Sam und Leandro 11
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Mittlerweile war es später Abend ... Karl und Coyote kamen gerade eben von der Wohnhütte der Mutter Sams und der Blonde grübelte über das nach, was die Irin gesagt hatte. "Um ehrlich zu sein – das ist mehr als nur ungewöhnlich. Der junge Sklave scheint das genaue Gegenteil des jungen Spaniers zu sein ... meinst du, daß das der Grund ist, wieso er ihn sich geholt hat, Coy ?"
Es dauerte einige Momente, bevor Coyote antwortete. "Sie ergänzen sich. Leandro hat den schlauen Kopf und Samuel hat die Kraft. Außerdem heißt es, Gegensätze ziehen sich an. Und sie kannten sich von klein auf, Samuel ist ein Jahr älter als der junge Herr, sie sind zusammen aufgewachsen." Das war seine Meinung. Sie hatten aber noch etwas erfahren: Keiner der Beiden hatte den Schmuck gestohlen, die Mutter Leandros hatte ihnen den Schmuck überlassen. Eine Information, die sie für sich behielten, der Don würde es nicht erfahren.
"Das kann sein – ich denke, der junge Don hat sich in die ehrliche Art des Iren verguckt. Er muß Zeit seines Lebens nur immer von Intrigen und Masken umgeben gewesen sein und trug selbst genug. Daß Sam so offen war und in seinem Verhalten keinerlei Nutzen suchte, muß unwiderstehlich für ihn gewesen sein. Zumindest die Mutter war hilfreich – nun wissen wir, daß die Zwei die Möglichkeit hatten, neu anzufangen. Denn genau das werden sie getan haben, Coy – Leandro weiß, daß er hier nicht bleiben konnte und sie werden so weit wie möglich von hier weg sein. Frägt sich nur, wohin ..." Nachdenklicher werdend, kniete sich Karl an ihre Feuerstelle und stocherte in der Glut, ehe er frisches Holz nachlegte. "Was denkst du darüber, Coy ?"
Geschmeidig setzte sich der Indianer an die Feuerstelle und grinste. "In den Norden." Mehr sagte er eigentlich nicht. Es war ein typisches Fluchtziel, dort konnte man neu anfangen. Doch dann merkte er auf, denn Stimmen waren zu hören. Etwas zögerlich kamen die Arbeiter zum Fluss, sie wussten, daß Kopfgeldjäger hier waren und waren etwas unsicher. Doch Einige kamen zum üblichen Baden und sie unterhielten sich über Sam und den jungen Herren, nur einer hielt sich zurück. Marco war, seit Sam weg war, etwas ruhiger geworden und sprach auch selten über ihn, während Andere Vermutungen anstellten. Und daß sich alle bis auf einer unterhielten, fiel Coy auf. "Der Italiener weiß etwas, er hält sich raus."
"Ja, ich weiß – aber bevor wir ihn uns vorknöpfen, möchte ich mir diese Großmäuler ansehen. Hörst du, wie sie lästern ? Sie kannten den Mann, der sie verraten hat, sicher sehr gut. Und ich denke, sie werden uns mit Freuden erzählen, was sie wissen." Man hörte nur zu gut heraus, wie sehr der Blonde sie verachtete – er konnte Verräter nicht leiden, und Großmäuler noch viel weniger.
"Dann sollten wir hingehen, oder willst du warten, bis sie nackt sind ?" Die Männer waren noch nicht ganz beim Fluss, aber sie zogen sich schon mal ihre Hemden aus. Die Meisten boten einen recht annehmlichen Anblick.
Einen Moment lang zeigte sich ein eisiges Funkeln in den nußbraunen Augen des Blonden – dann lachte er leise und hart, nickte und nahm wie beifällig seine zweischwänzige Peitsche aus der Satteltasche. "Wir warten, bis sie nackt sind – es bietet viel mehr Möglichkeiten und sie sind folgsamer. Mach dich fertig, Coy – du weißt, was du zu tun hast, schließlich sollen sie uns schön antworten." Noch während er sprach, gab er dem Indianer einen seiner Colts ... er wußte, daß Coyote ihn niemals enttäuschen würde und beobachete die Sklaven unterschiedlichster Herkunft, die nun splitternackt ins Wasser gingen, um sich den Schweiß abzuwaschen.
