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”A thousand beautiful things” 09
 

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Wie hatte er da nur zusagen können ? Oliver kam sich so was von beknackt vor. Er stand hier in einer Schlange mit kreischenden Frauen und hier und da einigen Kerlen, die sich zum Teil recht tuntig aufführten, und wartete, daß die Autogrammstunde eröffnet wurde. Daß er von einigen Damen schief angesehen und belästert wurde, entging ihm auch nicht, aber versprochen war nun mal versprochen und er würde den Teufel tun, und es brechen, weil er dann den unsäglichen Zorn Korys auf sich ziehen würde, und das war fast schlimmer, als wenn man in die Hölle einfuhr. Im Moment wünschte er sich nichts sehnlicheres, als bei Keiv zu sein, aber der hatte Heute auch einen wichtigen Termin. Dann ging das Kreischen los und die Schlange setzte sich in Bewegung. Die Tür der Großbuchhandlung wurde geöffnet und die Ordner versuchten, daß die Reihe eine Reihe blieb. Die Absperrungen im Buchladen waren da ganz praktisch und so schob sich die Schlange voran. Nebenher klingelte auch noch das Telefon von Oliver und er nahm ab. "Ja ? ... Kory, was ist ? ... Nein, ich bin noch nicht dran ... Ja, ich denk an das Foto, keine Sorge ... Bye." Dann legte er auf und stellte sein Handy vorsorglich ab.

Währenddessen war genau der, an den Oliver gedacht hatte, am anderen Ende der Schlange und seufzte innerlich, als er sich zu einem Lächeln zwang und damit begann, in die Bücher oder Hefte sein Autogramm zu schreiben. Als er sich bei den überschwenglichen Fans bedankte, war er froh darum, daß sein Manager sich darum kümmerte, daß ein jeder Fan nur eine Unterschrift bekam – denn viele hätten ihm sonst ganze Stapel vorgelegt, wie es so oft bei seinen Kollegen der Fall war. Wie ein jedes Mal, wenn er zu solchen öffentlichen Empfängen als 'Justin Flint' kam, sah er eigentlich völlig anders aus: Anstatt der schlichten Kleidung und seines Pferdeschwanzes hatte er eine anthrazithfarbene Hose, einen schwarzen Rollkragenpulli und ein anthrazithfarbenes Sacko angezogen, die Augen mit ein wenig Eyeliner und einem fast nicht sichtbaren Hauch silbernen Lidschatten betont und trug seine Haare offen und ein klein wenig aufgestylt. Dadurch schuf er sich ein eigenes Image zu seinem Künstlernamen und es sorgte dafür, daß ihn im normalen Leben eigentlich Keiner erkannte. Doch dann wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als eine ältere Frau leise aufkreischte, da sie endlich drankam, ihm gleich drei Bücher vorlegte und sich einen Streit mit dem Manager lieferte, der versuchte, ihr klarzumachen, daß sie nur eine Unterschrift bekam.

Diesen Streit hörte Oliver auch und auch die Frauen vor ihm tuschelten gleich und zeterten leise vor sich hin, daß es unverschämt sei, nur ein Buch zu signieren. Oliver hingegen fand es unverschämt von den Frauen, denn es war angekündigt worden, das Flint pro Person nur ein Buch signierte. Dann schien wieder etwas Ruhe zu sein und die Schlange rückte weiter voran. Oliver klammerte sich in zwischen nervös an das Buch von Kory und hatte die andere Hand in seiner Sakkotasche, weil er dort die Digicam hatte.

Währenddessen unterschrieb Keiv weiter und lächelte auch hin und wieder gezwungen in eine Kamera, auch wenn die Meisten lieber eine Autogrammkarte zu der Unterschrift wollten. Nach einer Weile schien jedoch etwas anders: Er hörte keine Frauenstimme und die Hand, die ihm zögernd das Buch vorlegte, kam ihm mehr als nur bekannt vor. Keiv hielt inne und schluckte schwer, ehe er langsam den Kopf hob und seine Augen sich weiteten, als er in Olivers Gesicht blickte. "Was ... was soll ich als Widmung schreiben ?" Die Stimme des jungen Autors war leise und er hatte Mühe, sie nicht zittern zu lassen, während er darauf achtete, nicht zu zeigen, daß er Oliver kannte.

