”Figaro” 02
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Langsam ging es auf acht Uhr zu und Rory blickte noch einmal nervös umher, um zu gucken, ob auch alles gedeckt und aufgeräumt war. Zum Glück konnte er sich eine große Wohnung leisten, die auch eine schöne Wohnküche besaß, so daß man dort auch gemütlich essen konnte. Er hatte den Tisch recht einfach gedeckt, da es ja eigentlich ein Arbeitsessen war - und schmunzelte, als er sich dabei ertappte, darüber nachzugrübeln. Denn wenn es nicht um die Versicherungen gänge, wäre es fast schon ein Date - und irgendwie wäre es nicht einmal schlimm, wenn es eines wäre. Doch dann schüttelte Rory seinen Kopf und verdrängte den Gedanken, denn eigentlich wäre er auch sehr glücklich darüber, wenn er mit Renee eine Freundschaft beginnen könnte.
Wenig später klingelte Renee an der Tür. Er hatte einen ganzen Stapel an Papieren im Arm, und eine Dose mit Keksen in der Hand. Seine Kleidung war leger und dunkel gehalten und er hoffte, daß er vorhin nicht doch zu forsch gewesen war, da er gern eine Freundschaft zu Rory aufbauen wollte.
Bei dem Klingeln blickte der Grünäugige sofort auf und legte das Geschirrtuch auf die Seite, ehe er zur Türe ging und sie seinem Gast mit einem Lächeln öffnete. "Einen guten Abend - sie sind sehr pünktlich, Renee, kommen sie ruhig herein." Mit den Worten trat er zurück und bat seinen Gast herein, schloß die Türe hinter ihm und nickte ins Wohnzimmer. "Legen sie doch ihre Unterlagen in der Zwischenzeit auf den Wohnzimmertisch, ja ? Das Essen ist gerade fertig und ich finde, man kann das alles in Ruhe angehen."
"Oh, danke ... und ich habe noch etwas mitgebracht." Renee legte die Unterlagen ab und gab Rory die Keksdose. "Ich dachte, sie möchten vielleicht ein paar. Wenn sie zu Hause arbeiten."
Das hatte der Grünäugige nicht erwartet, doch er nahm die Dose sichtbar erfreut an und grinste kurz. "Danke ! Eigentlich soll man das Zeug ja nicht essen, doch ich mag es gern. Und da ich hier ein wenig trainieren kann, setzt es wenigstens nicht an. Und nun kommen sie, das Gulasch ist heiß und wartet nur auf uns." Noch während er sprach, ging Rory durch den Durchgang in die Wohnküche und wies einladend auf den gedeckten Tisch, ehe er aus einem der Hängeschränke eine Glasschüssel nahm und die Kekse aus der Dose in die Schüssel schüttete.
Renee war überrascht wegen dem schön gedeckten Tisch, und setzte sich. "Es riecht ganz wunderbar ... danke, daß ich mit ihnen essen darf, Rory." Er hatte bis auf Kekse am Abend noch nichts weiter gegessen, und er war etwas nervös gewesen, als es dann doch auf acht Uhr zuging.
So wie auch Rory, doch nun war es vergangen und er schöpfte ihnen beiden großzügige Portionen des Rindergulaschs auf die Nudeln, ehe er die Teller auf den Tisch stellte und die Marinade auf den Salat gab. "Das ist doch kein Problem - wie ich schon sagte, ich hätte so oder so mehr gekocht, denn es schmeckt einfach besser, wenn man einen großen Topf kocht und ein wenig mehr Zutaten nehmen kann. Und so habe ich wenigstens einmal eine angenehme Gesellschaft beim Essen."
"Fehlt solche denn ? Es wäre sehr bedauerlich." Renee fragte leise und kostete. Seine Augen schlossen sich bei dem Bissen, und er stöhnte leise. "Köstlich, einfach köstlich ... ich kann zwar backen, aber nicht gut kochen."
