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”Was für ein Traum ...” 01
 

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Langsam näherte sich der Zeiger der großen Standuhr der zehn und Fry knurrte leise, da er sich schon um einundzwanzig Uhr fünfundvierzig mit dem Dieb verabredet hatte, den ihm ein Freund empfahl. "Verdammt noch eins - wenn er nicht gleich auftaucht, hetze ich die Polizei auf ihn und heuere einen Anderen an !" Es paßte dem jungen Adeligen überhaupt nicht, daß er zwielichtiges Gesindel anheuern mußte um an das zu kommen, das er begehrte ... doch es ging nicht anders, da allgemein bekannt war, daß der neureiche Fabriksbesitzer Stanton Bryser keines seiner Sammlerstücke verkaufte.

“Das sollten sie sich aber nochmal überlegen.” Hinter ihm erklang eine Stimme und dort stand auch der Dieb, den er anheuern wollte. Crow hatte den Mann noch kurz beobachtet und war sichergegangen, daß er keine Polizei im Schlepp hatte. “Ich war schon um halb hier, ich wollte nur sichergehen, daß sie nichts im Schlepp haben ... also, was möchten sie ?” Crow kam nur langsam näher, und sein Gesicht war mit einem schwarzen Tuch verdeckt, damit man es nicht erkannte. Er traute dem adeligen Gesocks nicht, und griff daher zu dieser Maßnahme.

"Eine bodenlose Unverschämtheit !! Wie du überhaupt an Aufträge kommst, wenn du deinen Auftraggebern so mißtraust, ist mir ein Rätsel ! Nun gut, vergessen wir es - ich will, daß du in das Stadthaus des Fabrikbesitzers Stanton Bryser einbrichst, um mir eine seiner Münzen zu bringen. Es ist eine sehr alte Münze, eine griechische ... auf ihr sieht man eine Eule und eine Waage, und sie ist aus Gold. Wenn du mir die Münze bringst, bekommst du fünfzig Dollar - und wenn dich Niemand sieht und den Verlust bemerkt, noch einmal fünzig Dollar dazu. Sollte dir der Gedanke kommen, mit der Münze oder allen Münzen abzuhauen, vergiß es schnell ... verstanden ?!" Fry konnte das einfache Arbeitervolk nicht ausstehen und vor allem nicht das Gesindel, das sich außerhalb des Gesetzes rumtrieb ... doch manchmal brauchte man sie, und dies hier war so eine Situation. Der junge Adelige hatte sein Opfer schon einmal darum gebeten, ihm die Münze zu verkaufen ... doch er wurde abgewiesen und schon fast hinausgeworfen, und diese Niederlage konnte und wollte sich Fry nicht gefallen lassen.

“Ich bin gut genug, daß ich Aufträge bekomme, ein gesundes Mißtrauen ist nicht gerade schlecht, Sir. Und fünfzig Dollar, das ist nicht ihr Ernst, oder ? Mindestens achzig.” Er wußte, daß der Mann genug Geld hatte ... und es gab keinen besseren Dieb als ihn, und das wußte der Adelige nur zu gut. Crow konnte sich das Feilschen gut leisten.

Das wußte auch der junge Auftraggeber - doch er hatte noch eine Trumpf in der Hand. "Das war ein Fehler, Crow ... sicherlich habe ich das Geld, doch wieso sollte ich es an dich verschwenden ? Du bringst mir die Münze und bekommst dafür die vereinbarten fünfzig Dollar, sonst verpfeife ich dich an die Polizei und heuere Malone an. Er soll zwar nicht so gut wie du sein, aber er ist berühmt für seine Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und vor allem feilscht er niemals und erledigt seine Aufträge immer. Wie entscheidest du dich, Kleiner ?"

Crow verzog das Gesicht und seine Augen blitzten kurz wütend, aber er war nicht dumm und nickte. “Das ist ein Argument - ich nehme den Auftrag an.” Er wußte, daß Malone auch ein Dieb war ... aber vor allem war er ein Meuchelmörder, der mit Sicherheit schon einige lästige Menschen für den Adligen hier um die Ecke gebracht hatte. Es zeigte ihm auch, wie hinterhältig sein Auftraggeber war, und er würde sicher nicht nochmal mit ihm zusammenarbeiten.

