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”Sleeping Beauty” 05
 

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Seither waren wieder einige Wochen vergangen, doch für Dorian machte es eigentlich keinen Unterschied. Für ihn gab es eine immerwährende Schwärze, die jedoch manchesmal von diesen wundervollen Erinnerungen durchbrochen wurden, auch wenn sie ein jedes Mal wieder frischen Schmerz hinterließen. Doch nicht nur ... es war mehr, es war das Einzige, das er wollte, das Einzige, das ihn innerlich wärmte. Es waren so herrliche Erinnerungen, voller Gefühle und Wärme ... und so schön, daß er manchesmal mit einem innerlichen Lächeln weinte. Vor allem, wenn er manchmal fast meinen könnte, Ross bei sich zu fühlen ... seine herrlich maskulinen, rauen Hände, wie sie ihn berührten und vielleicht auch manchmal dessen herrliche Lippen, die an den seinen lagen. Doch zwischen diesen Empfindungen schien eine Ewigkeit der Kälte und Schwärze zu liegen, die ihn einhüllte ... und die Dorian auch manchmal begrüßte, da sie ihn vor dem Schmerz bewahrte, den eine Absage von Ross ausgelöst hätte.

Ross bemühte sich aber weiterhin, denn das Notizbuch füllte sich immer mehr und er wusste inzwischen, was er tun musste, damit Dorian reagierte. Jede Nacht legte er sich zu ihm. Er hatte sich einmal zu ihm aufs Bett gesetzt und sofort den Ausschlag gesehen, und sich dann zu ihm gelegt. Seither schlief er jede Nacht bei Dorian im Bett, hielt ihn im Arm und gab ihm so Nähe. Jetzt war es Morgen und Ross stand auf, aber vorher hauchte er dem Schlafenden einen Kuss auf die Lippen. "Guten Morgen ... weißt du was ? Heute werden die Oscar-Nominierungen bekanntgegeben. Unser Film ist eingeschlagen wie eine Bombe." Der Film war erst vor kurzem ins Kino gekommen, aber die Besucherzahlen legten jetzt schon neue Rekorde hin. "Wir haben es gerade noch geschafft bis zu den Nominierungen ... ich bin gespannt ... du auch ?"

Bei dem Kuß gab es einen kleinen Ausschlag und auch die Stimme ließ für einen Moment etwas erkennen ... doch es kam keine Antwort, denn dazu war Dorian nicht imstande. Doch seit Ross sich Nachts zu ihm legte und ihn öfter berührte, schien er sich schneller zu erholen und auch seine Werte wurden besser, wie es so oft bei Patienten war, die endlich wieder in ihrem gewohnten Zuhause und auch bei geliebten Menschen waren. Einen Stock unter ihnen schmunzelte Tim und sah zu seinem Gefährten, grinste und zeigte kurz auf die Ausdrucke ihrer Monitore. "Ross ist aufgewacht und hat ihn wahrscheinlich geküßt ... siehst du ?"

"Jap. Jeden Morgen der gleiche Ausschlag. Vielleicht sollte er ihn mal ... na ja ... obwohl, bei einem Koma-Patienten lieber nicht. Aber vielleicht wacht er dann auf." Sam grinste sacht, aber er wusste ja auch, daß es nicht die beste Idee war. "Ich wünsche Ross, daß Dorian aufwacht. Er gibt sich soviel Mühe, wir haben kaum noch was zu tun, weil er schon so viel selber macht."

Tim seufzte kurz und nickte, ehe er sich an seinen Liebsten anlehnte. "Ganz ehrlich ? Langsam denke ich, es wäre wirklich gut, wenn er es täte. Dorian reagiert vor allem auf Ross und ganz stark, wenn er zärtlich wird. Alleine schon, daß er viel bessere Werte hat, seit Ross immer bei ihm schläft - das ist unverkennbar. Und die Ausschläge, wenn er ihn küßt und ihn streichelt, das hat doch was zu bedeuten, oder ? Außerdem geht Ross langsam ein, er hatte keinen Sex mehr, seit das mit Dorian passierte, und das ist auch nicht gut." Er machte sich Sorgen um den jungen Schauspieler, der sich ganz der Pflege Dorians gewidmet hatte - und nicht nur mit ihm sprach, sondern ihn so behandelte, als ob er jeden Moment aufwachen würde, eine Hoffnung, die sie ihm nicht nehmen wollten.