Das ließ Rory leise schmunzeln und er nahm selbst einen Bissen, ehe er sein Gegenüber anlächelte. "Nun - ich kann Hausmannskost kochen, und zwar so, daß es schmeckt. Dafür bin ich eine absolute Niete beim Backen, ich kriege nichts anderes als Pizza und Pommes hin, da ich da sehen kann, wann sie fertig sind. Alles andere kann man dazu benutzen, um Nägel in die Wand zu klopfen, hoffnungslos. Und ja ... ich bin neu hierhergezogen, gerade einmal einen Monat hier. Und da die meisten Wohnungen in meinem Stock noch leerstehen, hatte ich auch nicht unbedingt viel Gelegenheit dazu, andere Leute kennenzulernen. Sicherlich, den einen oder anderen One-Night konnte ich in den Clubs schon abstauben, doch wie gesagt: Das waren nur One-Nights, nicht mehr."
"Ah, verstehe." Renee ahnte, daß Rory nicht viele Freunde hatte, er ging nicht weiter darauf ein und nahm noch einen Bissen. "Nun, ich habe auch meist nur kleine Flirts und ein wenig Sex, aber auch nichts Ernstes. Ich bin zwar schon seit ein paar Jahren hier, aber ich bin viel zu oft im Laden, als daß was festes bleibt."
Die Formulierung ließ Rory wieder schmunzeln und er nickte, da er das nur zu gut verstehen konnte. Doch dann kam ihm etwas anderes und er zögerte, ehe er schließlich fragte. "Sagen sie, Renee - darf ich sie duzen ? Es wäre ein wenig einfacher, und so fremd sind wir uns ja doch nicht mehr." Er hoffte, daß er nun nicht in ein Fettnäpfchen getreten war ... doch irgendwie hatte er nicht das Gefühl, denn es war angenehm zwischen ihnen und Rory hoffte, daß sie vielleicht Bekannte oder Freunde werden konnten.
"Ich habe gehofft, daß du das fragst, Rory." Seine Worte beantworteten die Frage, und Renee grinste sacht. "Ich mag das du auch lieber. Ich finde dich als Mensch sehr sympathisch, weißt du ?"
"Geht mir auch so - passiert mir nicht sehr oft, aber bei dir ist es so. Und um ehrlich zu sein, ich bin sehr froh darum. Auch wenn es jetzt sehr drängend klingen mag und ich es nicht so meine ... darf ich dich vielleicht Morgen früh beim Joggen begleiten ? Ich komme mir immer ein wenig dumm vor, wenn ich alleine laufe, und ich kenne hier auch noch nicht sehr viel." Es war ihm ein wenig peinlich - doch die Gelegenheit war günstig, denn er würde auf keinen Fall mit einer der Frauen joggen, die er immer wieder laufen sah.
"Öhm ..." Mit solch einer Frage hatte Renee jetzt nicht gerechnet und er zögerte daher kurz, ehe er ein "Aber natürlich darfst du ... ich fände es ganz wunderbar." antwortete. Er freute sich ernsthaft, und lächelte munter. "Traust du dich echt nicht, alleine zu joggen ?"
"Ehrlich ? Nein. Du glaubst gar nicht, wie oft mich Joggerinnen anbaggern, weil sie keinen Ring an meiner Hand sehen. Und ich bin zu höflich, um sie zu vergraulen, deshalb habe ich mir abgewöhnt, draußen zu joggen und nehme stattdessen das Laufband im Nebenzimmer her. Aber solange das Wetter schön ist, würde ich schon gerne wieder ... nun ... entschuldige, ich bin in sowas nicht gut. Ich mag dich und du joggst so oft, und ich würde eben gern mit dir. Danke." Rory druckst ein wenig rum und zuckte kurz mit den Schultern, ehe er schief grinste und sich danach wieder seinem Gulasch widmete. "Achja ... falls du möchtest, wenn schlechtes Wetter ist oder so, kannst du mein Laufband benutzen. Ich habe auch ein Trainingsrad und eine Rudermaschine, damit das Training ausgewogen ist."
"Hmmm, das klingt ganz gut. Also gut, Deal." Renee lachte, und futterte auch weiter. "Und ich werde die Frauen schon vertreiben, keine Sorge."
Das sorgte dafür, daß Rory eine Braue hob - doch dann schnaubte er leise und lachte schließlich, als er ihm antwortete und dabei mit der Gabel auf ihn zeigte. "Ehrlich ? Die werden eher noch an dir kleben als an mir, weil du der hübsche Franzose bist, der ihre Haare bändigt. Wissen die eigentlich, daß du schwul bist ? Oder haben sie noch Hoffnungen ?"
