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Sam und Leandro 13
 

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Coyote war recht zufrieden mit den letzten zwei Tagen. Die Indianer hier waren ihm gegenüber freundlich, aber auch nur deshalb, weil er ihnen gegenüber viel Respekt zeigte, und so entwickelte sich rasch ein gutes Vertrauen und er konnte ihnen einige Dinge entlocken. Vor einigen Monaten war ein Spanier hier gewesen. Den Indianern war es aufgefallen, denn er ähnelte ihnen. Dunkle Haut und Haar, ein gewisser Stolz und er hatte eine gewisse Schönheit, die ihnen nicht entgangen war. Sie erzählten aber auch über den blonden Begleiter, ein sanftes Goldhaar mit grasgrünen Augen. Die Indianer schwärmten ein wenig von ihm, er schien wirklich ein gutes Herz zu haben. Coyote blieb noch bei seinesgleichen, er fühlte sich wohl in dessen Nähe und unterhielt sich noch weiter.

In der Zwischenzeit hatte Karl sich daran gemacht, die Saloons zu durchkämmen; die wenigsten der Digger und Arbeiter konnten sich an irgendjemand außer die letzte Hure erinnern, doch als er nun in einem weiteren Saloon nach dem Spanier fragte, konnte er aus einer dunklen Ecke ein geringschätziges Schnauben hören. Der Instinkt Karls sagte ihm, daß dies vielleicht eine Spur war und so ließ er sich einen doppelten Whiskey an der Theke geben, kam mit dem Glas an den Tisch dieses Arbeiters und setzte sich ihm gegenüber, ehe er ihm das Glas zuschob und kurz nickte. "Hier – damit kannst du deine Kehle wieder anfeuchten. Du weißt nicht zufällig, ob hier ein hübscher Spanier durchkam ... dürfte einige Monate her sein ?"

"Jeah, ich weiß was ... ziemlich genau sogar." murmelte der Arbeiter und kippte sich den Whisky in den Rachen. "Hab noch ne Rechnung mit denen offen, deswegen rede ich auch, bin nicht son Schisser wie die Anderen alle." Er pausierte und kippte sich den Rest des Getränks herunter. Erst, als das Glas leer war, blickte er Karl an. "Bekomme ich was für die Information ?"

Der Blonde musterte den Mann ihm gegenüber und verengte unwillkürlich seine harten Augen – er kannte diese Sorte Mann, sie waren Abschaum, doch genau diese Sorte Abschaum, der ihm weiterhelfen konnte. "Kommt drauf an – wenn du mir sagen kannst, wo sie sind, bekommst du fünfzig Dollar. Für weniger Information gibt es auch weniger Geld. Und glaub mir, ich weiß genau, ob du lügst oder die Wahrheit sagst. Ich bin ein Kopfgeldjäger und soll sie wieder zurückschaffen, damit sie ordentlich bestraft werden." Karl konnte gut erkennen, daß dieser Mann ihnen schaden wollte und seine Erfahrung sagte ihm, daß seine Worte die Zunge des Anderen noch besser lockern konnten als das Geld.

"Bestraft ?" Der Mann hob eine Braue, dann lachte er rau. "Fünfzig ? Okay ... sie sind nach Dawson. Ich weiß es genau, ich wollte auch mit hin. Die kleine, spanische Schlampe hat mich angemacht und dann wollte der Kleine mich nicht ranlassen. Der blonde Idiot is dann auf mich los und hat mich halb totgeprügelt. Die haben ne Strafe verdient." Er knurrte wütend, es war wirklich demütigend gewesen und er verdrehte die Tatsachen ein klein wenig. Aber eben nicht zu sehr, dass sie nach Dawson waren und das Prügeln stimmte ja.

Daß dieser Mann offensichtlich die Tatsachen zu seinen Gunsten verdrehte, bemerkte Karl sofort und er konnte sich denken, daß es eigentlich anders gelaufen war. Doch wichtig war für ihn nur, daß er jetzt wußte, wo er suchen sollte und so zog er den Fünfziger raus, gab ihn den Arbeiter und stand auf. "Noch viel Spaß beim Saufen – wenn ich wieder einmal was wissen will, weiß ich, zu wem ich kommen muß." Noch viel lieber hätter er ihm den Ratschlag gegeben, die Finger von den Gefährten Anderer zu lassen, doch er wollte sich eine lohnende Infomationsquelle nicht verderben und verschwand lieber aus dem verrauchten Saloon. Nachdenklich geworden, ging er zurück zu ihrem Hotel und dort in ihr Zimmer, um sich hinzusetzen und Notizen darüber zu machen, was sie inzwischen erfahren hatten.

