”Die weiße Rose des Ostens” 02
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Tahir hatte sich für eine Stunde ausgeruht, er war jetzt aber wieder hellwach und etwas zu Essen brutzelte in der Pfanne über der Feuerschale. Fladen hatte er draußen geholt, die Frauen hatten welche gebacken und er nahm sich wie immer einige davon, um seinen Hunger zu stillen. Während das Essen in der Pfanne vor sich hinköchelte, kämmte er seine Haare etwas durch und befreite sie so ein klein wenig vom Wüstenstaub. Er saß auf seinem Bett und musterte den noch immer ohnmächtigen Fremden. Er sollte ihn brechen und zähmen, eine Aufgabe, die der Achtzehnjährige bisher noch nie bekommen hatte. Aber er wollte die Aufgabe erfüllen. Es war nicht auszudenken, was passierte, wenn er versagte. Auf jeden Fall schienen die Wachen ziemlich heftig zugeschlagen zu haben. Der Fremde war noch immer nicht bei Bewusstsein. Aber ihm sollte es recht sein, so hatte er noch Ruhe zum Essen.
Wie schon einmal zuvor, drangen die Geräusche um ihn herum nur langsam in die Schwärze, die Amalrics Geist umhüllte. Und ebenso langsam lichtete sie sich und er stöhnte leise auf, denn ihn plagten fürchterliche Kopfschmerzen, die von den Schlägen der Wachen kamen. Doch er bemerkte noch einige andere Dinge: Einerseits knurrte sein Magen heißhungrig und wütend bei dem Essensgeruch auf, den er langsam bemerkte, und andererseits drückte ihn seine Blase, da das Wasser, das er getrunken hatte, auch wieder herausmußte. Langsam drehte sich Amalric auf den Bauch und stützte sich mühsam mit seinen Händen auf, ehe er merkte, daß ihn etwas hinderte: Ein enges Metallarmband mit einer Kette. Doch dann bemerkte er noch etwas Anderes, nämlich den hellhaarigen Araber, der - nur mit einem lockeren Kaftan bekleidet - an der Seite saß und etwas zu kochen schien.
Der wollte sich gerade etwas von dem Essen in eine Schüssel geben, als er sah, wie Amalric sein Bewusstsein wieder erlangte. "Na, endlich wach ? Willkommen in meinem Zelt, Sklave." begrüßte er ihn auf Arabisch und lächelte etwas bitter. Trotz allem war es wieder dämonisch. Er konnte nun mal nichts dafür. Jetzt hatte er doch keine Ruhe beim Essen.
Amalric knurrte nur kurz und stand dann auf, so gut es ihm möglich war. Der junge Spanier merkte schnell, daß die Kette zum Hauptzeltpfosten führte - doch im Moment war etwas völlig Anderes wichtiger und er sah sich unruhig nach einer Möglichkeit um, um sein Wasser abzulassen. Um seine anderen Bedürfnisse oder den Araber würde er sich nachher kümmern - doch dies war nun am Dringendsten und wurde immer dringender, je mehr Zeit verstrich, auch wenn er es sich verkniff, unruhig von einem Bein zum Anderen zu hüpfen.
Tahir beobachtete das einige Momente, dann schlug er sich innerlich vor die Stirn und seufzte leise. Er wies mit dem Finger auf einen Metalltopf. Er selber benutzte ihn öfter für seine Geschäfte. Hoffentlich verstand der Ungläubige, wenn der auf den Teppich pisste, würde er ihn kastrieren wie einen Köter.
Aber diesbezüglich brauchte sich der Hellhaarige keine Gedanken machen, denn Amalric wußte sehr wohl, wofür man diese Art Topf benutzte, so daß er sofort zu dem Metallding ging und seine Männlichkeit aus dem Tuch herausnahm, um sich nun endlich zu erleichtern. Es dauerte eine Weile, bis der kräftige Spanier fertig war - einen Moment lang hatte er schon befürchtet, daß der Topf nicht ausreichte, doch zu seiner Erleichterung reichte er und schließlich konnte er seine Männlichkeit wieder in dem Tuch verstauen. Doch dann rührte sich ein weiteres Mal sein Magen und machte mehr als nur lautstark deutlich, daß er etwas zu essen wollte. Dem Schwarzhaarigen war egal, was dieser Araber mit ihm vorhatte - doch eines war klar, wenn er ihn gewinnbringend verkaufen wollte, mußte er ihn bei Kräften halten, und deshalb ging er jetzt einfach zu dem Araber und blieb mit verschränkten Armen vor ihm stehen, um auch etwas von dem Essen abzubekommen.
