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”The other side of me” 01
 

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"Verdammt !!" Leise vor sich hinfluchend, lief Jean die Straße zur Schule entlang und bog scharf um die Kurve des Schuleinganges - wich einigen Schülern aus, die gerade eine Freistunde hatten und sprang die Stufen zum Fahrradkeller runter, da er so einige Minuten sparen konnte und vielleicht noch vor dem Lehrer in der Klasse war. Doch als er durch die Gänge sprintete, sah er plötzlich etwas in der Dunkelheit aufblitzen - ehe er noch ausweichen oder stoppen konnte, prallte er mit etwas Weichem, Schwarzen zusammen und konnte sich gerade noch reflexartig mit den Händen abfangen. Laut fluchend, blickte er auf ein völlig verdutztes Gesicht, das aus den schwarzen Haarsträhnen sichtbar war - fast im selben Augenblick richtete er sich wieder auf, zischte ein kurzes "Paß doch auf, Streber !! Und schleich hier nicht so im Dunkeln rum !", ehe er seinen Rucksack schnappte und weiterlief.

Paskal war mit den Gedanken woanders, als er die rennenden Schritte gehört hatte. Noch bevor er ausweichen konnte, war der Andere auch schon in ihn reingerasselt und hatte ihn somit von den Beinen gehauen. Gerade, als er zu einem "Entschuldige..." ansetzte, war Jean auch schon wieder weg und Paskal sah ihm nach. "Klar, immer sind die Streber schuld." murmelnd, stand er vom Boden auf und klaubte die Sachen wieder auf, die ihm aus der Tasche gefallen waren. "Ich sollte mir angewöhnen, den anderen Weg zu gehen und nicht die Abkürzung....Da wird man wenigstens nicht dauernd umgerannt." Gut, er trug schwarze Klamotten, hatte schwarze Haare und war im Dunkeln nicht zu sehen, aber er war nicht unsichtbar. Er trottete dann aber weiter, wie so oft schlich er fast eher. Er ging zum Informatikraum, um da den Hauptrechner wieder flottzumachen. Die Schule sparte so Einiges, seit er angeboten hatte, das zu machen, wenn wieder mal der Computer herumzickte.

Der junge Baseballspieler war inzwischen an seinem Klassenraum angelangt und gerade noch rechtzeitig, ehe der Lehrer hereinkam. Teilnahmslos ließ die Tiraden des Sozialkundelehrers über sich ergehen und schaltete ab - nickte nur, als einer seiner Gangmitglieder ihm zeigte, daß er Mittag was zu besprechen hätte und schaltete wieder ab, als er sich Gedanken um seine Gang machte. Auch wenn diese Schule zu den Besseren gehörte und er nur hier war, da er ein Baseball-Stipendium hatte, so gab es auch hier sogenannte schwarze Schafe und andere Stipendiaten, die sich ein wenig außerhalb der Regeln aufhielten. Bei dem Gedanken daran huschte ein Grinsen über die Züge des schlanken Braunhaarigen - durch eine kurze Kopfbewegung warf er die rippenlange Mähne nach hinten und richtete seine Aufmerksamkeit gerade noch rechtzeitig auf den Unterricht, um nicht aufzufallen. Doch dann sank seine Stimmung auf den absoluten Nullpunkt, als die nächste Stunde kam, sein schlechtestes Fach: Algebra. Und wie erwartet, bekam er den Test mit der schlechtesten Note zurück und dazu eine Rüge, die sich gewaschen hatte. Leise seufzend, ließ er diese Stunde über sich ergehen und grummelte, als der Lehrer ihn danach noch zurückbehielt - fluchte laut auf, als er die Auflage bekam, sich an einen anderen Schüler für Nachhilfe zu wenden, da er sonst durchfallen würde und damit sein Stipendium erlöschen. Der Lehrer übergab ihm einen kleinen Zettel mit dem Namen des Schülers, der die zweifelhafte Ehre hatte, diese Aufgabe zu übernehmen - sagte ihm noch, wo er ihn finden konnte und warf ihn dann aus dem Klassenzimmer, ehe die neuen Schüler kamen. "Verdammt, verdammt, verdammt ...." Leise vor sich hinfluchend, stapfte Jean durch die Gänge, so daß die Nietenbänder an seinen Lederstiefeln leicht klingelten - dann stieß er die Türe zum Computerraum auf und seufzte, als er einen schwarzen Rücken unter einem der Computertische sah, trat hinter ihn und sprach ihn mürrisch an. "Paskal, oder ? Sorry, daß ich störe, aber Mr. Stevens hat mich zu dir geschickt. Du bist verdonnert, in meinen Steinschädel Algebra reinzubringen, 2 x die Woche."

Paskal war gerade dabei, alle Stecker wieder in den Tower des Hauptrechners zu stecken, als er hörte, wie die Tür aufging, Schritte, die näherkamen und sich irgendwie anhörten, wie die unten im Fahrradschuppen, stoppten hinter ihm und dann diese Stimme. "Ich hab mich aber nicht für Nachhilfe eingetragen." Erklang seine Stimme etwas dumpf unter dem Arbeitstisch hervor. Paskal ließ sich nicht stören, er steckte noch weitere Stecker in den Tower und dann auch noch in das Modem unter dem Tisch, mit dem alle anderen Rechner vernetzt waren.