Kaum hatte Coyote den Colt, nickte er und verschwand im Dunkel. Er schlich rasch und ungehört auf die andere Seite der Badenden und blieb dort verborgen. Er würde die Männer in Schach halten wenn sie flüchten wollten, und gab nun einen leisen Vogellaut von sich, ein Zeichen, daß er da war, wo er sein sollte.
Als Karl den Laut hörte, nickte er und stand auf, ging in die Richtung der badenden Sklaven und entrollte dabei seine Peitsche. Als er nahe genug war, huschte ein kaltes Glitzern durch seine Augen und mit einer kurzen Bewegung der Hand ließ er das gespaltene Ende laut aufknallen, so daß die Sklaven sichtbar zusammenzuckten. "Gut zuhören, ihr Pack – euer Herr hat es euch schon gesagt, ich bin auf der Suche nach den beiden Geflohenen. Ich will von euch hören, was ihr über die Beiden wißt – und ich will nicht angelogen werden, verstanden ?!! Ich habe die Erlaubnis, meine Peitsche zu gebrauchen ... und wenn es nötig wird, darf ich euch sogar erschießen. Also macht das Maul auf, aber einer nach dem Anderen !"
Wie erwartet, wollten die Männer flüchten, doch genau in dem Moment trat Coyote aus seinem Versteck und hielt die Männer mit dem Colt in Schach. Somit waren die Männer eingekesselt und durch den Fluss konnten sie nicht weg, weil sie nicht schwimmen konnten. Keiner von ihnen wagte, etwas zu sagen, denn Keiner wollte zuerst etwas sagen. Marco war auch im Wasser, er war zwar nicht direkt in der Gruppe, aber er war dicht neben ihnen und konnte somit der Befragung auch nicht entfliehen. "Wir wissen nichts." Einer wagte nun doch zu sprechen und sprach für alle. "Außer, daß Sam ein Idiot war, er hat sich von dem jungen Herren einwickeln lassen. Aber er war ja auch ein leichtes Opfer, wenn man ihm was sagte, hat er es ohne zu fragen gemacht, dieser Trottel."
"Das weiß ich auch, Sklave – erzähl mir etwas, das ich noch nicht weiß ! Ihr schlaft in der gleichen Hütte, er wird doch wohl etwas gesagt haben !" Ein wohlgezielter Schlag sorgte dafür, daß das Peitschenleder sich um den Hals des Iren wickelte, der gesprochen hatte – ein Ruck, und er fiel ins Wasser und kam würgend wieder hoch, während Karl ihn leise knurrend zu sich ans Ufer zog. "Wer ist der Nächste ?!"
Ein Murmeln ging durch die Anderen, dann trat einer von ihnen vor. "Wir wissen wirklich nichts, er hat nichts gesagt. Das Einzige war, daß er einige Zeit immer zu spät zum Baden kam. Mehr wissen wir wirklich nicht. Fragt doch Marco, er war Sams bester Freund." Marco zuckte zusammen und wirkte sichtlich schockiert.
In der Zwischenzeit hatte Karl die Peitsche vom Hals des verängstigten Sklaven gelöst und verengte kurz die Augen – dann nickte er und sprach ein harsches "Verzischt euch ! Alle, bis auf Marco.", lächelte grimmig, als sich die anderen Arbeiter schleunigst aus dem Staub machten und blickte schließlich mit kalten Augen auf den jungen Italiener. "Komm raus und zu mir – ich will dich in Ruhe befragen, klar ? Und laß dir gar nicht einfallen, mich anzulügen, mein Ruf entspricht der Wahrheit."
Marco bebte leicht, er war auch deutlich blasser als sonst und kam ängstlich aus dem Wasser. Er verfluchte die Anderen und würde sie sich noch vorknöpfen. Coyote kam jetzt auch näher und blickte den Italiener mit seinen sandfarbenen Augen an. Für Marco hatten die Augen etwas dämonisches, denn sie waren auf eine seltsame Art sehr stechend. "Ich bin kein Verräter, ich will Sam nicht verpfeifen."
