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”Sternenstaub” 05
 

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Als Paul am nächsten Morgen aufwachte, knurrte er leise, als er sich im Bett streckte. Wie immer hatte er nicht durchgeschlafen, aber er war einigermaßen ausgeruht und roch auch gleich, daß ein Frühstück auf ihn wartete. Mit Schwung stand er auf und streckte sich erneut, während er zum Bad ging. Und wie jeden Morgen warf er einen Blick in das Zimmer seines Vaters. Alles war, wie es immer war, und wie immer war es erdrückend für ihn. Hin und wieder hatte er sogar einen Flash gehabt und wieder gesehen, wie sein Vater leblos im Bett lag. "Denk nicht mehr dran, Paul." mahnte er sich selber und ging weiter ins Badezimmer, wo er zügig seine Morgentoilette erledigte. Gleich danach ging er weiter in die Küche und bestrich sich die Crepes, die noch da waren, mit Marmelade und rollte sie ein. Er legte sie auf einen Teller, schnappte sich noch einen Kaffee und setzte sich an das große Fenster im Atelier. Er öffnete es und genoss die Morgensonne. Hier hatte er einen guten Überblick und würde merken, wenn die Lieferanten kamen. Glücklicherweise kamen sie, als er mit dem Frühstück fertig war und er ließ alles raufbringen und aufbauen. So musste sich Keiner von ihnen damit abmühen. Als die Lieferanten draußen waren, stellte Paul och die Truhe auf den Arbeitstisch und legte die Skizzen daneben. Erst jetzt ging auch er wieder an seine Arbeit, er wollte den Engel für seinen Vater langsam fertigstellen.

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Währenddessen verging der Tag ... und Gianni fiel es immer schwerer, höflich zu bleiben, wenn er wieder einmal zu einem anderen Büro und einem anderen Formular geschickt wurde. Dabei ging es nicht nur ihm so - immer wieder mußte er feststellen, daß er einige der Personen in den Warteräumen wiedererkannte und daß sie ebenso frustriert wurden wie er selbst. Zum Glück hatte es wenigstens Wasserspender, Toiletten und auch Automaten mit Süßigkeiten ... doch es half nicht viel und er barg leise seufzend den Kopf in den Händen, ruhte so ein wenig und atmete erleichtert aus, als er schließlich ein weiteres Mal seine Wartenummer pingen hörte. Als er schließlich mit allem fertig wurde, war es schon früher Abend ... zu erschöpft und noch immer ein wenig frustriert, fuhr Gianni nach Hause, seufzte innerlich bei dem Begriff und dem Gefühl, das dabei erwachte und klingelte schließlich, als er vor der Türe angekommen war. Er hoffte nur, daß die Lieferanten seine Sachen gebracht hatten - denn wenn dies auch noch schiefgelaufen wäre, dann wäre der gesamte Tag schlichtweg ... im Eimer gewesen.

Die Tür öffnete sich erst nach wenigen Minuten und Paul ließ Gianni herein. "Du siehst beschissen aus." stellte er fest und schloss hinter dem Schwarzhaarigen die Tür. "Ich hab Essen bestellt, dachte, du hast sicher keine Lust, zu kochen ... ach ja, die Lieferanten haben alles geliefert und aufgebaut."

"Wenigstens etwas, das ohne Probleme ging. Und ja – ich fühle mich auch so beschissen, wie ich aussehe." Allein schon an den leicht genervten Worten konnte man hören, daß Gianni wirklich am Ende war – und für einen Moment schloß er auch die Augen und atmete tief ein und aus, um wieder etwas ruhiger zu werden, denn Paul konnte für sein Mißvergnügen mit den Behörden nicht das Geringste, so daß es falsch wäre, es an ihm auszulassen. "Danke für das Bestellen, Paul ... ich denke nicht, daß ich Heute noch etwas Genießbares hinbekommen hätte. Und sie haben schon alles aufgebaut ? Herrlich ..."