"Gut. Wir treffen uns Morgen vormittag um zehn Uhr hier wieder - und diesmal solltest du pünktlich sein, denn für jede Minute, die du dich verspätest, ziehe ich dir noch einmal einen Dollar ab, denn ich hasse Unpünktlichkeit." Mit den Worten drehte sich Fry um und schnaubte noch einmal geringschätzig, ehe er aus dem Nebenraum des Lagers trat und seinen Kutscher herwinkte. Er haßte es, sich hier in den schmutzigen Lagern treffen zu müssen, doch noch weniger mochte er das Gesindel bei sich zu Hause sehen und stieg mit seinem Leibwächter ein, um endlich zurück in seine Villa zu fahren.

Der junge Dieb schnaubte, als der Mann weg war, und nahm die Maske vom Gesicht. “Arrogantes Arschloch.” Er konnte seine Wut nur schwer unterdrücken und atmete tief durch. Ihm waren gerade ganze fünfzig Dollar durch die Lappen gegangen, und es ärgerte ihn sichtlich. Aber er mußte sich beruhigen, sonst konnte er sich nicht auf den Einbruch konzentrieren, der noch diese Nacht laufen sollte.

 

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Andernorts ahnte der junge Mann, der diese Nacht bestohlen werden sollte, nichts von seinem Schicksal und pfiff leise vor sich hin, als er sich auszog und die Kleidung säuberlich über den Rücken eines Stuhles legte, damit der Butler sie am nächsten Morgen holen konnte. Es war schon spät und Stinton beeilte sich mit seiner Abendtoilette, da er schon sehr müde war und Morgen viel Arbeit anstand. Doch er erledigte sie gern und ein Lächeln huschte über die Lippen des Sandbraunhaarigen, als er daran dachte, daß er vielleicht eine Verbesserung an der Dampfmaschine seiner Fabrik anbringen konnte, damit sie nicht so oft kaputtging. Doch dann wurde er durch ein Gähnen aus seinen Gedanken gerissen und nickte nur, trocknete sich ab und legte sich so nackt, wie er geschaffen worden war, in das angenehm große Bett unter dem geöffneten Oberlicht, da er die Enge der Nachthemden nicht leiden konnte. Und da er so oder so alleine in diesem Haus lebte und nur seinen Butler und die Köchin als Gesellschaft hatte, war auch keiner hier, der sich darüber beschweren konnte, daß er nachts immer nackt schlief. 

 

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Crow, der eigentlich Jack hieß, machte sich gleich auf den Weg zu dem Haus. Er wußte, wo er es finden konnte, und beobachtete es einen Moment. Innen sah er nur noch den Butler und die Köchin, die gerade zu Bett gingen und nickte leicht, als schließlich überall das Licht ausging und er das Haus ohne Probleme umrunden konnte. Ein großer Baum im Garten weckte seine Aufmerksamkeit und es dauerte nur wenige Augenblicke, bis er hinaufgeklettert war, und mit einem gekonnten Sprung auf dem Dach des Hauses landete. Er hatte gehofft, daß er das fand, was er nun sah, und lächelte kurz. Das Haus hatte Dachfenster, und eines von ihnen war offen. Der Dachboden bot einen perfekten Einstieg, und so zögerte Crow nicht lange und öffnete das Fenster so weit, daß er hineinklettern konnte. Unerwarteterweise landete er aber nicht auf dem harten Fußboden, sondern auf einem weichen Bett, direkt neben einem Schlafenden. ‚Verdammt !’

Als das Bett sich bewegte, begann Stinton aufzuwachen und öffnete ein wenig die Augen - doch als er den Mann neben sich sah, murmelte er nur ein kurzes "Bleib ruhig noch etwas länger ..." und hob den Arm, legte ihn um die Schultern seines vermeintlichen Bettgefährten für die Nacht und zog ihn an sich, seufzte leise und schlief wieder ein, während er sich noch im Halbschlaf fragte, wieso dieser Mann sich schon wieder angezogen hatte. Doch dann versiegten auch diese Gedanken und er seufzte nur, während seine Finger unbewußt über den muskulösen Brustkorb unter der Kleidung streichelten.