Der Hellhaarige hatte sich etwas gereckt, um zu sehen, was der Fremde so unter dem Stoff zu bieten hatte. Das aber unauffällig und er musste zugeben, daß es nicht zu verachten war, was er gesehen hatte. Jetzt sah er zu ihm auf und seufzte leise. "Setzen !" Er wies auf den Teppich, dann nahm er eine Schale und füllte diese. Auf das Essen legte er noch ein Stück Fladenbrot und schob Beides dann zu dem Ungläubigen. Gleich darauf nahm er sich selber und fing an zu essen. Sein Blick lag allerdings auf Amalric, nicht, daß der noch Dummheiten machte.
Den Befehl selbst hatte der zwar nicht verstanden, doch Amalric war bestimmt nicht so dumm, im Stehen zu essen, wenn er sitzen konnte. Und dann war er einfach nur damit beschäftigt, das zwar scharfe, doch überaschenderweise gut schmeckende Essen in sich hineinzuschaufeln und mit dem Brot noch die letzten Reste aus der Schüssel zu putzen, da er mehr als nur großen Hunger hatte. Die Schärfe an sich machte ihm eigentlich nichts aus; er war es aus seiner Heimat gewohnt, denn er war Spanier und die Küche dort verwendete viele schärfende Gemüse oder auch Gewürze, wenn eine Familie sich dies leisten konnte. Als er schließlich fertig war, hob Amalric seine Schüssel fordernd zu dem Schlankeren - er hatte noch immer Hunger und wenn ihm dieser Araber nicht noch etwas geben würde, dann würde er es sich eben mit Gewalt holen.
Tahir hatte gerade mal die Hälfte fertiggegessen und stutzte etwas. "Nimm dir selber." grummelte er etwas und zeigte auf die Kochkelle und die Fladen. Dann aß er langsam weiter. Er war kein schneller Esser, und so langsam zu essen war eh besser, denn es hielt länger vor.
Nun doch ein wenig überrascht, nickte Amalric und nahm sich noch eine Portion, ehe er sich noch etwas Fladenbrot abriß und nun ebenso etwas langsamer aß, da sein gröbster Hunger schon gestillt war. Schließlich nahm er sich aber noch eine dritte Portion, die er dann wirklich genoß ... doch dabei hatte er Zeit, ein wenig nachzudenken, und seine Brauen zogen sich dabei ein klein wenig tiefer, denn es war schon ein wenig seltsam. Dieser Araber war so anders - und nun gab er ihm ohne großes Aufhebens von seinem Essen, etwas, das den jungen Spanier ziemlich verwunderte, er hatte damit gerechnet, daß er darum streiten mußte. Und noch etwas machte ihn stutzig: Er konnte kein Wort Arabisch, doch irgendwie hatte er ihn verstanden. Langsam ließ Amalric den Blick im Schutz seiner langen, struppigen Haare schweifen - er merkte schnell, daß dieser Ungläubige keinen großen Status hatte, denn die Teppiche waren alt und abgenutzt, die Schlafstelle mit einfachen Fellen belegt und nichts in diesem kleinen Zelt zeugte von dem Reichtum und der Arroganz, welche die Araber gemeinhin zusammen mit ihrem Status zur Schau stellten. Und dies ließ nur einen Schluß zu: Dieser Mann war kein Edler, sondern ziemlich weit unten in der Hirarchie. Doch trotzdem hatte er mit dem offensichtlichen Anführer dieses Stammes reden dürfen, ihm sogar in die Augen gesehen - und nun ihn als Sklaven bekommen, etwas, das ein einziges Rätsel für den jungen Spanier war.
Der Araber hatte sich auch noch einmal nachgenommen und wischte seine Schale mit dem Brot aus. Er musterte den Fremden etwas eingehender. Man konnte dessen violette Augen ein wenig unter den struppigen, schwarzen Haaren sehen. Der Mann sah sich neugierig in seinem Zelt um. "Dein Name ?...Name. Ich bin Tahir Husam." Er lenkte ihn mit den Fragen ab und nannte ihm seinen Namen und zeigte auf sich, dann aber wieder auf ihn. "Dein Name, Ungläubiger ?"
