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”Die weiße Rose des Ostens” 11
 

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Mit einem kurzen, von Niemandem um sie herum gesehenen Lächeln betrachtete Amalric seinen Liebsten, der noch immer ungläubig auf das handlange, ledergebundene Buch in seiner Hand blickte. Die Worte, die in schönster Schrift auf dem hellen Pergament standen, bezeugten ebenso wie das Siegelmotiv, das der Schriftenmaler auf die erste Seite des Buches gemalt hatte, daß Tahir nun von adeliger Abstammung war. Sein Siegel zeigte eine Rosenranke, die sich um einen Krummsäbel rankte und in einem runden Rahmen schlichter, schöner Mosaikmuster lag ... ein perfekt zu ihm passendes Motiv, das sie nun bei einem Siegelmacher sowohl in einen Siegelring, wie auch einen Siegelstempel ritzen lassen würden. Den Schmuck und die Kreuze zu Goldmünzen zu tauschen, war ein schnell und für alle Seiten zufriedenstellendes Geschäft gewesen ... der Hehler hatte sie auch zu dem Schriftenmaler geschickt, der bekannt für seine Kunst war und nun – zwei Stunden und eine beträchtliche Menge Goldes, das aber gut angelegt war, leichter – verließen sie ihn und würden bald den Siegelmacher erreichen, damit Tahirs Titel komplett werden würde. "Gefällt dir dein Titel, mein Herz ? Du hast bisher noch nichts gesagt ..."

"Er gefällt mir sehr gut, ich wusste ja nicht, wie so ein Titel aussieht." wisperte Tahir und lächelte warm, als er auf das schöne Buch in seinen Händen blickte. Er strich ehrfürchtig darüber und steckte es in den ledernen Umschlag, der extra dafür gemacht worden war, und dann verstaute er es sicher in seinem Beutel. Zwar mussten sie es gleich wieder rausholen wegen dem Siegel, aber er wollte nicht, daß es auf dem Weg beschmutzt würde.

Der junge Spanier nickte nur, als Tahir das Buch in seinen Beutel legte, denn so war es sicherer. "Es ist der Nachweis, daß du einen Titel hast – und wenn du dazu noch den Ring und den Stempel besitzt, ist es perfekt. In Spanien wird Keiner daran zweifeln, das garantiere ich dir." Dann verstummte er wieder, da vor ihnen eine größere Menschenmenge an einem Verkaufsstand anstand und es etwas Mühe kostete, an ihnen vorbeizukommen. Als sie endlich wieder ein wenig mehr Platz in der Straße hatten, orientierte sich Amalric kurz und nickte, als er das Geschäft des Siegelmachers ein wenig von ihnen entfernt entdeckte. "Dort ist der Laden – komm, ich bin gespannt, welchen Siegelstein er für dich aussucht."

"Siegelstein, so wie deiner ?" fragte Tahir und folgte rasch. Adan hatte er sich neben sich, damit nichts passierte. Daß er selber einen ganz Bestimmten bekommen sollte, war für ihn besonders, dann hatte er etwas ganz Eigenes, das ihm Keiner mehr wegnehmen konnte, und es würde sein Zeichen tragen.

"Ja, wie meiner – doch ich denke, es wird ein anderer Stein werden, Rubin paßt nicht zu dir. Wir werden sehen, was der Siegelmacher hat, Hm ?" Während er sprach, ging Amalric weiter und sie kamen an dem Geschäft an – der junge Spanier wartete nur, bis Tahir seinen Kater eng an sich gezogen hatte, ehe er klopfte, eintrat und den Siegelmacher ansprach, sobald auch sein Liebster eingetreten war. "Ich grüße sie, mein Herr – wir sind hier, um für meinen Kampfgefährten einen Siegelring und einen Siegelstempel fertigen zu lassen. Wir brauchen eure Arbeit sofort, da wir Morgen schon mit dem Schiff nach Spanien aufbrechen - doch ich bin auch bereit, einen Aufpreis für ihre Mühe zu begleichen."

