”Um Leben und Tod” 03
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Während die Zeit verstrich, wachte Noble immer wieder auf. Er konnte nicht so tief schlafen wie Manuel ... damit hatte er schon an einem normalen Tag Probleme, doch nun überschlugen sich die Ereignisse. Erst der Absturz und der gebrochene Arm - und dann das Erlebnis mit der Boa. Der Schwarzhaarige biß für einen Moment die Zähne zusammen, als er sich leicht bewegte ... dann seufzte er leise und schloß erneut die Augen. Wie konnte innerhalb so weniger Stunden so viel schieflaufen ? Noch am vorigen Abend war seine Welt noch in geordneten Bahnen verlaufen und er sah dem Meeting mit Zuversicht entgegen - doch dann die Schlappe mit den Flügen und schließlich diese schrecklichen Ereignisse. Und ohne den Blonden, der leicht vor sich hinschnarchte, wäre er schon längst tot - eine Tatsache, die sehr am Selbstbewußtsein Nobles zehrte. Doch dann huschte ein kurzes Lächeln über seine Lippen, als er sich an ihre Streitgespräche erinnerte ... denn wenn er jetzt darüber nachdachte, wirkte es einfach nur lächerlich und er nahm sich vor, das Friedensangebot Manuels anzunehmen und zu versuchen, etwas freundlicher zu ihr zu sein.
Durch die Unruhe von Noble erwachte Manuel und blickte müde zu dem Schlankeren. “Alles okay ? Du bist so unruhig. Oder tut es zu sehr weh ?” Er sorgte sich um den Dunkelhaarigen und setzte sich auf.
"Ja, es tut weh ... aber es ist mehr, ich kann nicht abschalten. Ich habe schon lange Schlafprobleme, deshalb kann ich diese Meditationsübungen, aber mir tut alles weh und ich kann mich nicht konzentrieren. Laß mich raten ... ich werde spätestens Morgen früh dunkelblaue Flecken haben, nicht wahr ? Es fühlt sich jedenfalls ätzend an, ich kann mich kaum bewegen, ohne daß es schmerzt. Und ... danke für deine Sorge, Manuel. Verdient habe ich es mir nicht, aber ich hoffe, wir können wirklich nochmal von vorne anfangen." Noble bemühte sich, freundlich zu klingen und am Ende setzte er ein leichtes Lächeln auf, das sich allerdings bei einer unbedachten Bewegung wieder schmerzhaft verzerrte.
Manuel bemerkte, daß Noble sich versuchte zu ändern, und er kannte es an und lächelte ebenso. “Ich bin gern dazu bereit. Wir müssen zusammenhalten, daß wir uns streiten, geht hier einfach nicht.” Er sagte es neutral, er hatte sich ja auch nicht wirklich gut benommen. “Ich kuck mal, ob ich meine Salbe dabei habe. Müßte ich irgendwo, sie lindert etwas.” Er hatte selber so oft Schrammen und Prellungen, daß er sie oft mit dabei hatte, und so kramte er in seinem Rucksack und lief plötzlich vor Peinlichkeit rot an. “Oh ...” murmelte er, und holte einige Päckchen mit feuchtem Klopapier hervor.
Im ersten Moment dachte Noble, er würde träumen - doch dann lachte er leise und schloß einige Augenblicke lang seine Augen, ehe er wieder zu dem Blonden blickte. "Perfekt. Wenigstens ein wenig Erleichterung in einer ziemlich miesen Lage. Und laß die Salbe - es gibt eine Möglichkeit, das Ganze schneller und wirkungsvoller zu lindern. Es ist in meiner Position nötig, mich auch verteidigen zu können, deshalb kann ich Kampfsport ... und beim Training ist es unausweichlich, daß es zu blauen Flecken und Prellungen kommt. Nimm dein Messer und stich in die blauen Flecken, damit du das Blut ausdrücken oder aussaugen kannst - dann schmerzt es auch nicht so sehr, da das Blut dann nicht mehr auf die Nerven im Fleisch drückt."