Innerlich aufseufzend, verfluchte Karl treue Freunde; dann trat er auf den Größeren und Kräftigeren zu und musterte ihn kalt. "Hör zu – ich werde dafür bezahlt, die Zwei zu finden. Wenn du freiwillig redest, ersparst du dir eine Menge Ärger, denn der Don wird nicht begeistert sein, wenn du Morgen nicht fähig bist, zu arbeiten. Und du weißt bestimmt, daß ich das kann, nicht wahr ? Und auch mein Sklave ist mehr als nur gut darin, Zungen zu lockern ..."
Marcos Blick huschte zu dem Indianer und wieder zurück zu Karl. Er wusste genau, daß Karl nicht log und er haderte sichtlich mit sich. "Sam hat nichts Böses gemacht. Er hat auch nicht den Schmuck geklaut, so etwas würde er niemals tun, er ist ein grundguter Mensch. Nicht der Hellste, aber er hat ein Herz aus Gold." Er redete, er fühlte sich aber deutlich unwohl.
"Das weiß ich auch – ich will wissen, ob er je davon sprach, daß er woanders hingehen möchte. Oder ob du einmal deinen jungen Herrn hast reden hören, ob er reisen will !" Langsam nervte es Karl, immer wieder zu hören, wie gut Sam gewesen war – damit konnte er nichts anfangen, denn er mußte wissen, in welche Richtung ihre Spur verlief.
Marco zögerte sichtlich, er dachte nach. "Der junge Herr hatte nie mit mir gesprochen, er sprach nicht mit Arbeitern, es sei denn, er schimpfte sie aus. Was er und Sam besprochen hatten weiß ich nicht." Er redete ein wenig um den heißen Brei, denn Sam hatte mal davon geträumt, nach Alaska zu gehen, aber das war nur eine Schwärmerei gewesen, die jeder Arbeiter einmal hatte. Weggehen und was Eigenes aufbauen. Sam hatte er solche Gedanken nie zugetraut, der Blonde war hier zwar wie fast alle schlecht behandelt worden, aber er war hier immer sehr glücklich gewesen. "Rede schon !" schnauzte Coyote den Italiener an, denn er bemerkte das Hadern. "Irgendwann hatte er von Alaksa geschwärmt, aber das war nie ernst, er wäre hier nie alleine weggegangen. Aber das ist er ja jetzt auch nicht, der junge Herr kam mit." Marco fühlte sich sofort ziemlich beschissen, er hatte Samuel wirklich nicht verraten wollen und er hoffte, dass die Beiden woanders hingereist waren. "Bitte tun sie Sam nicht weh, er würde keiner Fliege etwas zu Leide tun."
"Alaska, Hm ?" Man konnte dem Italiener gut ansehen, wie sehr er sich selbst dafür verwünschte, etwas gesagt zu haben, und alleine das zeigte Karl, daß es die Wahrheit sein mußte. Mit einem kurzen Knurren rollte Karl seine Peitsche auf und zischte noch ein "Mach, daß du weiterkommst." zu Marco ... dann wandte er sich ab und ging nachdenklich geworden zum Feuer zurück, da er wußte, daß Coyote sich um den Sklaven kümmern würde. Zumindest wußten sie nun eine Richtung – er hatte schon erwartet, daß sie weit weg wollten, und Alaska erschien ihm logisch. Er würde Morgen mit Coy Richtung Küste aufbrechen und dort weiterforschen ... gerade Leandro war außergewöhnlich genug, daß sich noch Jemand an ihn erinnern mußte.
Nach einigen Momenten kam Coyote zu ihm - er hatte noch gewartet, bis Marco weg war und ihn beobachtet, damit sie auch sicher alleine waren. Der Indianer setzte sich neben Karl und blickte ihn schweigend an. Erst nach einigen Momenten der Ruhe sprach er leise. "Ich denke, Leandro hat die Flucht geplant. Samuel hätte so etwas nie planen können, er war nicht spontan genug."
"Er wird die Führung übernommen und die Entscheidungen getroffen haben, schließlich wurde er Zeit seines Lebens dazu ausgebildet. Ich denke, wir sollten Morgen losreiten – und zwar zur nächsten, großen Hafenstadt, an der Schiffe nach Alaska gebucht werden können. Sie hatten nicht viel Zeit, um sich einen weiter entfernten Hafen auszusuchen, sie mußten schnell weg und Leandro war verletzt. Wie ich den Don kenne, hat er sich nicht zurückgehalten und seinen Ärger an ihm ausgelassen, ich wundere mich eh, daß der junge Don noch soviel Kraft hatte, daß er fliehen konnte." Sicherlich hatte ihm dieser junge Ire dabei geholfen, doch das war jetzt unwichtig. Sie hatten ein Ziel und Karl würde der Spur nur zu gerne nachgehen. "Hast du diesen Italiener noch beobachtet, Coy ? Wie hat er reagiert, als er zurück zu den anderen Sklaven kam ?"