Der Siegelmacher blickte von seiner jetzigen Arbeit auf und musterte die beiden Männer vor sich. Dann fiel sein Blick auf Adan und eine Braue hob sich. Dieses Phänomen hatte Tahir schon bei dem Mann beobachtet, der seinen Titel gemacht hatte, wie es schien, war es wirklich ein Zeichen von großem Reichtum, wenn man solch eine Katze bei sich hatte. "Nun, ich denke, gegen einen entsprechenden Lohn schaffe ich bis Morgen ein Siegel. Allerdings nur, wenn es ein weicherer Stein ist, ansonsten ist es mir unmöglich." Der Mann kramte einige Steine hervor und zeigte sie Amal. "Das ist die Auswahl."

Mit einem kurzen Nicken kam der junge Spanier näher und betrachtete sich die Auswahl an Edelsteinen auf dem samtüberzogenen Tablett ... die Auswahl zeigte nur die edelsten und schönsten Steine, in klaren, satten Farben und schließlich entschied sich Amalric für einen makellosen, goldorangen Karneol, den er Tahir zeigte. "Dieser Karneol ist perfekt ... was meinst du, Tahir ?"

Tahir kam dicht zu Amal, sah ihm über die Schulter und auf den Stein, den der ausgewählt hatte. "Er ist wunderschön." wisperte er und versuchte, nicht zuviel Freude zu zeigen. Innerlich tobte es in ihm, er freute sich wie ein kleines Kind und das sah man höchstens in seinen Augen, die leicht schimmerten und den Siegelmacher schaudern ließen.

Dieses Schaudern bemerke Amalric mit einem innerlichen Lächeln – es war immer wieder verblüffend, wie sehr die Leute sich vor Tahir fürchteten. Dann widmete er sich jedoch ihrem Anliegen und nickte, reichte den Karneol dem Siegelmacher und überlegte einen Moment. "Bitte fassen sie ihn in Silber – es paßt besser zu meinem Kampfgefährten. Hier ist das Wappen, das sie fertigen sollen – wieviel verlangen sie, daß es schon bis heute Abend fertig ist ?" Mit den Worten reichte ihm der junge Spanier ein Pergament, auf dem das exakt gleiche Wappen wie in dem Buch abgebildet war und wartete auf die Antwort des Siegelmachers.

Der Mann nahm den Zettel an sich und betrachtete das Wappen. Es war durch die Rose etwas komplizierter und so kam er schnell zu einem Entschluss. "Zwanzig Goldmünzen, dann wird es heute Abend fertig sein." legte er fest und wartete ab. Diese Männer hatten sicher genug Geld und wenn sie das Wappen so eilig haben wollten, dann würden sie den Preis auch zahlen.

"Ich gebe dir fünfundzwanzig Goldstücke, Siegelmacher – aber dafür möchte ich, daß der Griff des Stempels aus Elfenbein ist und du dir wirklich Mühe gibst. Wir werden bei Sonnenuntergang wiederkommen – ich gebe dir jetzt fünf Goldstücke, den Rest bekommst du, wenn wir die Ware bekommen. Einverstanden ?" Amalric war sich sicher, daß der alte Siegelmacher das Angebot annehmen würde – der Preis war so hoch, daß der Alte sich einige Tage Ruhe gönnen konnte und so überraschte es ihn auch nicht, als er das freudige Leuchten in den Augen des Siegelmachers sah.

"Gern doch, gern, meine Herren." antwortete der sofort und holte einen Bund mit verschiedenen Ringen hervor, damit er die Maße nehmen konnte. Tahir reichte ihm die Hand hin und der Siegelmacher fand sogleich den richtigen Ring. "So schmale Hände bei einem Mann hatte ich selten." murmelte er und nickte, als er fertig war. Das Gold steckte er ein und er machte sich sofort an die Arbeit. Er bermerkte somit kaum, wie die Zwei seine Werkstatt wieder verließen. "Und jetzt gehen wir zum Markt ?" fragte Tahir leise und lächelte einen Moment vor Aufregung.

Leise lachend, nickte Amalric und da sie unbeobachtet waren, zog er Tahir kurz an sich und küßte ihn liebevoll, ehe er ihn wieder losließ und einen halben Schritt von ihm Abstand nahm. "Ja, jetzt können wir zum Markt – da wir die Schiffspassage schon gezahlt haben und nun auch wissen, wieviel deine Siegel kosten, können wir auf den Markt und die Dinge einkaufen, die wir noch brauchen. Komm ... es ist noch genug Zeit, wenn du möchtest, gehen wir in ein Gasthaus und essen etwas ? Es ist erst Mittag ..."

