Balken01a


”Das liebe Geld ...” 01
 

backset3line

"Hey, Siri – bring mir noch ein Bier, ja?"

Perry lachte über das gutmütige Augenzwinkern der älteren Kellnerin, nahm von ihr das frische Bier und wandte sich wieder seinen Kumpeln zu, stieß mit ihnen an und lachte erneut, als einer von ihnen einen Witz erzählte.

Es war eigentlich wie einen jeden Abend – nachdem die Arbeit am Bau zu Ende war, trafen sie sich hier in der Eckbar, tranken ein wenig und sahen dabei den Baseball- und Footballspielen zu, die man in dem kleinen Fernseher der Bar sehen konnte. Sie alle waren einfache Menschen und hatten auch einfache Freuden ... und da sie alle noch Junggesellen waren, konnten sie ihre Abende so verbringen, ohne Angst haben zu müssen, zu einer wütenden Ehefrau heimzukommen.

Aber auch sie hatten Träume und zückten wie jede Woche in der Pause des Footballspiels ihre Lottoscheine. In der Halbzeit wurden die Zahlen durchgegeben und sie stoppten ihr Gefrotzel, um sich die Zahlen anzuhören.

"Einmal Glück haben, das wäre es." murmelte Rudi und lauschte auf die Zahlen.

Aber schon nach den ersten beiden Zahlen wusste er, daß er kein Glück gehabt hatte. Und nicht nur ihm ging es so – sie alle seufzten nacheinander, nur einer von ihnen grinste schief, als er seinen Zettel betrachtete.

"Hey, Jungs ... ich habe einen Dreier! Diese Runde geht auf mich, es werden zwar nur ein paar Kröten sein, aber auch die muß man feiern!"

Perry lachte wie die Anderen und schlug Ritchi gutmütig auf die breite Schulter – er hatte zwar wie immer nichts gewonnen, doch er gönnte es ihm und schob Rudi dann ein neues Bier hin, da dieser ziemlich geknickt war.

"Jep, einmal Glück haben ... das wünschen wir uns alle. Aber sieh es positiv: Du kriegst ein neues Bier von Ritchi spendiert." "Jap, immerhin das." murmelte Rudi.

So machten sie es nämlich immer: Wenn einer ne Kleinigkeit gewann, spendierte er eine Runde. Es sei denn, es war so wenig, daß es sich nicht lohnte. "Irgendwann ..." fügte er nochmal an und nahm das Bier, um den Anderen zuzuprosten.

Ein leises 'Ja, irgendwann bestimmt.' in Gedanken zufügend, trank auch Perry wieder einen Schluck – er wußte, daß die Chancen mehr als nur gering schienen, doch vielleicht war ihm das Glück ja irgendwann einmal hold. Auch wenn er gerne auf dem Bau arbeitete und ebenso gerne mit seinen Kumpels am Abend hierher kam – er wollte irgendwann einmal auch heiraten und eine Familie gründen, doch mit seinem jetzigen Gehalt war das sehr schwer.

Ein derber Scherz Ritchis brachte ihn jedoch wieder aus seinen Grübeleien heraus und Perry lachte herzhaft mit den Anderen, nahm noch einen Schluck Bier und jubelte, als ihre Lieblings-Footballmannschaft punkten konnte.

Erst einige Zeit später seufzte Rudi, er musste langsam los, auch wenn es ihm schwerfiel. Durch seine Schicht musste er früher raus, auch wenn es ihm nicht wirklich passte. "Ich muss dann los, sonst komme ich nicht aus den Federn."

"Schade – aber du hast recht, ich bin auch schon müde. Wir können ja ein Stück gemeinsam gehen, du wohnst ja nur zwei Blocks von mir weg."

Perry und Rudi gingen oft zusammen, da keiner von ihnen ein Auto hatte – doch es war nicht weit und sie nutzten die Zeit gerne, um noch ein wenig über ihre Lieblingsmannschaften zu reden. Das gutmütige "Hey, ihr verzieht euch schon? Bleibt doch noch ein wenig ..." Ritchis brachte Perry wieder zum Lachen und er schüttelte nur den Kopf, ehe er ihm mit der Faust eine gutmütige Kopfnuß gab.

"Keine Chance – und du solltest auch nach Hause, schließlich fangen wir Morgen mit dem nächsten Stockwerk an, das wird anstrengend."