Dies brachte den Spanier wieder dazu, den Hellhaarigen hart zu mustern, doch er ahnte, was dieser meinte. Es war irgendwie verblüffend ... Amalric hatte nie viel Talent in Sprachen bewiesen, sein Hauslehrer gab schon nach zwei Jahren auf, als er vergeblich versuchte, ihm Latein und Griechisch beizubringen. Dies war auch der Grund, weshalb ihm sein Vater das Kriegshandwerk beibrachte: Der junge Schwarzhaarige besaß darin bemerkenswertes Talent und nur deshalb konnte er, selbst als zweiter Sohn, hier in Arabien sein und nicht sein älterer Bruder, der im heimischen Spanien die Geschicke ihres Landsitzes regelte. "Amalric del Ponte. Ich heiße Amalric del Ponte." Es schadete nie, wenn er ihm seinen ganzen, wohlklingenden Namen nannte, auch wenn er schon ahnte, daß er als Sklave eher selten damit gerufen werden würde. Auch wenn es seltsam war - Amalric hoffte, daß der Araber weiterhin so verhältnismäßig freundlich blieb, denn bisher hatte ihn dieser noch nicht grundlos geschlagen oder erniedrigt, wie es so viele seiner Art mit den Sklaven taten.
Das aber nur, weil er selber wusste, wie es war, so behandelt zu werden. Er lauschte den Worten und ließ sie in seinem Kopf wiederhallen, bevor er es versuchte und sie aussprach. "Amal.... Amalric.... deeel Poonteee…. Amalric del Ponte." Er hatte deutlich mehr Talent für Sprachen. Auch wenn er nur die Sprache seines Volkes sprach, so schien er Talent zu haben. Er hatte es nur nicht entdecken können, weil er nie mit anderen Völkern gesprochen hatte.
Dies überraschte den Spanier komplett und er guckte einen Moment lang mehr als nur verdutzt auf den Hellhaarigen. Doch dann nickte er und kratzte sich am Kopf, ehe er nach einigem Zögern ein leises "Tahir." murmelte und den fremden Klang erst einmal aushorchte. Es war frustrierend, daß sie nicht reden konnten - doch wenigstens schien dieser Araber freundlich zu sein, zumindest, wenn man ihn mit den Anderen verglich. Was Amalric aber noch immer störte, war die Tatsache, daß er nicht wußte, wofür ihn der Hellhaarige nun als Sklave benutzen wollte - und daß er nichts verstand, war mehr als nur frustrierend. Doch dann meldete sich ein anderes Bedürfnis: Durch die Schärfe in dem Essen bekam er wieder Durst, so daß er nach einiger Überlegung schließlich die Hand zur Faust schloß, den Daumen abstreckte und zum Mund führte, ehe er auf sich zeigte und ein kurzes "Ich brauche Wasser." zu dem Schlankeren sprach.
Der Hellhaarige beobachtete die Geste und nickte. Dann nahm er die Wasserflasche von der Seite und gab sie dem Fremden. "Wasser." erklärte er mit seiner Sprache und hoffte irgendwie, daß Amalric ihm sagte, wie Wasser in dessen Sprache genannt wurde. Oder war es eines der Wörter gewesen, die er eben gesagt hatte ? Aber das würde er ja merken.
Erleichtert nahm dieser das Wasser an und trank zuerst einige große, doch dann nur noch kleinere Schlucke, ehe er die Flasche zögernd wieder zurückkab und zuerst das ihm unbekannte, arabische Wort sprach, ehe er noch einmal das Spanische wiederholte. Eigentlich wäre diese Situation komisch, wenn man sie Jemandem erzählte: Er saß angekettet im Zelt eines hellhaarigen Arabers und sie versuchten, sich wenigstens die Grundlagen ihrer Sprache beizubringen, damit man sich zumindest verständigen konnte. Irgendetwas war an diesem Araber, das Amalric nicht benennen konnte - vielleicht waren es die hellen Haare und Augen, die so anders als die der Araber waren und ihn an einen Europäer erinnerten, oder es war die freundliche Art, mit der ihn dieser behandelte, anstatt ihn zu schlagen oder auszupeitschen und die Wut des Spaniers wieder anzustacheln.