"Gern." erwiederte Tahir und lächelte erneut ganz kurz. Er zog Adan wieder dichter zu sich heran, denn es wurde etwas voller und enger. Daß sie in ein Gasthaus gingen, war ebenso aufregend und neu für Tahir wie alles andere. Gerade das wirklich regelmäßige Esssen war noch immer ungewohnt, früher hatte er viel weniger gegessen.

Das ahnte der junge Spanier – und auch aus diesem Grund sorgte er dafür, daß sein Gefährte immer genug zu essen hatte und würde ihm nun Heute auf dem Mark all das besorgen, das Tahir nie bekommen hatte. Es war ihm ein Bedürfnis, seinen Liebsten zu verwöhnen ... und man konnte schon jetzt erkennen, wie gut es dem Weißblonden tat, sein Körper wurde mit jedem Tag noch schöner.

Eine Tatsache, die Tahir noch immer nicht bewusst warnahm, er war nicht eitel, nur stolz auf sein unheimliches Aussehen, das so viele schreckte und ihm seine Selbstsicherheit gegeben hatte. Auf dem Markt gab es viel zu sehen, unter anderem auch Tiere, die verkauft wurden. Tahir sah die Blick der anderen Menschen und so straffte er sich etwas mehr und zeigte mit Stolz und Kühle, daß er eine diese schönen Katzen sein Eigen nennen konnte. Und als würde Adan es merken, zeigte auch er, daß er eine stolze Katze war.

"Adan ist sehr stolz ... und zu Recht, durch sein weißes Fell ist er schöner als die Geparden, die hier angeboten werden. Eine Seltenheit – und mehr als nur wertvoll." Und wie um seine Worte zu bestätigen, kamen zwei der Raubtierhändler herbei und versuchten, Tahir dazu zu bringen, daß er seinen Kater verkaufte. Sie wußten genau, daß Adan einen sehr hohen Preis bei den reichsten Kunden bringen würde – und so schmeichelten sie ihm und boten hohe Preise für den Kater.

"Nein, ich verkaufe nicht ! Wenn, dann lass ich ihn ein Weibchen decken, und das nur in Spanien !" Er wirkte eiskalt und so blieben den Händlern auch gleich weitere Versuche, etwas zu fragen, im Hals stecken. "Ich verderbe mir doch nicht das Geschäft dort und verkaufe ihn hier." Dann ging er einfach weiter und beachtete die Männer nicht weiter. Sie wussten genau, daß Tahir in Europa ein Heidengeld für eine erfolgreiche Deckung bekommen konnte und sie hatten schnell begriffen, daß der Mann dieses wertvolle Tier niemals hergeben würde.

Innerlich über die mißmutigen Gesichter der Händler schmunzelnd, folgte Amalric seinem Gefährten und schloß wieder zu ihm auf – er war mehr als nur zuversichtlich, daß Tahir sich in Spanien behaupten konnte, das zeigte ihm schon die Sicherheit, die der Hellhaarige hier auf dem Markt gezeigt hatte. "Wohin möchtest du als Erstes ? Wir brauchen einerseits die Dinge, die man nicht in Spanien bekommt – aber du brauchst auch neue Kleidung und Stiefel, und vielleicht finden wir noch andere Dinge, die wichtig sind."

"Ich denke, daß wir das zuerst besorgen. Ich bin gespannt auf die Kleidung, auch wenn ich meine Alte am Liebsten behalten würde. Aber das geht ja nicht." Er konnte ja schlecht in einem Kaftan herumlaufen, wenn er als Adliger galt. Im Grunde war er auch ein Adliger, sein Vater war einer der höchsten Stammesfürsten gewesen.

Amalric nickte nur und ging mit ihm weiter – er wollte zuerst zu einem Schneider, damit Tahir in schönen Gewändern mit ihm essen gehen konnte und so gingen sie in die Gasse, in der die Schneider ihre Läden hatten. Nachdem sie angekommen waren, trat Amalric in den ersten Laden ein, nickte kurz, da die ausgestellte Ware und auch die Stoffe von hoher Qualität waren und rief nach dem Schneider, damit sie bedient wurden.