Oliver erkannte Keiv erst, als er die leise Frage hörte. Die Röte, die er so oder so schon auf den Wangen trug, vertiefte sich noch und er stotterte ein leises "Für ... für Kory bitte ... und wenn ich darf, würde ich ... also ein Foto ?" Er hatte weiche Knie bis zum geht nicht mehr und fischte nervös die Digi aus seiner Tasche heraus. Hätte er das geahnt, wäre er NIEMALS hergekommen. Hinter ihm kicherten und lästerten wieder einige der Frauen, doch das hörte Oliver gar nicht.

Erst jetzt erwachte das zärtliche Lächeln, das er immer für Oliver reservierte, auf den Zügen Keivs und er nickte, als er den Kopf ein wenig zur Seite neigte und seine Augen schon fast ein wenig flirtend verengte. "Aber natürlich, mein Herr. Für Kory, nicht wahr ?" Mit einem leisen Schmunzeln schlug Keiv das Buch auf, schrieb gewandt eine Widmung und setzte noch seine Unterschrift darunter, ehe er wieder zu Oliver aufblickte und erneut sein Lächeln erwachen ließ.

Und dieses Lächeln fing Oliver mit der Digi ein. Er musste sich ziemlich beherrschen, daß er nicht wackelte, und er machte auch nur ein einziges Foto. "Vielen Dank, Mr. Flint." bedankte er sich lächelnd und nahm das Buch wieder an sich. Dann wurde er aber auch schon weggedrängt und die Frau hinter ihm knallte ihr Buch schon fast auf den Tisch.

Dies brachte Keiv dazu, verärgert die Brauen tieferzuziehen und er musterte die Frau in einer nicht gewohnten Kälte, ehe er ein leises "Wenn sie sich nicht benehmen, muß ich sie leider aus der Schlange verweisen lassen." zu ihr sprach. Genau diese Art von Fans sorgte immer wieder dafür, daß Keiv nur äußerst ungern Autogrammstunden gab – und Lesungen strickt verweigerte. Innerlich leise seufzend, blickte er Oliver noch nach und hoffte, daß sich am Abend vielleicht eine Gelegenheit ergeben würde, mit ihm zu reden ... falls er überhaupt noch zum Abendessen kam.

Oliver bekam gerade noch mit, wie sich die Frau entschuldigte, daß sie so aufgeregt sei. Dann war er auch schon wieder aus der Buchhandlung geschoben worden und atmete tief durch. "Oh Mann, wie konnte ich so blind sein ?" zu sich wispernd, klammerte er sich an das Buch. Doch dann fiel ihm etwas auf, denn die Ecke einer Autogrammkarte kuckte hervor und er zog sie aus dem Buch heraus. Wie Keiv sie hineingelegt hatte, war ihm entgangen und er las nun, was hintendrauf stand. ‚Ich komme gerne zum Abendessen.' antwortete er im Geiste auf die Frage, die auf der Karte stand, und machte sich dann vom Acker, um Kory das Buch zu bringen.