Im ersten Moment bekam Jack ein Anflug von Panik, aber er versuchte, ruhig zu bleiben und atmete ruhiger, um sich zu fangen. Allerdings kuckte er bei dem Gemurmel etwas verblüfft und schnaufte erleichtert, als der Adlige wieder einschlief. Er blieb noch einen Moment liegen und hob erst dann den Arm wieder von seiner Brust. “Ich bin kurz auf dem Klo.” wisperte er und stand dann leise auf, um aus dem Zimmer zu verschwinden.

Stinton nickte nur träge bei den Worten, da er durch die Bewegungen wieder leicht aufgewacht war - doch dann schlief er wieder ein und seufzte leise, während sein Arm noch immer an der Stelle lag, an der ihn der Fremde hingelegt hatte. Daß diese Mann jedoch kein Bettgefährte für eine Nacht sondern ein Dieb war, kam dem jungen Fabrikbesitzer nicht ... denn bisher hatte noch Niemand auch nur versucht, hier einzubrechen, da bekannt war, daß er sein Vermögen auf der Bank hatte.

Das wußte auch Jack, und er ging lautlos durch das geschmackvoll eingerichtete Haus. Es war anders als die Häuser, die er bisher gesehen hatte. Es gab keine Erbstücke, und keine finster kuckenden Verwandten an den Wänden. Die Möbel waren neu und wirkten angenehm hell, was durch die Blumen, die überall standen, aufgelockert wurde. Sein Weg führte ihn zum Arbeitszimmer, denn dort vermutete er die Münzsammlung. Dort fand er sie nicht vor und ging weiter in die Bibliothek, in der er endlich fündig wurde. Er zündete eine der Lampen an und ging zu den Vitrinen ... darin lagen zu seinem Erstaunen kaum wertvolle Münzen und er fing an, die Beschriebene zu suchen. Scheinbar reiste der Mann viel und sammelte nur Münzen, weil sie ihn an die Reisen erinnerten. In einer kleinen Schachtel fand er schließlich die gesuchte Münze, und er steckte sie in einen kleinen Samtbeutel. Danach löschte er die Lampe wieder und ging leise zurück in das Dachzimmer, um es durch das Dachfenster zu verlassen.

Doch dabei trat er auf eine durch einen Teppich verdeckte Diele, die lauter aufknarrte und Stinton wachte erneut ein wenig auf, um bei dem Anblick des jungen Mannes, den er kaum in seinem Halbschlaf erkannte, zu lächeln. "Komm doch wieder rein, hm ? Du mußt noch nicht gehen ..."

“Ich muß leider ... schlaf weiter, ich finde hinaus.” Jack ging doch lieber nicht über das Fenster, denn dazu mußte er in das Bett des nackten Fabrikbesitzers, und der würde sicher nicht abgeneigt sein, sich wieder an ihn zu schmiegen. Er zog sich also zurück und verließ das Haus lieber durch die Tür in der Küche, die nach hinten hinausging.

 

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Am nächsten Morgen gähnte Stinton, als er wie gewohnt durch die hellen Sonnenstrahlen geweckt wurde, die durch das Oberlicht fielen. Irgendwie war diese Nacht anders gewesen und er grübelte kurz, ehe er lächelte und aufstand, um sich in dem angrenzenden, luxuriösen Bad seiner Morgentoilette zu widmen. "Was für ein Traum ... ich dachte doch wirklich, daß ich mir Jemanden für die Nacht mitgebracht hätte, dabei ist es doch noch nicht Samstag. Nun, er sah gut aus, zumindest dachte ich es im Traum - schon seltsam, aber es war ein schöner Traum." Dann lachte er und schüttelte den Kopf, ließ sich eine Wanne ein und erleichterte sich, während das heiße Wasser in die Wanne lief.

