Balken01a


”A beautyful lie” 06
 

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Leise seufzend, stellte Tizio den Wecker aus und streckte sich, ehe er mit einem weiteren Seufzer aufstand, die Vorhänge aufzog und langsam ins Bad ging, um sich dort zu erleichtern und zu duschen. Heute war der Tag, an dem sie den Termin beim Notar hatten - und in einer Stunde würde Gregor sie mit seinem Auto abholen, damit sie zu dem Notar fuhren. Zum Glück hatte Lucinda eingewilligt, mit ihrem Mann und ihrem Rechtsanwalt ebenso dorthin zu kommen ... denn inzwischen war sie in eine andere Stadt gezogen und hätten auch verlangen können, daß Ruben und Tizio dorthinkommen mußten. "Steh auf, Ruben ... wir haben nicht viel Zeit, ehe Greg uns holt."

Ruben rührte sich jetzt erst und raffte sich langsam auf. " Bin schon wach ..." murmelte er, und hievte sich aus dem Bett. Er war noch total müde, und das sah man ihm an. Sein Haar war zerzaust und seine Augen hatten Mühe, offen zu bleiben, weil er anfangs schlecht geschlafen hatte und erst gegen Ende Schlaf fand.

Doch Tizio hörte ihn nicht, da er schon unter der Dusche stand und ebenso müde seine Augen schloß und sich wusch. Auch er hatte erst spät zu einem unruhigen Schlaf gefunden - doch er war nicht umsonst Stripper und drehte das Wasser langsam kälter, bis es seinen Körper erfrischend kühl umspülte. Dann schaltete er das Wasser aus und trat aus der Dusche, nickte kurz zu seinem wesentlich wacherem Spiegelbild und trocknete sich ab, während er ins Schlafzimmer rief. "Denk an das kühle Dusch-Ende, Ruben - es hilft beim Kreislauf und man sieht die Augenringe fast nicht mehr."

Der Blonde hatte sich kurz in die Küche geschleppt und die Kaffeemaschine angemacht und schlich nun ins Bad, um sich zu erleichtern und danach zu duschen. Auch er duschte erst warm und dann kurz kalt, damit er etwas frischer aussah.

Währenddessen bereitete ihnen Tizio das Frühstück und summte dabei leise, da es ihm half, sich weiter zu beruhigen. Auch wenn es seltsam für den schlankeren Stripper war ... all die Aufregung der letzten Tage verging langsam und er wurde ruhiger, denn es bestand keine Gefahr, daß Ruben ihm weggenommen wurde und keine der beiden Möglichkeiten des Tests war noch beängstigend. Wenn er Rubens Vater war, so änderte sich nichts - und wenn er es nicht war, so bot es Möglichkeiten, die Tizio bisher nicht in Betracht gezogen hatte. Nur eine Sache gab es, die seine Gedanken wirklich beschäftigte ... nämlich die Frage, wie der Mann Lucindas wohl wäre.

Das fragte sich auch Ruben und er überlegte, ob - wenn das sein Vater war - er mit ihm Kontakt haben wollte, oder nicht. Ob er selbst mit ihm Kontakt suchen sollte oder nicht, denn scheinbar hatte dieser Mann vor kurzem noch nichts über ihn gewußt. Seinen Gedanken nachhängend, stieg er aus der Dusche, trocknete sich ab und ging ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen. Schon am Abend zuvor hatte er sich etwas rausgelegt, und so gekleidet kam er in die Küche und setzte sich an den gedeckten Tisch. "Ich wünschte, ich hätte ein wenig von deiner Ruhe ... ich bin total nervös."

Das ließ den Schlankeren leise schmunzeln und er kam zu Ruben, zog ihn in einen sanften Kuß und legte seine Hand beruhigend auf dessen breite Brust. "Dafür warst du die letzten Tage die Ruhe selbst und ich übernervös. Komm, setz dich und esse etwas, ja ? Ich ziehe mich in der Zwischenzeit um, du weißt doch, daß ich schneller mit dem Frühstück fertig bin."