Diese Methode war Manuel auch bekannt, und er nickte. “Wenn du es so machen willst ? Ich mach das dann.” Scheinbar war Noble doch nicht so ein Weichei, wie er es bisher gedacht hatte, und er holte sein Messer hervor. “Leg dich hin ... ich mach das jetzt gleich, bevor es noch blauer wird.”
"Gut." Mehr sagte der Schlankere nicht, doch er half mit sich hinzulegen und nickte, daß Manuel anfangen konnte. Der Stich der Messerspitze war zwar für einen kleinen Moment schmerzhaft - doch diesen Schmerz kannte Noble und die Erleichterung, die folgte, als der Blonde das überschüssige Blut herausdrückte und schließlich aussaugte, war einfach nur himmlisch.
So machte es Manuel bei jeder Stelle und nickte, als er fertig war. “So - ich hoffe, du schläfst jetzt besser.” Daß Noble fast nackt war, störte ihn nicht, und doch musterte er ihn kurz. Eigentlich sah der Geschäftsmann nicht übel aus, aber für so etwas war jetzt keine Zeit.
Jener achtete gar nicht darauf, daß er nur noch seinen Slip trug und seufzte leise, als er wesentlich schmerzfreier lag. "Danke, Manuel. Normalerweise bin ich nicht so wehleidig, aber hier ist es einfach zuviel auf einmal. Hast du den Kadaver mitgenommen ? Boafleisch ist sehr zart und hier ist es denke ich auch völlig unbelastet, und wir können uns ein stärkendes Frühstück machen." Während er sprach, legte Noble sich hin und zog ein wenig der schmalen Decke auf sich, auch wenn es in dem Zelt nicht allzu kalt war.
“Jep, hab ich, da wo ich noch was holte.” Eigentlich hatte er fast gedacht, daß sich Noble davor ekelte, aber er hatte sich wohl getäuscht. “Wir schlafen aus, und frühstücken dann ausgiebig. Wir müssen unbedingt Kraft tanken.”
"Gern - ich stehe zwar üblicherweise immer früh auf, doch ich denke, hier kann ich mir den Luxus leisten. Du hast bestimmt gedacht, daß ich mich vor dem Schlangenfleisch ekle, nicht wahr ? Als ich das erste Mal davor saß, ekelte ich mich auch davor ... doch dann dachte ich mir, daß es reines Muskelfleisch ist und als ich es probierte, war ich mehr als nur überrascht. Es ist auch sehr gesund, doch ich gehöre nicht zu den Fanatikern, die sich dauernd nur Delikatessen zubereiten lassen. Wie du dir denken kannst, war es der gleiche Geschäftsmann, mit dem ich auch die Insekten aß ... er hat ein Faible für alles, das exotisch ist." Es tat überraschend gut, einmal über solche Dinge reden zu können ... ein Luxus, den Noble normalerweise nicht hatte.
“Ja, das dachte ich. Und wegen dem Essen, du kannst mir vertrauen, daß ich nichts giftiges anschleppe.” Manuel grinste sacht, und legte sich wieder hin. “Wir reden Morgen, okay ? Du brauchst den Schlaf, versuch, abzuschalten.” Sicher war es nicht leicht, aber es war wirklich nötig. Der Weg war bestimmt noch weit, außer, sie hatten verdammtes Glück.
Noble nickte nur und seufzte innerlich ... doch nun ging es schon besser und auch das leichte Gespräch tat ihm gut und entspannte ihn. "Gut. Und noch einmal danke, Manuel." Mit diesen Worten schloß der Schlankere seine Augen und atmete bewußt tief aus, entspannte sich langsam und ließ das Denken bewußt sein, damit er einschlafen konnte. Doch es war weder das noch die Meditation ... es war die Nähe des Blonden, die schließlich dafür sorgte, daß der CEO endlich einschlafen konnte.
Das bemerkte Manuel und er musterte den CEO kurz beim Schlafen, ehe auch er seine Augen schloß, und die dünne Decke über sich zog. Jetzt, wo der Geschäftsmann etwas umgänglicher wurde, war es angenehmer ... und er selbst schlief nun noch schneller ein, da die Unruhe des Schlankeren verschwunden war.