"Er ist ein echt lieber Kerl ... vielleicht sollte er mal versuchen, ob er Dorian nicht erregen kann. Aber ich denke, das Hauptproblem ist, daß Ross keine Erfahrung mit Männern hat." Der Schauspieler hatte ja erst innerlich zugelassen, sich seine Männerliebe voll einzugestehen. Ein innerliches Outing, ohne das er es weiter verleugnete. "Vielleicht sollten wir Ross mal in die richtige Richtung stubsen."

Ein leises "Jep, vielleicht ..." wispernd, nickte Tim und grinste plötzlich breit, als ihm ein Einfall kam. Er griff gleich nach dem Telefon und rief hoch, grinste noch breiter, als er Ross Stimme hörte und berichtete ihm nun. "Hi, Ross ! Ich wollte nur sagen, daß wir zwei Ausschläge hatten - einmal gerade eben und dann vor einigen Minuten. Hast du ihn geküßt, als du aufgewacht bist ? Das war der stärkere Ausschlag ... wir denken, daß du vielleicht noch mehr bewirken kannst, wenn du ihn wirklich einmal richtig küßt oder noch weiter gehst. Probier es aus, er braucht dich ebenso wie du ihn."

Ross wurde knallrot, als er das hörte und sich überlegte, was die zwei damit meinten, daß er weitergehen sollte. "Wie weitergehen ? Dorian liegt im Koma, ich kann ihn doch nicht befummeln." Allein, wenn er dran dachte, bekam er vor Verlegenheit einen heißen Kopf und sein Blick flog zu Dorian, der ungerührt liegen blieb. "Das kann ich doch nicht machen."

Tim grummelte ungeduldig, denn soviel Dummheit war ihm schon lange nicht mehr untergekommen. "Hey, Ross - du hast doch auch schon bemerkt, daß es ihm viel besser geht, seit du in der Nacht bei ihm liegst. Und die größten Ausschläge gibts, wenn du ihn küßt und berührst. Verdammt; jeder, der ein wenig Ahnung von ihm hat weiß, daß er regelmäßig Sex hatte ... und nun ist da schon seit Monaten nichts mehr, also ich an seiner Stelle hätte schon ein drittes Bein zwischen den Schenkeln. Denk doch mal weniger an dich und daran, daß du noch keine Erfahrung hast - sondern mal daran, wie es Dorian gehen muß ? Sorry, wenn ich jetzt so direkt bin, aber die leisen Andeutungen hast du ja nicht verstanden." Bei dem Letzteren hörte man heraus, daß Tim ein klein wenig scherzte und es nicht böse gemeint war - doch sie machten sich alle Sorgen und wenn man es logisch betrachtete, konnte es keinesfalls schlimmer werden, als es eh schon war ... eher besser, wenn man von den bisherigen Erfahrungen ausging.

"Ich ... also, ich überlege es mir ... bye." Ross kämpfte mit seinen Gefühlen und legte nun einfach auf, denn er bekam jetzt kaum noch ein Wort heraus, da Tim doch sehr direkt gewesen war. Natürlich hatte Ross Druck, aber ob Dorian das auch hatte ? Er war da nicht ganz sicher. Ross musste darüber nachdenken, und machte sich und Dorian erstmal einen Kaffee und ein gutes Frühstück. Der Blonde aß inzwischen auch immer in dem Zimmer und unterhielt sich mit dem Komatösen. "Meinst du, er macht es ?" Sam war nicht sicher und starrte auf die Monitore, während er sich ein Brötchen in den Mund schob und abbiss.