Eine Stunde später kehrte auch Coyote zurück. Karl machte sich Notizen - wie es aussah, hatte er Einiges herausgefunden. "Die meisten Indianer erinnern sich an den Spanier und den Iren. An den Spanier wegen seinem Aussehen und dem Stolz - und an den Iren wegen seinem sanften Wesen." Er kam zu Karl und setzte sich zu ihm. "Sie sind wohl Richtung Dawson aufgebrochen."

"Dann deckt es sich mit dem, was mir so ein Arschloch im Saloon sagte. Er war scheinbar mit in dem Treck nach Dawson und hat sich an Lea herangemacht – als der sich vergeblich wehrte, hat Sam den Arsch zusammengeschlagen. Er hat mir bereitwillig für einen Fünfziger und einen Whiskey erzählt, daß sie nach Dawson fahren, nachdem er erfuhr, daß ich sie zurückbringen soll, damit sie bestraft werden. Ich denke, die nächsten Tage werden auch wir nach Dawson aufbrechen – schließlich möchte ich es noch vor dem Wintereinbruch ankommen." Während er sprach, notierte sich Karl noch die Informationen, die Coyote ihm gebracht hatte – es war eine Eigenart des jungen Deutschen, sich die Informationen aufzuschreiben und bei Abschluß des Falles in einem Umschlag aufzubewahren, die er in ihrer Hütte in einer Truhe aufbewahrte.

Hin und wieder lasen sie einige der älteren Fälle durch und redeten darüber, dieser hier würde sicher einer der Interessantesten werden. "Wir sollten gleich Morgen los. Die Indianer sagen, der Winter kommt früh." Er vertraute auf die Kenntnisse seiner Blutsbrüder. "Wenn wir da sind, beobachten wir die Beiden erstmal, oder ?"

"Ja, ein wenig ... uns bleibt so oder so nicht viel anderes übrig, wenn der Winter so früh hereinbricht. Vor dem Frühjahr können wir nichts unternehmen und ich möchte erst ein wenig mehr über die Beiden wissen, Coy. Also sollten wir die Nacht gut nutzen, so bald werden wir es nicht mehr so bequem haben, Hm ?" Sie hatten zwar genug Geld, um den Winter in Dawson bequem verbringen zu können, doch so ein schönes Zimmer würden sie dort sicherlich nicht bekommen. "Außerdem möchte ich sehen, vielleicht gibt es ja auch ein wenig Arbeit für uns ..."

"In einer Stadt wie Dawson gibt es immer Arbeit ... so habe ich es gehört." Coyote war zuversichtlich, er hatte hier so Einiges mitbekommen. "Lass uns nochmal ein Bad genießen und ich will sehen, ob ich Morgen reiten kann." Er grinste und vom Fenster weg in den Raum. "Oder wir lassen das Bad weg."

Leise lachend, stand Karl auf und kam zu seinem Gefährten, zog ihn ebenfalls hoch und küßte ihn hart, während er ihm schon die Jacke von den Schultern streifte. Er wußte, daß Coy ihn absichtlich lockte, doch es gefiel ihm – und er würde Coy zeigen, daß er ihn so oft nehmen konnte, daß er wirklich nicht mehr gut reiten konnte. Schließlich würden sie erst in Dawson wieder dazu kommen und so war es schon fast eine Pflicht, daß er dies jetzt ausnutzte.

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In Dawson war Sam an seiner Arbeit. Er zersägte mit den anderen Männern die dicken Holzstämme und lachte mit ihnen über ihre Scherze. Er war wirklich beliebt geworden und fast Jeder kam mit ihm gut aus, so wie er mit fast Jedem auskam. "Schaut, schon wieder Neuankömmlinge ... haben Glück, das dürfte der letzte Treck sein, der so gut durchkommt." bemerkte einer der Holzfäller und auch Sam blickte zu dem Treck. Es waren einige kräftige Männer dabei, vielleicht wurden jetzt die zwei Verstorbenen ersetzt, denn die Männer, die es versucht hatten, gaben rasch auf, weil es zu harte Arbeit war.