"Ist gut." murmelte Ruben, und fing an zu essen. Er hatte aber wenig Appetit und wirkte unentschlossen, was er essen sollte. Er nippte also lieber an seinem Kaffee, und knabberte an einem Stück Brötchen herum.

Währenddessen hatte Tizio sich angezogen und kam nun wieder in die Küche, seufzte leise bei dem Anblick und kam nun zu ihm, um ihm einen sanften Kuß auf die Wange zu hauchen. "Mach dir nicht so viele Gedanken, mein Hübscher ... es wird alles gutgehen, da bin ich mir sicher. Gregor ist mit dabei, und mit Lucinda kann ich umgehen."

"Ich weiß ... ich denke, wenn ich erstmal da bin, geht es auch besser." Ruben wollte eigentlich nicht so nervös sein, aber es war schwer zu unterdrücken. "Tut mir leid, aber ich bekomme kaum was herunter."

"Das macht doch nichts, mein Hübscher - trink einfach noch einen Schluck Kaffee, ich weiß, daß es dich beruhigt. Außerdem kommt Gregor gleich, und dann hat er etwas mehr zu essen ... du weißt doch, wie hungrig er immer ist." Es war ein gutgemeinter Scherz zwischen ihnen und Tizio erwähnte es, um seinen Liebsten noch ein wenig mehr zu beruhigen.

Es wirkte auch, denn Ruben lachte leise und nippte an seiner Tasse. "Stimmt - ich denke, er wird es sich nicht nehmen lassen und ordentlich futtern." Und wie gerufen, ging die Tür mit einem "Ich bin es." auf und Gregor kam gleich in die Küche, um sich mit an den Tisch zu setzen. Aber erst bekamen beide Männer einen Kuß, und er bekam von Ruben einen Kaffee eingeschenkt. "Hau rein, ich hab nicht so recht Hunger im Moment."

"Guten Morgen, Greg - und laß es dir schmecken, ich weiß doch, daß du immer Hunger hast." Mit den Worten gab ihm Tizio einige Speckstreifen auf dessen Teller und ging zum Herd, um die Pfanne mit den Spiegeleiern aufzunehmen, damit er sie ihm neben die Streifen legen konnte. Er selbst hatte sich wie immer zwei Brötchen belegt, und nachdem er die Pfanne wieder auf den ausgeschalteten Herd gestellt hatte, setzte sich der schlanke Schwarzhaarige und aß schmunzelnd seine beiden Brötchen.

Erstmal war es ruhiger beim Essen. Greg genoß das gute Frühstück und beobachtete Ruben, der sich an seiner Tasse festklammerte. "Wenn du magst, mußt du nicht mit ihr reden ... rede einfach über mich." murmelte Greg und Ruben kuckte etwas verblüfft. "Also so nach dem Motto ... 'Greg, sag der Frau, daß blabla' ?" Greg grinste nun und nickte. "Ganz genau so dachte ich mir das."

"Keine Sorge - das übernehme ich, mit Lucinda kam ich schon immer klar. Ich denke, es ist die generelle Situation ... ich werde seltsamerweise immer ruhiger, und Ruben nervöser." Es war schon seltsam und Tizio lachte wieder leise, ehe er sich zu seinem Liebsten neigte und ihn zärtlich küßte. Es half schon immer, daß dieser ruhiger wurde ... und er hoffte, daß Ruben auch diesmal etwas ruhiger wurde.

Es half ein wenig ... aber die Tatsache, daß Ruben diese Frau nicht direkt ansprechen mußte trug dazu bei, daß er sich doch etwas mehr beruhigte. Er nahm nun doch noch einen Bissen, um etwas mehr im Magen zu haben. Aber dann mußten sie auch gleich los und räumten noch zügig den Tisch ab, bevor sie nach unten gingen und in den Wagen von Gregor stiegen.