"Ehrlich ? Wenn er es nicht bald tut, dann trete ich ihn in den Hintern, bis er es tut. Verdammt - selbst ein Blinder kann sehen, daß Dorian auf ihn reagiert. Und zwar nur auf ihn ... wenn wir ihn waschen oder berühren, passiert überhaupt nichts. Nada, nix, nüscht. Nicht mal ein Pieps, das war auch im Krankenhaus so. Aber kaum kommt Ross in seine Nähe, wird er ruhig und sobald Ross ihn berührt oder mit ihm redet, gibts nen Ausschlag. Ich glaube, Dorian hat sich beim Dreh wirklich in ihn verliebt und das nicht nur für den Film gespielt ... denn wenn da nicht was gewesen wäre, dann würde er jetzt nicht so reagieren, sondern die ganze Zeit nur ein atmendes Gemüse sein." Tim war sich in der Hinsicht völlig sicher - und er wußte, daß auch der Arzt so dachte.

"Wir sehen es dann ja an den Ausschlägen." Sam grinste und lachte schließlich leise. Derweil hatte Ross das Frühstück gemacht und saß nun bei Dorian im Zimmer, um dort mit ihm zusammen zu essen. Nach einem Schluck Kaffee zögerte er einen Moment und überlegte, dann nahm er noch einen, stand auf und neigte sich über Dorian, um ihm einen Kaffeekuss zu geben. Seine Mund schmeckte danach, und Ross wagte sich unsicher voran und schob sacht seine Zunge zwischen die ruhenden Lippen.

Und im gleichen Moment schrak der Schlafende in seinen Gedanken auf, da nicht nur wie sonst ein kleiner Lichtstrahl, sondern ein wahrer Sonnenaufgang die Schwärze um sein Innerstes vertrieb. Er konnte etwas fühlen, das er bisher noch nie gefühlt hatte: Die so innige Zärtlichkeit eines zögerlichen Zungenkusses, und dieser Kuß schmeckte in dieser Erinnerung nach Kaffee und wunderbarerweise nach Ross. Der Eindruck war so stark, daß Dorian in seinem Innersten vor Freude weinte ... und langsam konnte er nicht mehr glauben, daß dies die Hölle war, denn seit einer Weile, die er nicht definieren konnte, war die Schwärze oft nicht mehr so dicht, sondern von einer leichten Helligkeit und Wärme durchzogen, die so schön wie das Erwachen eines Morgens war. Ein Gefühl, das für eine längere Zeit blieb und ihm die gleiche Geborgenheit gab wie ein warmer Körper, der neben ihm schlief ... und langsam wunderte Dorian sich, ob er nicht doch im Himmel war, denn diese Lichtstrahlen und herrlichen Erinnerungen häuften sich und erhellten sein Herz. Nicht nur Dorians Gehirnwellen zeigten mit einem besonders hohen Ausschlag diese Gedanken ... sogar sein Körper reagierte auf diesen Kuß. Die sonst immer weich geschlossenen Lippen öffneten sich leicht der um Einlaß bittenden Zunge, während sein Atem sacht zu den Lippen Ross wehte und eine einzelne Träne von den langen, schwarzen Wimpern über die perlweiße Wange rann.

Das war die erste Bewegung und Regung, die Dorian seit dem Tag, an dem er ins Koma gefallen war, gemacht hatte und Ross zuckte fast zurück, als er die Lippenbewegung fühlte. Jetzt wusste er ganz sicher, daß Sam und Tim Recht hatten. Seine Lippen lösten sich nicht und er vertiefte den Kuss noch und wurde langsam etwas sicherer. Unbewusst berührte seine Hand auch die blasse Wange, und er fühlte die Tränen.