Es waren wirklich einige kräftige Männer dabei – meist arme Arbeiter, die sich hier eine bessere Zukunft erhofften. Sie gingen mit den anderen Arbeitssuchenden zuerst ins Kontor, um sich dort Arbeit zuweisen zu lassen ... und drei der Männer kamen mit einem erleichterten Lächeln wieder heraus und gingen sofort zu den Holzarbeitern, um ihnen zu helfen. Währenddessen notierte Lea die neuen Arbeiter und deren Lohnverträge und blickte nur hin und wieder auf, um die neuen Arbeiter anzusehen. Dabei fielen ihm auch zwei Reiter auf, die ruhig an dem Kontor vorbeiritten und geradewegs auf das Hotel zusteuerten ... irgendwas an ihnen kam ihm bekannt vor, doch dann wurde er wieder abgelenkt, als ein neuer Arbeiter ihm seinen Namen nannte.

Samuel und die anderen Holzfäller hießen die Neuen bei sich willkommen und waren froh, daß sich die Neuen noch sehr unterordneten. Der Vorarbeiter zeigte ihnen gleich alles, was sie wissen mussten und die Anderen gingen weiter ihrer Arbeit nach. Die Stämme mussten zersägt werden und dann in Scheite gehackt. Stapeln durften die Neuen, so waren die erfahrenen Männer eingeteilt zum Hacken und alles ging gleich viel zügiger voran. Coyote hatte sich beim Durchreiten der Stadt umgesehen und hatte festgestellt, daß hier einige Blonde herumliefen und fast alle Bärte wegen der Kälte trugen. "Lässt du dir auch nen Bart wachsen ?" fragte er Karl neckend und strich sich selber übers Kinn, weil es schön glatt war.

"Das hättest du wohl gern, Hm ? Vergiß es – ich mag so ein Kinngemüse nicht, auch wenn es bei der Kälte hilft." Es gab wenig, das Karl so sehr haßte wie seinen Bartwuchs, denn es erinnerte ihn immer an seinen Vater und dessen traditionell gepflegten Vollbart. Dann kamen sie am Hotel an und der junge Deutsche stieg ab, nahm die Satteltaschen und nickte dem Pferdejungen zu, der ihre Hengste gleich in den Stall des Hotels führte. "Bin ja mal gespannt, wie die Zimmer hier sind ..."

"Schade." hatte Coyote nur gemurmelt, dann folgte er Karl in das Hotel. Der erste Eindruck war sehr rustikal und so würden sicher auch die Zimmer sein. "Wir sollten uns eine Hütte mieten, ich hab gesehen, daß noch welche zu haben sind." Coyote mochte zwar das Rustikale, aber ihm war es hier definitiv zu voll. Allein im Empfang war es so voll, daß es stickig wurde.

Karl bereute es sichtlich, daß sie hierhergegangen waren und drehte sich auf dem Absatz um, schnappte sich auch seinen Gefährten und zog sie wieder nach draußen zu ihren Pferden. "Verdammt – das darf doch nicht wahr sein, oder ? Hütte klingt gut – sehr gut sogar. Komm, gehen wir zum Kontor, dort werden sie vermietet." Noch während er sprach, legte er die Satteltaschen wieder auf und stieg auf, denn auch er wollte weg von dieser Rotte an Menschen.

Wie immer folgte ihm Coy und sie ritten zurück, um dann vor dem Kontor abzusitzen. Jetzt war es schon deutlich leerer, denn der erste Andrang war vorüber. Sie banden ihre Pferde an und als sie den Raum betraten, war Leandro das Erste, was Coyote erblickte. ‚Na, das war ja einfach.' stellte er in Gedanken fest und grinste innerlich. Er musterte den Spanier unauffällig und musste feststellen, daß das Bild, welches sie bekommen hatten, dem Mann nicht gerecht wurde. Jetzt zierte eine Narbe dessen Wange; die Flucht hatte ihm gutgetan, er sah nicht aus wie ein verzogener Sohn eines eitlen Gutsherren.