"Er hat sich zurückgezogen. Er wollte nicht mit ihnen sprechen, weil sie ihn sozusagen auslieferten." Coyote konnte Marco sogar verstehen, er wäre da auch wütend. "Also reisen wir wahrscheinlich nach Alaska ? Das hatten wir noch nicht." Er war gespannt auf die Stämme die dort lebten, und irgendwie hoffte er, dass die Beiden wirklich dorthin geflohen waren.
"Ja – in Alaska waren wir noch nicht, die Meisten sind so dumm und fliehen nach Mexico. Nun – wir werden sehen." Mit den Worten hakte Karl das Thema für Heute ab und legte die zusammengerollte Peitsche zur Seite, ehe er Coyote zu sich zog, hart küßte und erst nach einer Weile wieder losließ. "Du hältst die erste Wache, Coy – ich ruhe und übernehme die zweite Wache." So machte sie es eigentlich immer, wenn sie in der Nähe von anderen Menschen lagerten – so war es sicherer, denn gerade Kopfgeldjäger waren nicht gerne gesehen.
Coyote nickte nur und legte noch etwas Holz ins Feuer. Er beobachtete, wie Karl sich auf seiner Decke zusammenrollte und danach sofort einschlief. Er selber blieb am Feuer sitzen, wenn sich etwas näherte, würde er es bemerken, seine Ohren nahmen die kleinen, unnatürlichen Laute war und würden ihn alarmieren.
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Sam kam mit einem Lächeln heim. Heute war der erste Schnee gefallen und für ihn war es etwas Besonderes. Er hatte noch nie in seinem Leben Schnee gesehen, höchstens auf den Bergkuppen. In seiner Tasche trug er einen Beutel mit Kräutern, die er von einem der Indianer bekommen hatte. Ein Tee daraus schmeckte wohl sehr gut und stärkte die Abwehr gegen die Kälte. Leandro war noch bei seiner Arbeit und so war Sam alleine in ihrer Hütte. Er legte, gleich nachdem er seine Stiefel und den Mantel ausgezogen hatte, etwas Holz im Ofen nach und heizte ihn wieder etwas höher. Dann holte er einen Topf hervor und fing an, einen Eintopf zu kochen. Wenn Leandro heimkam, wäre das Essen dann fertig und Sam freute sich schon auf das frische Brot, daß der Spanier aus der Stadt mitbringen wollte.
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Zwei Stunden später seufzte Leandro erleichtert auf, als er das Kontenbuch schloß, die Schreibfeder reinigte und das Tintenfaß verschloß. So sehr es ihm gefiel, endlich auch etwas tun zu können und sein Wissen für ehrliche Arbeit zu nutzen, er war am Ende des Tages froh, die Kontenbücher schließen zu können. Er verabschiedete sich noch von dem anderen Kontoristen und zog seinen Fellmantel über, nahm den Korb mit den Einkäufen auf und stählte sich innerlich, als er in die Kälte und den eisigen Wind hinaustrat. Es war noch immer ein wenig ungewohnt für ihn, daß hier im Norden der Winter schon so früh begann ... doch er war abgehärtet genug, so daß es ihm nicht viel ausmachte. Als er bei ihrer Hütte ankam, huschte ein Lächeln über die inzwischen weicher gewordenen Züge Leandros und er öffnete die Türe, schloß sie hinter sich und zog seinen Mantel aus, während er seine Gefährten betrachtete. Wie immer, hatte Sam ihnen ein herrlich duftendes Essen gekocht und die Hütte schön warm beheizt ... so wie Lea sie immer säuberte, ehe er ins Kontor ging. "Guten Abend, mein Herz – das duftet herrlich."