Schon, als sie den Laden betraten, staunte Tahir ein wenig. Überall lagen Stoffe herum und es herschte ein munteres Chaos. "Ich komme gleich, meine Herren." erklang es von hinten und Momente später kam ein mit Stoffballen bepackter Mann nach vorne gewankt. "Einen Moment." entschuldigte er sich nochmal und sorgte dafür, daß ein Lächeln über Tahirs Lippen huschte. Erst, als der Mann die Stoffballen abgelegt hatte, sah man ihn erst richtig. Es war ein freundlich aussehender Mann Mitte Zwanzig. "Was wünschen die Herren ?"

"Ich grüße euch ... mein Begleiter benötigt neue, edle Kleidung, da wir Morgen nach Spanien aufbrechen. Habt ihr etwas, das dem adeligen Rang meines Begleiters entspricht ? Und es sollte möglichst rasch gehen, da wir noch Einiges auf dem Markt zu besorgen haben." Daß der Schneider so jung war, überraschte Amalric, doch er schien sich hier behaupten zu können und mußte deshalb auch ein großes Können aufweisen.

"Also neu schneidern schaffe ich nicht bis Morgen oder heute Abend, aber ich glaube, ich habe etwas, das ihrem Bgeleiter passen könnte. So schlanke Männer sehe ich hier selten .. es sei denn, man nimmt mich." lächelte der junge Schneider und ging kurz um Tahir herum, schätzte dessen Größe und Maße ab uund ging dann in sein Lager, um die Kleidung zu holen. Dann kam er mit einem Berg voller Hemden, Hosen und anderem zurück und legte es auf einen freien Tisch. "So, das ist etwas, das passen könnte, edelste Stoffe, es kann sein, daß hier und da ein wenig zu ändern ist."

Amalric ging gleich zu den Kleidern und zog auch Tahir mit sich mit – er merkte sofort, daß dieser junge Schneider sehr viel Geschmack besaß, denn die Stoffe waren durchwegs in dunkleren Rot-, Blau, Bernstein- und helleren Gelb- und Weißtönen gehalten, die wunderbar zu der dunklen Haut und den hellen Augen des jungen Arabers paßten. "Such dir aus, was du möchtest, Tahir – du wirst viel Kleidung in Spanien brauchen und warum sie nicht schon jetzt kaufen ?"

"Warum nicht gleich alles nehmen ?" fragte Tahir leise, als er sich die Kleidung besah. Der Schneider machte große Augen bei den Worten und lächelte sacht. "Ihr könnt kaufen, soviel ihr wollt. Das hier ist aber alles, was ich an Passendem habe." erklärte er und Tahir nickte, als er sich eines der Hemden anhielt. "Kann ich es anprobieren ?" fragte er leise und der Schneider nickte zu einem Vorhang, hinter dem er immer den Kunden die Kleidung anpasste. "Bite kommt, mein Herr." Er verschwand mit Tahir und half ihm kurz, weil er gemerkt hatte, daß der sich damit scheinbar nicht wirklich gut auskannte. Erst nach einigen Minuten kamen Beide heraus und vor Amalric stand ein ganz neuer Tahir. "Was meinst du, Amalric ?"

Der brauchte erst einmal einen Moment, um sich zu fangen, auch wenn man es ihm nicht ansah. Tahir sah einfach nur bewundernswert aus – das helle Hemd, die dunklen Lederhosen und die in dunklem Rot gehaltene Oberjacke brachten die androgyne Schönheit des Weißblonden besonders gut zur Geltung. "Es steht dir wunderbar, Tahir – nimm, was dir gefällt, du mußt mir nicht alles zeigen. Ich vertraue dir und dem Urteil des Schneiders." Während er sprach, setzte Amalric sich auf einen bequemen Stuhl, der an der Seite für die Kunden bereitstand, nickte nur aufmunternd zu dem Schneider und lächelte kurz zu seinem Liebsten.

"Und es ist nichts zu ändern, mein Herr, ihr Begleiter hat die perfekte Figur für diese Kleidung." erklärte der Schneider und Tahir lächelte einen Moment, als Adan an ihm schnupperte. "Geh zu Amalric." wisperte der Blonde und der Kater gehorchte. "Das hier lasse ich an und alles andere nehme ich dann auch." Ihm gefielen alle von den Sachen und es waren nur fünf Garnituren, also nicht zuviel. "Gern, der Herr." wisperte der Schneider und packte alles zusammen.