"Mir egal, ob du hast oder nicht - der alte Idiot hat ausdrücklich dich erwähnt, mir sogar nen Wisch in die Hand gedrückt, auf dem dein Name steht und mir gesagt, daß ich dich hier finde. Glaubst du, mir gefällt das ?! Argh - nicht mal die Comps gehen, verdammt, nicht mal DAS gönnt man mir, ich hasse Montag." Der schlanke Braunhaarige hatte sich während dem Reden an seinen gewohnten Platz gesetzt und wollte gerade eben seinen Rucksack in den Stuhl daneben fallenlassen - doch dann sah er, daß die Rechner alle aus waren und zählte Zwei und Zwei zusammen, da er den Streber am Hauptrechner fummeln sah.

Währenddessen war Paskal wieder unter dem Tisch vorgekommen. "Darf ich den Zettel mal sehen ?" fragte er, sein Gesicht war wie immer unter den langen Haaren verborgen, als er auf Jean zukam. "Und ich bin gleich fertig mit dem Rechner." Erwähnte er, als er seine Hand ausstreckte, weil er ja um den Zettel gebeten hatte. Seine blassen, schlanken Fingern lugten gerade so unter dem Stoff der langen Ärmel hervor.

Mit einem kurzen Schnauben legte Jean den Zettel in die offene Hand des Schwarzhaarigen - grummelte ein kurzes "Glaubst mir wohl nicht, weil ich der Leader der Schulgang bin, Hä ?!", ehe er das Armband um seinen nackten Oberarm wieder hochschob und den Anderen musterte. "Ich sag das nicht oft, also sieh es als Ehre an - es wäre nett, wenn du dich mit den Comps beeilst, denn das ist das Einzige, wo ich ein wenig abschalten kann. Danke. Und bilde dir nichts darauf ein - ich brauche ne bessere Note um nicht durchzufallen und das ist der einzige Grund, warum ich mit sonem Mauerblümchen wie dir zusammenarbeite."

Paskal starrte derweil den Zettel an, hatte er das wirklich angekreuzt ? Musste wohl ein Versehen gewesen sein, aber er musste es dann ja wohl trotz allem machen. "War wohl aus Versehen..." murmelte er und gab den Zettel zurück. "Das ist mir auch klar mit den Noten." Fügte er leiser an und setzte sich wieder an den Hauptrechner, den er jetzt wieder hochfuhr, um das Netzwerk einzurichten. "An welchen Tagen hast du denn Zeit." Fragte er nebenher, während er fast schon wie im Schlaf die letzten Einstellungen vornahm.

"Eigentlich jeden Tag nach der Schule bis spät in die Puppen. Stinkt mir zwar, daß ich nicht mit den Kumpels abhängen kann, aber wenn ich das Stipendium verliere, dreht mir mein Alter den Kragen um und das mit dem Baseballschläger. Also sag einfach, wann du Zeit hast, dann bocken wir das ab. Ich warn dich nur vor - ich hasse es, wenn einer sich wie nen Lehrmeister aufführt ! Und ich hasse Algebra, habs nie kapiert - ich hätts abgewählt, wenn ichs gekonnt hätte. Ging nur nicht und jetzt sitz ich mit dir da. Was ich brauche, sind Dreier in den nächsten Tests - dann komm ich letztlich auf ne Vier raus und das ist alles, was ich brauch. Verdammt, wieso müssen diese Mistdinger immer dann ausfallen, wenn ich ne Freistunde habe !" Leise vor sich hinfluchend, beobachtete Jean den Anderen, wie dieser mit gesenktem Kopf an den Tasten des Hauptrechners saß - schnappte sich dann seinen Rucksack und holte seinen MP3-Player heraus, steckte die Ohrstöpsel rein und schaltete ihn an, während er ungeduldig darauf wartete, daß sein Rechner wieder Leben zeigte.

Paskal hat nur halb zugehört, was Jean da so erzählte, war ihm ziemlich egal und irgendwie hatte er das auch erwartet, als es um die Noten ging. Einmal startete er den Rechner noch neu und dann aktivierte er das Netzwerk mit dem Passwort. Wie immer, wenn kein Kurs war, waren nur vier der Rechner aktiv, unter Anderem auch der, an dem Jean saß. Paskal stand auf und ging wieder zu Jean, er machte den Monitor und auch die der anderen Drei an und alles lief wieder wie am Schnürchen und deutlich schneller als die Tage zuvor. "Wie wäre es dann Montags und Donnerstags ?" fragte er und kramte eine Visitenkarte aus seiner Tasche. "Das ist meine Adresse und Telefonnummer." ‚Logisch, das sieht er auch selber.' Sprach er in Gedanken zu sich selber. "Wir können Heute auch gleich anfangen, wenn du magst."

"Montag, Hä ? Na meinetwegen, schlechter kanns Heut ja nimmer kommen. Ah, Klasse, endlich funzt der Scheiß wieder. Bist nen verdammtes Mathe- und Computergenie, Hm ? Na was solls, ist nützlich. Heute nach der Schule, um Drei - ich warte im Fahrradkeller, dann kannst du deine Klitsche mitnehmen und mir zeigen, wo das ist, ich kenn den Weg in die reichen Gegenden nämlich nicht." Dann verstummte Jean wieder und wählte sich ein - ging sofort ihn sein Lieblingsforum und vergaß den Anderen, während er seine Musik hörte und die Beine übereinanderschlug.