"Jap, ich hab denen gesagt, sie sollen das machen, wenn schon voller Service, dann nutze ich den auch." Paul folgte ihm in das Atelier und beobachtete ihn. "Ich hab dein Zeug schon hingestellt ... und ich hoffe, du magst gebratene Nudeln ?" Noch eher er ausgesprochen hatte, klingelte es auch schon und Dao stand mit der Bestellung vor der Tür. "Hallo, Paul." begrüßte der Henris Sohn, als er eintrat, und küsste ihn, wie er Henri immer begrüßt hatte. Wange links und rechts und dann auf die Lippen. Paul zuckte beim Letzten ein wenig zurück, denn der Kuss hatte länger als üblich gedauert.

Gianni wollte gerade etwas sagen, als es auch schon klingelte. Doch als er den jungen Mann sah, der Paul nun so offensichtlich intim begrüßte wie damals auch Henri, seufzte er leise und begrüßte ihn mit einem ebenso leisen "Hallo, Dao.". Er wußte nicht warum – aber irgendwie bekam er den Eindruck, daß Paul dies nicht wollte und trat einen Schritt näher. Doch dann zögerte er wieder, da er es ja nicht genau wußte - schließlich konnten die Beiden ebenso zusammen sein wie Dao es mit Henri früher gewesen war, ein Gedanke, der Gianni innerlich mit den Zähnen knirschen ließ, auch wenn man ihm außen fast nichts ansah.

"Oh ... Gianni, nicht wahr ?" Dao war sichtlich überrascht und doch lächelte er breit, nahm das Geld von Paul entgegen und fügte ein "Schön, dich wiederzusehen." an, bevor er ihm dieselbe intime Begrüßung zukommen ließ wie Paul. Nur umarmt er den Italiener dabei.

Der war im ersten Moment viel zu überrascht, um zu reagieren – doch als er den fast schon aufdringlichen Kuß auf seinen Lippen und die Arme um sich fühlte, die ihn festhielten, fühlte er, wie der letzte Faden riß, der noch von seiner sonst so tiefen Ruhe geblieben war. Mit einem ärgerlichen Laut stemmte sich Gianni gegen die Arme, die ihn hielten und stieß Dao schließlich etwas von sich, keuchte schwer unter der Anstrengung und verengte die Augen, als er ihm lauthals sämtliche italienischen Beschimpfungen an den Kopf warf, die ihm nur einfielen. Daß in diesem Moment das berüchtigte, italienische Temperament durchbrach und all seine Frustration nun ein verdientes Ventil fand, bemerkte der junge Silberschmied eigentlich nur am Rande ... seine sämtlichen Gedanken wurden nur durch eines gelenkt, nämlich diesen aufdringlichen Asiaten in seine Schranken zu weisen und das mit all dem Feuer, das sonst fast nicht erahnbar in ihm glimmte.

Paul staunte nicht schlecht und Dao wich vor dem wütenden Italiener zurück und entschuldigte sich sofort. "Dao, du gehst am Besten, Gianni war den ganzen Tag auf Behörden." Paul warf sich todesmutig zwischen die Beiden und schob Dao aus der Haustür. Dann drehte er sich rasch um und hielt die Hände Giannis fest. "Ist gut, beruhige dich, er hat's nicht bös gemeint."

Einen Moment lang fauchte Gianni auch den Bildhauer an und versuchte, sich loszureißen – doch dann erkannte er ihn und brach sichtlich zusammen, sank gegen ihn und versuchte vergeblich, sich wieder zu fassen. All das war einfach zuviel gewesen – vor allem, da der Kuß des Asiaten sich so falsch angefühlt hatte, so anders als die Küsse Henris. Es tat einfach nur gut, sich an Paul anzulehnen ... an einen Körper, der fast vertraut schien, zumindest Jemandem gehörte, der sich ihm nicht so aufzwingen würde.

Der Künstler hielt ihn noch ein wenig an sich und seufzte innerlich. Jetzt hatte er Giannis andere Seite gesehen, sie gefiel ihm und doch wieder nicht. "Hey, ist gut ... lass uns essen, der Tag war anstrengend und dann tobst du dich an deinem neuen Arbeitstisch aus."

Gianni nickte nur und atmete langsam ein und aus ... langsam beruhigte er sich und nickte erneut, ehe er sich löste und zu Paul aufsah. "Ich danke dir ... es tut mir leid, daß ich so ausgerastet bin. Und du hast völlig Recht – wir sollten essen und dann werde ich mich um meinen Arbeitsplatz kümmern." Er war Paul dankbar, daß er ihm die Möglichkeit gegeben hatte, sich ein wenig zu beruhigen und Luft zu schnappen ... und ihre knurrenden Mägen bestätigten noch die Worte des Anderen.