In der Wohnung unter ihnen saßen die beiden Pfleger vor den Monitoren und blickten mit großen Augen und offenen Mündern auf die Werte, die sich dort zeigten. Erst nach einigen Momenten schluckte Tim und zeigte mit zitternden Fingern auf die Anzeigen, ehe er zu seinem Gefährten blickte. "Das ... das ... er hat was gemacht, siehst du das ???? Verdammt, es wirkt ! Und es hält länger an als sonst, siehst du ?!?! Die Anzeige flaute für ein klein wenig ab und nun steigt sie schon wieder an !" Für Dorian war es so heftig wie nichts sonst - zuerst dieses herrliche Gefühl, das für wenige Momente anhielt, dann plötzlich verschwand und die Dunkelheit wieder zurückließ ... und dann kam es wieder und noch stärker als zuvor, erhellte sein Inneres und wärmte ihn so sehr, wie die Dunkelheit zuvor eisig gewesen war. Dorian fühlte eine schmetterlingsgleiche Berührung an seiner Wange und diese so wundervollen Lippen, schmeckte Ross und wollte dieses Licht berühren, es fangen und die Berührung erwidern ... doch er konnte es nicht, es war so, als ob sein Körper gekettet war und er diese Ketten erst jetzt bemerkte. Nur seine Gedanken schienen ohne Fesseln zu sein ... und seine Sinne, so wie seine Lippen, die sich erneut und noch weiter der tastenden Zunge und den weichen Lippen öffneten, die ihn so sehr an seine heimliche Liebe erinnerten.

Die Lippen lösten sich nur leicht und Ross wisperte sacht den Namen von Dorian, vielleicht drangen die Worte ja zu ihm durch. "Dorian, ich bin für dich da." Dann küsste Ross ihn erneut zärtlich und legte sich langsam auf das Bett, und somit neben seinen schlafenden Liebsten. Sam starrte auch auf die Monitore und grinste breit. "Kevin wird ausrasten ... so gut waren die Werte die ganze Zeit nicht."

Tim nickte nur und schluckte schwer, ehe er das Handy aufnahm und gleich den Doktor anrief, um ihm diese Nachricht durchzugeben. Dorian hingegen war es, als ob er gleich vor Glück zerspringen müßte - denn inmitten dieses sanften Lichts und dem herrlichen Gefühl des Kusses erklangen fast nicht hörbare Worte, die jedoch schöner waren, als alles andere. Es war die Stimme von Ross - und sie sprach das, was sich Dorian sich seit ihrer Begegnung immer gewünscht hatte. Worte, die sein Inneres auch noch erhellten, als das Gefühl der weichen Lippen wich. Doch etwas blieb: Die Wärme und Nähe, die man fühlte, wenn ein Körper neben einem lag, und Dorian schlief mit einem inneren Lächeln ein, da dieses sanfte Licht und die zärtlichen Worte einen Morgen eingeleitet hatte, der sich nicht mehr aus seinem Inneren vertreiben ließ.

Die Gehirnwellen wurden nun wieder ruhiger und gleichmäßiger. Ross blieb einfach nur noch einige Zeit bei Dorian liegen und seufzte leise. Scheinbar schlief sein Liebster nun wieder und erst nach einer halben Stunde löste sich der Schauspieler, denn er hatte noch einiges zu erledigen. Es waren neue Drehbücher gekommen, und er musste sie durchsehen. Er würde sie Dorian wahrscheinlich vorlesen und mal sehen, ob sich bei dem einen oder anderen etwas tat. Es würde die Zeit des Wartens überbrücken, irgendwann im Laufe des Tages wurden die Oscar-Nominierungen bekanntgegeben und bis es soweit war, musste man sich ablenken.

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Eine Stunde später kam Kevin in der Wohnung der Pfleger an und ließ sich die Ausdrucke geben, ehe er zum Penthouse hochfuhr und kurz klopfte. Was er sah, war einfach nur unglaublich - und er mußte wissen, was passiert war, um eine solch starke Reaktion hervorzurufen.

Ross öffnete und lächelte sacht. "Hallo Kevin, komm doch rein." In den Händen hielt er einige Drehbücher und trug eine Jogginghose und ein Shirt, da er gemütlich bei Dorian saß und ihm die Drehbücher vorlas. "Haben die Jungs dich gerufen ? Du bist doch sonst erst viel später da."

"Klar haben sie ??? Und jetzt spiel nicht den Unschuldigen, was ist passiert ?! Verdammt, das sind die besten Werte, die er je hatte !!" Der junge Arzt war ganz aus dem Häuschen und wartete nicht einmal ab, bis die Türe zu war, um Ross mit den Fragen zu bestürmen und wild zu gestikulieren, da er sich so freute und völlig außer sich war.

