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”A thousand beautiful things” 01
 

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Leise vor sich hinsummend, betrachtete Keiv die Schaufenster, an denen er langsam vorbeiging, besah sich das eine oder andere näher und lächelte manchmal, wenn er sich überlegte, ob er die Dinge darin wohl brauchen konnte. Aber wie immer verwarf er diese kleinen Träume wieder, denn auch wenn er sich eine Wohnung kaufen wollte, noch hatte er sie nicht und es war töricht, an eine Einrichtung zu denken. Doch dann schalt er sich selbst einen Narren und schmunzelte, denn gerade diese kleinen Schaufensterbummel und das Träumen mochte der junge Autor, da es ihn ein wenig ablenkte. Das leise Knurren seines Magens lenkte ihn jedoch von weiteren Träumen ab und Keiv seufzte leise, steckte die Hände in die Hosentaschen und sah sich nach einer Möglichkeit um, seinen Hunger zu stillen. Auf die üblichen Imbißbuden hatte er keine rechte Lust und in ein großes Lokal würde er sich niemals reinsetzen – allein schon der Gedanke an einen Ober, der über seine einfache Jeans und das ebenso einfache Shirt die Nase rümpfen würde, ließ Keiv leise schmunzeln und er ging weiter, bis er schließlich das einladende Schild eines kleinen Imbisses sah. Schon von außen erkannte man, daß der Imbiß zwar klein, aber dennoch gut zu sein schien – die Portionen waren nicht zu klein, es sah appetitlich aus und die Leute, die in dem Imbiß aßen, reichten von Müttern, die mit ihren Kindern da waren, über Jugendliche bis zu Bankern und Angestellten. Die Entscheidung fiel schnell und so betrat auch Keiv den Laden, stellte sich an der Schlange an und nahm schon einmal ein Tablett, um sich an der Ausgabe schließlich eine Portion Geschnetzeltes mit Reis geben zu lassen.

Derweil kaute Oliver sein Steak und pickte ein paar Bratkartoffeln auf, um sie sich auch noch in den Mund zu schieben. Nebenher las er in einer Zeitung, denn nur Mittags und Abends, wenn er heimkam, hatte er Zeit, die täglichen Schlagzeilen zu lesen. Es standen die üblichen Dinge drin, Mord und Totschlag, Lästerei und all das, was man eigentlich ungern las. Die Zeitungen schienen aber nichts Vernünftiges mehr zu drucken, und so begnügte er sich mit einem Artikel über die neusten Genialitäten der Politiker. Daß es im Imbiss rammelvoll war, störte ihn nicht, er war es gewohnt, denn er kam jeden Mittag her, um was Vernünftiges zwischen die Zähne zu bekommen.

In der Zwischenzeit kam Keiv an der Kasse an und zahlte, ehe er sich mit dem Tablett umwandte und innerlich aufseufzte. Der Imbiß war wirklich voll – und zwei der drei letzten, noch sichtbaren Plätze wurden gerade von seinen Vorgängern besetzt. Also beeilte sich der Braunhaarige, in die Richtung des noch freien Platzes zu gehen und blieb schließlich daneben stehen, um den dort sitzenden, ein wenig größeren Mann anzusprechen. "Verzeihen sie, ist hier noch frei ? Die anderen Plätze sind leider schon besetzt ..."

"Hm ? Ja, der Platz ist noch frei." murmelte Oliver und sah dann auf. Vor dem Tisch stand ein hübscher, junger Mann, der ihn ein wenig musterte, und Oliver musterte ihn ebenso unaufdringlich. Irgendwoher kannte er ihn, aber ihm fiel jetzt nicht ein, woher. Die Zeitung legte er dann rasch beiseite und er schob sein Colaglas etwas zu sich hin, damit der Braunhaarige genug Platz hatte. "Normal ist es nicht so voll um die Zeit."

Leise schmunzelnd wartete Keiv, bis der Andere soweit war, ehe er das Tablett hinstellte und sich auf den Platz setzte. "Danke. Und nunja, ich bin das erste Mal hier – es sah von außen sehr einladend aus, nicht zu fein und auch nicht so abgemustert wie die Burgerbuden. Einen guten Appetit noch, mein Herr." Das Letztere war freundlich gemeint, da Keiv es gewohnt war, auch anderen, die mit am Tisch aßen, einen guten Appetit zu wünschen. Dann begann er selbst zu essen und sah nur hin und wieder zu den anderen Menschen um sie herum, oder auch manchmal zu dem Mann, der ihm gegenüber saß. Er schien noch jung zu sein, vielleicht Mitte Zwanzig – gepflegt, wenn auch nicht zu überzogen, gut angezogen, doch auch nicht so zugeknöpft wie ein Banker, angenehm ruhig und von etwas breiterem Körperbau. Das Letztere fiel dem Braunhaarigen besonders auf, da er gerne auf so etwas achtete – der Mann ihm gegenüber hatte eine natürliche Kraft, man sah, daß diese Muskeln durch Arbeit entwickelt worden waren und nicht durch ein Studio. Doch man sah auch, daß dieser Mann mittlerweile eher im Sitzen arbeitete - über den Muskeln bildete sich langsam eine leichte Fettschicht, welche die eigentlich harten Konturen der Muskeln weicher machte und sich ein klein wenig in dem leichten Bauch zeigte, den man unter dem Rollkragenpullover erahnte. Erneut huschte ein leichtes Lächeln über die Züge Keivs, als er sich darüber klar wurde, was er eigentlich schon alles an seinem Gegenüber bemerkt hatte – jedoch nicht, welche Augenfarbe dieser besaß.

