Balken01a


”A Silent Cry” 05
 

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~~~Flash-Back Ende~~~

Sechs lange Jahre waren seit diesem Tag vergangen ... und Bruce erinnerte sich mit einem bitteren Lächeln an die Tage, die darauf folgten. Sie stahlen sich immer wieder Zeit in der Mittagspause oder nach der Schule, um sich zu befriedigen und näher kennenzulernen – und nach einem Monat war es schließlich soweit, daß Neo seine Unschuld verlor. Dies war eine der schönsten Stunden gewesen, die Bruce je erlebt hatte ... Neo war einfach nur perfekt und ein Naturtalent, so herrlich wie er hatte ihn seither Niemand genommen. Im Gegenteil – nach zwei Reinfällen gab Bruce es auf und spielte seine Dominanz nun völlig aus, ließ Niemand mehr an seinen Hintern und holte sich nur schale, kurzlebige Befriedigung bei den One-Nights, die seither sein Bett teilten. Seither ... auch dieses Wort war so schal wie bitter und Bruce trank sein Whiskeyglas leer, schenkte sich nach und schwenkte die bernsteinfarbene Flüssigkeit nachdenklich in dem Glas, das er in der Hand hielt. Die Zeit, die er und Neo zusammen verbringen konnten, war so kurz – gerade einmal ein halbes Jahr. Und leider zu kurz, so daß Bruce nicht den Funken einer Chance hatte, etwas gegen den erneuten Umzug seines Vaters zu tun, da er noch immer nicht volljährig war und überhaupt keine Möglichkeit bestand, frühzeitig von einem Gericht Eigenständigkeit zu erhalten, da er einerseits einen respektierten Offizier als Vater hatte und andererseits niemals mißhandelt worden war.

~~~Flash-Back~~~

Anders als sonst, lag kein Lächeln auf den Zügen des Grünäugigen, als er durch den Schulhof ging. Stattdessen wichen ihm die anderen Schüler überrascht aus, da die Wut von Bruce nicht nur sicht-, sondern auch fühlbar von ihm abstrahlte. Er war wütend und verletzt ... einerseits wollte er Jemanden – bevorzugt seinen Vater – zusammenschlagen, doch andererseits hatte er auch ebenso große Lust, sich in ein Loch zu verkriechen und einfach nur zu weinen.

Neo kam etwas fröhlicher zur Schule. Inzwischen trug er seine Schulsachen in einem modernen Rucksack, seine Kleidung war jetzt nur noch lässig und cool und er hatte sich ein Ohrloch stechen lassen. Seine Mutter war außer sich, aber Neo gab ihr bisher eigentlich keinen Grund, unzufrieden zu sein. Er war immer noch so gut in der Schule, übte immer noch so viel, bis auf sein Aussehen und sein größeres Selbstbewusstsein war alles soweit beim alten geblieben. "Hey, Bruce, warte doch mal !" Neo rannte hinter Bruce her und legte seinen Arm um dessen Schulter. "Du wartest doch sonst immer vor der Schule, was ist los ? Hmmm, und du kuckst wie zehn Tage Regenwetter."

"Weil es so ist. Ich könnte meinen Vater killen !" Ohne zu zögern, drehte sich der Grünäugige um und quetschte Neo schon fast an sich heran, während er sich sichtlich mühsam beherrschte. "Wir haben noch Zeit – laß uns an ein stilles Eck gehen, dann erzähle ich dir, was passiert ist ... es ist sowas von zum Kotzen."

Bruce verkniff sich mit Mühe das Heulen, und genau das sagte Neo, daß wirklich was passiert war. "Okay, wir verziehen uns." Neo zog Bruce mit sich und sie verschwanden im Heizkeller der Schule, wo sie immer mal hingingen, wenn sie Platz und Ruhe haben wollten. Dort angekommen, musterte der Größere den Grünäugigen. "Also, was ist los ?"

Seit sie sich kannten, hatte Neo sich sichtbar verändert – nicht nur, daß er mittlerweile ein wenig Muskelmasse angesetzt hatte und auch Kondition besaß, auch daß er Bruce einfach in den Keller gebracht hatte und nun so ernst fragte, zeigte von seinem soliden Selbstbewußtsein. Eine Kombination, die mittlerweile einfach nur zum Anbeißen war – etwas, das Bruce von Anfang an geahnt und sich gerade deshalb in ihn verliebt hatte. Und genau das war es auch, das ihn jetzt in den schmerzlichsten Gewissenskonflikt trieb, den er sich nur vorstellen konnte und so schloß er die Augen, atmete tief und leicht schluchzend ein und blickte Neo schließlich aus tränenglänzenden Augen an. "Dieser verdammte Arsch ... ich könnte ihn auf der Stelle totprügeln. Wir ziehen wieder um – nächste Woche bin ich weg, und zwar nicht nur aus New York, sondern auch aus Amerika. Wir ziehen nach Japan, nach Tokyo ... verdammt, ich will nicht ! Ich liebe dich doch und will bei dir bleiben, Neo."

