Balken01a


”Obsidian Butterfly” 08
 

backset3line

}|{

Einige Zeit später, die sie mit Gesprächen über die Führung und Einteilung der Wachleute verbracht hatten, wurden sie mit dem Essen fertig und Kiros nickte, als er den letzten Schluck seines Weines ausgetrunken hatte. "So gern ich auch mit euch rede - kann ich Farin sehen ? Ich mache mir um ihn Sorgen, er war nach der Heilung sehr erschöpft."

Das war auch verständlich und Onderon nickte. "Toola wird dich zu ihm bringen und dann gleich etwas leichtes zu essen aus der Küche holen." Ein Blick zu dem Elfen reichte und er kam gleich zu Kiros, um ihn zu begleiten. "Gibt es Vorlieben, die euer Gefährte hat ? Dann kann ich sie berücksichtigen, Herr."

Die Eifrigkeit des kleinen Elfen war bewundernswert und Kiros schmunzelte, als er Toola über den Haarschopf wuschelte, während sie durch die Gänge der Burg gingen. "Am Besten bringst du uns etwas von dem Braten und vielleicht ein wenig Eintopf, wenn es welchen gibt, Kleiner." Dann wandte er sich zu Tark, der bisher schweigend neben ihnen gegangen war und seufzte innerlich, ehe er das Wort an ihn richtete. "Ich habe damals nur meine Pflicht getan, Tark; ich wußte nicht, daß du ein Folterer bist. Und um ehrlich zu sein ... ich dachte, ich hätte dich getötet." Der Einäugige nickte nur und schloß für einen Moment sein Auge, ehe er zu Kiros blickte und hart lächelte. "Nun - du hast es auch fast geschafft. Aber ich überlebte und kam zu Onderon ... und er will mich trotz meines Makels. Lassen wir es fallen, Kiros - es behindert nur unsere Zusammenarbeit und wie du weißt, schätzt meine Zucht die Effizienz mehr als die Rache." Der Rotblonde nickte und da die Sache für sie beide nun gegessen war, würde er es auch nicht mehr ansprechen. "Ah - wie ich sehe, ist das Zimmer am Ende das von dir und Onderon, nicht wahr ? Und das Zimmer davor das von Erik und Auron, also muß das hier das Zimmer für mich und Farin sein." Tark nickte nur, denn es bestätigte ihm, daß Kiros eine gute Beobachtungsgabe hatte, und so klopfte er kurz an der Türe und öffnete sie, um Auron leise anzusprechen. "Wie geht es ihm ?"

"Er schläft." Auron saß am Bett und musterte den silberhaarigen Jüngling. "Er hat sich wirklich sehr verausgabt. So ein spontanes Erwachen der Magie ist nicht ohne und raubt viel Kraft. Ich denke, deine Nähe wird ihm guttun."

Bei den Worten seufzte Kiros leise auf und nickte, ehe er sein Schwert ablegte und sich zu Farin ans Bett setzte, um ihm einen sanften Kuß auf die Lippen zu hauchen. Es schmerzte ihn, daß sein junger Liebster sich so verausgabt hatte ... doch er war ihm unendlich dankbar dafür, denn so konnte er weiterhin für ihn da sein. "So gerne ich bei ihm bleiben würde, es ist noch nicht möglich. Ich muß mich um meine Aufgabe kümmern, gerade jetzt ist es wichtig daß eure Wachen lernen, daß ich nicht so nachlässig bin wie der letzte Hauptmann, den sie hatten. Und ich will nicht, daß sie erkennen, daß meine einzige Schwachstelle Farin ist, deshalb werde ich sie nun ein wenig einweisen. Aber sobald ich fertig bin, komme ich wieder ... sollte er vorher aufwachen, erkläre es ihm bitte, Auron." Tark hatte es sich schon gedacht und nickte kurz, ehe er Auron erzählte, was sich in der letzten Stunde ergeben hatte.

Das erklärte viel, und Auron nickte. "Ich bleibe hier bei ihm. Ich vermute ja, daß er nicht so bald aufwacht, er muss viel Kraft auftanken. Ohne dieses Missgeschick wäre seine Kraft nur mühevoll erwacht. Eigentlich war es gut, daß es geschah." Auron sah es jetzt als sehr glücklichen Zufall, der alles etwas leichter machte.

"Auch wenn es jetzt ein wenig dumm klingt - ich auch, so habe ich es leichter mit den Wachen und ich denke, für meinen Hübschen ist es nun auch einfacher geworden. Ich vertraue dir, Auron ... und ich denke, du enttäuschst mich nicht." Mit den Worten stand Kiros wieder auf und nahm sein langes Schwert, legte sich den Gurt wieder über die Schulter und nickte noch einmal respektvoll zu Tark, ehe er ging und die Türe leise hinter sich schloß, um in den Hof und zu den wartenden Wachen zu gehen. Der Folterer blickte zu dem schlafenden jungen Dunkelelfen ... und für einen Moment sah man ihm an, wie erschöpft er war, ehe er sich wieder fing und kurz nickte. "Ich lege die Verantwortung für seine Ausbildung in deine Hände, Auron ... du bekommst alles, das du dafür brauchst, doch ich möchte, daß der Junge seine Heilkraft baldmöglichst einzusetzen lernt. Es ist ein unschätzbarer Vorteil - und es gibt dir eine Möglichkeit, schon für deinen Sohn zu üben."