"Kein Prob, war ja viel Stress heute und Dao war doch etwas zu aufdringlich. Er hat's aber nicht böse gemeint." Paul war sich da ziemlich sicher und er schnappte sich nun die Tüten mit dem Essen, um sie in die Küche zu bringen. Im Laufe des Tages hatte er den Frühstückstisch aufgeräumt und das Geschirr nur in den Spüler gestellt, daher war die Küche auch einigermaßen sauber.

Gianni kam ihm nach und holte ihnen Teller und Besteck, legte es auf den Tisch und nahm dann die Kartons mit dem Essen, um sie ebenfalls an den Tisch zu stellen. Unschlüssig darüber, welche Gläser nehmen sollte, stand der junge Italiener vor dem Schrank und blickte zu Paul, ehe er ihn fragte. "Was möchtest du dazu trinken ? Wir haben noch Wein und Wasser ..."

Da war Paul aber auch schon hinter ihm und holte die Wassergläser aus dem Schrank. "Wasser genügt." wisperte er in das Ohr Giannis und war dann auch schon auf dem Weg zum Tisch, um sich zu setzen.

Die Worte ließen den Schwarzhaarigen tief erschauern und er schloß einen Moment die Augen, ehe er tief einatmete und sich beruhigte. Erst dann kam er an den Tisch und setzte sich, lächelte scheu und schenkte ihnen Wasser in die Gläser. "Guten Appetit, Paul ... und nochmal Danke, daß du für uns bestellt hast." Dann nahm er sich die gebratenen Nudeln mit Rindfleisch, schüttete sie auf seinen Teller und stellte den leeren Karton auf die Seite, ehe er damit begann, langsam und genießend zu essen.

Das Schaudern hatte Paul gefühlt und langsam machte es Spaß, Gianni so zu reizen. Aber zuviel würde er nicht machen, hin und wieder aber, wenn sich eine Gelegenheit bot, schon. "Also einen guten Appetit." wünschte Paul und fing hungrig an, zu essen.

Während sie aßen, hingen sie Beide ihren Gedanken nach, doch es war ein angenehmes Schweigen, das sich zwischen ihnen ausbreitete. Sie kannten sich erst so kurze Zeit – doch zwischen ihnen entstand langsam so etwas wie Freundschaft, sie tolerierten sich nicht nur, sondern berührten sich auch manchmal unabsichtlich, es war ihnen Beiden aber nicht unangenehm. Und so dauerte es nicht lange, bis sich Gianni wieder entspannte und schließlich sacht zu seinem Gegenüber lächelte. "Konntest du Heute noch ein wenig arbeiten ? Oder haben die Lieferanten dich lange aufgehalten ?"

"Sie waren gleich am Vormittag da, sie haben mich nicht lange aufgehalten. Ich hab noch Einiges geschafft." In den nächsten Tagen würde er mit dem Engel fertig werden, das Polieren des Marmors würde die meiste Zeit aufbringen. "In den nächsten Tagen kann ich den Stein glätten und polieren." Daß Gianni Interesse zeigte, war schön für Paul, seit sein Vater gestorben war, hatte er es vermisst.

Und dieses Interesse war ehrlich, denn gerade die Bildhauerei war sehr faszinierend für den Silberschmied, da es seiner Arbeit glich. Lediglich die Dimensionen unterschieden sich, denn die Bildhauerei schuf große Kunstwerke, während ein Silberschmied kleine Kunstwerke schuf. "Ich bin schon gespannt, Paul ... ich habe noch nie gesehen, wie das geschieht, ich habe mich schon gefragt, wie der Marmor letztendlich so glatt wird."

"Durch einen Haufen Arbeit. Marmorplatten zu polieren ist einfacher, als eine Statue. Von mir aus kannst du zusehen. Aber ich sag gleich, es ist ziemlich langweilig auf die Dauer." Während Paul sprach, pickte er ein wenig Ente und Nudeln mit seinen Stäbchen auf und schob sich den Bissen nach Beenden des Satzes in den Mund.