Paskal nickt nur wegen dem Fahrradkeller, es erstaunte ihn ja fast, daß Jean wusste, daß er ein Motorroller hatte. Er ging hinter Jean lang und sah nochmal nach den anderen Rechnern, dabei fiel ihm aber das Forum auf, in dem jener sich befand und hob eine Braue, 'Zufälle gibt's.' merkte er für sich selber an und überprüfte dann die Rechner, bevor er seine Tasche nahm und den Informatikraum wieder verließ, weil die Pause gleich vorbei war. Er hatte jetzt keine Freistunde wie Jean und so schlich er wie immer über den Gang zu seinem Unterricht.

Der junge Braunhaarige merkte erst nach einer Weile, daß der Andere nicht mehr im Raum war und zuckte kurz mit den Schultern ... er hatte ihn noch nie so recht bemerkt, denn Paskal schien fast unsichtbar zu sein durch seine dunkle Kleidung, das geduckte, leise Gehen und die Unauffälligkeit, die ihn wie ein Mantel zu umgeben schien. Manchmal sah er ihn in der Klasse, wenn sie gemeinsam Unterricht hatten - doch auch da fiel der Schwarzhaarige nicht auf, außer, wenn er mal wieder einen Einser bekam, doch auch das war schon Routine. Schnell verdrängte Jean die Gedanken jedoch wieder, da eine Antwort in dem Forum geschrieben wurde - mit einem nicht erwarteten, sanften Lächeln las er den Text und antwortete darauf, jedoch verging dieses Lächeln sofort wieder, als ein anderer Schüler reinkam und sich an einen der anderen Computer setzte. Sie kannten ihn gut - Keiner von ihnen wagte es auch nur, in die Nähe Jeans zu kommen, da er mehr als nur giftig werden konnte, wenn ihm Jemand über die Schulter sah.

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Mit einem leisen Murren auf den Lippen warf der junge Gangleader seinen Rucksack über die Schulter und sagte den Leuten seiner Gang Bescheid, daß er Heute lernen mußte - sie wußten schon, daß er Nachhilfe nehmen mußte und wünschten ihm kurz Glück, ehe sie sich ihre Freundinnen schnappten und in die Stadt fuhren, um in einer Disco einen draufzumachen. Jean hingegen trottete in den Fahrradkeller und blieb in etwa dort stehen, wo er Paskal umgerannt hatte - seufzte leise, da er zu früh war und lehnte gegen einen der Stützpfeiler, während er auf den Schwarzhaarigen wartete.

Paskal kam pünktlich, er sortierte in seiner Tasche herum, als er in den Keller kam und Jean bemerkte. Er staunte innerlich, daß er schon vor ihm da war, aber er ließ sich nichts anmerken. "Soll ich dich auf dem Roller mitnehmen ?.. Es ist ein ganzes Stück weg." Fragte er leise und schimpfte sich einen Moment später selbst einen Idioten, einer wie Jean würde sich wohl kaum mit ihm auf einem alten Motorroller setzen und durch die Gegend fahren.

Einen Moment lang zögerte Jener, doch dann zuckte er mit den Schultern - schwang sich den Rucksack wieder um, ging zu dem Schwarzhaarigen und musterte ihn abschätzend. "Eigentlich ja nicht - aber was solls, ich bin für Heute bedient und hab keine Lust, die ganze Zeit neben dir herzutraben, es reicht, wenn ich auf dem Rückweg trainiere. Aber wehe, du verlierst ein Wort darüber zu irgend Jemandem, verstanden ?! Okay. Dann mal los, ich geh schon mal nach oben vor." Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte Jean sich um und lief leichtfüßig die Rampe des Kellers hinauf ... stellte sich oben an die Seite und wartete darauf, daß Paskal endlich mit seinem Roller hochkam.

Das dauerte einen Moment, dann kam Paskal etwas schwerfällig wie immer die verfluchte Rampe mit seinem Roller herauf. Er schnaufte kurz durch und setzte sich dann seinen Helm auf. Es war ein einfacher, Offener, einen richtigen Motorradhelm brauchte er nicht. "Ich hab leider nur einen." murmelte er, er brauchte im Grunde Keinen, aber seine Eltern legten Wert drauf. Dann rückte er seine Tasche zurecht und setzte sich auf den Roller, um den Motor zu starten. "Kannst dann."

"Yeah ..." Leise murrend, schwang Jean sein Bein über den Roller und setzte sich hinter Paskal - hielt sich mit den Händen hinten am Griff ein und stellte die Füße auf die Ablage, hielt erfahren das Gleichgewicht und glich die Bewegungen des Anderen aus, da er schon oft auf Motorrädern gefahren war und auch selber gerne fuhr.

Paskal gab sich Mut, dann fuhr er los. Er hatte nie Jemanden mitgenommen, aber es fuhr sich besser, als er es gedacht hatte. Er spürte ihn deutlich hinter sich, vor allem dessen Atem, der ihn sacht in den Nacken blies. So zuckelte er die Strasse hinab in Richtung des Außenbezirkes, in dem die besseren Häuser standen. Nach etwa 15 Minuten fuhr er in eine Auffahrt. Das Haus auf dem großen Grundstück war älter und mit Holz verziert, es hatte ein kleines Türmchen und sah zwar groß, aber urgemütlich aus. Er fuhr direkt vor die zwei Garagen, Beide waren leer, denn seine Eltern waren wieder verreist und hatten die zwei Autos mitgenommen. "Ich denk, is leicht zu finden." murmelte er als er seinen Motorroller abstellte.