"Schade ... aber du hast wie immer recht."

Ritchi wusste, daß er - wenn er auch nicht bald ging - nicht aus dem Bett kommen würde und somit Morgen absolut nicht zu gebrauchen war. Rudi hatte kurz auf Perry gewartet und verließ mit ihm zusammen die Kneipe.

"Ritchi ist unmöglich. Ich wette, er versumpft doch wieder."

Der junge Schwarzhaarige warf noch einen kurzen Blick zurück und lachte leise, ehe er den Kopf schüttelte und seinem Freund antwortete.

"Nope – Andie hat ihm gerade eine Kopfnuß verpaßt und zieht ihn hoch, damit sie ebenfalls gehen. Ich denke, Ritchi wollte sich gerade noch ein Bier bestellen ... jetzt jedenfalls nicht mehr."

Zum Glück konnten sie sich auf den Rothaarigen verlassen – Andie sorgte oft genug dafür, daß Ritchi nicht in der Bar blieb, auch wenn er manchmal ein wenig nachhelfen mußte.

"Hin und wieder glaube ich, die zwei haben was zusammen. Ist dir mal aufgefallen, daß Andie jede Macke von Richi kennt?" Rudi hatte das Ganze auch schon seit einer gewissen Zeit beobachtet. "Was meinst du? Sind sie zusammen?"

"Hm?"

Nun doch sichtlich überrascht, blickte Perry zu seinem Freund und kratzte sich dann im Nacken, ehe er mit den Schultern zuckte und ein wenig verlegen lächelte.

"Äh ... keine Ahnung. Aber wenn, ist es doch auch nicht schlimm, oder? Ich hätte nichts dagegen, die Beiden sind meine Freunde und mir ist egal, ob sie mit Frauen, Männern oder miteinander rummachen. Hoffe, es macht dir nichts aus, die Beiden sind doch nicht anders, wenn sie ein Paar sind, oder?"

"Ne, sind sie nicht. Ich hab auch nichts dagegen, aber ich denke, sie denken, wir haben, daher tun sie so heimlich. Aber ich kann sie irgendwie verstehen. Manche Weiber sind echt schrecklich und mit Männern in einer Freundschaft ist alles viel angenehmer."

Rudi grinste und verschränkte im Gehen die Arme hinter den Kopf, um sich so ein wenig zu strecken. "Vielleicht sollten wir ihnen unsere Meinung darüber sagen, dann haben sie sich nicht so komisch."

Das ließ den ein Jahr Älteren leise auflachen und er schüttelte den Kopf, ehe er den Arm um Rudis Schultern legte und ihn kurz drückte. "Hast wie immer recht, mein Freund. Wir sagen es ihnen Morgen Abend, ja? Dann hat die Geheimniskrämerei endlich ein Ende."

Er hoffte, daß alles gut ging, denn er mochte seine Freunde und wollte nicht, daß so etwas natürliches wie Liebe sie entzweite. Das hoffte auch Rudi, aber so wie er ihre Freunde kannte, waren sie eher erleichtert als sauer. Denn so, wie sie sich verhielten, merkte man doch schnell, was los war. Leider waren er und Perry schon bei dessen Wohnung angekommen und so blieb der Blonde stehen und verabschiedete sich mit einer festen Umarmung.

"Wir sehen uns morgen Abend wieder. Du und die Anderen seid im Moment einer der wenigen Lichtblicke in meinem Leben."

"Rudi? Was ist denn los? Du klingst so seltsam ..."

Perry machte sich langsam Sorgen, denn so etwas hatte der Blonde noch nie zu ihm oder den Anderen gesagt. Irgendwas schien im Busch zu sein – und zwar etwas, das ein wenig gravierender zu sein schien als die üblichen Sorgen eines Bauarbeiters.

"Die wollen Schweißer und Nieter entlassen, und ich bin einer der Jüngsten. Die haben schon sowas erwähnt ... ich brauch doch das Geld, was soll ich denn machen ohne Job?"

Rudi zeigte erst jetzt, daß er verzweifelt war. "Ich muss doch die Krankenhausrechnung von meiner kleinen Schwester abbezahlen."

Als er das hörte, entglitt Perry das Gesicht – doch er fing sich rasch wieder und schluckte, ehe er den Jüngeren an sich zog und erst einmal drückte.