"Eintopf ... fehlt nur noch frisches Brot zum Tunken." Sam kam zu Lea, er küsste ihn sanft und nahm dann den Korb mit den Einkäufen ab. Das Brot legte er gleich auf den gedeckten Tisch und den Rest verstaute er in den Vorratsschränken und auch draußen, weil es dort schön kühl war. "Ich habe Kräuter für Tee bekommen, er schmeckt ganz gut."
Inzwischen hatte Lea auch seine Stiefel ausgezogen und kam zum Tisch, legte seine Arme von hinten um seinen Schatz und drängte sich etwas an ihn heran, während er den inzwischen noch härter gewordenen Muskeln Sams nachfühlte. "Tee ? Ich bin schon gespannt ... er wird jedenfalls besser schmecken als das Waschwasser, das sie im Laden verkaufen. Du fühlst dich so gut an, mein Herz – komm, laß uns schnell essen, damit wir noch ein wenig Zeit für uns haben, Hm ? Der morgige Tag beginnt früh genug für uns Beide."
So hatten wirklich nur noch wenig Zeit für sich selber, aber sie waren frei, hatten Arbeit und somit ein eigenes Leben. Sam holte noch den Tee, den Kochtopf und stellte Beides auf den Tisch, damit sich jeder von ihnen bedienen konnte. "Ich hab Kaninchen mit im Eintopf." Gestern hatte er es mitgebracht und am Abend hatte er das Fell abgezogen, damit er es Heute kochen konnte.
"Kaninchen ? Das klingt gut, mein Herz – ein wenig Abwechslung zu dem Rehfleisch, das wir sonst immer essen." Mit einem leisen Schmunzeln setzte sich Lea an den Tisch und wünschte Sam noch einen guten Appetit, ehe er zu essen begann und es sichtlich genoß. Auch wenn es nur ein einfaches Essen war – es schmeckte ihm besser als die feinen Speisen, da es ihm zeigte, daß sie hier nicht mehr unter der Fuchtel seines Vaters waren. "Ich habe gehört, daß ihr Morgen wieder neues Holz holt, da das alte schon zersägt und verarbeitet ist ... werdet ihr weit weg gehen ?" Es machte ihm doch ein wenig Sorgen, da es hieß, daß Sam mehrere Tage weg sein würde ... und er hörte immer wieder, daß bald die ersten Schneestürme kommen würden.
"Hm ... ja, wir müssen hoch zum Pass. Aber einige der Indianer kommen mit, sie wissen, wann das Wetter umschlägt." Sam erklärte leise und tunkte sein Brotstück in den Eintopf. "Ich werde auf mich aufpassen, ist versprochen." Er wusste, daß Leandro sich sorgte ... gerade jetzt, wo der Winter angebrochen war, wurde das Leben hier schwieriger.
Doch die Nachricht, daß die erfahrenen Scouts mitkamen, beruhigte den jungen Spanier und er atmete erleichtert aus, aß noch ein wenig und gab den Rest seiner Portion Sam, da ihm dieser wie immer viel zu viel in die Schüssel getan hatte. Dann stand er auf, nahm den Wasserkessel vom Ofen und goß ein wenig heißes Wasser in die große Waschschüssel, ehe er leise summend kaltes Wasser dazugoß und schon damit begann, sein Geschirr sauberzuwaschen. Auch wenn er es erst hier gelernt hatte – Lea fand inzwischen schon fast Gefallen an den einfachen Hausarbeiten, mit denen er ihr Zusammenleben sichtlich erleichtern konnte.
Sam aß noch den Rest auf und brachte die Schüssel dann zu Leandro. Es war für ihn immer noch ein wenig ungewohnt, daß sie jetzt wirklich so frei leben konnten. Selbst, daß sie zusammen wohnten, fiel hier nicht großartig auf, Keiner sprach darüber. Er blieb hinter dem Kleineren stehen und umfasste ihn mit seinen Armen. "Wenn ich nicht da bin, passt du gut auf dich auf, ja ?" Auch er sorgte sich, denn hier gab es viele Raubeine.