Oliver hatte eher auf seinen Teller gekuckt und wagte kaum aufzusehen. Auf das 'Guten Appetit' hatte er nur ein leises "Ebenso." geantwortet. Er war überrascht, daß es nicht gehässig klang, denn oft spielten Leute damit auf sein kleines Gewichtsproblem an. Als er studierte, war er noch sportlich gewesen, aber der Job war so stressig und arbeitsintensiv, daß er nicht mehr dazu kam, Sport zu treiben. Nach einer Weile sah er dann doch kurz auf und sein Blick traf den seines Gegenübers. Oliver sah sofort wieder verlegen auf seinen Teller und pickte die letzte Bratkartoffel auf. Nur klingelte sein Handy, bevor er sie sich in den Mund stecken konnte, und er ging eilig ran, damit sich Keiner beschwerte. "Was ist denn ?" wisperte er leise. Es war sein Kollege, das hatte er an der Nummer auf dem Display erkannt. "Die Pläne liegen auf dem Schreibtisch ... Nein, sie sind da, ich hab sie doch dort hingelegt ... warte, ich bin gleich da." Dann legte er auf. "Entschuldigung ... einen schönen Tag dann noch." Und schon nahm er sein Tablett, stand auf und brachte es zur Tablettabgabe, bevor er aus dem Imbiss eilte und über die Straße zu seinem Büro lief.

Nun doch ein wenig überrascht, blickte ihm Keiv noch nach, bis die Türe des Büros hinter dem Schwarzhaarigen wieder zuging. Dies war so schnell gegangen, daß er nicht einmal die Zeit gehabt hatte, sich zu bedanken und ihm auch einen schönen Tag zu wünschen. Ein wenig gedankenverloren blickte der Braunhaarige auf den nun leeren Platz und dachte über das ein wenig eigentümliche Gespräch nach, das er unfreiwillig mitgehört hatte – der Andere war nicht gerade leise gewesen und auch wenn Keiv es eigentlich nicht wollte, so hatte er doch mitbekommen, wie der Andere schon fast hysterisch gezetert hatte. 'Klarer Fall von Workaholic – wie kann Jemand sich nur so aufregen und den Anderen nicht mal in Ruhe zu Mittag essen lassen ? Seltsame Type am Handy, ich beneide ihn nicht, daß er mit so etwas arbeiten muß. Hmmm ... Pläne ...' Noch während er weitergrübelte, aß Keiv noch von seinem Geschnetzelten und bemerkte nur nebenher, daß das Lokal sich langsam leerte und er auch alleine an seinem Platz blieb. Doch dann hörte er auf, soviel nachzudenken, aß auf und brachte das Tablett weg, ehe er aus dem Lokal trat und überlegte, sich noch ein wenig umzusehen. Schließlich hatte er ja genug Zeit – mehr, als ihm eigentlich lieb war, ein Gedanke, der Keiv wieder leise aufseufzen ließ, ehe er leise summend erneut an den Schaufenstern vorbeiging und nach einer Weile die Straße wechselte, um sich dort die Läden anzusehen.

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Am nächsten Morgen kam Oliver in den Imbiss, um sich sein übliches Frühstück zu besorgen. Wenn man es genau bedachte, war er hier wirklich schon ein Stammkunde. "Morgen, Oliver, das Übliche ?" Der Schwarzhaarige nickte und der Koch packte ihm Rührei mit Speck und einem Brot auf den Teller. Oliver selbst nahm sich noch einen Kaffee und bezahlte dann,bevor er sich mit dem Tablett auf den Weg in die ruhige Ecke machte, in der er immer frühstückte. Doch da saß schon Jemand und Oliver erschrak fast. Es war der selbe Mann, der ihm Gestern gegenüber gesessen hatte. "Guten Morgen."

Keiv wollte gerade seinen Kakao aufnehmen, als das Licht sich ein wenig verdunkelte und eine ihm bekannte, angenehme und tiefe Stimme erklang. Überrascht blickte er auf und lächelte, zog Buch und Teller ein wenig näher zu sich und nickte einladend auf den anderen Stuhl. "Auch ihnen einen guten Morgen, mein Herr. Es ist ein angenehmer Zufall, sie wiederzusehen – scheinbar hatten wir Beide den gleichen Gedanken, Hm ? Nur daß unsere Geschmäcker ein wenig verschieden sind ..." Das Letztere wurde von einem leisen Lachen begleitet, das aber eher auf sich selbst gerichtet war, denn hier in Amerika war es eigentlich nicht üblich, zum Frühstück Kakao und Kuchen zu essen.