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Drei Stunden und viele kreischende Fans später schloß Keiv die Türe seiner Wohnung hinter sich und atmete erst einmal tief und erleichtert auf, ehe er die Schuhe auszog und sofort ins Bad ging, um auch die ungewohnte Kleidung wieder auszuziehen. Danach stellte er sich unter die Dusche und säuberte sich gründlich; erst, als er all den Parfümgestank, die Schminke und den Rauchgestank von sich und seinen Haaren gewaschen hatte, atmete er erleichtert auf und seufzte leise, als er sich abtrocknete und schließlich wieder in seine gewohnt einfache, bequeme Jeans und ein T-Shirt schlüpfte. Während er in die Küche ging, seufzte Keiv erneut und schloß für einen Moment die Augen, als er wieder an die Begegnung mit Oliver dachte ... Keiv hätte niemals erwartet, gerade ihn in der Schlange zu sehen und es war gelinde gesagt, ein Schock für ihn gewesen. Er hatte ihm zwar gesagt, daß er ein Autor war – doch da Oliver nicht nachfragte, hatte er ihm nie gesagt, wer er war und daß er Bestseller schrieb. Erneut leise seufzend, begann der schlanke Braunhaarige damit, das Essen aufzusetzen, darauf hoffend, daß Oliver doch noch zum Abendessen kam ... auch wenn er im Stillen die Befürchtung hatte, daß dieser ihn nun fallen ließ, nachdem er wußte, wer er war.

Einige Zeit später klingelte Oliver und wartete geduldig an der Tür. Kory hatte er Heute sehr glücklich gemacht. Nicht nur mit der Unterschrift und der Widmung, sondern auch mit dem Foto von dem Autor, den der junge Mann so fanatisch bewunderte. Oliver war auch ein großer Fan, er hatte jedes Buch, aber er war kein kreischender Groupie, das bewies er ja schon, weil er nur für Kory ein Autogramm geholt hatte.

Als es klingelte, setzte das Herz Keivs einen Schlag aus – er wußte, daß es Oliver war, doch er fürchtete um dessen Reaktion. Es gab eigentlich nur drei: Entweder er machte mit ihm Schluß, da ihm der Streß zuviel wäre; oder er wurde plötzlich zum schwärmenden Fan, der auch Ruhm abbekommen wollte; oder, was am Unwahrscheinlichsten wäre, daß sich nichts geändert hatte. Keiv hoffte noch immer auf das Letztere – doch er hatte schon so oft die ersten beiden Möglichkeiten erlebt, daß er sie erwartete, auch wenn er es eigentlich nicht von Oliver dachte. Doch dann riß er sich zusammen und stand auf, kam zur Türe und öffnete sie zögerlich. "Hi ... komm doch rein, Oliver." Noch während er sprach, trat der schlanke Braunhaarige zurück und lächelte, darauf hoffend, daß Oliver hereinkam.

Das tat er dann auch und er gab Keiv den inzwischen üblich gewordenen Kuss auf die Wange. "Das war ein Schreck Heute, Hm ? Ich hab dich erst erkannt, als du mich gefragt hast." Oliver plapperte gleich ein wenig, er war etwas rosig auf den Wangen, denn daß er dort gewesen war, war ihm ziemlich peinlich gewesen.

Man sah dem Schlankeren die Erleichterung, die er fühlte, nur zu gut an und er umarmte Oliver, seufzte leise und barg einen Moment das Gesicht an dessen kräftiger Brust. Erst, als er sich ein wenig beruhigt hatte, löste er sich leicht Rot werdend und nickte, ehe er die Türe schloß und scheu zu dem Größeren auflächelte. "Das war es ... und ich bin froh, daß du nicht so reagierst wie die Anderen, mit denen ich zusammen war. Sie machten entweder gleich Schluß – oder nervten mich, weil sie von meinem Ruhm wollten. Sie verstanden nicht, daß ich die Publicity eigentlich verabscheue ..." Auch Keiv plapperte ein wenig, doch es war eigentlich nur deshalb, weil er so erleichtert war und hoffte, Oliver richtig eingeschätzt zu haben.

Der murmelte ein leises "Was für Arschlöcher." und zog Keiv etwas fester in seine Arme. "Ich bin zwar auch ein großer Fan von deinen Büchern, aber ich bin nicht so bekloppt wie viele Andere. Ich kann verstehen, daß du so etwas nicht magst. Man sieht ja heutzutage überall, was so etwas anrichten kann." Paparazzi, Pressegerüchte und all der Scheiß, wo die Stars nicht mehr auf die Straße konnten, um ein normales Leben zu führen. "Ich erzähle es Keinem, ist versprochen."