Tahris Blick schweifte derweil etwas vom Gesicht des Fremden ab. Unter dessen Hüfttuch war etwas hervorgerutscht, das Tahirs Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Jap, der Ungläubige war wirklich recht stattlich. Tahir konnte auch nicht verhindern, daß er direkt auf den Schoß Amalrics kuckte und das auch so, daß der das bemerken musste.
Und das brachte Jenen dazu, sofort tief zu erröten und seinen Schoß mit den Händen abzudecken, während er unwillkürlich ein wenig von Tahir wegrutschte. Der unverhohlene Blick auf seine Männlichkeit und das offene Grinsen machten Amalric unwillkürlich nervös und abwehrbereit - er hatte schon oft davon gehört, daß die Ungläubigen unaussprechliche Dinge mit ihren Sklaven taten, doch diese Neigung, die in der Heimat des Spaniers absolut verdammt wurde, hier offen zu sehen, entsetzte den Schwarzhaarigen sichtbar.
"Oh, sieh an... so schüchtern ?" grinste Tahir und rückte langsam hinter dem Wegrückenden hinterher. Das reizte ihn doch sehr, er hatte es eindeutig mit einer Jungfrau zu tun.
Amalric wich noch weiter zurück, bis es nicht mehr ging, da die Kette ihn aufhielt. Langsam wandelten sich die instinktive und auch anerzogene Scham und Scheu und wurden zu Wut - er wich nicht mehr zurück, sondern knurrte, zog die Brauen tief in die hellen Augen und fletschte die Zähne, als er den Hellhaarigen mit der freien Hand zurückstieß, während er die Andere dafür nutzte, den Stoffschurz um seine Hüften zu halten.
Aber Tahir wich aus und packte den Stoff. Er zog fest und erbeutete das gute Stück. Jetzt war Amalric vollkommen nackt. Irgendwie machte es Spaß, ihn so zu sahen, vor allem, weil er sich so schämte, daß er dabei wütend wurde. Wut war gut, weil er unvorsichtig wurde.
Und der Spanier wurde wütend - laut aufbrüllend, sprang er auf und schleuderte den Weißhaarigen auf das niedrige, bequeme Bett aus weichen Decken und Fellen, sprang hinterher und packte ihn, um ihn auf den Fellen festzupinnen. In den hellvioletten Augen Amalrics stand nichts weiter als Wut - rote, blanke und maßlose Wut, die aus seiner tiefen Scham geboren worden war.
Über die Kraft, die Amalric entwickelt hatte, war Tahir einen Moment ziemlich überrascht, aber die jetzige Lage war ziemlich perfekt. Noch bevor der Fremde seine Linke packen konnte, hatte er einen Dolch unter einem der Kissen vorgeholt und hielt ihn Amalric an die Kehle. "Dann wenden wir das Blatt mal." wisperte er und lächelte etwas.
Dies ließ den Spanier sofort erstarren - wieder einmal hatte er in seiner Wut die Schnelligkeit dieses Arabers unterschätzt und er konnte fühlen, wie die extrem scharfe Klinge des leicht gekrümmten Messers seine langen Barthaare durchtrennte und der weichen Haut seiner Kehle gefährlich nahe kam. Langsam nahm Amalric seine Hand von dem anderen Handgelenk des Weißhaarigen und wich ein wenig zurück - doch die Klinge folgte ihm und so fand sich der Spanier zu seinem Entsetzen bald auf dem Rücken wieder, während Tahir über ihm lehnte.
"Schon besser." Genau so gefiel es Tahir, er lag auf dem Anderen und musterte ihn. Nach einigen Momenten neigte er sich etwas weiter über ihn und küsste ihn sanft. Als er den Kuss löste, perlte sein warmer Atem sanft über die Lippen des Anderen und Tahir lächelte erneut. Seine freie Hand wanderte nämlich schon tiefer, koste langsam über die kräftigen Bauchmuskeln Amalrics und strich langsam tiefer. "Schhht.. ich tu dir nicht weh."