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Als der Morgen graute und die ersten Vögel zu zwitschern begannen, wachte Noble gewohnheitsmäßig auf und stöhnte leise, als er sich bewegte. Ein jeder seiner Knochen schien zu schmerzen und vor allem der linke Arm - und gerade dieser Schmerz weckte ihn völlig auf und brachte die Ereignisse des letzten Tages zurück. Ein leises "Verdammt ..." wispernd, schloß der Schwarzhaarige die honigfarbenen Augen und entspannte sich wieder ... denn noch mußte er sich nicht erleichtern und er wußte, daß er jede Minute Ruhe dringend brauchte.
Aber schon da erwachte Manuel und setzte sich langsam auf. “Wie geht es dir Heute ?” fragte er besorgt, und blickte zu dem Schwarzhaarigen. “Ich schaue gleich nochmal nach deinem Arm, bei den Temperaturen muß man hin und wieder nach der Wunde sehen.”
"Es geht ... mir schmerzt zwar alles, aber es ist besser als gestern Abend, das Blut drückt nicht mehr an den Blutergüssen. Der Arm ist nicht schlechter, es ist eher ein wenig besser geworden - aber es kann auch sein, daß ich es einfach nicht mehr so merke, weil mir der Rest wehtut. Diese verdammte Boa ... aber wenigstens können wir sie uns jetzt schmecken lassen." Noble war eigentlich hart im Nehmen und spielte auch jetzt gewohnheitsmäßig den Schmerz herab ... doch er bemühte sich, nicht mehr bissig zu sein, denn der Blonde hatte dies einfach nicht verdient, auch wenn das Konzept neu für Noble war.
“Da wir beide wach sind, stehen wir denke ich, auch gleich auf. Wir gehen diesmal zusammen in den Busch zum Pinkeln.” Er lächelte kurz und nahm das Päckchen mit dem feuchten Klopapier auf. “Schaffst du es auf die Beine, oder soll ich ein wenig helfen ?”
"So sehr es mich ankotzt - ich brauche deine Hilfe. Höchstwahrscheinlich auch beim Gehen, aber ich kann es dir erst sagen, wenn ich es versuche." Es fiel dem Schwarzhaarigen nicht leicht, das zuzugeben - doch in dieser Situation ging es nicht anders und er mußte sich auf Manuel verlassen, etwas, das ihm wirklich nicht leicht fiel. "Und ich bin froh, daß du hier und so trainiert bist - sonst könntest du mir nicht einmal helfen."
“Kein Ding, und ich helfe ja gern.” Manuel half dem Schwarzhaarigen vorsichtig aus dem Zelt, und stützte ihn vorsichtig beim gehen. “Vielleicht sollten wir hierbleiben, bis du wieder besser zu Fuß bist.”
Alleine schon die Tatsache, daß er nicht einmal ohne Hilfe gehen konnte, ärgerte Noble über alle Maßen - doch dann atmete er tief ein und beruhigte sich, denn es half in ihrer Situation nicht und er wollte nicht wieder zu streiten beginnen. "Das dauert zu lange - so lange können wir nicht hierbleiben. Aber einige Tage sind nicht schlimm, vielleicht kannst du aus dem Flugzeug noch Dinge bergen, die wir gebrauchen können. So sehr es mich auch anwidert, aber vielleicht ist im Gepäck der anderen Fluggäste etwas, das wir gebrauchen können ... oder vielleicht hat einer von ihnen eines dieser speziellen Satellitentelefone, die auch hier funktionieren. Zumindest Essen und Wasser dürften wir noch finden, und vielleicht auch Klopapier und Decken. Meinst du, du schaffst es, noch ein- oder zweimal runterzuklettern ?"