 

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Jack war noch in seinem Zuhause und stand auch gerade auf. Er war gleich schlafen gegangen und nahm nun nochmal die Münze aus dem Beutel, um sie zu betrachten. Sie hatte einen Prägefehler, und war deswegen wohl so wertvoll. Er steckte sie wieder zurück und wusch sich kurz herab, ehe er etwas Schinken und Brot nahm, um zu frühstücken. Nachher mußte er sich mit dem blöden Fatzke treffen ... am Liebsten würde er auf das Geld scheißen und die Münze zurückbringen, aber dann hatte er einen Killer am Hals, und das konnte er sich nicht leisten.

 

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Besagter Fatzke stieg just in diesem Augenblick in seine Droschke und ließ sich wieder zu der Lagerhalle fahren, in der er sich noch einmal mit dem jungen Dieb treffen wollte. Noch hatte er den Meuchelmörder nicht kontaktiert ... denn oft reichte alleine schon die Drohung, daß seine Handlanger spurten und Fry lächelte höhnisch, denn er hatte sich auf diese Weise schon einige Male größere Summen an Geld sparen können. Sicherlich kostete der Meuchler ihn jeden Monat eine gewisse Summe ... doch dafür besaß er dessen Loyalität und gewährte ihm im Gegensatz Schutz vor der Polizei, die er ebenfalls jeden Monat bestach. Es war immer gut, Beziehungen zu haben und auch das gehörte dazu ... und es scherte ihn nicht, daß er damit einen ganzen Ring an Korruption förderte, da er selbst seinen Nutzen davon hatte. Dann kamen sie an und der Kutscher hielt vor der Halle, da sein Herr ihm befohlen hatte, davor zu warten, während Fry ausstieg und mit seinem Leibwächter in die Lagerhalle ging, um dort auf Jack zu warten.

 

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Der war nach seinem kleinen Frühstück auch schon auf dem Weg, damit er pünktlich war. Diesmal würde er sich früher zeigen, da er schon ahnte, daß der Kerl ihm Geld kürzte, wenn er auch nur eine Minute zu spät auftauchte. Er war sogar so früh, daß er sehen konnte, wie die Droschke auf den Hof fuhr und der Mann ausstieg. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, daß der Mistkerl pünktlich war ... und so setzte er sich auf eine der Kisten und wartete nur, daß dieser die Halle betrat.

Fry fluchte innerlich, als er in die Halle kam und der Dieb schon auf eine der Kisten saß - doch dann nickte er und kam zu ihm, musterte ihn und nickte erneut. "Nun, zumindest muß ich nicht wieder warten ... hast du, worum ich dich geschickt habe ?"

“Natürlich habe ich es.” Crow stand geschmeidig auf und zog den Beutel aus seiner Tasche. Er gab ihn dem Mann aber noch nicht, er wartete erst auf die fünfzig Dollar, die er als Lohn bekommen sollte.

"Idiot - denkst du wirklich, ich gebe dir das Geld für irgendein Geldstück in einem Beutel ? Lege das Geldstück auf den Tisch hier, damit ich es ansehen kann ... und damit du es auch tust, hier sind die fünfzig Dollar. Ist es das gesuchte Stück, dann kannst du sie dir nehmen." Mit den Worten nahm Fry fünf zehn-Dollar-Noten heraus und legte sie auf den Tisch, ehe er darauf wartete, daß Jack die Beute ebenso dorthin legte.

Das tat Jack schließlich auch und er legte die Münze auf den Beutel, damit sie nicht auf dem blanken Tisch lag. “Ich betrüge nicht, das sollten sie wissen.” Eigentlich hatte er einen guten Ruf, aber der Kerl war eh total mißtrauisch.

"Ich habe keine Sorge, daß du mich betrügst - denn du weißt, wen ich dir dann auf den Hals hetze. Nein, ich war mir nur nicht sicher, ob du klug genug bist, mir die richtige Münze zu bringen. Nun, das muß ich dir zugute halten: Du hast deinen Auftrag wirklich erfüllt, dies ist die Münze, die ich will. Hier, nimm dein Geld und dann vergiß, daß du mich jemals gesehen hast." Mit diesen Worten schob Fry ihm das Geld hin und nahm die Münze, drehte sich um und verließ die Lagerhalle mit seinem Leibwächter, um wieder in seine Villa zurückzufahren. Endlich hatte er die letzte Münze, die er für seine griechische Sammlung brauchte - und dies war ihm wichtiger als der junge Dieb aus der Gosse, den er für den Raub angeheuert hatte.