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Nur ein wenig später hielten sie schon vor dem Hochhaus, in dem der Notar sein Büro unterhielt und Tizio stieg aus, um dann auf Ruben und Gregor zu warten. Nun war es bald soweit und der schlankere Stripper drückte kurz die Hand seines Liebsten, ehe er sie wieder loslies, ehe es von jemand Anderem gesehen werden konnte. Als sie den Aufzug betraten, öffnete Tizio seine leichte Jacke und seufzte innerlich, da es immer wieder vorkam, daß in den Hochhäusern so stark geheizt wurde, daß mindestens ein Temperaturunterschied von zehn Grad herrschte. "Welches Stockwerk nochmal, Greg ? Ich habe es vergessen."

"Zehntes." erwiderte Greg, und ließ Tizio den Knopf drücken. Ruben war jetzt einfach nur noch still, und sein Herz schlug ihm irgendwie bis zum Hals. Als das Pling vom Aufzug zu hören war, zuckte er fast zusammen, und stieg mit seinem Vater und Greg aus. Der Mischling lächelte sofort und begrüßte den Anwalt, der sie vertrat. "Geht ihr schon mal rein ? Ich muß noch kurz was besprechen." Ruben blickte zu seinem Vater, und überließ ihm die Entscheidung.

"Wir gehen vor - Lucinda ist schon drin, ich höre sie bis hierher keifen." Leise seufzend, klopfte Tizio an der Türe und öffnete sie, ging hinein und erstarrte, als er innen stand. Denn neben der wie immer keifenden Lucinda saß ein Mann, der wie ein älterer Zwilling von Ruben aussah. Das gleiche weißblonde Haar, die markanten Gesichtszüge und der kräftige Körper ... er schien lediglich noch etwas größer und breiter zu sein, doch das war durch dessen Alter erklärbar, da er im gleichen Alter wie Tizio schien, höchstens einige Jahre älter. Laurent hingegen vergaß seine Frau neben sich, die kurz verstummte ... denn vor ihm stand einerseits ein wunderschöner Mann, doch dann trat nach ihm ein junger Mann ein, der sichtbar sein Sohn war. Denn er sah aus wie er selbst - nur hatte er die türkisen Augen Lucindas, statt seine eigenen moosgrünen Augen. Ohne weiter zu zögern, stand Laurent auf und ging zu dem schlankeren Schwarzhaarigen, lächelte zögerlich und nahm dessen Hand in die seinen. "Mein Name ist Laurent ... Laurent Siegersen. Ich danke ihnen, daß sie sich so gut um meinen Sohn gekümmert haben ... er sieht einfach nur wunderbar aus." Dann wandte sich der ältere Blonde zu Ruben und schluckte schwer, da es ihn einfach überwältigte ... doch dann streckte er hoffend seine Hand zu ihm aus. "Hallo, Ruben ... ich bin Laurent und ich freue mich, dich kennenzulernen."

Ruben war kreidebleich geworden als er sah, wie der Mann aufstand, der eindeutig sein Vater war. Daran bestand kein Zweifel, und der Test war eigentlich absolut unnötig gewesen. Er konnte dessen tiefe Freude in den Augen sehen und blickte kurz auf die Hand, die er ihm entgegenstreckte, und dann in dessen lächelndes Gesicht. "Ruben ... sehr erfreut." murmelte er steif und nahm die Hand an. "Bist du zufrieden, Laurent ?" keifte Lucinda, und Ruben presste verbissen die Lippen zusammen. Er versuchte, diese Frau nicht anzusehen, und sein Blick wurde deutlich kühler.

So wie es auch der des älteren Blonden wurde, als er sich umdrehte. Zum ersten Mal in seinem Leben wurde er wirklich wütend - nicht die Wut, die ihn bisher erfüllt hatte, sondern eine, die aus tiefstem Abscheu geboren war. "Weißt du was, Luci ? Ja, ich bin zufrieden - sogar sehr. Denn jetzt weiß ich, was für ein abgrundtief verdorbenes Luder du bist. All die Jahre hast du mich angelogen ... mir erzählt, daß du damals nur eine Schönheitskur gemacht hast und schon zu dem Zeitpunkt unfruchtbar gewesen wärst. Ohne dieses verdammte Erbe hätte ich niemals erfahren, daß ich einen Sohn habe ... und du weißt, wie sehr ich mir immer Kinder wünschte." Als er endete, konnte Laurent nichts mehr sagen, da sein Inneres einem einzigen Scherbenhaufen glich ... und all diese Scherben schnitten so tief in sein Inneres, daß es seine Kehle zuschnürte.