Ross wurde langsam rot auf den Wangen und rieb sich verlegen den Nacken. "Ich hab ihn nur geküsst ... mit Kaffeegeschmack. Er ... er hat seine Lippen bewegt, glaube ich, und er hat geweint." Ross erklärte, was passiert war, und ging mit Kevin ins Wohnzimmer.

"Geküßt ? Nun, dieser Kuß muß noch mehr in sich gehabt haben, als nur Kaffeegeschmack. Auch wenn es peinlich für dich ist, erzähle mir genau, was passierte und wie er reagierte - das ist verdammt wichtig, das kann vielleicht der Schlüssel dazu sein, daß er aufwacht, verdammt !" Kevin seufzte leise und strich sich kurz mit der Rechten durch die Haare, um sich zu beruhigen - doch dann setzte er sich einfach auf die Couch und zog Ross ungeduldig neben sich.

"Ich ... nun ... ich hab ihm einen Zungenkuss gegeben und dabei seine Wange berührt ... und ihm gesagt, daß ich für ihn da bin." Noch immer war Ross eine Tomate und er versuchte, kurz tief durchzuatmen. Aber dann klingelte eines seiner zwei Handys und er hob schnell ab. Die Person am anderen Ende plapperte auf ihn ein und Ross wurde nun eher blass und legte einen Moment später schweigend auf. "Oh, Mann ... komm mal mit." Mit den Worten zog er Kevin mit sich in Dorians Zimmer und neigte sich dicht an das Ohr des Schlafenden. "Dorian ... du bist für den Oscar nominiert, und ich auch ... hörst du ?"

Zuerst kam nur die leichte Reaktion, die immer kam, wenn Ross mit ihm sprach - doch als Ross sagte, daß er ebenfalls für einen Oscar nominiert worden war, schlugen die Werte für einen Moment stärker aus, ehe sie langsam wieder normal wurden und nur ein fast nicht erkennbares Lächeln auf den Lippen Dorians blieb. Er hatte die Worte gehört und die Stimme von Ross genossen ... sie ließ das nun immer vorhandene, weiche Morgenlicht, das sein Inneres umgab, immer wieder ein wenig weicher und heller werden. Noch immer lagen um den schlanken Schwarzhaarigen die Ketten, die verhinderten, daß er sich bewegte ... doch er freute sich für Ross und gönnte ihm diese Nominierung auch aus tiefstem Herzen. Kevin staunte nicht schlecht und einem Impuls folgend, drückte er Ross weiter herab, so daß dieser Dorian küsste, grinste, als die Werte wieder hoch ausschlugen und nickte, als er die Anzeigen der Monitore betrachtete.

Ross keuchte leise, küsste aber artig und löste seine Lippen nur langsam. "Wenn du einen bekommst, nehme ich ihn für dich an ... und dann oute ich mich. Ich verspreche es dir." Ein weiterer Kuss folgte, ehe Ross zu Kevin blickte, der breit grinste.

Doch dann erstarrte er und seine Augen weiteten sich, als er etwas völlig unerwartetes sah: Die Lippen Dorians bewegten sich für einen winzigen Moment und er schubste Ross wieder zu ihm, vielleicht konnte dieser etwas verstehen. Doch alleine schon die Tatsache, daß er dies gesehen hatte und nun die beiden Tränen sah, die sich aus den geschlossenen Augen Dorians lösten, sagten ihm, daß der schlanke Schwarze wirklich auf Ross reagierte.

"Schubs nicht." zischte Ross und wisperte ein leises "Dorian, ich bin schwul, ich bin’s immer gewesen, aber ich konnte mich unmöglich outen. Aber jetzt werde ich es tun." Wieder bewegten sich die Lippen und jetzt konnte Ross erkennen, was Dorian wisperte. "Mein Name ..."