Der junge Baseballer war schon abgesprungen und betrachtete das Haus vor sich - dann zuckte er nur mit den Schultern und antwortete ein "Nicht zu übersehen ....", ehe er bei den leeren Garagen stutzig wurde. "Sag mal, habt ihr keine Autos ? Die Dinger sehen aus, als wäre da seit Wochen kein Auto mehr drin geparkt gewesen ......"

"Ist auch so... meine Eltern sind auf Arbeit seit fünf Wochen." Erklärte Paskal leise und schob seinen Motorroller in die eine Garage, bevor er sie zuzog und zum Haus vorging. "Mein Vater ist Dirigent und Pianist, er ist auf Tournee mit dem Orchester. Und meine Mom ist Geologin... Sie ist bei Forschungen in Kanada." Ob das Jean interessierte, wusste er nicht so recht, aber er erzählte es eben mal. Er wusste nicht so recht, was er sonst tun sollte und schob nun die Hintertür auf. Beide standen auch gleich in der Küche. Es lag noch ein leichter Duft in der Luft, in dem Topf auf dem Herd stand noch lauwarmes Gulasch, das von einer Art Haustante für ihn gekocht worden war.

Jean sagte nichts sondern preßte die Lippen fest aufeinander .... langsam folgte er dem Anderen in das Haus und als sie innen waren, schloß er einen Moment lang die Augen und atmete einfach nur ein, ehe er kurz lachte und leise antwortete. "Mann ... ein ganzes Haus für dich allein. Du weißt gar nicht, wie gut dus hast, Streber. Sag mir einfach nur, wo ich ich mich hinsetzen soll, während du ißt - ich fang währenddessen schon mit den Hausaufgaben an, das geht hier besser, ist wenigstens ruhig."

‚Wenn du wüsstest, wie einsam es sein kann...' dachte Paskal und hob den Topfdeckel an. "Magst du auch was haben ?.. Erna hat wieder zuviel gekocht." Bot er an und sah zu Jean.

Zuerst wollte Dieser sofort ablehnen, einige wütende Worte schon auf den Lippen - doch dann schluckte er sie, denn es war offensichtlich, daß Paskal es nicht als Beleidigung, sondern als Angebot gemeint hatte und so nickte Jean einfach und setzte sich an den Küchentisch. "Aber nur, weils zu schade ist zum Wegwerfen - Essen wirft man nicht weg, Okay ?" Leise, mürrische Worte, doch hörbar nicht zu schroff gemeint.

Paskal senke seinen Blick ein wenig, er hatte gemerkt, daß Jean fast explodiert wäre wegen der Frage und nun spielte er ein wenig mit einer Haarsträhne, als er antwortete. "Das...das weiß ich, daß man es nicht wegwirft." Antwortete er schließlich leise und wandte sich ab, um zwei Teller aus dem Schrank zu angeln und Beide mit Gulasch und Nudeln zu beladen. Erna, die Haustante, kochte immer für Zwei, sie war der Meinung, Paskal wäre zu dünn. Die Teller stellte er dann auf den Tisch und legte Besteck dazu, bevor er noch zwei Gläser und eine Cola auf den Tisch stellte und sich hinsetzte. "Kennst du diese alten Damen, die immer sagen...'Mensch Junge, bist du dünn, du musst mehr essen.'.. So eine ist Erna, eine mollige Tante, die nichts lieber macht, als kochen.... Ich versuch schon immer, so viel es geht, zu essen, aber Heute hat sie wirklich übertrieben." murmelte er, als wolle er versuchen, das zu viele Essen zu entschuldigen. Mit seinen Eltern konnte er sich stundenlang unterhalten, aber mit jemand Fremdes, Gleichaltriges mühte er sich wirklich ab, vor allem mit Jean, sie waren einfach zu verschieden. Außerdem war er so aggressiv, daß sich Paskal kaum traute, was zu fragen. "Guten Appetit, ich hoffe, es schmeckt dir."

Der junge Baseballer nickte einfach nur auf die Worte des Anderen und begann sofort, zuzulangen .... erst nach einer Weile setzte er noch ein "Dir auch nen Guten." nach und aß weiter, erst innehaltend, als er wirklich alles aufgegessen hatte. Gewohnheitsmäßig nahm er sein Geschirr und auch das Paskals, der gerade fertig wurde - wusch sie schnell und geübt sauber, stellte alles in den Schrank zurück und setzte sich wieder auf den Stuhl, den er zuvor umgedreht hatte, so daß seine verschränkten Arme nun auf der Rückenlehne ruhten. "Zuallererst - ich schlag dich schon nicht, also hör auf, Panik zu schieben. Und ja, ich kenne solche alten Tanten, sie sind ätzend. Also, wohin jetzt ? Ich will das so schnell wie es geht, hinter mich bringen, Algebra ist ätzend genug - wenigstens ist bei dir ruhig, Daheim komm ich eh zu nichts."