Neo wusste erstmal nicht, was er sagen sollte, und er sah Bruce schockiert an. "Japan ? Aber warum ? Ich meine ... kannst du nicht bleiben ? Kannst du ihn nicht überreden ?" Für ihn brach gerade eine Welt zusammen. Auch er war verliebt, und Bruce war bisher der Einzige in seinem Leben gewesen, der ihn dazu trieb mehr zu sein, als ein guter Schüler und ein guter Violinspieler. "Es sind doch nur ein paar Monate, bis du volljährig bist."

"Denkst du, das weiß ich nicht ?! Ich habe den gesamten gestrigen Abend mit ihm gestritten ... ihn angebettelt, es gefordert, versucht zu reden ... er will nicht hören und es ist ihm egal, ob ich hier Freunde habe oder nicht. Meine einzige Möglichkeit wäre, wegzurennen – aber wenn ich gefunden werde, dann muß ich bei ihm bleiben, bis ich einundzwanzig bin. Verdammt ..." Bruce war verzweifelt – und schließlich drehte er sich um, brüllte auf und schlug die Faust in die Wand, ehe er den Kopf senkte und leise schluchzte.

Dann aber legte sich eine warme Hand sanft auf den Rücken von Bruce. "Wir bleiben solange in Kontakt, und in drei Monaten haust du ab ... ich warte auf dich." Neo versuchte, ruhig zu bleiben, aber er war ebenso verzweifelt wie Bruce. "Ich liebe dich und warte auf dich."

"Das würdest du ?" Der Grünäugige hätte trotz ihrer Liebe nicht erwartet, daß Neo solch einen Vorschlag machte ... denn drei Monate waren eine sehr lange Zeit und es trennte sie nicht nur eine Stadt, sondern die halbe Welt. Doch ein Blick in die ernsten, wenn auch ebenso traurigen Augen Neos genügte, um Bruce Sicherheit zu geben und er drehte sich wieder zu ihm um, schlang die Arme um ihn und hielt sich an ihm fest, während weiterhin Tränen aus seinen Augen sickerten.

"Ja, das würde ich ... ganz sicher, ist versprochen." wisperte Neo, und er drückte Bruce enger an sich, um ihm Halt zu geben. Seine Hände streichelten dabei immer wieder über den Rücken und Neo wisperte zärtliche und beruhigende Worte.

Etwas, das den Grünäugigen fühlbar beruhigte und er seufzte leise, als auch er seine Hände über dessen Rücken streichen ließ. "Verdammt ... du bist das Beste, das mir je passierte und ich frage mich noch immer, wie ich soviel Glück haben konnte. Ich schwöre dir, ich lasse Niemanden in Japan an mich ran – und sobald ich achtzehn bin, komme ich zurück. Ich beneide dich so, Neo – du wirst schon in nicht mal zwei Wochen volljährig. Und ich kann nicht hier sein, um das mit dir zu feiern, verdammt ..."

"Wir feiern am Telefon, ich hau meinen Eltern dann gleich eine fette Telefonrechnung hin, die sich gewaschen hat." Neo lachte leise und küsste Bruce im nächsten Moment. "Los, wir gehen wieder hoch - oder willst du lieber schwänzen ?" Irgendwie war es verlockend, das zu tun, aber dann gab es mit Sicherheit einen Mordsärger.

Leise seufzend, überlegte der Grünäugige einen Moment – doch dann schüttelte er den Kopf und ein schiefes Grinsen zeigte sich auf seinen Zügen. "Sorry, Neo ... so gern ich schwänzen würde, gerade jetzt kann ich es mir nicht leisten, meinen Alten noch mehr zu verärgern. Sei bitte nicht böse, wir haben ja noch die Mittagspause und ein wenig Zeit am Nachmittag, ehe ich nach Hause und packen helfen muß."

"Ja, ich weiß ... war auch nur eine Frage." Neo küsste Bruce erneut und grinste. Daß es kein Schwänzen gab, hatte er geahnt, denn sie hatten die ganze Zeit wegen ihren Eltern nie geschwänzt. "Dann mal hopp, wir genießen noch die Zeit, die wir zusammen haben." Jetzt zog er den etwas Kleineren wieder mit sich mit und sie machten sich auf den Weg in ihr Klassenzimmer.