Erleichtert aufatmend, entspannte sich der Schlankere in den Armen Olivers und lächelte, beruhigte sich sichtlich und sah nach einigen Momenten wieder zu ihm auf. "Ich danke dir, Oliver. Du bist der Erste, der mich wirklich versteht ... ich hatte schon Angst, daß auch du mich verläßt." Allein schon der Gedanke daran schmerzte den Schlankeren, denn er hatte ihn in den letzten Tagen mehr als nur liebgewonnen. Er war mittendrin, sich in den Architekten zu verlieben, und das, obwohl sie sich erst so kurze Zeit kannten.

"Aus so einem Grund ? Ich wäre dann wohl der dämlichste Mensch auf Erden, wenn ich so etwas tun würde, dafür liebe ich dich viel zu sehr !" Zu seinem Entsetzen hatte Oliver ausgesprochen, was er fühlte, und als es ihm bewusst wurde, lief er knallrot im Gesicht an. "Verzeih."

Mit den Worten hatte ihn der Größere völlig überfahren ... doch als Keiv es wirklich verarbeitet hatte, erwachte ein strahlendes Lächeln auf seinen Lippen, ein freudiger Laut bahnte sich seinen Weg und er zog den Größeren zu sich herab, küßte ihn stürmisch und errötete ein wenig, als er den Kuß wieder löste. "Du weißt gar nicht, wie glücklich du mich machst, Oliver ... ich ... ich habe mich schon lange in dich verliebt und wußte nur nicht, ob ich es dir sagen soll, viele bekommen Panik, wenn man es ihnen sagt."

Das verstand Oliver nur zu gut, denn mit so einer Panik hatte er jetzt bei Keiv gerechnet. Die Reaktion überfuhr ihn jetzt aber auch ziemlich und so ließ er seiner Freude freien Lauf, indem er Keiv an sich zog, hochhob und einmal kurz herumwirbelte, bevor er ihn wieder absetzte und ebenso küsste. "Ich freu mich so, daß es auf Gegenseitigkeit beruht."

Leise lachend, hielt sich Keiv an dem Größeren fest und genoß dessen Überschwang, erwiderte den Kuß ebenso innig und lachte leise an dessen Lippen, als sie wieder Atem holten. "Gleich so stürmisch ? Aber das macht Spaß ..." Erst jetzt löste er sich wieder und nahm Oliver beim Gürtel, zog ihn in die Küche und drückte ihn auf den Stuhl, ehe ihm nach einen weiteren, innigen Kuß einen Teller mit Gulasch und Nudeln füllte. "Iß erst einmal, du mußt Hunger haben, wenn dein Tag so anstrengend war. Und halte dich nicht zurück – es ist noch genug für Nachschlag da."

Oliver folgte artig wie ein Hündchen an der Leine und lachte leise, als er wieder auf den Stuhl gedrückt wurde. "Sicher nicht so anstrengend wie dein Tag. Du magst solche Termine nicht besonders, das merkt man ziemlich deutlich." Es war wirklich ersichtlich gewesen und es war auch bekannt, daß der Autor sehr scheu war. "Ich kann dich durchaus verstehen."

Leise seufzend, nickte Keiv und setzte sich auf seinen Platz, nachdem auch er sich eine kleine Portion Gulasch genommen hatte. "Es ist immer wieder stressig, da ich es nicht mag, so im Rampenlicht zu stehen. Deshalb style ich mich immer so auf, wenn ich einmal auf einen öffentlichen Auftritt muß, so erkennt mich Niemand, wenn ich normal bin. Wobei ich da etwas habe, das ich ... ich möchte dich etwas fragen, Oliver – schon seit einigen Tagen. Am Wochenende ist ein Empfang, auf den ich muß, und ich wollte dich fragen, ob du mich vielleicht begleitest ?"