Paskal hatte nur eine Braue gehoben, als Jean seinen Teller abgewaschen hatte, er beschloss aber, besser nichts zu sagen deswegen. "Nach oben in mein Zimmer am Besten." murmelte er und stand auf. Er ging gleich die Treppe, die von der Küche aus nach oben führte, hinauf und dann über den langen Flur, bevor er eine der Türen öffnete und Jean in sein eines Zimmer ließ. Er hatte Drei, aber das hier war am Besten zum Lernen geeignet. Es war hell und freundlich, hatte riesige Fenster, vor denen eine kleine Sitzbank war, wo man sich hinsetzen und raussehen konnte. Es war ein bequemes Sofa darin, davor ein Tisch, Regale mit haufenweise Büchern und ein Arbeitsschreibtisch, den man normalerweise in einem großen Büro einer Firma vorfinden würde. Auf einer Seite davon stand ein PC, alles war ordentlich in dem Zimmer, aber es war nicht steril sauber oder neumodisch. Man sah auch noch einen Türdurchgang, der zu einem anliegenden, zweiten Zimmer führte, in dem Paskals großes Bett stand, ebenso ein weiterer Schreibtisch mit einem weiteren PC und auch noch ein Fernseher mit DVD und Video. "Du kannst dir aussuchen, ob am Schreibtisch oder am Sofa." murmelte der Schwarzhaarige nur wieder und zog den schweren Vorhang zu, der als Tür zum zweiten Zimmer diente. Erna musste wohl wieder hier gewesen sein und ihn offengelassen haben.

"Ich faß es nicht." Leise wispernd, blieb Jean in der Türe stehen und ließ den Anblick des großen Zimmers auf sich wirken - ein Blick in das angrenzende Zimmer ließ ihn nur kurz den Kopf schütteln und er strich sich mit der Hand über das Gesicht, ehe er die Stiefel auszog, seinen Rucksack abnahm und zum Sofa ging. "Sofa reicht völlig - mir langen die Schreibtische in der Schule, brauch ich nicht auch noch fürs Lernen." Mit einem völlig überraschten "Wuow !" setzte er sich hin und sah skeptisch auf das Sitzmöbel, da er nicht einsank - zuckte dann einfach nur mit den Schultern und zog ein Bein unter das Andere, so daß er in einem halben Schneidersitz saß. Dann wartete er darauf, daß Paskal wieder zu ihm zurückkam - ließ dabei jedoch noch immer den Blick schweifen, verweilte jedoch kürzer, als man es erwarten würde, auf der Hifi-Anlage und ein wenig länger auf den Büchern, ehe er abrupt wieder wegsah und seinen Block, das Algebrabuch und den letzte Test aus dem Rucksack holte.

Das Erstaunen über die Zimmer bereitete Paskal fast schon wieder Unbehagen. Er zog selber seine Schuhe aus und kam dann zum Sofa. Er setzte sich neben ihn und nahm den Test, um ihn sich anzusehen. Er sah ihn rasch durch, die Fehler waren offensichtlich und so konnte er sich einen Eindruck davon machen, wo Jean Probleme hatte. "Am Besten fangen wir da an, wo du Probleme hast." Murmelte er und strich sich zum ersten Mal eine der langen Ponysträhnen hinter das Ohr. Er legte den Test wieder auf den Tisch und blätterte dann im Algebrabuch herum, bis er gezielt fand, was er suchte. "Hier ist noch mal der Rechenweg zu den Aufgaben... Am Besten gehst du ihn nochmal durch und versuchst die Aufgaben im Test nochmal zu lösen." Er zeigte auf die Stelle im Buch, wenn man dem Weg folgte, waren die Aufgaben sehr einfach.

Eine letzten Blick auf den Test werfend, schnaubte Jean leise auf - dann schnappte er ihn sich wieder und legte ihn neben den Block, den er auf sein Bein gestützt hatte, schnappte das Buch und las den Lösungsweg mehrere Male durch, ehe er leise aufseufzte, die Brauen noch tiefer zog und das Buch wieder auf den Tisch legte. Erst dann sah er zu dem Schwarzhaarigen und seufzte leise - entspannte sein Gesicht wieder ein wenig und sprach zu ihm, ruhiger, als man es erwartet hätte, doch jedes Wort davon hörbar ernst meinend. "Hör zu, Paskal - für dich mag das ja einfach sein, du siehst den Rechenweg. Aber ich nicht. Ich hatte schon immer Schwierigkeiten mit Algebra, es ist so anders als Sprachen. Sobald ich solche Formeln sehe, bekomme ich Schwierigkeiten und die trockenen Erklärungen im Buch bringen mir einen Scheißdreck. Wenn du mir nur die Stellen im Buch zeigen kannst, wo die Aufgaben erklärt werden, dann nutzt mir das alles nichts. Ich brauche Jemand, der mir dieses Fachchinesisch übersetzt und verständlich macht. Und wenn du das, was ich dir gerade gesagt habe, auch nur einer Menschenseele erzählst, dann prügle ich dir deinen IQ soweit herunter, bis er auf meiner Ebene ist. Okay ?"