“Kein Ding, und ich helfe ja gern.” Manuel half dem Schwarzhaarigen vorsichtig weiter, während er sprach. “Vielleicht sollten wir hierbleiben bis du wieder besser zu Fuß bist.” Obwohl sie ja weiter mußten ... denn die ganze Zeit tragen, war auch keine wirkliche Lösung.
"Einige Tage vielleicht ... zu lang können wir nicht, wir müssen hier aus dem Dschungel raus, ehe wir hier draufgehen. Und danke für die Hilfe." Es war ihm ein wenig peinlich, daß er Manuels Hilfe beim Stehen brauchte ... doch dann gab Noble sich einen Ruck und drehte sich leicht von ihm weg, nahm seine Männlichkeit aus dem Slip und erleichterte sich, ehe er sich mit dem Taschentuch abwischte, das er sich mitgenommen hatte. "Ich stütze mich hier ab, dann kannst du - oder willst du mich erst zurückbringen ?"
“Ne, ich mach gleich.” Manuel wendete sich kurz ab, und erleichterte sich an der Seite, wischte sich mit den Klopapier ab und verstaute seine Männlichkeit dann wieder in seiner Boxershorts. Danach kam er wieder zu Noble, und stützte ihn auf den Weg zurück.
Jener hatte unbemerkt einen Blick auf die Männlichkeit Manuels erhaschen können und lächelte innerlich, denn dieser schien wirklich natürlich blond zu sein, da dessen Schamhaare einen zwar dunkleren, doch immer noch blonden Ton besaßen. Lediglich die Wimpern und die Brauen schienen dunkler zu sein - denn die Körperhaare hatten ebenfalls einen blonden Ton, so daß sie ein wenig heller auf der sonnengebräunten Haut abstanden. Ein wenig verwundert, bemerkte Noble, daß er langsam Gefallen an dem jungen Sportler fand ... denn nachdem sie sich nicht mehr stritten, bemerkte der CEO, daß der Andere ein angenehmes Wesen hatte. "Nochmal danke für das Stützen, Manuel - ohne dich hätte ich den Weg nicht so schnell oder überhaupt geschafft."
“Hier müssen wir zusammenhalten, du mußt dich nicht immer bedanken.” Manuel half dem Schwarzhaarigen noch, sich zu setzen und sammelte etwas Holz zusammen, das um das Lager herumlag. “Ich mach ein Feuer, dann können wir die Schlange rösten.”
"Gut ... ich habe ziemlichen Hunger, auch wenn mir schleierhaft ist, weshalb." Während der Blonde sich um das Feuer kümmerte, zog sich Noble so gut es ihm möglich war, an und blickte sich etwas in dem kleinen Zelt um, ehe er auch die Decken zusammen- und sie an die Seite legte. Dabei fiel sein Blick auf die Ledertasche mit seinem Laptop ... doch er wandte sich schnell wieder ab, denn entgegen seiner Gewohnheit konnte er hier weder die Börsennachrichten noch andere Dinge, die entschieden werden mußten, auf die ihm so gewohnte Weise erledigen.
Derweil machte Manuel ein Feuer und spießte das Fleisch auf Äste, um es um das Feuer herum zu plazieren, damit es gegrillt wurde. Solang es dauerte, ging er ein Stück um das Lager herum und lächelte, als er einen Mangobaum sah, der voll mit den köstlichen, gelben Mangos hing. Er liebte Mangos, und sammelte gleich ein paar davon ein.
Währenddessen paßte Noble auf das Feuer und das Fleisch auf, wartete auf den Blonden und stockte, als er ihn mit den Mangos im Arm sah. "Ich werde nicht mehr ... Mangos ?! Oh, Gott ... ich liebe Mangos, danke dir. Sie passen zwar eigentlich nicht zu dem Fleisch, aber weißt du was ? Das ist mir sowas von egal, ich freue mich." Der schlanke Schwarzhaarige freute sich wirklich, denn Mangos waren einer seiner wenigen Schwächen.
“Das ist auch egal.” Manuel setzte sich zu dem Schwarzhaarigen und legte die Mangos auf den Boden. Er nahm eine davon und schnitt sie auf, um sie dann Noble zu geben. “Hier, die von hier sind echt gut.” Er nahm sich nun auch eine und genoß es, sie zu kosten.