Der junge Spanier zitterte fühlbar, auch wenn er ansonsten ruhig lag, um nicht durch die Klinge verletzt zu werden. Dieser Kuß hatte ihn mehr als nur überrascht und entsetzt - denn auch wenn es verabscheuungswürdig war, so konnte er sich des Gedankens nicht erwehren, daß dieser Araber besser küßte als all die Dirnen und Mägde, die Amalric in seinem bisherigen Leben geküßt hatte. Doch als die schlanke Hand des Hellhaarigen tieferwanderte, keuchte der Spanier leise auf und schloß die Augen, kniff sie fest zusammen und klammerte sich mit den kräftigen, schwieligen Händen in das weiche Fell des Bettes, da er fühlte, wie sein Körper auf diese verbotene, verfluchenswürdige Berührung reagierte.
Das sorgte dafür, daß Tahirs Lächeln noch weiter wurde. Amalric war knallrot auf den Wangen, die Röte an dessen Hals verriet aber, daß es ihn auch erregte und so glitt die Hand tiefer und strich die feine Linie des Schamhaars nach, bis diese ihn zu seinem Ziel geführt hatte. Die stattliche Männlichkeit lag nun heiß in seiner Hand und er drückte sanft zu. Tahir fühlte, wie sie sich versteifte. Im Gegensatz zum Willen des Fremden war sein Körper doch sehr willig.
Amalric schluckte schwer, als er diese Berührung fühlen konnte - es war ihm Zeit seines Lebens eingehämmert worden, daß er sich niemals selbst berühren durfte, der Ordensbruder, der in der Burg seiner Eltern lebte, hatte immer darauf geachtet. Er predigte immer und immer wieder, daß man enthaltsam sein müsse - außer, wenn man ehelichte, denn dann müsse man besonders oft und viel, damit man viele Kinder zeugen konnte. Daß ihn nun dieser Ungläubige dort berührte, beschämte den jungen Spanier über alle Maßen - doch noch mehr beschämte ihn, daß sein Körper dies noch gutzuheißen schien und so biß er die Zähne zusammen, bis sie knirschten, da er durch die Klinge an seinem Hals nichts, aber auch gar nichts tun konnte. Denn entweder hätte er dann eine durchgeschnittene Kehle - oder er wäre womöglich nicht mehr in der Lage, jemals irgendwann ein Kind zu zeugen, sondern konnte sich für eine Priesterschaft bewerben.
Tahir massierte langsam weiter. Etwas störte ihn aber langsam, er legte den Kopf etwas schief und lächelte ein wenig breiter, als er langsam anfing, Amalric mit dem Messer den lästigen Bart abzurasieren und die Barthaare in eine Schale an der Seite fallen zu lassen. Nebenher erregte er ihn. Daß er Beides tun konnte, ohne entweder zu fest zuzudrücken, oder den Anderen zu schneiden, zeugte davon, wie geschickt er war.
Der Kräftigere indes wußte nicht, wie ihm geschah - die Erregung und Lust, die beständig in ihm erwachten, wurden gewürzt durch die Angst, die er fühlte, wann immer die scharfe Klinge seine Haut berührte und die rauen Barthaare davon wegnahm. Diese Mischung raubte Amalric den letzten Atem - er keuchte immer wieder leise, doch er verkniff sich mühsamst, zu schlucken, oder sich sonst auf irgendeine Weise zu bewegen, auch wenn seine Instinkte wollten, daß er mit den Hüften in die ihn erregende Hand hineinstieß. Anerzogene Scham und feurige Leidenschaft fochten mit Angst und maßloser, hilfloser Wut - und diese Mischung brannte immer höher, so daß der Atem des Schwarzhaarigen tiefer und rauer ging und zeigte, daß er nicht mehr weit von seinem Kommen entfernt war.
Tahir machte weiter wie gehabt, erst, als der Bart schön gestutzt war, hörte er auf mit der Klinge, hielt sie aber noch immer an die Kehle des Anderen. Er spürte, wie willig der Körper war, leider war es der Geist des Mannes nicht. Seine Finger hörten auf, zu massieren und streichelten zur Eichel, die dann von Daumen und Zeigefinger Tahirs ein wenig gedrückt wurde und das Massieren verlegte sich nun auf diesen Punkt. Der Hellhaarige neigte sich auch wieder über dessen Lippen und knabberte etwas an denen Amalrics und dann tiefer zum Kinn.