Paskal schluckte leicht wegen der Drohung, dann nickte er und stand auf. "Warte ein Moment." Er setzte sich an seinen Rechner und fuhr ihn hoch, dann machte er Word auf und tippte die verschiedenen Rechenwege ein. Er hatte alle im Kopf, daher ging es recht schnell und er druckte es aus. Mit dem Zettel in der Hand kam er wieder. Die Rechenwege waren genau in Worten erklärt, auch wie man Wurzeln zieht und alles. "So müsste es leichter gehen." wisperte er und spielte wieder mit einer Haarsträhne, als er sich neben Jean gesetzt hatte. "Und ich werd Keinem was sagen.. Mich spricht eh Keiner an."

Die letzten Worte nur mit einem Nicken kommentierend, nahm Jean den Zettel und zog die Brauen wieder tief in die Augen - schnell hatte er die Passagen überflogen und sah mißtrauisch auf die Zahlen in dem Buch, verglich es und fluchte leise, ehe er nickte und sich mit dem Test und dem ausgedruckten Zettel Paskals zurücklehnte. Anhand der ausgeschriebenen Erklärungen fand er sich schnell zurecht und wenn er nicht weiterkam, schrieb er es auf einem externen Papier auf - fluchte erneut, als er nun endlich ein wenig mehr verstand und reichte nach einer halben Stunde seine Ergebnisse dem Schwarzhaarigen, mit verschränkten Armen auf dessen Kommentar wartend.

Paskal hatte den Anderen aufmerksam beobachtet, er hatte nie bemerkt, daß Andere solche Probleme mit Zahlen haben konnten und irgendwie faszinierte es ihn ja doch. Er sah sich die Aufgaben an und nickte dann zufrieden. "Das wäre jetzt eine Drei minus, es ist besser als zuvor.. aber bei denen, wo du es noch falsch machst, ist immer der selbe Fehler drin. Irgendwann musst du was falsch gelernt haben und das hast du nicht mehr rausbekommen." stellte er leise fest. Er nahm nun wieder den Zettel, den er geschrieben hatte und fing an, es ihm nochmal zu erklären, bevor er die fehlerhaften Aufgaben auf ein leeres Blatt schrieb und es ihm reichte. "Versuch sie nochmal zu lösen und mach es so, wie ich es erklärt habe und vergiss das Andere, was du noch im Kopf hast."

"Als ob das so leicht wäre !" Leise murrend, da ihm schon der Schädel schwirrte, nahm Jean den Zettel entgegen - fuhr sich nervös durch die langen Ponys und biß an seinem Bleistift herum, fluchte mehr als nur bildhaft und versuchte nun den Lösungsweg, den ihm Paskal gezeigt hatte. Immer wieder schrieb er sich an den Rand die in Wörter gefaßten Formeln ... knurrte bei der letzten Aufgabe auf und schmiß den Block auf den Tisch, lehnte sich zurück und schloß die Augen, nur mühsam wieder ruhiger werdend. "Verdammt ... verdammt, verdammt, verdammt ! Ich hasse dieses Dreckszeug, werds immer hassen ...."

Paskal erschrak leicht, er sah fast aus wie ein Reh, das von einem Autoscheinwerfer angestrahlt wurde. Einen Moment brauchte er, um sich zu fangen, dann fiel ihm etwas ein. "Vielleicht tut eine Pause ganz gut... was, das ablenkt...Musik oder ein Computerspiel ?" schlug er schließlich vor, wagte es aber kaum, zu Jean zu blicken.

"Klingt perfekt. Such mir nen hübschen Ego-Shooter heraus, wenn du sowas hast, aber nicht zu blutig - ich guck mir währenddessen deine Musiksammlung an." Ohne ein weiteres Wort stand der junge Baseballer auf und ging zu dem großen Regal mit den CDs ... sah sie sich rasch durch und zog die Brauen ein wenig tiefer, ehe er eine herausnahm und in die Hifi-Anlage legte, die er erstaunlich behende bediente. Nur wenige Augenblicke später erklang das sanfte, melodische Spiel einer Querflöte und fast zu kurz, um bemerkt zu werden, legte sich ein sanftes Lächeln auf die Züge Jeans - dann verschwand es jedoch wieder und er legte die Hülle beiseite, kehrte zu Paskal zurück und knurrte ein leises "Kein Wort dazu, sonst hast du meine Faust in der Fresse.", sah ihm über die Schulter und wartete darauf, daß der Schwarzhaarige ihm ein Computerspiel heraussuchte, während der Klang der Querflöte langsam anstieg und ein wunderschönes Netz aus feinsten, silbernen Klängen webte.

"Äh...Nein, ich sag nix..." antwortete er fast hastig. Er hatte sich schon gewundert, daß Jemand wie Jean klassische Musik hörte. "Ähm... also der PC mit den Spielen ist im anderen Zimmer." wisperte er fast, als wäre es ein Verbrechen. Er schob den Vorhang wieder auf, so daß man die Musik auch dort hören konnte und fuhr den anderen Rechner hoch, bevor er eine der Spiele-CD-Rom aus dem Regal nahm.