"Das ... shit, die können doch nicht ... seit wann weißt du es schon? Komm erstmal kurz rein und erzähl mir alles, Mrs. Aldin paßt auch noch eine halbe Stunde länger auf Annie auf."

Rudi seufzte leise, als er sich mitziehen ließ und setzte sich, als sie in der Wohnung angekommen waren, in den kleinen Sessel.

"Ich weiß es seit einer knappen Woche. Eigentlich steht noch nicht fest, wer gehen muss, aber es ist halt mein Job und die Anderen behindern uns Jüngere. So wird die Arbeit schlechter und wir fallen auf. Das heißt, daß wir den Job verlieren."

Etwas Positives hatte der Blonde noch nicht gefunden - alles sprach dafür, denn es war unwahrscheinlich, daß einer der Vorarbeiter bemerkte, daß die Jüngeren gemobbt wurden.

Erneut ein leises "Shit ..." murmelnd, nickte Perry und setzte sich in den anderen Sessel ... das war ernster, als er gedacht hatte, und es erklärte auch, wieso der Blonde in der letzten Zeit so oft niedergeschlagen war. Wie man es auch drehte und wendete - es blieb mehr als nur unfair, da das Mobbing nur gegen die jüngsten Arbeiter ging, die nicht soviel Erfahrung hatten. Perry war bisher davon verschont geblieben, da er zu gut arbeitete und auch immer Überstunden schieben konnte.

Und gerade das war in einem Gewerbe, in dem die Einhaltung der Termine das Wichtigste war, natürlich immer gern gesehen. Bei Rudi war es anders ... er mußte sich um seine kleine Schwester kümmern und arbeitete deshalb nur selten über der regulären Zeit, da er schlichtweg Niemanden hatte, der dann auf sie aufpassen konnte.

"Was soll ich denn machen, wenn ich gekündigt werde? Ich muss das Geld aufbringen, sonst lande ich auf der Straße und Anni wird in ein Heim gesteckt. Sie ist doch noch minderjährig." Rudi raufte sich die Haare und stand wieder auf. "Ich gehe besser, sie merkt eh langsam, daß was komisch ist. Ich versuche, nichts zu zeigen, aber du kennst ja Anni."

"Klar kenne ich sie – wir sind ja schließlich zusammen aufgewachsen. Weißt du was? Rede doch mit Mrs. Aldin, ob sie nicht ein wenig mehr Zeit hat ... dann kannst du Überstunden schieben und zeigen, daß du ein verdammt guter Arbeiter bist. Einen Versuch ist es wert – zumindest hast du mehr Geld in der Tasche, Hm?"

Perry versuchte, ihm ein wenig Mut zu machen ... auch wenn er wußte, daß die Situation nicht gerade rosig für die Beiden war. Aber alles war besser, als aufzugeben, und er versuchte, Rudi dieses Gefühl zu vermitteln.

Es half sichtlich, denn Rudi nickte und lächelte ein klein wenig.

"Ja, du hast recht. Irgendwie ist es dumm, sich herunterziehen zu lassen. Stattdessen sollte ich den Anderen in den Arsch treten und ihnen zeigen, wie gut ich arbeiten kann." Der Blonde ballte seine Hand zu einer Faust und hielt sie in die Luft. "Du bist ein wirklich echter Freund, mein Freund."

Als Nächstes umarmte er Perry und drückte ihn fester als nötig, denn ein wenig unterschwellige Angst steckte immer noch in ihm.

Das fühlte der Schwarzhaarige auch, doch er erwiderte die Umarmung genauso fest und ließ ihn dann los, verwuschelte ihm die blonden Haare und schob ihn mit einem gutmütigen "Und nun ab nach Hause, junger Mann!" aus seiner Türe.

Als Rudi lachend ging, blickte Perry ihm noch ein wenig nach, ehe er wieder reinging und die Türe absperrte – es lief für sie alle nicht gerade gut, da es nur wenig Baustellen gab, doch sein alter Freund hatte es mit den hohen Schulden besonders schwer.