"Ich weiß, und ich werde meine Aufgabe sehr ernst nehmen. Wichtig ist, daß wenig nach außen dringt. Auch wenn er nicht bei unseren Volk aufwuchs ... wenn sie herausfinden, was er kann wäre es möglich, daß sie ihn haben wollen. Die Gabe ist zu selten und würde ihn rasch in den Rängen aufsteigen lassen, damit er Nachkommen zeugt, die ebenso diese Magie tragen." Auch die Dunkelelfen waren nicht dumm und würden die Gabe nutzen. "Es gibt nicht mehr viele von uns, und Heiler ... einen vielleicht."

Auch Tark hatte schon daran gedacht und setzte sich nun mit leicht gerunzelter Stirn auf den Stuhl neben dem Bett, um kurz über das Problem nachzudenken. "Daran dachte ich auch schon - und ich denke, ich werde den neuen Sklaven die Zungen abschneiden und ihnen zusätzlich die Erinnerung an Farin nehmen. Wir werden ihm spezielle Kleidung machen lassen müssen ... leichte Stoffe, die seinen Körper verhüllen und dennoch betonen, eine spezielle, feinere Maske als die deine und auch feine Handschuhe und Stiefel, die nicht zu schwer sind. Er sollte die meiste Zeit in der Burg bleiben und dort seinen Arbeiten nachgehen ... er ist Tänzer, hast du das gewußt ? Ich hoffe, er wird diese Begabung weiter verbessern und es uns vielleicht auch einmal zeigen. Wer weiß, was er noch für Talente besitzt ... doch ich möchte ihn auf jeden Fall mit dir in der Folterkammer haben, es wird ihm so gut tun wie es dir gutgetan hat, mein schöner Dunkler."

"Nun, wir werden es sehen. Er ist noch sehr jung, in meinen Augen noch ein Kind, das gerade in die Reife kommt. Seine Fertigkeiten werden sich noch stark entwickeln, wenn wir ihm die Möglichkeit dazu geben ... und die Folterkammer ? Ich bin sicher, er hat es im Blut und erträgt den Anblick." Auron erinnerte sich gut an die ersten Male, wo er dabei sein durfte und er musste zugeben, einiges hat ihn doch sehr erregt.

Das wußte der Einäugige noch gut - und er erinnerte sich mit einem kurzen, genießenden Lächeln daran, wie er wiederum die Lust des Dunkelelfen ausgekostet hatte. "Ich hoffe, er findet so viel Gefallen daran wie du, Auron ... es ist immer wieder schön, die Freuden eines geöffneten Körpers mit einem Anderen teilen zu können. Und ja, ich stimme dir zu - er wird sich noch stark entwickeln und ich möchte, daß sein Potential hier voll erwachen kann, so wie auch bei dir. Ich bin sicher, Farin wird gerne dabei zusehen, wie ich den neuen Sklaven die Zungen und die Erinnerung nehme ... dabei kannst du ihm auch erklären, was er fühlt, denn seine Heilmagie wird es ihm zeigen." Alleine schon die Möglichkeiten, die sich dadurch boten, waren fast schon grenzenlos - und für einen Folterer wie Tark ein nicht endender Quell neuer Ideen.

Etwas, das Auron ahnte, denn mit der Hilfe von Farin konnte Tark an die letzten Grenzen stoßen und wissen, wann er zu weit ging. Und wenn Farins Kräfte groß genug waren, könnte er auch wiederbeleben. "Wenn er sehr stark wird, kann er auch wiederbeleben, nachdem er einen Körper geheilt hat. Aber der Tod darf nur wenige Minuten dauern."

"Das ist möglich ? Bei Morian, die Möglichkeiten ... doch es wird noch viel Zeit vergehen, ehe es soweit ist, nicht wahr ? Nun, ich habe Geduld und kann warten - und wenn ich es richtig einschätze, wird Farin früh genug soweit ausgebildet sein, daß er die Lebenszeit von Onderon und mir etwas verlängern kann. Doch nun genug davon, das liegt noch in der Ferne. Wichtiger ist, daß er sich erholt und wohlfühlt ... bitte achte darauf, daß du nicht in deine anerzogenen Verhaltensmuster fällst, Auron. Er kennt sie nicht und wie du gesehen hast, besitzt er einen ausgeprägten, eigenen Willen. Natürlich liegt das an Kiros, er hat es gefördert - doch ich denke, daß der Grundstein dafür in seiner Sklavenzeit gelegt wurde, kein Dunkelelf ist dafür geschaffen, zu kuschen. Und nun, da er frei ist, wird er sich nichts mehr sagen lassen - nur von Kiros, denn ihn achtet er als seinen Gefährten. Es ist wichtig, daß er dich als Freund und Mentor sieht, fast wie einen älteren Bruder ... auf die Weise kannst du effektiver arbeiten und ihn besser anlernen." Daß es auch für Auron eine Möglichkeit bot, sich weiterzuentwickeln und zu verbessern, sagte Tark nicht - denn er wußte, daß Auron klug genug war, das selbst zu erkennen.

