro ihn von sich schob und sie redeten, worüber der Weißhäutige froh war. Mit Bruce konnte man nämlich gut reden und er war klug und fair genug, es zu verstehen. Also wurden sie eher gute Freunde, vielleicht würde sich später mal was ergeben, wenn Hiro länger da war. Doch Bruce würde ihn nicht drängen und so dessen Freundschaft ohne Sex genießen, denn auch das war viel wert. Daß Hiro ihn von Rodrigo nicht abhalten konnte, war ihm dann auch klar geworden. Bruce war wohl auch ein kleiner Schwerenöter, doch toppte er den spanischen Neuling wohl nicht. Auch er wurde blass, als er das mit der Zweimonats-Kondompackung hörte, der Spanier schien viel vorzuhaben. Doch jetzt verabschiedete sich Bruce mit einem freundschaftlichen Haarewuscheln und ging zu seinem Zimmer. Hiro ging in seines und war froh, daß Rodrigo wohl in einem anderen Zimmer war, um sich zu vergnügen. Hätte er ihn hier bumsend mit nem Kerl vorgefunden, so hätte er dem, der oben lag, das Bambusschwert über den blanken Arsch gezogen. Müde gähnend, trottete der Grünäugige ins Badezimmer, erleichterte sich, wusch sich die Hände und putzte sich die Zähne, bevor er sich im Zimmer umzog für die Nacht und in eine Boxershorts schlüpfte. Das westliche Bett und die dicke Matratze darauf besah er mit leiser Skepsis und legte sich dann hinein, um zu schlafen. An Schlaf war aber nicht zu denken. Ein hundemüder Japaner wälzte sich somit gut eine Stunde lang hin und her, bis er das Kissen wütend an die nächste Wand feuerte und aufstand. "Also ab auf den Boden." Grummelnd breitete er die dickere Bettdecke auf dem Boden vor dem Bett aus, knäulte sich sein Kissen zu einer Wulst und deckte sich mit einer leichten Wolldecke zu. "Viel besser." murmelnd, schlief er dann auch sofort ein.

Erst gegen Mitternacht verabschiedete sich Rodrigo von den beiden Tänzern und lächelte, als sie gerade mal ein müdes "Nacht ..." herausbrachten .. dann schloß er die Türe zu derem Zimmer und ging leise summend den Gang und den inzwischen gut bekannten Weg zu seinem Zimmer entlang. Der junge Spanier fühlte sich gerade im Moment pudelwohl und herrlich erfrischt – seit er hier war, hatte er schon fünf vielversprechende Kerle gekostet und auch für weitere Male vorgemerkt, ebenso wie einige, denen er unterwegs begegnete. Auch den Farbigen von der Mensa hatte er noch im Hinterkopf – sein Mitbewohner hatte ihn zwar abgezogen, doch Rod war sich sicher, daß er den Dunklen nicht für sich haben wollte. "Dafür bist du zu sehr Jungfrau, Kleiner ..." Leise zu sich selber wispernd, warf er kurz seinen Zimmerschlüssel in die Luft, fing ihn auf und sperrte schließlich sein Zimmer auf, um ein wenig zu schlafen. Doch noch ehe er bei seinem Bett war, stolperte er über irgend etwas und fiel der Länge nach hin – landete allerdings überraschend weich und auf einem eindeutig männlichen Körper. "Mirda ! [Scheiße !] Was .....?"

"Was ?!" kam es einen Moment später, dann rammte Kazuhiro im Affekt sein Knie zwischen die Beine des auf ihm Liegenden und gab ihm dann noch einen festen Stoß, um ihn von sich herunter zu bekommen. Er rappelte sich gleich auf, kroch auf das Bett und knipste das Nachtlicht an.

Mit einem verkniffenen Aufschrei fiel Rod auf die Seite – er atmete einen Moment lang tief ein, dann richtete er sich auf und schlug dem Albino eine schallende Ohrfeige, ehe er sich schwer atmend auf seinem eigenen Bett aufstützte. Seine Augen brannten vor Wut und schienen Hiro zu häuten und zu zerfleischen – dann ergoß sich ein wahrer Schwall spanischer Flüche auf den Japaner, ehe Rodrigo in nur schwer verständlichem Englisch noch ein "Was fällt dir Arschloch eigentlich ein, dich mitten auf den Fußboden zu legen, daß man über dich drüberfällt und dann trittst du einem noch in die Eier ?!!!!" nachsetzte, das von einem tiefen Knurren abgeschlossen wurde.