~~~Flash-Back Ende~~~

Leise schnaubend, erinnerte sich Bruce an die folgenden drei Wochen ... sein Vater hatte ihm nach dem Umzug nicht nur das Handy, sondern auch das Internet gestrichen, so daß er keinerlei Möglichkeit hatte, Neo zu erreichen. Als er es jedoch wieder konnte, erwartete ihn die böseste Überraschung, die möglich war: Er hatte die Mutter Neos am Telefon und diese erklärte ihm schnippisch und eiskalt, daß ihr Sohn endlich aus dem schlechten Einfluß von Bruce heraus wäre und seit dem Abschlußball eine Woche zuvor mit einem wirklich netten Mädchen zusammen wäre. Natürlich glaubte Bruce ihr kein Wort – bis sie ihm triumphierend ein Bild mailte, das Neo auf dem Ball zeigte, wie ihn ein Mädchen küßte, das sich ihm scheinbar freudestrahlend in die Arme. Für Bruce brach nicht nur eine Welt zusammen ... sondern sein Herz zersprang in tausende von Glassplittern, die seither sein Innerstes zerschnitten. Er hatte noch am gleichen Tag seine Handy-Nummer und auch die Email-Adresse aufgegeben und sich neue geholt ... und seither an nichts anderes als seine Musikkarriere gedacht, die so geschmiert anlief, wie ein guter Motor. Die Ironie war nur zu deutlich und Bruce schenkte sich ein weiteres Glas Whiskey ein, schüttete es in sich hinein und schenkte langsam nach, da alleine schon der Gedanke an damals schmerzte.

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Der Grund des Schmerzes war allerdings näher, als Bruce dachte - Neo arbeitete hier als Kellner und zog sich im Hinterzimmer um. Sein Leben war etwas anders verlaufen, aber er war glücklich, obwohl die Sache mit Bruce ebenso einen Schatten warf. Seit seinem Schulabschluss hatte er ihn nicht mehr erreicht und später konnte er dessen Musikkariere im Fernsehen miterleben. Aber daran dachte er jetzt nicht mehr, er pfiff leise vor sich hin und grinste, als einer der Barkeeper nach hinten kam, um sich umzuziehen, weil seine Schicht zu Ende war. "Pass ein Bisschen auf, ja ? Da ist ein Kerl an der Bar, der knurrt alles weg, was nicht wie ne Whiskyflasche aussieht." Neo lachte leise. "Mach dir da mal keine Sorgen, du weißt doch, daß ich den Typen nicht auf die Eier gehe ... außer, sie werden rabiat." In den Jahren hatte er auch noch etwas zugelegt, obwohl er nicht wie ein Muskelprotz aussah, denn er hatte darauf geachtet, alles gut verteilt anzutrainieren.

In der Zwischenzeit nutzte Bruce die Gelegenheit, als einer der Tische an der Wand leer wurde und nahm sein Glas und die noch halbvolle Whiskeyflasche, setzte sich dorthin und knurrte dunkel, als sich Jemand zu ihm setzen wollte. Ihm war nicht nach Gesellschaft – er wollte vergessen und das möglichst allein. Daß es einen Schichtwechsel gab, bekam er eigentlich überhaupt nicht mit ... er begnügte sich mit seinem Whiskey und knabberte zwischendurch einige der Erdnüsse, die in der Schüssel vor ihm lagen.

Inzwischen war Neo auch schon bei der Arbeit. Er hatte ein Tablett voll mit Schälchen und tauschte hier und da die Schüsselchen mit dem Knabberzeug aus. Hin und wieder notierte er nebenher eine Bestellung oder sprach kurz mit den Kunden, die er gut kannte. Dann kam er zu dem Tisch mit dem Grünhaarigen, der alles anknurrte, nahm die Schüssel auf, in der nur noch Krümel waren und stellte eine Frische hin. Einen Moment später wollte Neo weiter und erstarrte, als er das Klingeln von Schmuckreifen hörte, als der Muffel nach den frischen Nüssen griff. ‚Das kann doch nicht sein.' murmelte er in Gedanken, und drehte sich langsam wieder herum. Der Mann hatte grüne Haare und war über und über mit Silberschmuck behängt. ‚Bruce.' Der inzwischen Rothaarige starrte Bruce an und rührte sich nicht vom Fleck.