"Ein Empfang ? Und ich soll dich begleiten ?" Das überraschte Oliver sichtlich und er brauchte wirklich einen Moment, um zu überlegen. Doch dann nickte er sacht. "Wenn du mich wirklich dabei haben möchtest, dann komme ich gerne mit."

"Aber natürlich möchte ich dich dabei haben – sonst würde ich doch nicht fragen." Daß der Größere in dieser Hinsicht so unsicher war, konnte Keiv fast nicht fassen und so stand er auf, kam zu ihm und nahm dessen Kopf in die Hände, küßte ihn zärtlich und lächelte schließlich, als er die Arme um dessen Nacken und seine Stirn auf die Olivers legte. "Im Gegenteil – ich könnte mir niemand Anderen vorstellen, mit dem ich lieber dorthingehen würde. Natürlich würde ich am Liebsten überhaupt nicht hingehen – aber auf diese Weise ist es leichter für mich und wir haben einen Grund, eher wieder verschwinden zu können. Und keine Sorge – es wird nur am Anfang von den Autoren des Verlages ein Foto gemacht, ab da ist die Presse dann weg, da es außer mir noch einige Autoren gibt, die das nicht mögen."

Daß Presse da sein würde, war das, was dafür gesorgt hatte, daß Oliver hatte überlegen müssen. "Dann ist ja gut." murmelte er somit auf die letzten, beruhigenden Worte seines Geliebten, und er neigte sich etwas zu ihm, um ihn sacht zu küssen. Er wollte nicht, daß Keiv womöglich in die Klatschspalten kam, nur weil er mit einem Mann zu dem Empfang erschien, der ein Bäuchlein hatte. Er kannte die Berichte aus diesen Käseblättern ziemlich gut und es grauste ihn davor, auch dort zu landen.

Berichte, die auch dem schlankeren Autor unangenehm waren. "Und es ist auch nur seriöse Presse zugelassen, mein Herz. Ein anderer Autor und ich haben da unseren Verleger schon erpreßt – denn wir wären nicht gekommen, wenn diese Klatschblätter berichten würden." Keiv konnte sich schon denken, wovor der Größere Angst hatte, doch das war etwas, das er ihm nehmen wollte. "Außerdem möchte ich ihnen zeigen, daß ich den besten Gefährten habe, den ich mir wünschen kann ... denn du bist alles, das ich mir je erträumt habe, Oliver."

"Dann bin ich beruhigt, es wäre schlimm, wenn solche Käseblätter alles breittreten. Ich bin ehrlich gesagt, nicht so scharf darauf, auf der Straße von Wildfremden überfallen zu werden ... du ja auch nicht, denk ich mal." Oliver zog Keiv wieder näher, um ihn erneut zu küssen. Danach ließ er lächelnd von ihm ab und wisperte ein leises "Wir sollten essen, bevor es kalt wird."

Ein ebenso leises "Mhm." wispernd, erwiderte Keiv den zärtlichen Kuß und löste sich dann wieder, setzte sich auf seinen Platz und wünschte Oliver noch einen guten Appetit. Das Essen verlief in einem angenehmen Schweigen ... erst, als sie mit dem Gulasch fertig waren, stand Keiv auf und räumte die Teller weg, holte ihnen aus dem Kühlschrank je ein Teller mit Kuchen und stellte es ihnen auf die Plätze, ehe er Oliver einen zärtlichen Kuß auf die Wange hauchte und noch ein "Laß es dir schmecken." zu ihm wisperte.

"Danke." erwiderte Oliver und ließ es sich wirklich schmecken. Hin und wieder blickte er zu Keiv und ertappte ihn dabei, wie er ihn beobachtete. "Was muss ich da anziehen, einen Anzug ?" fragte er nun leise, denn er hatte sich noch ein wenig Gedanken gemacht.