Der junge Spanier sah kurz hoch, als die neuen Kunden eintraten und senkte mißtrauisch eine Braue ... doch dann widmete er sich wieder den Zahlen, während der Kontorbesitzer zu den beiden Neuankömmlingen kam und sie fragte, was sie wünschten. Er war jedoch sehr verblüfft, als Karl ihm sagte, daß er eine der leicht außerhalb gelegenen Hütten samt dem Grundstück kaufen wollte – das Bündel Geldscheine ließ ihn aber sofort sehr höflich werden und er führte den Blonden etwas weiter nach hinten und begann die Verhandlungen. Karl wußte gut, auf was er achten mußte ... und so dauerte es ein wenig, bis er ein geeignetes Objekt erhandelt hatte und mit dem Kontorbesitzer aufstand, um es zu besichtigen. Es war nicht oft, daß ein so lohnendes Geschäft getätigt wurde und so behandelte der Mann seine Kunden mehr als nur zuvorkommend.

Und er ritt mit ihnen ein Stück aus Dawson hinaus und öffnete die Hütte. Das Grundstück drumherum hatte einen Hektar, es lag am Waldrand und die Hütte sah von außen recht annehmlich aus. Als sie eintraten, nickte Coyote sacht. Die Hütte hatte einen Hauptraum und ein Schlafzimmer, das mit einer halbhohen Wand abgetrennt war. Die Hütte war sauber, es war ein richtiges Blockhaus und kein Bretterschuppen, wie man sie hier oft sehen konnte.

Auch Karl sah mit einem Blick, daß diese Hütte nicht nur Wertarbeit, sondern auch gut gewartet war ... der Stall an der Seite und der Schuppen daran waren nur noch Bonuspunkte, die ihm den Kauf versüßten. "Okay – ich nehme sie, inklusive genug Holz, daß wir gut über den Winter kommen. Ich reite mit ihnen zurück zum Kontor, mein Freund wird schon hierbleiben und alles einräumen. Ich möchte das so schnell wie möglich erledigt wissen, damit wir noch das besorgen können, das wir noch brauchen." Gerade das war Karl sehr wichtig – denn er konnte sich denken, daß die Vorräte, die mit dem Treck mitgekommen waren, nicht sehr lange reichen würden.

"Natürlich, ich werde, wenn wir zurück sind, gleich Jemanden schicken, der dann Holz bringen wird." erklärte der Mann und ritt dann mit Karl zurück, um die Formalitäten zu klären. Wie gesagt, schickte er zwei Laufburschen, der Eine erledigte die Holzbestellung, der Andere die Einkäufe an Lebensmitteln. Der Vorarbeiter teilte Samuel und einen der Neuen dazu ein, das Holz zu bringen, und so wurde schon gut abgelegenes Holz auf drei Wagen verladen und Sam und der Neue brachten es zu der Hütte, wo sie von Coyote empfangen wurden. "Baut es neben der Hütte und im Schuppen auf." bat er und musterte den blonden Mann mit dem Bart. Sanfte, grüne Augen blitzen unter dem blonden Haaren hervor und das veranlasste ihn dazu, den Mann im Auge zu behalten. Er bemerkte aber auch, daß der Andere noch nicht lange dabei war, er trödelte absichtlich und so machte der Blonde die meiste Arbeit, ohne sich darüber zu beschweren. "Hey du ! Mach was schneller, der Blonde soll nicht alles alleine machen."

Ertappt blickte der Säumer auf und arbeitete gleich schneller, damit sie die Wagen schneller leer bekamen. Es schmeckte ihm zwar nicht, sich von einem Indianer herumkommandieren zu lassen, doch selbst er war nicht dumm genug, zu widersprechen, da diese Kunden schließlich bei seinem Arbeitgeber gekauft hatten und Arbeit knapp war. Im Kontor hingegen nickte Karl zufrieden und ließ sich die beiden Schlüssel zu der Hütte geben, überreichte im Gegenzug einen stattlichen Teil seines Geldes und unterschrieb die Kaufurkunde, deren Zweitschrift der Inhaber des Kontors behielt. "Es war mir ein Vergnügen, mit ihnen Geschäfte zu machen, Mister." Er gab ihm noch die Hand und drehte sich dann um, warf Lea noch einen musternden Blick zu und verließ das Kontor dann wieder, während der junge Spanier leicht schauderte.