"Nun ja ... ich denke, du weißt gar nicht, wieviel Geduld man für Silberschmuck braucht. Ich sehe dir sehr gerne zu, Paul - und freue mich darauf, etwas zu lernen." Auch er aß weiter und beobachtete dabei sein Gegenüber ... wie schon einmal, bemerkte Gianni, daß er es genoß, einem Mann beim essen zuzusehen, doch besonders, wenn es Jemand wie Paul war. Er glich Henri in so vielem ... und auch jetzt bemerkte der junge Silberschmied die Ähnlichkeit und lächelte einen Moment, ehe er selbst wieder einen Bissen nahm.

Das Lächeln bemerkte Paul und er überlegte, was es bedeuten könnte. "Warum lächelst du ? Gefällt es dir etwa, mir beim Essen zuzusehen ?" Er wusste, daß manche Männer das mochten und wagte einen Schuss ins Blaue.

"Ja ... und ich schäme mich nicht dafür, Paul. Ich sehe dir wirklich gerne zu, es erinnert mich einerseits an Henri, doch auch du bist ein schöner Anblick." Gianni lächelte und stützte den Kopf ein wenig auf seiner Hand ab, während er zu seinem Gegenüber blickte.

Paul stutzte leicht bei der Antwort, daß Gianni sich nicht schämte, war nicht wirklich ungewöhnlich, aber die Worte waren sehr überraschend. "Sag nicht, du vergleichst mich mit Papa ?" Darüber war er nicht verärgert, nur erstaunt.

"Ein wenig, ja ... du ahnst nicht, wie ähnlich ihr euch seit. Alleine schon die beiden Muttermale an deinem Rücken in Bundhöhe – auch Henri hatte sie. Du bist ihm sehr ähnlich, Paul, bitte sei mir nicht böse, wenn ich vergleiche. Es hilft mir, es zu verarbeiten ... und du bist ein schöner Anblick, ich wäre kein guter Künstler, wenn ich das nicht bemerken würde. Ist es dir unangenehm ?" Nun ein wenig unsicher werdend, stocherte Gianni in seinem Essen rum und blickte schließlich ebenso unsicher in die Augen des Bildhauers.

"Ähm, Nein, eigentlich nicht." gestand Paul und irgendwie gefiel ihm der Gedanke, daß er ein schöner Anblick war. Daß er seinem Vater so ähnlich sah, wusste er ja selber. "Inwiefern ähneln wir uns noch ?"

Erleichtert aufatmend, nahm Gianni einen weiteren Bissen und überlegte einen Moment, ehe er ihm antwortete. "Es sind Kleinigkeiten, die mir auffallen ... manchmal, wie du dich verhältst, manchmal auch dein Körper, Paul ... du gleichst ihm so sehr. Du bist nur jünger ... und ein wenig kräftiger und feuriger. Und auch deine Augen – sie sind wie die Henris, nur daß ihn ihnen mehr Feuer brennt. Deine Haare sind das, was dich am Meisten von ihm unterscheidet, und natürlich deine Art, Paul. Du bist in deiner Art ganz anders als er .."

"Und ich hab auch braune Haare, ich hab sie nur gefärbt, damit ich mir nicht immer ein 'Oh Mann, du siehst genau aus wie dein Vater' anhören musste. Aber inzwischen sind sie mein Markenzeichen." Paul spielte mit einer Haarsträhne und lächelte etwas wehmütig. "Und ich bin anders, weil Mama mit in mir steckt. Du hast sie ja kennengelernt."

Das ließ Gianni wieder leise schmunzeln und er nickte, ehe er die Gabel zur Seite legte und behutsam eine der herrlich bunt gefärbten Haarsträhnen in die Hand nahm, um sie zu fühlen. "So weich ... und ich finde sie sehr schön, also die Farbe. Ungewöhnlich ... aber es paßt zu deinen Augen, Paul. Ich kann mir denken, daß das viele Männer anzieht, Hm ? Dein Feuer und deine Dominanz, zusammen mit diesen Haaren und deinen Augen."

Das Befühlen ließ Paul ruhig geschehen und er grinste einen Moment. "Na ja, so feurig und dominant bin ich gar nicht ... aber ja, die Kerle laufen mir ziemlich nach, nur ist es im Moment ziemlich zum Kotzen, weil die alle auf Mitleid machen. Und ich hatte auch seit dem Abend Niemand mehr, ich brauch da noch ne Zeit."