Diese Frage hatte der Schlankere nicht erwartet und hielt noch während dem Biß inne – dann lächelte er und aß auf, ehe er ihm leise antwortete. "Ein wenig besonders schon, aber du brauchst keinen Festanzug. Einfach etwas Dunkles, Schlichtes, das genügt. Ich werde mich wieder so aufdonnern müssen, du weißt ja ... meine Tarnung ... aber du kannst einfach nur du selbst sein, damit siehst du am Atemberaubendsten aus." Das brachte Keiv dazu, ein wenig zu erröten, doch in dem bewundernden, zärtlichen Blick seiner Augen und dem ebenso zärtlichen Lächeln sah man, daß er ein jedes seiner Worte ernst meinte.

Oliver erwiderte das Lächeln und wisperte ein "Gut, dann weiß ich schon, was ich anziehe." Danach gabelte er sein letztes Stück Kuchen und lehnte sich zurück um sich etwas zu räkeln. "So aufgedonnert hab ich dich wirklich nicht gleich erkannt, aber der Kajal steht dir."

Das ließ Keiv hochrot werden und er seufzte, ehe er eine der langen Ponysträhnen nach hinten strich und ein wenig verlegen lächelte. "Ja, ich weiß ... aber ich tue es nicht gern, es ist immer so komisch für mich, wenn ich ihn auftrage. Ich bin lieber natürlich ..."

"Das verstehe ich ... sei so, wie du dich am wohlsten fühlst." Das war Oliver sehr wichtig und er lächelte liebevoll zu seinem Liebsten herüber. "Was machen wir jetzt ?" Ihm war danach, etwas zu unternehmen. "Möchtest du mit mir ins Kino ?"

Völlig überrascht blickte Keiv zu ihm hoch und hob eine Braue – doch dann strahlte er regelrecht und nickte, schluckte und lächelte, als er ihm antwortete. "Mehr als nur gern, Oliver ... ich gehe gern mit dir aus, das weißt du doch ?" Der Vorschlag überraschte den Schlankeren, doch es war eine angenehme Überraschung. Noch am Mittag hatte er befürchtet, daß nun alles aus sein würde – und nun war ihre Beziehung gefestigter denn je, eine Tatsache, die Keiv noch immer verblüffte.

"Fein ... wir machen uns einen schönen Abend. Was möchtest du gern sehen ? Ich lade dich ein." Es lag dem Größeren viel daran, er wollte einen ruhigen Abend mit Keiv und sie waren noch nie so wirklich zusammen weggewesen.

Nun doch ein wenig ratlos, aß der Schlankere den letzten Bissen seines Kuchens und überlegte, ehe er verlegen mit den Schultern zuckte. "Ich weiß nicht genau ... ich bin ehrlich, ich bin kein Fan dieser rührsehligen Herz-Schmerz-Filme. Auch wenn man es nicht von mir erwarten würde, ich sehe mir gerne Action oder Scifi oder gute Fantasy an ... manchmal auch Horror oder Anspruch, aber nur, wenn es gut ist. Oder neuverfimte Klassiker, wie Zorro oder ähnliche Filme." Es war doch recht ungewöhnlich, wenn man bedachte, daß er gerade diese schnulzigen Plots in seinen historischen Romanen schrieb, doch er konnte nicht aus seiner Haut und ein Kino mit schluchzenden Frauen war eine reine Horrorvorstellung für ihn.

Oliver lächelte bei den Worten und nickte. "Kann ich gut verstehen. Wie wäre es dann, wenn wir in den neuen Zorro gehen ?" schlug er vor und trank dann einen kleinen Schluck. "Nicht weit von hier ist ein Kino, man kann es gut zu Fuß erreichen und wir machen dann gleich noch einen kleinen Spaziergang."

"Herrlich – ich mag Banderas und vor allem, wenn er diese herrliche schwarze Uniform anhat. Ich freue mich schon darauf, Oliver. Machen wir einen kleinen Verdauungsspaziergang dorthin ? Oder möchtest du noch ein wenig kuscheln, bevor wir in die Spätvorstellung gehen ? Eine frühere Vorstellung werden wir denke ich nicht mehr erwischen ..." Noch während er sprach, nahm Keiv die inzwischen leeren Teller und räumte sie in die Spülmaschine, ehe er den Deckel auf den Gulaschtopf stülpte und erwartungsvoll zu Oliver zurückblickte.