Derweil entluden Samuel und der Andere den zweiten Wagen ab. Das Holz von dem hatte in dem Schuppen keinen Platz mehr und so stapelten sie es an der Hauswand daneben. Coyote beobachtete die Beiden noch immer und gerade der Blonde hatte sein Interesse geweckt. Dann machte Sam einen kleinen Fehler, und der ganze Holzstapel rutsche weg und fiel um. Sam duckte sich gleich weg, er hatte es noch immer nicht abgelegt und der Neuling wirkte, als würde er gleich explodieren.

"Verdammt, Sam ! Das war jetzt schon das dritte Mal ! Weißt du was ? Du gibst mir die Scheite und ich schichte sie auf, damit das wenigstens diesmal klappt !" Der Braunhaarige war sichtlich wütend – und das war eigentlich auch der Grund gewesen, wieso er so wenig gearbeitet hatte, da er schon geahnt hatte, daß es umsonst wäre.

Coyote hob eine Braue und lachte innerlich. ‚Mann, das war ja ein Kinderspiel.' stellte er fest und beobachtete, wie Sam geknickt tat, was der Andere ihm sagte. ‚Klug ist er wirklich nicht gerade, aber wirklich ziemlich sanft.' dachte er sich, Sam hatte sich entschuldigt und reichte nun brav die Holzscheite, obwohl er schon viel länger bei den Holzfällern war als der Andere. Dann bemerkte Coyote, wie Karl den Weg hinaufkam und ging ihm ein Stück entgegen.

"Ah – wie ich sehe, hat er Wort gehalten, das Holz ist da." Doch dann stutzte Karl und hielt das Pferd an, gerade außer Hörweite der Holzarbeiter, die noch immer die Scheite aufschichteten. "Der Blonde – hast du ihn schon überprüft ? Er sieht irisch aus und wirkt sehr untergeben." Der Instinkt des Deutschen sprang sofort an, als er ihn gesehen hatte und er blickte erwartend zu seinem Gefährten.

"Das ist Samuel, der Andere hatte seinen Namen erwähnt, nachdem Sam versehentlich den Holzstapel umfallen ließ. Kaum war's passiert, ist er zusammengezuckt, als hätte er Angst, verprügelt zu werden. Wir haben wirklich Glück, daß wir Beide am ersten Tag sehen, ohne suchen zu müssen." Coyote sprach leise, obwohl er nicht davon ausging, daß Sam lauschte, er war viel zu sehr in seine Arbeit vertieft.

Karl war inzwischen abgestiegen und nickte kurz, ehe er sich näherneigte und ungesehen von den beiden Holzarbeitern lächelte. "Ja – so haben wir mehr Zeit, uns darauf zu konzentrieren, sie zu beobachten. Ich möchte ein wenig hierbleiben und ausloten, wie hier unsere Möglichkeiten sind – und ob es sich lohnt, hierzubleiben. Außerdem wird bald der Winter hereinbrechen, ich habe uns schon einige Vorräte gekauft und wir sollten Morgen noch mehr besorgen, solange es noch welche gibt." Während er sprach, blickte Karl wieder zu Sam und beobachtete ihn ... er erschien wirklich sanft, ungewohnt sanft, und auch einfach gestrickt.

Aber so war er nun mal, gab weiter Holzscheit um Holzscheit an den Anderen und summte leise ein Plantagenlied. Er verstummte aber, als der Andere genervt maulte, daß er aufhören sollte. "Tut mir leid." wisperte der Blonde und verrichtete seine Arbeit dann schweigend. "Ich glaube, wenn man sagt 'Spring von der Klippe.', dann würde er auch springen." scherzte Coyote ein wenig, brachte das Pferd von Karl in den noch offenen Stall und stellte es zu seinem auf den kleinen Paddock.