Ruben zuckte fast zusammen bei dem Ausbruch, und Lucinda wirkte erschüttert und schwieg vor Schreck. Nie hatte sie ihren Mann so erlebt, und sie wußte das erste Mal in ihrem Leben nichts zu sagen. Der Lärm hatte auch Gregor in das Zimmer getrieben, ebenso den Anwalt. "Was ist denn hier los ?" Er war sichtlich ungehalten, denn er achtete mehr auf Ruben, der wirklich blaß wirkte. "Bitte beruhigen sie sich !" Der Notar platzte nun auch heraus, und wirkte angesäuert.

Doch der ältere Blonde bemerkte ihn überhaupt nicht ... er erstarrte, als er eine ihm wohlbekannte Stimme hörte und schluckte, ehe er sich umdrehte und den ebenso großen Dunkelhäutigen anblickte, während seine Wut völlig verrauchte. "Gregor ? Was ... was tust du hier ? Ich dachte, du lebst schon seit Jahren mit deiner Frau in Europa."

"Laurent ? Sag nicht, du bist der Vater von Ruben ? Deshalb kam er mir irgendwie bekannt vor und nein, ich bin schwul, ne Frau tue ich mir nicht an." Dabei blickte er kurz zu Lucinda und wurde wieder ernster. "Ich denke, wir reden später - es geht hier ja um Ruben, und um deine Frau. Ich unterstütze Ruben und Tizio, deswegen bin ich auch hier."

Als er das hörte, entspannte sich Laurent sichtbar, ehe er sich wieder straffte und zu seinem Anwalt blickte. "Richard - wenn ich das richtig mitbekommen habe, waren die Bedingungen für das Erbe, daß Lucinda nicht geschieden ist und ein Kind ihr eigen nennen kann. Nun ... das eine liegt nicht in meiner Hand, auch wenn ich mir wünschte, es wäre anders gekommen. Doch das andere sehr wohl: Bitte hole die Papiere heraus, die du schon seit Jahren bei dir trägst, damit ich mich endlich von ihr scheiden lassen kann. Ich weiß, daß du es mir immer geraten hast, Richard ... aber nun bin ich froh, so lange gewartet zu haben, denn sonst wäre dies niemals aufgedeckt worden." Der Anwalt des großen Blonden nickte nur und ein kaltes Lächeln erwachte auf seinen Lippen, als auch der Anwalt Lucindas, mit dem er gut befreundet war, einen Stapel Papiere herausnahm und ihr vorlegte. "Bitte unterzeichnen sie an den Stellen, die mit gelb markiert sind, Madam ... sie brauchen sich nicht zu sorgen, all ihr Vermögen bleibt in ihrem Besitz. Ihr Mann will lediglich seinen Wagen und die persönlichen Dinge, die er in die Ehe eingebracht hat." Währenddessen unterschrieb Laurent seinen Stapel der Papiere und schloß für einen Moment erleichtert die Augen, ehe er verdutzt aufsah, als Tizio ihm mitfühlend die Hand auf den kräftigen Unterarm legte. Die Farce, die sich hier aufgetan hatte, war bemerkenswert gut eingefädelt ... und wenn dieses Erbe nicht gewesen wäre, dann hätte niemals die Tiefen dieses Betruges erfahren.