Das erstaunte Gianni sichtlich, denn er konnte sich das irgendwie nicht recht vorstellen. "Doch, Paul ... du bist sogar sehr dominant und feurig, doch das ist kein Fehler. Und um ehrlich zu sein – ich kann es dir sehr gut nachfühlen, daß du noch nicht Sex haben willst, ich bin da genauso. Nur daß ich noch Jungfrau bin." Dies war eines der wenigen Dinge, die Gianni wirklich bedrückte, denn gerade dieses intime Geschenk hätte er Henri gerne gegeben.

Jetzt staunte Paul wirklich ein wenig. Aber nur, weil er seinen Vater gut kannte und gedacht hätte, daß er Gianni vernascht hatte. Aber Henri hatte auch nie davon erzählt, in der Hinsicht hatte sein Vater nie viel gesagt oder geprahlt, er war ein Gentleman. Aber daß er Gianni nicht vernascht hatte, war für Paul ein Zeichen, auf welche Art er den jungen Florentiner geliebt hatte. "Papa hat dich also nicht genommen ? Das zeigt mir noch mehr, dass er dich fast wie einen Sohn geliebt hat, nur etwas anders, als Schützling."

Einen Moment lang sah man, wie ein leichter Schatten die silbernen Flecken in dem dunklen Blau von Giannis Augen verdunkelte, ehe der Eindruck wieder verschwand und er leise seufzend den Blick senkte. "Ja ... er zeigte mir sehr viel, doch das wollte er nicht. Er sagte mir immer wieder, daß er zu alt sei ... und ich zu jung, daß ich mir Jemand in meinem Alter suchen sollte. Er hat nie verstanden, daß mir sein Alter egal war, daß ich ihn trotzdem liebte. Andere Männer interessierten mich nie ..."

"Ich bin sicher, dass er es schon verstanden hatte. Papa hatte sicher seine Gründe, sonst hätte er es nicht gemacht. Und daß er dich auf die Art liebte, ist ein Geschenk an dich, du standest sehr weit oben in seinem Herzen." Paul sprach leise und recht sanft, was Gianni fühlte, war mehr als deutlich zu sehen gewesen.

Und dieser war auch dankbar für die aufmunternten Worte. Gianni zögerte noch einen Moment, ehe er seine Rechte hob und kurz auf die Linke Pauls legte, sie sanft drückte und leise antwortete. "Danke, Paul ... es tut gut, das zu hören. Vor allem, wenn du es sagst und mir deshalb nicht böse bist, ich hatte immer Angst, daß das passieren könnte." Das war unter anderem auch der Grund, weshalb er Henri niemals gestört hatte, wenn dieser mit seinem Sohn telefonierte.

Pauls Blick lag auf der Hand Giannis, er zog seine Hand nach einer Weile ganz langsam weg und berührte nochmal kurz die Finger des Schwarzhaarigen. "Ich bin kein eifersüchtiger Mensch. Ich hatte meinen Platz in Papas Herz, du hattest einen anderen, so einfach ist das." Und so einfach war es auch. Paul hatte die Wünsche seines Vaters immer akzeptiert und respektiert. "Jetzt aber genug ... lass uns aufessen."

"Eine gute Idee – und Danke." Man merkte deutlich, wie sehr sich Gianni inzwischen entspannt und beruhigt hatte und er begann auch wieder zu essen, auch wenn er es sich nicht verkneifen konnte, immer wieder zu Paul zu blicken. Irgendwie war es seltsam für den Schwarzhaarigen, doch er mochte Paul sehr und fühlte sich in dessen Gegenwart wohl, obwohl er ihn nur so kurz kannte. Er freute sich auch schon darauf, mit dem Silberschmieden beginnen zu können ... es brannte ihm förmlich in den Fingern, die Entwürfe, die er Gestern gezeichnet hatte, endlich umsetzen zu können und vielleicht auch Paul ein wenig bei der Arbeit zuzusehen.

Und auch Paul aß und beobachtete Gianni hin und wieder. Er war gespannt, wie sich ihr Zusammenleben noch entwickeln würde. Bis jetzt war es ganz Okay, sie stritten nicht, hatten ähnliche Interessen und Gianni kochte gern und gut. Aber ob es wirklich gut klappte, würde sich noch zeigen müssen.

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