Jack nahm das Geld und verschwand auch gleich aus der Lagerhalle. Dieser Kerl war wie alle Wohlhabenden, eitel und ein Arschloch. Dem jungen Dieb ging allerdings die letzte Nacht nicht aus dem Kopf ... der Mann, den er beraubt hatte, war irgendwie seltsam gewesen, und er wollte ihn sich nochmal ansehen und in dessen Fabrik vorbeisehen.

 

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Währenddessen hatte Stinton schon gefrühstückt und ritt zu der großen Spinnerei, die er besaß, da er dort mit den Mechanikern noch die Verbesserungen durchführen wollte. Gerade daß er seine Faszination für Maschinenbau und Technik mit seinem Beruf vereinbaren konnte, ließ ihn einen jeden Tag in seiner Fabrik genießen ... und auch seine Angestellten genossen es, da er sich um sie kümmerte, gute Löhne zahlte und sich nicht zu schade war, selbst anzupacken.

Jack stand etwas später auch vor der Fabrik und überlegte, ob er einfach hineingehen konnte oder nicht. Die Arbeiter kannten sich bestimmt, und er würde auffallen. Aber er hatte schon eine Idee, und betrat das Gebäude.

Es dauerte auch nicht lange, bis ihn einer der Arbeiter ansprach ... doch als der Fremde ihm antwortete, daß er den Boß suchte, nickte er nur und winkte ihn weiter nach hinten. "Der Boß ist hinten bei den Maschinen - frag dich einfach weiter, ja ?" Dann ging er auch schon weiter, denn er mußte die Baumwollballen in die entsprechenden Maschinen packen.

Jack ging auch weiter und nickte, als er die Arbeiter beobachtete, die motiviert arbeiteten ... den Chef konnte er aber irgendwie nicht sehen. Nur noch einen Arbeiter, der halb in der Maschine verschwand und nach einem Werkzeug tastete, das viel zu weit weg lag. Jack überlegte kurz, nahm den Schraubenschlüssel und legte ihn in die tastende Hand.

"Ah, danke - und gib mir noch die Rohrzange und den Hammer, ja ? Danke dir." Stinton dachte, es wäre einer der  Mechaniker, der ihm den Schraubenschlüssel gegeben hatte und zog die große Schraube fest, ehe er den Schlüssel an die Seite legte, die Rohrzange und den Hammer annahm und sich noch einmal bedankte. Die großen Schrauben der Maschine saßen ziemlich fest und es brauchte etwas Kraft, um sie zu lockern ... doch der junge Fabriksbesitzer schaffte es und grinste, als er sich wieder aufrichtete. Dann stutzte er jedoch, denn dieses junge Gesicht kam ihm nicht bekannt vor. "Bist du neu hier ? Ich habe dich bisher noch nicht gesehen ... aber danke, mit deiner Hilfe ist es schneller gegangen."

“Ich bin nicht neu. Ich suche eher einen neuen Job, und hab daher den Chef gesucht. Aber das sind sie, nicht wahr, ich habe sie so nicht ganz erkannt, Sir.” Jack kam die Idee mit dem Job und selbst wenn er einen bekam, es wäre halb so wild da er sich bei schlechter Auftragslage auch als Tagelöhner anbot, um Geld zu verdienen.

Als er das hörte, erhellte sich das Gesicht Stintons und er grinste, als er den jungen Mann vor sich musterte, der nur ein wenig kleiner und schlanker war als er selbst, und damit genug Kraft für die Fabrik hatte. "Das ist wunderbar, denn ich brauche Arbeitskräfte. Du kannst es dir aussuchen ... ich suche einen Mechaniker, der mithelfen kann, die Maschinen zu warten, und ich suche kräftige Männer, die bei den Baumwollballen helfen. Beide Jobs werden gut bezahlt und ich versorge die Arbeiter hier auch ärztlich, sollte ihnen etwas passieren. Was meinst du ? Du könntest schon Heute anfangen, die Löhne werden wöchentlich in bar ausgezahlt."