Auch Kevin hatte es erkannt und nickte, als die Werte wieder runtergingen, da der schlanke Schwarzhaarige wieder tief eingeschlafen war. Ohne weiter zu zögern, zog er Ross aus dem Schlafzimmer und schloß die Türe, ehe er ihn ins Wohnzimmer zerrte und dort mit beiden Händen die Schultern des jüngeren Schauspielers packte. "Ross - das ... hast du überhaupt eine Ahnung, was das bedeutet ?? Alle Komapatienten, die ich bisher betreute, berichteten davon, daß sie wie gelähmt waren und auch wenn sie es wollten, nichts tun konnten. Er beginnt, langsam aufzuwachen - er reagiert auf dich und das so stark, daß er weint und die Lippen bewegt. Du glaubst nicht, wie lange ich auf diesen Moment gewartet habe, Ross."

"Frag mal ... ich hoffe so, daß er es bald schafft, ganz zu erwachen." Ross war wohl ebenso glücklich, auch wenn danach noch ein langer Weg vor Dorian lag. Denn trotz der Übungen, die Ross mit ihm machte, waren Dorians Muskeln arg geschwunden und mussten wieder aufgebaut werden. "Ich werde auf jeden Fall so weitermachen und hoffen, daß er weiter so gut reagiert." Die Hoffnung war immer da gewesen und wurde nun so stark wie nichts anderes.

Kevin nickte und grinste breit, ehe er wieder ein wenig ernster wurde und zu Ross sprach. "Aber übertreib es nicht - damit könntest du ihn überlasten. Bleib weiterhin die Nacht über und auch manchmal am Tag bei ihm im Bett und küsse ihn normal, wie sonst auch - aber einmal oder in einigen Tagen zweimal kannst du einen Zungenkuß einfließen lassen und sehen, wie er reagiert. Rede mit ihm ... und zwar nicht die Drehbücher, erzähle ihm von dir, Ross. Ich denke, das ist viel interessanter für ihn und es gibt ihm die Sicherheit, daß du wirklich ernst meinst, was du erzählst ... vor allem, wenn du ihn dabei berührst. Und laß bei den Übungen Zärtlichkeiten mit einfließen - auch das könnte förderlich sein, ich habe bemerkt, daß seine Ausschläge bei den Übungen nicht so stark waren, obwohl du sie gemacht hast." Es war Kevin wichtig, daß der junge Schauspieler vor ihm verstand, daß es eben die Zärtlichkeiten und die Nähe Ross waren, die Dorian langsam wieder hervorzuholen schienen ... nicht die allgemeinen Dinge wie die Arbeit oder die Übungen.

Ross nickte, weil er langsam wirklich verstand, worauf es ankam. "Ich werde mich daran halten ... ich merke ja, was es bei ihm bewirkt." Sein Entschluss stand ziemlich fest und er hoffte, daß er nichts falsch machte.

"Sei einfach so, wie du zu ihm wärst, wenn er wach wäre - und du total heiß auf ihn wärst. Sorry, wenn ich das jetzt so unverblümt sage, aber rein akademisch gesehen sind es diese sexueller angehauchten Zärtlichkeiten, die Reaktionen hervorrufen. Oder deine Liebeserklärungen ... und das solltest du nutzen, wenn du es ernst mit ihm meinst. Und ich denke, du meinst es sogar sehr ernst mit ihm - also tu es auch. Es mag zwar nicht ethisch korrekt sein, doch ehrlich ? Das ist mir egal. Ich bin zwar Arzt, aber wenn es hilft, daß er aufwacht, dann tu es. Und ich gehe jetzt und rede ein wenig mit Tim und Sam, damit du was tun kannst." Mit den Worten drückte Kevin noch einmal die kräftige Schulter unter seiner Hand, ehe er sich abwandte und fast schon sprühend vor Energie aus dem Penthouse und runter in die Wohnung der Pfleger lief.

"Wahrscheinlich spannen jetzt alle drei und kucken auf die Gehirnwellenmessung." Ross seufzte, aber es war auch irgendwie schön, daß er in den dreien so gute Freunde gefunden hatte. Und da es Zeit für die Übungen war, konnte er ihnen auch gleich etwas bieten.

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