Noch im gleichen Moment, in dem Lea ihn hinter sich fühlen konnte, lehnte er sich an Sam an und schloß die Augen. Es war immer wieder schön, ihn so nahe bei sich zu fühlen und die Sorge des jungen Iren rührte ihn zutiefst. "Aber natürlich, mein Herz ... das weißt du doch. Du brauchst dir keine Sorgen machen - seitdem du den Holzfällern gezeigt hast, was passiert, wenn sie das versuchen, traut sich Keiner mehr." Es war Lea noch frisch in Erinnerung ... kaum, daß sie einige Tage hier waren, kam ein solches Raubein und forderte Sam heraus. Der Kampf dauerte nicht lange und ein weiteres Mal zeigte der junge Ire das Temperament seiner Herkunft, so daß seither Keiner mehr so dumm war, ihn herauszufordern.
Daß bei Samuel das irische Blut durchbrach, passierte nur selten und nur dann, wenn er angegriffen wurde. Es gab eine Hackordnung bei den Männern und Sam stand schon länger nicht mehr ganz unten. Allerdings hasste er es, zuschlagen zu müssen. "Ich mags nicht, Jemanden zu schlagen, ich hoffe, es geht auch mal ohne." Seine Nase vergrub er in das weiche Haar seines Liebsten und atmete dessen Duft tief in seine Lungen.
Gerade diese so uneigennützige Sanftheit war es, die Lea immer wieder verwunderte. Doch noch mehr als das genoß er die Zärtlichkeiten Sams und drehte sich langsam in dessem Griff, hob den Kopf und fing die Lippen des jungen Iren mit den seinen. Erst nach einer Weile, als er fühlte, daß Sam ruhiger wurde, löste der Spanier den Kuß wieder und lächelte zu ihm auf. Dann hob er die Rechte und legte sie sanft an die Wange Sams, streichelte durch das dichte, blonde Haar und schmunzelte, als er die leichten Bartstoppeln an seiner Handfläche fühlen konnte. "Du solltest dich wieder rasieren ... oder möchtest du dir als Schutz vor der Kälte einen leichten Bart wachsen lassen ? Viele machen es so."
Man sah Samuel an, daß er überlegte. Die Männer trugen jetzt schon alle dichtere Bärte, er fiel unter ihnen schon richtig auf, nur die Indianer hatten keine Bärte. "Die Anderen meinen, es schützt wirklich vor der Kälte. Aber ich hatte noch nie einen Bart." Er wurde etwas unsicher, weil er sich nicht entscheiden konnte. "Meinst du, ich sollte auch ?"
"Nun ... es wäre eine schöne Abwechslung, einmal etwas weiches Haar zu fühlen. Aber laß ihn nicht zu lang werden, ja ? Ich möchte nicht ewig nach deinen Lippen suchen müssen ..." Lea lächelte verschmitzt zu ihm auf – er hatte sich schon lange darüber Gedanken gemacht und gerade bei dem hereinbrechenden Winter war es wirklich nützlicher. Er selbst hatte damit keinerlei Probleme – wie auch die Indianer, bekam er keinen Bartwuchs, eine Eigenart, die früher bei den Mönchen und später bei seinem Vater für Mißtrauen und Spekulationen gesorgt hatte, ihm jetzt jedoch dabei half, mit den Indianern Freundschaften zu schließen. Eine Tatsache, die ihn noch immer etwas verblüffte – doch er mochte ihre Gesellschaft und genoß es, mit ihnen zu reden, da sie ebenso ehrlich und direkt wie auch Sam waren.
"Dann mache ich das." Sam lächelte breit und küsste seinen Liebsten, bevor er ihn hochhob und einmal herumwirbelte. Er hielt ihn noch kurz hochgehoben, dann stellte er ihn wieder ab. "Können wir ins Bett ?" Er wollte noch Zeit mit ihm verbringen, bevor er Morgen auf den Pass ging, sie würden dort einige Tage bleiben müssen.
Leise lachend, ließ sich der Schlankere herumwirbeln und schmunzelte – dann zog er ihn in einen sehr viel leidenschaftlicheren Kuß, hielt ihn so lange es ging und wisperte schließlich atemlos an dessen Lippen. "Ich dachte schon, du frägst nie, mein Herz. Laß uns ins Bett gehen, du mußt früh aufstehen ... das Geschirr kann bis Morgen warten, mach dir darum keine Sorgen."
"Mach ich nicht." wisperte Sam, dann packte er seinen Schatz und trug ihn einfach zum Bett. Er wollte die Zeit genießen, denn er wollte nicht fremdgehen, wenn er mit den Anderen zusammen war.
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