"Natürlich wissen sie das, deswegen kommen sie ja auch zu mir. Ich habe nie etwas verheimlicht, und Frauen lieben schwule Friseure. Was meinst du, was sie mir so alles erzählen, es ist unglaublich." Renee hatte seine Neigung immer offen gezeigt, und sich nie dafür geschämt.
Das wiederum ließ den Grünäugigen wieder schmunzeln, ehe er einen Schluck Wasser nahm und nickte. "Glaube ich dir unbesehen - Frauen sind von Haus aus sehr redselig, und wenn sie dann denken, man würde sie ja sooooooooooooooooo gut verstehen, weil man ebenfalls auf Männer steht, kommen sie aus dem Reden nicht mehr raus. Ein Grund, weshalb ich nichts sage - es ist schon schwer genug. Als Friseur hast du es ein wenig leichter, da wird es schon fast erwartet ... ich bin Versicherungskaufmann, da ist das nicht unbedingt so. Wird dir das denn nicht zuviel ? Wenn die ollen Weiber dich da die ganze Zeit zureden ?" Rory war neugierig, denn bisher hatte er noch nie mit einem anderen Schwulen so offen über diese Themen reden können.
Renee lachte leise. "Eigentlich nicht, ich weiß auch nicht, warum." Es störte ihn wirklich nicht, und hin und wieder fand er es spannend, was die Frauen so erzählten. "Es kann spannend und lustig sein, hin und wieder total öde."
"Dann hattest du Glück - ich wuchs mit solchen Tratschtanten auf und wehe, irgendwas passierte ein Haus weiter drüben ... dann wußte es die ganze Wohnsiedlung. Sie hatten sogar Regeln dafür, wie lang der Rasen im Vorgarten sein mußte und welche Blumen man für den Balkon nehmen mußte, damit es schön aussah." Allein schon der Gedanke an diese spießige Gegend ließ Rory fühlbar erschauern und er lächelte verlegen, als er wieder zu Renee blickte. "Im Vergleich dazu ist es hier herrlich. Keiner schnüffelt rum, und alle sind ehrlich nett zueinander."
"Das klingt ja grausam ... und ja, ich denke, hier hast du deine Ruhe." Da schauderte es Renee dann doch, und er verzog dabei das Gesicht. "Treibst du sonst noch Sport ?" Er kam wieder auf das Thema zurück, denn er mochte es gern, sich sportlich zu betätigen.
"Ich schwimme manchmal ... ich mag es, aber es ist aufwendiger als joggen oder die Trainingsmaschinen. Alleine schon, zu einem guten Bad zu kommen, sich dort umzuziehen, hinterher duschen und Haare waschen und beim Nachhausegehen zusehen, daß man sich nicht erkältet. Im Sommer ist es besser, aber ansonsten fast nicht. Für mehr Sport bleibt mir keine Zeit, die Arbeit eben." Gerade deshalb hatte sich Rory die Geräte auch angeschafft, denn so blieb er in Form, auch wenn seine Arbeit ihn sehr einspannte.
"Ich mache noch Capoeira, es braucht nur ein wenig Platz, und trainiert den Körper ungemein gut." Renee lehnte sich zurück, und schob sein Hemd ein Stück hoch, so daß Rory seine leichten Bauchmuskeln sehen konnte. "Deswegen bin ich so schlank, und sollte mir mal Jemand frech kommen ... nun ja." Er wackelte mit den dunklen Augenbrauen, und grinste.
Das ließ Rory wieder leise lachen und er schüttelte amüsiert den Kopf, ehe er schmunzelnd weiteraß. Auch wenn sie sich erst so kurze Zeit kannten, es war schön, so herumzualbern und sich zu verstehen. "Das ist gut - so kannst du dir unerwünschte Verehrer gut vom Leib halten. Ich kann so etwas wie diese Kampfkunst nicht ... zum Glück habe ich so etwas bis jetzt nicht gebraucht. Aber ich finde so etwas höchst faszinierend, generell Kampfsport, der nicht aufs Verletzen ausgelegt ist, sondern der Verteidigung dient."