Hiro sah fast Sterne bei der Ohrfeige, seine Wange glühte gewaltig und er starrte Rod mit funkelnd grünen Augen an. "Dann hättest um Zehn hier sein sollen, so, wie es erwartet wird von den Schülern, dann hättest du mitbekommen, daß dieses verkackte Bett zu weich ist und ich mich daher auf den Boden gelegt habe !....Außerdem war das ein Reflex, weil ich es nun mal nicht gewohnt bin, mitten in der Nacht überfallen zu werden !" Er stieg wieder vom Bett und ging rasch ins Bad, um sich seine Wange anzusehen. Ein roter Handabdruck prangte dort, leise fluchend drückte er sich einen feuchten und kühlen Lappen auf die Wange und kam wieder. "Gehts oder hat dein Lieblingsspielzeug ein Knick bekommen ?"

Ein kurzes "Hättest du wohl gerne, häh ?!" knurrend, setzte sich Rodrigo auf sein Bett – biß kurz die Zähne zusammen, doch dann entspannte er sich langsam, da auch der Schmerz langsam nachließ. "Weißt du was ? Da nehme ich Rücksicht auf dich und bin leise, lasse das Licht aus und kriege SO eine Begrüßung. Mirda ! Wenn du so eine Prinzessin bist, daß du nicht einmal ein Bett ertragen kannst – oder eher ein peon [Arbeiter], wenn ichs mir recht überlege, seit wann schlafen die Leute auf dem Boden ?!, dann leg dich gefälligst so hin, daß man noch vorbei kann ! Madre de dios !!!" Nach einigen weiteren Flüchen nickte der junge Spanier, da der Schmerz nun vergangen war – dann stand er auf und packte wortlos das Bett des Anderen, warf es an die Wand und lächelte hart bei dem hörbaren Knirschen des Holzes. Dann ging er zu seiner Tasche und nahm noch zwei weitere Halterungsnägel und seinen Hammer, schlug mit ein paar wohlgezielten Schlägen die Haken durch das Bett an die Wand, so daß es befestigt war und warf den Hammer in die Ecke, fluchte wieder in Spanisch und zog sich nun endlich aus, um nackt in die Dusche zu gehen und nach einem wütenden Blick auf den Albino zu duschen. Die Aufforderung war eindeutig – daß Hiro sich gefälligst wieder an seinen Platz verziehen sollte, der nun durch das hochgestellte Bett wieder frei geworden war.

‚Peon ?' Hiro konnte spanisch und wusste, was es hieß. "Ich bin kein peon, du eingebildete Zicke !" rief er ihm nach. Die Sache mit dem Bett hatte er nur schweigend beobachtet. Er wollte nicht da liegen, er wollte Rodrigo diese Zufriedenheit nicht geben. Er platzte somit ins Badezimmer. "Denkst du, ich kusch mich da jetzt aufs Plätzchen wie ein kleiner Köter ?!...Das kannst du knicken. Morgen hätte ich das Bett rausräumen lassen...." Er schwieg dann, aber als er den Nackten unter der Dusche sah. Es tat ihm echt weh zu sehen, daß Rod schon aussah wie Achtzehn oder Zwanzig sogar und er biss sich unwillkürlich auf die Unterlippe.

In genau diesem Moment stieg dieser jedoch aus der Dusche und kam zu dem jungen Albino – packte ihn an der Schulter und schlug ihn gegen die Wand, knurrte leise vor Wut und fixierte ihn mit seinen flammenden Augen. Man konnte sehen, daß es ihn in den Fingern juckte, ihm erneut eine reinzuschlagen – doch dann drückte er ihn einfach nur mit seinem nassen Körper an die Wand und wisperte rau in das Ohr des Weißhäutigen. "Wenn hier einer zickt, dann du – auch mir stinken die durchgelegenen Betten, doch ich mache keinen solchen Rabatz wie ein verwöhntes Balg ! Ich habe schon von dir gehört, Kleiner ... daß du der Beste in deiner Kendo-Klasse wärst und auch Kampfsport kannst und all das. Ich sags dir gleich – ich habe keine Angst vor dir. Komm mir nicht mehr in die Quere – und das schließt auch die Kerle ein, die ich mir fürs Bett angle ! Wenn du noch einmal dazwischenfunkst, dann wirst du dir wünschen, niemals geboren worden zu sein, verstanden ? Es gibt nur wenig, was schlimmer ist, als die Wut eines Spaniers ....." Dann ließ er ihn abrupt los – knurrte noch einmal, stellte das Wasser in der Dusche aus und ging zurück ins Zimmer, machte das Licht aus und legte sich in das Bett.

Hiro blieb noch zurück, er musste sich beruhigen, denn er hatte ein flaues Gefühl im Magen bekommen, als Rod sich an ihn gedrängt hatte. Dieser Kerl hatte ihm nicht zu sagen, was er zu tun oder zu lassen hatte. ‚Die Wut eines Drachen kann schlimmer sein.' Mit dem Gedanken ging er lautlos ins Zimmer und legte sich an seinen Platz. Er rückte nicht in die freigemachte Lücke, da würde er eher nackt auf dem Flur schlafen. Er drehte sich mit dem Rücken zu Rodrigo und schlief dann mit der Hoffnung ein, daß der morgige Tag besser lief.

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