Der Größere setzte sich und wirkte wieder etwas verlegen. "Ich denke, das ist Geschmackssache." wispernd, blickte er auf seinen vollen Teller und lächelte schief. Sein Teller war ziemlich voll, er musste unheimlich verfressen aussehen.

"Ich weiß – ich ecke oft an, wenn ich den Leuten erklären möchte, daß ich in der Frühe eher etwas Süßes möchte. Übrigens auch der Grund, weshalb ich hier bin – das ist schon mein zweites Stück Kuchen, es gibt nicht viele Restaurants, die um diese Zeit schon einen solch guten Schokoladenkuchen verkaufen." Bei dem Geständnis erwachte einen Moment lang eine leichte Röte in Keivs Wangen, ehe er sie mit einem leichten Schmunzeln wieder vertrieb. "Bitte verzeihen sie – ich rede hier und sie möchten in Ruhe essen, nicht wahr ?"

"Nein, schon gut." wisperte Oliver und aß dann ein paar Happen, weil er gemerkt hatte, daß sein Gegenüber nicht jeden Bissen zu zählen schien, den er nahm. "Ich komme jeden Tag her ... ich habe keine Zeit, selber zu kochen." erklärte er, nachdem er geschluckt hatte, und trank dann einen Schluck Kaffee. "Sie müssen mal den Apfelkuchen probieren ... Donnerstags gibt es immer ganz frischen, weil Horace Mittwochs frische Äpfel kauft."

Während der Schwarzhaarige aß, hatte Keiv ein wenig weitergelesen, doch bei dessen Worten sah er wieder auf und hörte ihm zu. "Wirklich ? Dann werde ich Morgen definitiv da sein, denn ich liebe Apfelkuchen. Sogar noch mehr als Schokoladenkuchen, eine meiner größten Schwächen. Oh, bitte verzeihen sie – ich wünsche ihnen noch einen guten Appetit, auch wenn sie ihn schon zu haben scheinen. Das Essen hier ist ziemlich gut, vor allem für den Preis – ich kann verstehen, daß sie hier oft essen, vor allem, wenn sie wenig Zeit haben. Ist denn Gestern noch alles gutgegangen ? Sie schienen sehr in Sorge wegen dem Anruf. Wenn ich fragen darf, natürlich." Das Letztere fügte Keiv noch an, da er schon wieder ins Reden gekommen war und wie immer auch in etwas persönlichere Fragen gerutscht war.

"Hm ? Oh, sie können ruhig fragen ... das Gestern war ja auch sehr übereilt. Das Problem hat sich rasch gelöst, es lag alles da, wo ich es hingelegt hatte. Mein Kollege hat es nur übersehen." Übersehen war gut, es hatte direkt vor seine Nase gelegen, er hatte die Pläne nicht erkannt. Allein die Erinnerung daran war ärgerlich und er hatte von Brad nur ein knappes Sorry bekommen.

Das bemerkte Keiv deutlich und haderte ein wenig mit sich, ob er nun darauf eingehen sollte oder lieber nicht. Letztlich entschied er sich jedoch und legte einen Moment lang seine Hand auf die größere seines Gegenübers, drückte sie kurz und nahm sie dann wieder weg, als er ihm antwortete. "Das passiert öfters, als man denkt – gerade, wenn man in Eile ist oder unter Streß steht, übersieht man das, was direkt vor einem liegt, sehr gerne. Sie glauben gar nicht, wie oft ich meine Brille suche und wenn ich sie endlich finde, steckt sie meistens oben in meinen Haaren ..."

Der Größere hatte einen Moment auf die schlankeren Hände des Kleineren gekuckt und innerlich gelächelt, weil die Fingernägel verschieden lang waren. Sie waren scheinbar hin und wieder abgebrochen. "Wenn ich ehrlich bin ... er hat die Pläne nicht erkannt. Als ich kam, hatte er sie in der Hand und hat mich gefragt, ob das die Pläne sind." So im Reden vergaß Oliver ganz sein Essen und so war er auch nicht fertig, als er auf die Uhr sah und leise fluchte. "Ich muss dann leider los, ich habe einen Termin." Er nahm sich aber die Zeit, um sich zu verabschieden. "Vielleicht sehen wir uns ja noch mal."

"Oh verdammt – ich habe sie aufgehalten." Man merkte Keiv an, daß er sich deshalb ärgerte und so fällte er innerhalb eines Herzschlages eine Entscheidung. "Wenn sie möchten – ich lade sie heute Mittag ein. Es ist meine Schuld, daß sie mit dem Frühstück nicht fertig wurden und es ist das Mindeste, das ich ihnen dafür als Entschädigung bieten kann." Man merkte ihm an, daß er es ernst meinte – und daß es ihm etwas bedeutete, dafür grade zu stehen.

Das sorgte dafür, daß Oliver ihn seltsam ansah. Mit so etwas hatte er nicht gerechnet, er hatte schon Sachen gehört wie "Macht ja nichts, hast ja noch Reserven da." Und anderes auch noch. "Das müssen sie nicht. Ein wenig weniger schadet mir denk ich, nicht ... auf Wiedersehen dann." Verlegen ging Oliver los und eilte wieder über die Straße zu seinem Büro.