"Danke." Während er antwortete, nahm der Schwarzhaarige die Mango an und biß hinein, ehe er unwillkürlich leise aufstöhnte und die Augen schloß. "Verdammt, ist die gut - dafür zahle ich zu Hause Unsummen, und hier wachsen sie wild. Nun, wenigstens gibt es hier in dieser gottverlassenen Wildnis noch Dinge, die wirklich gut sind. Wie lange dauert die Schlange noch ?"
“Ich denke, die dürfte gleich durch sein.” Manuel nahm eine der Stöcke, und biß vorsichtig von dem Fleisch ab. “Ja, ist gut ... hau rein.” Er kaute langsam und grinste sacht, als Noble sich fast den Mund verbrannte. “Vorsichtig, ist heiß.”
Jener grummelte leicht und blies dann auf das Fleisch, damit es schneller kühlte. "Ich bin es nicht gewohnt, so etwas zu essen, Manuel - und bevor du damit anfängst, ja, ich bin in dieser Hinsicht sehr verwöhnt, ich mag es, wenn ich mich nur an den Tisch setzen und essen muß. Es ist effektiver, denn ich kann die Zeit, die ich für das Kochen verwenden würde, anderweitig verwenden." Alleine schon der Gedanke an die Arbeit, die er normalerweise schon um diese Zeit erledigt hatte, ließ Noble aufseufzen und er rieb sich kurz die Nasenwurzel, denn er fühlte, wie ein leichtes Kopfweh erwachen wollte. "Verdammt ... wenn ich mir vorstelle, was ich alles nachzuarbeiten habe, wird mir schlecht."
“Denk da erstmal nicht dran. Versuche mal, das Essen zu genießen, iß langsam, und versuch dich dabei zu entspannen. Wenn du immer so bist wie jetzt, wundert es mich, daß du nicht schon Magengeschwüre hast.” Noble war total unruhig und Manuel seufzte innerlich. Er war froh, daß sein Job nicht so war ... die Verantwortung würde ihn wohl umbringen und er hatte großen Respekt vor Noble, daß er so etwas schaffte.
Als er das hörte, seufzte der junge CEO und zögerte ... doch dann nickte er leicht und nahm einen weiteren Bissen, kaute ihn und antwortete ihm schließlich. "Essen ist in meiner Familie etwas, das so schnell und effizient wie möglich erledigt wird - denn es ist Zeit, die anderweitig verwendet werden kann. Das ist auch der Grund, weshalb ich diese offiziellen Essen nicht mag, denn auch wenn man dort Geschäftskontakte knüpft und pflegt, es dauert viel zu lange und ich könnte die Zeit anderweitig nutzen. Magengeschwüre habe ich keine - ich bewältige den Streß durch Meditationstechniken, denn ich kann mir eine Krankheit überhaupt nicht leisten."
“Kann ich verstehen. Ganz ehrlich, ich könnte so etwas nicht. Wenn ich Stress hab, baue ich ihn mit meinem Sport ab, oder ich springe mit einem Fallschirm aus dem Flugzeug.” Der Blonde grinste breit und nahm sich das nächste Fleischstück, um es hungrig zu verspeisen.
Im ersten Moment blickte Noble ihn ungläubig an - doch dann schmunzelte er leise, nahm selbst einen weiteren Bissen des wirklich köstlichen Schlangenfleisches und nickte unmerklich. "Ehrlich ? Das glaube ich dir unbesehen, Manuel. Ich gebe zu, wenn ich zu Hause schwimme, entspannt es auch sehr, denn da kann ich abschalten. Aber ich habe leider nicht mehr als eine Stunde pro Tag, um es zu nutzen - so sehr es mir auch gefällt." Gerade in dieser Hinsicht waren sie sehr verschieden, doch Noble nahm es ihm nicht übel, daß der Blonde ihn in der Hinsicht nicht so gut verstehen konnte. Es war eine Lebensweise, die er von klein auf gelernt hatte, und die er wie auch sein Vater und sein Großvater und viele Generationen vor ihm, lebte.