Das bemerkte dieser aus dem Augenwinkel und knurrte ein hörbar schlecht gelauntes "Ist noch was ?! Ich habe noch genug Whiskey in der Flasche und das Knabberzeug ist aufgefüllt, also verschwinde !", ehe er sich wieder den Erdnüssen zuwandte und sich etwas Whiskey in sein Glas schenkte. Insgeheim hoffte Bruce, daß dieser Kellner ihn nicht als den weltberühmten Sänger erkannt hatte ... die Bar war dunkel genug, daß er ikognito bleiben konnte, doch er wurde oft genug erkannt und mußte sich mit lästigen Fans herumschlagen.

"Verzeihung ... ich dachte, vielleicht könnten sie mir ein Autogramm geben, Mr. Snake ?" Neo trat wieder etwas dichter an den Tisch und ließ sich noch nicht anmerken, daß er Bruce kannte, aber er wusste, was der Grünhaarige für eine Kariere gemacht hatte. Und wegen dem, was damals passiert war, konnte er ihn ja auch ein wenig ärgern und stressen, auch wenn Bruce schon angepisst war.

Und das war kein Ausdruck für das, was gerade im Moment in dem Grünhaarigen vorging. Er haßte Autogrammjäger fast so sehr wie aufdringliche, weibliche Fans – und das merkte man ihm auch an, als er den Block schon fast aus der Hand des Kellners riß, einen Kuli aus der Hosentasche zog und ein merklich säuerliches "Für wen ?!" nachsetzte, obwohl er noch immer nicht aufblickte. Denn Bruce wußte genau, daß diese aufdringlichen Fans nur blöd grinsten und das war etwas, das er gerade eben überhaupt nicht brauchen konnte.

Und Neo grinste wirklich, aber nicht wegen dem Autogramm, sondern wegen der Reaktion von Bruce. Als die Frage kam, trat Neo etwas näher, neigte sich herab und raunte mit seiner dunklen und samtigen Stimme ein leises "Wäre nett, wenn du ein 'Für Nepomuk' hinschreibst. Oder doch lieber Neo ? Ich kann mich nicht entscheiden."

Kaum, daß er diese Stimme und die leisen Worte hörte, erstarrte Bruce und ließ den Kuli auf den Tisch fallen. Er war Niemand, der an Zufälle oder ähnliches glaubte, und doch ... er kannte diese Stimme noch immer so gut und schluckte schwer, schloß für einen Moment die Augen und wandte sich dann um und zu dem Mann, dem diese Stimme gehörte. Was er sah, ließ Bruce einen Moment lang innehalten – denn Neo war nicht nur ein wenig gewachsen, sondern breiter geworden und die langen, rotgefärbten Haare, die er sich im Nacken zusammengebunden hatte, unterstützten nur die maskuline Wirkung des noch immer so vertrauten Gesichts, so wie die schlichte Kellneruniform. Doch dann fing sich der Grünhaarige wieder und etwas schien in seinen Augen zu brechen, als er kurz nickte und den Kuli wieder aufnahm, sich dem Block zuwandte und zu schreiben begann. "Hi, Neo ... lange nicht gesehen. Ich hoffe doch, es geht dir und deiner Frau gut. Gibts schon Kinder ?"

Neo wusste gar nicht, wovon Bruce jetzt sprach, und er schlug mit der Hand auf den Block, um ihn am Schreiben zu hindern. "Sag mal, wie kommst du denn auf diese saublöde Idee ? Denkst du, nur, weil ich dich nicht mehr erreicht habe, bin ich aus Frust Hetero geworden und lach mir ne Tussi an, heirate und mach ein Kind ?" Also das war ja wohl der Witz des Jahrhunderts.

Doch der Grünhaarige reagierte nicht so, wie es wohl gewesen wäre, wenn das ein Witz für ihn wäre. Stattdessen blickte er nun doch wieder zu Neo auf und seine Augen zeigten nicht nur Enttäuschung, Wut und Schmerz – sondern auch die Kälte, die er seit diesem verhängnisvollen Anruf damals empfand. "Saublöde Idee ?! Okay, was zuviel ist, ist zuviel. Du warst es doch, der sich gleich beim Abschlußball ne Tussi an Land zog und sie heiratete – und falls ich dir auf die Sprünge helfen muß, das geht wunderbar. Seit sechs Jahren trage ich dieses Foto bei mir, um mich daran zu erinnern, wie verdammt dumm ich war, dir zu vertrauen !" Noch während er sprach, zog Bruce seinen Geldbeutel heraus und entnahm daraus ein sichtbar abgegriffenes, ausgedrucktes Bild, das er Neo in die Hand drückte und dann leise schnaubend seinen Whiskey aufnahm, um ihn zu trinken.