"Schade." Leise seufzend, sah ihm der Braunhaarige noch nach, doch dann widmete er sich wieder seinem Kakao und dem Buch, in dem er schon gelesen hatte, als dieser nette Mann hergekommen war. Daß hin und wieder die Bedienung kam und seine Tasse nachfüllte, bemerkte Keiv nur am Rande und bezahlte, doch er war eher von dem Roman gefesselt und lächelte dann und wann, wenn er an eine amüsante Stelle kam. Wie immer, vergaß er darüber völlig die Zeit – eine Fähigkeit, für die er einerseits gehänselt und manchmal auch beneidet wurde.

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Gegen Mittag kam die Bedienung an den Tisch von Kaiv und hielt eine Karte in der Hand. "Möchten sie vielleicht die Mittagskarte haben ?" fragte die junge Frau höflich und wartete geduldig eine Antwort ab. Hinter ihr klingelte die Imbisstür und Oliver kam herein, um seine Mittagspause zu machen. Die junge Frau drehte sich leicht um und winkte ihm mit einem "Hallo Oliver." Oliver erstarrte, als er sah, daß der hübsche Mann noch immer am selben Tisch saß. Hatte er etwa auf ihn gewartet ?

Der gab gerade eben die Karte wieder zurück und lächelte, als er den großen Schwarzhaarigen hereinkommen sah. Dann wandte er sich jedoch der Kellnerin zu und bestellte eine Apfelschorle und einen großen, gemischten Salat, darauf hoffend, daß der Mann, der offensichtlich Oliver hieß, wieder an den Tisch kam, um hier das versprochene Mittagessen zu genießen und vielleicht ein wenig zu reden.

Es war der Stammplatz von Oliver, Gestern hatte er sich nur woanders hinsetzen müssen und so entschloss er sich jetzt kurzerhand, daß er sich wieder zu dem jungen Mann setzte. "Ich nehme das Gulasch mit Nudeln." Er hatte nebenher den Blick von Josy aufgefangen und bestellte auch gleich. "Waren sie die ganze Zeit hier ?" fragte er schließlich den jungen Braunhaarigen und er setzte sich wieder gegenüber von ihm hin. "Ich heiße Oliver Maxwell." Für Oliver war es Zeit, sich vorzustellen, schließlich sahen sie sich ja schon zum dritten Mal. Zu den Worten reichte er Keiv seine Hand.

Ein wenig verlegen nahm der Schlankere die Hand an und drückte sie, lächelte und stellte sich nun seinerseits vor. "Keiv Alden, es ist mir eine Ehre. Und ja – ich war die ganze Zeit hier und habe gelesen." Bei dem Letzteren wurde er noch ein wenig verlegener, denn für einen Berufstätigen wie Oliver mußte es aussehen, als ob er nichts zu tun hätte, was ja eigentlich auch ein wenig stimmte.

Den festen Händedruck erwiderte Oliver eher sanfter und er lächelte, als er sah, daß Keiv etwas verlegen wurde. Er fand es schön, daß es noch Menschen gab, die Zeit hatten, um zu lesen und länger wo zu sitzen. "Sehr erfreut." wisperte er und musterte den Braunhaarigen erneut ein wenig und vor allem unauffällig. Das braune Haar war lang und glatt und die braunen Augen passten wirklich ganz wunderbar zu dem hübschen Gesicht. Daß sich so ein schöner Mann mit ihm abgab, war ihm etwas befremdlich, normal lästerten solche Männer über ihn ab. Dabei war er nicht mal so übergewichtig wie andere Menschen, doch bei ihm schien es besonders aufzufallen.

An so etwas dachte Keiv aber nicht – er gab nicht allzuviel auf Äußerlichkeiten, weshalb er sich selbst auch nicht als hübsch ansah oder sich Mühe gab, sich besonders herzurichten. Als die Bedienung mit dem Essen kam, bezahlte er gleich für sie Beide und lächelte aufmunternd, als sie wieder gegangen war, zu seinem Gegenüber. "Einen guten Appetit – und keine Widerrede, ich habe sie schon in der Frühe eingeladen." Dann widmete er sich seinem Salat und knabberte genießend an einigen Gurkenscheiben, während er sich die Seite, die er gerade laß, einmerkte und das Buch dann zur Seite schob.

Trotz allem entfleuchte Oliver ein leises "Aber ...", doch er verstummte dann doch und seufzte leise. "Sie sind seltsam. Laden mich ein, obwohl sie mich nicht kennen." Dann fing er an, langsam zu essen, denn Mittags nahm er sich meist etwas Zeit, es sei denn, es kam halt was dazwischen, so wie Gestern.