"Was ? Nein, ich werde das ganz bestimmt nicht unterschreiben !" Lucinda brauste sofort auf, denn sie würde das Erbe bei einer Scheidung auch nicht bekommen. "Du kannst nicht aus deinem Ehevertrag !" keifte sie und ihr Anwalt blätterte die Dokumente durch. "Doch kann er, so leid es mir tut. Sie haben das Kind vor der Eheschließung verschwiegen und es ihm vorenthalten, das ist ein Vertragsbruch." Alles war wasserdicht gemacht worden, und so konnte Lucinda sich da nicht herauswinden. "Verdammtes Balg, hätte ich dich nie geboren !" Mit den Worten unterschrieb sie widerwillig die Papiere und rauschte aus dem Büro heraus, ohne Ruben noch eines Blickes zu würdigen. Der junge Blonde wußte nun gar nichts mehr zu sagen ... er war irgendwie mehr getroffen als er es gedacht hatte, und setzte sich erstmal schweigend auf einen der Stühle.

Doch Tizio kam sofort zu ihm und umarmte ihn, barg dessen Kopf an seiner Brust und hielt ihn, während er ihm mitfühlend ins Ohr wisperte. "Laß sie, Ruben ... sie hat es gar nicht verdient, daß du sie als Mutter siehst, denn sie war es niemals. Und weißt du was ? Durch ihre Geldgier hast du nun einen Vater mehr ... und wie es aussieht, kennen er und Greg sich, also hat es auch noch mehr wieder in Ordnung gebracht. Ich liebe dich, Ruben ... und ich hoffe, du verzeihst mir, daß ich zu geschockt war, um einzugreifen." Währenddessen unterschrieb Laurent die restlichen Papiere und seufzte leise, ehe er kurz zu den beiden Anwälten lächelte, die sich gegenseitig beglückwünschten. Doch ehe er sich zu Gregor wenden konnte, hörte er das Räuspern des Notars und blickte ein wenig verdutzt auf ihn. "Ist noch etwas zu klären ?"

"Nun ... ich habe noch die Tests, die ich übergeben möchte. Ich merke schon, sie sind überflüssig ... aber ich bräuchte trotzdem noch die Unterschriften. Da die Dame nicht mehr da ist, würde ich gern den Anwalt bitten zu unterschreiben, damit die Blutsverwandtschaft auch notariell beglaubigt ist."

"Natürlich." Noch während er sprach, löste sich Tizio und setzte sich auf den freien Stuhl, ehe er wieder zu Laurent blickte, der leise seufzend die Tests überflog. Man sah nur zu gut, wie er sich einerseits darüber freute, einen Sohn zu haben ... doch auch. daß er es bereute, ihn erst jetzt kennenzulernen. Als Ruben mit dem Lesen der Tests beschäftigt war, stand Tizio wieder auf und ging zu Gregor, um sich an ihn anzulehnen und leise zu ihm zu sprechen. "Du kennst Laurent von früher, nicht wahr ? Wie wäre es, wenn wir ihn mit zu uns mitnehmen, dann können wir in Ruhe reden und vielleicht auch etwas essen ?"

"Gute Idee, ich werde ihn gleich noch fragen." wisperte Gregor, und der Notar räusperte sich nochmals. "Es gibt da noch etwas anzufügen ... eine Klausel im Erbe der Großeltern von der Dame. Sollte sie geschieden sein und ein Kind haben, wird dieses Kind das Erbe antreten." Ruben fiel fast das Papier aus den Händen, als er das hörte, und er starrte den Notar perplex an. "Das ist nicht ihr Ernst ?" Der Notar lächelte und blickte Ruben direkt an. "Doch, das ist mein Ernst, junger Mann. Die Klausel ist extra geschrieben worden, und Lucinda wird nichts davon erfahren."

Das ließ Laurent völlig perblex zu dem Notar sehen, ehe er zu lachen begann und sich nur mit Mühe wieder beherrschte. "Freu dich, Ruben ... Lucindas Oma war eine ausgefuchste Frau, die ihre Enkelin ganz genau kannte. Ich jedenfalls bin froh, daß du das Erbe bekommst ... es steht dir zu und nicht ihr, und ich freue mich für dich." Das tat der ältere Blonde wirklich und er lehnte sich grinsend zurück, ehe er wieder zu Gregor blickte und mit einem sanften Lächeln sah, wie vertraut dieser mit dem Adoptivvater seines Sohnes war, auch wenn sie kein Paar zu sein schienen. In den letzten zehn Minuten hatte sich das Leben Laurents grundlegend geändert - doch er war froh darum und ihm war so leicht ums Herz, wie schon seit sehr langer Zeit nicht mehr.