Nur zu gut erinnerte Perry sich daran, als dessen Eltern mit dem Auto verunglückten – nur Annie überlebte den Unfall, doch sie mußte zwei Wochen lang im Krankenhaus bleiben und da sie keine Krankenversicherung hatten, hockte Rudi nun auf einem Riesenberg an Schulden. Leise seufzend, ließ der junge Bauarbeiter den Blick durch sein einfaches Wohnzimmer schweifen – er hatte noch Glück, daß er das Haus seiner Eltern geerbt hatte und keine Miete zahlen mußte, doch Rudi hatte dieses Glück nicht. Und das brachte ihn schließlich auf eine Idee, doch sie war noch nicht gut genug ausgegoren, um wirklich gut zu sein.

~~~***~~~***~~~

Freitag Abend war die Gruppe von Männern wieder zusammen. Die Woche über hatten sie sich nicht ganz so oft gesehen, auch wenn sie auf der gleichen Baustelle arbeiteten - aber da war Arbeit und Heute war frei.

Rudi hatte mehr gearbeitet und versucht, das Mobbing zu ignorieren, trotzdem war er jetzt froh, daß er mit seinen Freunden zusammen sein konnte. Gerade das verliebte Paar, das so tat, als wäre es nur befreundet, hatte es ihm Heute angetan. Sie waren noch nicht dazu gekommen, die Beiden zu fragen und so winkte Rudi mit dem Zaunpfahl, als die zwei sich schon wieder ganz unauffällig berührten.

"Ihr verbringt ganz schön viel Zeit zusammen."

"Stimmt auffallend!" Perry machte sofort mit und lachte, als die Beiden zuerst erschraken, dann die Hände auf den Tisch legten und ein wenig rot auf den Wangen wurden.

"Ich fasse es nicht – Rudi, siehst du das? Das ist das erste Mal, daß ich die Beiden rot werden sehe!"

Doch dann erbarmte er sich der Beiden und stand auf, kam hinter sie und legte die Arme um die Beiden, als er sie breit angrinste. "Nun tut nicht so verschreckt – als ob das irgendetwas ändern würde, oder?"

"Ja, wir haben es schon lange bemerkt." fügte Rudi an und lächelte breit, als die zwei erleichtert schnauften. "Oh Mann, habt ihr uns erschreckt. Wir wussten halt nicht so ganz, wie ihr das findet." murmelte Ritchi und blickte verliebt zu seinem Liebsten.

Und dieser grinste erleichtert und hatte erst einmal nichts besseres zu tun, als Ritchi in Grund und Boden zu küssen, ehe er ihn wieder losließ, leicht schnaufend die langen, kupferroten Ponys nach hinten strich und zu seinen beiden Freunden grinste.

"Ihr seid schon fies – wißt es so lange und sagt keinen Pieps ..."

"Es war halt so süß, wie ihr euch versteckt und gleichzeitig verraten habt." frotzelte Rudi und stubste die zwei an.

"Aber ehrlich, ich freue mich für euch."

Diese Tatsache freute Ritchi und so schnappte er sich den Blonden, nahm ihn in den Schwitzkasten und schrubbelte ihm die Haare ganz wirr. Etwas, das die ganze Runde auflachen ließ und nachdem die Beiden sich ausgebalgt hatten, bestellte Perry eine neue Runde Bier auf seine Kosten, damit sie anstoßen konnten.

"Herzlichen Glückwunsch – ich freue mich für euch Beide. Heute feiern wir, Okay? Ich lade euch alle zu mir und einer gepflegten Pizza ein, außer, ihr wollt natürlich nicht ..."

Das wiederum brachte Andie dazu, lauthals zu protestieren, wie es Perry auch vorgehabt hatte – denn er wußte nur zu gut, daß der junge Ire verrückt nach Pizza war. Auch die Anderen sagten dazu nicht Nein, denn Keiner von ihnen würde eine Einladung von einem Freund ausschlagen. Also tranken sie noch ihre Biere aus und verließen ihre Stammkneipe.

"Wie lange seid ihr denn jetzt wirklich zusammen?" platzte es aus Rudi heraus, denn so ganz genau wusste er es natürlich nicht. "Ich hab es erst vor ein paar Wochen bemerkt. Also daß ihr euch so anschaut und so ... also verliebt irgendwie."

"Nicht doch – Andies Gesicht macht schon wieder seinen Haaren Konkurrenz, löcher ihn doch nicht so, Hm?"