Nach einem letzten Blick auf die beiden Arbeiter folgte ihm der junge Deutsche und überlegte ... dann kam er zu Coyote und zog ihn an sich, knurrte weich an dessem Hals und legte dann das Kinn auf dessen kräftige Schulter. "Ja ... zumindest fast. Ich denke, er gehorcht Leandro sehr, doch wie sehr, müssern wir herausfinden. Wenn er es wirklich tut, ist es einfach – dann müssen wir uns nur auf den jungen Don konzentrieren. Nun, wir werden es herausfinden – hier ist dein Schlüssel, wir haben zwei bekommen. Ich bin in der Hütte und habe zu tun, achte du auf die Beiden und folge Sam ein wenig."

"Werde ich tun." wisperte Coy und knurrte weich, als Karl ihn küsste. Er erwiderte den Kuß noch, dann lösten sie sich und Coy ging wieder zu den beiden Arbeitern. Sie waren jetzt schon bei dem letzten Wagen und das Holz war ordentlich und stabil gestapelt. Hätte Samuel es weiter gestapelt, hätte man sich Sorgen machen müssen, obwohl er sich sehr bemüht hatte. Aber es war besser so, wie es jetzt war. Es dauerte noch ein wenig, bis die Beiden fertig waren, sich höflich verabschiedeten und die Wagen dann zurück zum Holzplatz schafften. Der Blackfoot-Indianer folgte zu Fuß und er würde dem Blonden eine Zeit lang nicht von der Seite weichen. Daß Sam beliebt war, sah man deutlich, die anderen Männer mochten und respektierten ihn. Samuel hatte gleich Arbeitsschluss und so folgte Coy ihm bis zu der Hütte und beobachtete ihn durch einen Spalt im Fenstervorhang. Der Blonde kochte einen großen Eintopf und Leandro war scheinbar noch nicht da.

Es dauerte aber nicht lange, bis der junge Spanier von der Arbeit kam – sie hatten Heute eher frei bekommen, da der Kontorbesitzer den Verkauf feiern wollte. "Hallo, Sam ... ich bekam früher frei, so haben wir mehr Zeit für uns." Während er sprach, zog Lea die Stiefel und die Jacke aus, verschloß die Türe und kam dann zu seinem Liebsten, um ihn zärtlich lächelnd zu küssen. Man sah ihm an, wie sehr er sich über den frühen Feierabend freute – und daß er ihn mit Sam verbringen wollte.

Der war überrascht und freute sich, daß Leandro schon da war. Er hob ihn ein wenig hoch bei dem Kuss und stellte ihn dann wieder ab. "Das Essen ist aber noch nicht ganz fertig." murmelte er und fluchte im nächsten Moment, weil der Eintopf überkochte. Heute war wirklich nicht sein Tag, er schob den Topf ein wenig vom Feuer und rührte kräftig, somit war das Essen gerettet.

Leise schmunzelnd, schüttelte Lea einfach nur den Kopf und ging zur Türe, nahm ihre Vorräte und brachte sie in die kleine, kühle Vorratskammer, in der sie frisch blieben. "Mach dir keine solchen Sorgen, mein Herz ... es wird schon wieder." Er kannte solche Tage gut genug – manchmal gelang Sam wirklich alles, doch manchmal hatte er auch Tage, an denen ihm alles schieflief.

"Ich hab Heut schon einen Stapel Holz umgeworfen. Wir haben den Männern, die das kleine Haus gekauft haben, Holz geliefert. Mann, ich dachte, Johan haut mich blau." Sam erzählte einfach und rührte den Eintopf um, dann stellte er auf die Nachbarplatte den Wasserkessel, damit er sich vor dem Essen noch waschen konnte.

Leise seufzend, kam Lea zu seinem Gefährten und drehte ihn zu sich um, koste ihm sacht über die breite Brust und blickte ihm ernster werdend in die Augen. "Laß dir nicht immer so viel gefallen, mein Herz ... du läßt dich viel zu oft ausnutzen. Und vor allem habe keine Angst vor ihnen, du bist doch um so vieles stärker als Johan oder die anderen Arbeiter. Ja ? Ich mache mir einfach Sorgen um dich ..."