"Hmmm, erst kuscheln, dann losgehen. Beides ist schön und ich würde beides gern tun." Der Schwarzhaarige stand langsam auf und kam zu Keiv, er half ihm beim Einräumen des Geschirrs, so hatten sie noch etwas mehr Zeit für sich.

Auch das war noch immer so ungewohnt für den Schlankeren, doch er genoß es sichtlich und nickte. Als sie fertig waren, zog er Oliver sanft ins Wohnzimmer und schnurrte sich dort schon fast an ihn, küßte ihn zärtlich und zog ihm dann langsam das Hemd aus, um die Hände über dessen Oberkörper wandern zu lassen. Auch wenn es ein wenig stürmisch aussehen mochte – Keiv brauchte es, Oliver zu fühlen und er schmiegte sich wieder an ihn, um leise seufzend dem starken Herzschlag zuzuhören.

Als Keiv weiter so ruhig dastand, sah Oliver auf ihn herab und seine Finger fingen an, ihm sacht durchs Haar zu kraulen. Das Zusammensein war so friedlich und erholsam. Oliver wollte es nicht mehr missen wollen und lächelte sacht, als Keiv noch seine Augen schloss. Fehlte nur noch ein leises Schnurren, und er konnte Julius Konkurrenz machen.

Und genauso wie der Kater fühlte sich Keiv im Moment gerade, denn das zärtliche Kraulen und das Schmusen machten ihn sehr, sehr glücklich. Gerade, daß sie sich auch ohne den 'Beziehungskitter' Sex so gut vertrugen und auch das Schmusen und Beisammensein genossen, zeigte ihm, daß ihre frisch erblühte Beziehung eine Zukunft hatte ... eine Zukunft, die der junge Autor gerne mit Oliver verbringen wollte. "Bitte verzeih die Frage, Oliver ... ich weiß, es ist ein seltsamer Zeitpunkt, aber darf ich fragen, wie alt du eigentlich bist ?" Diese Frage geisterte schon seit ihrer ersten Begegnung durch Keivs Gedanken, doch bisher hatte er sich nicht getraut, ihn zu fragen.

Die Frage überraschte den Größeren ein wenig und er antwortete nur ein knappes "Siebenundzwanzig, warum ?", ehe er zu Keiv herabsah und ihn fragend anblickte.

Jener zuckte nur leicht mit den Schultern und sah zu dem Größeren auf, ehe er ihm leise antwortete. "Es ... weißt du, ich war nur ein wenig neugierig ... ich hatte schon einige etwas ... sagen wir einmal, schlechtere Erfahrungen. Ich bin schon einunddreißig und vielen zu alt ... deshalb habe ich gefragt, zum Glück sind wir nicht allzuweit auseinander." Die Stimme Keivs war sehr leise und man hörte ihm gut an, daß er hoffte, daß dies jetzt nicht ein Hinderungsgrund für Oliver war.

Das war es ganz und gar nicht. "Du siehst viel, viel jünger aus, Honey." Der Kosename kam unbewusst über Olivers Lippen und er wurde leicht Rot auf den Wangen, weil er nicht wusste, ob Keiv den Namen mochte. Aber er war einfach honigsüß und daß Oliver es so sah, sagte er mit dem Kosenamen.

Keiv war überrascht – doch er freute sich sichtlich und neigte sich vor, küßte den Größeren stürmisch und wisperte ein leises "Danke ..." an dessen Lippen, ehe er sich einfach wieder ankuschelte. Gerade diese ruhigen, zärtlichen Momente vor dem Kamin waren schöner als vieles andere und Keiv kostete sie bis zur Neige aus, wohlwissend, daß ihnen noch ein wenig Zeit blieb, ehe sie sich für das Kino fertig machen mußten.

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