Perry lachte leise und struwwelte dem Rothaarigen neckend über die Haare, ehe er breit grinste und somit zeigte, daß er genauso neugierig war. Andie seufzte nur leise und zuckte schließlich mit den breiten Schultern, ehe er den Arm um die breitere Schulter Ritchis legte.

"Noja ... eigentlich schon seit viereinhalb Monaten. Am Anfang wars einfach, sich zu beherrschen – aber als es länger ging und tiefer wurde, ist es schwerer geworden und ich habe öfter gepatzt."

"Aber so müssen wir uns jetzt nicht mehr beherrschen." raunte der Braunhaarige und schmuste sich ein wenig enger an Andie heran. "Wie wäre es gleich in Perrys Wohnung?"

Er wollte eine kleine Rache und hoffte, daß es klappte. So wie Rudi kuckte, klappte es scheinbar. Der Anblick reichte, daß Perry wieder loslachte, doch er beruhigte sich soweit, daß er die Haustüre aufsperren und seine Freunde in das kleine Haus lassen konnte.

"Okay – Andie, Ritchi, kein Strip und kein Sex. Und was wollt ihr für Pizzen? Damit ich sie schon bestellen kann ..."

Andie grinste breit, ehe er für sich zwei große Salamipizzen und für seinen Schatz zwei große Bolognesepizzen bestellte, ihn dann packte und einfach ohne ein Widerwort gelten zu lassen auf die Couch pinnte, um ihn heiß zu küssen.

Rudi hatte schon gesagt, was er wollte, und starrte jetzt nur auf das knutschende Pärchen. Irgendwie sahen sie ja heiß aus, wie sie sich da wild und leidenschaftlich küssten. "Ich dachte, das sieht ekliger aus." murmelte der Blonde abwesend und starrte noch immer, ohne es zu wollen.

Das ließ Andie lang genug aufhorchen, daß sie wieder zu Atem kamen und er setzte sich neben seinen Schatz und lehnte sich an ihn heran.

"Jep – ich dachte auch, daß das ekliger wäre, aber Richi hat mich total umgedreht. Es ist viel heißer, wenn ich ihn küsse, als damals mit Jenny ... brrrr, mich friert, wenn ich schon an sie denke."

Andie hatte tatsächlich eine Gänsehaut auf den Unterarmen und schüttelte sich kurz – dann drehte er sich wieder zu dem Braunhaarigen um und grinste ihn breit an. "Außerdem ist der Sex mit dir um Lääääääääängen schöner ..."

"Ich glaube, Details will ich lieber nicht wissen ... obwohl, vielleicht."

Rudi quetschte sich zu ihnen auf die Couch und grinste.

"Wie ist das so?" hakte er nach und erntete ein Lachen von Ritchi. "Du interessiert dich ja ganz schön dafür ... bist du etwa auch Schwul?"

Der Blonde hob gleich die Hände und kicherte ein wenig. "Ach, Unsinn. Ich bin halt nur neugierig."

Dann erklang jedoch ein Lachen von hinten und Perry kam zu ihnen, legte die die Arme von hinten um die Drei und grinste zweideutig zu Rudi.

"Schwul vielleicht nicht ... aber sieht so aus, als ob du vielleicht ein wenig Bi wärst? Ich finds jedenfalls gut, daß wir noch immer Kumpels sind und noch immer über so etwas reden können. Die Pizzen brauchen zwanzig Minuten – bis dahin kann ich ja schon das Bier holen, Hm?"

"Jeah, Bier ist gut."

Rudi sprach wohl für sie alle und stand auf, um Perry mit den Flaschen zu helfen, denn es war ihm unangenehm, sich einfach bedienen zu lassen. Der Blonde nahm Perry die ersten zwei geöffneten Flaschen ab und brachte sie zu dem Pärchen - er verzog aber das Gesicht, als Ritchi einen Schluck in den Mund nahm und dann Andi küsste, um ihm so das Bier in den Mund zu flößen.

"Schmeckt das so überhaupt noch? Oh, ne, lasst mich raten, es schmeckt viel besser?"

Jetzt lachte er schon wieder und nahm nun sein eigenes Bier von Perry entgegen. Der hatte nur amüsiert den Kopf geschüttelt, kam nun mit dem seinen und setzte sich auf den Sessel gegenüber der Couch.

"Garantiert – das sieht man doch deutlich, Hm? Die Beiden sind hin und weg und hören überhaupt nicht, was du sagst."