"Capoeira ist wie tanzen, daher mag ich es gern. Wenn du magst, zeige ich dir irgendwann ein wenig was davon. Morgen im Park, wenn die Sonne bleibt." Er joggte immer in den Park, machte dann einige Übungen und joggte zurück.. So hatte Renee Morgens ein Rundumprogramm, das er absolvierte.
Rory nickte und stellte dann ihre inzwischen leeren Teller zusammen, legte das Besteck hinein und stellte dann alles in die Geschirrspülmaschine, ehe er zwei Weingläser und einen bereits herausgestellten Rotwein aufnahm. "Das wäre wirklich schön - ich habe noch nie Jemanden so etwas live machen sehen. Lust auf einen kalifornischen Rotwein, während wir uns deinen Unterlagen widmen ? Ich war mir nicht sicher, dachte mir aber, daß du vielleicht einen mögen könntest." Er selbst trank hin und wieder ein Glas Wein und hoffte, daß er nun nicht ins Fettnäpfchen getreten war und nur von dem Klischee ausging, daß Franzosen gerne Wein mochten.
"Hmmm ..." Renee überlegte einen Moment, doch dann nickte er. "Gern doch, ich habe bisher noch keinen getrunken. Mein Vater schickt regelmäßig einige Flaschen aus Frankreich." Einen anderen Wein kosten wollte er trotzdem gern, und er stand auf, um ins Wohnzimmer zu gehen.
Rory folgte ihm lächelnd nach, stellte die Gläser auf den Glastisch und schenkte sie ihnen gekonnt ein. "Du kannst gespannt sein - ich persönlich mag den kalifornischen Wein deshalb so gern, weil er so viel Sonne bekommt, das schmeckt man. Doch ich lasse mich auch gern überraschen, falls du mir einen sehr guten französischen Wein empfehlen kannst. Ich trinke zwar nicht viel, doch manchmal gönne ich mir einige Schlucke." Als er endete, stellte Rory die Flasche auf den Tisch und setzte sich auf die Couch neben Renee, reichte ihm eines der Gläser und nahm einen Schluck aus seinem eigenen Glas, da ein Toast zu persönlich und aufdringlich war. Während er trank, blätterte der Grünäugige auch schon durch die Unterlagen und stellte mit einem leichten Stirnrunzeln das Glas zur Seite, um sich die Blätter konzentrierter durchzulesen.
Etwas das Renee seufzen ließ - er wusste, daß seine Situation nicht so glänzend war, und trank nun einen kleinen Schluck und ließ ihn auf der Zunge wirken. "Er ist ausgezeichnet ... meine Unterlagen wohl weniger, oder ?"
"Hm ? Um ehrlich zu sein - ich brauche noch einen Moment, aber ich kann dir schon jetzt sagen, daß du von einem Idioten beraten worden bist. Bisher konnte ich schon drei Versicherungen sehen, die völlig unnötig sind - die Chance, daß es hier in New York zum Beispiel Erdbeben- oder Flutschäden gibt, ist gleich null. Er wird sie dir damit verkauft haben, daß du auch gegen Sturm und Hagel versichert bist, nicht wahr ? Aber das ist nur ein kleiner Teil und nur eine geringe Versicherungssumme, der Hauptteil ist auf diesem Blödsinn. Gerade, daß sie nicht auch noch Vulkane reinhaben, das Mistpack. Sorry." Rory war sichtbar angepißt, doch nicht auf den neben ihm sitzenden Franzosen, sondern auf den Versicherungskaufmann, der ihm die Versicherungen verkauft hatte. "Und bis jetzt habe ich keine Versicherung für einen Schaden am Kunden entdeckt - oder gegen Vandalismus und Einbruch, gerade das ist für dich besonders wichtig." Dann grummelte er wieder, nahm das nächste Schriftstück und zog die Brauen tief in die leicht verengten Augen.
Renee war es doch unangenehm, daß seine Situation so schlecht war, und er seufzte erneut. "Ich bin in solchen Dingen nicht wirklich gut. Vielleicht könntest du mir ein günstiges Rundum-Paket machen ?"