"Was ?" Neo nahm das kleine Bild und kuckte es an. Es zeigte ihn mit einem Mädchen, das ihn umarmte und auf die Wange küsste. "Wo hast du das denn her ? Das war beim Musikball, ich musste da wegen meinen Eltern mit dieser blöden Kuh von nebenan hingehen. Meine Eltern haben Fotos gemacht, und die blöde Schnalle wirft sich in dem Moment an mich ran und schlabbert mich ab ... das war abartig ... jerks ! Aber wo hast du das her ?"

"Wo werde ich das wohl herhaben ?! Nachdem ich endlich wieder ein Handy hatte, rief ich an – und deine Mutter erklärte mir brühwarm, daß du heiraten und ausziehen würdest, nicht mehr für mich erreichbar wärst und nichts mehr von mir wissen wolltest. Und zum Beweis schickte sie mir dieses Foto – also was sollte ich davon halten ? Du hast mir geschworen, auf mich zu warten, und kaum war nicht mal ein Monat um, knutscht dich diese Schlampe ab. Du bist nicht erreichbar und deine Mutter kann sich vor Freude kaum einkriegen, also sag mir nochmal, daß ich mich irre !" Man hörte Bruce noch immer an, wie sehr ihn dies damals geschmerzt hatte – und daß es noch immer wehtat, alleine nur daran zu denken.

Jetzt musste Neo sich setzen und stellte das Tablett auf den Tisch. "Nochmal in Kurzform, ja ? Meine Mom hat dir das erzählt ? Seit wann glaubst du, was meine Mom erzählt, verdammt ? Das Foto ... Mann, ich fass das nicht, diese Alte hat's doch echt geschafft. Ich hab versucht, dich anzurufen oder zu mailen, aber da kam nichts mehr. Ich dachte, du willst nichts mehr von mir wissen, und dann bist du so ein Star geworden." Er raufte sich die Haare und seufzte leise. "Ich glaube, wir sollten wo ganz in Ruhe reden."

Einen Moment lang war Bruce versucht, einfach Nein zu sagen – doch er sah den ehrlichen Ärger in den Augen Neos und kippte den restlichen Whiskey in seinem Glas einfach runter, stand auf und nahm die Flasche. "Wenn, dann jetzt – du kannst zu mir mit, damit wir das klären. Wenn nicht, dann wars das, Neo." Er wollte auf keinen Fall noch stundenlang warten, bis die Schicht des Rothaarigen aus war und sich dabei noch mehr besaufen – denn noch war er einigermaßen klar im Kopf und konnte nicht über den Tisch gezogen werden.

So kannte Neo den Grünhaarigen und nickte. "Ich sag dem Chef Bescheid, dann können wir los." Mit den Worten stand er auf und ging nach hinten, um seinem Chef zu sagen, daß er wegen etwas Privatem gehen musste. Wie erwartet, wurde ihm freigegeben und der Rothaarige zog sich noch schnell um, bevor er wieder an den Tisch kam. "Also los."

Bruce hatte leise vor sich hingrummelnd gewartet und war schon drauf und dran gewesen, zu gehen, als Neo endlich wiederkam. "Gut – folge mir, wir gehen zu mir, da sind wir definitiv ungestört." Dann nahm er noch einen Schluck aus der Flasche, ehe er sie zuschraubte und vorging, die Türe der Bar mit ein wenig mehr Kraft, als es nötig war, in die Angeln warf und den Weg zu seiner Wohnung einschlug.

Neo bremste die Tür, als sie zurückschlug, und lief neben Bruce her. Jetzt auf dem Weg zu reden, hatte eh keinen Zweck, weil Bruce so schnell ging, daß er fast rannte. Aber Neo kam gut mit, seine Beine waren ziemlich lang und er hatte inzwischen auch eine absolut gute Kondition bekommen. Scheinbar wohnte der Grünhaarige in der Gegend, die nicht schlecht war, sondern eher eine gehobene Klasse hatte. Freilich konnte Bruce sich das leisten, er war ein Star und scheffelte Kohle bis zum Abwinken.

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