Die Bemerkung ließ Keiv leise schmunzeln und er nickte, spießte sich ein Salatblatt auf und aß es, ehe er ihm antwortete. "Das stimmt – aber sie sind mir sympathisch. Sie sind ruhiger als diese gehetzten Leute – ich bin ehrlich, ich habe es noch nie verstanden, wie man sich willentlich so viel Streß machen kann. Gut, auch ich stehe manchmal unter Druck, denn ich bin freischaffend – aber selbst dann lege ich nur ein wenig zu und nehme mir dabei immer noch ein wenig Zeit für mich selbst. Außerdem habe ich einen großen Fehler – ich bin sehr vertrauensselig, auch wenn mich meine Menschenkenntnis bisher zum Glück noch nie im Stich gelassen hat. Außerdem haben sie wegen mir nicht richtig frühstücken können und ich kann mir denken, daß sie viel zu arbeiten haben, wenn sie dafür sogar in der Mittagspause gestört werden. Sie sind Architekt, nicht wahr ? Sie gingen Gestern in dieses Büro und sie haben von Plänen gesprochen ..." Man hörte heraus, daß Keiv neugierig war – doch es blieb unaufdringlich, er wollte nicht aushorchen, sondern lediglich ein wenig mit seinem Gegenüber reden.

"Nun, solang sie sich auf ihre Menschenkenntnis verlassen können, ist es auch kein Fehler, wenn man schnell vertraut." wisperte Oliver und lächelte sanft. Er mochte Keiv gern, gerade weil er so offen war. "Und ja, ich bin Architekt. Allgemein und auch Innenarchitekt, ich möchte die Häuser auch gern einrichten, die ich entwerfe, und Wohnungen einzurichten macht auch viel Spaß."

Einen Moment lang saß der Braunhaarige da, als wäre er gegen eine Wand gerannt – doch dann erwachte ein Lächeln auf seinen Lippen, das immer tiefer wurde, als er langsam verarbeitete, was ihm hier für ein Glücksfall begegnet war. "Sie sind auch Innenarchitekt ? Das ist ... ich kann es nicht fassen, daß mir das passiert. Ich bin auf der Suche nach einer eigenen Wohnung, die aber noch nicht fertig eingerichtet ist – ich habe zwar ein paar Vorstellungen, doch ich bin ehrlich gesagt eine Niete, wenn es darum geht, mir Möbel aus einem Kaufhaus in einer Wohnung vorzustellen. Auch wenn ich jetzt fürchterlich aufdringlich bin – können sie mir vielleicht helfen ? Also mit einer Wohnung, die vielleicht gerade gebaut wird oder eben noch nicht eingerichtet ist ?"

Oliver kuckte nun ebenso verdattert, doch dann lächelte er breit und nickte. "Sie haben Glück, Keiv. Vor kurzem ist eine Wohnanlage fertig geworden, die ich entworfen habe, und es sind noch nicht alle Wohnungen vergeben. Und ein Penthouse ist auch noch frei."

"Ein Penthouse ? Das wäre herrlich ... sagen sie, könnte ich vielleicht nach der Mittagspause mit in ihr Büro kommen und es mir ansehen ? Und haben sie vielleicht ein Model ? Das ist leichter für mich, wie ich schon sagte, ich habe ein kleines Problem mit dem räumlichen Vorstellungsvermögen ..." Dieses Eingeständnis fiel Keiv nicht leicht, denn es sorgte oft genug für peinliche Situationen ... doch er konnte es nicht ändern, so sprühend seine Fantasie in Worten war, so sehr ließ sie ihn in diesen Dingen im Stich. Daß sein Gegenüber weder schacherte noch handelte oder versuchte, ihm etwas ganz besonders dringlich anzupreisen, beeindruckte den Braunhaarigen sehr – auch das war selten, paßte jedoch zu dem ruhigen und vertrauenswürdigen Wesen, das Keiv bisher bei dem Architekten gesehen hatte.

Oliver nickte leicht. "Sehr gern, wenn sie möchten. Ein Model habe ich da, sie können es sich dann genau ansehen." Der Größere freute sich, denn er schien Keiv eine echte Hilfe zu sein. "Und wenn ihnen das Penthouse gefällt, sagen sie mir, was ihnen gefällt, und ich mache am Computer ein Einrichtungsmodel in 3D." Er liebte diese Spielerei, denn dort konnte man Träume verwirklichen. Viele seiner Kunden wussten es auch sehr zu schätzen, denn so hatten sie einen räumlichen Überblick.

"In 3D ? Wow ..." Der Schlankere war ehrlich beeindruckt und vergaß sogar einen Moment lang den Salat auf seiner Gabel – als er es bemerkte, lächelte er verlegen und aß weiter, während er überlegte und schließlich leise schmunzelte. "Jetzt können sie sich sogar richtig schön Zeit lassen mit dem Essen, Oliver ... denn schließlich haben sie einen neuen Kunden an Land gezogen und das zählt schließlich auch, nicht wahr ? Dann können wir uns in Ruhe unterhalten und sogar noch eine Nachspeise genießen ..." Gerade die Möglichkeit, sich Veränderungen der Einrichtung in einem 3D-Programm anzusehen, erleichterte Keiv vieles, denn er hatte zwar Ideen und sah manches in Einrichtungshäusern oder im Fernsehen, doch es blieb noch immer das leidige Problem des Umsetzens in seinem Kopf. Und vielleicht würde sich die Gelegenheit bieten, ein wenig mehr Zeit mit diesem netten Architekten zu verbringen. Innerlich schüttelte Keiv den Kopf, doch er konnte nicht vermeiden, daß er Gefallen an diesem ruhigen, sympathischen Mann fand.