Der junge Rothaarige widerlegte die Worte Perrys aber, als er verhalten kicherte und sich schließlich von seinem Liebsten löste, um lauthals loszulachen. Der kuckte ihn grinsend an, denn er kannte die Lachanfälle seine Geliebten.

"Der beruhigt sich schon wieder." murmelnd, winkte er mit einer Hand und beobachtete, wie Andi lachte und lachte. "Hey, hast du wieder einen Clown gefrühstückt?" fragte der Schwarzhaarige frech und stubste seinen Iren in die Rippen.

Es dauerte noch ein wenig, bis dieser sich wieder beruhigte ... doch dann schnaufte er einmal tief auf und erleichtert aus, lehnte sich erschöpft an den noch um eine Handbreit größeren Ritchi und grinste megabreit.

"Sorry – manchmal geht mir der Gaul durch, wißt ihr ja. Verdammt, wie lange brauchen die Pizzen noch, ich hab Huuuunger."

Und wie um das zu bestätigen, knurrte der Magen des jungen Iren laut auf und ließ ihn wieder einmal ziemlich rot auf den Wangen werden, so daß dessen Sommersprossen regelrecht aufleuchteten.

"Ach Schatzi, du verhungerst schon nicht." säuselte Ritchi und küsste die glühenden Wangen.

Ein Anblick, der sehr liebevoll herüberkam und auch wirklich liebevoll war. Rudi lächelte bei dem Anblick und wünschte sich auch mal soviel Glück. Aber das erst, wenn er seine Probleme los war und er hatte ja im Grunde eine Frau in seinem Leben, die ihn mit Liebe überhäufte.

Der ein wenig sehnsüchtige Blick des Blonden fiel auch Perry auf, doch er sagte nichts dazu und schmunzelte nur leise, als von Andie noch ein fast nicht hörbares "Danke, Bärchen." kam.

Sie alle nannten Ritchi gutmütig Bär, da er der Größte unter ihnen war und auch die breitesten Schultern hatte – wenngleich Perry ihm nicht in viel nachstand, was die Schultern betraf. Aber es kam trotzdem niedlich, wenn man einen Mann, der 1,98 Meter groß war, als 'Bärchen' bezeichnete, ein Kosewort, das eigentlich für kleinere Männer gedacht war.

Was dem Bärchen dann aber auch ein wenig peinlich war, aber noch bevor er etwas sagen konnte, klingelte es und Andie sprang auf. Der Rotschopf schnappte sich das Geld von Perrys Hand und schon flog er zu der Tür, um die Pizzen entgegenzunehmen.

"Ich glaube, ich muss härter arbeiten, der frisst mir bald die Haare vom Kopf. Gut, daß du Heute bezahlst, Perry." lachte Ritchi und Rudi lachte nur etwas verhaltener, denn er wäre glücklich, wenn er nur diese Sorge hätte.

Das wußten die Anderen aber und so kam Andie auch gleich wieder, gab dem Blonden gleich dessen Pizzen und klopfte ihm mit einem freudigen "Hau rein, solange es noch heiß ist und in der Schachtel liegt!" auf die Schulter.

Perry hingegen nickte und nahm seine eigenen Pizzen entgegen, öffnete die erste Schachtel und atmete genießend den herrlichen Duft ein, der ihm entgegenströmte. "Martino macht noch immer die besten Pizzen weit und breit – da kann sich jedes Sterne-Restaurant dagegen einpacken."

Jedoch fielen seine Worte auf taube Ohren, da die anderen Drei inzwischen sichtbar ausgehungert zugriffen, und so lachte der Schwarzhaarige nur und schüttelte gutmütig den Kopf, ehe er selbst zu essen begann und seinen eigenen, hungrigen Magen füllte. Erst, als die erste Pizza verdrückt war und die zweite in Beschlag genommen wurde, erwiderte Rudi etwas.

"Hast du mal die Portionen in den Restaurants gesehen? Da bekommt man ja nichts fürs Geld und verhungert."

Die Ablenkung hatte Rudi zwar durchschaut, aber er war immer wieder froh, daß seine Freunde für ihn da waren.