Mit einem kurzen Nicken stand Amalric wieder auf und kam zu Tahir, betrachtete ihn mit einem stolzen Lächeln und man sah an seinen leicht flammenden Augen, wie sehr ihm sein Liebster so gefiel. "Packt auch noch passende Gürtel dazu, Schneider – und habt ihr auch Stiefel ? Oder müssen wir dazu zu einem Schuhmacher gehen ?" Es wäre gut, wenn sie alles hier bekommen könnten, doch es war eher unwahrscheinlich, daß der Schneider auch passende Stiefel zu seiner Kleidung hatte.

"Leider nicht, aber nur zwei Läden weiter ist ein Freund von mir, er hat bestimmt die passenden Stiefel.Sagt ihm einfach, daß Martino euch schickt." Der junge Schneider packte eifrig alles zusammen und legte es in einen Beutel, damit nichts beschmutzt würde. Tahir selbst hatte noch seine alten Stiefel angezogen und war nach vorne gekommen, als der Schneider gerade den Preis nannte. "Bitte gib ihm etwas mehr, er war sehr nett." wisperte er zu Amal.

"Das hätte ich so oder so, gerade weil er so höflich und zuvorkommend war." Auch Amalric wisperte, ehe er sich dem jungen Schneider zuwandte, ihm statt der erbetenen fünf nun acht Goldstücke gab und mit einem leisen "Das stimmt so." jegliches Widerwort abschnitt. Dann bedankte sich der junge Spanier noch bei ihm und nahm den Packen auf, wuchtete ihn auf seine breite Schulter und nickte noch zum Abschied, ehe er aus dem Laden ging und draußen auf Tahir wartete, damit sie zu dem Schuster gehen konnten. Amalric würde sich dort auch Stiefel kaufen, da seine Eigenen schon abgetragen waren – zum Glück hatte er schon in einer kleineren Stadt, die sie vor drei Tagen durchquert hatten, Kleidung für sich besorgen können, da er die breiten Schultern eines spanischen Kriegers besaß.

Tahir nahm Adan wieder an die Leine und folgt Amal nach draußen. "Gefällt dir, was ich ausgesucht habe ?" fragte er leise und zupfte ein wenig an der Jacke herum."Das Enge ist ungewohnt." kommentierte er sein Tun und lächelte kurz, weil Adan erneut an ihm schnupperte. "Na und du ? Wie findest du deinen Herren, Tahir von der weißen Rose des Ostens ?"

Erneut leise schmunzelnd, betrachtete der junge Spanier den weißen Geparden, der nur kurz schnaubte und sich dann an die Hand seines Herrchens heranschnurrte. Sie gingen langsam zu dem ihnen gewiesenen Schusterwerkstatt, traten ein und nickten dem jungen Schuster dort zu. "Ich grüße euch ... der Schneider Martino schickt uns zu euch und wir möchten gerne Stiefel für uns. Und zwar mehrere Paare, da wir Morgen nach Spanien reisen." Der Schuster lächelte und nickte, kam zu ihnen und verneigte sich kurz, ehe er sie zu den schon bereitgestellten Hockern brachte, damit sie für das Maßnehmen sitzen konnten.

Tahir setzte sich wie auch Amalric hin und zog seine Stiefel aus. Er lächelte einen Moment, denn er hatte ein leichtes Leuchten in den Augen des Schusters gesehen, als Amal den jungen Schneider erwähnte. Die Zwei gehörten sicher zusammen. "Du zuerst, deine sind viel kaputter als meine." legte er fest und sah zu Amalric.

Der hatte das schon erwartet und nickte dem jungen Schuster nur zu, daß er mit dem Maßnehmen beginnen sollte. Er hoffte, daß ihm einige der Paare passen würden, die in den Regalen standen – es waren sehr schöne Stiefel und als ihm der Schuster eines von ihnen brachte, huschte ein kurzes Lächeln über seine Lippen. Die Stiefel paßten perfekt – und so ließ sich Amalric noch drei andere Paare geben, probierte sie und nahm sie dann auch, ehe er ein Paar anbehielt und aufstand, um zu beobachten, wie der Schuster bei Tahir Maß nahm.