"Gern, dann können sie mir ja sagen, was sie sich in etwa vorstellen, Hm ?" Oliver war wirklich froh, so konnte er in Ruhe essen, einen kleinen Nachtisch genießen und sich mit Keiv unterhalten. "Dann kann ich mir schon Gedanken machen." fügte er an und nahm einen Bissen von seinem Gulasch. Die Nähe des Braunhaarigen war wirklich angenehm, er hatte keine Vorurteile und war sehr höflich.

Keiv sah ihm hin und wieder beim Essen zu, während er seinen Salat gabelte ... zwischendurch unterhielten sie sich ein wenig über die generellen Vorstellungen, die der Schlankere hatte und auch über die Größe des Penthouses und die Gegend, in der es stand, doch sie schweiften nach einer Weile wieder ab und begannen, sich über alltäglichere Dinge zu unterhalten. Auch Keiv genoß die Nähe des Anderen und dessen sichtliche Freundlichkeit; als sie schließlich mit ihrem Mittagessen fertig waren, nahm der Braunhaarige einfach ihre Tabletts und brachte sie weg, ehe er ihnen je ein Stück Kuchen holte, für sich selbst einen Kakao und für Oliver einen Kaffee, damit sie noch ein wenig reden konnten.

Nicht lange danach war auch der Kuchen aufgegessen und Oliver sah auf die Uhr. "Ich denke, es wird Zeit, wir sollten langsam rübergehen." Er stand langsam auf und wartete auf Keiv. Neben ihrem Gespräch hatte er sich schon einige Gedanken gemacht, und diese wollte er dem Braunhaarigen nun am Computer zeigen.

Mit einem kurzen Nicken steckte der Braunhaarige das Buch in seine Tasche und nahm die Jacke, legte sie sich über den Arm und folgte Oliver aus dem Lokal hinaus, nachdem er sich die Tasche umgehängt hatte. "Sie essen hier jeden Tag, nicht wahr ? Ich kann sie verstehen, gerade die ruhigeren Tische an der Seite sind einfach nur wundervoll. Auch wenn es jetzt dumm klingt – so gut wie Heute habe ich mich schon lange nicht mehr unterhalten." Als sie schließlich auf der anderen Seite vor der großen Glastüre zu dem Bürokomplex ankamen, huschte ein kurzes Lächeln über Keivs Züge, als er das schlichte, doch schöne Schild des Architekturbüros sah. "Dinian und Maxwell nicht wahr ? Ich hätte auch von selbst darauf kommen können, wenn ich ein wenig umhergesehen hätte."

"Das Schild ist sehr schlicht, ich habe es entworfen ... es kann schon mal übersehen werden." Es waren solche Kleinigkeiten, die Oliver gern entwarf, auch wenn er sich ebenso gern großen Projekten widmete. "Bitte kommen sie." Mit den Worten führte er Keiv hinein und zum Fahrstuhl. Sie fuhren dann ganz nach oben und dort erwartete Keiv ein durch das Glas sehr helles und offen gestaltetes Büro.

Während der Aufzugfahrt hatte der Braunhaarige die Gelegenheit wahrgenommen, ein wenig näher zu kommen und auch einen Moment lang den Körper des ein wenig Größeren zu berühren. Wie er es sich schon gedacht hatte, fühlte man unter der leichten Fettschicht noch immer kräftige Muskeln und selbst diese leichte Schutzschicht war ein wenig fester und zeigte von der noch immer vorhandenen Kraft dieses Mannes. Zum Glück stand Keiv vor dem Schwarzhaarigen und der Aufzugspiegel lag in dessem Rücken, so daß Oliver nicht bemerkte, wie einen Moment lang ein leichter, roter Schatten auf den Wangen des Schlankeren erwachte und ein leichtes Flattern in seinem Inneren begleitete. Er hatte sich aber wieder unter Kontrolle, als die Aufzugtüren sich öffneten und staunte sichtbar, als er vor sich das Büro erblickte.

"Kommen sie nur ... keine Scheu." Oliver lächelte und schob sich vorsichtig an Keiv vorbei. In der Tür blieb er stehen, damit sie offenblieb, denn der Kleinere staunte so sehr, daß er Gefahr lief, daß die Tür wieder zuging und er wieder hinabfuhr. "Sie können sich ruhig umsehen." Wie sehr würde Keiv staunen, wenn Oliver erzählte, daß dies sein erstes Projekt war ? "Ich hab's entworfen, daher habe ich auch das Penthouse-Büro."