"Aber ... aber ich kannte meine Uroma doch gar nicht ..." stammelte Ruben, und wirkte noch immer etwas überfahren. "Was das Erbe angeht, es wird dann an einem anderen Termin verlesen. Ich denke, ihr braucht jetzt eh erstmal ein wenig Ruhe nach dem Schreck hier. Ich werde wegen dem Termin dann nochmal anrufen."

Als der Notar ihnen eröffnete, daß sie noch einmal kommen müßten, seufzte Tizio innerlich, auch wenn er sich äußerlich nichts anmerken ließ. "Wenn es geht, könnten sie den Termin auf einen Montag Mittag legen ? Es ist unser freier Tag und ein späterer Zeitpunkt wäre wirklich sehr nett, da wir Sonntags durch unsere Arbeit erst sehr spät frei haben."

"Sicher, das ist kein Problem ... ich denke, wir machen das dann in zwei Wochen gegen ... 16 Uhr dann." Der Notar trug es gleich bei seinen Terminen ein und lächelte sacht. "Am Besten, sie erholen sich jetzt erstmal. Das war doch ziemlich viel auf einmal."

Da Ruben noch immer damit zu tun hatte, all das zu verkraften, nickte Tizio und lächelte zu dem Notar, als er das Kärtchen mit dem eingetragenen Termin entgegennahm. "Ich danke ihnen ... und ja, ich denke es ist das Beste, wenn wir das erst einmal in Ruhe verarbeiten." Dann schüttelte er ihm die Hand und stand auf, nickte, als Ruben vorausging und ging ihm nach, während Laurent noch kurz zurückblieb und Gregor zuerst rausließ. Dann folgte er ihm und als sie auf dem Gang standen, räusperte der ältere Blonde sich kurz und lächelte scheu zu Gregor, als diese sich umdrehte. "Kann ich kurz mit dir reden, Greg ?"

"Ja, sicher." Gregor ging mit Laurent an die Seite, und lächelte sacht. "Schon seltsam, daß wir uns unter solchen Umständen wieder sehen." Er war einerseits froh, andererseits erfüllt von den Erinnerungen an die Uni.

"Ich weiß ... wir haben so vieles zu bereden, Greg." Doch noch ehe er weitersprechen konnte, erklang die sanfte Stimme Tizios, der nun zu ihnen trat und sie anlächelte. "Vielleicht solltest du mit zu mir und Ruben kommen, Laurent ? Dort können wir alle reden, es wird uns allen guttun. Und ich kann uns auch etwas gutes zu essen kochen."

"Ja, komm mit uns ... so können wir reden, und du kannst Ruben ein wenig besser kennenlernen." Gregor zog Laurent wieder zu Ruben, und somit zum Aufzug. "Ich denke, dein Anwalt wird es sich im Hotel gemütlich machen."

"Ich denke auch - so glücklich habe ich ihn noch nie zuvor gesehen, Gerg." Beim Aufzug wartete auch Tizio und schmunzelte leise, als er sah, wie der ältere Blonde dem Zug Gregors sofort folgte und sich im Aufzug auch sehr nahe an ihn stellte. Es war für den schlanken Schwarzhaarigen nur zu deutlich sichtbar, daß es zwischen seinem alten Freund und Laurent regelrecht funkte. Er selbst schmiegte sich an Ruben und lächelte zärtlich zu ihm, ehe er wieder nach vorne blickte, da der Aufzug pingte und die Türen sich wieder öffneten.

Ruben war noch immer etwas schweigsam und er beruhigte sich langsam durch die Nähe von Tizio. Auch er bemerkte, daß da was zwischen seinem leiblichen Vater und Greg funkte ... und es schien etwas zu sein, das schon lange da war. Aber das würden sie sicher bei ihnen Zuhause etwas tiefer ergründen können.

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