"Klar ? Aber erst muß ich nachsehen, wie du aus diesen Versicherungen herauskommen kannst. Und um das klarzustellen, ich habe das jetzt nicht getan, daß du mein Kunde wirst, Renee ... ich gehöre nicht zu den Versicherungsvertretern, die sich Prämien sichern wollen. Ich werde dir ein gutes Paket schnüren, das verspreche ich dir ... und es wird günstiger kommen als das, was du bisher bezahlt hast." Es ging Rory gegen die Ehre, so etwas zu sehen - und gerade weil er Renee mochte, würde er ihm das Beste geben, das seine Firma zu bieten hatte.
"Das ist wirklich großartig von dir. Du bist ein wirklich guter Mensch, ich habe mich nicht getäuscht mit meinem guten Gefühl." Renee war froh, daß Rory in seinen Laden gekommen war, und er hatte sofort ein wirklich gutes Gefühl bei ihm gehabt.
Und das wiederum überraschte den Versicherungskaufmann, doch dann lächelte er kurz und strich sich verlegen die Ponys nach hinten. "Ich weiß, daß ich ein wenig aus der Art meines Berufes schlage - doch ich bin eben so, und gerade bei Menschen, die ich mag. Und keine Sorge ... wir bekommen dich aus den alten Verträgen raus. Möchtest du vielleicht etwas zu knabbern ? Ich habe Salzbrezeln da, und natürlich deine Kekse."
"Sehr gern, da sage ich nicht nein." Renee lehnte sich ein wenig an, denn er entspannte sich langsam etwas mehr, und das Sofa war doch sehr gemütlich, während der Andere die Kekse holte und sich wieder setzte.
Währenddessen neigte sich Rory wieder über die Dokumente und las sie weiter durch, murmelte hin und wieder vor sich hin und zog schließlich aus dem Unterfach des Tisches einen Block und einen Kuli, um sich Notizen zu machen. Erst nach einer Weile nahm er die Unterlagen auf und auch den Notizblock, lehnte sich ebenfalls an und knabberte kurz an seinem Stift, ehe er es merkte und leise fluchte. Es war eine Angewohnheit, die er nicht ablegen konnte, und die immer wieder durchbrach.
Dabei wurde er von hellblauen Augen beobachtet. Renee war fasziniert von der Art Rorys, und musterte ihn still bei dessen Arbeit, während er immer wieder am Wein nippte und einen Keks dazu aß.
Auch Rory nahm immer wieder einmal einen Schluck Wein oder einen Keks, auch wenn seine Aufmerksamkeit weiterhin auf den Unterlagen und seinen Notizen lag. Nach einer Weile war er jedoch fertig und seufzte leise, legte alles auf den Tisch und lächelte verlegen, als er ihnen wieder Wein nachschenkte. "Also - ich habe mir alles durchgesehen, du kannst innerhalb von zwei Wochen raus. Es darf halt in der Zeit nichts passieren, denn das wäre dann höchst fatal. Aber weißt du was ? Ich schnüre dir ein gutes Paket, das schon ab Übermorgen gilt, ja ? Und vor allem definitiv nicht so viel kostet."
"Wirklich ? Das wäre ganz wunderbar." Renee freute sich absolut, und lachte auf. "Das ist so wunderbar, und ich werde dafür sorgen, daß in der Zeit nichts passiert." Er setzte sich ordentlich hin und musterte Rory erneut. "Du hast echt ein gutes Herz."
Das Kompliment und die echte Freude des Franzosen ließen den Grünäugigen leicht erröten und er lächelte verlegen, ehe er einfach nur die Schultern zuckte. "Ich weiß - ich bin ein wenig seltsam, gerade in meiner Branche ist es sehr ungewöhnlich, wenn einer sich ehrlich um seine Kunden sorgt. Im Gegenteil, ich bin froh, daß du nicht schlecht von mir denkst, weil ich dich einfach damit überfallen habe." Es war irgendwie ein schönes Gefühl, Renee so ehrlich froh zu sehen und es tat Rory wohler, als er sich eigentlich eingestehen wollte.