Auch für Tahir fand sich etwas, auch wenn es etwas schwieriger war und der Schuster einige Paare aus dem Lager holen mußte, denn die Waden des Weißhaarigen waren recht schmal und schlank. Jedoch fanden sich drei passende Paare und auch Tahir ließ die neuen Stiefel gleich an und musterte sie lächelnd. "Sie sind wirklich schön." lobte er, stand auf und ging ein paar Schritte auf und ab.

Der junge Spanier nickte nur und bezahlte den Preis dafür, denn die Stiefel waren nicht nur aus bestem Leder gefertigt, sondern auch von bemerkenswerter Qualität. "Ich danke euch, diese Stiefel sind von sehr guter Qualität – besser als die, die ich mir von dem Schuster meiner Heimatstadt fertigen ließ." Der junge Schuster wurde bei dem Lob sichtlich verlegen – er bedankte sich scheu und nahm das Gold für die Stiefel an, packte sie ein und reichte Amalric das Bündel, das dieser mit einem Nicken annahm. "Komm, Tahir – wir haben noch Einiges zu erledigen, Hm ?" Der Anblick seines Liebsten erfüllte Amalric mit sichtlichem Stolz ... gerade die schönen, schwarzen Stiefel rundeten das Bild, das er bot, noch ab und unterstützten seine Kühle.

Und als er Adan wieder dicht neben sich hatte, wirkte Tahir wie ein kalter Edelmann, der den Kunden, der gerade hereinkam, schaudern ließ, so daß er fast etwas verängstigt beiseite wich, wo er wartete. Erst, als die Beiden zusammen mit dem Raubtier den Laden verlassen hatten, traute er sich und Tahir grinste kurz. "In meinem Stamm wäre ich nie so behandelt worden."

Bei den leisen Worten blickte Amalric auf und grinste ebenso, ehe er den Weißblonden in eine kleine Seitengasse zog, ihn küßte und leise an dessen Lippen wisperte, da sie unbeobachtet waren. "Ab jetzt wirst du immer so behandelt werden, mein Herz – deine Kleidung, dein Siegelring und deine Kühle werden dir ab jetzt den Respekt sichern, den du auch verdienst. Du bist edler als die meisten Adeligen, die ich kenne – und du bist so wild und rein wie Adan. Du bist wirklich eine Rose ... wild und wehrhaft, doch auch schön und anmutig. Und du bist mein."

"Du bist der Einzige, der mich besitzen darf." wisperte Tahir und kam dichter, damit auch er seinen Geliebten küssen konnte. Er tat dies sehr leidenschaftlich und löste den Kuss dann leise schnaufend. Dann trat er einen Schritt zurück, gerade, als einige Männer an der Gasse vorbeiliefen und hineinsahen. Glücklicherweise nutzte Adan den ruhigen Monent und erleichterte sich, und so war es nicht ungewöhnlich, daß die beiden Herren dort standen.

Und ein wütender Blick Amalrics genügte, daß sie sich sofort abwandten und das Weite suchten. Doch das erleichterte Aufschnauben des weißen Geparden ließ ihn wieder lächeln, denn man konnte dem Kater regelrecht ansehen, wie froh er war, endlich eine Möglichkeit gehabt zu haben, sich zu erleichtern. "Ich bin noch immer erstaunt, wie gut du ihn erzogen hast, Tahir ... er wartet immer, bis wir nicht mehr in einem Zimmer sind, das ist erstaunlich."

"Katzen sind sehr sauber und man kann es auch den großen Katzen beibringen." erklärte Tahir leise und streichelte Adan sanft über den Kopf. "Und er meldet sich, wenn er hinaus muss. Ich hoffe, es gibt auf dem Schiff dann keine Probleme ?" Das machte ihm noch ein wenig Sorgen, aber er hoffte, daß sie unberechtigt waren.

Daran hatte Amalric noch nicht gedacht, doch es würde keinerlei Probleme geben. "Mach dir darüber keine Sorgen – wir haben die Passage auch für unsere Tiere gebucht und der Kapitän muß sich darum kümmern. Und sollte es deshalb Widerworte geben, wird ein Goldstück extra den Schiffsjungen dazu bringen, uns behilflich zu sein." Noch während er sprach, trat der junge Spanier mit seinem Gefährten wieder auf die Hauptstraße, folgte ihr und schlug den Weg zu den Gasthäusern ein, damit sie dort zu Mittag essen konnten.

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