"Du hast Zwei ?! Hätts mir ja eigentlich denken können ...." Ein wenig verdutzte Worte des Braunhaarigen, ehe er ihm in das andere Zimmer folgte - erneut an der Türe ein "Ich faß es nicht ....." wisperte und das große Zimmer mit dem Computer, dem Fernseher samt Zubehör und dem großen Kleiderschrank betrachtete. Erst danach trat er ein und schmunzelte, als die weiche, dicke Schurwolle des Teppichs an seinen bloßen Fußsohlen kitzelte - folgte Paskal zu dem anderen Computer und nickte nur unmerklich zu dessen Auswahl, fügte ein leises "Super Graphiken und man kann den Mistlärm, den die Musik schimpfen, ausschalten." an und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand, während er drauf wartete, daß Paskal fertig wurde.

Paskal war auch gleich fertig, er legte nur noch die CD ein und stand auf, nachdem er noch den Joystick hingestellt hatte. "Ich mach dann derweil meine Hausarbeiten...viel Spaß damit." Mit den Worten ging er wieder rüber in das Arbeitszimmer und setzte sich an den Schreibtisch. Er genoss die Musikauswahl, dabei konnte man sich gut konzentrieren.

Nur ein Nicken folgte dem schlanken Schwarzhaarigen, als Jean sich an den Computer setzte und die Einstellungen an sich anpaßte - dann begann er mit dem Spiel und tobte sich eine Weile aus, hörte jedoch bald wieder auf und legte den Joystick beiseite, um der herrlichen Querflötenmusik zu lauschen. Langsam schloß er die Augen und ging in der Musik auf, merkte sich jede Einzelne der klaren Noten .... verinnerlichte den silbernen Klang und seufzte leise, als die CD schließlich zu Ende war. Auch wenn es Niemand sonst wußte, Jean liebte diese Art Musik ... seit er bei einem Überfall auf einen Pfandleiher eine zwar alte, doch mehr als nur gut erhaltene, silberne Querflöte erbeutet hatte, widmete er sich in seinem Versteck - einem uralten U-Bahnschacht, der verschüttet war und so eine Art Höhle bildete - dem filigranen Instrument. Es hatte ihn drei lange Jahre gekostet, es zu beherrschen - er konnte keine Noten lesen, sondern merkte sich die Melodien, die er hörte und spielte sie so lange nach, bis er sie fehlerfrei spielen konnte. Er liebte diese sanfte Musik, sie beruhigte ihn ... gab ihm ein Ventil, wenn er wieder einmal von all dem Streit seiner Familie genug hatte und Zeit für sich brauchte, um nicht jemand Anderen einfach zusammenzuschlagen. Die Gedanken mit einem Kopfschütteln vertreibend, ging Jean wieder in das andere Zimmer zurück - setzte sich auf die Couch und nahm aus seinem Rucksack eine Flasche mit kaltem Tee, trank ein paar Schlucke und legte dann den Block auf das angewinkelte Knie, fing ebenso mit seinen Hausaufgaben an und widmete sich zuerst seinen Sprachkursen, deren Aufgaben er bemerkenswert schnell bewältigte, da er hier ruhig und ungestört arbeiten konnte.

Der Schwarzhaarige hatte nur kurz den Blick gehoben, als Jean ins Zimmer zurückkam, dann hatte er sich wieder auf seine Hausarbeiten konzentriert. Er schrieb an einem Französisch-Aufsatz. Oft machte er extra Arbeiten weil ihm einfach langweilig war im Unterricht. Er war einfach unterfordert in dieser Schule und wäre lieber an einer für fortegeschrittene Jugendliche, bei denen er wirklich gefordert wurde. Nach einer Viertelstunde war er damit fertig und er druckte die 30 Seiten aus. Während der Drucker arbeitete, sah er zu Jean herüber, der scheinbar konzentriert arbeitete. Kein Fluchen und kein Haareraufen, es musste wohl ein Fach sein, das ihm leichter fiel als Mathe. Der Drucker war schnell fertig und so heftete Paskal den Aufsatz in einen kleinen Hefter ab, den er zu seinen Schulsachen legte.

Der junge Baseballer hatte die Lateinübersetzung schnell erledigt und widmete sich nun den Französischaufgaben ... danach schrieb er noch die Vokabeln für sein Spanisch ab, froh darum, daß er für die Fremdsprachen solche Fächer wie Chemie oder Physik abwählen hatte können, da er auch hier das Problem mit den Zahlen hatte. Durch die Ruhe um sich herum ging es auch wesentlich schneller als bei sich zu Hause, denn dort hatte er nur sein Bett als freien Platz und dauernd das Geschimpfe seiner Eltern oder den Lärm seiner fünf Geschwister um sich herum ... als er schließlich fertig war, stopfte er die Bücher und den Block wieder in seinen Rucksack und zog die Brauen tiefer, da er den scheuen, doch abschätzenden Blick des Schwarzhaarigen bemerkte. Doch dann fiel ihm noch etwas Anderes auf - fast sofort folgte er dem Gedanken und stand auf, ging zu Paskal und schob dessen Ponys hoch, hob eine Braue und ein kurzes, hartes Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen. "Drum die langen Zotteln ... verschiedenfarbige Augen. Schon Einige damit verschreckt, Hm ?"

Etwas merkwürdig starrte Paskal Jean an, es war nicht ängstlich, eher etwas verwirrt. Bei der Frage zog sich ein leicht rosiger Schatten auf seine Wangen und er drehte seinen Kopf weg, so daß ihm der Pony wieder ins Gesicht fiel. "Eigentlich nicht... Ich falle weniger auf mit den Haaren, das ist alles." nuschelte er und sah dann doch wieder zu Jean auf. "Das ist die Streber-Tarntaktik." fügte er fast mutig an und ein hauchdünnes Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen.