“Also technisch bin ich glaube ich, nicht so begabt. Und ist das ihr ernst mit dem Arzt, Sir ?” Jack konnte es kaum glauben, aber er sah auch, wie gern hier alle arbeiteten, das Klima war angenehm.

Als er das ungläubige Gesicht des jungen Mannes sah, lachte Stinton leise und nickte, ehe er sich bei einem der Arbeiter bedankte, der mit einer Schüssel Wasser und einer Seife zu ihm kam, damit er sich die Hände waschen konnte. "Ich bin kein solcher Ausbeuter wie die anderen Fabriksbesitzer und Adeligen - sie verstehen nicht, daß ein Mensch, der arbeitet, auch essen und schlafen muß, anständige Kleidung braucht und eben manchmal auch einen Arzt. Ich sorge gut für meine Arbeiter, deshalb gibt es kaum Ausfälle und alle arbeiten so gut, daß ich genug verdiene und sie noch besser bezahlen kann. Also wenn du magst, kannst du sofort bei den Baumwollballen anfangen, die Arbeit ist nicht schwer und du lernst es schnell. Wie heißt du eigentlich ? Du kannst mich Boß nennen, wie alle hier ... auch wenn sie wissen, daß sie das nur müssen, wenn ich Besuch bekomme." Während er sprach, wusch sich Stinton das Schmieröl von den Händen und trocknete sie ab, bedankte sich bei dem Arbeiter und nahm dann von einem Anderen sein Jacket entgegen, um es über seinen Unterarm zu legen.

“Jack ist mein Name. Es freut mich, daß ich für sie arbeiten darf.” Jack lächelte leicht und merkte, daß er sich wirklich freute. Allerdings würde er seiner Arbeit als Dieb trotzdem noch weiter nachgehen. “Gibt es einen Arbeitsvertrag ?” Das wollte Jack schon gern noch wissen.

"Natürlich gibt es einen ... ich stehe zu meinem Wort, aber es ist immer gut, wenn man auch alles schriftlich hat. Auch da unterscheide ich mich von meinen Mitarbeitgebern, ich weiß ... aber ich stehe dazu." Während er sprach, ging Stinton mit Jack zu einer Treppe an der Seite der riesigen Halle, die zu dem Büro hochführte, lief sie leichtfüßig hinauf und trat ein, um seine Sekretärin zu begrüßen und um zwei Arbeitsverträge zu bitten. Dann betrat er sein eigenes Büro und hängte sein Jacket an einem schön geschwungenen Haken auf, ehe er Jack den Sessel vor seinem Schreibtisch anbot. "Setz dich - Molly bringt gleich die Verträge, möchtest du etwas Tee ?"

“Danke, Nein.” Jack lehnte den Tee ab, denn er wollte nicht zu dreist erscheinen. Er war hier ja schon einfach eingefallen und hatte um einen Job gebeten, den er eigentlich nicht unbedingt gebraucht hätte. Aber es war doch gut, ihn jetzt zu haben, es verschaffte ihm eine ärztliche Versorgung.

Stinton sah, daß sein Gegenüber es höflich meinte und lächelte, ehe er sich selbst Tee einschenkte und sich dann bei seiner Sekretärin bedankte, als sie ihm die beiden Verträge und eine neue Akte brachte. "Gut, dann fangen wir an ... ich brauche einige Daten von dir, die ich in die Verträge eintrage, und dann besprechen wir die einzelnen Punkte wie den Lohn, die Auszahlungweise, die Kündigungsfrist und all das. Gut, fangen wir an ..." Auch wenn der junge Fabriksbesitzer nicht viel Wert auf viele Informationen legte, da er gerne den Charakter abschätzte, einiges mußte er wissen und so begann er lächelnd damit, Jack zu fragen, und die Verträge auszufüllen.

 

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