"Oh Gott, komm mir nicht damit – du zahlst ein Vermögen und kriegst gerade mal einen Bissen aufs Teller. Das zwar vier, fünfmal ... aber davon wird man doch nicht satt! Gut, diese bleistiftdünnen Models schon – die können auch nicht mehr essen, aber Kerle wie wir verhungern wirklich vor dem Zeug."

Es schauderte Perry schon, wenn er daran dachte ... die Anderen wußten es nicht, aber er hatte einmal als Teenager in einem solchen Restaurant Teller gewaschen, um sich etwas dazuzuverdienen und die Portionen gesehen, die von den Köchen angerichtet wurden. Da war ihm die große Pizza, die er gerade verdrückte, tausendmal lieber – und sie kostete auch viel weniger. Aber da Perry so genau zu wissen schien, wie groß die Portionen waren, wurde Rudi neugierig.

"Sag mal, woher weißt du das so genau?" hakte der Blonde nach und schob sich nebenher das nächste Pizzastück in den Mund. "Ja ... hast du das Zeug etwa schon gegessen?" fragte jetzt auch Ritchi.

"Spinnt ihr? Ach was." Perry war im ersten Moment sichtbar entsetzt, daß seine Freunde dachten, daß er sein hartverdientes Geld für so einen Blödsinn ausgeben würde.

"Nein, Nein – das lief anders ... ich hab mal in den Sommerferien, als wir noch in der Schule waren, als Tellerwäscher gearbeitet. Und da sieht man halt, was die Köche da alles auf die Teller tun – die waren die meiste Zeit damit beschäftigt, diese Winzportionen mit allem möglichen Schnickschnack zu dekorieren.

Sieht zwar klasse aus, aber mehr als ein Kronenfüller ist das nicht. Und die Preise ... ich hab mal nach Ladenschluß einen Blick in das Menü geworfen, das Zeug kostete mehr, als ich in der Woche mit Tellerwaschen verdiente, könnt ihr euch das vorstellen? Übel."

Als er daran dachte, schüttelte er sich kurz – dann grinste er verlegen und zuckte mit den Schultern, nahm noch ein Stück seiner Pizza und aß es sichtbar genießend.

"Krass ... unsereiner spart sich alles ab, und die werfen es für ein Häppchen Essen raus. So etwas nenne ich ungerecht und dekadent." schnaubte Rudi. Durch seine Probleme war er, was das anging, doch eher gereizt.

"Sind alles Großkotze, die uns auch noch beim Bau hetzen. Die können es kaum erwarten, in das Hochhaus einzuziehen, obwohl es noch nicht mal fertig ist ... und wir dürfen Überstunden schieben."

"Das weißt du doch? Und das wußtest du, als du den Job angefangen hast. Es liegt an uns, dafür zu sorgen, daß die Häuser gut gebaut sind und Niemandem etwas passiert – das ist unsere Aufgabe und ich mache das gerne. Und ihr doch auch, auch wenn ich weiß, wie gerne ihr über die reichen Großkotze lästert – und sogar Recht dabei habt, Hm?"

Perry sah es ein wenig nüchterner ... er mochte es ebensowenig wie die Anderen, gehetzt zu werden, doch das ließ sich nicht ändern und sie hatten eine mehr als nur wichtige Arbeit, auch wenn sie nicht so gewürdigt wurde, wie sie es verdient hatten.

Rudi seufzte leise. "Ja, aber wenn wir gehetzt werden, dann können sich Fehler einschleichen und Gestern wäre Harry beinahe abgestürzt."

Die Worte sorgten dafür, daß Ritchi an seine Hüfte fasste, denn er war einmal abgestürzt und hatte sich dabei die Hüfte angebrochen. "Anderes Thema, Jungs." murmelte er und der Blonde entschuldigte sich rasch. Die Angst zu fallen war etwas, das Keiner von ihnen brauchen konnte.

"Klar – wir essen jetzt die Pizza auf und trinken noch etwas, und dabei sehen wir uns noch etwas an, Hm?"

Andie grinste breit und deutete auf die Programmzeitschrift auf dem Tisch – er war ein großer Filmfreak und sie brachten gerade Heute eine Wiederholung von StarWars. Perry schmunzelte nur und schüttelte den Kopf, ehe er aufstand, ihnen allen ein Bier zum Runterspülen brachte und sich wieder hinsetzte, um noch den Rest seiner Pizza zu essen.

~~~***~~~***~~~

 

Website Design Software NetObjects Fusion
Bar08
Bar08b