"Du hast ja doch ein wenig Rückgrad - hätt ich gar nicht erwartet. Und die Taktik wirkt, dich übersieht man die meiste Zeit und wenn man dich mal sieht, vergißt man dich sofort wieder." Mit den Worten setzte Jean sich wieder auf die Couch und legte die Arme auf die Lehne - lachte leise und hart und schüttelte den Kopf, ehe er wieder auf das Algebrabuch nickte und ernst wurde. "Und jetzt ? Ich hab zwar noch Zeit, aber du hast ja sicher noch was zu erledigen, lernen oder was ihr Reiche sonst noch so tut."

"Ich brauche meist kaum lernen. ...Und was andere Reiche so machen ?...Meist Tennis oder Golf spielen... Shoppen gehen ? Ihre Autos Gassi fahren oder wo Essen gehen ?...So was interessiert mich nicht." Paskal antwortete leise, wenn er es recht überlegte, schien er ein echter Langweiler zu sein. "Möchtest du noch die letzten Aufgaben lösen ?...Dann hast es hinter dir."

"Scheiß Rechnungen ... ach verdammt, dann machen wirs halt. Bist ein komischer Kauz, weißt du das ? Lernen und Computer ... machst du noch was Anderes ?" Fast nebenher erklang die Antwort Jeans, als er die Aufgaben wieder zu sich nahm, die er zuvor noch verbockt hatte - dann fluchte er wieder und arbeitete sie ein weiteres Mal durch, wobei man ihm deutlich ansah, daß er mehr Kraft dafür brauchte, da sie schon seit mehreren Stunden an den Aufgaben saßen.

Paskal schien wirklich lange über die Frage nachzudenken. "Ich chatte hin und wieder und geh auch ins Kino ab und an...ich bin kein Sportler ...Das ist das einzige Fach nach Musik, in dem ich schlecht bin." Daß er auch noch ein Hacker war, der sogar schon in einigen Zeitungen und selbst im Fernsehen mal erwähnt worden war, weil er was gehackt hatte, erwähnte er besser nicht, es war auch seine Sache und ging Keinen was an.

Bei der Antwort sah Jean wieder auf und sah den Schwarzhaarigen an - dann hob sich einer seiner Mundwinkel und er schmunzelte, ehe er sich zurücklehnte und den Anderen betrachtete. "Bist ja doch kein solcher Langweiler, wie ich dachte, chatten und Kino sind genial. Daß du in Sport schlecht bist, weiß ich, der Trainer setzt dich immer in die Reservebank, wenn er dich aufstellen muß. Und Musik hab ich abgewählt - ich kann diese doofe Singerei nicht ausstehen, wenn die olle Miller wieder mal ihren Schulchor Gassi führen will."

"Ich muss Musik nehmen... Mein Vater möchte, daß ich wenigstens ein wenig Musik habe. Er ist durch und durch Musiker." Erzählte Paskal und setzte sich auf das Sofa. "Durch die Nachhilfe jetzt hab ich dann noch ein wenig Abwechslung und...." Plötzlich klingelte das Telefon, was Paskal lächeln ließ, als er zum Schreibtisch ging und abhob. Seine Mutter war am Telefon und fing gleich an, zu erzählen. Paskal versuchte durch den Redefluss zu erklären, daß er Besuch hatte und sie vielleicht noch ein wenig später anrufen könnte.

Mit einem unmerklichen Nicken hatte Jean schon alles in seinen Rucksack gepackt und stand auf - klopfte dem Schwarzhaarigen kurz auf die Schulter und sprach ein "Bis dann, man sieht sich." zu ihm, ehe er in seine Stiefel schlüpfte und runterlief. Dort schnappte er sich seine Jacke und schloß die Türe hinter sich - rückte den Rucksack zurecht und fing an, die Straße entlangzutraben, bis er in die abgehalfterte Gegend kam, in der er wohnte. Doch er lief nicht zu sich nach Hause, da er das Gekeife seiner Eltern nicht hören wollte - stattdessen lief er zu dem alten Park und schlüpfte dort in den Lüftungsschacht, der zu seinem U-Bahnschacht führte und lächelte sacht, als er nach wenigen Minuten an seinem Platz angekommen war, eine Kerze anzündete und seine Querflöte herausnahm. Erst um Mitternacht kam er endlich nach Hause und nickte, da schon alle schliefen - schnappte sich die zwei belegten Brote, die ihm als Abendessen übergeblieben waren und setzte sich vor den Computer, um noch ein wenig in den Foren rumzuhängen und seine Mails zu beantworten, da keines seiner Geschwister daranhockte.

Leise hatte Paskal geseufzt, als Jean ging, das sagte er auch seiner Mutter und so versuchte sie ihm aus der Nase zu ziehen, wie der Junge so ist, was sie zusammen gemacht hatten, usw. usw. Das Gespräch ging bestimmt eine Stunde noch, erst danach ließ er sich eine Wanne ein, um zu baden und danach setzte er sich an seinen Rechner und rief Mails ab und beantwortete sie. Allein das würde sicher eine Stunde dauern.

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