So langsam ahnte es Manuel, und er musterte den Kleineren nochmal kurz. Wahrscheinlich hatte Noble nie eine wirkliche Kindheit gehabt, und war von Anfang an auf seine Aufgabe vorbereitet worden. “Immerhin ein wenig Zeit zum Abschalten. Das solltest du auch unbedingt beibehalten.”
"Natürlich ? Es hält meinen Körper fit und fördert die Ausdauer. Und es wäre eine völlige Verschwendung, wenn ich meinen Pool oder die Schwimmbahnen im Wintergarten nicht nutzen würde." Noble sah im Schwimmen vor allem die praktischen Vorteile ... und sie waren auch der Ausschlag dafür gewesen, daß er den Pool und die Schwimmbahnen in seiner Villa hatte bauen lassen. Während sie sprachen, kam Noble, wie ungewohnt es für ihn war, mit einem Mann zu reden, der keinerlei geschäftliche Interessen an ihm hatte und vor dem er seine Masken nicht aufbehalten ... und bei dem er nicht ein jedes Wort auf die Goldwaage legen mußte. Es war ungewohnt, doch es fühlte sich seltsam gut an und so huschte ein seltenes Lächeln über die Züge des Schwarzhaarigen. "Weißt du eigentlich, daß ich mich gar nicht mehr daran erinnern kann, wann ich das letzte Mal ein Gespräch hatte, bei dem ich nicht dauernd jedes Wort abwägen oder die entsprechenden Folgen einschätzen mußte ?"
“Also wenn du so fragst, bestimmt ziemlich lange.” Der Blonde grinste nun wieder breit, doch es verging, als er auf den Verband am Arm von Noble blickte. “Ich muß ihn erneuern, und endlich einen vernünftigen Verband und Wundversorgung machen. Nicht, daß sich was entzündet.” Es war noch immer notdürftig verbunden, und sah nicht gerade hübsch aus.
Als sein Gegenüber den Verband erwähnte, blickte Noble kurz darauf und zuckte kurz mit den Schultern. "Sieh doch nach, ob im Flugzeug ein richtiger Verbandskasten ist - eigentlich sollte es zum Standard gehören, aber bei diesen Hinterwäldlerkleinflugzeugen weiß man nie. Aber ein Versuch wäre es wert, denn dann hätten wir sterile Wundauflagen und richtiges Verbandsmaterial. Aber ich möchte keinen Gips - mir ist es lieber, wenn du mir aus Zweigen und Gürteln eine Stütze machst, die man jederzeit abnehmen kann." Gerade das war hier wichtig, denn die Wunden mußten immer wieder gewaschen werden.
“Ich hab schon einen mitgebracht, ich hab das wegen dem Streit und der Schlange ganz vergessen.” Manuel drehte sich herum und kramte in dem Beutel, den er mit raufgenommen hatte, um den Verbandskasten hervorzuholen. Als er ihn öffnete und alles durchsah, nickte er zufrieden. “Besser als gedacht, nach dem Essen verbinde ich dich neu.”
"Gut." Noble sagte nicht mehr, doch er nickte kurz lobend, ehe er sich noch eine der Mangos nahm und davon abbiß. Wäre seine eigene Dummheit nicht gewesen, dann hätte er nun sehr viel weniger Blessuren und weniger Ärger gehabt - doch es war nicht seine Art, vergangenen Dingen nachzutrauern, sondern er nahm sich vor, es von jetzt ab besser zu machen. Denn es war absolut nicht produktiv, den einzigen Mann, der ihm hier helfen konnte, zu verärgern ... und die Zeit, die sie mit Streiten verbracht hatten, wäre andersweitig effektiver zu verwenden gewesen. Mit diesen Gedanken beschäftigt, aß der Schwarzhaarige noch ein wenig mehr der Mango und dachte etwas nach, denn er war es gewohnt, seinen Geist stetig gefordert zu halten.
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