"Ach was, ich bin froh über das Angebot. Ich selbst hab wenig Ahnung, und ich vertraue dir irgendwie ... also passt es." Renee grinste nun sacht, und setzte sich bequem in den Schneidersitz auf die Couch. Er hatte seine Schuhe an der Tür ausgezogen, und so machte es hoffentlich nichts. "Morgen gehen wir uns dann die Kekse abjoggen."
"Gerne - wann und vor allem wo treffen wir uns ? Damit ich mich vorbereiten kann." Irgendwie war es niedlich, wie Renee so im Schneidersitz dasaß und auch Rory setzte sich etwas bequemer hin, drehte sich zu ihm und schlug eines seiner Beine unter, ehe er einen weiteren Schluck Wein nahm. Irgendwie war es schon fast wie ein Date ... doch dann verwarf Rory den Gedanken wieder und schüttelte schmunzelnd den Kopf über sich selbst.
"Kommt drauf an, wann du aufstehst." Renee hatte das leichte Kopfschütteln bemerkt und wunderte sich ein wenig darüber. "Hast du eben einen Gedanken abgeschüttelt ?"
Der ein wenig Größere blickte ein wenig verwundert auf und lachte leise, ehe er nickte und ihm antwortete. "Ja, habe ich. Ich dachte mir gerade eben, daß es schon fast wie ein Date ist ... dumm, nicht ? Und ich stehe eigentlich immer frühs auf, so daß ich um sieben trainieren kann. Wenn ich fertig bin, sehe ich dich immer joggen, also treffen wir uns vielleicht um acht ? Dann ist es für dich zur gewohnten Zeit."
"Gut, dann machen wir es so. Und es ist nicht dumm, eigentlich hast du Recht." Es war wirklich fast wie ein Date. "Nur knutschen wir nicht herum, und benehmen uns." grinste der Franzose, und nippte erneut am Glas. "Ich denke, ich gehe auch gleich, ich habe deine Zeit schon sehr beansprucht."
"Aber nein ... ich habe das gerne gemacht, wirklich. Ich kann aber verstehen, daß du müde bist, schließlich hast du den ganzen Tag in deinem Laden gestanden. Ich fand den Abend sehr schön - wenn du möchtest, können wir das ja mal wiederholen ? Ganz unverbindlich natürlich." Rory verstand, daß Renee schon gehen wollte ... und eigentlich hatten sie ja schon alles durchgesprochen, er mußte nur noch kurz über die Unterlagen sehen und ihm dann alles fertigmachen. "Wenn es dir Recht ist, behalte ich die Unterlagen noch bis Morgen - dann kann ich alles für dich fertigmachen, ja ? Ich bringe es dir dann Mittags in den Laden. Außer, du möchtest vielleicht zum Mittagessen kommen - ich sehe immer, daß du dir nur eine Kleinigkeit in der Küche in deinem Hinterzimmer machst."
"Ich esse abends immer richtig, du musst dir mit dem Mittag wirklich keine Mühe machen." Renee wollte nicht, daß sich der Grünäugige zu sehr bemühte, und stellte das Glas nun ab, um aufzustehen. "Wir sehen uns Morgen früh. Es war wirklich angenehm mit dir, und das Essen war köstlich."
Rory nickte nur und stand ebenfalls auf, nachdem er sein Glas hingestellt hatte. Für einen winzigen Moment dachte er, Renee hätte das Essen deshalb abgelehnt, weil er sich bedrängt fühlte - doch das verging so schnell, wie es gekommen war, da er sehen konnte, daß der Friseur sich einfach nicht aufdrängen mochte. "Ich danke dir, und ich habe mich sehr gefreut, daß du gekommen bist. Und es wäre keine Mühe gewesen, aber ich denke, so ist es wirklich besser. Ich freue mich schon auf das Joggen, Renee - bis Morgen frühs dann, ich warte unten auf dich." Mit den Worten geleitete Rory den ein wenig Schlankeren wieder zur Türe, um sich dort schließlich von ihm mit einem Händeschütteln zu verabschieden.
Nach dem Händedruck verließ Renee die Wohnung und winkte nochmal kurz, ehe er den Flur entlangging, um zu seiner Wohnung im Nebenhaus zu gehen. Er lächelte sacht, denn der Abend mit Rory war wirklich ganz wunderbar gewesen, und er freute sich auf den Morgen mit dem gemeinsamen Joggen.
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