"Aber ... ich will nicht wieder Jemanden wehtun." Er mochte es nicht, ihm selber war viel zu oft wehgetan worden. "Da arbeite ich lieber ein wenig mehr. Mach dir keine Sorgen." fügte er an und gab Lea einen sanften Kuss auf die Stirn, dann nahm er den Kessel vom Herd und füllte das warme Wasser in die Waschschüssel. Draußen lauschte Coyote noch immer, es war wirklich erstaunlich, wie sanft der Blonde war. Er sah zu, wie Sam sich auszog und nickte zu sich, als er die vielen Narben auf dessen Körper sah. Wie es aussah, war er wirklich oft wegen seiner langsamen Art bestraft worden. Coyote hatte genug gesehen und entfernte sich wieder.

In der Hütte seufzte Lea leise, kam zu dem Größeren und berührte eine der Narben, schloß einen Moment die Augen, und erinnerte sich, wie er ihm diese Narbe geschlagen hatte, als sie noch Kinder waren. "Du bist so eine herzensgute Seele, Sam ... manchmal schäme ich mich dafür, wie ich dich früher behandelt habe, es ist gut, daß ich meinen Fehler eingesehen und ihn abgelegt habe. Komm, ich trockne dich ab, mein Herz – dann essen wir und reden über unseren Tag, Hm ?" Der junge Spanier blickte hoffnungsvoll zu ihm auf und lächelte wieder, berührte ihn nun am Herzen und nahm dabei das Tuch auf, das sie immer zum Trocknen nahmen.

"Ist gut." Der Blonde stimmte zu, er mochte die ruhigen Abende, in denen sie redeten. Coyote hatte die Worte Leandros gerade noch mitbekommen, er lief rasch zurück zu dem kleinen Haus. Es dauerte ein klein wenig, bis er wieder da war, dort angekommen trat er leise ein und zog seine Stiefel aus. "Dieser Sam ist wirklich sanft wie ein Lamm, so etwas habe ich wirklich noch nicht erlebt."

Nun doch ein wenig überrascht, blickte Karl von seinen Unterlagen hoch und musterte den jungen Blackfoot, der sich ihm gegenüber an den Tisch setzte. "Du bist wirklich beeindruckt, Coy ... das geschieht selten. Erzähle mir mehr, während wir essen." Der Deutsche hatte ihnen vorhin Brot, Hartwurst, Schinken und Käse hergerichtet, da er nicht genau gewußt hatte, wie lange Coyote brauchen würde.

Da das Essen auf dem Tisch stand, bediente Coyote sich, doch bevor er aß, erzählte er. "Das mit dem Holzstapel hatte ich dir ja erzählt. In der Hütte hatte er Leandro davon erzählt und der meinte, er solle sich auch mal durchsetzen. Samuel meinte, er macht lieber mehr Arbeit, als wem wehzutun. Ich vermute, daß er bei dem Kerl, den er zusammengeschlagen hatte, war - um Leandro zu schützen - einen Blackout hatte, anders kann ich mir das wirklich nicht erklären. Und er liebt den Spanier, obwohl der ihm als Kind schon Narben geschlagen hatte. Und Leandro ? Er scheint ein Grossteil seiner Arroganz abgelegt zu haben. Er wirkt recht liebevoll." Erst nach dem kurzen Bericht fing Coy an zu essen, und das mit Genuss.

Nun etwas nachdenklicher werdend, tippte sich Karl mit der Federspitze an die Lippen ... dann notierte er sich noch etwas, legte die Feder zur Seite und schraubte das Tintenfäßchen zu, legte alles an die Seite und nahm sich selbst etwas zu essen. "Eine unerwartete Wendung ... wenn ich mir den Don ansehe und an das denke, was wir über Leandro gehört haben, ist es fast nicht glaubhaft. Die nächste Zeit ist wunderbar dafür geeignet, sie zu beobachten – wir werden ihnen oft genug über den Weg laufen, wenn wir uns mit Vorräten für den Winter eindecken."

Coyote nickte sacht. "Das denke ich auch." Er sagte nicht viel mehr, sie würden die nächste Tage mehr erfahren. Jetzt aber aßen sie gemütlich und dann würden sie das Bett einweihen. Die Hütte war wirklich gut und sie war unter Umständen auch noch ausbaufähig.

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