Mehr als nur erstaunt blickte Keiv zu dem Größeren, ehe er lächelte und leicht den Kopf schüttelte. "Sie überraschen mich immer wieder, doch eigentlich ist es klar erkennbar. Das Design dieses Bürohauses – so hell, eher leicht und das viele Grün, das sie verwendet haben. Allein schon das Atrium im Eingang macht aus diesem Geschäftshaus ein Juwel – und es erklärt, wieso hier so viele Ärzte und Anwälte ihre Praxen haben. Ich bin schon auf das Wohnhaus gespannt, das sie entworfen haben – wenn es auch nur halb so schön ist wie dieses Haus, dann bin ich schon jetzt gespannt." Während er sprach, ging Keiv schon vor und hielt Oliver die Türe des Büros auf, um ihn höflich vorzulassen.

"Es ist auch sehr luftig gehalten ... ich zeige es ihnen gleich." Oliver ging durch die Tür und nickte seiner Sekretärin zu. "Sagen sie Boyd, daß ich ihn einer Besprechung bin und nicht gestört werden möchte ... sollte er etwas wollen." Dann ging er zu seiner Bürotür und ließ Keiv herein. "Bitte machen sie es sich gemütlich." Auch das Büro war gläsern gehalten, das Glas, welches das Büro vom Eingang trennte, war milchig und man konnte nicht hindurchsehen. Jedenfalls unten, ab zwei Metern Höhe war es wieder durchsichtig. "Dort ist das Model des Gebäudes, daneben eines der Wohnungen, und das andere ist von den Penthäusern."

Der Schlankere war ihm gefolgt und betrachtete sich das gemütliche Büro, das selbst mit dem dunklen Steinboden durch die vielen Pflanzen sehr gemütlich wirkte. Als er jedoch die Modelle auf dem Tisch erblickte, erhellten sich die Züge Keivs und er trat an den Tisch, neigte sich tiefer und hob schon die Hand, um sie zu berühren, ehe er es bemerkte und die Hand wieder wegnahm. "Herrlich – werden auch die Grünanlagen rundherum so gepflanzt werden ? Auch wenn das Haus mitten in der Stadt steht, so wirkt es doch lebendig und leicht ... einfach nur wunderschön. Und das sind also die beiden Penthäuser ? Herrlich, so groß. Und dazu noch dieser riesige Terassenbalkon." Neugierig betrachtete sich Keiv das oben offene Modell, das die beiden aneinanderliegenden Penthäuser zeigte.

"Alles wird so angelegt, wie es dort zu sehen ist. Zwar sind sie gerade noch dabei, alles anzupflanzen, aber es wird so werden. Boyd macht die Außenbereiche, daher wollte er auch die Pläne haben. Wollen sie sich das Penthouse in 3D ansehen ? Ich hab eine Brille, womit man sich in den Raum begeben kann, es ist mein neuestes Spielzeug und sehr beliebt. Ich plane damit sehr gern die Wohnräume." Bisher hatte er es den Kunden noch nicht angeboten, aber Keiv war irgendwie etwas Besonderes.

Völlig verdattert hob der Schlankere den Blick und richtete sich dabei auf, ehe er ein weiteres Mal seinen Pferdeschwanz nach hinten warf, da er ihm nach vorne gerutscht war. "Eine 3D-Brille ? Das ... das wäre schön, solche Dinge haben mich schon immer fasziniert, auch wenn ich mich mit Technik nicht so gut auskenne. Ich hoffe, es ist nicht zu kompliziert – ich komme am Besten zurecht, wenn es simpel ist oder es jemand Anderes bedient ..." Keiv war ein wenig verlegen – auch dies war einer seiner Fehler, denn er brauchte immer ein wenig, um sich an eine neue Technik zu gewohnen.

Das entlockte Oliver ein Schmunzeln. "Sie müssen die Brille nur aufsetzen und ich aktiviere das Programm." Es war wirklich recht einfach und er würde Keiv so eine virtuelle Führung geben. Mit einem "Kommen sie." führte er ihn zu seinem Schreibtisch und reichte ihm die virtuelle Brille. Dann setzte er sich an den PC, startete das Programm und öffnete die Datei mit dem Penthouse. "Wenn sie möchten, kann ich nebenher schon ein paar Möbelideen einbauen, so können sie gleich sehen, ob es ihnen gefällt, Keiv."

Noch immer ein wenig unsicher, setzte sich der Braunhaarige ihm gegenüber auf den Sessel und nahm die Brille, setzte sie auf und seufzte leise, ehe er die Augen öffnete. "Wenn das geht ? Allerdings würde ich gern die Räume ohne Möbel sehen, damit ich einen Überblick habe ... falls das möglich ist ?"

"Sicher, ich werde es einrichten, wenn sie soweit sind ... und haben sie keine Angst, es passiert nichts." Oliver lächelte einen Moment, denn Keiv krallte sich schon jetzt leicht an die Sessellehne. Dann startete er das Programm und um den Braunhaarigen baute sich das Penthouse auf. Oliver selbst sah alles auf dem Bildschirm. "Wir beginnen am Eingang, sie stehen im Vorraum. Ich habe alles luftig gehalten, ähnlich wie mein Büro. Wenn sie sich umgesehen haben, sagen sie Bescheid, dann lasse ich sie weitergehen ... Raum für Raum." Seine Stimme klang beruhigend, es war eine aufregende Sache, wenn man es nicht kannte.