Das Keuchen des Spaniers wurde nun stockend, da er regelrecht von Eindrücken überschwemmt wurde - diese Reize waren fast zuviel, und als ihn Tahir leicht ins Kinn zwickte, konnte er sich nicht mehr beherrschen und schrie gequält auf, verströmte sich in dessen Hand und brach mit einem erstickten Laut auf den Fellen zusammen. Amalric bebte noch immer unter den Auswirkungen seines Kommens und als er seine Augen wieder öffnete, waren die Pupillen weit vor noch immer nicht versickerter Lust und Entsetzen, das langsam durch tiefe Angst ersetzt wurde. Der junge Spanier wußte nicht, was dieser Hellhaarige war - doch sicherlich konnte er kein Mensch sein, wenn er dies bei ihm bewirken konnte.
Der grinste zufrieden und zog seine Hand zurück, um den Samen Amalrics von seinen Fingern zu lecken. Der Fremde schmeckte auch so gut, wie er sich anfühlte, und hatte doch eine beträchtliche Menge verschossen. Tahir war wirklich zufrieden, zog die Klinge nun weg und stand auf, um Amalric freizugeben.
Jener wich noch ein wenig weiter zurück - daß der Araber auch noch seinen Samen aufleckte, war eindeutig zuviel für ihn und Amalric stolperte von dem Bett herunter, schnappte sich dabei irgendeines der vielen Tücher und wickelte es notdürftig um seine Hüfte, als er sich so weit wie möglich von Tahir entfernte. Es war ein klassisches Patt: Er konnte hier nicht weg oder heraus, da er festgekettet war - und wenn er den Zeltpfosten herauszog, dann war er unter dem Zelt gefangen und bis er sich herausgekämpft hatte, waren schon die Wachen da und würden ihn töten, ohne daß er auch nur den Hauch einer Chance hätte. Und dann war da noch Tahir - dieser Mann war ein Teufel, er hatte ihn verführt, berührt und ... und ... Amalric fehlten die Worte, um seinen entsetzten Gedanken Stimme zu verleihen. Der Schwarzhaarige verging fast vor innerer Scham, denn er fühlte, daß er es genossen hatte - und das, obwohl er wußte, daß dies verboten war. Und dazu war er jetzt ohne den Bart - nun konnte der Araber auch jede Bewegung seines Gesichtes sehen, und nicht nur das, wie der leichte Biß an seinem Kinn noch zeigte.
Und das gefiel Tahir ziemlich. Ihm war es so lieber, denn so verrieten nicht nur Amalrics Augen, was er fühlte, sondern auch sein Gesicht. Daß der zu geschockt war, um etwas zu tun, war ganz gut, trotz allem würde der Araber nicht ohne das Messer unter dem Kissen schlafen. Bevor er sich hinlegte, erleichterte er sich in den Topf und rief dann einen Sklaven, der etwas dumm kuckte, weil der Topf so voll war. Aber er sagte nichts, sondern brachte den Topf weg. Als er wiederkam, stellte er ihn nur schnell ab und verschwand wieder. Tahir ließ sich derweil auf sein Lager fallen und schnupperte an dem Fell. Es roch noch nach dem Fremden. ‚So träume ich noch von ihm.'
Der junge Spanier hatte sich in der Zwischenzeit nicht von der Stelle gerührt, lediglich den anderen Sklaven bedachte er mit einem wütenden Blick, denn ihm war klar, daß es bald seine eigene Aufgabe werden würde, ihre Exkremente zu entsorgen. Doch dann fiel sein Blick wieder auf den Weißhaarigen - auch wenn dieser sich scheinbar zum Schlafen hinlegte und die Öllampen löschte, so war er sich sicher, daß er ihn nicht überrumpeln konnte, das hatte er ja schon in der Wüste gemerkt. So blieb Amalric nichts Anderes übrig, als sich auf dem Teppich einzurollen und so weniger Angriffsfläche für die Kälte zu bieten, die langsam durch die Zeltbahn ins rasch kühler werdende Zeltinnere kroch. Doch der junge Spanier hatte schon Kälteres überstanden und lächelte grimmig, als er daran dachte, wie sie durch die Alpen zogen - mit diesem Gedanken schlief er schließlich ein und konnte nicht verhindern, daß er tief schlief, da sein Körper sich noch immer nicht von all den Anstrengungen erholt hatte.
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