"Ich werde mich bemühen, alles richtig zu machen. Ich finde ihn recht nett, und während der Reise habe ich mich schon an ihn gewöhnt." Auron wirkte trotzdem nachdenklich, während er sprach, und traute sich schließlich. "Bitte denkt nicht daran, eure Lebenszeit zu verlängern. Ich weiß, es ist der Wunsch sehr vieler Menschen, aber es kann auch schlimme Folgen haben, wenn er noch nicht wirklich soweit ist und man den Moment zu früh wählt." Er sorgte sich um seine Herren und wollte nicht, daß etwas passierte.

Eine Sorge, die Tark zeigte, wie treu ihnen dieser Dunkelelf inzwischen war. "Mach dir deshalb keine Gedanken, Auron - Onderon und ich sind gerade am Anfang unserer Blüte, wir haben noch mindestens fünzig bis hundert Jahre Zeit, ehe wir uns darum Gedanken machen müßten. Und in dieser Zeit kann Farin sehr viel lernen, zumindest so viel, daß er weiß, ob es geht oder nicht. Meine Zucht forscht schon sehr lange nach einer geeigneten Möglichkeit ... und wir wissen, daß so etwas nur geht, wenn der gesamte Körper noch in gutem Zustand ist. Wenn jemand verschwenderisch lebt und seine Organe angegriffen sind, ist es sinnlos, einen Heilmagier dazu zu zwingen, ein Organ zu heilen - es versagt trotzdem, da man aus beschädigtem Gewebe nur erneutes, beschädigtes Gewebe schaffen kann. Auch der Körper tut es, wenn er eine Wunde heilt und sich eine Narbe bildet." Der Folterer hatte sich ebenso wie sein eigener Mentor und der davor eingehend mit diesem Thema befaßt - und er war realistisch genug, um zu wissen, worauf er sich einließ. Doch dies war das erste Mal, daß er es Auron erzählte, denn es war ein tief gehütetes Geheimnis, das bisher nur sein Sohn Roc mit ihm teilte.

Daß sich Tark damit befasste, hatte Auron nicht gewusst und er merkte, daß der Folterer es sehr ernst nahm und das sah er wirklich an dem gesunden Essen, welches sie alle zu sich nahmen und der generellen Gesundheit seiner Herren. Daß Tark ihm vertraute und das erzählte, bedeutete Auron viel, und er nickte. "Ich verstehe und ich danke dir, daß du mir das anvertraust."

"Ich denke, du verstehst, wie wichtig diese Informationen sind, Auron ... ich mußte mir erst sicher sein, daß du uns wirklich völlig treu bist. Doch inzwischen bin ich mir sicher, denn ich sehe deinen Genuß, wenn wir uns in der Folterkammer vergnügen ... deine Zufriedenheit, wenn du deinem Sohn beim Wachsen zusiehst und auch deine Verbundenheit mit Erik. Und nun haben wir einen hervorragenden Ersatz für den Idioten, den wir zuletzt als Hauptmann hatten - und mit Farin einen zweiten deiner Art, der uns mit seinen Fähigkeiten helfen kann." Alleine die Vorstellung ließ ein hartes Lächeln auf den Lippen Tarks erwachen, doch dann wurde er wieder überganglos ernster, als er sah, daß Farin sich leicht rührte.

Die letzten Gespräche hatte Farin unbewusst mitgehört und die Bewegung, die Tark sah war ein leichtes Zittern, da er nun Angst hatte daß man ihm böse war, daß er alles mitangehört hatte. Seine Augen öffneten sich und er sprach leise. "Bitte verzeiht, ich hab nicht lauschen wollen." Seine Stimme war noch etwas erschöpft, und er fühlte sich irgendwie erschlagen.

"Das hast du nicht, Junge - ich wünsche nur, daß du das, was du gehört hast, für dich behältst. Und bevor du frägst ... natürlich kannst du Kiros einweihen, er ist nun Hauptmann unserer Wachen und arbeitet für uns. So wie auch du für uns arbeiten kannst, wenn du es möchtest - ich empfehle es, denn hier brauchst du dir keine Sorgen wegen deiner Herkunft zu machen. Auron ? Übernimmst du ab hier ?" Es war vielleicht besser, wenn dieser von jetzt an das Gespräch übernahm, da Farin ihn schon ein wenig länger kannte.

Auron nickte, und streichelte dem jungen Elfen kurz das Haar zurück. "Ich erkläre dir alles. Kiros wird bald wieder bei dir sein, er geht schon seinen Pflichten nach." Nebenher kam Toola und brachte einen Eintopf, den Farin löffeln konnte, während Auron weiter erklärte. Daß sie beide hierblieben stand definitiv fest, und sie waren wirklich willkommen.

}}|{{

 

Website Design Software NetObjects Fusion
Bar08
Bar08b