Die ein wenig dunklere, sanfte Stimme Olivers beruhigte den Schlankeren tatsächlich und er schluckte nur schwer, als vor seinen Augen die virtuelle Wohnung entstand. Sie war tatsächlich noch leer, doch schon jetzt sah man, wie angenehm hell und gemütlich sie war. Der Boden bestand aus hellem Parkett, die Wände waren in weichem, weißen Rauhputz gehalten und zu seiner großen Freude sah Keiv, daß auch ein Kamin in dem Wohnzimmer eingeplant war. "Ein Kamin ! Kann ich ihn ein wenig näher betrachten ? Mir gefallen auch die hohen Fenster, das Parkett und auch die hellen Wände, sie machen dieses Zimmer sehr heimelig."

Mit einem "Vorsicht, nicht erschrecken." holte Oliver den Kamin näher an Keiv heran und lächelte, als der sich kurz anspannte und dann seine Hände hob, als wolle er ihn berühren. "Vielleicht sollten wir hinfahren, dann können sie alles anfassen. Es ist nicht sehr weit von hier." Er bot es an, denn er hatte schnell bemerkt, daß der Braunhaarige gern berührte.

Dieses Angebot überraschte Keiv, doch er lächelte sofort und nahm behutsam die Brille ab, um sie auf den Schreibtisch Olivers zu legen. "Wenn das vielleicht möglich wäre ? Es wäre mir angenehmer, denn so kann ich wirklich sehen, wie groß die Räume sind und auch die Aussicht schon betrachten." Man sah Keiv überdeutlich an, wie erleichtert er war, doch ebenso, wie sehr er sich darüber freuen würde, die Wohnung wirklich zu sehen. "Wenn ich fragen darf ... wie teuer wäre dieses Penthouse eigentlich ? Und haben sie das andere schon vermietet ?"

"Das andere habe ich mir gesichert. Mir gehört das Haus zwar nicht, aber ich habe einen Teil der Kosten auf den Kauf den Penthouses umgeschrieben. Der Preis ist allerdings recht hoch." Er nannte noch den Preis, der angemessen für ein solches Penthouse und doch nicht zu verachten war, und hoffte, daß er Keiv damit nicht abgeschreckt hatte.

"Nur ? Ich hatte schon mit mehr gerechnet, Oliver. Natürlich wird die Einrichtung noch einiges kosten ... das ist immer sehr teuer." Man merkte, daß Keiv in dieser Hinsicht schon schlechtere Erfahrungen gemacht hatte, doch dann verging es wieder, als er weitersprach und dem Größeren aus dem Büro zum Aufzug folgte. "Aber es ist schön, daß sie das andere Penthouse haben – so brauche ich mir keine Sorgen mehr wegen aufdringlichen Nachbarn machen, das hatte ich schon bei meinen letzten Wohnungen. Übrigens auch ein Grund, weshalb ich jetzt hier bin – hier kennt mich Niemand und ich kann ungestört arbeiten. Und durch sie habe ich dann nicht nur eine herrliche Wohnung, sondern auch einen sympathischen Nachbarn. Ein herrlicher Glücksfall, finden sie nicht auch ?"

Oliver fand das auch, er mochte den Braunhaarigen; seine sonnige Art, die er so wie jetzt gerade gern zeigte, war erfrischend. "Das finde ich auch." wisperte er und lächelte, bevor er auf den Aufzugknopf drückte, damit sie hinabfahren konnten. Die Wohnung war zehn Minuten zu Fuß entfernt und so konnten sie sich vielleicht noch etwas unterhalten.

Als sie einstiegen, bemühte sich Keiv, nicht zu nahe zu kommen, doch zu seiner Freude stiegen ein Stockwerk tiefer mehrere Leute ein, die gerade ihre Mittagspause begannen. Mit dieser höchst willkommenen Ausrede kam der Braunhaarige Oliver sehr nahe, bis er – als noch mehr Leute einstiegen – förmlich gegen ihn gedrängt war und dessen Körper mehr als nur nur gut an dem Seinen fühlen konnte. Auch wenn die Fahrt nach unten nur einige Minuten dauerte, Keiv genoß sie unauffällig und fand es eigentlich sogar schade, als sie unten ankamen und die Leute vor ihnen ausstiegen. "Ist es denn weit ?" fragte er, während er sich nun von Oliver löste und nach dem Mann hinaustrat, der ihn zuletzt regelrecht an den Architekten gedrückt hatte.

Der Schwarzhaarige hatte gedacht, er müsse vergehen. Es war eine dieser typischen Fahrstuhlsituationen, wo Keiner etwas sagte. Nur war es anders gewesen, denn normal versuchte man, etwas Abstand zu gewinnen. Keiv schien es nicht gewollt zu haben, im Gegenteil, er hatte noch Platz gehabt, den er aber nicht genutzt hatte. "Es ist zehn Minuten zu Fuß weg. Ich denke, wir laufen." Der Tag war schön und das Wetter spielte gut mit, also liefen sie los.

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